37. Kapitel

Als Prue und Cole früh am Morgen wieder zu Hause ankamen, war alles friedlich. Amy und Danny schliefen immer noch seelenruhig und die Fläschchen mit Dämonenexplosionsmittel standen unberührt auf dem Tisch. Es schien, als habe niemand das Haus während ihrer Abwesenheit betreten.

Zögerlich sah Cole zu den Fläschchen, bevor er sich umdrehte und das Zimmer wieder verließ. „Sag mal, diese Dämonenexplosionsmittel." meinte er nachdenklich und sah Prue skeptisch an. „Das wirkt doch nicht bei jedem Dämon?"

Prue schüttelte den Kopf. „Keine Sorge, ich schätze mal bei dir hat es keine Chance" erklärte sie lächelnd.

„Bist du dir sicher?" fragte Cole skeptisch, während er sich zu Prue ins Wohnzimmer setzte.

„Ja!" erklärte Prue und fügte hinzu. „Aber bei diesen Geierdämonen sind sie schon mal sehr wirksam."

„Hm, wenn Belva nur die hätte." meinte Cole. „In der Unterwelt gibt sich kaum noch jemand mit ihnen ab, sie sind einfach zu kriecherisch und unberechenbar."

„Wieso das?" fragte Prue überrascht.

„Wenn du erst einmal einem etwas Macht verschafft hast, dann spricht sich das rasend schnell unter ihnen rum und du wirst sie nicht mehr los." erklärte Cole angewidert und blickte zur Tür. „Und ich nehme an, genau das hat Belva getan."

„Wie kommst du darauf?" wollte Prue interessiert wissen. „War der Mörder von Amys Freund etwa auch ein Vultar?"

„Sicher, ein Dämon, den sie im Donnerstein gefangen hat, ist ihr nur so lange verpflichtet, bis er ihren Wunsch erfüllt hat. Er hätte im Anschluss niemals freiwillig an ihrer Voodoozeremonie teilgenommen, im Gegensatz zu einem Vultar." erklärte Cole. „Also war es ohne Zweifel ein Vultar, doch das konnte man kaum noch erkennen. Belva hat ihm für seine Hilfe Macht verliehen, so dass man ihm kaum noch ansah, was für ein Schwächling er einmal gewesen ist."

„Sie scheint mächtiger zu sein, als uns lieb ist." meinte Prue nachdenklich. „Und dabei dürfen wir auch nicht ihren widerwärtigen Sohn vergessen."

„Also, was hast du vor?" fragte Cole, als er ihren Gesichtsausdruck sah.

„Wie kommst du darauf, dass ich bereits einen Plan habe?" fragte sie lächelnd.

„Das sehe ich dir an." erklärte Cole. „Also?"

„Hm." meinte sie. „Ich überlege die ganze Zeit, ob Amys Busfahrer uns nicht dabei behilflich sein könnte, Kirk Landon zu befreien."

„Der? Der hat doch von nichts den Durchblick." gab Cole spöttisch zu bedenken.

„Eben drum." meinte Prue mit einem zufriedenen Lächeln. „Da dürfte es doch kein Problem sein, ihn dazu zu bringen, Kirk Landon freizulassen."

„Ich verstehe." erklärte Cole lächelnd. „Aber hat Amy überhaupt seine Adresse?"

Prue grinste. „Wozu haben wir Magie?"

Als alle später am Morgen zusammen am Frühstückstisch saßen, sah Prue Amy an. „Hör zu Amy, wir haben beschlossen, dass du dich heute mit deinem Busfahrer triffst." erklärte sie geradeheraus.

Amy sah erschrocken auf. „Ich soll mich mit Josh treffen?" fragte sie überrascht. „Wieso das denn? Ich kann ihn doch gar nicht erreichen." stellte sie erleichtert fest.

„Doch!" zufrieden holte Prue das alte Zauberbuch von Mrs. Turner hervor. „Hier drin steht es." erklärte sie. „Ein Spruch, um jemanden zu sich zu locken."

Amy blickte Prue irritiert an. „Du willst, dass ich einen Zauberspruch spreche, damit Josh mit mir ausgeht?" fragte sie ungläubig. „Aber, aber hast du mir nicht gesagt, sowas ist nicht erlaubt?"

„Du sollst es ja nicht zum Vergnügen tun Amy." mischte Cole sich ein. „Du sollst ihn nur dazu bringen, dich auf seine Bustour mitzunehmen und dann Kirk Landon befreien."

Amy drehte sich entsetzt zu Cole. „Nein, sowas schaffe ich nicht." erklärte sie unglücklich. „Wie soll ich das denn anstellen?"

„Wo ist das Problem, du hast doch gestern auch mit ihm geredet." wunderte sich Cole. „Es wird ein leichtes für dich sein, ihn zu überzeugen."

Amy schüttelte den Kopf. „Nein, ihn anzusprechen war aber schon eine große Überwindung für mich, wie soll ich ihn da zu irgendetwas überreden?"

„Nur Mut, du schaffst das schon." meinte Prue zuversichtlich.

„Ihr habt gut reden." murmelte Amy und blickte zögerlich auf das Zauberbuch.

Als es eine Stunde später an der Tür klingelte, war Amy noch immer unglaublich aufgeregt. „Oh Gott, was soll ich ihm nur erzählen?" fragte sie angespannt.

„Er klingelt an unserer Tür, also lass ihn doch reden." schlug Cole vor.

„Ja, aber er ist nur hier, weil ich ihn mit diesem Zauberspruch hergelockt habe." meinte sie seufzend und starrte auf die Eingangstür.

„Aber das weiß er doch nicht." versuchte Prue sie zu überzeugen, als es erneut klingelte. „Und jetzt geh endlich, oder soll ich es tun?"

„Nein, nein, ist schon gut." Amy atmete noch einmal tief durch und ging dann zögerlich zur Tür.

Als sie die Tür öffnete, stand auf der anderen Seite Josh, der sie verwundert betrachtete, als wisse er selbst nicht, was er hier eigentlich zu suchen hatte. „Hi Amy." war das einzige, was er hervorbrachte.

„Hallo Josh, komm doch rein." bot Amy ihm an und sie betraten die Halle, wo Prue und Cole immer noch neugierig herumstanden. „Cole kennst du ja schon, und das ist Prue." stellte Amy sie vor.

„Hallo." Josh sah sich verwirrt um. „Also ich war gerade in der Nähe und da dachte ich..." begann er und stockte dann, denn ihm fiel beim besten Willen nicht ein, was er sich gedacht hatte, und woher er überhaupt Amys Adresse kannte.

„Also ich finde es toll, dass du mal vorbeigekommen bist." meinte Amy schnell.

„Ja?" Josh sah sie verwundert an.

„Klar, wusstest du das nicht?" fragte Cole. „Amy wollte doch schon immer mal in einem Gefängnisbus fahren und nachdem du es ihr angeboten hast, war sie ganz aus dem Häuschen."

„Ja genau, da geht mein Kindheitstraum in Erfüllung." erklärte Amy schnell. „Du musst doch heute fahren, oder?"

„Ja am späten Vormittag, aber ich weiß gar nicht, wie du darauf gekommen bist, dass du mitfahren kannst." meinte er schnell. „Ich darf niemanden mitnehmen."

„Oh schade." entfuhr es Amy.

„Aber Josh, ich hätte angenommen, du lebst nach dem Motto, Regeln sind da, um gebrochen zu werden." meinte Prue lächelnd.

„Da liegen Sie falsch Lady." teilte Josh ihr mit, er konnte sich schon denken, was diese Leute von ihm dachten, aber er würde sie eines besseren belehren. Enschlossen drehte er sich wieder zu Amy. „Aber wir können gerne etwas anderes unternehmen."

„Kein Problem, dann..." begann Amy erleichtert, doch Cole stoppte sie.

„Ich hätte wirklich nicht gedacht, dass du so ein Feigling sind." meinte er und sah Josh abschätzend an.

„Tja, reiche Leute wie Sie können es sich vielleicht leisten, gegen das Gesetz zu verstoßen, aber wenn arme Schlucker wie ich nur einmal bei Rot über die Ampel fahren, sind sie dran." erklärte Josh wütend.

„Wie es aussieht scheint der Typ irgendwelche Komplexe zu haben." meinte Cole kopfschüttelnd.

„Das ist nur die Realität." teilte Josh ihm mit und wandte sich dann an Amy. „Die Armen buchten sie ein und die Reichen lassen sie laufen."

„Und weil du so ein großes Vertrauen in unser Rechtssystem hast, arbeitest du für ein Gefängnis?" fragte Prue ironisch.

„Es ist ja nicht staatlich, sondern privat." erklärte Josh, also würde das irgendetwas ändern.

„Oh, und wem gehört es?" wollte Prue interessiert wissen.

Josh zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung, ich mache mir darum keine Gedanken." gab er zu.

„Das sollten du aber." klärte Prue ihn auf. „Denn die Leute werden zu Unrecht dort festgehalten."

Josh sah sie ungläubig an. „Das glaube ich nicht."

„Doch Josh," versuchte es Amy nun wieder. „Und darum würde ich gerne mitfahren und mit einem der Häftlinge sprechen. Ich kenne ihn von früher, und er wird dich überzeugen, dass er kein Verbrecher ist."

Josh sah sie skeptisch an. „Und warum konntest du mir das nicht gleich sagen?" fragte er. „Wieso dieser Blödsinn mit dem Kindheitstraum?"

„Ich ähm..." meinte Amy und lief zu ihrem Verdruss rot an. „Ich wollte wirklich schon immer einmal mit so einem Bus fahren."

Nachdem Josh sich nach weiteren Diskusionen endlich bereit erklärte, Amy mit dem Gefangenen reden zu lassen, verabredeten sie sich eine Stunde später auf einem Parkplatz in der Nähe der Plantage.

Als Josh an diesem Tag auf das Gelände fuhr, sah er sich zum ersten Mal richtig um. Die gepflegten langgezogenen Gebäude waren völlig unauffällig und auch die Häftlinge sahen nicht danach aus, als würden sie unter Zwang hier gehalten. Sie verhielten sich immer ruhig und unauffällig und Josh hatte das bisher immer als ein Indiz dafür gesehen, dass sie eingesehen hatten, dass sie ihre Strafe so unauffällig wie möglich absitzen mussten. Doch wenn er ehrlich zu sich selbst war, dann hatte er schon oft vermutet, dass sie mit Drogen ruhiggestellt wurden, denn so gesittet und leise wie die Häftlinge sich verhielten, hatte er noch niemals andere Menschen gesehen.

Doch als er die Tür öffnete und die Gefangenen einstiegen, bemerkte er zum ersten Mal eine gewisse Unruhe unter ihnen. Sie waren nicht so still und in sich gekehrt wie sonst und Josh verspürte ein leichtes Unbehagen. Er schloss die Tür und verließ das Gelände, um kurz darauf auf dem versteckten Parkplatz anzuhalten. „Es wird nur einen Moment dauern, alle bleiben auf ihren Plätzen." forderte er die Häftlinge harsch auf und verließ schnell den Bus.

Aus dem Auto, das ebenfalls auf dem Parkplatz wartete, stiegen Prue, Cole und Amy, während Danny vorsichtshalber im Auto blieb.

„Hi." begrüßte Josh sie unzufrieden. „Also gut, Amy kann jetzt mit dem Kerl reden, aber ich will dadurch auf keinen Fall meinen Job verlieren, ich bin schließlich nicht auf Rosen gebettet wie..."

„Keine Sorge, das wissen wir bereits." unterbrach Prue ihn ungeduldig und blickte zu Amy. „Schaffst du das?"

Amy nickte. „Es ist ja nur Mr. Landon, auch wenn er jetzt... Ich probier's." erklärte sie sich bereit und ging entschlossen auf den Bus zu.

Doch als Josh die Tür öffnete, stand am Eingang bereits Kirk Landon und trat nach draußen, bevor Josh ihn noch aufhalten konnte. „Halt, warten Sie, das kann ich nicht zulassen." erklärte Josh hektisch, doch Landon ließ sich nicht stoppen.

Er stürmte an Josh vorbei und blieb vor Amy stehen. „Amy." entfuhr es ihm erleichtert und er umarmte sie innig. Amy versteifte sich, doch sie ließ es mutig über sich ergehen. Kirk Landons Körper und Arme waren eiskalt und sie musste sich überwinden, nicht vor Kälte zu erschaudern.

Derweil versuchte Josh die Tür des Busses schnell wieder zu schließen, denn immer mehr Häftlinge kamen an die Tür und klopften energisch dagegen. So aktiv hatte er sie noch nie erlebt, dachte Josh verzweifelt und wandte sich wütend an Prue und Cole. „In was haben Sie mich da mit hineingezogen? Ich habe nie zugestimmt, Straftäter freizulassen."

„Keine Sorge, es sind keine Verbrecher, sondern nur Untote." klärte Cole ihn mit einem zufriedenen Lächeln auf und ging mit Prue zu Amy.

Kirk Landon hatte sie inzwischen losgelassen und sah sie traurig an. „Oh Amy, ich weiß gar nicht, wie das alles passiert ist." er schüttelte ungläubig den Kopf.

Währenddessen erschien Josh mit einer finsteren Miene neben ihnen. „Was haben Sie mit den Häftlingen gemacht, ich habe sie noch nie so aufgeregt erlebt."

„Ich habe ihnen heute morgen ebenfalls etwas von den Erdnüssen gegeben und nun erinnern sie sich wieder an ihr vorheriges Leben." erklärte Kirk Landon. „Das war doch kein Fehler oder?" fragte er und sah Amy erschrocken an.

„Erdnüsse? Was reden Sie da für einen Stuss?" wollte Josh wütend wissen, doch keiner achtete auf ihn.

„Das war eine gute Idee, Mr. Landon. Wie Sie schon festgestellt haben, bringt das Salz ihnen die Erinnerung zurück." erklärte Prue ruhig und streckte ihm die Hand hin. „Ich bin Prue Halliwell und wir werden Ihnen dabei helfen, Ihre Ruhe zu finden."

„Ich bin tot nicht wahr?" fragte Kirk gefasst.

Prue nickte. „Ja, es tut mir so leid. Können Sie sich daran erinnern wie es geschehen ist?"

„Tot? Was reden Sie denn da, was soll das Ganze hier eigentlich?" fragte Josh unruhig und griff Kirk Landon am Arm, sofort spürte er eine ungewöhnlich Kälte in sich aufsteigen, doch Josh versuchte sich nicht darum zu kümmern. „Sie steigen jetzt gefälligst wieder ein und dann ist Ruhe, ich darf nicht zu spät kommen."

„Jetzt seien Sie endlich still und lassen Sie den armen Mann los." fuhr Prue ihn an. „Er hat schon genug durchgemacht."

„Es hat ihn ja niemand gezwungen ein Verbrechen zu begehen." erklärte Josh wütend.

„Herrgott, du kapierst aber auch gar nichts. Du fährst Zombies durch die Gegend, Untote." versuchte Prue es ihm erneut zu erklären.

„Erzählen Sie mir doch keinen Blödsinn, Lady." meinte Josh und versuchte Landon zurück zum Bus zu zerren.

Seufzend sah Prue gen Himmel, um dann auf Josh zuzugehen und ihn gegen den Bus zu stoßen.

Verblüfft ließ Josh Landon los und hielt sich schmerzhaft den Arm. „Was soll das?" fragte er verdutzt.

„Tut mir leid, aber das musste sein." erklärte Prue ihm mit einem zufriedenen Lächeln. Dann wandte sie sich an Kirk Landon. „Keine Angst, Ihnen geschieht nichts, wir werden Ihnen helfen."

„Ich bin tot." erklärte Landon deprimiert. „Wie wollen Sie mir da noch helfen?"

„Ihre Ruhe zu finden." meinte Prue mit sanfter Stimme.

„Ja." Kirk Landon seufzte. „Das wünsche ich mir, Ruhe, einfach nur Ruhe, aber irgendetwas hält mich im Trab, zerrt an mir."

„Das ist der Einfluss von David Morgan." erklärte Cole und sah Prue an.

„Wir müssen ihn brechen." erklärte sie entschlossen. „Wenn wir nur die Flaschen hätten."

Zur gleichen Zeit hatte einer der Männer im Bus es geschafft und die Tür aufgedrückt. Erleichtert sprang er ins Freie und zahlreiche andere folgten ihm.

Josh ließ sich entnervt gegen den Bus fallen und sah Amy wütend an. „Was soll das nur alles?"

Amy lächelte entschuldigend, denn bei dem Stimmergewirr der vielen Untoten, wäre jedes Wort zwecklos gewesen.

„Jetzt seien Sie doch erst einmal alle still." forderte Prue die Umstehenden resolut auf. „Man versteht ja noch nicht mal sein eigenes Wort." erklärte sie ärgerlich. Die Zombies, die Befehle gewohnt waren, hielten gehorsam ihren Mund.

„Das ist schon besser." meinte Prue zufrieden und sah sich um. „Also jeder spricht nur, wenn ich ihn dazu auffordere, ist das klar?" Als alle nickten, wandte sie sich wieder an Kirk Landon. „Mr. Landon, was hat Morgan Ihnen getan?"

„Wer?" Kirk Landon sah sie verdutzt an.

„David Morgan, der Mann, der Sie zu dem gemacht hat, was Sie jetzt sind." erklärte Cole. „Hat er Ihnen einen Trank verabreicht?"

„Ich kann mich nicht genau erinnern. Ich war bei meinen Freunden von früher." meinte er und sah Amy entschuldigend an. „Ich bin nicht rückfällig geworden, ich wollte nur sehen, wie es ihnen geht." fügte er schnell hinzu. „Aber dann ... alles ist schwarz, es war als wäre ich gestorben und gewaltsam wieder aufgeweckt worden."

Eine ältere Dame trat auf sie zu. „Darf ich sprechen?" fragte sie resolut. Als Prue nickte, fuhr sie fort. „Ich lag im Krankenhaus, ich wusste, dass ich bald sterben würde, ich hatte es akzeptiert. Aber diese Schmerzen." Sie schüttelte bei der Erinnerung traurig den Kopf. „Sie waren so schlimm und da ist ein Arzt zu mir gekommen. Er hat mir eine Medizin angeboten, die mir alle Schmerzen nehmen würde. Ich habe mir nichts dabei gedacht und habe sie getrunken und dann ist es mir genauso gegangen wie dem Herren dort." Sie wies auf Mr. Landon.

„Ich war auch im Krankenhaus." murmelte einer der Männer und ein paar andere stimmten ihm zu.

„Ich habe meine Wohnung verloren und auf der Straße gelebt." gab eine junge Frau unglücklich zu. „Dann wurde ich überfallen und bin gestorben und jetzt bin ich hier."

Cole sah Prue an und meinte nachdenklich. „Also daher hatte er seine Zombies bekommen, ohne das es auffiel."

Prue nickte und wandte sich dann wieder an die Gruppe. „Und was hat er mit Ihnen gemacht, nachdem er Sie aufgeweckt hat?" fragte sie interessiert. „Er hat Sie doch sicher nicht nur zu Zombies gemacht, um Sie zum Arbeiten auf die Felder zu schicken."

„Nein auf dem Feld arbeite ich erst seit kurzem." erklärte die ältere Frau. „Bis vor einer Woche war ich noch als Geschworene bei Gericht."

„Was?" Prue sah sie ungläubig an.

„Er macht Sie zu Geschworenen um die Urteile zu beeinflussen." schlussfolgerte Cole kopfschüttelnd. „Ich fass es einfach nicht, dieser Mistkerl."

„Aber wie bekommt er Sie denn in seine Fälle?" wunderte Prue sich und blickte Cole an. „Das kann doch nicht so einfach gehen."

„Es müssen sich immer einige Bürger als Geschworene bei Gericht bereithalten." überlegte Cole. „Sie bekommen schriftlich Nachricht, wann sie sich bei Gericht melden müssen. Die Schreiben muss Morgan nur manipulieren."

„Dazu muss er aber erst einmal das Computerprogramm knacken, das die tatsächlichen Namen und Adressen der Geschworenen auswirft. Und schließlich noch die Briefe abfangen." meinte Prue nachdenklich. Als sie Josh ansah, kam ihr eine Idee. „Warte mal, was ist das für ein Unternehmen, vor dem du gestern diesen Mann mit der Aktentasche abgeholt hast?"

Josh zuckte mit den Achseln. „Keine Ahnung, irgend so eine Computerfirma, die ein Sicherheitssystem für die Gefangenen entwickelt hat." erklärte Josh genervt und sah dann die Häftlinge aufmerksam an. „Die da tragen nämlich alle ein Sicherheitsband am Fuß, durch das sie überall gefunden werden können. Also bemühen Sie sich gar nicht erst, Entkommen ist zwecklos."

Die ältere Frau hob ihre Hose ein Stück an. „Sehen Sie hier etwa eine Sicherheitsfessel?" fragte sie Josh.

Die anderen Zombies suchten ebenfalls nach einer Fessel, aber niemand konnte eine finden.

„Das haben sie mir jedenfalls gesagt." erklärte Josh kleinlaut. „Vielleicht ist die Fessel auch an einer anderen Stelle."

„Wohl kaum." tat Prue seine Ausführungen rasch ab und wandte sich wieder ihrer eigentlichen Überlegung zu. „Dieser Kerl ist wahrscheinlich zum Gericht gefahren, um die Briefe abzufangen, oder die Listen zu manipulieren."

„Möglich." meinte Cole. „Darum war er auch so schnell verschwunden. Die Abteilung dafür befindet sich gleich im Erdgeschoss."

Prue sah Cole nachdenklich an „Aber trotzdem müssen sie immer noch als Geschworene ausgewählt werden." gab sie zu bedenken.

„Nichts leichter als das." klärte Cole sie auf. „Wenn sie bei der Befragung dem Anwalt und Staatsanwalt passende Antworten geben, werden sie ohne Probleme von beiden ausgewählt. Und wenn Morgan selbst der Staatsanwalt war, dann durften sie dem Verteidiger sogar nach dem Mund reden."

Josh hörte sich das ganze ungläubig an und wandte sich dann an Amy, die zu ihm getreten war. „Sie glauben wirklich, dass die dort bereits tot sind?" fragte er und wies mit seinem Kopf auf die Zombies.

Amy nickte. „Ja, leider."

„Ich glaube das alles immer noch nicht, das hier ist das normale Leben, kein Horrofilm." meinte Josh bestimmt und sah sie dann nachdenklich an. „Hast du mir gestern etwa deshalb die Salzstange angeboten, weil du gedacht hast, ich wäre auch tot?"

„Nein, das habe ich nie wirklich geglaubt, es war nur eine Vorsichtsmaßnahme." erklärte Amy und blickte auf den Boden, wo sie mit dem Fuß ein Muster in den Sand malte. „Und weil ich so nervös war, normalerweise spreche ich keine Fremden an."

„Was können wir jetzt tun?" fragte die ältere Frau derweil Prue. „Was soll mit uns geschehen?"

„Dieser Arzt ist gar kein Arzt, sondern ein Voodoozauberer." erklärte Prue. „Er hält Ihre Seelen in Flaschen gefangen und erst wenn diese befreit sind, können Sie endlich Ruhe finden. Leider wissen wir nicht, wo diese sind."

„Aber ich will noch nicht sterben." jammerte ein junger Mann.

„Das bist du bereits." teilte ihm ein kräftiger Mann mit und wandte sich dann an Prue und Cole. „Wo ist dieser Dreckskerl, wir werden es aus ihm herausquetschen."

„Er könnte immer noch Einfluss auf Sie haben." gab Prue zu bedenken.

„Ach ja? Davon spüre ich aber nichts, ich will mich an ihm rächen, das ist alles, was ich will." erklärte der Mann unerbittlich.

Cole wandte sich wieder an die ältere Frau. „Wie lief das alles ab, als Sie Geschworene waren?"

„Ich war mit drei anderen von uns in der Verhandlung." erklärte sie. „Man hatte uns gesagt, dass der Mann schuldig ist und wir sollten nicht von unserem Standpunkt abrücken. Die anderen Geschworenen wollten den Fall noch einmal diskutieren, aber weil wir vier so felsenfest sicher zu sein schienen, brauchten die anderen nicht lange, um uns zuzustimmen."

Cole nickte und ging zu Josh. „Welche Touren hast du heute noch?" wollte er wissen.

Josh seufzte. „So wie es aussieht, gar keine mehr, gucken Sie sich doch bloß mal die Tür an." erklärte er ärgerlich, doch als er Coles genervten Gesichtsausdruck sah, fügte er hinzu. „Ich sollte die Häft.. naja die Leute da zum Feld bringen und später in die Stadt fahren, um in der Nähe des Gerichts zu warten."

„Bei Gericht, am Samstag?" fragte Cole überrascht.

„Oh, gestern sind einige Bewohner unserer Unterkunft nicht zurückgekommen." teilte die ältere Frau Cole mit. „Ich nehme an, sie sind in der Stadt geblieben, um sich für die Urteilsfindung zurückzuziehen."

„Sicher, Sie haben recht, dann dürfen sie nicht nach Hause und müssen im Hotel übernachten." meinte Cole nachdenklich und sah dann Prue an. „Und wenn sie sich noch besprechen, dann wird Morgan heute noch sein blaues Wunder erleben."