19. Kapitel

Am nächsten Morgen wurde Cole von einem lauten Klopfen an der Tür aufgeweckt. Er setzte sich auf und blickte verwundert zur Tür. Von Prue war weit und breit nichts zu sehen. In der letzten Nacht hatte Cole schließlich doch noch den Weg ins Bett gefunden, aber Prue hatte längst geschlafen, oder wenigstens so getan und er hatte keine Veranlassung gesehen, sie zu wecken. Trotzdem war die Nacht sehr kurz gewesen.

Er reckte sich müde und ging schließlich zur Tür. Als er sie öffnete konnte er niemanden sehen und sah verwundert den Flur entlang, bis er auf dem Boden ein Tablett mit dem Frühstück vorfand. Cole erinnerte sich daran, dass er auf dem Anmeldebogen Frühstück angekreuzt hatte, und der Frau an der Rezeption mitgeteilt hatte, dass sie früh aufstehen wollten.

Zufrieden trug er das riesige Tablett in's Zimmer und stellte es auf den Tisch, als die Tür vom Badezimmer aufging und Prue vollständig angezogen hereinkam. Er begrüßte sie kurz und verschwand dann ebenfalls erst einmal im Badezimmer, um sich frisch zu machen.

Währenddessen ließ sich Prue auf einem der Sessel nieder. „Frühstück, wenigstens den Service gibt es hier." meinte sie zufrieden und machte sich über das Tablett her, das vollgepackt war mit allen möglichen Köstlichkeiten, von Rührei über Pfannkuchen bis zu warmen Brötchen und zahlreichen Belägen.

Als Cole schließlich zurück kam, war schon mehr als die Hälfte verschwunden. „Danke dass du mir etwas übriggelassen hast." verkündete er ironisch und ließ sich in dem anderen Sessel nieder.

„Es ist ja wohl noch genug für dich da." meinte Prue mit vollem Mund und ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Sie nahm den letzten Pancake und tröpfelte sich Ahornsirup darauf. Sie hatte ganz vergessen, wie schön es war, wenn einem jemand so ein Frühstück servierte.

Cole schüttelte amüsiert den Kopf „Aber wie schön, dass es dir schmeckt." meinte er und begnügte sich mit dem Rest des Frühstücks.

Als die beiden später in der Lobby aus dem Fahrstuhl traten, ging Cole zur Rezeption, während Prue auf die Sitzgruppe am Fenster zuging. Am frühen Morgen herrschte in der Halle mehr Betrieb als in der Nacht zuvor und Cole musste warten, bis er endlich an die Reihe kam. Die Frau, die sich hektisch um alle Gäste gleichzeitig kümmern musste, war eine andere, als in der Nacht zuvor.

Als Cole schließlich die Rechnung bekam, warf er einen überraschten Blick auf den Betrag. Er hatte erwartet, dass das Frühstück im Preis inbegriffen war, aber das schien nicht der Fall zu sein. Die Frau hängte den Schlüssel zurück an seinen Platz, während Cole seine Brieftasche hervorholte. Er warf einen vorsichtigen Blick hinein und sah zu seiner Erleichterung, dass das Geld für die Rechnung gerade noch reichen würde. Er lächelte vor sich hin, vielleicht hätten sie sonst den Abwasch erledigen müssen. Er bezahlte und bat die Frau, ihm ein Taxi zu bestellen. Das würden sie schließlich erst bezahlen müssen, wenn sie zu Hause angekommen waren.

Zur selben Zeit blickte Prue interessiert auf die Tafel mit den Ankündigungen. Ein Konzert würde in der nächsten Woche stattfinden und ein Ball. Sie blickte auf die andere Seite und stockte verblüfft. Dort war ein Werbeplakat für einen Voodoo-Abend, der im City Park stattfinden würde. Die Karten dafür konnte man in diesem Hotel kaufen. Ganz davon abgesehen, dass Prue sich darüber wunderte, dass dafür Karten verkauft wurden, interessierte sie vor allem das Bild der Voodoo-Priesterin, die auf dem Plakat abgebildet war. Sie kam ihr bekannt vor, und sie hätte schwören können, dass es sich dabei um die Frau handelte, die gestern mit David Morgan im Hotel auf Wingrove gewartet hatte. Ganz in Gedanken versunken, hörte sie plötzlich eine Stimme hinter sich.

„Miss, .. ach Gott, jetzt habe ich glatt Ihren Namen vergessen."

Prue blickte sich um und sah sich dem Besitzer Harry van Berg gegenüber. „Halliwell!" meinte sie mit einem Lächeln und reichte ihm ihre Hand. „Es freut mich, Sie wiederzusehen Mr. van Berg."

„So geht es mir auch. Vor allem freut es mich, Sie in einem meiner Hotels anzutreffen." erklärte er zufrieden. „Ich hoffe es gefällt Ihnen hier."

Prue sah sich in der mit allen nur möglichen Kunstwerken vollgestopften Halle um. „Die Zimmer sind sehr schön eingerichtet." brachte sie schließlich hervor und erklärte aus vollster Seele. „Und das Frühstück war einfach grossartig."

Van Berg nickte. „Ja, darauf lege ich auch großen Wert." Er klopfte auf seinen Bauch. „Wie man sehen kann." fügte er lachend hinzu. „Aber damit scheinen Sie ja keine Probleme zu haben."

Prue lächelte und sah, wie Cole auf sie zukam.

Harry van Berg folgte ihrem Blick. „Mr. Turner!" meinte er. „Auch ein herzliches Willkommen an Sie." er reichte ihm die Hand.

„Mr. van Berg. Sie haben wirklich ein schönes Hotel hier. Vor allem die Halle ist exquisit." erklärte Cole und warf Prue einen amüsierten Blick zu.

Harry van Berg schien die leichte Ironie nicht zu bemerken. „Ja, ich habe mir wirklich große Mühe gegeben, sie so zu gestalten, obwohl mir jeder Innenarchitekt davon abgeraten hat, aber der Erfolg gibt mir recht." teilte er ihnen zufrieden mit.

„Ganz bestimmt." meinte Cole und zog eine Augenbraue hoch.

„Und Sie sind also der Anwalt von unserer kleinen Amy." wechselte van Berg das Thema.

Cole blickte ihn überrascht an. „Spricht sich das so schnell herum?" fragte er.

Van Berg lachte. „Oh, in unseren Kreisen ist die Welt klein. Da ist so eine Neuigkeit schnell rum. Ich hoffe jedenfalls, dass Sie die Kleine da heraushauen." erklärte er und schlug Cole auf die Schulter. „Es kann doch niemand, der bei Trost ist, glauben, dass sie etwas mit dem Mord zu tun hat."

„Nein, ganz gewiss nicht, und ich bin zuversichtlich, dass sich die ganz Angelegenheit bald aufklären wird." teilte Cole ihm mit.

Prue lächelte Harry van Berg freundlich an. „Wie ich sehe, machen sie hier auch Reklame für Voodoo-Veranstaltungen." erklärte sie und drehte sich um, um auf das Plakat zu weisen.

Van Berg nickte. „Ja, New Orleans ist nun mal berühmt für Voodoo, viele Touristen erwarten das von uns. Aber dies ist schon so etwas wie eine echte Zeremonie, auch wenn es nur Voodoo-Abend genannt wird. Die Voodoopriesterin ist eine Berühmtheit in der Szene und ihre Zeremonien werden teilweise sogar im Internet übertragen."

Prue sah ihn zweifelnd an. „Wieso das denn?"

„Oh, viele Leute sind an einer Fernteilnahme interessiert." klärte er sie auf.

„Tatsächlich?" Cole und Prue sahen sie skeptisch an, als einer der Angestellten in die Halle kam und ihnen mitteilte, dass das Taxi vor der Tür wartete. Sie verabschiedeten sich von Harry van Berg und traten auf die Straße. Die ersten Sonnenstrahlen schienen ihnen entgegen und kündigten einen weiteren heißen Tag an.

Cole nannte dem Taxifahrer ihre Adresse und dieser nickte. Die beiden wussten immer noch nicht genau, in welchem Teil der Stadt sie sich gerade befanden. Aber offensichtlich war er nicht allzuweit entfernt von ihrem Zuhause, denn keine 10 Minuten später hielt das Taxi vor ihrer Einfahrt.

Cole beugte sich nach vorne und teilte dem Fahrer mit, dass er noch ein wenig warten sollte, dann wandte er sich an Prue. „Kannst du kurz mal ins Haus gehen und das Taxigeld holen?" bat er sie mit einem entschuldigenden Lächeln.

Prue sah ihn iritiert an. „Du kannst dir noch nicht mal mehr das Taxi bezahlen?" fragte sie ungläubig und schüttelte den Kopf. „Nicht zu fassen." Als sie ausstieg, bemerkt sie, dass der Taxifahrer Cole einen amüsierten Blick zuwarf.

„Das Früstück kostete extra." rief Cole ihr hinterher.

„Großartig!" Prue verdrehte die Augen, sie ging auf die Haustür zu und sah sofort, dass Mrs. Jennings Wagen bereits in der Auffahrt stand. Na wundervoll, dachte sie seufzend und holte ihren Schlüssel hervor. Als sie die Halle betrat, kamen ihr auch sofort Clara Jennings und Dianne mit Danny auf dem Arm entgegen.

„Wir haben uns schon Sorgen gemacht!" teilte Clara ihr aufgelöst mit. „Wo warst du denn? Und Cole ist auch nicht da!"

„Später!" meinte Prue schnell, denn von Dianne und Clara mit Fragen bombardiert zu werden, dazu hatte sie am frühen Morgen wirklich keine Lust. Sie holte ihr Portemonnaie und erklärte mit einem ironischen Grinsen. „Erstmal muss ich das Taxi bezahlen." Prue ging wieder hinaus und ließ die beiden verblüfften Frauen stehen.

Draußen bezahlte sie den immer noch vor sich hingrinsenden Taxifahrer, während Cole aus dem Wagen stieg. Der Taxifahrer bedankte sich und fuhr davon. Prue blickte ihm hinterher und drehte sich dann ohne ein Wort wieder zur Tür um.

Cole trat neben sie und sah sie skeptisch an. „Bist du wegen irgendwas sauer?"

„Nein, wieso sollte ich?" erkundigte sie sich ruhig und öffnete die Tür.

Als die beiden das Haus betraten, warteten dort immer noch Clara und Dianne, die ihnen neugierig entgegenblickten.

Entschlossen ging Prue auf Danny zu und nahm ihn auf den Arm. „Hallo mein Kleiner, hast du mich vermisst?" fragte sie und kümmerte sich nicht um die übrigen. Ohne einen weiteren Kommentar ging sie zur Treppe und sagte ohne sich umzudrehen. „Erzähl du ihnen, was los war." Sie ging die Stufen hoch und hörte Cole hinter sich sagen.

„Oh, ich habe Prue nur zum Frühstück eingeladen, ihr werdet nicht glauben, wieviel sie essen kann."

Als Prue einige Stunden später mit Judy im Büro saß, sah sie diese nachdenklich an. „Sag mal Judy, was weißt du über eine Voodoopriesterin, die Zeremonien für Touristen abhält, die sogar im Internet übertragen werden."

Judy sah sie nachdenklich an. „Ach du meinst Madame Belva." erklärte sie schließlich. „Also das ist eine ganz schön geschäftstüchtige Frau." Sie tippte auf ihrem Computer rum. „Guck dir das an." forderte sie Prue auf und drehte ihren Bildschirm zu ihr herum.

„Siehst du, das ist ihre Website. Sie bietet alles mögliche an." erklärte Judy.

Prue schaute auf den Bildschirm. „Zauberbeutel um Nichtraucher zu werden, 100 Dollar. Gris-Gris, um eine bestimmte Person an sich zu fesseln oder an sich zu binden, ohne selbst abhängig zu werden, 90 Dollar." Prue lehnte sich kopfschüttelnd zurück, sie konnte kaum glauben, dass es so etwas tatsächlich gab. „Es gibt sogar Rituale, die man selbst durchführen kann. Up and Away, ein Ritual, mit dem man seinen Partner "entsorgt", für nur 80 Dollar."

„Wie das wohl geht, kommt er danach in die Mülltonne?" fragte Judy lachend und schüttelte ungläubig den Kopf. „Tja, aber es muss wohl Leute geben, die tatsächlich Unmengen von Geld für so einen Schund ausgeben."

„Du glaubst also nicht daran?" fragte Prue interessiert, während sie auf die Gebühr für eine Fernteilnahme an einer Voodoo-Zeremonien blickte, 160 Dollar.

Judy zog ihre Schultern hoch. „Das will ich damit nicht sagen. Soviel ich weiß, ist wirklich etwas dran, diese Madam Belva hat große Macht in der Szene, und die wird sie nicht durch diesen Hokus-Pokus bekommen haben. Aber ich garantiere dir, dieses Zeug hier.." sie zeigte auf den Bildschirm. „..macht sie nur, um Geld zu scheffeln."

Prue nickte. „Da kann ich dir nicht widersprechen. Gibt es ein Bild von ihr?"

Judy rief eine andere Seite auf und eine dunkelhäutige Frau mit graumelierten lockigen Haaren blickte sie finster an. „Uh, da kann man ja richtig Angst bekommen." lachte Judy.

Prue sah sich die Frau genau an. Obwohl sie die Begleiterin von David Morgan nur flüchtig gesehen hatte, war sie davon überzeugt, dass es die Frau auf dem Foto war. Sie hatte die gleiche düstere Ausstrahlung. Prue blickte Judy an. „Weißt du etwas über ihre Herkunft?"

Judy schüttelte den Kopf. „Nein, das ist alles geheim." Sie suchte auf der Internetseite, konnte aber nichts in Erfahrung bringen. „Wie immer ranken sich Mythen darum, dass sie eine Nachfahrin der großen Voodoo-Königin Marie Laveau sei, aber das sagen sie immer."

Prue nickte. „Hat sie Verwandte?"

„Ich weiß nicht Prue, aber wenn du willst, dann höre ich mich mal für dich um." bot Judy ihr an.

Als Prue am Nachmittag nach Haus kam, fand sie Cole im Wintergarten vor. Sie ging zu ihm und sah ihn nachdenklich an. „Hast du heute morgen dass Plakat für diesen Voodoo-Abend gesehen?" fragte sie nach.

Cole nickte. „Ja, vor allem die Internetübertragung hat mich tief beeindruckt. Vielleicht sollten wir da mal zuschauen."

„Kostet 160 Dollar." teilte Prue ihm mit und setzte sich hin. „Die Livekarten vor Ort werden wahrscheinlich noch um einiges teurer sein."

Cole blickte sie interessiert an. „Woher weißt du das?"

„Ich habe mir heute ihre Internetseite angesehen. Da bietet sie wirklich alles an." Prue schüttelte widerwillig den Kopf. „Kam dir die Frau auf dem Bild nicht auch irgendwie bekannt vor?" fragte sie.

Cole dachte kurz nach. „Sie hat mich an die Frau neben David Morgan erinnert, aber ich könnte nicht beschwören, dass sie es wirklich war."

„Aber ich." meinte Prue. „Vor allem, als ich heute ihr Bild im Internet gesehen habe. Sie war es. Und darum war sie auch mit Morgan in dem Hotel."

„Könnte sein." stimmte Cole ihr zu und wechselte das Thema. „Ich habe heute Morgen übrigends gleich mit Dianne geredet." teilte er Prue mit, und um sie daran zu erinnern, dass sie sich einfach aus dem Staub gemacht hatte, fügte er spöttisch hinzu. „Es war wirklich nett von dir, dass du so schnell verschwunden bist." Cole war mehr als froh gewesen, dass er seine Nachbarin durch seine Bitte von dem Thema Prue und ihrem morgendlichen Frühstück hatte ablenken können.

Prue verzog keine Miene „Ja und?" fragte sie gelassen.

„Dianne wird Amy heute Nachmittag einen Besuch abstatten." er schaute auf seine Uhr. „Vielleicht sogar schon in diesem Moment." Dianne war ganz entzückt gewesen, als Cole sie gebeten hatte, mit Amy zu sprechen. Sie hatte begeistert zugesagt, sich mit seiner Mandantin zu treffen, um mehr über ihren psychischen Zustand herauszubekommen. Sie hatte Cole zwar nachdenklich darauf hingewiesen, dass sie bisher noch nie mit Angeklagten gearbeitet hatte, aber das hatte Cole in keinster Weise gestört.

Prue sah ihn verwundert an. „Und was ist mit dem Beweismaterial?" fragte sie argwöhnisch. „Wie wollen wir es so schnell schaffen, es auszutauschen, wir haben doch noch gar keinen Plan."

„Doch, den haben wir." erklärte Cole zuversichtlicher als er war. "Ich werde mich hinschimmern, so einfach ist das."

Prue sah ihn mit einem ironischen Lächeln an. „Na dann viel Spaß, wenn es genauso gut klappt wie gestern Abend, dann kommst du vielleicht in einem Jahr dort an."

„Keine Sorge, ich werde es dieses Mal schaffen." teilte er ihr eisig mit.

Prue sah ihn nachdenklich an, da gäbe es noch eine zweite Möglichkeit, fiel ihr ein. „Ich denke, ich übernehme das lieber." beschloss sie entschlossen. „Wir haben ja gesehen, wo du bei deinen Schimmerversuchen gelandet bist."

„Du?" fragte Cole argwöhnisch. „Hast du denn schon probiert, ob du es hier überhaupt kannst?"

„Nein, aber ich lebe etwas länger in diesem Haus, das kannst du nicht so schnell aufholen." teilte sie ihm zufrieden mit.

„Na gut, dann versuch es." meinte Cole schließlich. „Wenn du es ohne Probleme schaffst, dann überlasse ich es dir." Er konnte sich nicht vorstellen, dass es so leicht für Prue wäre, und wenn sie Schwierigkeiten haben würde, dann würde er es lieber selbst versuchen.

Prue setzte sich bequem auf das Sofa. Cole schaute ihr interessiert zu, aber sie sah ihn ärgerlich an. „Ich will keinen Beobachter, lass es mich allein versuchen." erklärte sie unmissverständlich.

Cole zuckte mit den Achseln und verschwand in die Küche. Prue sah ihm hinterher, und als er verschwunden war, konzentrierte sie sich. Sie schloss die Augen und ließ es geschehen. Kurze Zeit später befand sie sich in ihrem leeren Büro. Sie sah sich überrascht darüber, dass es so leicht geklappt hatte, um und setzte sich zufrieden auf ihren Schreibtischstuhl, als plötzlich die Tür aufflog.

„Prue!" sagte Carl Petersen überrascht. „Ich hatte nicht gedacht, dass Sie noch hier sind."

„Ist es denn schon so spät?" fragte sie lächelnd. „Ich habe bei der Arbeit wohl ganz die Zeit vergessen."

„Oh, ich bin immer froh, so engagierte Mitarbeiter zu haben." erklärte er nickend. „Und Sie leisten wirklich gute Arbeit hier, Prue. Ich bin sehr zufrieden mit Ihnen."

„Danke!" erklärte Prue verwundert über sein Kompliment. Bisher hatte Petersen nie so mit ihr geredet, wahrscheinlich hätte sie ihm schon viel früher die Meinung sagen sollen, erkannte sie zufrieden, das hatte ja augenscheinlich Wunder bewirkt.

„Ich bin nur kurz vorbeigekommen, um Ihnen die letzte Reportage zu zeigen, an der Sie mitgearbeitet haben." erklärte er und händigte ihr die Zeitung aus. „Ihre Bilder sind wirklich fantastisch. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie froh ich bin, Sie in meinem Team zu haben."

Prue blickte auf die Zeitung. „Ich arbeite wirklich gerne hier Mr. Petersen." teilte sie ihm freundlich mit.

Petersen nickte und ging wieder zur Tür. Er drehte sich noch einmal um und meinte. „Und arbeiten Sie nicht mehr so lange." riet er ihr lächelnd.

„Werde ich nicht." versprach ihm Prue. Als ihr Chef verschwunden war, stand sie auf und ging zur Tür. Sie lauschte aufmerksam, aber sie konnte nichts auffälliges hören. Schließlich drehte sie sich um und nahm die Zeitung in die Hand. Ohne Probleme begab sie sich zurück in ihr heimisches Wohnzimmer.

Als Prue in der Küche erschien, hielt sie Cole triumphierend die Zeitung entgegen. „Die hat mir gerade mein Chef gegeben." erklärte sich hochzufrieden.

„Er war hier?" wunderte sich Cole.

„Nein, ich war dort." Sie sah ihn mit einem triumphalen Lächeln an. „Es hat funktioniert, gleich beim ersten Versuch."

„Toll!" meinte Cole, doch es hörte sich nicht ganz danach an. Aber wie Prue schon gesagt hatte, beruhigte er sich, sie lebte schon ein halbes Jahr länger hier, als er, was sollte er da anderes erwarten. In einem halben Jahr würde er nur noch darüber lachen, dass er Probleme mit dem Schimmern gehabt hatte, davon war er felsenfest überzeugt.

Ein paar Stunden später sah sich Amy Dianne gegenüber. Dianne hatte in ihrer Praxis noch so viel zu tun gehabt, dass sie es erst kurz vor Feierabend geschafft hatte, Amy einen Besuch abzustatten. Sie sah die junge Frau aufmunternd an und versuchte mehr über ihre momentane Gefühlslage herauszufinden.

Nachdem Amy Dianne ein wenig von ihrem Leben und ihren heutigen Gefühlen erzählt hatte, fragte sie sich, wann sie endlich mit ihren Erinnerungen an die Mordnacht herausplatzen sollte. Bisher hatte Dianne das Thema immer noch nicht angeschnitten und Amy musste sich beherrschen, nicht von selbst damit anzufangen.

„So Amy, ich weiß, dass das nicht angenehm für dich ist, aber was empfindest du dabei, wenn du an die Mordnacht denkst?" fragte Dianne einfühlsam.

„Trauer," erklärte Amy wahrheitsgemäß und ergriff ihre Chance. „Aber da ist noch etwas anderes." Sie schloss demonstrativ die Augen. „Ich ... ich kann es wieder sehen."

Dianne sah sie aufgeregt an. „Was? Erzähl mir, was du siehst."

„Den Platz. Charlotte und Gillian sind gegangen und ich sitze auf dem Baumstamm am Rand und betrachte das Feuer, es knistert so schön und verschluckt alle anderen Geräusche. Plötzlich kommt jemand durch das Dickicht. Zuerst habe ich Angst, aber dann erkenne ich, wer es ist. Es ist Adam Boucher, ich kenne ihn von der Kirche." Amy versuchte, all ihre Gefühle wegzuschließen. „Er erzählt mir, dass das Tor offen war, und dass er die Chance nutzen wollte, um sich auf dem Grundstück umzusehen, weil es ihn schon immer interessiert hätte. Ich lade ihn zu einem Tee ein, weil die anderen ja schon weg sind. Er setzt sich neben mich und wir unterhalten uns. Es ist wirklich nett." erklärte sie traurig. „Da kommt auf einmal eine Gestalt auf den Platz. Ich weiß gar nicht wo er herkam." Amy stockte, weil sie sich an die genaue Beschreibung erinnern musste.

„Wie sah er aus?" versuchte Dianne, sie zum Weiterreden zu bewegen.

Langsam gab Amy die Beschreibung eines Mannes wieder, den sie noch nie im Leben gesehen hatte. „Sein ganzer Anblick war furchteinflößend und er hielt so ein riesiges Messer in der Hand. Adam stand auf und sprach ihn an, doch der Mann stürzte sich ohne Grund auf ihn." Ungewollte traten ihr Tränen in die Augen. „Er .. er hat ihn einfach erstochen." schluchzte sie. „Ich konnte nichts tun, Adam ist auf den Boden gefallen und der Mann drehte sich um. Ich bin auf Adam zugestürzt und habe ihm das Messer aus der Brust gezogen, aber es hat so sehr geblutet. Ich wollte die Blutung irgendwie stoppen, aber auf einmal war der Mann wieder hinter mir. Ich wusste nicht was ich tun sollte und habe mich schreiend auf ihn gestürzt. Ich hielt immer noch das Messer in der Hand und habe ihn am Arm geschnitten. Entsetzt hat er seinen Arm gehoben und sein Blut ist auf meine Bluse getropft. 'Du Hexe, das wirst du mir noch büßen!' schrie er mich an und ich habe schon das Schlimmste befürchtet, aber plötzlich hat er sich umgedreht und ist im Wald verschwunden."

Amy stockte und weinte jetzt ungehemmt, denn was sie jetzt zu erzählen hatte, entsprach absolut der Wahrheit. „Ich bin zurück zu Adam gegangen und habe versucht, die Blutung mit meiner Bluse zu stoppen. Aber es war unmöglich es kam immer mehr Blut. Ich weiß nicht wie lange ich es versucht habe, aber schließlich bin ich in Panik in den Wald gelaufen, weil ich Hilfe holen wollte. Obwohl ich doch wusste, dass es längst zu spät war." Amy blickte auf und sah Dianne vorsichtig an, sie wusste nicht, ob sie ihr ihre plötzliche Erinnerung abkaufte, aber dem schien ganz so.

Dianne erwiderte Amys Blick. „Ich denke wir müssen Mr. Turner benachrichtigen und du erzählst ihm noch einmal genau, an was du dich wieder erinnerst." erklärte sie ruhig.

Nachdem Cole den Anruf von Dianne erhalten hatte, sah er Prue zufrieden an. „Dianne nimmt ihr die Geschichte ab."

„Gut, dann muss ich nur noch etwas Blut auf die Beweismittel tröpfeln." erklärte Prue mit fester Stimme und sah das Röhrchen mit dem Blut an. „Kann man eigentlich herausfinden, ob das Blut erst später auf die Bluse gekommen ist?" erkundigte sie sich.

Cole zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung. Ich werde in dem Labor nur eine DNA-Analyse beantragen mehr nicht. Das ist das einzige, was uns zu interessieren hat."

„Na hoffentlich." meinte Prue. „Gehst du heute noch zu Amy?"

„Nein, es ist schon spät und ich kann morgen auch alles auf einmal erledigen." erklärte er ruhig, immer noch unzufrieden damit, dass Prue und nicht er die Beweismittel manipulieren würde.

Später am Abend bereitete sich Prue auf ihre Astralreise vor. Sie hatte von Cole die genaue Position des Zimmers, in dem die Beweismittel im Fall Amy aufbewahrt wurden, und die Nummer der einzelnen Beweisstücke bekommen. Sie hatte das Röhrchen mit Blut und Handschuhe dabei und war zuversichtlich, dass es ihr gelingen würde.

Prue konzentrierte sich und kurz darauf stand sie in einem Flur. Überrascht sah sie sich um. Sie hatte doch direkt in dem Raum ankommen wollen. Seufzend drehte sie sich um und blickte auf die Nummer der einzelnen Zimmer, um sich zu orientieren. Der Raum, den sie suchte, war genau hinter ihr. Sie ging darauf zu und hoffte, dass die Tür nicht verschlossen wäre. Doch augenscheinlich befand sie sich schon in einem abgesicherten Bereich, denn die Tür ließ sich ohne Probleme öffnen.

Prue sah sich um, aber um diese Uhrzeit war hier niemand mehr beschäftigt. Sie ging auf den ersten Schrank zu und schaute auf die Nummern. Sie versuchte das System herauszufinden und zog ihre Handschuhe über. Schon ein paar Minuten später holte sie die Kiste mit den richtigen Beweisstücken hervor. Vorsichtig nahm sie das Messer heraus und sah es sich kurz an. Es war definitiv eine dämonische Athame, aber das interessierte sie im Moment nicht. Sie holte das Röhrchen hervor und schmierte ein wenig Blut auf die Klinge. Dann nahm sie Amys Bluse und tröpfelte auch hier ein wenig Blut auf den Stoff. Sie legte noch das Haar dazu und schob die Beweismittel wieder zurück in die Plastiktüten. Zum Schluss platzierte sie die Kiste wieder an ihrer vorherige Position.

Zufrieden schloss sie den Schrank und hätte sich eigentlich auf den Rückweg machen können. Aber irgendwie konnte sie sich noch nicht dazu bewegen. Nach so langer Zeit wieder einmal ihre Kräfte einzusetzen, hatte ihr in gewisser Weise einen Kick versetzt. Sie konnte jetzt einfach noch nicht nach Hause gehen.

Prue ging zur Tür und lauschte. Kein Ton war zu hören und sie trat auf den Flur. Forschen Schrittes ging sie auf einen Fahrstuhl am Ende des Ganges zu. Die Tür öffnete sich sofort und sie stieg ein. Auf der Schalttafel war zu sehen, dass er nur auf wenigen Etagen hielt. Neben dem Untergeschoß, wo sich der Asservartenraum befand, war nur der 7. und der 10. Stock aufgeführt. Prue drückte auf den 7. Stock und der Lift setzte sich in Bewegung.

Sekunden später kam er in der gewünschten Etage an. Die Tür öffnete sich und Prue spähte vorsichtig um die Ecke. Am Ende sah sie einen Putzwagen stehen und sie hörte den Lärm eines Staubsaugers. Prue beschloss, lieber zurück in den Fahrstuhl zu treten, denn sie wollte nicht zufällig einer Putzfrau über den Weg laufen. Verblüfft erkannte sie auf der Schalttafel, dass sie von dieser Etage nur in den 10. Stock fahren konnte. Das Untergeschoß mit dem Asservartenräumen leuchtete nicht, doch dies sollte sie nicht stören, schließlich wollte sie nach oben. Prue drückte den Knopf für den 10. Stock und der Lift setzte sich in Bewegung.

Oben angekommen, stieg sie vorsichtig aus dem Fahrstuhl. Auf dieser Etage war kein Laut zu vernehmen und Prue ging vorsichtig den Gang entlang. Sie fragte sich, was sie hier eigentlich wollte, ging aber trotzdem weiter. Die Türen aller Büros standen offen und als Prue an der kleinen Küche vorbeikam, hörte sie die Geräusche der Geschirrspülmaschine. Die Putzfrau schien schon hier gewesen zu sein, mutmaßte sie, doch warum sie die Türen offengelassen hatte, war Prue ein Rätsel. Sie sah auf die Schilder an den Türen, und stellte fest, dass hier die Staatsanwälte ihre Büros hatte. Jetzt wusste sie, warum sie hierher gekommen war. Lächelnd suchte sie nach dem Büro von David Morgan.

Am Ende des Ganges fand sie es endlich, die Tür stand sperrangelweit offen und sie betrat das Vorzimmer seiner Sekretärin. Der Raum war ziemlich klein, ganz im Gegesatz zu dem Raum, der sich dahinter befand. David Morgans Büro verfügte über einen Panoramablick auf die Stadt und war exquisit ausgestattet. Prue ging auf den Schreibtisch zu. Kein einziger persönlicher Gegenstand befand sich darauf. Keine Fotos oder Erinnerungsstücke, aber auch sonst kein einziges Stück Papier, er war vollkommen leer. Prue ließ sich auf Morgans Stuhl aus weichem Leder nieder und versuchte eine der Schubladen zu öffnen, aber sie war verschlossen, genau wie die übrigen. Seufzend stand Prue wieder auf und ging auf den Schrank in der Ecke zu, aber auch dieser war abgeschlossen. Kein Wunder, dass Morgan nichts dagegen hatte, wenn die Putzfrau, seine Bürotür offen ließ, hier war schließlich alles verriegelt, dachte Prue ärgerlich.

Doch als plötzlich das Telefon auf dem Schreibtisch anfing zu klingeln, drehte sich sie erschrocken um. Nach kurzer Zeit ging der Anrufbeantworter an und David Morgans Stimme ertönte. Prue ging überrascht auf das Telefon zu und notierte sich die Nummer, die auf dem Display erschien. Als Morgans Ansage geendet hatte, hörte Prue die Stimme einer Frau.

„David? Bist du noch da? " sie wartete ab, ob er den Hörer abnahm. „Dein Handy ist abgeschaltet und zu Hause bist du auch nicht. Also arbeitest du doch sicher noch! Mutter will dich dringend sprechen, sie hat schon wieder Ärger mit Tante Zadie. Also melde dich!" Die Frau wartete noch einen Moment und legte dann seufzend auf.

Prue schaute sich ein letztes Mal um, was für eine interessante Neuigkeit, also hatte sich ihr kleiner Umweg doch noch ausgezahlt, zufrieden machte sie sich auf den Rückweg.

Als Prue wieder zurück war, sah sie Cole im Wohnzimmer nervös hin- und hergehen. Er blieb stehen und sah sie ärgerlich an. „Warum hat das so lange gedauert?" fragte er aufgebracht. „Ich hab' mir schon ... Also was hast du so lange gemacht?"

Prue grinste und ließ sich auf einen der Sessel fallen. „Keine Sorge, es hat alles wie geplant funktioniert, keine ungewollten Zwischenfälle."

Cole setzte sich ihr gegenüber auf das Sofa. „Und?"

„Und im Anschluss habe ich noch die Gelegenheit genutzt, mir David Morgans Büro einmal genauer anzusehen." erklärte sie gelassen.

„Und?" fragte Cole erneut, weil er nicht wusste, was er davon halten sollte.

„Tja all seine Schränke waren hermetisch abgeschlossen, aber er hat einen Anruf von einer Frau erhalten." teilte Prue ihm zufrieden mit. „Seine Mutter wollte, dass er ihr hilft, weil Tante Zadie Ärger macht."

„Deine Madame Zadie?" erkundigte sich Cole überrascht. „Diese Voodoopriesterin, die du getroffen hast?"

Prue nickte. „Das nehme ich jedenfalls stark an. Sie hat auch gegenüber Vivian ihre Schwester erwähnt."

„Also war die Frau im Hotel wahrscheinlich wirklich Morgans Mutter, die Voodoopriesterin auf dem Plakat." Überlegte Cole und fügte trocken hinzu. „Es ist ja nichts Neues, dass die Fähigkeiten meist bei allen Schwestern vorkommen."

Prue grinste. „Nein, aber mir schien es so als würden die beiden eine unterschiedliche Auffassung in Bezug auf die Ausübung von Voodoo haben."

„Tja, was auch immer, das interessiert mich im Moment jedenfalls wenig." teilte Cole ihr mit.

„Was ist denn los?" fragte Prue überrascht, sie war immer noch leicht berauscht von ihrem Abenteuer.

„Nichts, alles in Ordnung." teilte Cole ihr knapp mit.

Doch Prue ließ sich nicht so leicht davon überzeugen. „Wo ist das Problem? Es war dein blöder Plan und er hat sogar bis jetzt funktioniert, also sei doch froh!" Als Cole nicht antwortete, sah sie ihn skeptisch an. „Es ist doch wirklich egal, wer die Beweismittel manipuliert hat."

„Ich sag ja auch gar nichts." erklärte er gereizt, er konnte sich nicht so einfach damit abfinden, dass Prue alles so problemlos gelungen war. Obwohl er natürlich erleichtert war, dass alles so gut geklappt hatte.

„Meine Güte, hast du schlechte Laune, nur weil du meine Hilfe gebraucht hast?" fragte Prue. „Keine Sorge, das nächste Mal schaffst du es sicher wieder alleine." meinte sie und stand beleidigt auf.

„Tut mir leid Prue," erklärte Cole und hielt sie fest.

Prue ließ sich neben ihn auf das Sofa fallen und nickte. „Ich versteh dich schon irgendwie, ich habe auch am liebsten alles selbst unter Kontrolle, aber manchmal geht das einfach nicht." meinte sie versöhnlich.

„Na gut, aber weißt du, deinen Schwestern habe ich ständig das Leben retten müssen, dir nie." erklärte er und blickte sie herausfordernd an. „Wieso eigentlich?"

„Tja, weil ich gewöhnlich alleine auf mich aufpassen kann, dazu brauche ich wirklich keinen Dämon." erklärte sie trocken und lächelte. „Im übrigen kann ich mich viel besser an die Zeiten erinnern, als du versucht hast, mir das Leben zu nehmen."

„Hm," meinte Cole nachdenklich und ging nicht weiter darauf ein. „Wenigstens habe ich dich einmal aus dem Knast geholt."

„Na, das ist doch schon mal was, obwohl ich früher oder später bestimmt auch ohne deine Hilfe meine Unschuld bewiesen hätte." ließ Prue ihn wissen.

„Und ich habe deiner Schwester einmal Informationen besorgt, als du diesen Warlock geheiratet hast." fiel Cole wieder ein und er blickte sie lächelnd an. „Zählt das?"

„Keine Ahnung, schließlich hast du es nicht für mich getan. Aber was soll der ganze Quatsch? fragte sie ärgerlich. „Wir werden doch jetzt nicht anfangen, aufzuzählen, wer wem wann geholfen hat." stellte sie unmissverständlich klar.

„Nein, denn da würdest du nachher auch noch vorne liegen." seufzte Cole.

„Was willst du damit beweisen? Das ist doch alles egal." entschied Prue und blickte ihn mit einem versöhnlichen Lächeln an. „Aber vielleicht geht es dir ja besser, wenn ich dir erzähle, dass ich nur im Flur und nicht in dem Aufbewahrungsraum angekommen bin."

„Hm, ein wenig." meinte Cole achselzuckend und rückte näher. „Also, was willst du als Dank?" fragte er und sein Lächeln wurde breiter. „Du hast das doch sicher nicht umsonst gemacht."

„Doch, ich habe es schließlich nicht für dich getan, sondern für Amy." teilte sie ihm leise mit.

„Bist du dir da so sicher?" fragte er und sah ihr intensiv in die Augen.

„Absolut." erklärte sie, doch gegen etwas Belohnung hatte sie trotzdem nichts einzuwenden. Nach Vernunft war ihr an diesem Abend nicht zumute. Der Adrenalinstoß war einfach noch zu allgegenwärtig. Langsam beugte sie sich vor und nahm in ihre Hände je einen Teil von seinem Hemd. Sie grinste zufrieden und riss es genüsslich auf, denn um jeden Knopf einzeln zu öffnen hatte sie weder Lust noch Zeit.

„Hey, das ist eins meiner Guten." entfuhr es Cole überrascht. „Und außerdem ist das eigentlich mein Job."

„Sei still." erklärte Prue und verschloss seinen Mund mit einem leidenschaftlichen Kuss, denn auch zum Reden hatte sie weder Zeit noch Lust.