Hallo Kelara!
Es freut mich wirklich sehr, dass du auch diese Geschichte entdeckt hast und sie lesen willst. Da werde ich mich gleich mal beeilen und ein paar weitere Kapitel posten.

Ja das mit Prue und Cole war so eine neue Idee von mir. Nachdem ich die 5. Staffel gesehen hatte, konnte ich Phoebe einfach nicht mehr ausstehen. Meiner Meinung nach hat sie sich einfach unerträglich aufgeführt. Also wollte ich etwas anderes probieren und Prue und Cole zusammen zu schreiben ging eigentlich richtig leicht und hat auch Spaß gemacht.

Ich hoffe dir geht es beim Lesen genauso!

13. Kapitel

Als Prue am Montag morgen in ihr Büro kam, wartete dort bereits Vivian Wingrove auf sie. Prue sah sie überrascht an, normalerweise war Vivian immer eine der Letzten, die zur Arbeit erschienen. „Vivian, was kann ich für dich tun?" fragte sie reserviert, während sie ihre Sachen aus der Tasche holte.

Vivian ging im Büro auf und ab und blieb dann stehen um Prue anzusehen. „Ich habe gehört, dass du dich als Cole Turners Frau ausgibst."

Prue sah sie komplett verblüfft an. „Wer sagt denn so was?"

„Nun das habe ich gehört." erklärte Vivian kühl. „Ich habe auch gehört, dass du zusammen mit ihm in seinem Haus wohnst."

„Ja das tue ich." erklärte Prue gelassen, obwohl sie sich fragte, was Vivian das überhaupt anging. „Wie ich dir bereits gesagt habe, war er mit meiner Schwester verheiratet. Und nachdem sie nicht mehr da ist, kümmern wir uns gemeinsam um ihren Sohn." Sie sah Vivian belustigt an. „Hat er dir etwa nichts davon erzählt?"

Vivian lächelte spöttisch zurück. „Wir hatten wichtigere Themen." meinte sie und ging näher auf Prue zu. „Ich wollte dich nur warnen, mir nicht schon wieder in die Quere zu kommen."

Prue sah Vivian ruhig an, wann war sie ihr je in die Quere gekommen, fragte sie sich kopfschüttelnd. „In welcher Beziehung?"

„Du weißt ganz genau in welcher Beziehung!" fuhr Vivian sie an. „Du wirst mir keine Steine in den Weg legen, wage das ja nicht."

„Ich weiß wirklich nicht wovon du sprichst." meinte Prue genervt.

„Er hat sich gestern nicht bei mir gemeldet, und da kannst nur du dahinter stecken." erklärte Vivian wütend. „Und Daddy hat mit erzählt, dass du am Samstag mit Cole das Restaurant verlassen hast. Aber ich sage dir, er wird mir gehören."

„Cole?" Prue lachte „Oh, der gehört keinem Vivian. Vielleicht einmal Phoebe, aber meiner kleinen Schwester kannst du nicht das Wasser reichen." Erklärte sie wütend, denn sie fand die Vorstellung erschreckend, dass alles was sie in den letzten Tagen getan hatte, irgendwie beobachtet wurde.

„Versuch nicht ihm einzureden, dass er weiterhin um sie trauern muss." zischte Vivian wütend.

Prue sah sie mitleidig an. „Das brauche ich gar nicht." meinte sie gelassen. „Und wenn du nichts wichtigeres zu sagen hast, dann geh bitte, ich habe zu tun."

„Es würde dir nicht bekommen, mich als Feindin zu haben." erklärte Vivian und stürmte zur Tür, wobei sie fast Judy umrannte, die gerade den Raum betrat.

Judy sah Vivian überrascht hinterher und wandte sich dann an Prue. „Welche Laus ist der denn über die Leber gelaufen?"

Prue zuckte die Schultern. „Was weiß ich, sie bildet sich ein, dass ich mich zwischen sie und Cole stelle, so ein kompletter Blödsinn."

„Ach tatsächlich?" fragte Judy grinsend und ließ sich auf ihrem Stuhl nieder. "Ich weiß gar nicht wie sie darauf kommen könnte."

„Sie behauptet, ich würde mich als seine Frau ausgeben." Prue lehnte sich zurück und ihr Gesichtsausdruck ließ erahnen, für wie idiotisch sie das hielt. Plötzlich kam ihr der Gedanke, dass Vivian dies allerhöchstens von David Morgan gehört haben könnte. „Weißt du, ob die Wingroves etwas mit David Morgan zu tun haben?"

„David Morgan, der Staatsanwalt? Nicht, das ich wüsste." erklärte Judy.

„Was weißt du über ihn?"

„Außer, dass er ein brillanter Staatsanwalt ist und so gut wie keinen Fall verliert, noch nicht mal die aussichtslosen?" Judy dachte angestrengt nach. Sie kannte sich mit allen Klatschgeschichten der städtischen High Society aus und schließlich fiel ihr etwas ein. „David Morgans Vater war ein einflussreicher Mann in dieser Stadt, zum Entsetzen der oberen Zehntausend hat er eine dunkle Schönheit geheiratet." Judy zuckte mit den Schultern. „Eigentlich ist das heute keine Schlagzeile mehr wert, aber in seinen Kreisen war es das. Er ist jung gestorben und einige haben natürlich gleich behauptet, dass Davids Mutter ihn mit irgendwelchen Voodoozaubern in den Tod getrieben hat. Aber so einen Quatsch muss man nicht ernst nehmen. Jedenfalls haben David Morgans Großeltern den Jungen aufgezogen. Ich weiß nicht genau, was aus seiner Mutter geworden ist. Einige sagen, sie sei zurück zu ihrer Familie gegangen und habe wieder geheiratet." Judy hob ihre Hände und sah Prue bedrohlich an. „Und einige behaupten sie ist eine dunkle Voodoopriesterin geworden."

Prue lachte. „Du würdest dich wundern, was es so alles auf der Welt gibt, Judy."

Judy zuckte mit den Schultern. „Mir reicht schon der normale Irrsinn." meinte sie und sah Prue nachdenklich an. „Und ich glaube nicht, dass es dir guttun würde, Vivian Wingrove als Feindin zu haben."

Prue seufzte. Na wundervoll, das hatte sie alles nur Cole zu verdanken.

Cole war zur selben Zeit im Untersuchungsgefängnis und wartete in dem kleinen Besprechungszimmer auf Amy. In seiner Tasche hatte er das verkohlte Kreuz und hoffte, dass er Amy mit seinen neuesten Informationen endlich zum Reden bringen könnte. Als sie das Zimmer betrat sah sie genauso blass aus, wie immer. Sie hatte ihre Haare zu einem Pferdeschwanz gebunden und blickte starr vor sich hin. Als die Wache den Raum verlassen hatte, begrüßte sie Cole kurz.

„Wie geht es dir?" erkundigte er sich.

Amy zuckte mit den Schultern. „Wie soll es mir schon gehen, ich sitze im Gefängnis." Sie sah hoch und blickte Cole an. „Und haben Sie ein schönes Wochenende gehabt?" Sie konnte sich immer noch nicht dazu überwinden, du zu sagen.

Cole nickte. „Ja, das habe ich. Ich war unter anderem auf der Lichtung, auf der Adam Boucher ermordet worden ist."
„Hm" meinte Amy lediglich und sah nicht zu ihm herüber. „Haben Sie am Wochenende nichts besseres vor?"

Cole ignorierte die Frage „Warum hast du nicht gesagt, dass ihr dort Beltane feiern wolltet?"

Amy blickte weiterhin auf den Tisch. „Ich weiß nicht wovon sie sprechen."

Cole sah sie genervt an. „Du bist eine wirklich schlechte Lügnerin Amy. Ihr wolltet dort den ersten Mai feiern. Ihr habt die Bäume geschmückt und ein Feuer gemacht." erklärte Cole, doch Amy reagierte nicht. „Schön, wenigstens leugnest du es nicht. Das wäre auch überflüssig, schließlich hattest du sogar dieses Enthemmungspulver in deinem Zimmer." Als Amy immer noch nichts sagte, meinte er. „Und ich kann dir versichern, dass es wirkt."

Nun sah Amy überrascht auf. „Sie haben es ausprobiert?"

Cole nickte. „Ja, leider ist etwas davon auf unseren Nachtisch gekommen. Und alle Gäste haben sich anschließend etwas merkwürdig aufgeführt." erklärte Cole lächelnd.

Amy lächelte zurück und sah auf einmal wieder wie die fröhliche junge Frau auf den Fotos von Pfarrer Tynan aus. „Und was haben Sie getan?" fragte sie amüsiert.

„Oh, du glaubst doch nicht, dass ich etwas davon gegessen habe." klärte er sie auf.

Amy schüttelte lachend den Kopf. „Aber Sie haben die anderen Versuchskaninchen spielen lassen. Das ist aber nicht nett Mr. Turner."

„Tja, ich bin nun mal nicht besonders nett." erklärte er achselzuckend.

„Das bezweifle ich. Und zu nett, ist auch nicht gut." meinte sie und ihr Lächeln erstarb. „Man musste das Pulver also essen." überlegte sie nachdenklich.

„Was hast du denn damit gemacht?" fragte Cole.

„Ich habe die Kräutersträußchen damit eingestäubt." gab Amy zu und bestätigte damit auch, dass sie die Bäume geschmückt hatte.

Cole lehnte sich über den Tisch. „Willst du mir nicht erzählen, was in der Nacht wirklich passiert ist? Habt ihr eure Freunde eingeladen, um das Fest zu feiern?"

Amy schüttelte den Kopf. „Nein," meinte sie bestimmt. „Es war niemand außer uns da."

„Das glaub ich dir nicht Amy. Wo ist denn der Sinn darin, seine Hemmungen zu verlieren, wenn nur Frauen anwesend sind?" erkundigte sich Cole mit einem ironisches Lächeln.

Amy sah ihn abschätzend an. „Sie sind ein Mann, Sie verstehen das nicht."

„Oh, ich verstehe das sehr gut. Du und dein Freund habt eure Hemmungen verloren, und als deine Freundinnen mit ihren Freunden abgezogen sind, da ist zufällig Adam Boucher aufgetaucht und wollte euch bekehren. Aber leider hat dein Freund rot gesehen, und weil er ja seine Hemmungen verloren hatte, hat er ihn umgebracht. Und jetzt fühlst du dich schuldig, weil du das Pulver benutzt hast." Cole sah sie auffordernd an. „Na wie ist das?"

„Sie haben doch keine Ahnung." erklärte Amy kühl. „Ich kann Ihnen nur sagen, Sie liegen völlig falsch."

Cole lehnte sich auf den Tisch zu ihr hinüber „Du musst ihn nicht beschützen." versuchte er sie zu überzeugen.

„Da ist niemand den ich beschützen müsste." meinte Amy stur.

Cole sah sie frustriert an. Sie würde den Kerl niemals verraten, das war ihm klar, er konnte es sogar irgendwie verstehen. Dennoch musste er erfahren, was geschehen war. Vorsichtig holte er das verkohlte Kreuz aus seiner Tasche. „Kannst du mir dann wenigstens sagen, wie das hier ins Feuer gekommen ist?"

Amy nahm das Kreuz vorsichtig in die Hand und fing plötzlich an zu weinen. „Oh mein Gott, was habe ich nur getan." murmelte sie und ließ ihren Kopf auf ihre Arme fallen, die verschränkt auf dem Tisch lagen. Sie begann hemmungslos zu weinen und hielt das Kreuz fest in ihrer Faust umschlossen.

„Toll!" meinte Cole genervt. „Wirklich toll, aber das hilft mir auch nicht weiter."

Amy hob ihren Kopf und sah ihn mit tränennassen Augen an. „Vielen Dank für Ihr Mitgefühl!" brachte sie schluchzend hervor.

„Mitgefühl? Ich wüsste nicht wofür." erklärte Cole kalt, denn er hatte kein Interesse an einem weiteren Weinanfall.

Amy sah ihn wütend an. Sie zog die Nase hoch und reckte ihren Kopf in die Höhe. „Ich denke, Sie gehen jetzt besser, ich habe nichts mehr zu sagen." Sie stand auf und klopfte an die Tür. Mit der Hand hielt sie immer noch das Kreuz fest umklammert.

Als Cole kurze Zeit später wieder in seinem Wagen saß, holte er sein Handy hervor und blickte auf die eingegangenen Anrufe. Sie kamen allesamt von Vivian Wingrove. Er seufzte. Sie hatte sich am gestrigen Tag zwei Mal gemeldet und am heutigen Morgen schon wieder. Er hörte sich die letzte Nachricht von ihr an. Sie teilte ihm mit, dass er sie in ihrem Büro erreichen konnte. Cole überlegte, dass sie wahrscheinlich ihren Schlüssel zurück haben wollte. Er packte ihn in einen Umschlag und entschied, ihn bei den Wingroves vorbeizubringen. Er fuhr los und kam kurz darauf vor ihrem Grundstück an.

Als Cole sagte, dass er etwas für Miss Wingrove hätte, wurde er sofort auf das Gelände gelassen. Er stieg aus und eine Bedienstete sagte ihm, dass Miss Wingrove gleich zu ihm kommen würde. Überrascht trat Cole in das kleine Zimmer, in dem er schon ein paar Tage zuvor auf Charlotte gewartet hatte. Er wunderte sich, dass Vivian schon wieder zu Hause war, denn er hatte ihren Wagen nicht in der Auffahrt stehen sehen. Ärgerlich sah er sich um. Er hatte eigentlich nicht vorgehabt, Vivian so schnell wieder zu sehen. Doch als sich die Tür öffnete stand dort nicht Vivian, sondern Charlotte.

„Oh, Sie." entfuhr es ihr.

„Charlotte." meinte Cole erfreut, der Zufall hätte ihm gar keinen besseren Dienst leisten können. „Ich bin wirklich froh, dass ich dich hier antreffe, ich habe noch einige Fragen an dich."

„Wenn es sein muss." Charlotte ließ sich missmutig in einen der Sessel fallen.

Cole setzte sich ihr gegenüber auf das Sofa. „Warum hast du mir nicht gesagt, dass ihr eure Freunde zur 1. Maifeier eingeladen habt?" fragte er sie direkt.

Charlotte sah ihn verblüfft an. „Hat Amy Ihnen das etwa gesagt?" Als Cole nickte fuhr sie fort. „Na ja sie sind ja nicht gekommen."

„Aber ihr hattet sie doch eingeladen?" erkundigte Cole sich.

Charlotte nickte und lehnte sich zu ihm hinüber. „Aber sagen Sie meinem Vater nichts davon." meinte sie leise. „Er vergisst immer, dass ich schon 19 Jahre alt bin." erklärte sie genervt. „Es ist kaum zum Aushalten. Er verlangt doch tatsächlich, dass ich jeden Mann, mit dem ich ausgehe, zuerst meinen Eltern vorstelle."

„Warum ziehst du nicht aus?" schlug Cole vor.

Charlotte sah ihn ungläubig an „Ich studiere. Und Daddy will mir keine eigene Wohnung bezahlen." Teilte sie ihm mit. Sie stöhnte. „Ich weiß, dass das ungerecht ist, aber was soll ich machen." erklärte sie, und es war offensichtlich, dass sie all die Annehmlichkeiten ihres Zuhauses nicht gerne gegen eine billige Studentenbude aufgeben würde.

Cole zuckte die Schultern, das war ihm im Grund egal, obwohl er überrascht darüber war, in wieweit Edward Wingrove mit Hilfe seines Geldes Macht über seine Töchter ausüben konnte. „Wohnt Vivian auch noch hier?" fragte Cole nachdenklich.

„Oh ja, aber sie hat ihre eigene Wohnung im linken Flügel des Hauses." teilte Charlotte ihm mit.

Cole nickte. „Aber zurück zu euren Freunden. Gillian, Amy und du hattet sie also eingeladen."

Charlotte seufzte. „Es war Amys Idee. Gillian und ich fanden das zuerst auch ganz gut. So außergewöhnlich und urtümlich. Aber als wir dann das Lagerfeuer angezündet hatten und auf unsere Freunde gewartet haben, da bekam ich einen Anruf von Todd." Sie sah Cole an. „Das ist mein Freund." erklärte sie ihm. „Er rief mich an, um mir mitzuteilen, dass in unserem Stammclub die Hölle los ist, und er und Gillians Freund keine Lust hätten auf die einsame Plantage zu kommen. Gillian und ich waren zuerst wütend. Aber dann haben wir eingesehen, dass er Recht hat. Wir haben Amy vorgeschlagen mitzukommen, aber sie wollte noch auf ihren Freund warten."

„Und kennst du Amys Freund?" fragte Cole.

Charlotte schüttelte den Kopf. „Nein. Sie hat immer ein großes Geheimnis um ihn gemacht. Aber wer kann es schon gewesen sein, sicher so ein Ökofreak oder so. Ich meine, wenn er auf Amy steht...."

„Also weißt du nicht, ob er an dem Abend noch gekommen ist?" erkundigte sich Cole.

Charlotte schüttelte den Kopf. „Nein, vielleicht gibt es ihn auch gar nicht und er existiert nur in Amys Fantasie."

Cole sah sie nachdenklich an. „Wie kommst du darauf?"

„Oh Amy war schon immer..."

„Merkwürdig, ich weiß." Cole stand auf und ging zur Tür. Dann drehte er sich noch einmal um. „Charlotte, kannst du diesen Umschlag deiner Schwester geben?" fragte er und reichte ihr das Kuvert mit dem Schlüssel.

Als Cole am Nachmittag nach Hause kam, hatte er zwei weitere Anrufe von Vivian auf seiner Mailbox. Genervt löschte er sie und ging in den Garten. Das Wetter war an diesem Tag erträglich und er machte es sich mit Danny unter der alten Kastanie bequem, als das Telefon erneut klingelte. Es war Isabell Swallow, die ihm von Mr. Wingrove ausrichten ließ, das er ihn am nächsten Tag im Country Club erwartete. Nachdenklich blickte Cole auf das Telefon. Er konnte sich nicht vorstellen, was das zu bedeuten hatte, aber er wusste instinktiv, dass es höchste Zeit war, Amy zum Reden zu bringen. Die Frage war nur, wie er das bewerkstelligen sollte. Schließlich hatte er eine Idee, aber er wusste nicht, was Prue davon halten würde. Er nahm sich vor, sie später darauf anzusprechen, doch es wurde immer später und obwohl Prue um diese Uhrzeit sonst immer längst zu Hause war, war dies an diesem Tag nicht der Fall.

Als es gegen Abend an der Tür klingelte, öffnete niemand. Cole war mit Danny im Garten und Mrs. Jennings war schon lange nach Hause gegangen. Also sah keiner eine ärgerliche Vivian Wingrove vor der Tür warten. Sie drückte erneut auf die Klingel, aber das Geräusch verhallte in der Eingangshalle. Vivian sah sich wütend nach Prues Wagen um, aber sie konnte nur Coles Firmenwagen vor dem Haus entdecken. Sie blickte durch die verglaste Eingangstür, aber sie konnte nichts erkennen. Ärgerlich ging sie zu dem Fenster auf der rechten Seite und blickte hindurch. Die Vorhänge waren nicht zugezogen und sie sah in ein kleines Zimmer. Da die Sonne hinter ihr stark blendete konnte sie kaum etwas erkennen. Sie blickte auf einen Stuhl mit einigen Kleidungsstücken, die einem Mann gehörten. Geradeaus stand ein Bett, aber sonst war nichts zu sehen. Wütend ging sie zurück zu ihrem Wagen. Sie hatte extra dafür gesorgt, dass Prue an diesem Tag länger arbeiten musste. Und jetzt war Cole nicht zu Hause. Seufzend setzte sie sich wieder in ihren Wagen und fuhr davon.

Als Danny längst im Bett lag, kam Prue endlich nach Hause. Sie hatte Überstunden machen müssen und wusste ganz genau, wem sie das zu verdanken hatte. Als sie mit der Arbeit endlich fertig war, hatte sie sich in einem Restaurant ein Essen gegönnt, da sie wusste, dass das Essen zu Hause schon kalt war, Danny sicher längst im Bett lag und der einzige, der auf sie warten würde, Cole war. Und den zu treffen, danach stand ihr wirklich nicht der Sinn. Sie hatte versucht, ihren Frust etwas abzubauen, aber wirklich gelungen war ihr das nicht.

Als Cole sie ins Wohnzimmer kommen sah, wusste er gleich, dass dies nicht der richtige Zeitpunkt war, um mit ihr über Amy zu reden.

„Kannst du deiner Freundin Vivian bitte erzählen, dass sie mich in Ruhe lassen soll." erklärte Prue so gelassen wie möglich. Vivian hatte ihr durch ihren Einfluss auf Petersen zu verstehen gegeben, wie sehr sie ihr das Leben erschweren konnte. Am heutigen Tag hatte sich Petersen bei Prue über die kleinsten Kleinigkeiten beschwert und Prue hatte dadurch viel mehr Arbeit als sonst gehabt. Sie hatte sie unmöglich in der normalen Arbeitszeit erledigen können. Außerdem konnte sie sich vorstellen, wie es bei der nächsten Verteilung der Fotoaufträge aussehen würde. Sie hatte sich schon gefragt, ob sie nicht lieber wieder freiberuflich arbeiten sollte, aber sie würde sich von einer Ziege wie Vivian nicht so leicht aus ihrem sicheren Job vertreiben lassen.

Cole sah Prue fragend an. „Was?"

„Deine Freundin hat die fixe Idee, dass ich mich zwischen euch drängen würde." meinte Prue mit einem eisigen Lächeln.

„Wie kommt sie nur darauf?" fragte Cole amüsiert und sah interessiert zu Prue hoch. „Hast du ihr

etwas von uns erzählt?"

„Du spinnst wohl." Prue blickte ihn ungläubig an und schüttelte langsam den Kopf. „Und ich wüsste auch nicht, was es da zu erzählen gäbe."

„Ich schon." erklärte Cole, stand auf und grinste. „Und du wirst doch nicht leugnen, dass du etwas gegen Vivian hast."

„Nein, aber das hat nichts mit dir zu tun. Ich konnte Miss Selbstzufrieden noch nie leiden." meinte Prue ruhig.

„Und wo ist dann das Problem?" fragte Cole.

Prue seufzte. „Das habe ich dir bereits gesagt, sie denkt ich sei der Grund dafür, dass du dich nicht mehr bei ihr gemeldet hast."

„Hm, woher weißt du, dass das nicht so ist?" wollte Cole wissen.

Prue sah zur Decke. „Hör auf." meinte sie genervt und drehte sich um, um das Zimmer zu verlassen.

Doch Cole war schneller und stellte sich ihr in den Weg „Ich will nichts von Vivian, außer Informationen." teilte er ihr mit.

„Das ist mir egal!" meinte Prue ruhig, obwohl sie nicht leugnen konnte, dass es ein gutes Gefühl war, zu wissen, dass er sie Vivian vorzog. Vielleicht besaß er doch einen Hauch von Menschenkenntnis.

„Bist du dir da so sicher?" fragte Cole erneut und blockierte die Tür, denn er wollte sie nicht so einfach gehen lassen. Er wusste selbst nicht genau, warum ihn Vivian nicht so anzog, wie sie es eigentlich sollte. Sie war attraktiv und nicht dumm. Und selbst wenn sie am liebsten über sich selbst redete, dann würde dies mit der Zeit sicherlich etwas langweilig werden, aber für den Anfang war Vivian interessant genug. Aber leider bei weitem nicht so interessant wie Prue und bei weitem keine so große Herausforderung. Prue faszinierte ihn auf eine Art, wie es zuvor noch keine Frau getan hatte. Sie war unberechenbar und schwierig und dennoch so selbstsicher, dass er nie geglaubt hatte, dass er eine Chance bei ihr haben würde. Aber ganz davon abgesehen, sie hatte Recht, dass es nur Probleme geben würde, wenn sie mehr sein würden als nur Mitbewohner. Doch im Moment kümmerte Cole das wenig, denn es war nun mal nicht seine Art, einem Risiko aus dem Weg zu gehen.

Prue blickte ihn ärgerlich an, doch sie sagte nichts weiter. Sie wünschte nur, er würde ihr einfach aus dem Weg gehen, denn sie wollte diese Empfindungen nicht, die sie in seiner Nähe augenblicklich spürte. Sie wollte ihn gerade dazu auffordern, sie durchzulassen, als ein anderer Gedanke sich in ihren Kopf schmuggelte. Es war schon merkwürdig, dass sie etwas so leicht haben konnte, was die gute Vivian so sehr wollte. Wenn Rache wirklich süß war, dann würde sie es gleich merken. Mit einem Lächeln stellte sie sich auf die Zehenspitzen und berührte seine Lippen.

Cole war zuerst verwundert über Prues plötzliche Zuwendung, aber er hatte nichts dagegen einzuwenden. Er beugte sich vor und küsste sie, sofort schlang sie ihre Arme um seinen Hals, um ihn näher an sich zu ziehen. Zumindest für diesen Augenblick setzte bei beiden das Bewußtsein aus, und sie waren in einer anderen Welt. Die widersprüchlichen Emotionen, die in ihnen Krieg führten, verschwanden zumindest zum Teil und wurden ersetzt von ihrer Leidenschaft. Prues Verstand verfiel in eine Art Schockzustand und sie ließ ihren Instinkten freien Lauf.

Als sie Stunden später in Coles Bett lagen, hatten sie erneut nicht daran gedacht, die Jalousie zu schließen. Das fahle Licht der Straßenbeleuchtung schien in den Raum und durch die nicht geschlossene Zimmertür leuchtete das Licht aus der Eingangshalle.

Es war hell genug, so dass Cole Prue interessiert ansehen konnte. Er hatte sich zur Seite gedrehte und fuhr ihr nachdenklich mit einer Hand durch das Haar. „Wieso dieser Sinneswandel?" fragte er sie interessiert.

„Hm." Prue lag auf dem Rücken und starrte an die Decke. Irgendwie fühlte es sich dieses Mal nicht ganz so falsch an, wie in den Nächten zuvor. Schließlich kannte sie in dieser Nacht wenigstens den Grund, warum sie hier lag und sie konnte ihn mehr oder weniger akzeptieren, auch wenn sie bei weitem nicht stolz auf sich war. Aber sie machte keine Anstalten, sein Bett so schnell wie möglich wieder zu verlassen. Denn ganz nebenbei gab es im ganzen Haus auch nicht mehr genug zu reparieren, womit sie eine weitere schlaflose Nacht hätte totschlagen können. „Das kommt eben dabei heraus, wenn Leute versuchen, mir zu drohen." meinte sie schließlich schlicht.

„Dann hat meine plötzliche Attraktivität für dich also damit zu tun, dass Vivian etwas von mir will?" fragte Cole amüsiert.

Prue drehte sich zu ihm. „Ja, irgendwie schon." gab sie ohne Umschweife zu. „Wie sagt man so schön, Rache ist süß."

„Und ist sie das wirklich?" fragte Cole und küsste sie auf die Lippen.

„Hm ich habe schon bessere Küsse bekommen, aber mit Vivian im Hinterkopf sind sie ganz erträglich." murmelte Prue.

Cole beugte sich zu ihr herüber und lachte. „Du bist keine gute Lügnerin Prue, weißt du das?" fragte er und küsste sie erneut.

Prue machte sich keine weiteren Gedanken über Wahrheit und Lüge und ließ sich einfach treiben. So lebendig hatte sie sich schon seit langem nicht mehr gefühlt und die üblichen Schuldgefühle waren bisher auch ausgeblieben. Warum sollte sie nicht den Moment genießen, schließlich konnte niemand wissen, wie lange er noch am Leben sein würde. Alle Vorsicht brachte nicht viel, wenn es Zeit für einen war, das hatte sie schmerzlich am eigenen Leibe erfahren. Sie spürte wie Coles Hände ihren Körper erkundeten und hatte nichts dagegen einzuwenden, sondern tat es seinen Händen gleich.

Beide waren so mit sich beschäftigt, dass sie nicht bemerkten, wie sich vor dem Zimmer jemand bewegte. Vivian Wingrove hatte den ganzen Abend versucht, Cole zu erreichen, aber augenscheinlich hatte er das Telefon abgestellt, denn keiner ihrer Anrufe wurde beantwortet. Aus diesem Grund war sie in eine ihrer liebsten Bars gegangen, doch sie hatte sich an diesem Abend einfach nicht ablenken können. Trotz der vielen Drinks, die sie sich gegönnt hatte, hatte sie beschlossen, ihren Wagen zu nehmen und ohne es eigentlich zu wollen, fuhr sie erneut zu Coles Haus. Sie stieg aus und sah Prues Wagen in der Auffahrt stehen. In einem etwas unsicheren Gang ging sie zur Tür und fragte sich, was sie hier eigentlich zu suchen hatte. Schließlich war es viel zu spät, um noch zu klingeln.

Aufmerksam lauschte sie an der Tür, als sie bemerkte, dass aus dem Zimmer rechts von ihr leise Geräusche kamen. Sie blickte in die Richtung und sah, dass das Fenster auf kipp war. Vorsichtig ging sie darauf zu und schaute durch die Glasscheibe. Es war ziemlich dunkel im Zimmer, doch sie konnte eindeutig zwei Menschen auf dem Bett erkennen. Als Vivian sah, was sie da taten, trat sie erschrocken einen Schritt zurück. Sie fühlte sich gleich viel nüchterner und konnte kaum glauben, was sie hier eigentlich tat. Sie war ganz sicher keine Spannerin, daran hatte sie noch nie auch nur das geringste Interesse gehabt. Dennoch zog das Fenster sie wie magisch an. Sie musste in Erfahrung bringen, wer da drinnen war, vorher würde sie keine Ruhe finden. Sie blickte erneut in den Raum und bemerkte, wie klein er eigentlich war. Außer dem Schrank und den Sesseln vor dem Fenster, nahm das Bett den gesamten Raum ein. Doch so sehr sich Vivian auch bemühte sie konnte in den zwei dunklen Gestalten niemanden erkennen. Frustriert wollte sie sich schon wieder abwenden, als sie ein Lachen hörte, das sie nur zu gut kannte. Es war eindeutig Prue, die da drinnen war. Erleichtert lehnte sich Vivian zurück. Wenn das Prue war, dann musste sie sich keine Sorgen machen, es interessierte sie nicht im geringsten, mit wem es ihre Arbeitskollegin in dem Zimmer trieb. Zufrieden über diese Erkenntnis ging sie zurück zu ihrem Wagen.