6. Kapitel

Zur gleichen Zeit stand Prue vor dem Gerichtsgebäude inmitten einer Medienmasse. Zahlreiche Fotografen und Reporter hatten sich versammelt, um über den spektakulären Mord an einem Geistlichen zu berichten. Prue sah sich um und wartete auf ihre Kollegin Vivian, die als Reporterin vor Ort war. Sie erblickte sie sofort, als sie auf ihren hohen Stöckelschuhen, die sie trotz ihrer Größe von 1,78 trug, durch die Menge schritt. Prue und Vivian waren nicht die besten Freundinnen, nach Prues Meinung war die junge Frau zu sehr von sich eingenommen. Sie kam aus einer der reichsten Familien von New Orleans und hatte ihren Job nur den Beziehungen ihrer Familie zu verdanken. Und obwohl es weitaus fähigere Reporter bei der Zeitung gab, zweifelte niemand daran, dass Vivian die Karriereleiter im Sprung nach ober klettern würde.

„Prue, da bist du ja endlich."erklärte Vivian, als wäre nicht sie es gewesen, die zu spät gekommen war. „Wir müssen endlich ins Gebäude, sonst verpassen, wir noch etwas."Sie stürmte durch die Menge und Prue folgte ihr in einigem Abstand.

Einige Minuten später waren sie endlich im Gebäude angekommen. Auch hier warteten bereits zahlreiche Medienvertreter, die sich gerade auf einen Polizisten stürzten. Prue und Vivan blieb keine andere Wahl, als am Rand zu warten und zuzusehen, wie der Mann sich gekonnt an den Reportern vorbeischlängelte und auf sie zukam. Zu Prues Überraschung erkannte sie in dem mittelgroßen Mann mit den kurzen braunen Haaren Paul Hennen. „Paul"meinte sie überrascht, „seit wann bist du wieder in der Stadt?"

Der Polizist blickte auf und ein Lächeln erstrahlte in seinem Gesicht. „Prue, wie schön dich wieder zu treffen,"meinte er, doch bevor er weiterreden konnte, hatte Vivian ihm bereits ihr Aufnahmegerät unter die Nase gehalten, augenscheinlich übte sie schon für ihre zukünftigen Auftritte im Fernsehen. „Sie haben also die Leiche gefunden?"

Paul sah sie irritiert an. „Kein Kommentar."erklärte er steif und wandte sich wieder Prue zu. „Ich wollte mich schon bei dir melden, aber ...."

Doch so leicht ließ sich Vivian nicht abdrängen. „Handelt es sich Ihrer Meinung nach um einen Ritualmord an Geistlichen?"

„Ich sagte Ihnen doch bereits, dass ich Ihnen keine Fragen beantworten kann."erklärte er strikt.

Vivian zuckte die Schultern. „Jetzt stellen Sie sich doch nicht so an." meinte sie empört.

Paul schüttelte den Kopf. In diesem Moment öffnete sich eine Tür des Gerichtssaales und die Angeklagte wurde herausgeführt. Vivian ließ sofort von Paul ab und fuhr Prue an. „Prue, so geht das nicht, Privatgespräche gehören in deine Freizeit. Wir brauchen Fotos."

Prue warf Paul einen vielsagenden Blick zu und stürzte sich mit Vivian in die Menge.

Kurze Zeit später standen sie wieder vor dem Gerichtsgebäude und Vivian schaute unglücklich drein, sie hatte bisher nichts spektakuläres in Erfahrung bringen können, was ihr gar nicht gefiel. Paul Hennen und Judys Freund Robert hatten sich zu ihnen gesellt und Robert hatte Vivian deutlich klargemacht, dass weder er noch Robert ihr als Polizisten irgendeine Fragen beantworten würden.

Prue blickte zurück zum Ausgang und sah plötzlich noch ein bekanntes Gesicht aus dem Gerichtsgebäude kommen. „Cole," meinte sie überrascht, „was machst du denn hier?"

Cole erblickte sie ebenfalls und kam auf sie zu. Die Anklageerhebung war genauso verlaufen, wie er es sich gedacht hatte. Amy war nicht gegen Kaution freigekommen und David Morgan hatte mit einem zufriedenen Grinsen den Saal verlassen. Immer noch ein wenig frustriert erklärte er „Arbeiten, was sonst."

Bevor Prue darauf antworten konnte, war schon Vivian zur Stelle und hielt Cole ihr Aufnahmegerät vors Gesicht. „Sind Sie der Anwalt von Amy Carey?"

Cole schaute sie verblüfft an. „Haben Sie kein Mikrofon, oder sind Sie nicht vom Fernsehen?" „Nein ich bin von der schreibenden Zunft."erklärte Vivian.

„Oh, tut mir leid, aber ich gebe grundsätzlich nur den wichtigen Leuten Interviews."meinte Cole mit einem Lächeln.

„Ich bin wichtig, und ich werde sicher bald im Fernsehn sein."Erklärte Vivian pikiert.

Cole betrachtete sie eingehend. „Daran habe ich keine Zweifel, Sie kommen mir jetzt schon so bekannt vor, kann ich Sie schon mal irgendwann im Fernsehen gesehen haben?"

Es war offensichtlich, dass Vivian sich geschmeichelt fühlte. „In der Tat ist meine Familie in den hiesigen Medien sehr präsent, und ich bin bei vielen Galaveranstaltungen dabei."

„Und dabei sind Sie mir bestimmt aufgefallen. Wie war doch gleich Ihr Name?"erkundigte sich Cole.

„Vivian Wingrove." „Sind Sie etwa mit Edward Wingrove verwandt?"Fragte Cole überrascht.

„Er ist mein Vater, kennen Sie ihn?"fragte sie Cole, als ob es unmöglich war, ihn nicht zu kennen.

Cole nickte „Cole Turner, ich arbeite für ihn."

Jetzt war es an Vivian überrascht zu sein. „Tatsächlich? Ich habe Sie noch nie in seiner Kanzlei gesehen."Sie lächelte und sah ihn aufmerksam an. „Und Sie wären mir bestimmt aufgefallen."

Neben ihr verdrehte Prue die Augen.

„Ich bin noch nicht sehr lange dort."klärte Cole Vivian auf.

„Ach so, trotzdem überrascht es mich, dass ein Anwalt meines Vaters Donald Careys Tochter vertritt."

„Ja?" Cole sah sie interessiert an. „Mir hat er gesagt, dass Donald ein alter Freund von ihm ist." Vivian nickte. „Das stimmt, und das schon seit der Schulzeit. Aber Amy, nun ja, Sie wissen schon." „Was?" „Ich meine sie ist ja ihre Mandantin und Sie haben sicher auch schon bemerkt, wie merkwürdig sie ist." „Hm." meinte Cole nichtssagend. „Sie kennen sie also näher?" „Nein das eigentlich nicht. Aber wenn wir uns, durch die Freundschaft unserer Väter, getroffen haben, dann war sie schon immer anders, ....schwierig eben, aber dass sie diesen Priester erstochen hat..." Sie schüttelte den Kopf. „Also das hätte ihr trotzdem niemand zugetraut."

„Hatte sie denn irgendwas gegen die Kirche?"Fragte Cole schnell, erfreut darüber, dass Vivan so redselig war.

„Nein, so viel ich weiß nicht. Obwohl sie als Katholikin kaum in die Kirche gegangen ist, erst in letzter Zeit hat man sie dort öfter angetroffen."Erklärte Vivian, als sie hinter sich jemanden nach ihr rufen hörte. „Oh, die Pflicht ruft."Sie lächelte ihn kokett an. „Aber ich nehme an, wir laufen uns sicher bald wieder über den Weg Mr. Turner."

„Das will ich doch hoffen Miss Wingrove."erklärte er charmant.

Als Vivian verschwunden war, wandte sich Cole wieder an Prue. „Eine Kollegin von dir?"

„Kann man so sagen, obwohl es mir so vorkam, als habe Vivian vergessen, wer hier eigentlich der Reporter ist."teilte Prue ihm trocken mit. „Tja, gut für mich."meinte Cole grinsend.

„Und du bist wirklich der Anwalt von Amy Carey?"Fragte sie überrascht.

„So ist es, traust du mir so einen Fall etwa nicht zu?"

Prue zuckte mit den Schultern. „Es wundert mich einfach, dass Wingrove dir sofort diesen Fall gegeben hat."

„Ja sein Vertrauen in mich ist überwältigend."erklärte er ironisch.

„Er kennt dich eben noch nicht so lange wie ich."meinte Prue spöttisch. „Hast du schon das Schloss vom Badezimmer repariert?"

„Nein Prue, wie sollte ich? Sehe ich aus, wie der geborene Handwerker?" „Du solltest es ja nicht selbst reparieren, sondern jemanden anrufen, der sich darum kümmert."Klärte Prue ihn auf.

„Ich war beschäftigt, wie du siehst. Außerdem wolltest du das übernehmen, denn du bist ja der Meinung, dass es so dringend ist."erinnerte er sie.

„Du hast doch heute morgen gesehen, wie dringend es ist."meinte sie kopfschüttelnd.

„Also mir hat es gefallen."Erklärte Cole und warf ihr einen vielsagenden Blick zu.

Prue sah ihn genervt an. „Aber mir nicht."

Neben ihnen räusperte sich Paul. „Wir müssen wieder aufs Revier."Erklärte er reserviert.

„Ach ja Paul, Robert das ist...."Begann Prue, doch Paul unterbrach sie schroff.

„Wir sind uns bereits vor Gericht begegnet."

„Stimmt, sie sind die Polizisten, die zuerst am Tatort eingetroffen sind." erinnerte sich Cole.

Robert nickte. „Ja, und es war wirklich kein schöner Anblick."

„Bobby, wir müssen jetzt wirklich gehen."erinnerte Paul seinen Kollegen erneut.

„Sie wollen zurück aufs Revier?"fragte Cole und sah ihn interessiert an, als Robert nickte, fügte er hinzu. „Gut da komme ich gleich mit. Ich wollte mir heute sowieso noch das Beweismaterial ansehen."Cole wandte sich wieder an Prue. „Nimmst du Daniel mit nach Hause, oder soll ich nachher noch bei dir im Büro vorbeikommen?"

„Nein das ist nicht nötig, Judy hat Danny sicher längst von Mrs. Jennings abholen lassen, falls die beiden es überhaupt so lange miteinander ausgehalten haben."

Robert sah sie verblüfft an. „Judy ist freiwillig Babysitterin?"

Prue grinste. „Tja Cole hat sie überrumpelt, er fand, dass sie der richtige Typ dazu ist, sie hätte so eine mütterliche Ausstrahlung." „Judy? Oh Gott, ein Wunder, dass sie lebend aus dem Büro herausgekommen sind."Robert brach in schallendes Lachen aus. „Sie sollten sich in nächster Zeit lieber nicht in ihrer Nähe aufhalten, sonst sind Sie ein toter Mann."

„Keine Sorge, das haben schon viele probiert, aber irgendwie scheint es nie so richtig zu funktionieren."erklärte Cole gelassen.

„Kommen Sie,"meinte Robert, nachdem er erneut Pauls auffordernden Blick gesehen hatte. „Auf dem Weg zum Revier werde ich Sie über Judy und ihre Beziehung zu Kindern aufklären."

Die drei Männer verließen den Platz und Prue sah sich nach Vivian um, die fünf Minuten später endlich wieder auftauchte. „Oh ist er schon weg?"Fragte sie enttäuscht.

„Wer denn?"

„Na dieser nette, attraktive Anwalt."Vivian blickte sich um. „Wie schade. Aber du kennst ihn, nicht wahr?" „Na ja kennen ist zu viel gesagt."meinte Prue. „Wieso interessiert er dich?"

„Rein geschäftlich."Vivian sah sie auffordernd an. „Also wer ist er und woher kennst du ihn? Ist er verheiratet?"

„Ich dachte dein Interesse ist rein geschäftlich."meinte Prue spöttisch.

„Ach Prue, jetzt stell dich nicht so an, was weißt du über ihn?"

Prue seufzte, plötzlich hatte sie Zweifel, ob diese ganze Sache mit dem Zusammenwohnen wirklich eine so gute Idee war. Allein die Vorstellung, Vivian Wingrove früh morgens am Frühstückstisch anzutreffen oder noch schlimmer im Badezimmer, schlug ihr auf den Magen. „Er war mal mit meiner Schwester verheiratet. Aber das ist vorbei und jetzt ist er nach New Orleans gezogen."Sie sah Vivian eindringlich an. „Aber wenn ich du wäre, dann würde ich die Finger von ihm lassen, er ist nie über meine Schwester hinweggekommen." „Wahrscheinlich hat er bisher nur noch nicht die richtige Frau getroffen."erklärte Vivian selbstbewusst. „Hast du seine Telefonnummer." „Nein" erwiderte Prue, ohne rot zu werden. Trotzdem hoffte sie, dass Vivian nie herausfinden würde, dass Cole und sie in einem Haus wohnten.

Doch dies konnte Vivian nicht abschrecken. „Egal,"erklärte sie. „er arbeitet schließlich für meinen Vater, da dürfte das kein allzu großes Problem sein."

Als Cole mit Robert und Paul das Polizeirevier betrat, verabschiedete Paul sich sofort von ihnen. Cole sah im nachdenklich hinterher. Er hatte auf dem ganzen Weg keinen Ton von sich gegeben. „Ist der immer so wortkarg, oder hat er irgendetwas gegen mich."erkundigte er sich bei Robert.

Dieser zuckte mit den Schultern und führte Cole den Flur entlang zur Asservatenkammer. „Es ist wegen Prue, er wusste nicht, dass sie mit jemandem zusammen ist. Und mir ist es übrigens auch neu."

Cole sah ihn überrascht an. „Wie kommen sie denn darauf, Prue ist mit niemanden zusammen."

„Und was ist mit ihnen?"erkundigte sich Robert.

„Mit mir?"Cole sah ihn irritiert an. „Wir wohnen zusammen aber das ist auch schon alles."erklärte er.

Robert blieb stehen und sah ihn skeptisch an. „Das kam mir vorhin aber ganz anders vor. So vertraut, wie sie miteinander umgegangen sind."

„Wir kennen uns schon lange, und haben so einiges miteinander durchgemacht. Mehr ist da wirklich nicht."Schon allein der Gedanke daran war lachhaft, überlegte sich Cole.

„Also kann ich Paul sagen, dass er sich Hoffnungen machen kann?"wollte Robert wissen.

Cole warf ihm einen skeptischen Blick zu und zögerte mit der Antwort. Vielleicht war das mit dem Zusammenwohnen doch keine so gute Idee, allein der Gedanke, dass dieser steife Griesgram Paul Hennen in seinem Haus ein- und ausgehen würde....

Robert bemerkte Coles Zögern und interpretierte es augenscheinlich falsch. „Wusste ich es doch."meinte er grinsend. „Aber Prue ist ja auch eine tolle Frau, wenn ich nicht schon vergeben wäre." Er öffnete die Tür zur Asservatenkammer. „Also hier wären wir."

Cole betrat den Raum und eine Beamtin erschien, bevor Cole Robert über seinen Irrtum aufklären konnte. Kurze Zeit später saß er an einem Tisch und eine Kiste mit den Beweismitteln lag vor ihm. Er sah eine blutbefleckte Bluse, die allem Anschein nach Amy gehörte. Die Blutproben im Labor hatten ergeben, dass es das Blut des Opfers war. In einer Plastiktüte lag schließlich die Mordwaffe. Cole nahm sie vorsichtig heraus und stoppte plötzlich. Aber das war doch unmöglich, er betrachtete das Messer eingehend und war sich absolut sicher, es war die Athame eines Dämons.

Als Prue am Abend nach Hause kam, machte sich Mrs. Jennings gerade zum Gehen bereit. „Prue, es tut mir wirklich leid, dass ich heute solche Umstände gemacht habe."entschuldigte sie sich.

„Ist schon okay, es tat Judy ganz gut."meinte Prue lächelnd. „Und eigentlich war es ja auch nur Coles Schuld."sie sah sich um. „Wo ist er überhaupt?" „Oh er sucht auf dem Dachboden nach einem passenden Schreibtisch." erklärte Mrs. Jennings geschäftig. „Ich muss jetzt aber wirklich los." Prue verabschiedete sich von ihr und ging langsam die Treppe zum Dachboden hinauf. Der Dachboden war düster und vollgestellt mit alten Möbel- und Erinnerungsstücken. Es war staubig und heiß dort, aus diesem Grund hatte sie ihn bisher kaum betreten. Außerdem erinnerte er sie trotz der Unterschiede zu sehr an zuhause.

Als Prue die Tür öffnete sah sie, dass Cole die Fenster geöffnet hatte. Helles Licht schien in den Raum und der Staub wirbelte in der Luft, trotzdem war es hier oben immer noch drückend heiß. In der Mitte des Raumes saß Danny auf seiner Decke und spielte mit einem undefinierbaren Spielzeug. Als er sie erblickte sah er sie freudestrahlend an. Prue ließ sich neben ihm auf der Decke nieder und Danny gab begeisterte Laute von sich.

Cole, der gerade einen Schrank inspiziert hatte, drehte sich zu ihnen um. „Du bist schon wieder da? Wie spät ist es?"

„Zeit zum Abendessen."erklärte Prue und wandte sich an ihren Neffen. „Na Danny, hast du Judys Aufsicht gut überlebt?"

Cole kam zu ihnen herüber und kniete sich hin. Er hatte das Gefühl als müsse er etwas klarstellen „Du weisst doch, dass ich ihn nicht einfach jedem geben würde, ich dachte nur sie ist deine Kollegin und ich musste ins Gericht und...."

Prue sah zu ihm auf, wie kam er nur auf die Idee, dass er ihr das erklären müsse. Trotz allem wusste sie, dass er Danny nie einer Gefahr aussetzten würde. „Ist schon gut."meinte sie ruhig. „Ich weiß doch wie viel er dir bedeutet." „Ja das tut er."Cole setzte sich hin und sah den kleinen Jungen an, er war alles für ihn. „Trotzdem ist er schon einmal wegen mir gestorben." Prue sah ihn überrascht an. „Es war doch nicht deine Schuld, soviel ich weiß warst du da gerade kurzzeitig tot."

„Hm!" Cole sah sie nachdenklich an und ergriff schließlich die Gelegenheit, eine Frage zu stellen, die ihn schon lange beschäftigt hatte. „Wie ist er gestorben Prue?"

„Du weißt es nicht?"fragte sie überrascht.

„Nein, woher? Wie du bereits festgestellt hast, war ich da bereits tot, oder besser im Wasteland." Prue sah ihn verwundert an, sie konnte sich nicht vorstellen, dass Phoebe und er nie darüber geredet hatten. Aber was wusste sie schon, sie hatte keine Ahnung, was da unten los gewesen war. Schließlich meinte sie. „Durch seine dämonischen Kräfte hat er die Seherin, einige hochrangige Dämonen und schließlich sich selbst getötet." „Du hast dieses Miststück umgebracht?"Cole lächelte seinen Sohn zufrieden an, er konnte gar nicht ausdrücken, wie dankbar er ihm war. Wenn er ihn nicht schon so lieben würde, dann würde er es jetzt tun. „Du hast für mich Rache geübt, das werd' ich dir nie vergessen."Da hatten der Seherin ihre Seherischen Kräfte wohl nicht viel genutzt, dachte er hämisch und erklärte nachdenklich. „Wenn ich ihr bloß nie begegnet wäre."

„Was wäre dann gewesen?"Prue sah ihn interessiert an.

„Tja, was wäre dann gewesen, Prue? Dann hätte die Quelle mit Hilfe des schwarzen Nichts wahrscheinlich deine Schwestern getötet."

„Wirklich?" Frage Prue skeptisch.

„Ja, aber was soll's es ist ja nicht passiert. Und als Dank dafür bin ich schließlich hier."meinte er und grinste Prue an. Dann sah er wieder seinen Sohn an. „Trotzdem bin ich für seinen Tod verantwortlich." „Du musst doch nicht alle Schuld der Welt auf dich nehmen. Halt dich an deine wirklichen Untaten, da gibt es schon mehr als genug woran du die Schuld trägst."

„Meinst du?"fragte Cole und warf ihr einen gelangweilten Blick zu.

„Ja, aber wider besseren Wissens, vertraue ich darauf, dass du daraus gelernt hast, und schließlich leben wir jetzt in einer dämonenfreien Welt."erinnerte ihn Prue.

„Bist du dir da wirklich so sicher?"er blickte sie nachdenklich an. „Meinst du wirklich dieser Engel war in der Lage uns in eine dämonenfreie Welt zu verfrachten? Wie hat er das denn angestellt?"

Prue musste sich eingestehen, dass sie sich darüber noch keine weiteren Gedanken gemacht hat. „Woher soll ich das wissen, ich habe es einfach akzeptiert, und das solltest du auch, wie kommst du überhaupt plötzlich darauf?" Cole lehnte sich zurück. „Ich habe mir doch heute auf der Polizeiwache die Tatwaffe angesehen, und ob du es glaubst oder nicht, es handelt sich um ein Ritualmesser." „Eine Athame?"fragte Prue überrascht.

Cole nickte. „Und sie gehörte einem Dämon, die Gravuren auf dem Griff und der Klinge sind eindeutig. Und ich bin mir absolut sicher, dass Amy nicht in der Lage war, so einen Mord zu begehen, ganz egal was die Beweise sagen."

„Du meinst also, dass ein Dämon diesen Geistlichen getötet hat?"fragte Prue skeptisch, sie wollte nicht wahrhaben, dass es in dieser Welt Dämonen gab und gab zu bedenken. „Der Mörder hätte die Waffe auch irgendwo kaufen oder finden können. Du wirst mir sicher zustimmen müssen, wenn ich sage, dass Dämonen ihre Athamen immer mal wieder verlieren, oder?"

„Sicher, das weiss ich aus Erfahrung, aber trotzdem beantwortet das nicht meine Frage, wieso eine dämonische Athame hier auftaucht."

Prue sah ihn nachdenklich an. „Wahrscheinlich ist sie zufällig irgendwie in diese Welt gelangt."erklärte sie.

Cole schüttelte den Kopf. „Es ist ja nicht nur das."Er drehte sich um und nahm ein Buch aus dem Schrank hinter ihm. „Hier," meinte er und hielt es Prue hin. „Das habe ich gerade in der untersten Schublade gefunden."

Prue nahm das Buch neugierig entgegen und schlug es auf. Sie begann zu lesen, doch schon nach den ersten Worten stoppte sie und blickte überrascht auf. „Das ist ein Buch des Schattens."stellte sie ungläubig fest.

„Ja, es sieht ganz so aus, als hätte es mich mal wieder in ein Hexenhaus verschlagen."Erklärte Cole genervt und wies auf den Schrank „Da hinten ist so eine Art Altar mit all den üblichen Utensilien, Räuchergefäß, Kräuter, Amulette," begann Cole mit der Aufzählung, während Prue interessiert in dem Buch herumblätterte.

„Ich kann es nicht glauben, aber hier muss wirklich einmal eine Hexe gelebt haben."sie blickte auf. „Meinst du, dass das die alte Mrs. Turner gewesen ist?"

„Ganz bestimmt,"erklärte Cole mit ironischem Tonfall. „meine Vor- oder besser Nachfahrin war ganz sicher eine Hexe."

„Muss ich dich daran erinnern, dass du gar nicht mit ihr verwandt warst? Sie haben es nur so gedreht, damit du das Haus erben konntest." erinnerte Prue ihn und stand auf, um sich den Altar anzuschauen.

„Stimmt auch wieder, trotzdem ist es merkwürdig."erklärte Cole unterdessen gelassen und drehte sich zu ihr um.

„Warum ist mir das nur nicht aufgefallen, als ich das letzte Mal hier war?" wunderte sie sich.

Cole zuckte mit den Schultern „Ich nehme an, du wolltest es nicht sehen."

„Also gibt oder gab es auch hier Magie."überlegte Prue und sah Cole an. „Fühlst du etwas?" Cole betrachtete sie nachdenklich. Er hatte noch zu gut in Erinnerung, wie sich ihre Schwestern ihm gegenüber verhalten hatten. In ihren Augen waren dämonische Kräfte mit „böse" gleichzusetzen. Ob ihre einfache Regel richtig war oder nicht hatte sie dabei nicht interessiert. Doch Prue wusste offensichtlich nicht was geschehen war, daher erklärte er vorsichtig. „Ich spüre irgendetwas, aber ich kann sie nicht anwenden."Er sah sie aufmerksam an. „Und du?" Prue kam wieder herüber und setzte sich hin. „Also ich spüre nichts, aber das muss nichts heißen." „Vielleicht solltest du mal einen dieser Zaubersprüche aus dem Buch ausprobieren."schlug Cole vor.

„Ich weiß nicht. Es ist nicht für mich bestimmt."meinte Prue und blätterte unschlüssig in dem Buch. Schließlich schlug sie es energisch zu. Sie wollte gar nicht wissen, ob hier Magie existierte. Das erinnerte sie zu sehr an ihr altes Leben, und das war unerträglich. Sie vermisste ihre Familie, ihre Freunde und ihr Zuhause so schon mehr als genug. Doch wenn sie auch noch ohne ihre Schwestern gegen das Böse kämpfen sollte - dazu war sie nicht bereit. „Sie haben mir gesagt hier ist keine Magie." erklärte sie unmissverständlich.

„Sicher und darum mussten sie uns auch unbedingt nach New Orleans schicken. Wach auf Prue, diese Stadt ist berühmt für Voodoo. Viele praktizieren hier auch heute noch den Voodoo-Kult. Ich meine hier gibt es sogar ein Voodoo Museum."

„Ich habe mich bisher kaum mit Voodoo beschäftigt, und ich weiß wirklich nicht, ob ich Magie wieder in meinem Leben haben will. Gut, es war ein Teil von mir, ich bin eine Hexe aber ...."Sie sah zu Danny hinüber und Cole folgte ihrem Blick.

„Ich bin auch nicht wild darauf, das kannst du mir glauben, aber es ist doch besser, wenn wir es vorher wissen und uns schützen können." Er machte eine Pause. „Vor allem Danny."

Prue schaute ihn erstaunt an. „Er hat all seine Kräfte verloren, da bin ich mir sicher. Es ist nichts böses mehr in ihm." „Ich weiß, trotzdem kann man nicht vorsichtig genug sein."Cole blickte seinen Sohn an. „Und manchmal hat man keine andere Wahl, man wird nicht immer gefragt. Ich hoffe er wird nie in solch eine Lage kommen." „Wieso sollte er Cole?"fragte Prue, obwohl ihr das überhaupt nicht ähnlich sah wollte sie sich keine Gedanken über Dannys dämonischen Gene machen. Sie machte sich so schon genug Sorgen und hatte mehr als genug Probleme. Sie musste alleine ohne ihre Familie zurechtkommen, denn obwohl sie es gewohnt war alles alleine zu schaffen, hatte sie trotzdem immer auf den Rückhalt ihrer Familie bauen können. Und der einzige, der davon übrig geblieben war, war Danny, aber der war noch ein Baby und brauchte ihren Schutz. Und dann war da noch Cole .....

Dieser zuckte gerade mit den Schultern. „Naja, er hat ja uns."versuchte er sich zu beruhigen und sah Prue an. Aber beide wussten, dass selbst das manchmal nicht genug war.

Prue beugte sich zu ihrem Neffen und erkannte plötzlich, womit er da spielte. Sie warf Cole einen zweifelnden Blick zu. „Also wenn du Angst hast, dass Danny mit Magie in Berührung kommt, dann solltest du ihm besser keinen Zauberstab zum Spielen geben."

Cole nahm ihm den Stab aus der Hand. „Wo hast du den denn her?"fragte er verblüfft. „Was hattest du damit vor, wolltest du mich verwandeln?" „Ja, wahrscheinlich in einen rosa Plüschhasen."meinte Prue und musste lachen, diese Vorstellung schob ihre düsteren Gedanken mühelos beiseite.

„Ein Kuscheltier?"Er sah sie zweifelnd an. „Das ist wohl eher deine Idealvorstellung von mir."

„Ja, es ist eine verlockende Vorstellung."Prue nahm Danny auf den Arm und ging zur Tür. „Aber das Glück werde ich wohl nie haben. Komm, lass uns runter gehen."

Als sie unten beim Abendessen saßen, fragte Prue. „Clara hat mir erzählt, dass du da oben nach einem Schreibtisch gesucht hast."

Cole nickte. „Ja, aber als ich oben war, ist mir ein besserer Gedanke gekommen."Er sah sie zufrieden an. „Ich nutze die Besenkammer hier unten als Arbeitszimmer und baue den Dachboden als Schlafzimmer aus." „Keine gute Idee."erklärte Prue sofort.

„Warum, ich finde es ideal. Da oben ist viel Platz. Und es ist schließlich mein Haus."erklärte er gelassen.

„Ist es da oben nicht ein bisschen zu heiss? Es gibt keine Klimaanlage und ganz davon abgesehen hast du mir gerade erst erzählt, dass du nicht der geborene Handwerker bist."versuchte Prue ihn zu überzeugen.

„Was ist da schon groß zu machen, das Gerümpel muss weg und das werde ich wohl noch hinkriegen."erklärte Cole ironisch. „Oder willst du den Boden etwa wieder als Hexenzimmer benutzen."

„Nein!" erklärte Prue, auf diesen Gedanken war sie wirklich nicht gekommen. „Ich hätte dich nur gerne hier unten."

„Schon klar, gleich neben der Tür, fast schon draußen."

Prue stöhnte genervt. „Ich habe dir doch schon gesagt, dass ich die Situation akzeptiert habe."erklärte sie.

Cole sah sie aufmerksam an und es war offensichtlich, dass er auf mehr wartete.

„Das wirst du nie von mir zu hören kriegen."teile Prue ihm mit und verließ den Raum.

„Danke Prue, ich wohne auch gerne mit dir zusammen."rief er ihr in ironischem Tonfall hinterher.