27. Kapitel

Als Prue am nächsten Morgen aufwachte, kam ihr der vergangene Tag seltsam unwirklich vor. Erst ihr verrückter Albtraum, dann das hohe Fieber und Zadies Ritual und schließlich hatte sie zugegeben, dass sie Cole liebte. War das wirklich alles passiert? Zögernd blickte sie zur Seite und sah Cole neben sich liegen. Er schlief fest und war immer noch angezogen.

Sie musste lächeln, also schien alles tatsächlich wahr zu sein, dachte sie zufrieden und stockte dann. Verwundert fiel ihr wieder ein, was sie sich vorgenommen hatte, als sie hierher gekommen war. Sie hatte geplant, Danny ein perfektes Leben zu ermöglichen, sie wollte die Stadt im Sturm erobern, eine erfolgreiche Fotografin werden, und die Möglichkeit haben, zu Hause arbeiten zu können und sie hatte vor allem geplant, einen faszinierenden Mann zu heiraten, der sie vergötterte, und der einen vorbildlichen Vater für Danny abgeben würde. Und jetzt lag sie hier, arbeitete immer noch bei der Zeitung und war überglücklich, weil der abgelegte Exmann ihrer kleinen Schwester neben ihr lag, der ganz nebenbei auch noch eine unrühmliche Karriere als Dämon hinter sich hatte und eigentlich nur Probleme machte.

So können sich Pläne ändern, dachte sie mit einem zufriedenen Lächeln und beugte sich entschlossen vor, um ihn wach zu küssen.

"Hey, guten Morgen." murmelte Cole noch leicht verschlafen und erwiderte ihren Kuss.

"Hallo, ich wollte nur sehen, ob du keine meiner Fieberphantasien bist." erklärte sie lächelnd.

"Nein, bin ich nicht." meinte er und fuhr sich durch sein zerzaustes Haar.

"Gut!" meinte Prue mit einem zufriedenen Nicken

"Ja?" fragte Cole etwas überrascht und lehnte sich zurück, um ihr in's Gesicht sehen zu können.

"Sicher, kompliziert, aber gut." erklärte sie mit fester Stimme.

Cole grinste. "Finde ich auch." meinte er und beugte sich vor, um sie zu küssen. Doch dann stoppte er in der Bewegung und sah sie nachdenklich an. "Wie geht es dir überhaupt, ist alles wieder in Ordnung?"

Prue nickte. "Ja, es ist als wäre ich niemals krank gewesen." erklärte sie selbst ein wenig überrascht und blickte auf die Uhr. "Wie spät ist es eigentlich."

"Ist doch egal." meinte Cole und wollte sie erneut küssen, doch Prue lehnte sich ein Stück zurück.

"Müssen wir nicht zur Arbeit?"

Cole schüttelte den Kopf. "Nein, Amy hat dich gestern krank gemeldet und sie erwarten dich heute sicher noch nicht zurück."

"Oh, wie praktisch." Prue grinste zufrieden. "Aber was ist mit dir?"

Cole zuckte mit den Schultern. "Was soll schon sein, glaubst du etwa ich hatte gestern Lust, mit Wingrove zu reden?"

"Hm, also weißt du nicht, ob du deinen Job noch hast?" erkundigte sie sich.

"Nein, ist das wichtig?" fragte er überrascht.

"Ich weiß nicht, mich würde einfach interessieren, was Wingrove so vorhat." meinte Prue nachdenklich.

Doch bevor sie weiter darüber reden konnten, klopfte es leise an der Tür. Nachdem Prue sie herein gebeten hatte, öffnete Amy zaghaft die Tür. "Ich wollte nicht stören, aber ich habe Stimmen gehört." meinte sie. "Und da wollte ich nachsehen wie es dir geht."

"Gut, ich bin wieder ganz gesund." teilte Prue ihr mit.

"Das sehe ich." meinte Amy und lächelte, als sie die beiden zusammen sah. "Das freut mich. Ich habe schon Frühstück gemacht." erklärte sie und hielt Ausschau nach dem Tablett vom Vorabend. Als sie es unberührt auf dem Tisch stehen sah, ging sie seufzend darauf zu. "Du musst doch Hunger haben, schließlich hast du gestern den ganzen Tag nichts gegessen."

Prue nickte. "Stimmt, danke Amy, wir kommen gleich runter."

Zufrieden verließ Amy mit dem Tablett das Zimmer. Prue sah ihr kopfschüttelnd hinterher. "Wenn Amy noch länger bei uns wohnt, passe ich bald nicht mehr in meine Klamotten."

"Ich wüsste da einen guten Ausgleich." meinte Cole und küsste Prue leidenschaftlich.

Prue schlang ihre Arme ums seinen Hals und ließ sich nach hinten fallen, als es unten an der Haustür klingelte. Genervt löste sich Prue von Cole und blickte zur Tür. "Wer kann das nur sein, so früh am Morgen?"

"Ich mach' schon auf." rief Amy von unten hoch und eilte zur Tür. Als sie sie öffnete sah sie sich einem riesigen Blumenstrauß gegenüber, hinter dem schließlich Vivian Wingrove hervorguckte.

"Oh, Amy, was machst du denn hier?" fragte sie überrascht und trat in die Halle.

"Ich wohne hier." erklärte Amy kalt und schloss die Tür hinter ihr. "Aber was willst du hier?"

"Ich wollte Prue sprechen, ist sie schon auf?" Vivian sah sich in der Halle um und blickte verdutzt auf die kaputte Standuhr. "Meine Güte," meinte sie. "Was ist denn hier passiert?"

"Nichts, was dich etwas angehen würde." meinte Amy und führte Vivian in den Wintergarten. "Warte hier, ich werde Prue fragen, ob sie dich sehen will."

Unterdessen hatte sich Prue bereits etwas angezogen und lauschte an der Tür.

"Vielleicht ist es nur die Post." gab Cole zu bedenken, der immer noch auf dem Bett lag. "Komm' wieder her."

"Nein," Prue öffnete die Tür und lauschte angestrengt. Schließlich schloss sie die Tür wieder und drehte sich zu Cole um. "Das war eindeutig Vivians Stimme." erklärte sie verblüfft.

"Was? Die wagt es auch noch hierher zu kommen?" fragte Cole wütend und stand vom Bett auf.

Prue zuckte mit den Schultern. "Vielleicht will sie sehen, ob sie inzwischen freie Bahn bei dir hat." erklärte sie gefasst, obwohl es in ihr brodelte. Sie wusste nicht, was sie tun würde, wenn sie Vivian tatsächlich gegenüber stehen würde.

"Das ist nicht gerade komisch." meinte Cole. "Ich hätte wirklich nicht gedacht, dass sie sich nach dem, was ich ihr gestern gesagt habe noch in die Nähe des Hauses trauen würde."

"Du hast ihr gedroht?" fragte Prue, und konnte sich ein genüssliches Lächeln nicht verkneifen.

"Nein, nur einen gehörigen Schrecken eingejagt." erklärte Cole zufrieden.

In diesem Moment ging die Tür wieder auf und Amy blickte in's Zimmer. "Vivian ist hier." erklärte sie und sah Prue an. "Sie will mit dir reden."

Prue schüttelte ungläubig den Kopf. "Was denkt die sich eigentlich?" wunderte sie sich. "Na was soll's sag ihr ich komme gleich runter." Sie atmete noch einmal tief durch und sah dann Cole an. Obwohl er die ganze Nacht in seinen Sachen geschlafen, tat das seiner Attraktivität keinen Abbruch, daher fragte sie zufrieden. "Kommst du mit?"

Cole grinste. "Das lasse ich mir doch nicht entgehen."

Zusammen gingen sie die Treppe herunter und traten in den Wintergarten.

Als Vivian jemanden kommen hörte, sprang sie sofort auf und eilte mit ihrem überdimensionalen Blumenstrauß zur Tür. "Prue, meine Liebe, ich war so schockiert, als ich hörte, was passiert ist." erklärte sie bemüht mitfühlend und wollte ihr den Strauß überreichen. "Die Blumen sind für dich. Ich hoffe es geht dir schon wieder besser."

"Ach tatsächlich?" fragte Prue verächtlich und machte keine Anstalten die Blumen zu nehmen. Sie verschränkte die Arme vor ihrem Oberkörper und blickte Vivian kalt an.

"Nun ja, natürlich habe ich mir große Sorgen um dich gemacht." bekräftigte Vivian und sah sich hilflos um. Schließlich erblickte sie Amy und sah sie erfreut an. "Amy meine Liebe, sei doch so gut und stell die Blumen in eine Vase, ja?" Auffordernd hielt sie ihr den Blumenstrauß hin.

Seufzend nahm Amy ihn entgegen und ging in Richtung Küche davon.

"Ich finde es wirklich nett von euch, dass ihr die Kleine aufgenommen habt." meinte Vivian lächelnd.

"Darum bist du doch sicher nicht hier, oder?" unterbrach Prue sie. Sie hätte Vivian am liebsten in ihr Gesicht mit dem künstlichen Lächeln geschlagen.

"Nein, ich wollte dir erzählen, dass ich Petersen mitgeteilt habe, wie krank du bist. Und ich habe erreicht, dass du für den Rest der Woche freigestellt bist." erklärte sie zufrieden. "Also kuriere dich erst einmal richtig aus, bevor du dich wieder in die Arbeit stürzt."

"Wie nett von dir." meinte Prue ironisch. "Und ich dachte, du wolltest überprüfen, ob dein Zauber auch gewirkt hat."

"Nein, nein, das war alles ein riesengroßes Missverständnis." erklärte Vivian zerknirscht und warf Cole einen angstvollen Blick zu. "Ich war wütend auf dich und habe mich zu dieser Dummheit hinreißen lassen, aber ich war doch fest davon überzeugt, dass Voodoo nur dummer Aberglaube ist." Sie lachte gekünstelt. "Und wie es aussieht ist ja auch nichts schlimmes passiert und wir können uns wieder vertragen."

Prue sah sie ungläubig an. "Das ist doch nicht dein Ernst." erklärte sie kopfschüttelnd, Vivian konnte doch nicht wirklich annehmen, dass sie ihr das abnahm. "Du hättest mich mit deinem Zauber fast umgebracht und denkst, nur weil ich es überstanden habe, ist alles wieder in Ordnung?"

"Es tut mir ja auch leid Prue, aber du musst mir einfach glauben, dass ich dir nichts Böses wollte. Und ich verspreche dir, mein Vater wird sich Belva vornehmen. Sowas kann sie einfach nicht machen, sie ist ja eine Gefahr für die Menschheit." meinte sie entrüstet. "Ich habe wirklich nie ernsthaft geglaubt, dass es funktioniert."

"Tja," meinte Cole mit einem zufriedenen Lächeln. "Wahrscheinlich wirst du es bald am eigenen Leib erfahren."

Prue sah ihn fragend an und grinste dann. "Ja, Vivian, jeder Zauber hat seinen Preis." erklärte sie ihr in ernstem Tonfall. "Hoffentlich wusstest du wenigstens das."

"Aber ich wollte doch niemals, dass dir etwas Schlimmes passiert." jammerte sie.

"Du kannst doch nicht wirklich glauben, dass ich dir das abnehme?" fragte Prue verächtlich. "Oder dachtest du, dein Zauber hätte mir ein Teil meines Verstandes genommen?"

"Ich weiß nicht, wie ich mich noch bei dir entschuldigen soll," erklärte Vivian verzweifelt. "Aber so ganz unschuldig bist du ja auch nicht."

"Oh, nur weil ich nicht die Freundlichkeit in Person war, muss ich damit rechnen, dass mir gleich jemand den Tod an den Hals wünscht?" erkundigte Prue sich interessiert.

"Nein, so meinte ich das nicht." verteidigte sich Vivian und seufzte. "Und wie ich schon sagte, ich werde in Zukunft die Finger davon lassen. Das wollte ich dir nur sagen."

"Ist wohl auch besser so." meinte Prue kalt.

Vivian nickte reuevoll. "Ich habe meine Lektion gelernt." erklärte sie ehrfürchtig und blickte zur Tür. "Ich gehe jetzt wohl besser."

"Gute Idee." meinte Cole und ging in Richtung Tür.

Vivian folgte ihm und blieb in der Tür noch einmal stehen. "Oh, Cole ich wollte dir noch sagen, dass ich meinem Vater erklärt habe, warum du gestern nicht zur Arbeit kommen konntest. Aber wenn es Prue wieder besser geht, dann würde er sich gerne mit dir unterhalten."

Cole nickte. "Ich werde mich bei ihm melden."

"Am liebsten wäre es ihm gleich heute Nachmittag." erklärte Vivan. "Wenn du es einrichten kannst, dann sei doch bitte um 14.00 Uhr in seinem Büro."

"Wir werden sehen." meinte Cole nicht gerade begeistert.

"Schön. Ich hoffe alles renkt sich wieder ein." erklärte Vivian und blickte noch einmal in Richtung Wintergarten. "Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie froh ich bin, dass es Prue wieder besser geht. Nicht auszudenken, wenn ihr wirklich etwas passiert wäre, das hätte ich mir nie verziehen."

"Hm." meinte Cole nur verächtlich und sah zu wie Vivian zu ihrem Wagen ging und schließlich verschwand.

Als Cole zurück in die Halle kam, kam Amy gerade mit dem Blumenstrauß aus der Küche zurück.

"Ist Vivian schon wieder gegangen?" fragte sie überrascht.

"Ja, sicher wollte sie nur kurz ihr schlechtes Gewissen beruhigen." überlegte Cole ärgerlich, obwohl es wahrscheinlicher war, dass sie sich vorsichtshalber gute Karten holen wollte, falls der Zauber tatsächlich zu ihr zurückkam.

"Aber die Blumen sind schön." meinte Amy und stellte den Strauß auf den kleinen Tisch in der Halle. "Und wir können endlich frühstücken."

Cole nickte und sah, wie Prue aus dem Wintergarten kam. Als sie die Blumen entdeckte, ging sie wütend darauf zu.

"Ich habe keine passende Vase gefunden, und sie darum in den kleinen Eimer gestellt." meinte Amy entschuldigend.

"Das hättest du gar nicht erst tun müssen." erklärte Prue und fegte mit einer Handbewegung die Blumen aus der Vase, um sie auf den Boden zu befördern. "Das Grünzeug von Vivian will ich bestimmt nicht in meinem Haus haben."

"Aber Prue!" Amy sah sie entsetzt an und hob die Blumen wieder auf. "Die armen Blumen können doch nichts dafür, dass Vivian sie gekauft hat." meinte sie kopfschüttelnd.

"Nein, aber wer weiß, ob sie nicht noch irgendeinen Schadenszauber als Zugabe mit reingepackt hat." teilte Prue ihr mit.

"Jetzt übertreibst du aber." erklärte Amy und stellte die Blumen wieder zurück in den Eimer. "Die armen Blumen. Du kannst sie doch nicht einfach wegwerfen, nur weil Vivian eine idiotische Ziege ist."

"Fein, dann stell sie doch in dein Zimmer, ich will sie jedenfalls nicht mehr sehen." meinte Prue.

"Gut" Amy nahm den Eimer und verschwand damit nach oben. Prue schaute ihr kopfschüttelnd hinterher und ging dann ins Esszimmer.

Cole folgte ihr grinsend. "Es ist schon schade, dass dieser Adam keiner anderen Konfession angehört hat." meinte er und als Prue ihm einen fragenden Blick zuwarf, fuhr er fort. "Amy hätte doch die perfekte Pfarrersfrau abgegeben, ganz davon abgesehen, dass sie kochen und backen kann, jetzt beschützt sie auch noch die Blumen."

"Vivian kann sich glücklich schätzen, dass es nur ihre Blumen getroffen hat." erklärte Prue wütend. "Am liebsten hätte ich ihr den Hals umgedreht."

Cole lächelte. "Das Gefühl kenne ich nur zu gut."

Als Cole am Nachmittag zu seinem Treffen mit Edward Wingrove aufbrechen wollte, verabschiedete er sich von seinem Sohn und setzte sich schließlich zu Prue auf das Sofa. "Kann ich dich wirklich allein lassen?" wollte er nachdenklich wissen und sah sie aufmerksam an. .

"Natürlich." erklärte sie bestimmt. "Mir geht es wieder gut und ich kann schon allein auf mich aufpassen."

"Hm, da bin ich mir gar nicht so sicher." meinte Cole lächelnd und beugte sich zu ihr herüber, um sie zu küssen.

Prue erwiderte seinen Kuss und sah ihn nachdenklich an. "Los fahr schon." teilte sie ihm mit. "Je früher du losfährst, desto eher bist du auch wieder hier."

Cole grinste. "Endlich mal ein gutes Argument." meinte er und küsste sie erneut.

Lachend beugte Prue sich zurück. "Nun fahr schon, ich will schließlich wissen, was Wingrove von dir will."

"Mich feuern!" schlug Cole achselzuckend vor.

Prue schüttelte den Kopf. "Das kann ich mir nicht vorstellen, nicht nach Vivians heutigem Auftritt. Ich glaube sie haben vor etwas Angst."

"Na gut." erklärte Cole widerwillig und küsste Prue zum Abschied. Er blickte sie an und meinte. "Ich liebe dich."
Prue lächelte zufrieden. Es hörte sich immer noch ungewohnt an, aber es machte sie glücklich, obwohl sie sich immer noch nicht absolut sicher war, ob sie das Richtige taten. "Schön." meinte sie leise.

Amüsiert schüttelte Cole den Kopf. "An der Antwort musst du noch etwas arbeiten." erklärte er ironisch und stand auf. "Aber du hast ja Zeit, solange ich weg bin."

Prue blickte ihm hinterher und aus einem Impuls heraus rief sie ihn zurück. "Cole!" meinte sie und stand auf, um ihm in die Halle zu folgen.

Cole blieb überrascht an der Tür stehen und drehte sich um. "Was ist, willst du mir noch etwas sagen?"

Prue ging auf ihn zu und lächelte "Sei vorsichtig okay, den Wingroves kann man nicht trauen, das habe ich am eigenen Leib erfahren."

"Keine Sorge, mit Wingrove werde ich schon fertig." er grinste. "Mich wird man nämlich auch nicht so schnell los."

"Na das will ich doch hoffen." erklärte Prue. Sie sah ihm nachdenklich hinterher und lauschte, bis die Tür in's Schloss gefallen war. Irgendwie hatte sie ein merkwürdiges Gefühl ihn einfach so gehen zu lassen, aber das lag wahrscheinlich an den Geschehnissen des letzten Tages. Schließlich entschloss sie sich, dass es unsinnig war, die ganze Zeit bis er wiederkam, die Tür zu betrachten und sah sich nach Amy um. Sie hatte sie nach dem Frühstück nicht mehr zu Gesicht bekommen und sie schließlich in Amys Zimmer. Die Blumen von Vivian standen vor dem Fenster auf dem Boden und die Sonne schien auf die einzelnen Blütenblätter.

"Sind sie nicht wirklich zu schade zum Wegwerfen?" wollte Amy wissen.

Prue zuckte mit den Schultern und setzte sich neben Amy auf das Bett. "Sie erinnern mich an Vivian, egal wie schön sie sind." erklärte sie und blickte Amy an. "Aber du kannst sie gerne behalten."

"Danke!" erwiderte Amy und blickte wieder zum Fenster. "Ich kann es einfach nicht ausstehen, wenn man solch lebende Dinge einfach so wegwirft."

Prue nickte. "Ist schon gut. Aber deswegen bin ich eigentlich auch nicht gekommen." erklärte sie. "Ich wollte dich fragen, woher du dieses Enthemmungspulver hattest."

Amy blickte sie skeptisch an. "Ich habe es selbst gemacht, wieso?"

"Ich würde gerne wissen, woher du die Zutaten hattest." wollte Prue wissen..

"Die habe ich in einem kleinen Laden am Rande des French Quarter gekauft." erklärte Amy. "Mrs. Turner hatte ihn mir empfohlen."

Zufrieden sah Prue sie an. "Das ist ja noch besser, als ich dachte." meinte sie. "Dann hast du doch sicher nichts dagegen, wenn du mich jetzt dorthin begleitest. Ich muss unbedingt ein paar Sachen kaufen."

Amy runzelte die Stirn. "Wieso?"

"Weil ich mich gerne wieder selbst verteidigen würde. Ich habe zwar kein Buch der Schatten und keine Macht der Drei mehr, aber einiges kann ich schon dafür tun." Energisch stand sie auf. "Also, kommst du?"

"Geht es dir dafür auch schon wieder gut genug?" wollte Amy wissen. "Ich glaube nicht, dass Cole..."

"Cole ist nicht da, und ich kann ja wohl immer noch selbst am besten entscheiden, ob ich mich in der Lage fühle, einkaufen zu gehen, oder nicht." meinte sie resolut.

Kurze Zeit später befanden sich Prue, Amy und Danny auf dem Weg zum French Quarter. Amy musste sich kurz orientieren, aber dann erreichten sie den Laden ohne Probleme. Ganz in der Nähe fanden sie schließlich einen Parkplatz und stiegen aus. Sie gingen zurück zu dem Zauberladen, der sich etwas abseits in einer Nebenstraße befand. Der Eingang lag versteckt hinter dem Zeitungsständer eines Kiosks, und war für jemanden, der zufällig vorbei kam, leicht zu übersehen. Amy und Prue betraten den kleinen Laden durch einen Perlenvorhang.

Im Inneren konnte Prue all die ihr bekannten Zauberutensilien, Kräuter und anderen Mittel entdecken. Nachdenklich schaute sie sich um. Es war immer noch merkwürdig für sie, hier mit Magie konfrontiert zu werden, aber sie hatte einsehen müssen, dass es nötig war, sich vorzubereiten und zu schützen. Amy, die Danny auf dem Arm trug, blieb am Eingang stehen, während Prue durch die Gänge ging. Es war niemand außer ihnen im Laden, komischerweise auch keine Verkäuferin. Prue nahm sich einen der kleinen Körbe, die neben dem Eingang standen und begutachtete einige Kräuter. Schließlich begann sie, sie in den Korb zu legen. Als sie erstmal damit angefangen hatte, gab es kein Halten mehr. Sie legte alles in den Korb, was ihr nützlich erschien. Als der Korb zur Hälfte voll war, trat sie wieder neben Amy.

"Wo ist denn die Verkäuferin." wollte sie wissen.

Amy grinste. "Die kommt immer genau dann, wenn du zahlen willst." erklärte sie.

Prue sah sie skeptisch an und erblickte plötzlich neben Amy einige Bücher. Sie stellte den Korb auf den Boden und begann ein paar von ihnen durchzublättern. Seufzend stellte sie sie wieder zurück, es war nichts für sie interessantes dabei. Als sie sich gerade wieder an Amy wenden wollte, entdeckte sie ein weiteres Buch. Sie schlug es auf und konnte nur leere weiße Seiten erkennen. "Was ist dass denn?" fragte sie Amy verwundert.

Doch zu Prues Überraschung antwortete nicht Amy, sondern eine Frau, die plötzlich wie aus dem Nichts neben ihr erschienen war. "Das habe ich selbst noch nicht herausgefunden." erklärte die Frau mit einem Lächeln. "Und ich verspreche Ihnen, ich werde es demjenigen schenken, der mir endlich erzählt, was es damit auf sich hat."

Prue blätterte erneut darin herum und zuckte schließlich mit den Schultern. "Tut mir leid, da kann ich Ihnen auch nicht weiterhelfen."

"Schade." erklärte die Frau enttäuscht und entfernte sich wieder in Richtung der Kasse. Prue blickte ihr nachdenklich hinterher, als Amy wieder neben ihr erschien.

"Das war die Inhaberin." erklärte sie Prue und übergab ihr Danny, der seine Arme auffordernd nach ihr ausstreckte.

"Na dann komm schon." meinte sie lächelnd und nahm ihn auf den Arm, dann blickte sie wieder Amy an. "Kannst du das Zeug in dem Korb bitte bezahlen." bat sie sie und suchte mit einer Hand nach dem Portemonnaie in ihrer Hosentasche.

Amy nickt und hob den Korb vom Boden hoch. Dann nahm sie Prue das Geld aus der Hand und ging in Richtung der Kasse. Prue sah sich mit Danny auf dem Arm noch einmal um und blickte schließlich wieder zu dem merkwürdigen Buch. Wahrscheinlich war es einfach nur eine Verkaufsstrategie der Inhaberin mutmaßte sie und schlug das Buch trotzdem erneut auf. Sie konnte beim besten Willen nichts erkennen, vielleicht mit einem Zauber überlegte sie, als sie plötzlich bemerkte, dass Danny etwas in der Hand hielt. Schnell legte sie das Buch zurück auf das Regal und blickte zu ihrem Neffen.

Als sie sah, was er da in der Hand hielt, musste sie lächeln. "Schon wieder ein Zauberstab Danny? Dafür scheinst du ja ein besonderes Faible zu haben." meinte sie belustigt und wollte ihm den Stab wieder wegnehmen. "Du bist noch viel zu jung für sowas." teilte sie ihm ruhig mit, doch der Junge ließ sich den Zauberstab nicht so einfach entreißen.

Er fing an zu weinen und fuchtelte mit dem Stab herum. Dabei berührte er auch das Deckblatt des Buches. Und wie von Zauberhand erschien plötzlich ein Schriftzug. Verblüfft sah Prue Danny an und blickte dann zu dem Buch. "Die Geheimnisse dieses Buches enthüllen sich dem aufmerksamen Leser zur rechten Zeit. Sie sind für ihn bestimmt, und nur für ihn." las sie vor.

Sie starrte immer noch auf das Buch, als Amy vollbepackt neben ihr erschien. "So wir können gehen." teilte sie Prue mit, doch Prue schüttelte den Kopf.

"Nein warte, du kannst die Sachen ja schon mal zum Auto bringen, aber ich habe hier noch etwas zu erledigen." erklärte sie Amy.

Amy nickte und verschwand durch den Perlenvorhang, während Prue das Buch in die Hand nahm und zu der Inhaberin des Zauberladens ging. Die Schrift auf dem Umschlag des Buches hatte sich noch nicht verändert und Prue hielt es ihr entgegen. "Hallo, ich denke ich habe Ihr Rätsel gelöst." meinte sie zufrieden und zeigte auf das Buch.

Die Frau setzte ihre Brille auf, die ihr an einer Kette um den Hals hing, und las die Inschrift. "Faszinierend!" meinte sie und blickte Prue interessiert an. "Ich habe gleich gespürt, dass Sie das Geheimnis um das Buch lüften werden."

Lachend schüttelte Prue den Kopf. "Nein, das war nicht ich, sondern Danny." erklärte sie und sah ihren kleinen Neffen stolz an.

"Oh, dann wird wohl mal ein großer Zauberer aus ihm, was?" fragte die Frau lachend und strich ihm über den Kopf. "Den passenden Zauberstab hast du ja schon."

Der kleine Junge gluckste zufrieden, und nur Prue schaute etwas nachdenklich drein. "Ja, wer weiß" meinte sie schließlich leise, denn ganz wohl fühlte sie sich bei dieser Zukunftsaussicht nicht.

"Ich schenke Ihnen das Buch und den Zauberstab." erklärte die Frau unterdessen. "Denn wie es scheint, scheinen Sie für sie bestimmt zu sein."

"Danke!" meinte Prue und nahm das Buch wieder in die Hand. "Aber ich würde es gerne bezahlen."

"Nein auf keinen Fall." die Frau schüttelte vehement den Kopf. "Ich habe es versprochen, und das halte ich auch, aber ich hoffe ich werde in Ihnen eine neue Kundin haben." erklärte sie zum Abschied. "Ich würde schließlich gerne erfahren, welches Wissen das Buch Ihnen offenbart."

"Kein Problem." meinte Prue und ging auf die Tür zu. "Sie werden mich in Zukunft sicher häufiger hier sehen." Sie verließ den Laden durch den Perlenvorhang und ging in Gedanken versunken zurück zu ihrem Wagen.