8. Kapitel
Die Sonne war gerade aufgegangen als er erwachte. Er fühlte sich zwar immer noch sehr schwach, doch war das Fieber nun verschwunden und er konnte wieder klar denken. Auch die Schmerzen waren so gut wie weg, nur ein unangenehmer Druck war noch vorhanden. Er wollte sich schon aufsetzen als er ein Gewicht auf seiner Brust spürte. Erschrocken blickte er an sich hinab und starrte auf eine Wolke weißer Locken.
*Das erklärt auch den Druck.* Lächelnd strich er ihr die Locken aus der Stirn, als sie sich langsam regte und ihn mit großen Augen ansah. Es überraschte ihn doch sehr als ihm plötzlich bewusst wurde, dass er ihre Gefühle wahrnahm. Sie war ein wenig ängstlich und verkrampft.
Serena erwachte als sie spürte wie ihr jemand durch die Haare fuhr. Ohne Hast drehte sie den Kopf ein wenig und blickte direkt in Glorfindels silbergraue Augen. Ihr war gar nicht bewusst was sie tat als sie sanft wieder den Kontakt mit seinem Geist aufbaute. Erst als sie seine Überraschung wahrnahm wurde bemerkte sie es und bekam es mit der Angst zu tun. Sie wollte seine Freundschaft nicht verlieren weil sie ihm nicht die ganze Wahrheit erzählt hatte.
„Serena, was ist? Was bist du?" Er sah Entsetzen in ihren Augen. Schnell richtete sie sich auf, und er bemerkte dass sie immer noch nur die Unterwäsche von dem Abend trug und stark nach Blut und Schweiß roch. Tränen traten ihr in die Augen und er konnte fühlen wie sie sich zurückzog. Eine unangenehme Leere breitete sich in ihm aus.
„Es tut mir leid. Ich wollte es dir erzählen…. Aber ich hatte Angst." Sie begann zu zittern.
Glorfindel wusste, dass sie in diesem Moment verletzlicher war als jemals zuvor. Doch sie hatte ihm zweimal das Leben gerettet, so konnte er nicht direkt das Schwert über sie brechen. Sachte zog er sie zu sich hinab in seine Arme, seine innere Abwehr aufgrund des Geruchs unterdrückend. „Erzähl mir nun alles. Danach sehen wir weiter." Ihr Geist stand für ihn weit offen und ihm war deutlich bewusst wie sehr sie um den Mut kämpfte zu sprechen.
„Ich… ich weiß nicht was ich sagen soll. Ich hatte schon als kleines Mädchen die Fähigkeit Gefühle wahrzunehmen. In der Pubertät wurde es dann stärker, so stark, dass ich es nicht mehr schaffte sie auszublenden und die Gegenwart einer Menschenmenge für mich unerträglich wurde. Irgendwann brach ich zusammen. Es waren zu viele Emotionen die auch mich einströmten.
Im Krankenhaus in dem ich aufwachte wurden ein paar Tests gemacht und man sagte mir ich sei Paranormal begabt. Zu dem Zeitpunkt war ich fünfzehn und seither wurde ich ausgebildet. Zudem bin ich auch in der Telekinese recht gut. Glaube aber nicht dass ich Gedanken lesen kann. Das gelingt mir nur sehr selten oder wenn ich mit jemandem geistig verbunden bin, aber das habe ich nicht oft gemacht."
Glorfindel betrachtete sie schweigend. Zu gerne hätte sie die momentane geistige Verbundenheit genutzt um seine Gedanken zu lesen. Sie war jedoch zu höflich um dies auszunutzen. Es schien ihr eine Ewigkeit zu vergehen bis er antwortete.
„Und warum hast du es mir nicht erzählt? Bin ich deines Vertrauens so unwürdig?"
Verbergen konnte sie den Schrecken den diese Frage hervorrief nicht.
„Nein, nein, das ist es nicht. Ich hatte es nie leicht mit meinen Gaben. Die anderen verachteten mich, nannten mich Hexe oder gar ein Monstrum." Tränen traten ihr in die Augen bei der Erinnerung. „Und später in der Ausbildung waren die anderen eifersüchtig, da es sehr ungewöhnlich ist dass jemand in mehr als einem Gebiet begabt ist. Zudem nahm mich eine der stärksten Talente in die Lehre, was sie eher selten tat.
Zuerst hatte ich Angst dass ich auch hier nicht akzeptiert werde und je mehr ich dich kennen lernte um so weniger wollte ich… na ja weißt du ich… ach verdammt ich weiß nicht wie ich mich ausdrücken soll."
Unfähig weiter zu sprechen brach sie ab. Lange blickte sie ihm in die Augen und öffnete dann ganz langsam ihren Geist für ihn, verband sich mit den tiefsten Tiefen seiner unsterblichen Seele. Kein Geheimnis hatte sie nun mehr vor ihm und sie ließ ihn all ihre Selbstzweifel und Unsicherheit sehen. Die Angst seine Freundschaft zu verlieren. Wie wichtig ihr seine Freundschaft war, dass sie zum Mittelpunkt ihres Lebens geworden war.
Die Zeit schien still zu stehen als er in ihren Geist eindrang. Sich mit ihrer Seele verband, ihr Leben mit ihr teilte.
Einige Zeit später, er wusste nicht wie lange sie in der geistigen Verschmolzenheit verbracht hatten, löste er sich ganz sanft von ihr und blickte ihr in die Augen.
Zu Beginn ihrer Unterhaltung war er wütend gewesen. Doch jetzt war er nur tief erschüttert. Besonders schlimm waren ihre Erinnerungen an die Zeit gewesen bevor sie nach Arda gelangt war. Er verstand sie nun, und er war verwundert, dass sie dies alles so mit sich hatte machen lassen, all die kleinen Grausamkeiten der Mitschüler, das seltsame Verhalten der Eltern. Wie konnte man einem Kind gegenüber so ablehnend sein, nur weil es anders war?
Um ihr zu zeigen dass er nicht wütend war drückte er sie kurz. Er merkte wie sie sich entspannte und er nutze die Gelegenheit um leicht die Nase zu rümpfen.
Geschwind hatte sie sich wieder aufgesetzt und blickte entsetzt an sich herab. Eine leichte Röte überzog ihre Wangen während sie schon zur Tür eilen wollte und ihr bewusst wurde dass ihr Zimmer fast am anderen Ende des Hauses war. Beschämt wandte sie sich dem Elben zu und als hätte er ihre Gedanken gelesen wies er auf eine Tür in seinem Zimmer, mit dem Hinweis einer seiner Morgenmäntel würde im Bad hängen und sie könne ihn gerne benutzen.
Leicht brannte das heiße Wasser auf ihren Schürfwunden. Die feinen Düfte der Badezusätze entspannten sie und sie lehnte sich genüsslich zurück. Erst langsam drang es in ihr Bewusstsein, dass der Elb sie so akzeptierte wie sie war. Eine tiefe Freude und Wärme breitete sich in ihr aus.
Glorfindel lehnte sich zurück als Serena ins Bad gegangen war und überdachte die Situation noch einmal. Staunen erfüllte ihn immer noch über dieses Menschenkind und diesen engen Kontakt. Nie war ihm solches Widerfahren, nie hatte er sich jemandem so nah gefühlt wie ihr in dem Moment. Und auch jetzt noch spürte er einen dünnen Faden ihrer Gegenwart. Diese Verbindung würde nicht mehr getrennt werden, erst mit ihrem oder seinem Tod, das wurde ihm plötzlich klar. Was ihn jedoch noch mehr erstaunte war, dass ihn das nicht einmal störte.
Er wollte näher darüber nachdenken als es klopfte.
„Ja, bitte."
Zwei identische Gesichter schoben sich durch die Tür.
„Glorfindel, wie schön dass es dir wieder gut geht."
Elladan und Elrohir betraten den Raum. „Wir wollten sehen wie es dir geht."
„Glorfindel danke für den Bade… Oh hallo…"
Die Zwillinge starrten Serena an, welche genauso schockiert zurückstarrte. Sie sah schon niedlich aus in dem viel zu großen Bademantel und den tropfenden Haaren.
Elrohir gewann als erster seine Fassung zurück, mit hochrotem Gesicht wandte er sich ab: „Ich hoffe wir haben nicht gestört…"
Serena war immer noch unfähig zu sprechen und so übernahm Glorfindel es für sie: „Nein, nein ihr habt sicherlich nicht gestört. Serena hatte nur gestern, nun sagen wir vergessen sich umzuziehen, und da sie immer noch das Selbe trug, wie als ihr uns gefunden habt, nutze sie mein Bad."
Die Zwillinge nickten verstehend, dennoch konnten sie ein Grinsen auch nicht unterdrücken.
Zögerlich ergriff nun Serena das Wort: „Elladan, ich wollte dich um Verzeihung bitten. Ich hätte dir meinen Willen nicht aufzwingen dürfen. Ich weiß es gibt keine Entschuldigung für das was ich getan habe." Mit gesenktem Kopf stand sie vor den Zwillingen als würde sie ein Urteil erwarten.
Lächelnd trat Elladan auf sie zu, fasst sie unters Kinn und zwang sie in seine Augen zu blicken.
„Ich verstehe dich schon. Außer dir warst du vor Sorge, genau wie ich, nur dass du nicht zögertest alles in deiner Macht stehende zu tun um ihn zu helfen. Und Elrohir tat das Seinige dazu mir zu erklären warum du tatest was du tatest, wie du das überhaupt fertig bringen konntest, und warum ich froh sein sollte, dass du dich über meinen Willen hinweggesetzt hast."
„Elrohir hat dir…" Serena Blick glitt zu dem anderen Zwilling der leicht lächelnd an der Tür stand „Woher wusstest du davon?"
Elrohir schien kurz über eine Antwort nachzudenken, und erklärte dann mit den Schultern zuckend: „Deine Begabung ist mir schon länger bewusst. Schon seit dem ersten Abend, ich konnte deutlich fühlen wie du uns sondiert hast. Nur da nicht einmal Vater sich dazu äußerte hielt ich es für das Beste zu schweigen. Ich war der Meinung dass du es geheim halten wolltest. Und wenn die anderen nichts bemerkt haben sind sie selbst Schuld."
Mit neuem Respekt betrachtete Serena Elronds Sohn. Sie hatte schon vermutet dass sich viel hinter der ruhigen Fassade verbarg, aber sie hatte nicht im Entferntesten daran gedacht dass sie so schnell von ihm durchschaut worden war. Ein Verbeugung andeutend bedankte sie sich bei Elrohir für seine Umsicht.
Lächelnd nahm er den Dank an: „Du brauchst mir nicht zu danken. Ich werde nun, nachdem ich mich überzeugt habe, dass es Glorfindel wieder besser geht, mich an meine Arbeit machen. Da fällt mir ein, in drei Tagen ist ein großer Markt einige Wegstunden zu Pferd von hier entfernt. Wollt ihr uns dorthin begleiten? Überlegt es euch, aber vermutlich habt ihr zur Zeit nur großen Hunger, ich werde veranlassen, dass euch beiden etwas zu Essen gebracht wird."
Wie als hätte Serenas Magen die Worte verschwanden meldete er sich geräuschvoll. Leise lachend verließ Elrohir das Zimmer.
„Ich hätte ihn bitten sollen jemand nach etwas zum Anziehen zu schicken." Sagte Serena mehr zu sich als zu den beiden noch anwesenden Elben. Elladan jedoch fühlte sich angesprochen.
„Wenn du möchtest kann ich dir etwas holen gehen, dafür schuldest du mir aber einen Gefallen." Schalk blitzte in seinen Augen, dass sah Serena sofort. Leider befand sie sich nicht ein einer Situation in der sie handeln konnte. So stimmte sie mit flauem Gefühl im Magen zu. In der Zwischenzeit kannte sie Elladan gut genug um zu wissen dass er sehr gerne seine Späße mit anderen trieb. Nur Glorfindel schien eine Ausnahme zu bilden, dieser hatte Serena, als sie ihn darauf ansprach erklärt man müsste nur die richtigen Rachemethoden beherrschen, wobei seine Augen so gefährlich gefunkelt hatten, dass es Serena eiskalt den Rücken hinunter gelaufen war.
Es klopfte erneut als Serena sich auf einen Stuhl niederlassen wollte. Geschwind öffnete sie die Tür und nahm einer völlig verdutzt drein blickenden Elbenfrau ein Tablett mit mehreren Scheiben Brot, einem Glas Honig und einer Karaffe Saft aus den Händen. Sich bedankend schloss sie schnell die Tür, dann stellte sie das Tablett auf einen kleinen Tisch neben Glorfindels Bett.
„Deine Wunde ist geheilt, aber hast du schon genug Kraft dich alleine Aufzusetzen, oder soll ich dir helfen?" Erwartungsvoll blickte sie auf den Elben nieder.
Dieser schaffte es sich auf die Ellbogen zu stützen, aber er atmete so schwer dass Serena einfach zu ihm ging, die Kissen umarrangierte und ihn vorsichtig soweit hochzog, dass er aufrecht sitzen konnte.
Nachdem er ihr gedankt hatte machten sich beide voller Heißhunger über das Essen her. Kurze Zeit später beobachtete Glorfindel lachend wie Serena immer noch ein Brot nach dem anderen aß. Errötend blickte sie auf.
„Bitte verzeih mein schlechtes Benehmen, aber die letzen Tage haben mich viel Kraft gekostet. Das ist einer der Nachteile an diesen Gaben. Man muss die Energie wieder auffüllen."
Sie war gerade dabei sich den Rest des Brotes in den Mund zu schieben als es erneut klopfte. Elladan stand in der Tür mit einem Kleiderbündel auf dem Arm, welches er dem Mädchen in die Hände drückte. Sich bedankend verschwand sie im Bad.
Ein kleines Grinsen umspielte Elladans Lippen als er Serena beobachtete wie sie ins Bad eilte, überglücklich sich endlich ordentlich zu kleiden.
Im Bad wickelte sie das Bündel auf, es war ein hellgrünes kurzärmeliges Seidenkleid mit eckigem Ausschnitt und darüber ein dunkelgrünes Überkleid, aus feinster Wolle mit langen Glockenärmeln und Kapuze, welches nur in der Mitte mit einem silbernen Gürtel gehalten wurde. Schnell schlüpfte sie in die Gewänder und trat wieder in Glorfindels Zimmer.
„Danke Elladan. Jetzt kann unser Pflegefall ruhen. Heute sollte er sich schonen, frühestens morgen kann er wieder versuchen zu laufen." Glorfindel warf ihr einen gequälten Blick zu, den sie gekonnt ignorierte. „Und ich werde Gandalf und Elrond aufsuchen um mich für mein ungebührliches Verhalten zu entschuldigen."
Schon wollte sie an Elladan vorbeischlüpfen als dieser ihr den Weg versperrte. „Moment, noch hast du deine Schuld nicht eingelöst."
Kaum hatte er die Worte gesprochen schon hatte er sie zu sich herangezogen und ehe sie sich versah hatte er sie zu sich gezogen und presste nun seine Lippen auf ihre. Sie wusste nicht zu reagieren als sie spürte wie seine Zunge Einlass verlangte. Völlig perplex gab sie nach bis sie hörte wie Glorfindel scharf die Luft einzog.
Elladan verwunderte es ein wenig, dass sie so schnell nachgab. Willenlos schien sie in seinen Armen zu hängen. Bis Glorfindel scharf Luft holte.
Geschockt starrte Glorfindel auf das Geschehen das sich ihm bot. Er wusste nicht wie er reagieren sollte. Den Blick konnte er nicht abwenden, wie erstarrt saß er da und ihm schien, durch die Verbindung zwischen Serena und ihm als hätte er Teil an dem Kuss. Er musste nach Luft schnappen um sich aus der Verbindung zu lösen und als hätte dieses Geräusch etwas in Serena befreit löste sie sich von Elladan und gab ihm eine schallende Ohrfeige.
Tränen traten in ihre Augen und sie sah Elronds Sohn voller Wut an. „Dies… dies war mein erster Kuss…" Länger konnte sie die Tränen nicht zurück halten, Sturzbächen gleich rannen sie über ihre Wangen als sie sich umdrehte. Kurz wandte sie den Blick zu Glorfindel, doch in seine Augen lag ein unbestimmter Ausdruck, und er hatte sich völlig von ihr abgeschottet. Den Kopf gesenkt murmelte sie noch dass sie sich diese Ereignis anders vorgestellt hätte und stürmte dann aus dem Zimmer.
„Gut hast du das gemacht, du kannst sehr stolz auf dich sein." Glorfindels Stimme war gefährlich ruhig. „Ich hoffe es hat dir Spaß gemacht sie so zu demütigen. Ist dein Stolz den so verletzt wegen Gestern? Wenn ja, hättest du ihr vorhin die Wahrheit sagen können. Und nun verlass sofort mein Zimmer, ich möchte dich heute nicht mehr sehen. Es liegt nun in deiner Verantwortung diese Angelegenheit zu klären bevor du mir das nächste Mal unter die Augen trittst."
Auch ohne die Aufforderung Glorfindels war Elladan schon aufgrund seines Blickes nur zu bewusst, wie unerwünscht seine Anwesenheit nun war. Wie ein getretener Hund schlich er aus dem Zimmer und machte sich auf die Suche nach dem Mädchen.
Müde schloss er die Augen und ließ seine Gedanken wandern. Seine Wut auf Elladan war verrauscht und er hatte versucht Serena zu erreichen, doch alles was er von ihr empfing war eine Mischung aus Scham und Wut durch die er nicht hindurch dringen konnte. Es hinterließ eine schalen Nachgeschmack in seinem Mund und Glorfindel wünschte sich er könnte selbst aufstehen und sie suchen. Versucht hatte er es aber seine Knie waren unter ihm weggeknickt sobald er versucht hatte sie zu belasten.
Es war seltsam gewesen diesen Kuss so hautnah zu erleben, und er hoffte dass so etwas so schnell nicht wieder vorkam. Nun war ihm die Verbindung zu Serena doch unangenehm, aber er würde lernen damit umzugehen.
Tränen liefen noch immer über ihre Wangen als sie die Gänge entlang eilte. Sie wusste nicht wohin, hatte jegliche Orientierung verloren. Sie wollte nur weg. Wieder musste sie an Glorfindels seltsamen Blick denken und ihr Herz krampfte sich zusammen. Scham durchzuckte sie erneut. Warum hatte sie sich nicht sofort gewehrt? Warum erst nachdem Glorfindel sich geregt hatte? Was musste er nun von ihr denken? Und warum hatte dieser Idiot von Elladan auch unbedingt versuchen müssen sie zu küssen!
So in Gedanken versunken bemerkte sie den Elben erst als sie mit ihm zusammenstieß. „Entschuldigt, ich wollte Euch nicht umrennen."
Ohne aufzusehen wollte sie an dem Elb vorbei, dieser legte jedoch seine Hand auf ihre Schulter und zwang sie ihm in die Augen zu blicken. „Oh mein Gott was ist passiert? Du siehst ja furchtbar aus."
„Was passiert ist? Frag doch deinen Bruder wie er sich gegenüber einer Frau verhält. Nur wegen seinem angeschlagenem Stolz muss er mich demütigen. Vielleicht haltet ihr mich jetzt für kindisch und naiv, aber ich würde gerne selbst entscheiden wem ich meinen ersten Kuss schenke." Erstaunt sah sie wie Elrohirs Gesichtausdruck von besorgt über ungläubig hin zu wütend wechselte. Noch mehr erstaunte sie der Schmerz den sie hinter der Wut kurz aufflackern fühlte. Wie als hätte er ihre Gedanken gelesen schottete er seine Gefühle ab.
„Ich werde meinen Bruder suchen, keine Sorge er wird sein Verhalten die gegenüber noch bedauern."
Zwischen der Neugier Elrohir hinterherzulaufen und dem Pflichtbewusstsein Elrond um Verzeihung zu bitten hin und her gerissen stand sie kurzzeitig auf dem Flur. Die Entscheidung wurde ihr kurzerhand abgenommen als Elrond in Begleitung des Zauberers auf sie zukamen.
Die Tränen wegwischend und mit stark erröteten Wangen schritt sie ihnen entgegen und verbeugte sich.
„Herr Elrond, Gandalf ich wollte Euch um Verzeihung bitten meines ungebührlichen Verhaltens wegen."
Elrond nickte ernst, doch Gandalf lächelte und ergriff das Wort:
„Ohne Eure Hilfe hätten wir Glorfindel fortschicken müssen, ich von meiner Seite aus bin froh dass ihr ihm geholfen habt. Und außerdem Ihr seid noch jung, da ist ein solches Temperament normal. Ich bitte euch nur mich heute Abend aufzusuchen, denn ich bin neugierig und morgen muss ich schon wieder weiterreisen nach Minas Tirith."
Lächelnd sagte sie ihm zu, sich nach dem Mahl sich zu ihm zu gesellen und verabschiedete sich mit der Begründung sie wolle nach den Pferden sehen.
