Kapitel 3

Der Herr von Bruchtal war sich nicht sicher wie er reagieren sollte. Aber er konnte sich ihrer Bitte nicht verschließen. Oder doch? Seufzend stand er auf, und trat auf den Balkon.

Serena beobachteten den Elbenfürsten unruhig. Wie würde er entscheiden? Doch lange bekam sie keine Antwort, sondern konnte nur auf Elronds Rücken starren, der anscheinend ganz in Gedanken versunken war. Sie wollte schon etwas sagen als er sich endlich umdrehte und würdevoll wieder vor ihr Platz nahm.

„Ich sehe dass Euer Herz daran hängt hier zu bleiben, von daher werde ich Euch Euer Anliegen vorerst nicht verweigern. Ich gebe Euch einige Zeit Euch hier einzugewöhnen. Und wenn gegen Ende des Jahres mein erster Ratgeber wieder aus Lothlorien zurück ist, werden er und ich darüber entscheiden ob Ihr endgültig hier bleiben könnt. Sofern Ihr es bis dahin noch möchtet." Serena wollte schon erleichtert aufatmen, doch Elrond sprach weiter bevor sie überhaupt reagieren konnte.

„Da Ihr in etwas ein halbes Jahr in meinem Haushalt verweilen werdet, gibt es irgendetwas mit dem ich Euch beschäftigen kann?"

Er war überrascht über die Promptheit der Antwort.

„Ja, es gibt etwas. Meine Empathie hilft mir im Umgang mit Tieren, da ich nicht nur empfange sonder auch senden kann. Ich habe mich schon zu Hause mit dem Einbrechen von Pferden beschäftigt. Es gehörte zur Ausbildung, da Pferde intelligenter sind als Hunde oder Katzen.

Aber um eines möchte ich euch bitten: erzählt niemandem etwas von meinen Gaben."

Schweigend erhob sich Elrond. An der Tür dreht er sich noch einmal zu ihr um.

„Ich werde Euch jemanden vorbeischicken der Euch alles zeigt insbesondere die Ställe. Und danach werde Ihr bei einem Schneider vorbeischauen, Eure Kleidung ist nicht geeignet für den Umgang mit Pferden."

Mit diesen Worten verlies Elrond das Zimmer.

Als er gegangen war lies Serena sich zurück in die Kissen fallen. Sie war Glücklich. Doch nicht lange genoss sie dieses Gefühl. Sie kletterte aus dem Bett, und hoffte dass hinter der zweiten Tür ein Bad zu finden wäre. Ihre Hoffnungen wurden nicht enttäuscht.

Nach einer kurzen Katzenwäsche warf sie einen prüfenden Blick in den Spiegel. Sie hatte sich optisch nicht verändert. Noch immer das gleiche Weiße Haar das sich in winzigen Löckchen um ihr Gesicht kringelte, die kalten Katzenaugen und der knabenhafte Körper.

Schnell schlüpfte sie in ihre Jeans und das kurze Oberteil. 

Sie war gerade dabei die Hose zu schließen als es erneut klopfte. Vorsichtig streckte sie ihre Fühler aus. Es war Glorfindel der mürrisch vor der Tür stand. Serena griff flink nach ihren Schuhen und eilte zur Tür.

„Seid mir gegrüßt Glorfindel, es tut mir Leid das ich vorhin so grob zu Euch war aber ich…"

Stockend brach sie ab. Was konnte sie schon zu ihrer Verteidigung sagen ohne zuviel zu verraten. Dich bevor sie weiterreden konnte hatte der Elb schon das Wort ergriffen:

„Macht Euch darum keine Gedanken. Elrond bat mich Euch herumzuführen, wenn Ihr mir bitte folgen würdet."

Serena war nur zu deutlich bewusst das Glorfindel trotz ihrer Worte verärgert war.

*Na das kann ja heiter werden, den ganzen Nachmittag mit einem mürrischen Elb zu verbringen* ging es ihr durch den Kopf als sie neben ihm einher schritt.

Während sie durch die Gänge eilten versuchte Serena seine Wut ein wenig abzumildern indem sie ihm ganz vorsichtig einen geistigen *Stups* gab, Woraufhin er sich etwas entspannte.

Er zeigte ihr wo die Küche zu finden war, ein großer gut eingerichteter Raum, der eine wunderbar einladende Atmosphäre versprühte. Im ersten Moment in dem sie die Küche betrat fühlte sie sich darin wohl. Zwei Elben standen vor einer Schüssel und warteten anscheinend darauf dass der Brotteig fertig wurde.

Als nächstes war der Speisesaal an der Reihe, ein großer Saal mit vielen Tischen und Stühlen.

„Ihr könnt euch überall wo Platz ist niederlassen, es gibt keine feste Sitzordnung, nur zu offiziellen Anlässen." verriet ihr der Elb.

„Nach Bibliothek ist diese Halle hier der wichtigste Raum in Imladris. Die Halle des Feuers." Glorfindel öffnete eine große Tür in eine Halle mit wunderschönen Verziehrungen an Wänden und Decke. Große Fensterbögen führten auf eine Terrasse und überall waren kleine Sitzmöglichkeiten. Staunend ging Serena durch den Saal voller Bewunderung für die Schönheit der Handwerkskunst, aber auch der Blick von der Terrasse war Atemberaubend. Man konnte über die ganze Schönheit Bruchtals blicken. Das liebliche Tal erstreckte sich unter Serenas Blick und sie seufzte verzaubert.

„Es ist wunderschön hier, schöner als ich es mir in meinem kühnsten Träumen auch nur vorzustellen vermochte. Ich glaube ich könnte ewig hier stehen und diesen Blick genießen. Danke Glorfindel, dass Ihr mich hierher gebracht habt!"

Glorfindel blickte Serena überrascht an und seine Wut löste sich in Rauch auf, bei einer solchen Freude konnte man dem Mädchen nicht böse sein.

„Ich glaube mein Pferd gestern hat Euch sehr gefallen, wollt Ihr mit mir zu den Ställen?"

Er bot ihr den Arm, lachend hakte sich Serena unter. Sie war froh zu spüren dass seine Wut verflogen war, es konnte also doch noch ein schöner Nachmittag werden. Was sie jedoch sehr positiv überraschte war, das er seine Gefühle sehr gut abschottete. Kaum etwas ging auf sie über, sogar durch den körperlichen Kontakt.

„Ja gerne, aber hat Euch Elrond nicht erzählt dass ich mit den Pferden arbeiten möchte?" Dies schien den Elb zu überraschen.

„Nein er hat dies nicht erwähnt, ich hoffe es stört Euch nicht dann des Öfteren mit mir zusammenzuarbeiten? Weil dies ursprünglich eines der Dinge war die ich hier übernommen habe. Habt Ihr Erfahrung auf diesem Gebiet?" Wieder war Glorfindel angespannt. Serena überlegte sich schon ob sie es nicht lieber sein ließ als mit diesem schwierigen Elb zusammenzuarbeiten. Aber sie liebte Pferde und sie glaubte dass sie ihn notfalls beruhigen konnte, auch wenn es bei einem Elben wahrscheinlich schwieriger werden würde als bei einem Pferd.

„Ja, es gehörte zu meiner Ausbildung. Obwohl ich es nicht sehr lange und intensiv betrieben habe, meinten meine Lehrer ich hätte Talent. Aber das werdet Ihr selbst entscheiden müssen ob sie Recht haben. Und mit Euch zusammenzuarbeiten dürfte nicht schwieriger werden als einen Berg davon zu überzeugen dass er doch eigentlich ein Grashalm ist."

Glorfindel hatte ein schönes Lachen stellte sie fest. Es kam von tief innen und breitete sich durch seinen ganzen Körper aus, ließ ihn richtiggehend erstrahlen.

Noch immer leise vor sich hinlachend führte der Elb Serena zu den näheren Weiden und den Ställen. Sie waren geräumig und dufteten nach Heu. Serena bewunderte die Pferde, bis Glorfindel sie am Arm berührte.

„Kommt mit nach draußen, Ihr habt ja noch kein Reittier. Auf den Weiden stehen die noch nicht eingebrochenen, Ihr sollt dort eines wählen."

Aufgeregt folgte sie dem Elben. Er führte sie zu einer Koppel auf der bestimmt fünfzig oder mehr Pferde standen. Glorfindel beobachtete wie Serena an den Zaun trat und mit großen Augen die Tiere bewunderte, er konnte ihre Aufregung förmlich spüren. Was sie dann jedoch tat verwunderte ihn.

Serena schloss die Augen und streckte die linke Hand aus. Was Glorfindel nicht wissen konnte war dass sie in diesem Moment eine mentale Botschaft an die Tiere sandte. Sie bat die Tiere zu ihr zu kommen, von ihnen erwählt zu werden.

Als sie die Augen wieder aufschlug hatte keines der Tiere sich gerührt und es wollte sich schon Enttäuschung in ihr Herz stehlen, als eine etwas kleinere graue Stute auf sie zukam und an ihrer Hand schnupperte.

„Ich glaube ich habe mich entschieden." Lächelnd blickte sie auf das schöne Geschöpf und kraulte ihre Nase. Sie sah einfach bezaubernd aus mit dem ebenmäßig grauem Fell, dem pechschwarzen Schweif und der Mähne in dem gleichen schwarz.

„Ausgerechnet dieser Wildfang? Es ist Eure Entscheidung. Wie wollt Ihr sie nennen?" Nun war es an Glorfindel Serena erstaunt zu mustern. Was hatte sie soeben getan?

Serena nahm seine Neugier war, daran hätte sie früher denken müssen, doch jetzt war es zu spät sie hoffte einfach das er die Höflichkeit besaß sie nicht darauf anzusprechen. Ihre Hoffnung sollte so schnell nicht enttäuscht werden. Glorfindel schwieg.

„Sie hat also noch gar keinen Namen? Nun dann werde ich sie Aditu nennen! Wie findest du den Namen kleine Aditu?" Die Stute warf den Kopf in den Nacken und wieherte.

„Kaninchen also, ich glaube der Name gefällt ihr." Respektvoll betrachtete Glorfindel Serena. Er hätte nicht gedacht dass sie so schnell und sicher einen Namen für das Tier wählen würde, mit dem sich die Stute einverstanden erklärte.

Erstaunt blickte Serena zu dem Elben hoch. Ihr war klar, dass etwas das er gesagt hatte nicht in Ordnung war, aber sie konnte nicht genau sagen was es war. So sehr sie sich auch das Hirn zermarterte sie kam nicht darauf. Soviel also zu dem hervorragenden Gedächtnis, über das sie angeblich verfügen sollte.

„Nun habt Ihr die Chance zu beweisen dass Eure Lehrer sich nicht in euch getäuscht haben. Dort ist Zaumzeug, versucht Eure Stute daran zu gewöhnen." Glorfindel wies auf eine kleine Hütte die am Rande der großen Weide stand. Jetzt würde sich zeigen ob das Mädchen wirklich nicht übertrieben hatte, und ob das eben nicht doch nur Zufall war.

Langsam wurde Sie doch nervös, sie wusste zwar dass sie ein gewöhnliches Pferd ruhig halten konnte, aber diese hier waren keine gewöhnlichen Tiere. Zudem hatte sie bisher nur mit solchen gearbeitet die die erste Eingewöhnung schon hinter sich hatten. Zögernd ging sie auf die Hütte zu, sie konnte Glorfindels Erwartung fast schon riechen, wollte er dass sie versagte? Innen sah sie sich nur kurz um, an allen Wänden hingen geflochtene Halfter, einfache Ledersättel und Laufleinen, und nahm dann eines der Halfter.

Neugierig war Aditu ihnen am Zaun entlang gefolgt und trottete nun auf Serena zu um das Halfter in ihrer Hand zu beschnuppern. Es wirkte als würde das Tier langsam verstehen was Serena vorhatte, denn es wich erst einmal zwei Schritte zurück.

Behutsam sandte Serena beruhigende Gefühle auf, bis sie merkte das Aditu sich entspannte. Möglichst leise bewegte sie sich auf sie zu und begann ihre Nase zu kraulen.

Schweigend beobachtete Glorfindel das stumme Zwiegespräch zwischen Pferd und zukünftiger Herrin. Erstaunt sah er wie sich das Tier kraulen ließ und dann auch noch zuließ das Serena ihr das Halfter über den Kopf zog. Triumphierend drehte das Mädchen sich zu dem Elben um, aber ohne die geistige Verbindung zu Aditu zu lockern.

„Seht Ihr, ich habe es geschafft."

„Nun gut ich werde mich jetzt wohl kaum noch gegen Euren Wunsch wehren können nachdem Ihr Euer Geschick unter Beweis gestellt habt. Auf eine gute Zusammenarbeit."

Anerkennend streckte er ihr seine Hand entgegen welche sie lächelnd ergriff.

„Aber nur unter einer Bedingung: hört endlich auf mit diesem ‚Ihr' und ‚Euch', ich bin das nicht gewohnt und es ist mir unangenehm, ich bin einfach nur Serena."

Sie hoffte dass er nicht durch ihre Dreistigkeit verärgert werden würde. Doch der Elb grinste nur:

„Einverstanden, aber dann lass für mich das gleiche gelten."

„Das gleiche??? Ihr wollt einfach nur Serena sein?" Geschickt wich sie seinem gespielten Schlag aus.

„Ich glaube mein Pferd verlangt nach Aufmerksamkeit." Versuchte sie unbeholfen abzulenken.