9. Kapitel
Als Prue am nächsten Morgen aufwachte, wusste sie im ersten Augenblick nicht mehr, wo sie war. Sie blickte zur Seite und Sonnenstrahlen schienen durch die Fenster, vor denen ein bekramter Sessel stand. Schlagartig kamen die Erinnerungen an die vergangene Nacht zurück und Prue versteifte sich. Sie konnte nicht glauben, was passiert war und hatte die unrealistische Hoffung, dass alles nur ein böser Traum gewesen war. Sie zwickte sich vorsichtig in den Arm und musste erkennen, dass sie nicht mehr schlief. Wie hatte sie sich nur darauf einlassen können? Dass sie seit ihrem Einzug in New Orleans keinen Sex gehabt hatte, war noch lange kein Grund für diesen Wahnsinn. Sie verzog das Gesicht und wünschte sich, dass sie wenigstens die Möglichkeit hätte, hier so schnell und unauffällig wie möglich zu verschwinden. Wenn sie sich doch nur in ihr Zimmer beamen könnte, damit wäre ihr schon ein wenig geholfen. Vorsichtig schaute sie zur Seite, doch ihre Hoffnung, Cole möge wenigstens noch schlafen, war vergebens.
Er grinste sie zufrieden an. „Guten Morgen."meinte er und wollte sie auf die Schulter küssen.
Prue zog sich die Bettdecke bis zum Hals hoch und sah ihn wütend an. „Als gut würde ich ihn nicht betrachten."
Cole grinste. „Wieso, hat dir die letzte Nacht nicht gefallen."fragte er amüsiert.
Prue konnte kaum glauben, was sie da hörte, und entschied, so schnell wie möglich zu verschwinden. „Wage es ja nicht, mit mir darüber zu reden."Sie griff sich die Bettdecke und sprang auf. Dass sie ihn damit ohne Decke auf dem Bett zurückließ, hatte sie dabei allerdings nicht bedacht.
„Hey, das ist meine Decke."meinte er lachend, doch Prue fand das alles gar nicht witzig.
Sie gab vor, ihn nicht zu beachten und eilte zur Tür. Doch dann drehte sie sich noch einmal um und bemühte sich, ihn nicht zu genau anzusehen. „Das alles ist gar nicht geschehen."teilte sie ihm so beherrscht wie es ging mit. „Es war ein Fehler, ein einmaliges Erlebnis, das sich nie wiederholen wird."stellte sie klar.
Cole sah sie skeptisch an. „Also ich kann mich an mehr als einmal erinnern."
„Was bildest du dir eigentlich ein?"Wütend hob Prue aus einem Impuls heraus den Arm und schleuderte den Wecker der auf dem Tisch lag nach ihm.
„Aua! Jetzt kann ich mir schon wieder einen neuen Wecker kaufen."meinte Cole und sah sie überrascht an. „Ich dachte ihr dürft Magie nur gegen das Böse benutzen."
„Na dann hätte ich sie ja nicht besser einsetzen können." fuhr Prue ihn an und sah irritiert auf ihre Hand, sie konnte nicht glauben, was sie da eben getan hatte.
„Ich habe dir doch gesagt, dass Magie hier funktioniert."meinte Cole und stand auf, um sich etwas zum Anziehen zu suchen.
Prue sah hoch und blickte an ihm vorbei, sie konnte jetzt nicht über Magie nachdenken, sie hatte weiß Gott andere Probleme. „Wenn du auch nur mit irgendjemand darüber redest."drohte sie ihm.
„Über was? Magie?"fragte er lässig.
„Du weißt genau wovon ich spreche."erklärte Prue immer noch wütend.
Cole, der sich unterdessen etwas übergezogen hatte, drehte sich um „Oh, du sprichst von unserer gemeinsamen Nacht."erklärte er genüsslich.
Prue sah ihn wütend an, er schien das alles wirklich zu genießen, während sie sich nichts schlimmeres vorstellen konnte. „Ich warne dich nur, erzähl niemandem davon und komm mir ja nie wieder zu nahe."
Cole kam auf sie zu und meinte. „Wo ist das Problem Prue. Du hast es doch auch gewollt, oder willst du das etwa leugnen?"
Prue trat ein paar Schritte zurück und lächelte. „Ja," meinte sie. „ich dachte ich müsste es tun, weil ich solches Mitleid mit dir hatte."
„Mitleid?" Cole sah sie nicht sehr überzeugt an. „Das war aber ein ganz schön leidenschaftliches Mitleid."
Prue funkelte ihn wütend an. Was dachte sich dieser Idiot eigentlich? Am liebsten hätte sie ihn zurück in sein Zimmer geschleudert, aber in diesem Moment hörte sie, wie die quietschende Gartentür geöffnet wurde. Siedend heiß fiel ihr wieder ein, dass sie die Tür zum Haus gestern Nacht nicht geschlossen hatten und Dianne heute morgen Sarah abholen würde. Sie blickte sich um und sah überall in der Halle ihre Kleidungsstücke verstreut herumliegen. Hektisch begann sie, ihre Sachen aufzusammeln.
Cole sah ihr amüsiert zu. „Warum die Eile?"Fragte er.
Prue sah kurz zu ihm auf. „Dianne wird gleich hier sein, um Sarah abzuholen. Also fang an und sammle deine Sachen ein."forderte sie ihn auf. „Denn du willst sicher auch nicht, dass sie etwas von unserem Privatleben mitbekommt, um es anschließend zu analysieren."
Cole sah sie skeptisch an und beschloss dann, seine Sachen aufzuheben. Prue hatte Recht, von Dianne analysiert zu werden hatte ihm gerade noch gefehlt. Ihre Alkohol - Trauer Theorie hatte ihm gereicht.
Prue hatte unterdessen alles aufgehoben und lief zur Treppe. Sie drehte sich noch einmal kurz zu Cole um „Halt sie einen Moment auf, bis ich mich angezogen habe."forderte sie ihn auf und verschwand ohne ein weiteres Wort nach oben.
Cole sah ihr hinterher und wollte sich schon erneut bücken, als Dianne in der Halle erschien.
„Guten Morgen."meinte sie, gar nicht so fröhlich wie sonst immer. „Ihr habt die Tür zum Garten offen gelassen."
Cole ließ seine Sachen hinter seinem Rücken wieder auf den Boden fallen und schob sie mit dem Fuß hinter den Schrank in der Halle. „Wir haben wohl gestern Abend vergessen, sie zu schließen."erklärte er Dianne, die nachdenklich in der Halle stand.
„Ist Prue schon auf?"fragte sie und schaute sich um.
„Nein, ist sie nicht, aber komm doch so lange in die Küche. Sie kommt sicher gleich."Cole schob sie in die Küche und Dianne setzte sich gefügig an den Küchentisch.
„Ich weiß, ich bin etwas früh,"entschuldigte sie sich. „Aber ich konnte einfach nicht mehr schlafen."
Cole sah sie skeptisch an. „Willst du einen Kaffee?"
Dianne nickte und seufzte schließlich.
„Hast du irgendwas?"fragte Cole, während er Wasser in die Kaffemaschine füllte.
„Ich weiß auch nicht, was es war."meinte sie. „Aber nachdem ich gestern nach Hause gekommen bin, hatte ich das unerklärliche Verlangen, meine Schwiegermutter anzurufen, und ihr endlich die Meinung zu sagen."Sie sah ihn mit einem unglücklichen Lächeln an. „Normalerweise halte ich mich immer zurück, weil ich weiß, wie sehr Scott sie mag und was es für Probleme mit sich bringen würde, aber gestern war mir das auf einmal völlig egal. Nachdem Scott schlafen gegangen ist, bin ich im Wohnzimmer geblieben und habe ihre Nummer gewählt. Sie wohnt an der Westküste, darum war es bei ihr noch nicht so spät und sie hat abgenommen."
„Und?"
Dianne ließ ihren Kopf auf den Küchentisch fallen. „Gott, ich will gar nicht daran denken, was ich ihr alles gesagt habe." stöhnte sie.
„Ach, sie wird es schon verkraften."meinte Cole locker.
Dianne sah nachdenklich zu ihm auf. „Glaubst du?"
Cole nickte und war froh, als er Prue in diesem Augenblick in der Küchentür sah.
„Guten Morgen Dianne, ich hätte dich gar nicht so früh erwartet." meinte sie zu ihrer Nachbarin.
„Ja weißt du, ich konnte einfach nicht mehr schlafen."erklärte Dianne erneut.
Prue sah auf die Kaffemaschine und entschied dann „Komm lass uns erst einmal in Dannys Zimmer gehen."
Dianne nickte und stand auf. „Ich muss dir erzählen, was ich gestern Nacht Verrücktes angestellt habe."teilte sie Prue mit, die sie skeptisch betrachtete, Cole konnte sich ein Lachen kaum verkneifen.
Als die beiden aus der Küche verschwanden und nach oben gingen, betrat Cole wieder die Halle und hob seine Sachen vom Boden auf. Dabei fiel ihm auf, dass Amys Dose aus seiner Hosentasche gefallen war. Er nahm sie in die Hand und brachte die Sachen in sein Zimmer. Nachdenklich setzte er sich aufs Bett und sah sich erneut die Dose an. War das Pulver dafür verantwortlich, dass sich Dianne und Prue in ihren Augen verrückt aufgeführt hatten? Fragte er sich. Selbst wenn, dann fühlte er sich kein bisschen schuldig. Schließlich hatten sie nur das getan, was sie sich sonst aufgrund ihrer eigenen Regeln untersagt hatten. Dennoch wunderte es ihn, dass Prue erst ein Enthemmungspulver benötigte, während er es auch ohne den Einfluss des Pulvers genossen hatte. Okay es war verrückt gewesen, aber angenehm verrückt. Er hoffte nur, dass Prue nie herausbekommen würde, was auf den Küchlein gewesen war, das würde er nie überleben. Doch so viel er sich erinnern konnte, hatten sie die Küchlein am gestrigen Abend zum Glück alle verspeist.
Nachdem Dianne gegangen war, duschte Prue erst einmal ausgiebig, doch all das konnte die Spuren der vergangenen Nacht nicht wegwischen. Wie hatte sie nur so dumm sein können, das passte überhaupt nicht zu ihr. Normalerweise hatte sie sich immer gut unter Kontrolle, so ein Fehler durfte ihr einfach nicht passieren, als ob nicht so schon alles viel zu kompliziert war. Sie seufzte und sah sich im Spiegel an. Sie erkannte sich selbst nicht mehr, was sie in der vergangenen Nacht alles getan hatte, oh Gott, sie wollte gar nicht daran denken. Sie musste hier raus, entschloss sie sich, sie musste erst einmal Abstand gewinnen. Sie ging zurück in ihr Schlafzimmer und nahm ihr Handy zur Hand.
Zwei Stunden später wartete Prue in einem Eckcafe auf Judy. Nach dem Gewitter in der Nacht zuvor, schien die Sonne wieder und es versprach erneut ein heißer Tag zu werden. Prue seufzte und fragte sich, ob dieses schwüle Klima das richtige für sie war. Nach der vorherigen Nacht zu urteilen wohl eher nicht.
Kurze Zeit später erschien Judy mit einer dunklen Sonnenbrille auf ihrer Nase. Sie ließ sich auf dem Stuhl gegenüber von Prue nieder und sah sie betrübt an. Obwohl Prue ihre Augen nicht sehen konnte, spürte sie, dass sich Judy auch nicht viel besser fühlte als sie selbst.
„Oh Prue, du wirst nicht glauben, was wir gestern noch gemacht haben." erklärte sie stöhnend.
„Es kann nicht schlimmer sein, als dass was ich gemacht habe."meinte Prue leise, denn sie hatte wirklich nicht vor, Judy von ihrem Abenteuer zu erzählen.
Doch Judy hatte gute Ohren und grinste. „Na da bin ich ja gespannt. Aber erst musst du dir mein Horrorerlebnis anhören."Judy schüttelte den Kopf. „Gott, war das peinlich."meinte sie. „Und du weißt, dass mir so schnell nichts peinlich ist. Also Robert und ich hatten auf einmal das Bedürfnis, etwas ganz verrücktes zu tun."Sie stoppte, als die Kellnerin ihr den Kaffee brachte, dann fuhr sie langsam fort. „Darum sind wir zum Parkplatz am Stadtpark gefahren und haben beschlossen uns auszuziehen. Es hatte bereits angefangen zu regnen und wir wollten ohne Kleider im Regen durch den Park laufen."
Prue sah sie grinsend an. „Das habt ihr wirklich gemacht?"fragte sie amüsiert.
„Und ob."nickte Judy. „Und zu Anfang war es auch ganz lustig. Es war so heiß und der Regen eine angenehme Abkühlung. Es war irgendwie aufregend, wir sind durch die Pfützen gepatscht und haben uns aufgeführt wie Kinder. Aber dann sind wir leider einem alten Ehepaar begegnet."Sie sah Prue unglücklich an. „Wir haben doch gedacht, dass niemand sonst bei dem Wetter unterwegs sei."
Prue lachte und schüttelte ungläubig den Kopf. „Ist doch halb so schlimm."meinte sie.
„Wenn du wüsstest. Es waren unsere Nachbarn, Mr. und Mrs. Clemens und trotzdem war es uns vollkommen egal, ob sie uns sehen oder nicht. Schließlich haben sie uns erblickt und waren vollkommen entsetzt."Sie trank einen Schluck von ihrem Kaffee. „Das schlimmste war, als ich Mr. Clemens heute Morgen erneut begegnet bin. Im Gegensatz zu gestern Nacht habe ich mich in Grund und Boden geschämt."
„Ach Judy, sie haben in ihrer Jugend sicher auch verrückte Sachen gemacht."versuchte Prue, sie zu beruhigen.
„Schön wärs."meinte Judy. „Doch die beiden sind total verknöchert und Mr. Clemens ist auch noch pensionierter Polizist. Ich will gar nicht daran denken, was passiert, falls Roberts Revier davon erfährt, das wäre die Hölle für ihn."
Prue lehnte sich lachend zurück. „Das hätte ich sehen wollen."
„Ha, ha."meinte Judy und sah Prue neugierig an. „Aber jetzt erzähl mir, was du gestern noch so getrieben hast."
Schlagartig war Prue zurück in der Realität. „Ach, das ist nicht so wichtig."wiegelte sie ab und blickte in ihren Kaffee.
„Jetzt komm schon, schlimmer als mein Erlebnis kann es ja wohl schwerlich gewesen sein. Also sag schon was los war."Judy sah Prue auffordernd an und begann plötzlich zu grinsen. „Du hast mit Cole geschlafen, stimmt's?"
Prue starrte sie entsetzt an. Wie kam Judy nur darauf? Hatte sie sich irgendwie auffällig verhalten, fragte sie sich ärgerlich, aber bevor sie ihr widersprechen konnte, lehnte Judy sich schon zufrieden zurück.
„Ich wusste es."meinte sie triumphierend. „Guck nicht so, ich habe es gleich gewusst."
„Was?" Fragte Prue so locker wie möglich.
„Dieses Knistern zwischen euch."
„Du spinnst doch!"Erklärte Prue aufgebracht.
„Nein, ich habe es gleich gespürt, und das ist doch toll."meinte Judy schwärmerisch. „Du hast doch immer jemand gesucht, der süß, aber gleichzeitig auch gefährlich ist. Also seid ihr doch das perfekte Paar."
Prue sah sie irritiert an. „Bist du krank? Er war mit meiner Schwester verheiratet, und ich mag ihn noch nicht einmal."
Judy grinste. „Das glaubst du doch selbst nicht."meinte sie zuversichtlich. „Ich habe doch bemerkt, wie froh du bist, dass er aufgetaucht ist."
„Er ist Dannys Vater und er hat mich an früher erinnert, das ist aber auch schon alles."meinte Prue und seufzte. „Ich weiß nicht, wie ich so blöd sein konnte, es wird alles verkomplizieren."
„Hat es wenigstens Spaß gemacht?"fragte Judy grinsend.
Prue fuhr sich mit der Hand über ihr Gesicht. „Frag lieber nicht." meinte sie resigniert. „Wir haben doch gar nicht so viel getrunken, oder?"fragte sie und sah Judy durch ihre Finger hindurch zögernd an.
Diese schüttelte den Kopf. „Nicht dass ich wüsste, ich weiß auch nicht was in dieser Nacht mit uns los war."
„Am besten vergessen wir das Ganze, und erzähl bloß niemand davon."forderte Prue ihre Freundin auf.
„Wo denkst du hin, meine Lippen sind versiegelt."meinte Judy und fügte dann hinzu. „Aber ich glaube wirklich, dass du euch eine Chance geben solltest."
Prue schüttelte den Kopf, schon allein die Vorstellung von Cole und ihr war absurd. „Nie im Leben. Ich will nichts von ihm wissen." erklärte sie resolut.
„Wieso? Nur weil er mal mit deiner Schwester zusammen war?"fragte Judy neugierig.
„Du hast keine Schwester, darum kannst du das nicht verstehen, aber allein die Vorstellung, dass er mit ihr und mir..."Prue verzog angewidert das Gesicht, sie wollte gar nicht erst anfangen, darüber nachzudenken. Und das war auch noch lange nicht ihr Hauptproblem. „Und außerdem weiß ich einfach zu viel von ihm." erklärte sie energisch. Sie konnte immer noch nicht glauben, wie dumm sie sich verhalten hatte, dümmer als ihre kleine Schwester. Prue schüttelte den Kopf, dabei war sie doch immer die Vernünftigere von ihnen beiden gewesen. „Cole ist nur eins, kompliziert, kompliziert, kompliziert. Und kompliziert bin ich schon selber."Sie sah Judy an. „Es war nur ein unüberlegter One-Night-Stand, der unglücklicherweise in meinem Haus wohnt. Trotzdem werde ich es einfach vergessen, und darum habe ich auch gleich Paul angerufen und mich für heute Abend mit ihm verabredet."
Judy blickte sie skeptisch an. „Bist du dir sicher, dass das die richtige Lösung ist?"fragte sie und ihre Miene verdüsterte sich. „Paul hat schon viel durchgemacht, seine vorherige Beziehung war ziemlich schmerzlich für ihn, und ich will nicht, dass er noch einmal verletzt wird."
„Keine Sorge."meinte Prue zuversichtlich. „Das wird nicht geschehen."
Den ganzen Tag hatte Cole Prue nicht mehr zu Gesicht bekommen. Es war offensichtlich, dass sie ihm aus dem Weg ging, darum kümmerte er sich um Danny und las nebenbei Berichte über seinen Fall. Er entschied, dass er unbedingt die Kirche, in der Adam Boucher gearbeitet hatte, aufsuchen musste. Es war die Elisabethkirche, die Shelly Carey bereits erwähnt hatte. Außerdem wollte er das Anwesen, auf dem die Leiche gefunden worden war, in Augenschein nehmen. Er war sich so gut wie sicher, dass die drei jungen Frauen dort ein Hexenritual ausgeführt hatten oder ausführen wollten. Es wäre gut, wenn er Prue mitnehmen könnte, damit sie sich den Platz ebenfalls ansah, überlegte er, doch ob sie mitkommen würde war nach der vergangenen Nacht eher fraglich. Nachdenklich hörte er auf die Geräusche im Haus. Prue hatte vor über zwei Stunden das Haus verlassen und war noch immer nicht zurück gekommen.
Als sie am späten Nachmittag wieder zurück nach Hause kam, sah sie Cole mit Danny durch die offene Tür im Wintergarten sitzen. Sie verzog das Gesicht und atmete tief durch, so leicht ließ sie sich nicht entmutigen, sie würde mit der Situation schon klarkommen. Energisch betrat sie den Raum und teilte ihm ohne Umschweife mit. „Ich gehe heute Abend aus, darum musst du auf Danny aufpassen."
Cole sah sie überrascht an. „Das geht nicht, ich habe selbst eine Verabredung."erklärte er und dachte kurz nach. „Meinst du Dianne könnte auf Danny aufpassen?"
Prue zuckte die Schultern. „Frag sie doch, aber ich bezweifle das, sie ist heute nicht besonders gut drauf."Sie warf Cole einen skeptischen Blick zu. War es ein Zufall, dass sie alle sich in der gestrigen Nacht so merkwürdig aufgeführt hatten? „Sag mal, war gestern irgendwas in dem Wein, den du ausgesucht hast?"
„Nein!" erklärte Cole wahrheitsgemäß und sah sie unschuldig an. „Wieso fragst du?"
„Hm, zu viele verrückte Vorfälle gestern Nacht."meinte Prue und sah Cole weiterhin misstrauisch an.
Cole hielt ihrem Blick stand und lächelte. „Also mir hat es gefallen."erklärte er zufrieden.
Ärgerlich drehte Prue sich um. „Mach mit Danny was du willst, ich bin heute Abend jedenfalls nicht da."
meinte sie und verschwand.
Als Cole Dianne fragte, ob er Danny am Abend vorbeibringen könne, war sie schon wieder die Ruhe selbst. Sie hatte nichts dagegen, dass er Danny vorbeibrachte und erklärte ihm, dass sie sich mit ihrer Schwiegermutter ausgesprochen hatte. Sie hatte erkannt, wie bereinigend ein ehrliches Gespräch sein konnte. „Ich war immer zu sehr darauf bedacht, ihr alles recht zu machen."erklärte sie. „Dabei hat sie das gar nicht gewollt."Sie lächelte zufrieden. „Wenn ich das doch viel früher gewusst hätte, das hätte mir einigen Ärger erspart."
Zufrieden verließ Cole Diannes Haus wieder und ging Zuhause in sein Zimmer, um sich für seine Verabredung mit Vivian umzuziehen. Er hörte wie die Haustür ins Schloss fiel und blickte aus dem Fenster. Paul Hennen stand in der Auffahrt und begrüßte Prue, die ein knappes blasslila Kleid trug. Als Paul sie dezent auf die Wange küsste und sie zum Auto führte, fragte Cole sich, warum er nicht an Pauls Stelle sein konnte. Aber was kümmerte ihn das im Grunde? Er würde den Teufel tun und sich noch einmal mit einer Halliwell einlassen. Also sollte sie doch mit diesem staubtrockenen Polizisten ausgehen, wenn sie das glücklich machte, er selbst hatte schließlich ein Date mit Vivian Wingrove.
