20. Kapitel

Als Cole am nächsten Tag im Gefängnis ankam, wartete Amy bereits aufgeregt auf ihn. Nervös kaute sie auf ihrer Lippe und sah ihn forschend an. „Hat sie es geglaubt?"

Cole nickte. „Ja, hat sie. Wir unterhalten uns hier jetzt ein bisschen und dann nehmen wir deine Aussage auf, ich beantrage bei dem Richter eine Analyse der Beweismittel bei einem Institut meiner Wahl und wenn alles klappt, dann bist du schon in ein paar Tagen hier raus." erklärte er zufrieden.

„Und dieser Mann?" fragte Amy unsicher nach.

„Keine Sorge, der ist längst tot. Sie haben seine Leiche in der Nähe des Tatortes gefunden, das lief einfach perfekt. Du musst dir keine Sorgen machen, die kennen noch nicht einmal seinen Namen." beruhigte Cole sie.

Amy nickte. „Trotzdem ist es komisch. Er hat ja nichts damit zu tun."

„Tja, den Dämon können wir leider nicht zur Rechenschaft ziehen." teilte Cole ihr mit, obwohl Prue das als Lösung vorgeschlagen hatte, doch ganz davon abgesehen, dass sie nicht wussten, wer es war und wo sie ihn finden konnten, hätte es ihnen im Fall Amy auch nicht weitergeholfen. „Und der Unbekannte wäre bestimmt froh, noch so eine gute Tat zu tun." versuchte Cole seine Mandantin zu überzeugen.

Amy sah ihn skeptisch an. „Naja, wenn du meinst."

Eine Stunde später stellte Cole bei dem zuständigen Richter den Antrag, Amys Bluse und die Mordwaffe noch einmal in einem privaten Labor zu untersuchen. Dem Antrag wurde stattgegeben, und die Beweismittel befanden sich auf dem Weg zu dem Labor, dass Cole ausgesucht hatte. Er gab dort Bescheid, dass er nur DNA Analysen des Blutes und anderer DNA Spuren haben wollte, und hoffte inständig, dass sie das Haar finden würden.

Nachdem er das erledigt hatte, ging Cole zum Polizeigebäude, wo ihm, wie der es Zufall wollte, sofort Robert über den Weg lief. „Robert, ein Glück das ich dich hier treffe."

„Oh, Cole, hallo." meinte Robert und blieb stehen. „Was führt dich hierher?"

„Amy hat sich an den Täter erinnert." erklärte ihm Cole. „Und sie konnte mir sogar die Beschreibung des Mannes geben und nun würde ich gerne wissen, ob er irgendwo in euren Akten vorkommt."

Robert nickte. „Kein Problem. Komm mit."

Cole folgte Robert in das Revier. Sie kamen an zahlreichen überfüllten Schreibtischen vorbei, bis sie schließlich an Roberts Schreibtisch ankamen. Gegenüber saß Paul Hennen, der Cole düster betrachtete. Robert zog einen Stuhl herüber und Cole ließ sich darauf nieder.

„Also jetzt lass mal hören." forderte Robert ihn auf, nachdem er sich selbst auf seinen Schreibtischstuhl fallen gelassen hatte.

Cole reichte ihm die Beschreibung, und Robert begann zu lesen. „Hm," meinte er nach einer Weile, „Kommt mir irgendwie bekannt vor." Er blickte seinen Kollegen an und hielt ihm den Zettel entgegen. „Paul, lies dir mal die Beschreibung durch und sag mir, was dir dazu einfällt."

Paul nahm die Notiz entgegen und begann zu lesen. Kurz darauf blickte er wieder auf. „Da war doch so ein unbekannter Toter, der vor kurzem außerhalb der Stadt gefunden wurde." erinnerte er sich.

Richard schlug sich vor die Stirn. „Genau! Warum ist mir das bloß nicht eingefallen." meinte er und begann etwas in seinen Computer zu tippen. „Hier ist er. Ist vor ein paar Tagen in der Nähe der Straße gefunden worden. Hatte keine Papiere dabei und ist bisher nicht identifiziert worden."

„Wurde er untersucht?" fragte Cole interessiert.

Robert nickte. „Sicher, laut dem ärztlichen Befund ist er eines natürlichen Todes gestorben. So heißt das wohl, wenn seine Leber den Geist aufgegeben hat."

„Robert." Paul sah ihn kopfschüttelnd an.

„Was denn? Ist doch kein Geheimnis." erklärte er achselzuckend.

„Also habt ihr Blutproben und ähnliches Material von ihm?" erkundigte sich Cole.

„Ja, ist alles vorhanden." meinte Robert. „Wieso?"

„Ich lasse das Beweismaterial noch einmal nach Spuren untersuchen und wenn es wirklich so abgelaufen ist, wie Amy gesagt hat, dann müsste dort etwas von eurem Unbekannten zu finden sein." erklärte Cole zuversichtlich.

Robert nickte. „Wenn sie wirklich etwas finden, dann soll das Labor sich für einen Abgleich mit uns in Verbindung setzen." schlug er vor.

„Okay, danke." meinte Cole und stand auf.

„Keine Ursache." Robert stand ebenfalls auf, um ihn zum Ausgang zu bringen. „Wir müssen uns mal wieder treffen." teilte er Cole mit. „So einen Abend wie neulich bei euch sollten wir auf jeden Fall wiederholen." Robert lachte. „Naja, vielleicht sollten wir das Ende weglassen."

„Was meinst du?" fragte Cole neugierig, denn er wusste noch gar nicht, was das Enthemmungspulver bei Robert und Judy angerichtet hatte.

Robert sah sich um. „Oh lassen wir das lieber. Ich bin ja froh, dass niemand hier etwas davon mitbekommen hat."

Robert verabschiedete sich und Cole verließ das Gebäude. Vor der Tür blieb noch eine Weile stehen und sah zufrieden vor sich hin, als er plötzlich jemanden hinter sich hörte. „Mr. Turner, dürfte ich Sie kurz sprechen?"

Cole sah sich um und erblickte Paul Hennen. „Sicher, was ist?"

„Robert hat mir erzählt, dass Sie ein Interesse an Prue haben." erklärte er ohne lange darum herumzureden.

Cole sah ihn überrascht an. Er würde nie auf die Idee kommen, mit einem anderen Mann über so etwas zu reden. „Ich wüsste nicht, was Sie das angeht."

„Ich möchte mich nicht unnötig in etwas verstricken." teilte Paul ihm ruhig mit.

„Tja, warum sprechen Sie darüber nicht lieber mit Prue?" erkundigte sich Cole.

„Weil Frauen einen oft hinhalten und sich nicht entscheiden können." verkündete Paul.

„Prue kann sich ganz sicher selbst entscheiden." erwiderte Cole kopfschüttelnd. „Da müssen Sie sich keine Sorgen machen."

„Ich habe in Beziehungen schon zu viel mitgemacht." erklärte Paul trocken. „Und darum möchte ich mich nicht noch einmal auf etwas einlassen, was von Anfang an zum Scheitern verurteilt ist."

„Tja Mr. Hennen, da kann ich Ihnen leider nicht weiterhelfen." meinte Cole und ging lieber, bevor er noch etwas falsches sagte. So eine Memme, wie konnte man sich nur so aufführen, dachte Cole angewidert, als er wieder in sein Auto stieg. Aber vielleicht war Paul Hennen ja klüger als er selbst es war.

Schon am nächsten Tag erhielt Cole die Ergebnisse des Labors, es waren außer den DNA Spuren von Amy und Adam Boucher noch Blut und Spuren eines Dritten aufgefunden worden. Cole beantragte, diese mit den Proben des unbekannten Toten vergleichen zu lassen.

Zufrieden legte er das Telefon zur Seite und blickte in den Garten, als die Gartentür aufging und Dianne samt Tochter in den Garten kam. Sie schritt über die Rasenfläche und kam auf den Wintergarten zu. Cole seufzte, im Moment hatte er keinerlei Interesse mit ihr zu reden. Dennoch öffnete er die Tür und ließ sie herein.

„Ein scheußliches Wetter heute, nicht wahr." fragte sie und setzte Sarah zu Danny. Dann drehte sie sich um und ließ sich gegenüber von Cole auf dem Sofa nieder. „Bedeckt und schwül, davon bekomme ich immer Kopfschmerzen."

„Hm, du lebst doch schon dein ganzes Leben lang hier." meinte Cole, den das Wetter kein bisschen störte. „Da müsstest du dich langsam dran gewöhnt haben."

„Ja schon." Dianne seufzte. „Aber darum bin ich auch gar nicht hier." Sie sah Cole eindringlich an. „Ich wollte mit dir über Amy reden."

„Was ist mit ihr?" fragte er alarmiert.

Dianne lehnte sich zurück. „Ich weiß nicht, dieses ganze Geständnis." Sie stoppte kurz. „Es kam so unvermittelt, so auswendig gelernt." Sie sah Cole mitfühlend an. „Ich würde mich nicht wundern, wenn sie sich diesen Mörder nur ausgedacht hat."

Cole sah sie mürrisch an. „Du denkst also sie wäre in der Lage einen Menschen zu töten?"

„Nein." wiegelte Dianne ab. „Das meine ich nicht, im Grunde kann ich mir auch nicht vorstellen, dass sie in der Lage war, das zu tun. Und ganz nebenbei, hat sich schon einmal jemand Gedanken darüber gemacht, wie so eine dünne junge Frau die Kraft aufbringen soll, jemandem ein Messer ins Herz zu stechen, also so einfach ist das nicht."

„Danke Dianne, dass ist eine Hilfe für meine Verteidigung." erklärte Cole mit einem Grinsen.

Dianne nickte. „Gern geschehen. Aber weißt du, ich hatte so das Gefühl, dass Amy zu sehr starken Gefühlen fähig ist, sie aber nicht weiß, wie sie mit diesen Gefühlen richtig umgehen soll." Sie seufzte. „Wer kann schon sagen, was sie tut, wenn sie verletzt wird. In ihr saß eine tiefe Bitterkeit."

„Sie sitzt höchstwahrscheinlich zu Unrecht im Gefängnis, da säße in mir auch eine tiefe Bitterkeit." meinte Cole zynisch.

Dianne schüttelte den Kopf. „Das meine ich nicht. Ich würde sagen, dass Amy sich ihr Leben lang nach Liebe gesehnt hat. Und als sie sie dann gefunden hatte, hat sie dieser Person zuviel Macht über sich gegeben. Sie war sicher davon überzeugt, dass ihr Glück ganz allein von dieser Person abhängt." Sie blickte Cole. „Das Problem ist nur, was passiert, wenn dieser jemand sie verletzt, ob sie dann mit der gleichen Intensität hassen kann, wie sie geliebt hat."

„Wie kommst du darauf, dass sie verliebt war?" wollte Cole ärgerlich wissen. „Hat sie irgendetwas dazu gesagt?"

„Nein, aber ich habe so etwas gespürt." meinte Dianne achselzuckend.

„Selbst wenn, dann hat das eine mit dem anderen nichts zu tun." erklärte Cole kälter als nötig, Phoebe hatte machen können, was sie wollte, trotzdem hatte er ihr nie wehtun wollen, hatte sie nie gehasst. „Deine Theorie ist Quatsch, Amy ist ein friedfertiger Mensch, das kann selbst ich sehen."

„Trotzdem ist sie der Meinung, dass es für sie nur diesen einen Menschen gibt, der die Macht hat, sie glücklich zu machen. Doch das ist Blödsinn, das Glück liegt nur in uns selbst allein." Dianne zuckte entschuldigend mit den Schultern und blickte auf. „Oh Prue, du bist auch da?" fragte sie.

Cole drehte sich um und sah Prue im Türrahmen stehen. Sie kam in den Raum und begrüßte ihre Nachbarin. „Hallo Dianne, was machst du denn hier?"

Dianne wandte sich wieder an Cole. „Ich bin eigentlich nur vorbeigekommen, um euch zu bitten, kurz auf Sarah aufzupassen."

Cole nickte. „Kein Problem."

Dianne verabschiedete sich von ihrer Tochter und Prue brachte sie zur Tür. Als sie verschwunden war, setzte Prue sich gegenüber von Cole auf das Sofa. „Sie meinte nicht dich." erklärte sie leise.

Cole sah sie entgeistert an. „Was?"

Prue nickte zur Tür. „Dianne, sie hat nicht von dir gesprochen."

„Hatte ich auch nicht angenommen." erklärte Cole unmissverständlich.

Prue zuckte mit den Schultern und beschloss, das Thema zu wechseln. „Wie sieht es mit den Blutproben aus?"

„Alles in Ordnung, sie haben DNA Spuren eines Dritten, Blut und Haare." erzählte er.

„Hm, dann haben sie sogar das Haar gefunden." meinte Prue zufrieden.

„Ja," Cole lehnte sich zurück und sah Prue nachdenklich an. „habe ich dir eigentlich schon erzählt, dass ich gestern deinen Paul getroffen habe?"

„Es ist nicht mein Paul." klärte Prue ihn auf, und erkannte zu ihrem Schrecken, dass sie gar nicht mehr an ihn gedacht hatte. Seit ihrem Abendessen hatte sie ganz vergessen, sich bei ihm zu melden, obwohl er ihr einige Nachrichten hinterlassen hatte.

„Na wie auch immer, er wollte jedenfalls von mir wissen, ob er Chancen bei dir hat." teilte Cole ihr belustigt mit.

„Was?" Prue blickte ihn entgeistert. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass er das gesagt hat."

Cole zuckte mit den Schultern. „Naja, so ähnlich jedenfalls."

„Und was hast du ihm gesagt?" erkundigte sich Prue.

Cole grinste. „Was hättest du denn gerne, was ich ihm gesagt habe?" fragte er provokativ. Doch als sie nicht darauf antwortete fuhr er fort. „Ich habe ihm gesagt, dass er sich an dich wenden soll, wir sind schließlich nicht mehr im Mittelalter, wo die Männer sich um die Frauen schlagen und der Sieger sie als Trophäe bekommt."

„Ach nein? Ich dachte sowas gefällt dir." Prue lachte amüsiert. „Du würdest dich also nicht duellieren?"

„Für dich? Nein!" erklärte Cole gelassen. „Die ganze Mühe wäre sowieso umsonst. Denn wenn ich gewinnen würde, dann würdest du nachher sicher den armen Verlieren nehmen."

„Das könnte durchaus passieren." teilte sie ihm lächelnd mit.

Am nächsten Morgen erhielt Cole die Nachricht, dass die gefundenen Proben mit denen des Unbekannten Toten übereinstimmten, was für ein Zufall. Gleich darauf fuhr er zum Gerichtsgebäude und beantragte das Verfahren gegen Amy einzustellen, da neue Beweise vorlagen.

Am Nachmittag hatte der zuständige Richter endlich Zeit. Er bestellte Cole und David Morgan zu sich und teilte ihnen mit, dass er sich die nun vorliegenden Beweise noch einmal angesehen habe.

Er blickte durch seine Brille auf die vor ihm liegenden Zettel. „Die Polizei hat ermittelt, dass es sich bei dem unbekannten Toten um Alan Miller handelt. Mr. Miller saß jahrelang wegen bewaffnetem Raubüberfall im Gefängnis, bevor er vor ein paar Jahren wieder auf freien Fuß gesetzt worden ist." Er schaute kurz auf und fuhr dann fort. „Er lebte einige Zeit in New Orleans auf der Straße und war dort als außergewöhnlich gewalttätig bekannt. Anscheinend hat er sich schnell Feide gemacht und musste daraufhin die Stadt verlassen. Seine Leiche wurde in der Nähe des Tatorts gefunden und sein Tod ist auf eine natürliche Ursache zurückzuführen."

Cole grinste zurfrieden, einen besseren Sündenbock hätte er gar nicht aussuchen können.

Der Richter blickte auf und sah den Staatsanwalt interessiert an. „Mr. Morgan wollen Sie aufgrund der neuen Beweislage und der Aussage von der Angeklagten, immer noch auf ein Verfahren drängen?"

David Morgan biss die Zähne zusammen. „Nein, Euer Ehren." brachte er hervor. „Zu dem gegebenen Zeitpunkt sehe ich mich gezwungen, die Anklage zurückzunehmen."

„Gut." Der Richter nickte und wandte sich an Cole. „Sie können Ihrer Mandantin die frohe Botschaft überbringen. Sie wird unverzüglich aus der Haft entlassen." Er unterschrieb ein Dokument und übergab es Cole.

„Danke, Euer Ehren." erklärte Cole und konnte es sich nicht verkneifen, David Morgan einen triumphierenden Blick zuzuwerfen.

Dieser starrte finster zurück. Als die beiden den Raum verließen, flüsterte er ihm eiskalt zu. „Das werden Sie noch bereuen."

Cole sah ihn lächelnd an. „Ich weiß nicht, was Sie meinen. Ich habe nur die Wahrheit an's Licht gebracht."

„Ich weiß, dass dies alles nicht mit rechten Dingen zugegangen ist. Also freuen Sie sich nicht zu früh." Mit einem letzten Blick drehte er sich um und stolzierte den Flur entlang.

Cole zuckte mit den Schultern. Sollte er ihm doch drohen, er hatte schon ganz andere Gegner gehabt. Er drehte sich ebenfalls um und holte sich im Büro des Richters die übrigen Papiere ab. Dann machte er sich auf den Weg zum Gefängnis, um Amy abzuholen.

Als Cole im Gefängnisgebäude eintraf, mussten erst die bürokratischen Angelegenheiten abgewickelt werden, bevor Amy aus ihrer Zelle gelassen wurde. Sie konnte ihre Kleidung wechseln und musste ein paar Unterschriften leisten, bevor sie ihre persönlichen Sachen zurückerhielt.

Cole ging unterdessen hinaus, um vor dem Ausgang auf sie zu warten. Doch als er durch die Tür schritt, warteten in der Vorhalle bereits Amys Eltern und Edward Wingrove. Wie nett, ihre beiden Väter kommen, um sie abzuholen, dachte Cole belustigt und ging auf sie zu.

Donald Carey streckte ihm sofort die Hand entgegen. „Mr. Turner, ich bin ja so froh, dass Sie unsere Amy da rausgeholt haben." bedankte er sich herzlich.

„Keine Ursache, ich habe nur meinen Job gemacht." meinte Cole und warf seinem Chef einen spöttischen Blick zu. Sein Gesichtsausdruck war nicht ganz so glücksstrahlend und auch Amys Mutter sah etwas angespannt aus.

„Vielen Dank!" meinte sie leise und blickte auf die Tür, aus der kurz darauf Amy kam.

Diese beachtete ihre Familie nicht weiter, sondern stürmte auf Cole zu und umarmte ihn. „Danke!" sagte sie leise. „Danke, danke, danke. Das werde ich dir nie vergessen."

„Keine Ursache." meinte Cole schnell und schob sie ein Stück von sich weg, da er die Blicke der anderen im Rücken spürte. Er sah Amy an, und fragte sich plötzlich, ob es eine so gute Idee war, wenn sie wieder nach Hause ziehen würde. „Hör mal Amy." meinte er impulsiv. „Wenn du nicht nach Hause willst, dann kannst du bei mir wohnen."

Amy sah ihn überrascht an und rückte ein Stück weg.

Cole hob seine Hand und grinste. „Keine Sorge, das Haus ist groß und hat viele Zimmer. Meine Schwägerin wohnt auch dort, ich wollte dir nur das Angebot machen, falls du nicht gleich nach Hause zurück willst."

„Oh, ja, entschuldige." Amy grinste zurück.

Doch bevor sie antworten konnte, hatte Donald Carey sich energisch neben seine Stieftochter gestellt. „Aber Mädchen, jetzt begrüß doch erst einmal deine Eltern." erklärte er mit einem gezwungenen Lachen. „Deine Mutter ist vor Sorge fast umgekommen. Und mir ging es auch nicht viel besser."

Amy drehte sich zu ihrer Mutter um und umarmte sie. „Hallo Mom, es tut mir so leid, dass ich dir Kummer gemacht habe."

Shelly Carey nahm ihre Tochter in den Arm. „Aber Amy, das war doch nicht deine Schuld. Und jetzt wird auch alles gut werden. Du kommst mit uns nach Hause und erholst dich erstmal."

Amy drehte sich kurz zu Cole um und meinte dann mit fester Stimme. „Cole hat mir angeboten, bei ihm einzuziehen." Als sie den überraschten Blick ihrer Mutter sah, fügte sie hinzu. „Er hat ein großes Haus und ich brauche etwas Abstand." Sie sah ihre Mutter bittend an. „Das verstehst du doch oder?"

Donald Carey trat neben seine Frau. „Also ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist." erklärte er bestimmt. „Es ist sicher nett von Mr. Turner, aber ..."

Cole trat neben Amy und ignorierte den Blick von Edward Wingrove, der sich bisher im Hintergrund gehalten hatte. „Es ist Amys Entscheidung. Doch wenn sie etwas Abstand will, dann sollten sie das respektieren."

Shelly sah ihren Mann zweifelnd an und blickte dann zu Edward hinüber. Dieser kam nun näher und blickte Cole kalt an.

Cole erwiderte seinen Blick ohne Zögern und fragte unschuldig. „Woher wussten Sie überhaupt, dass Amy heute entlassen wird?"

„Haben Sie Edward nicht Bescheid gegeben?" fragte Donald Carey überrascht.

Cole schüttelte den Kopf und blickte weiterhin Edward Wingrove an. „Nein, dazu war keine Zeit."

Wingrove wandte sich an Donald. „Ich habe im Gericht davon erfahren, aber ich denke wir sollten so schnell wie möglich von hier verschwinden, sonst bekommt noch die Presse Wind davon und lauert uns vor dem Gefängnis auf." er drehte sich zu Amy. „Und du solltest für's erste mit nach Hause fahren." erklärte er entschlossen.

Amy blickte ihn finster an. „Das ist ja wohl meine Entscheidung."

„Aber Kind, du solltest erst darüber nachdenken." meinte Shelly schlichtend. „Und du brauchst doch deine Sachen, selbst wenn du für ein paar Tage bei Mr. Turner wohnen willst."

Amy nickte „Stimmt, meine Sache." erklärte sie nachdenklich und sah Cole an. „Kannst du mich hinbringen?" fragte sie, doch bevor Cole antworten konnte, mischte sich Donald Carey schon ein.

„Aber Amy, Mr. Turner hat bestimmt noch zu tun. Wenn du unbedingt willst, dann kann ich dich ja später zu ihm bringen."

Cole nickte. „Fahr' erst mal nach Hause, ich rufe dich später an, okay?"

„Na gut." meinte Amy und verließ mit ihren Eltern das Gebäude.

Edward Wingrove blieb noch einen Moment stehen und sah ihnen hinterher. Cole sah ihn an. „Wollen Sie mir gar nicht zu meinem Erfolg gratulieren?" fragte er mit einem sarkastischen Lächeln.

Wingrove wandte sich ihm zu. „Ich bin froh, dass Amy frei ist. Doch ich denke dies ist nicht der richtige Ort, um darüber zu reden." Er blickte sich um. „Kommen Sie morgen früh in mein Büro."

„Am Samstag?" erkundigte sich Cole amüsiert.

Wingrove sah ihn irritiert an. „Nein, nein. Am Montag, passt es mir besser."

„Gut, bis dann." teilte Cole ihm mit und verließ das Gefängnis, ohne sich noch einmal nach Wingrove umzusehen.

Als Cole nach Hause kam, war es schon spät und Prues Wagen stand in der Einfahrt. Er stieg aus und dachte über sein Angebot an Amy nach. Prue würde schon nichts dagegen haben, schließlich half sie gerne Unschuldigen und sie würden schon irgendwo im Haus noch ein Zimmer für Amy finden. Entschlossen öffnete er die Tür und ging durch die Halle ins Wohnzimmer.

Als Cole das Zimmer betrat, blickte Prue auf. „Hey, wo warst du so lange? Ist Amy frei?" fragte sie gespannt.

Cole nickte. „Ja, sie ist gerade entlassen worden," meinte er und ließ sich auf dem Sofa nieder. „Und rate mal, wer sofort zur Stelle war, ihre Eltern mit Edward Wingrove im Schlepptau."

Prue schüttelte nachdenklich den Kopf. „Ich wüsste zu gerne, was das alles soll."

„Ich auch. Und ich fand es keine so gute Idee, dass Amy weiter bei ihren Eltern wohnt." erklärte Cole und sah Prue entschlossen an. „Darum habe ich ihr vorgeschlagen, für's erste hier zu wohnen."

„Keine schlechte Idee." meinte Prue.

Cole blickte sie überrascht an. „Wirklich?"

„Ja, wieso, dachtest du ich hätte etwas dagegen?" wollte sie verwundert wissen.

Cole zuckte mit den Schultern. „Ich weiß nicht, ich habe nicht weiter darüber nachgedacht. Aber haben wir denn genug Platz?"

Prue nickte. „Sicher, oben neben meinem Zimmer ist noch ein freier Raum, wir müssten nur ein paar Sachen herausräumen." erklärte sie und stand auf.

Cole sah sie verwundert an. „Ach!"

„Was ach?"

„Nur einfach ach, ich erinnere mich noch gut daran, dass hier unten nur eine Abstellkammer frei war." erklärte er in ironischem Ton und stand ebenfalls auf.

„Ja, für dich." teilte Prue ihm mit und ging auf die Treppe zu. „Dachtest du, ich wolle dich gleich neben meinem Schlafzimmer haben?"

„Warum nicht, dann hätten wir es nicht so weit." Cole folgte ihr die Treppe hoch.

Prue ignorierte dieses Argument und öffnete die Tür. Sie betraten einen nicht allzu großen Raum, in dem Mrs. Jennings manchmal die Wäsche aufhängte. Ein Bügelbrett stand mitten im Raum und ein leerer Wäscheständer am Rand. In der Ecke stand ein Sofa und ein Schrank. Prue ging auf das Sofa zu.

„Man kann es ausziehen und als Schlafsofa benutzen." überlegte sie und drehte sich zu Cole um. „Bring schon mal die Sachen hier raus und stell sie in den Flur, Mrs. Jennings muss dann eben einen anderen Ort dafür finden."

Gerade in diesem Moment klingelte Coles Telefon und er holte es mit einem entschuldigenden Grinsen heraus. Er setzte sich auf das Sofa, während Prue seufzend das Bügelbrett zusammenschob, um es selbst hinauszubringen.

Cole meldete sich und hörte Amys Stimme. Sie wollte ihm nur mitteilen, dass sie am nächsten Morgen kommen würde, wenn sein Angebot immer noch galt.

„Sicher, Prue räumt schon ein Zimmer für dich frei." teilte er ihr mit, und warf Prue, die gerade wieder in den Raum kam, einen amüsierten Blick zu. „Und du kannst dich geehrt fühlen, es ist nicht die Besenkammer."

Prue nahm den Wäscheständer und warf ihm einen finsteren Blick zu. Als Amy sich verabschiedet hatte, meldete sich Donald Carey, um von Cole die genaue Adresse zu erfahren. Nachdem Cole ihm die Adresse genannt hatte, legte er auf und wartete, bis Prue erneut ins Zimmer kam. „Sie kommt erst morgen früh, ihr Vater bringt sie her."

„Gut." erklärte Prue entschlossen und setzte sich neben ihn auf das Sofa. „Meinst du wir müssen mal darüber reden?" fragte sie unvermittelt.

„Worüber?" fragte Cole verwundert.

„Uns." meinte Prue und guckte kurz zu ihm.

„Oh, ... nein." erklärte Cole schnell. „Ich wüsste nicht, was es da zu reden gäbe."

„Gut!" meinte Prue erleichtert und stand wieder auf. „Dann sollten wir das Zimmer fertig machen."

Cole sah sie nachdenklich an. „Denkst du denn wir müssten etwas bereden?" fragte er noch einmal nach, denn genau wie Prue hatte er es bisher vermieden, sich Gedanken über seine Beziehung zu ihr zu machen. Er hatte einfach angenommen, dass sie beide eines Tages einfach genug davon haben würden und sich die Sache somit von selbst in Luft auflösen würde, ohne einem von beiden weh zu tun.

Prue zuckte mit den Schultern. „Wenn ich das nur wüsste." meinte sie leise. Sie verstand sich selbst nicht, obwohl sie keine Beziehung zu Cole wollte und sich auch nicht erklären konnte, wie sie in diese verzwickte Situation geraten war, hatte sie es bisher nicht beenden können oder wollen. Doch es war einfach zu verrückt, sie wollte schließlich nicht den abgelegten Ex-Dämon ihrer kleinen Schwester. Doch als sie ihn ansah wusste sie, dass es genauso war. Also besser nicht darüber nachdenken, beschloss sie. Wenn Amy erst hier wohnte, dann würde sie hoffentlich wieder vernünftig werden.