14. Kapitel

Als Prue am nächsten Morgen aufgestanden war, wartete sie immer noch auf die alten Schuldgefühle, aber sie waren nicht da. Sie fühlte sich im Reinen mit sich selbst. Wo war das Problem? Cole hatte schon recht, es war nur Sex, Gefühle waren nicht im Spiel und sie konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass sie sich je in Cole verlieben würde. Dass sie sich vor nicht all zu langer Zeit auch nicht hätte vorstellen können, mit ihm zu schlafen, vergaß sie dabei geflissentlich.

Cole hatte noch geschlafen, oder jedenfalls so getan, als sie das Zimmer leise verließ. Und somit hatte sie nicht seine üblichen Spitzen ertragen müssen. Alles war in Ordnung befand Prue als sie sich im Spiegel betrachtete. Und sie konnte sich ein zufriedenes Lächeln nicht verkneifen, wenn sie an Vivian Wingrove dachte, sie würde sich von ihr nicht mehr ihren Arbeitstag vermiesen lassen. Sie war eine gute Fotografin und wenn Petersen das nicht zu schätzen wusste, dann würde er sie verlieren, darüber war sie sich seit letzter Nacht im Klaren. Sie hatte es nicht nötig, sich von einer Vivian Wingrove herumschubsen zu lassen.

Als sie zufrieden mit sich selbst unten in die Küche kam, wartete dort bereits Mrs. Jennings.

„Guten Morgen Prue." begrüßte sie sie. „Ich bin heute etwas früher. Soll ich Danny holen, oder machst du das?"

Prue schüttelte den Kopf. „Nein, dass mache ich gleich." teilte sie ihr mit, während sie an der Tasse Kaffee nippte, die Mrs. Jennings ihr bereits eingeschenkt hatte.

„Gut." meinte Clara Jennings. „Dann kümmere ich mich erst einmal um dein Zimmer."

Prue sah sie erschrocken an. „Oh, also ähm das ist heute nicht nötig, Clara. Mein Bett habe ich schon gemacht und die Wäsche ist bereits im Wäschekorb."

Clara sah Prue überrascht an. „Gut, wenn du meinst. Dann werde ich mich als erstes um die Wäsche kümmern." Geschäftig verließ sie den Raum.

Prue sah ihr nachdenklich hinterher, wahrscheinlich war doch nicht alles so leicht, wie sie es sich vorgestellt hatte.

Als Prue am Morgen Coles Schlafzimmer verlassen hatte, hatte er sich nicht gerührt. Er war noch zu müde für ihr übliches Geplänkel und fühlte sich auch zu gut, um sich die Laune durch Streitereien verderben zu lassen. Er wusste nicht genau, was das mit Prue war, aber es tat ihm gut. Also wollte er sich im Moment keine weiteren Gedanken darüber machen. Er schlief wieder ein, und als er später aufstehen musste, hatte Prue das Haus bereits verlassen. Er begrüßte seinen Sohn und stellte fest, dass Mrs. Jennings bereits bei der Arbeit war. „Guten Morgen" begrüßte er sie.

Clara Jennings schaute hoch. „Guten Morgen, Cole." meinte sie und sah ihn nachdenklich an. „Sag mal, war Prue heute Nacht nicht zu Hause?" fragte sie neugierig.

Cole sah sie überrascht an. „Soviel ich weiß schon, wieso?"

„Weil ihr Bett schon gemacht war." teilte sie ihm mit.

„Oh, kann sie das nicht gemacht haben, bevor sie gegangen ist." schlug Cole vor.

Mrs. Jennings schüttelte energisch den Kopf. „Nein, so mache nur ich es fertig." erklärte sie selbstsicher. Und sah ihn verschwörerisch an. „Ich bin mir sicher, dass sie heute Nacht nicht darin geschlafen hat."

Cole zuckte lässig mit den Schultern. „Also ich habe nichts davon mitbekommen. Aber wer weiß, ich bin früh schlafen gegangen."

Clara Jennings nickte und wandte sich wieder ihrer Arbeit zu. „Na hoffentlich ist es ein netter Mann." murmelte sie vor sich hin. „Das hat sie verdient."

Cole ließ sie arbeiten und fragte sich zum ersten Mal, ob es so eine gute Idee war, Angestellte im Haus zu haben. Da blieben keine Geheimnisse lange geheim und er wusste nicht, ob ihm das gefiel.

Kurze Zeit später machte sich Cole auf den Weg zum Country Club, um Edward Wingrove zu treffen. Der Club lag etwas außerhalb der Stadt und nahm ein riesiges Areal ein. Er beherbergte neben einem Hotel mit Restaurant und zahlreichen Bars auch eine Vielzahl von Sportplätzen, Tennisplätze, ein Schwimmbad und sogar ein Golfplatz zählten zu seinen Attraktionen. Nachdem Cole seinen Namen genannt hatte, wurde er auf das Gelände gelassen. Vor dem Eingang wartete bereits ein Angestellter, der ihm mitteilte, dass Mr. Wingrove sich noch auf dem Tennisplatz befände, ihn aber in Kürze in der Sportler Lounge treffen würde.

Cole betrat das Gebäude und begab sich in das genannte Restaurant, in dem sich selbst um diese Uhrzeit schon zahlreiche Gäste befanden. Es waren viele Frauen darunter, sie saßen an gläsernen Tischen, nippten an ihren kühlen Drinks und blickten hinaus auf die Tennisplätze. Cole wunderte sich, dass Edward Wingrove ihn an diesen Ort bestellt hatte. Doch er würde schon erfahren, warum. Er nahm Platz und bestellte sich einen Drink.

Kurze Zeit später kam Edward Wingrove an seinen Tisch. Seine Haare waren noch feucht vom Duschen, aber er trug bereits wieder Anzug und Kravatte. Er begrüßte Cole und ließ sich auf dem Platz ihm gegenüber nieder. „Nun, wie gefällt Ihnen unser kleiner Club?" fragte er stolz.

Cole zuckte mit den Schultern. „Ich habe noch nicht viel gesehen."

„Wir haben sogar einen Golfplatz hier." erklärte Wingrove begeistert. „Aber ich vertreibe mir lieber die Zeit mit Tennis. Obwohl man dies bei unserem Klima im Sommer immer auf die frühen Morgenstunden verlegen muss. Aber was tut man nicht alles, um fit zu bleiben." meinte er lachend und sah Cole an. „Und welche Sportart bevorzugen Sie?"

„Ich bevorzuge Kampfsportarten." erklärte Cole mit einem Lächeln.

Wingrove nickte. „Tja, ich weiß nicht genau, ob sie das hier anbieten. Da müssten Sie sich erst erkundigen. Aber Sie müssen wissen, dass es schwierig ist, hier Mitglied zu werden. Unser Club ist alt und hat ein sehr gutes Renommee." er lächelte. „Und wir Alteingesessenen sind eigen, wir nehmen jedes Jahr nur eine begrenzte Anzahl an neuen Mitgliedern auf. Aber wenn Sie wollen, kann ich ein gutes Wort für Sie einlegen."

„Danke!" meinte Cole und sah ihn nichtssagend an. Er hatte noch nicht einmal ein Wort darüber verloren, dass er hier Mitglied werden wollte, aber augenscheinlich sah Edward Wingrove dies als selbstverständlich an. „Aber wir treffen uns sicher nicht hier, weil Sie mir die Vorteile dieses Clubs vor Augen führen wollen."

Wingrove lachte und nippte an seinem Drink. „Nein, Sie haben recht, das ist nicht der Grund. Aber es ist immer schön, wenn man das Geschäftliche mit dem Angenehmen verbinden kann." Er sah Cole nachdenklich an. „Ich wollte mit Ihnen über Amy Carey sprechen. Wie geht es in dem Fall voran?"

Cole lächelte ihn kalt an. „Meinen Sie nicht, es ist etwas früh, mich das zu fragen, schließlich haben Sie mir den Fall erst vor ein paar Tagen übertragen."

Wingrove nickte. „Sicher, sicher." meinte er. „Aber Donald Carey ist ein guter Freund von mir und Sie werden nicht bestreiten können, dass wir uns kaum kennen."

Das hättest du dir früher überlegen müssen, dachte Cole ironisch und meinte zufrieden. „Sie kennen doch meine Referenzen, ich dachte das war der Grund, warum Sie mich ausgewählt haben."

Wingrove seufzte. „Ich will ehrlich zu Ihnen sein. Donald hat mich gestern angerufen und mir mitgeteilt, dass er sich Sorgen um die Verteidigung seiner Tochter macht..."

„Das kann ich verstehen." unterbrach ihn Cole sofort. „Aber Sie werden ihm sicher erklärt haben, dass kein guter Anwalt zu so einem frühen Zeitpunkt bereits eine ausgeklügelte Verteidigung parat hat. Das ergibt sich alles mit der Zeit und mit den Recherchen."

Wingrove nickte erneut. „Sie haben ja recht, trotzdem meint Donald, dass Amy Probleme mit Ihnen haben könnte."

Cole sah ihn an, ohne eine Miene zu verziehen. „Da liegt er falsch." erklärte er selbstsicher, denn obwohl er am Tag zuvor Schwierigkeiten mit Amy gehabt hatte, konnte er sich nicht vorstellen, dass sie sich bei ihrem Stiefvater über ihn beschwert hatte. „Sie können ihm mitteilen, dass Amy und ich gut miteinander auskommen."

„Haben Sie denn bereits etwas von ihr erfahren können?" fragte Wingrove.

„Das geht nur meine Mandantin und mich etwas an." erklärte Cole kurzangebunden.

Wingrove stützte sich mit seinen Armen auf dem Tisch auf. „Mr. Turner." meinte er reserviert. „Cole, es geht hier um einen guten Freund von mir. Und wenn er denkt Amy hätte eine bessere Verteidigung verdient, dann kann ich versuchen, ihn vom Gegenteil zu überzeugen, aber ..."

Cole schüttelte den Kopf. „Sagen Sie ihm, er soll erst einmal mit seiner Tochter darüber reden, denn ich habe große Zweifel, dass sie einen anderen Anwalt will."

„Donald ist sich sicher, dass sie nichts gegen einen prominenten Anwalt einzuwenden hat." Erklärte Wingrove gelassen.

„Oh, da irren Sie sich." Cole stand auf. „Vielleicht muss ich Sie daran erinnern, dass Sie mir den Auftrag für ihre Verteidigung gegeben haben, weil Sie so ein großes Vertrauen in meine Fähigkeiten haben. Und darum werde ich Amy verteidigen."

Wingrove seufzte erneut und griff nach Coles Arm, um ihn am Gehen zu hindern. „Wie Sie bereits erkannt haben, bin ich Ihr Arbeitgeber. Und darum kann ich Sie auch von einem Fall abrufen, wenn ich das möchte."

Cole setzte sich wieder hin. „Amy will mich als ihren Anwalt." erklärte er gelassen.

„Sie sollten sich da lieber nicht so sicher sein." meinte Wingrove. „Machen Sie es mir doch nicht so schwer. Ich weiß, dass Sie ein großes Interesse an dem Fall haben. Und ich bin davon sehr beeindruckt. Und darum werde ich dafür sorgen, dass Sie in Zukunft einige vielversprechende Fälle erhalten werden."

„Es tut mir leid, aber ich werde den Fall nicht abgeben." erklärte Cole kühl. Je länger er Wingroves Bemühungen lauschte, um so mehr war er davon überzeugt, dass hinter der ganzen Angelegenheit noch mehr steckte, als er bislang vermutet hatte. Er musste unbedingt herausbekommen, wer der mysteriöse Freund von Amy war.

Edward Wingroves Züge verhärteten sich. „Wollen Sie etwa Ihren Job bei mir verlieren, den Firmenwagen, den Vorschuss ..."

Cole sah ihn finster an „Wollen Sie mir etwa drohen?"

Wingrove schaute ihn mitleidig an. „Sie wissen, wer am längeren Hebel sitzt."

„Ja!" Cole lächelte ihn kalt an. „Sie denken vielleicht, Sie hätten einem arbeitslosen Anwalt, der Probleme mit dem Alkohol hat, eine Chance gegeben. Aber da irren Sie sich gewaltig. Sie sollten sich lieber nicht mit mir anlegen, dass ist noch niemandem gut bekommen." Cole stand erneut auf. „Wollen Sie etwa, dass etwas davon in die Zeitung kommt? Wollen Sie wirklich etwas darüber lesen, dass Sie mich gefeuert haben, einen Ihrer besten Anwälte, und zwar nur weil der Stiefvater meiner Mandantin, der zufällig Ihr bester Freund ist, das so wollte? Weil er nämlich, im Gegesatz zu ihrem Anwalt, will, dass sie für ewig im Gefängnis schmort?"

Wingrove sah ihn ärgerlich an. „Ihr Tonfall gefällt mir überhaupt nicht." erklärte er und fügte hinzu. „Außerdem wird Ihnen niemand glauben."

„Hm, Ihr Ruf ist Ihnen sicher zu wichtig, um das Risiko einzugehen." erklärte Cole und wandte sich zum Gehen, doch Wingrove hielt ihn erneut fest.

„Also gut, ich werde mit Amy darüber sprechen, bis dahin bleiben Sie ihr Anwalt." teilte Wingrove ihm mit finsterer Miene mit.

„Einverstanden." meinte Cole und hoffte, dass Amy ihm nicht in den Rücken fallen würde.

„Aber eins noch." erklärte Edward Wingrove grimmig. „Halten Sie sich von meiner Tochter fern."

„Welche meinen Sie?" fragte Cole mit einem interessierten Lächeln.

Wingrove stockte kurz, doch dann erklärte er ärgerlich. „Beide! Ich möchte weder, dass Sie Charlotte weiter mit Ihren Fragen belästigen, noch möchte ich Sie in der Nähe von Vivian sehen."

Cole sah ihn mitleidig an. „Sagen Sie das lieber Ihrer Tochter." teilte er ihm mit und verließ den Saal. Ganz in Gedanken merkte er nicht, dass im Eingangsbereich die eben erwähnte Vivian stand, die ihn sofort erblickte.

Freudig lief sie hinter ihm her. „Cole!" rief sie begeistert, ihn endlich zu erwischen.

Cole blieb stehen und drehte sich um.

Vivian kam mit einem strahlenden Lächeln auf ihn zu. Sie trug ein kurzes Sportdress und niemand sah ihr den Schlafmangel an. „Ich habe schon versucht, dich zu erreichen, aber das war schwieriger als gedacht." Erklärte sie fröhlich, doch sie stockte, als sie bemerkte, dass Cole ein blaues Poloshirt trug, das genauso aussah, wie das Shirt, das sie am Tag zuvor auf dem Sessel in dem kleinen Zimmer gesehen hatte.

„Tatsächlich." meinte Cole und lächelte. „Ich hoffe, du hast den Schlüssel bekommen, den ich gestern deiner Schwester gegeben habe."

„Hm?" Vivian sah ihn fragend an. Ihr war ganz kalt bei dem Gedanken, dass sie gestern sein Zimmer beobachtet haben könnte.

„Den Schlüssel zu eurer Plantage." erinnerte Cole sie. „Deshalb hast du doch angerufen."

Vivian schüttelte den Kopf. „Der Schlüssel ist mir doch völlig egal, du hättest ihn ruhig noch länger behalten können." erklärte sie. „Aber du hast doch sicher nicht vergessen, dass wir unser unterbrochenes Abendessen wiederholen wollten."

„Nein, aber leider wird dein Vater etwas dagegen haben." Cole sah sich um und erblickte Edward, der gerade aus dem Restaurant kam und ihn kritisch betrachtete. Dies war wirklich nicht der Moment, sich erneut mit ihm anzulegen, entschied Cole. Sollte Wingrove doch mit seiner Tochter darüber streiten.

Vivian blickte ihn überrascht an. „Warum sollte mein Vater etwas dagegen haben, wenn ich mit dir ausgehe?" fragte sie.

„Tja weißt du, wir haben zur Zeit ein paar geschäftliche Probleme miteinander." erklärte Cole mit einem leichten Lächeln.

„Aber was hat das mit mir zu tun? Es ist meine Entscheidung, mit wem ich mich treffe." meinte sie rasch und sah zu ihrem Vater, der sie missmutig betrachtete.

„Ich weiß, aber dennoch sollten wir warten, bis sich die Wogen etwas geglättet haben." Cole nickte ihr zuversichtlich zu und verließ rasch das Gebäude.

Vivian schaute ihm ungläubig nach. Dann drehte sie sich um und stürmte auf ihren Vater zu.

Als Cole kurze Zeit später im Untersuchungsgefängnis ankam, teilte man ihm mit, dass Amy ihn am heutigen Tage nicht sehen wolle. Fluchend setzte sich Cole hin und schrieb ihr eine kurze Notiz. Er wollte ihr mitteilen, dass ihr Stiefvater und Edward Wingrove entschieden hatten, dass ein anderer Anwalt besser für sie wäre, dass er aber nicht dieser Ansicht sei. Wenn sie das genauso sehen würde, dann sollte sie sich am kommenden Tag wenigstens mit ihm unterhalten. Er gab die Notiz einem Gefängniswärter, der ihm versicherte, dass Amy die Zeilen erhalten würde. Frustriert verließ Cole das Gebäude. Er musste Amy unbedingt zum Reden bringen, entschied er. Und da fiel ihm nur ein Weg ein.

Pünktlich zur Mittagszeit betrat Cole das Büro von Prue, doch die einzige, die er erblickte, war Judy. „Hey Judy, wo ist Prue?" fragte er überrascht und ließ sich auf Prues Stuhl nieder.

„Sie hat einen Außenauftrag." teilte Judy ihm mit und lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. „Prue hat Petersen heute ihre Meinung gesagt. Nachdem die Ziege Vivian ihr gestern die Überstunden aufgehalst hat." begann Judy zu erzählen. „Das hättest du hören müssen. Sie hat Petersen richtig zur Schnecke gemacht." erklärte sie zufrieden.

Cole grinste, das konnte er sich vorstellen. „Ja sie läßt sich nicht gerne etwas gefallen, die gute Prue."

„Sie hat ihm erklärt, dass er ihr, wenn er sie behalten will, bessere Aufträge zuteilen muss. Und Petersen ist ja nicht blöd, er weiß was für eine gute Fotografin Prue ist. Und die will er trotz Vivian nicht verlieren."

„Und darum ist sie jetzt unterwegs?" fragte Cole.

„Ja genau." Judy sah auf ihre Uhr. „Aber sie müsste eigentlich bald zurück sein. Wolltest du sie zum Mittag ausführen?"

Cole nickte. „Ja, das hatte ich eigentlich vor."

„Schön." meinte Judy und grinste. „Ich fand schon immer, dass ihr zwei gut zusammenpasst."

„Tatsächlich?" Cole lachte. „Das lass Prue aber lieber nicht hören."

Judy winkte ab. „Keine Sorge, das hab ich ihr bereits gesagt."

„Und du lebst noch?" fragte Cole überrascht.

„Sicher, na gut, sie war nicht begeistert davon. Aber das kommt noch. Es wäre doch wirklich schade, wenn sie euch keine Chance geben würde, nur weil du mal mit ihrer Schwester zusammen warst." erklärte Judy bestimmt.

Cole runzelte überrascht die Stirn. „Das hat sie gesagt?" er konnte es kaum glauben.

„Nicht direkt." gab Judy zu. „Aber ich wüsste nicht, wo sonst das Problem wäre. Ihr zwei lebt doch schon zusammen und ob sie es will oder nicht, alle Freunde von mir, mit denen ich sie verkuppeln wollte, haben nicht annähernd so gut zu ihr gepasst wie du."

„Ach ich weiß nicht Judy." wiegelte Cole ab. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass aus uns etwas werden könnte."

„Wieso nicht?" fragte Judy überrascht. „Was ist es denn, was ihr gerade habt?"

Cole sah sie nachdenklich an, aber er konnte sich nicht vorstellen, dass Prue ihr etwas von ihnen beiden erzählt hatte. „Wir wohnen zusammen." meinte er ruhig.

„Aha, so nennt man das also heute." erklärte Judy grinsend.

Cole blickte sie skeptisch an, vielleicht war Prue doch gesprächiger, als er gedacht hatte. Aber bevor er mehr darüber in Erfahrung bringen konnte, öffnete sich die Tür und Prue erschien im Büro.

Sie legte ihre Ausrüstung auf den Schreibtisch und sah ihn auffordernd an. „Soviel ich weiß, ist das mein Stuhl." meinte sie.

Cole kümmerte sich nicht darum, er drehte sich auf dem Stuhl hin und her und trommelte mit den Fingerspitzen auf die Lehnen. „Ich wollte dich zum Mittagessen einladen." teilte er ihr mit und stand schließlich auf. „Also was ist, kommst du mit?"

Prue sah ihn nachdenklich an, als Judy bereits für sie antwortete.

„Natürlich kommt sie mit." erklärte sie. „Schließlich muss Prue ihren Sieg über Petersen feiern."

Prue sah sie lächelnd an. „Ja das war gut, oder? War doch mal was anderes ihn betteln zu sehen."

„Stimmt. Und darum läßt du es dir in deiner Mittagspause auch gutgehen." erklärte Judy bestimmt.

Prue sah sie nachdenklich an. „Also ich weiß nicht, ich habe noch einiges zu erledigen und eigentlich ..."

„Bevor wir hier lange herumdiskutieren bist du längst wieder zurück." teilte Cole ihr mit und schob sie in Richtung Tür.

„Viel Spaß ihr Zwei." rief Judy ihnen hinterher.

Als die beiden im Flur standen, drehte Prue sich zu ihm um. „Also wie komme ich zu der Ehre?" fragte sie ironisch.

„Wieso? Ist es etwas so besonderes, wenn ich dich mal zum Essen einlade?" erkundigte sich Cole.

„Also bis heute bist du nicht auf die Idee gekommen." teilte Prue ihm mit. „Und ich bin mir sicher, da ist irgendwo ein Haken."

Bevor Cole darauf antworten konnte, ging die Tür von Carl Petersens Büro auf und eine wütende Vivian erschien auf dem Korridor. Ihr Chef hatte ihr gerade mitgeteilt, dass Prue eine seiner besten Fotografinnen war, die er auf keinen Fall verlieren wollte. Und dass er Vivians kleinliche Mäkeleien in Bezug auf ihre Fotos nicht mehr akzeptieren würde. Ärgerlich hatte sie sein Büro verlassen, und beschlossen, dass ihr Vater Petersen einmal gehörig die Meinung sagen sollte, als ihr einfiel, dass sie mit ihrem Vater im Moment auch Streit hatte. Seufzend sah sie hoch und erblickte die Person, die sie für ihren gesamten Ärger verantwortlich machen konnte, Prue. Zusammen mit Cole, Vivian erstarrte und ihr wurde eiskalt, denn so sehr sie es auch leugnen wollte, sie war sich ziemlich sicher, wen sie in der Nacht zuvor beobachtet hatte. Sie hatte es nicht wahrhaben wollen, schließlich hatte Prue ihr nichts davon erzählt, dass sie ein Verhältnis mit ihrem Schwager hatte, doch das sah diesem hinterhältigen Biest ähnlich. „Hallo Prue." brachte Vivian gerade noch heraus und als sie ihre Füße wieder tragen konnten, stürmte sie an den beiden vorbei in ihr Büro, wo sie ihrer Wut freien Lauf ließ.

Prue sah ihr kopfschüttelnd hinterher. „Tja ihr Plan, mich bei Petersen schlecht zu machen hat wohl nicht so funktioniert, wie sie es sich gedacht hat." meinte sie zufrieden. „Obwohl sie jetzt sicher ihren Vater um Hilfe bitten wird."

„Hm, ich glaube mit dem hat sie momentan auch ihre Schwierigkeiten." teilte Cole ihr mit, während sie das Gebäude verließen und auf den Parkplatz traten.

„Wie meinst du das?" fragte Prue interessiert.

Auf dem Weg zum nächsten Cafe erzählte Cole Prue von der Begegnung mit seinem Chef.

„Ich wusste gar nicht, dass du so ein Feigling bist." meinte Prue ironisch. „Ich hatte angenommen, dass du Vivian selbst sagen kannst, dass du nichts von ihr willst."

„Wieso sollte ich? Vielleicht brauche ich sie ja noch einmal." erklärte Cole und führte Prue zu einem freien Tisch.

„Ich kann es nicht fassen." Prue schüttelte ungläubig den Kopf, aber was sollte sie anderes von ihm erwartet. „Aber das hätte ich bei dir eigentlich wissen müssen." meinte sie verächtlich.

„Hey, es ist nur Vivian." verteidigte sich Cole.

„Und Vivian ist auch ein Mensch und hat Gefühle," belehrte ihn Prue, obwohl sie selbst bisher auch nicht besonders vorsichtig mit Vivians Gefühlen umgegangen war.

„Sie kommt schon darüber hinweg." teilte Cole ihr mit. „Und eigentlich wollte ich auch über etwas anderes mit dir sprechen."

Sie bekamen ihre Bestellung und Prue sah ihn aufmerksam an. „Also jetzt sag schon, was ist los."

Da er ihr bereits von seinem Gespräch mit Wingrove erzählt hatte, musste er seine Zeit nicht mit langen Erklärungen verschwenden. „Ich muss Amy zum Reden bringen. Ich will nicht riskieren, dass Wingrove mir den Fall wegnimmt."

Prue nickte. „Das kann ich verstehen, aber wie willst du das anstellen?"

Cole sah sie eindringlich an. „Ich dachte dabei an Magie. Kennst du nicht einen Wahrheitszauber, ein Elixier, irgendetwas?"

Prue sah ihn skeptisch an, das gefiel ihr gar nicht. „Hast du nicht eine bessere Idee? Wie wäre es zum Beispiel mit einem Gespräch mit einem Psychologen?"

„Oh ja, am besten noch Dianne McCormack."er lachte gehässig. „Die treibt Amy eher in den Wahnsinn, als dass sie irgendetwas anderes aus ihr herausbringt."

„Sie ist eine gute Psychologin." versuchte Prue ihn zu überzeugen.

Cole beugte sich vor und schüttelte den Kopf. „Glaub mir, das wird nichts. Amy wird ihr kein Wort sagen."

„Nur weil sie dir nichts sagt, bedeutet das noch lange nicht, dass sie bei jemand der geschult ist, genauso stumm ist." teilte Prue ihm lächlend mit.

„Keine Chance, sie sagt nichts. Und darum musst du mir helfen." Er sah sie bittend an. „Komm schon Prue, wo ist denn da das Problem? Es ist schließlich für einen guten Zweck."

„So einfach ist das nicht." erklärte Prue ärgerlich. „Du kannst nicht für jedes Problem Magie als Lösung wählen."

„Das tue ich doch gar nicht. Niemand würde zu Schaden kommen, du kennst doch sicher einen Wahrheitszauber, oder etwa nicht?"

„Ich habe mal einen benutzt." gab sie zu. Aber ihre Erinnerungen daran waren nicht so prickelnd, dass sie es noch einmal wiederholen wollte. Sie hatte dabei Dinge erfahren, die sie gar nicht hatte wissen wollen. „Wenn man Zauber für seinen eigenen Nutzen einsetzt, hat es immer Konsequenzen, das müsstest selbst du langsam wissen."

„Aber es ist doch nicht für unseren persönlichen Nutzen." erklärte Cole eindringlich.

Prue sah ihn forschend an. „Bist du dir ganz sicher, dass du es nicht nur willst, damit du deinen Fall gewinnst und vor Wingrove und David Morgan als der strahlende Sieger dastehst?" fragte sie spöttisch.

„Was denkst du von mir?" fragte Cole und grinste. „Okay, ich gebe ja zu, dass es verlockend wäre. Aber das ist es nicht. Ich bin mir einfach sicher, dass die beiden wollen, dass Amy verurteilt wird. Sie wissen irgendetwas darüber und wollen, dass es im Dunklen bleibt. Also ist es nur für Amy."

„Und wieso redet sie dann nicht mit dir?" fragte Prue skeptisch.

„Eben das will ich ja herausfinden." teilte er ihr mit. „Es ist das beste für sie, mir zu sagen, was geschehen ist," versuchte er Prue zu überzeugen. „Oder willst du, dass der Mistkerl, der den Pater umgebracht hat, ungeschoren davonkommt?"

Prue seufzte und stocherte nachdenklich in ihrem Essen herum, sie wollte hier keine Magie anwenden.

„Wahrscheinlich hat es sogar mit Dämonen zu tun, denk' an die Athame." erinnerte Cole sie.

Prue blickte auf. „Ich habe den Zauber damals auf uns drei angewandt." meinte sie abwehrend.

„Also einen Zauberspruch umschreiben dürfte für dich doch kein Problem sein." versuchte er ihr zu schmeicheln.

„Das weiß ich selbst. Aber es ist lange her, seit ich ihn geschrieben habe, und wieso bist du so sicher, dass er hier überhaupt funktionieren würde?" fragte Prue, denn sie konnte sich immer noch nicht vorstellen, dass der Engel des Schicksals sie in diesem Punkt belogen hatte.

„Muss ich dich daran erinnern, dass du vor kurzem einen Wecker nach mir geschleudert hast?" fragte Cole lächelnd.

„Ich finde die Idee nicht gut Cole." erklärte Prue erneut, ohne darauf einzugehen. „Aber ich werde zuhause darüber nachdenken."

„Aber beeil' dich ein bisschen mit dem denken." forderte Cole sie auf. „Sonst hat Wingrove mich gefeuert, noch bevor ich eine Möglichkeit habe, die Wahrheit zu erfahren."