33. Kapitel
Als Cole kurze Zeit später wieder zu Hause ankam, konnte er Prues Wagen noch nirgendwo entdecken. Wahrscheinlich dauerte Amys Stippvisite bei ihrem Lieblingsplatz länger, überlegte er, als er auf die Haustür zutrat. Nachdenklich öffnete er die Tür und betrat die Halle, als ihm eine wütende Prue entgegenkam.
„Genau wie früher," fuhr sie ihn ärgerlich an. „Du machst alles so, wie du es für richtig hältst, ohne dich um die Konsequenzen oder die Meinung anderer zu kümmern."
Cole sah sie irritiert an. „Ich verstehe überhaupt nicht, was du meinst." meinte er ruhig. „Ich habe Amy doch nur zum Frühstück eingeladen, weil es ihr nicht so gut ging." erklärte er ganz unschuldig und reichte ihr zufrieden die Donuttüte. „Hier, das habe ich dir sogar mitgebracht, auch wenn du es nicht verdienst."
„Oh," meinte Prue überrascht und nahm zögerlich die Tüte entgegen. „Na ja ähm. Hm. Wäre doch möglich gewesen." erklärte sie ein wenig kleinlaut und drehte sich um, um zurück ins Wohnzimmer zu gehen. „Ich hielt es für wahrscheinlicher, dass du dich gleich ohne Zögern allein in den Kampf gestürzt hast."
Cole schüttelte grinsend den Kopf und folgte ihr. „Auf solche Ideen kommst du nur, weil dir diese Eigenart so seltsam bekannt vorkommt, hab' ich recht?"
„Nein, ich bevorzuge Teamwork." erklärte Prue bestimmt. Sie ignorierte seinen skeptischen Blick und setzte sich hin. „Der Gedanke ist mir gekommen, weil du mir nicht Bescheid gesagt hast."
Cole ließ sich neben sie auf das Sofa fallen. „Du hast so süß geschlafen, da wollte ich dich nicht stören." erklärte er.
Prue sah ihn leicht genervt an. „Und du hast nicht daran gedacht, was passiert, wenn ich aus meinem süßen Schlaf erwache und ihr einfach so verschwunden seid?" erkundigte sie sich und holte einen Donut aus der Tüte.
„Ich dachte wir wären längst wieder zurück, bevor du aufgewacht bist." versuchte Cole ihr zu erklären.
„Oh, und was hat euch so lange aufgehalten?" wollte Prue ironisch wissen, während sie in ihren Donut biss.
Cole grinste entschuldigend. „Na ja, ich musste mir noch meinen Wagen zurückholen."
Prue verschluckte sich fast und blickte ihn wütend an. „Wusste ich es doch, dass du dich unnötig in Gefahr begeben hast."
„Das habe ich nicht." versuchte er sich zu verteidigen. „Ich bin ohne Probleme in die Tiefgarage gelangt und habe den Wagen geholt, das war alles."
Prue sah ihn skeptisch an. „Da ist doch noch etwas, oder?"
„Na gut, als ich bereits im Wagen saß, ist Edward Wingrove aufgetaucht, war wohl nur ein Kurztrip." erklärte er gelassen, während Prue wütend die Augen zusammenkniff. „Keine Sorge, er hat mich nicht gesehen, er war zu sehr mit seinem Streit mit der lieben Isabell beschäftigt."
„Isabell?" jetzt wurde Prue hellhörig. „Meinst du Isabell Swallow?"
Cole nickte. „Ja, genau, seine Sekretärin." erklärte er und sah Prue aufmerksam an. „Wieso, kennst du sie etwa?"
„Sie ist die Freundin von David Morgan, durch sie bin ich auf deine Fährte gekommen." teilte Prue ihm mit und biss nachdenklich in einen weiteren Donut. Die Freundin von Morgan war also die Sekretärin von Wingrove, das war interessant.
Cole schüttelte ungläubig den Kopf. „Kein Wunder, dass sie mit ihrem Reichtum so protzen kann. Ihr widerlicher Freund überhäuft sie sicher mit Goldklunkern."
„Manchen Frauen gefällt es, wenn Männer sie mit Schmuck beschenken." gab Prue zu bedenken.
„Ach ja?" Cole grinste. „Und gehörst du auch dazu?"
„Du darfst es gerne mal ausprobieren." erklärte sie und nahm sich einen weiteren Donut.
„Willst du die eigentlich alle alleine essen?" wollte Cole unterdessen wissen und wollte nach der Tüte greifen.
„Sicher." meinte Prue und hielt die Tüte außerhalb seiner Reichweite. „Schließlich hast du bereits gefrühstückt."
„Laut Amy waren das aber nur Donuts von minderwertiger Qualität." erklärte Cole und sah sie bittend an.
„Dein Pech. Diese sind jedenfalls meine." teilte sie ihm lächelnd mit und vertilgte genüsslich einen weiteren Donut.
Cole sah ihr zu und grinste. „Du hast Puderzucker an der Nase."
„Oh." Prue wollte ihn sich energisch wegwischen, doch Cole hielt sie zurück.
„Warte, ich habe eine bessere Idee." erklärte er und küsste sie auf die Nase.
Prue sah ihn nachdenklich an. „Du suchst doch nur nach einer Möglichkeit, etwas von meinem Frühstück abzubekommen." erkannte sie.
„Genau, du hast es erfasst." Cole grinste. „Oh, und da entdecke ich auch noch etwas an deinen Lippen." erklärte er erfreut und beugte sich vor, um sie zu küssen.
Prue ließ die Tüte zu Boden fallen und schlag ihre Arme um seinen Hals. „Wo waren wir eigentlich stehengeblieben, bevor uns Robert und Paul so rüde unterbrochen haben?" wollte sie wissen.
„Irgendwo hier." erklärte Cole und seine Händen glitten über ihren Körper und schließlich unter ihr Shirt.
„Ach ja, jetzt erinnere ich mich wieder." meinte Prue genüsslich und zog sich lächelnd ihr T-Shirt über den Kopf. Dann blickte sie nachdenklich in Richtung Wintergarten, wo sie von weitem Danny sehen konnte. „Danny ist im Nebenzimmer." gab sie seufzend zu bedenken.
„Das merkt er gar nicht." teilte Cole ihr mit und küsste von ihrer Schulter langsam ihren Hals hinauf, bis er ihren Mund erreichte.
Prues Lippen pressten sich sehnsüchtig auf seine, während sie versuchte, ihn von seiner Kleidung zu befreien.
„Prue." flüsterte er zwischen zwei Küssen.
Prue grinste. „Sag' das nochmal." meinte sie leise.
„Was?" Cole sah sie verwundert an.
„Meinen Namen!" erklärte sie mit einem heiseren Lachen. „Ich will mich vergewissern, ob du ihn auch weißt."
„Den werde ich in meinem ganzen Leben nicht mehr vergessen." meinte Cole lächelnd und küsste sie erneut. „Prue." flüsterte er leise und der lustvolle, atemlose Klang ihres Names auf seinen Lippen ließ Prue leicht schaudern und verstärkte noch den unbändigen Drang, ihm einfach die Kleider vom Leib zu reißen.
Als Cole leicht seinen Kopf hob, und ihren Blick sah, hob er abwehrend die Hände. „Oh nein, lass mich das machen." erklärte er mit einem amüsierten Grinsen. „So viele Hemden habe ich nun auch wieder nicht." teilte er ihr mit und begann genüsslich jeden Knopf einzeln aufzuknöpfen, ohne sie aus den Augen zu lassen.
Ungeduldig sah Prue zu ihm herüber und hatte schließlich genug davon. „Dann lass es doch zu." erklärte sie entschlossen und stieß ihn zurück auf das Sofa, wo die Kissen bereits heruntergefallen waren und zusammen mit der Donuttüte und Teilen ihrer Kleidung auf dem Boden lagen. „Da gibt es andere Verschlüsse, die sind viel wichtiger."
Cole grinste. „Wie recht du hast."
Doch gerade, als Prue sich daran zu schaffen machen wollte, hörten sie, wie die Haustür geöffnet wurde. Verwundert sah sie Cole an.
„Oh nein, Amy." entfuhr es ihm.
Prue sah ihn schockiert an „Warum hast du nicht gesagt, dass sie gleich wiederkommt?" fragte sie ärgerlich und versuchte hektisch aufzustehen. Dabei stieß sie Cole an, der daraufhin auf den Kissen auf dem Boden landete.
„Danke!" erklärte er, während er versuchte sich wieder vollständig anzuziehen. „Ich konnte doch nicht wissen, dass der Abstecher zu ihrem Lieblingsplatz nur so eine kurze Stippvisite ist."
Prue hatte sich unterdessen wieder komplett angezogen und stürmte zur Tür, um Amy zur Not aufzuhalten. Doch als sie in die Halle blickte, konnte sie Amy nicht sehen, nachdenklich sah sie sich nach Cole um, der gerade dabei war, sich das Hemd wieder vollständig zuzuknöpfen und gleichzeitig die Kissen zurück auf das Sofa zu werfen.
„Oh, du hättest mir doch welche abgeben sollen." meinte er plötzlich und hielt Prue eine leicht zerdrückte Donuttüte entgegen. „Ich schätze jetzt haben sie ein wenig die Form verloren."
Prue schüttelte den Kopf und als sie zurück in die Halle blickte, sah sie, wie Amy aus der Küche kam. „Sie kommt." teilte sie Cole mit und ließ sich unauffällig auf einem der Sessel nieder.
Kurz darauf erschien Amy mit einem strahlenden Lächeln in der Tür. „Schaut mal, was ich hier habe." meinte sie glücklich. Sie schien nichts von der leichten Unordnung des Zimmers und der Bewohner zu bemerken, denn sie hielt zufrieden einen Schlüssel in die Luft.
Cole ahnte, welcher Schlüssel es war, und blickte sie bestürzt an. „Wo hast du den her?" wollte er wissen.
Amy grinste. „Ich bin nur kurz bei den Wingroves vorbeigefahren und habe einem der Angestellten gesagt, dass Charlotte noch einen Pulli von mir hätte, das kommt schon mal vor und er hat keinen Verdacht geschöpft."
Prue sah Cole ungläubig an. „Du hast zugelassen, dass sie allein zu den Wingroves fährt?"
Cole hob abwehrend die Hände. „Ich hatte keine Ahnung," erklärte er schnell und blickte Amy skeptisch an. „Du hast gesagt, du willst zu deinem Lieblingsplatz und ich wäre nicht im Traum darauf gekommen, dass es sich dabei um das Haus der Wingroves handelt."
„Nun." meinte Amy mit einem verlegenen Lächeln. „Ich wusste doch, dass du den Schlüssel brauchst und da der Schlüsselkasten in der Nähe von Charlottes Zimmer hängt, war es ganz leicht für mich, vor allem weil die Wingroves nicht da sind."
„Aber Edward Wingrove ist in der Stadt." klärte Cole sie ärgerlich auf. „Was hättest du denn gemacht, wenn er dich erwischt hätte?"
Amy zuckte mit den Schultern, „Ich hätte mich schon irgendwie rausgeredet." meinte sie zögerlich.
Cole schüttelte ärgerlich den Kopf. „Du hättest es mir sagen müssen."
Prue grinste. „Das machst du doch auch nie." erklärte sie und sah ihn forschend an. „Und was willst du überhaupt mit dem Schlüssel zur Plantage?"
„Es könnte sein, dass Morgans Zombies dort übernachten." teilte Cole ihr mit und grinste. „Also wäre es doch eine gute Idee, der Plantage mal wieder einen Besuch abzustatten."
Prue sah ihn skeptisch an. „Hast du denn eine ungefähre Ahnung, wie gefährlich sie sind? Schließlich sind es David Morgans Sklaven."
„Hm." Cole zuckte mit den Schultern. „Es ist auf keinen Fall so, dass Zombies unbesiegbar sind. Das ist kompletter Blödsinn. Man kann sie relativ leicht töten."
„Und du willst damit bestimmt nur sagen, dass sie eigentlich bereits tot sind, und wir sie nur von ihrem jetzigen Dasein befreien würden." stellte Prue in trockenem Tonfall klar.
„Genau, du hast es erfasst," stimmte Cole ihr mit einem breiten Grinsen. „Aber wir können nur ihre Körper töten. Bevor ihre eingeschlossenen Seelen nicht befreit sind, finden sie keine Ruhe." erklärte Cole und lächelte verschlagen. „Und genau darum habe ich einen anderen Plan, das einzige Problem ist, dass ich dafür noch etwas besorgen muss." meinte er unzufrieden und blickte Prue demonstrativ an. „Kommst du mit?"
Prue verstand die stumme Nachricht in Coles Blick sofort. „Na gut, kein Problem." erklärte sie schnell und schaute dann Amy an. „Und du ruhst dich so lange aus." schlug sie vor.
Amy nickte. „Stimmt, ich bin schrecklich müde, ich habe die letzten zwei Nächte kaum geschlafen und wenn ich heute womöglich noch ein Abenteuer bestehen muss, dann sollte ich mich besser etwas ausruhen."
Cole stimmte ihr zu. „Dann nehmen wir doch gleich noch Danny mit, dann hast du deine Ruhe."
„Wenn euch das nichts ausmacht." erklärte Amy und als Prue den Kopf schüttelte ging sie gähnend die Treppe hoch.
Prue blickte ihr hinterher und drehte sich dann zu Cole um. „Also, sie ist weg, wo willst du eigentlich hin?" wollte sie wissen.
„Das mit der Besorgung war eine Ausrede." gab Cole zu und blickte mit einem entschuldigendem Lächeln kurz zu Prue hinüber. „Ich will zu Amys Mutter, sie soll uns endlich sagen, was sie über Edward Wingrove weiß."
„So etwas ähnliches hatte ich mir schon gedacht." meinte Prue und sah sich nach Danny um. „Dorthin können wir ihn ruhig mitnehmen." beschloss sie.
Sie machten sich fertig und gingen zum Wagen, um sich auf den Weg in Richtung Garden District zu machen, wo sich das Anwesen der Careys befand.
„Also hast du keinen Plan in Bezug auf die Zombies?" wollte Prue während der Fahrt wissen.
Cole schüttelte den Kopf. „Nein, natürlich könnten wir versuchen, sie alle zu töten, aber wir haben keine Ahnung, wie viele es sind."
„Hm," meinte Prue unzufrieden. „Es gibt also keine Möglichkeit, sie irgendwie zu retten?"
„Nein, sie sind bereits tot, man kann sie nicht wieder zum Leben erwecken." erklärte Cole achselzuckend. „Du kannst sie nur von ihrer Last befreien, Morgan als Arbeitssklaven dienen zu müssen."
„Das wäre vermutlich am besten, aber ..." Prue blickte nachdenklich aus dem Fenster und beobachtete, wie sich die von Hochhäusern gesäumten Straßen langsam in breite Alleen, an die riesige Anwesen grenzten, verwandelten. Nach einer Weile und sah sie Cole zufrieden an. „Wir müssen doch eigentlich nur ihre Seelen aus den Flaschen befreien, und ich weiß genau wo sie sich befinden."
Cole blickte Prue bewundernd an. „Du weißt wo sie sind?"
„Ja, meine Suche nach dir, hatte doch etwas Gutes, ich habe sie in Belvas Landhaus gefunden. Sie sind dort genau neben Belvas Donnersteinen im Keller aufgestapelt." meinte Prue und lehnte sich zufrieden zurück. „Und wenn wir sie befreien, dann finden die Untoten ihre Ruhe."
„Ihre Seelen, aber was mir ihren Körpern geschieht, das kann ich dir leider nicht so genau sagen." gab Cole zu. „Doch ich hätte auch nichts dagegen, wenn sie körperlich noch etwas länger fitt sind, denn dann hätten sie vor ihrem Weg ins Grab vielleicht noch ein wenig Lust, sich an David Morgan zu rächen." überlegte Cole, dem dieser Gedanke offensichtlich zu gefallen schien. Er grinste zufrieden vor sich hin, während er den Wagen vor dem Eingangstor der Careys stoppte. Nachdem er sich angemeldet hatte, wurden sie auf das Grundstück gelassen und parkten direkt vor dem Eingang.
Prue stieg aus und ging auf eine nervös wirkende Frau zu, die vor der Haustür wartete. „Mrs. Carey?" fragte sie, da ihr beim näheren Hinsehen die Ähnlichkeit mit Amy auffiel.
Shelly Carey nickte und reichte ihr die Hand. „Ja das bin ich, aber Sie können gerne Shelly sagen."
„Prue." meinte Prue lächelnd und blickte sich nach Cole um.
Er hatte Danny aus dem Auto geholt und kam nun auf die beiden Frauen zu. „Hallo Shelly."
Shelly drehte sich zu ihm um, doch als sie Danny erblickte, trat sie erschrocken einen Schritt zurück. „Ist das Ihr Kind?" fragte sie leicht angespannt.
Cole nickte. „Ja, das ist Daniel, mein Sohn." stellte er ihn vor und blickte Shelly fragend an. „Stört es Sie etwa, dass ich ihn mitgebracht habe?"
„Nein, nein, besser als, ..." begann sie und drehte sich dann schnell zur Tür. „Lassen Sie uns erst einmal hineingehen." beschloss sie und stürmte in's Haus.
Cole und Prue sahen sich verwundert an. „Was hat sie denn?" wollte er wissen.
Prue zuckte mit den Schultern. „Das werden wir hoffentlich bald erfahren." erklärte sie zuversichtlich und folgte Shelly ins Haus. Sie durchschritten die Eingangshalle und traten in das großzügige Wohnzimmer. Prue ließ sich in einem der angebotenen hellen Polstersessel nieder und schaute sich um. „Schön haben Sie es hier." meinte sie und sah sich bewundernd die geschmackvolle Einrichtung an.
„Danke!" sagte Shelly und rieb sich derweil nervös die Hände. Nachdem sich auch Cole gesetzt hatte, fragte sie mit einem leichten Lächeln. „Und wie geht es meiner Amy?"
„Gut, sie erholt sich langsam von der schweren Zeit." teilte Prue ihr mit.
„Ja sie hat gleich die ganze Küche in Beschlag genommen und unsere Haushälterin vergrault." fügte Cole grinsend dazu.
Shelly lächelte leicht. „Ja so ist sie, sie hat schon immer gerne gekocht und gebacken, aber wenn sie etwas falsch macht, dann...."
„Nein, nein. Clara kann sich problemlos durchsetzen, wenn sie nur will." beruhigte Prue Shelly. „Amy macht wirklich keine Probleme, wir sind nicht wegen ihr hier. Wir wollen mit Ihnen über ihren Vater reden." begann sie vorsichtig.
Shelly versteifte sich augenblicklich und erklärte kurzangebunden. „Zu ihm gibt es nichts zu sagen."
Cole schüttelte genervt den Kopf und fiel sofort mit der Tür ins Haus. „Sie brauchen gar nicht lange darum herumzureden. Wir wissen, dass es Edward Wingrove ist."
Shelly blickte ihn erschrocken an. „Das ist doch gar nicht wahr." erklärte sie schnell. „Und das geht Sie auch absolut nichts an."
Cole zuckte mit den Schultern. „Mr. Wingrove hat es bereits zugegeben, also nutzt es wenig es zu leugnen." teilte er ihr gelassen mit.
Prue warf ihm einen vernichtenden Blick zu und versuchte Shelly zu besänftigen. Beruhigend legte sie ihr die Hand auf den Arm. „Shelly, wir wissen, dass es uns nichts angeht und wir wollen uns auch gar nicht in Ihre Angelegenheiten mischen." erklärte sie ruhig. „Wenn Sie nicht wollen, dann wird niemand erfahren, dass Edward Wingrove Amys Vater ist, aber mit uns müssen Sie darüber reden."
Shelly lehnte sich nach vorne. „Donald weiß es nicht, und auch sonst niemand." sagte sie leise.
„Und so wird es auch bleiben. Wir sagen nichts." versicherte Prue, denn sie hielt es für keine gute Idee, Amy in diesem Augenblick mit so einem Vater zu konfrontieren.
Shelly seufzte und gab schließlich nach. „Es ist so lange her. Ich war damals während der Semesterferien als Praktikantin in der Kanzlei und Edward Wingrove war so ein beeindruckender Mann. Ich habe mich geschmeichelt gefühlt, weil er sich für mich interessiert hat und wir hatten eine kurze Affaire, die beendet war, als ich zurück auf die Universität gegangen bin. Er war schließlich verheiratet und hatte eine Tochter." erklärte sie schnell und fügte nach einer Weile hinzu. „Als ich dann bemerkte, dass ich schwanger war, habe ich niemals daran gedacht, es ihm zu sagen, schließlich wollte ich seine Ehe nicht zerstören."
„Er war ja nicht ganz unbeteiligt." gab Prue zu bedenken und warf Cole einen ungläubigen Blick zu, den dieser gleichermaßen erwiderte.
„Nein, aber ich wusste es und darum hätte mir so etwas nicht passieren dürfen." meinte Shelly bestimmt. „Aber glücklicherweise hat mir meine Großmutter in der Zeit sehr geholfen. Ich bin bei ihr aufgewachsen, müssen sie wissen, denn nachdem meine Eltern bei einem Autounfall ums Leben gekommen sind, war sie meine einzige Verwandte. Sie dachte einer der Studenten wäre der Vater und ich habe sie in dem Glauben gelassen." Shelly seufzte. „Sie war sehr verständnisvoll, aber ich musste von der Uni abgehen und habe mir einen Job als Verkäuferin gesucht."
„Aber Mr. Wingrove hätte doch leicht etwas zu Amys Unterhalt beisteuern können." gab Prue zu bedenken. „Dann hätten Sie zu Ende studieren können."
„Ich wollte ihn nicht belästigen." stellte Shelly unmissverständlich klar. „Außerdem habe ich erfahren, dass er erneut Vater geworden ist, ich konnte und wollte diese Familie nicht zerstören."
„Und was ist mir Ihrem Mann?" wollte Cole mit ironischem Blick wissen.
„Ich habe Donald erst Jahre später kennengelernt. Er hat immer in der Bäckerei eingekauft, in der ich damals gearbeitet habe, und irgendwann hat er mich zu einem Rendezvous eingeladen." Sie lächelte entschuldigend. „Ich hatte doch keine Ahnung, dass er ein so enger Freund von Edward ist. Das habe ich erst später erfahren, aber da wollte ich mir meine Beziehung zu Donald nicht kaputtmachen lassen." Sie seufzte. „Ich weiß, das war egoistisch. Aber ich habe Edward schließlich von Amy erzählt, und er ist völlig panisch geworden."
„Kein Wunder," meinte Cole zynisch. „Er hat Angst, dass es herauskommt."
Doch Shelly schüttelte traurig den Kopf. „Nein es war nicht nur das, aber ich habe ihm gleich versichert, dass niemand etwas davon erfahren wird. Und so ist es geblieben." Sie blickte auf und sah Cole und Prue bittend an. „Bitte, sagen Sie nichts, es würde niemandem etwas nutzen und nur Kummer bringen."
Prue sah sie nachdenklich an, doch obwohl sie es nicht recht akzeptierte, dass Amy nicht wusste, wer ihr Vater war, musste sie Shelly zustimmen, dass dieses Geständnis nur Kummer bringen würde. „Wir werden nichts sagen." meinte sie schließlich.
Shelly nickte dankbar und schaute Cole an.
„Na gut, vielleicht ist es besser, wenn sie denkt, ihr Vater wäre ein russischer Spion." erklärte Cole achselzuckend, immer noch besser als der Feigling Edward Wingrove, dachte er grimmig. Es ging ihm dabei um Amy, denn es widerstrebte ihm ungemein, dass er Wingrove damit einen Gefallen tat und seine Familienidylle rettete. „Aber eine Frage hätte ich noch, wieso haben Sie sich mit David Morgan getroffen?"
Shelly blickte ihn unsicher an. „Edward war der Meinung, dass ein Deal mit dem Staatsanwalt Amy helfen könnte." erklärte sie zerknirscht und fügte schnell hinzu. „Das soll aber nicht heißen, dass ich kein Vertrauen in Ihre anwaltlichen Fähigkeiten hatte."
Cole lächelte verächtlich. „Schon klar, wollte Wingrove ihn etwa bestechen?"
„Nein, nein, es sollte nur ein Gespräch über Amys Chancen sein, nichts weiter." wiegelte Shelly schnell ab.
„Aber was hatte dann David Morgans Mutter bei der Besprechung zu suchen?" fragte Prue unterdessen.
Shelly sah sie verwundert an. „Mr. Morgans Mutter?"
„Ja, Madame Belva." bestätigte Prue.
Es war offensichtlich, dass Shelly keine Ahnung gehabt hatte, dass es sich bei der Frau um David Morgans Mutter gehandelt hatte. „Ich kenne sie nicht." erklärte sie erneut. „Sie war nur zufällig da."
Prue und Cole sahen sich skeptisch an. „Und es hat Sie nicht gestört, dass eine Unbekannte bei solch einem heiklen Gespräch anwesend war?" erkundigte sich Prue ungläubig.
„Nein." erklärte Shelly unmissverständlich. „Und das ist doch alles Schnee von Gestern. Sie haben den wahren Mörder gefunden und damit ist alles wieder in Ordnung."
„So einfach ist das nicht." meinte Cole mit skeptischem Blick.
„Wieso?" fragte Shelly verwundert. „Sie haben den wahren Mörder doch gestellt." stellte sie mit einem glücklichen Lächeln fest, doch als sie Coles Gesichtsausdruck sah, erstarb es. „Oder etwa nicht?"
Cole zuckte leicht mit den Schultern. „Es gab nur Indizien, mehr nicht."
„Sie sind sich also nicht sicher?" wollte Shelly ängstlich wissen.
Cole sah sie forschend an. „Was wissen Sie?"
„Nichts!" Shelly blickte hilfesuchend Prue an, als ihr Blick bei Danny hängenblieb. „Sie lassen Amy doch nicht auf ihn aufpassen oder?" fragte sie auf einmal leise.
„Doch, natürlich, sie kann gut mit Kindern umgehen." erklärte Prue und nahm erneut Shellys Hand. „Shelly, Sie müssen uns sagen, was Sie wissen." forderte sie sie auf.
„Oh Gott." Shelly hielt sich ihre Hände vor das Gesicht. „Ich habe doch gedacht, es wäre wieder alles in Ordnung, dass alles nur purer Blödsinn war." Sie blickte erneut Cole an. „Amy kann Adam ganz einfach nicht getötet haben."
Cole hielt ihrem Blick stand und sagte kein Wort, auch Prue hielt sich zurück, denn sie wollte wissen, was Shelly zu sagen hatte. „Erzählen Sie uns, was Sie auf dem Herzen haben."
Shelly blickte sie nachdenklich an. „Diese Frau, Edward hat gesagt, dass sie eine angesehene Psychologin und ein Medium ist. Und sie hat gesehen, dass in Amy etwas krankes ist, ein Drang, zu töten." erklärte sie mit Tränen in den Augen an. „Sie sagte es sei nicht Amys Schuld, aber sie kann sich nicht dagegen wehren, und wenn wir nichts unternehmen, dann würde sie weiter töten."
Prue schaute Shelly entsetzt an. „Und das haben Sie geglaubt?"
Shelly zuckte mit den Schultern. „Ich wusste nicht, was ich tun soll. Sie meinten, am besten wäre es, wenn Amy im Gefängnis bliebe, dort könne sie kein Unheil anrichten. Diese Frau meinte, man könne sie eventuell therapieren und später ein Gnadengesuch stellen." Sie sah die beiden hilfesuchend an. „Ich wusste nicht, was ich machen sollte, ich habe es nicht wirklich geglaubt, meine Amy ist doch so ein liebes Mädchen. Und als der wahre Mörder gefunden wurde, war ich so erleichtert, dass alles ein Missverständnis gewesen ist." erklärte sie leise und blickte Danny an. „Aber wenn es doch Amy war und sie würde ihrem Sohn etwas tun, das würde ich nicht ertragen." sie hielt sich die Hand vor den Mund und fing an leise zu weinen.
„Nein, nein. Shelly." Prue setzte sich neben sie und legte ihren Arm um Shellys Schulter. „Sie müssen sich keine Sorgen machen, Amy ist keine Mörderin. Sie könnte so etwas nie tun."
„Stimmt, die drei haben sie belogen, Amy hat keinen Drang zum Töten." bekräftigte Cole.
Shelly blickte ihn an. „Woher wissen Sie das so genau?"
„Ich kenne mich mit sowas aus." erklärte Cole und grinste leicht. „Außerdem hat Amy mir die Wahrheit gesagt, und glauben Sie mir, sie hätte Adam Boucher nie etwas angetan, sie war in ihn verliebt."
„Oh," entfuhr es Shelly überrascht. „Aber .. aber warum hat sie mir nichts davon gesagt?"
„Weil sie wahrscheinlich nicht wollte, dass Sie etwas davon erfahren." meinte Prue und sah Cole demonstrativ an.
Cole zuckte mit den Schultern. „Doch mich würde brennend interessieren, wie Edward Wingrove auf so eine Idee kommt." meinte er nachdenklich. „Oder besser, warum er ein Interesse daran hat, Sie glauben zu lassen, Amy wäre eine verkappte Mörderin."
„Edward hat sich um Amy gesorgt, daran besteht kein Zweifel." ließ Shelly Cole wissen. „Er würde nie wollen, dass sie unschuldig im Gefängnis sitzt."
Cole sparte sich einen Kommentar und auch Prue konnte sich nicht vorstellen, dass Shelly ihnen noch etwas verschwieg.
Kurz darauf verabschiedeten sie sich von ihr und gingen zurück zum Wagen. „Wieso haben sie Amy's Mutter nur so einen Blödsinn erzählt?" fragte Cole und schloss das Auto auf.
„Das wüsste ich auch zu gerne." meinte Prue. „Das ergibt doch keinen Sinn. Was könnte Wingrove davon haben?"
„Das kann er uns wohl nur selbst sagen." erklärte Cole entschlossen, während sie das Grundstück verließen.
„Aber du kannst ihn nicht fragen, ohne dass er herausfindet, dass du wieder frei bist." gab Prue zu bedenken.
„Nein, du hast recht, so ein Mist. Dabei würde er mir sicher alles sagen, wenn ich ihn nur ein bisschen bedrohe." Cole sah Prue grinsend an. „Du hättest sehen sollen, wie er sich panisch hinter der Couch verkrochen hat, als ich einen Energieball gebildet habe."
„Wingrove ist und bleibt ein Feigling." erklärte Prue lapidar. „Also hat er keine magischen Fähigkeiten?"
Cole zuckte mit den Schultern. „Ich denke nicht, er hatte keine Ahnung, von dem, was ich kann. Aber ich schätze er weiß so in etwa, was Morgan tut, doch er versucht es zu ignorieren."
„Hm." Prue sah nachdenklich aus dem Fenster. „Vielleicht sollte ich mal mit Wingrove reden."
Cole blickte entsetzt zu ihr herüber. „Oh nein, das wirst du nicht tun." erklärte er sofort.
„Wie interessant, habe ich irgendwas nicht mitgekriegt? Seit wann entscheidest du für mich?" fragte sie ärgerlich. „Ich kann mich immer noch selbst verteidigen, und wenn wir etwas herausfinden wollen, wäre es keine schlechte Idee."
„Er steht unter dem Einfluss von David Morgan und seiner Mutter." erklärte Cole. „Muss ich dich etwa daran erinnern, dass sie mich in diesem Stein eingeschlossen haben? Da kann ich mir sehr gut vorstellen, was sie mit dir machen." Er sah sie besorgt an. „Und wie wir bereits herausgefunden haben, kann man Zombies nicht retten, sie sind bereits tot."
„Wie ich bereits sagte, mir wird nichts passieren." meinte Prue überzeugt.
„Darauf will ich es aber nicht ankommen lassen." erklärte Cole unmissverständlich. „Es ist viel zu gefährlich. Da gehe ich lieber selbst noch mal zu Wingrove."
Prue seufzte. „Hatten wir das nicht bereits?" fragte sie genervt und erkannte zu ihrem Missfallen, dass sie beide wohl zu stur waren, und dass keiner von ihnen nachgeben würde, daher beschloss sie schließlich. „Wenn es unbedingt sein muss, dann gehen wir eben zusammen, obwohl ich das ziemlich unvernünftig finde, denn es wäre besser, wenn weder Wingrove noch Morgan wissen, dass du wieder frei bist."
„Was soll's. Shelly könnte ihm genausogut davon erzählen." überlegte Cole gelassen.
„Wahrscheinlich wäre es sowieso vernünftiger uns erstmal um diese Zombies zu kümmern." überlegte Prue unterdessen. „Mit Hilfe einer Landkarte wird es kein Problem für mich sein, das Haus von Belva zu finden." erklärte sie zuversichtlich und warf Cole einen ironischen Blick zu. „Aber ich schätze mal ungefährlich ist das auch nicht gerade."
„Nein, aber wenn wir Glück haben, haben weder Belva noch Morgan momentan Lust auf einen kleinen Ausflug auf's Land." meinte Cole.
„Bei den zwei kan man nie wissen." meinte Prue und blickte nachdenklich aus dem Fenster.
„Was ist?" fragte Cole, nachdem Prue eine Weile nichts gesagt hatte.
Prue drehte sich zu ihm um. „Wenn wir die Flaschen zerschlagen, gelingt es uns dann noch mit einem von den Zombies zu reden, bevor sie sich zurück in ihr Grab begeben?"
„Ich glaube kaum, aber ich weiß nicht, ob du damit nur die Seelen befreist und die Körper nicht." meinte Cole und schaute kurz zu Prue hinüber. „Aber, mir ist noch etwas anderes eingefallen, es ist ein Gerücht, aber wenn das stimmt und du es riskieren willst, dann können wir den Zombies zuerst ihr Bewusstsein zurückgeben, bevor wir ihre Seelen befreien."
Prue sah ihn auffordernd an. „Nun sag schon."
Cole grinste und wechselte die Spur, um an der nächsten Ampel abzubiegen. „Zuerst sollten wir in den Supermarkt fahren und die nötigen Besorgungen machen." erklärte er. „Dann haben wir Amy noch nicht einmal belogen."
