10. Kapitel
Müde ließ Serena sich auf ihr Bett fallen. Lange hatte sie mit Gandalf gesprochen, über ihre Fähigkeiten, über ihre Welt. Es hatte ihn erstaunt sie so bereitwillig zugestimmt hatte andere zu unterweisen, bis sie ihm von der Begegnung mit Ilmaren berichtete.
„Zum Glück habe ich es geschafft ihm zu verheimlichen was ich wirklich weiß. Oder besser gesagt zum Glück hat er nicht zu sehr danach gefragt", murmelte sie vor sich hin als sie sich auf dem Bett ausstreckte.
Während sie noch einmal den Tag Revue passieren ließ, fielen ihr die Augen zu und sie glitt hinüber in die Welt der Träume.
Und mit dieser Nachte kamen die Alpträume. Wieder und wieder sah sie vor sich die Horde Orks, spürte die Qualen dessen dem sie das Gehirn verkocht hatte. Wieder spürte sie das Grauen als er in die Schwärze des Todes hinab glitt. Und erneut fühlte sie die Hilflosigkeit als sie neben dem Elben kauerte und auf Rettung wartete, sah wie das Leben aus ihm hinausströmte.
Im Traum versuchte sie ihn zu retten während ein Ork sich ihr näherte. Auch wenn sie ihn bemerkte konnte sie sich ihm nicht zuwenden. Panik flackerte in ihr auf, sie warf sich unruhig auf den Laken hin und her. Nun stand er direkt vor ihr und rammte ihr ein Schwert in den Unterleib. Geschockt starrte sie an sich herab, auf die Wunde aus der das Blut floss, und dann kam der Schmerz. Als würde sich etwas in ihren Gedärmen festkrallen. Blanker Horror durchzuckte sie als sie unter ihren Händen ihre Gedärme hervorquellen sah, glitschig und blau.
Mit einem Male kehrte ihr Bewusstsein an die Oberfläche zurück, und die Schrecken des Traumes verblassten schnell.
Mit verklebten Augen wandte sie sich dem Fenster zu. Die Welt außerhalb ihres Zimmers schien in Dunkelheit gehüllt, es war Neumond.
Mühsam kletterte sie aus den verschwitzen Lacken und schwankte ins Bad. Auf halbem Wege krampfte ihr Unterleib, sodass sie sich nicht länger bewegen konnte. Schweiß trat auf ihre Stirn und Serena begann haltlos zu zittern.
Kaum merklich ließen die Krämpfe nach als Serena spürte wie etwas warmes, feuchtes ihre Beine hinab floss.
Warum ausgerechnet jetzt? war das Einzige was sie denken konnte während sie sich ins Bad schleppte. Wenigstens hatten die Elben für solche Fälle erstaunlich praktische Schwämme entwickelt.
Nun nicht mehr unvorbereitet hoffte Serena den Krämpfen besser standhalten zu können.
Was sie jedoch nicht erwartete war, dass sie so plötzlich und heftig wiederkehren würden, dass sie ihren Geist aus dem Körper schleuderten. Unter sich sah sie wie sie langsam zu Boden glitt.
Entsetzt musste sie feststellen dass sie keine Kontrolle mehr hatte.
Fast bis zur völligen Erschöpfung versuchte sie immer wieder und wieder in ihren Körper zurückzukehren, der hilflos und verkrampft auf dem Boden lag. Kurz bevor sie sich komplett verausgaben konnte spürte sie wie sie jegliche Beherrschung verlor. Ihr Geist begann sich auszudehnen, immer mehr um sich herum wahrzunehmen.
Überall im Haus schienen die Elben in süßem Schlummer zu Ruhen. Kein bewusster Gedanke, nur Ruhe und Frieden verspürte sie. Kurz hielt ihr Geist inne, sog das Gefühl in sich auf, als wäre es das Letzte was sie fühlen würde. Am Rande nahm sie Elronds Sorgen war, Gandalfs Aufbruch und Glorfindels unruhiger Schlaf, doch dies verblasste schnell.
Doch plötzlich war da etwas anderes. Brüder, sich streitende Brüder. Ihr Geist wurde unruhig, wollte sich abwenden. Konnte es jedoch nicht. Auch wenn sie nicht verstand worum es ging wollte sie nicht mehr wissen, wollte zurück zu dem Frieden den sie eben empfunden hatte, doch etwas schien sie fest zu halten.
Ihr Blick viel auf die Zwillinge die sich im Schlafzimmer eines der Beiden befanden. Beide Gesichter waren bar jeden Ausdrucks, doch hinter der Maske war eine Qual die Serena nicht verstand. Lange starrte sie die beiden an, sah wie sich ihre Münder bewegten, wie einer der beiden Ruhelos auf und ab lief, der andere stand immer noch nur da. Sie wollte fliehen vor den seltsamen, verwirrenden Gefühlen. Noch immer erreichten die Worte der Beiden ihre Ohren nicht, nur die Emotionen die hin und her wogten wurden immer klarer, unruhiger, intensiver. Erneut versuchte sie dem zu entkommen, dieser seltsamen Atmosphäre, die sich noch verdichtete als der Wandernde plötzlich stehen blieb und die beiden einander lange und schweigend musterten.
Erst als derjenige, der die ganze Zeit gestanden hatte die Augen vom Anderen abwandte und ihr genau ins Gesicht zu blicken schien war der Bann gebrochen.
Endlich frei eilte ihr Geist hinfort, dehnte sich weit über Bruchtal hinweg aus. Immer höher und weiter wanderten ihre Gedanken. Es schien endlos anzudauern bis sich ihr ungerichteter Blick langsam wieder zu fokussieren begann.
Vor ihrem inneren Auge entstand ein Turm, hoch wie die Berge und dunkel wie der tiefste Abgrund der Welt. Überall bewegten sich finstere Gestalten über Zinnen und Wehrgänge, einem Ameisenbau gleich.
Während sie noch voller Staunen auf das Bauwerk blickte spürte sie dass sie beobachtet wurde. Unsicher versuchte sie die Quelle der unangenehmen Blicke auszumachen, als in ihren Gedanken plötzlich das Bild eines Auges entstand, ein brennendes, lidloses Auge, das seinen Blick kurz auf sie richtete. Voller Hass war es und brennendem Verlangen nach Macht und der Rache für die erlittenen Niederlagen.
Panik kroch in ihr hoch, doch schien das Auge nicht wirklich Interesse zu haben. Beiläufig, fast wie eine unangenehme Fliege, schleuderte es sie einfach beiseite.
Sie wirbelte umher, weiter und weiter in die Dunkelheit abdriftend. Nichts konnte sie halten, es war als müsste sie für immer in dieser trostlosen Umgebung dahin treiben.
Panik erfasst sie erneut, sie versuchte zu schreien, doch kein Laut drang über ihre Lippen. Sie kämpfte und kämpfte, Jahrtausende wie es ihr schien. Doch es gab kein Entrinnen aus dieser Dunkelheit, kein Weg zurück.
Brennender Schmerze raste durch ihre Adern und als sie die Augen aufschlug blickte sie in zwei sehr gleiche, sehr besorgte Gesichter.
Sie sicher war sich dass der rote Abdruck der Ohrfeige die Elrohir ihr verpasst hatte noch die nächsten Tage zu sehen sein würde. Völlig am Ende ihrer Nerven lächelte sie die beiden Zwillinge an, die ihr vorsichtig zu Bett halfen, sie zudeckten und ihr etwas Wasser einflössten. Immer noch zu schwach auch nur etwas zu sagen blickte sie fragend Elrohir an.
„Ich sah dich wie du in Elladans Zimmer standest, deinen seltsam gehetzten Gesichtsausdruck und ich wusste dass etwas nicht stimmte. Also haben wir uns beeilt hierher zu kommen und fanden dich bewusstlos vor. Ich glaube nur wenige Augenblicke später und ich hätte dich nicht mehr zurückholen können." Behutsam strich er über ihre Hand und musterte sie sorgfältig ehe er fortfuhr: „Schlaf jetzt, nichts wird mehr diese Nacht deine Träume stören, wir zwei werden schon darauf achten."
Gegen den Schlaf anzukämpfen wäre sinnlos gewesen und sie glitt hinüber ins Reich der Träume noch ehe die Zwillinge das Zimmer wieder verlassen hatten.
------
Die Sonne war gerade erst dabei die ersten Strahlen über den Horizont zu schicken als Serena erwachte. Noch immer war ihr Kopf schwer und ihre Augen waren verklebt. Mühsam rieb sie sich den Schlaf aus den Augenwinkeln, bis sie eine andere Präsenz neben sich wahrnahm.
Noch immer verschlafen richtete sie ihren Blick auf den wilderen der beiden Zwillinge. Ruhig saß er auf einem Stuhl und blickte in die Ferne. Seine blauen Augen schienen nichts wahrzunehmen, sein ebenholzfarbenes Haar hing wirr hinab und seine Brust hob und senkte sich gleichmäßig.
Jedoch schien sein Körper angespannt, gar wachsam zu sein und Serena wurde klar, dass er bei dem kleinsten Anzeichen, dass sich die vergangene Nacht wiederholen könnte erwachen würde und sein Möglichstes tun würde sie wieder in ihren Körper zu bringen.
Während sie dalag, ganz entspannt, nur ab und an gestört durch leichte Krämpfe beobachtete sie Elladans Gesicht. Ein beinahe wehmütiger Ausdruck war darüber geglitten. Zu gerne hätte sie seine Träume durchstöbert, doch die Regeln der Höflichkeit hielten sie davon ab.
Etwas bedrückte ihn, das wusste sie, doch lag es nicht an ihr herauszufinden was es war. Daher beschloss sie dass es nun an der Zeit war aufzustehen. Leise wollte sie sich an dem Elben vorbei schleichen, doch erwachte er sofort als sie die Decke zurückschlug.
„Guten Morgen Elladan, danke dass du über mich gewacht hast diese Nacht", sprach sie während sie aufstand und an den Schrank ging.
Schweigend beobachtete der Sohn Elronds wie sie sich etwas heraussuchte und als sie auf dem Weg zum Bad war verabschiedete er sich: „Es freut mein Herz zu sehen dass es dir wieder besser geht. Ich werde nun meinen Aufgaben nachgehen, wir sehen uns dann beim Essen."
Serena verharrte an der Tür und sah Elladan lange nach. Deutlich konnte sie wieder spüren dass ihn etwas beschäftigte, doch auch diesmal drang sie nicht in seine Privatsphäre ein. Ohne es zu wollen fing sie ein Bild von Elrohir aus Elladans Gedanken auf, wie er im Zimmer stand und einfach ihn nur anblickte.
Verwirrt betrat sie das Bad, wechselte den Schwamm und beschloss an diesem Morgen das öffentliche Bad etwas abseits zu nutzen, dort kühlte das Wasser nie aus und es war erheblich größer als die kleine Wanne in ihrem Zimmer.
Rasch legte sie sich einen Mantel um die Schulter, schlüpfte in ein paar weiche Schuhe und begab sich nach draußen.
Auf dem Weg bewunderte sie wieder einmal den Einfallsreichtum der Elben wenn es um Hygiene ging. Sie hatten einige große Fässer an den Häusern angebracht in denen das Wasser gesammelt wurde und dann über dunkle Leitungen erhitzt zu den einzelnen Bädern geleitet werden konnte.
Das öffentliche Bad jedoch bestand aus mehreren Räumen mit Anschluss an eine Heiße Quelle, in denen die Becken groß genug waren um auch mehreren Platz zu bieten. Sodass auch im Winter die Möglichkeiten eines Heißen Bades bestanden.
Serena stand wie immer staunend vor dem Haus, wie alle andere war es weiß getüncht, befand sich jedoch ein wenig abseits unter den Bäumen. Es war nicht sonderlich hoch, eher in die Breite gehend und überall hatte es offene Bogengänge, nur die einzelnen Baderäume waren teilweise überdacht und durch Wände vor zu starkem Wind und Kälte geschützt.
Leise vor sich hinsummend suchte sie sich eines der Außenbecken, das nur durch ein Dach geschützt wurde. Wie immer lagen Handtücher neben der weiß gekachelten Wanne und Dampf stieg auf.
Wohlig seufzend ließ Serena sich ins warme Wasser gleiten nachdem sie sich ihrer Kleidung entledigt und gewaschen hatte, die Elben waren im Allgemeinen so höflich nicht an ein Becken zu gehen in dem sich bereits jemand befand.
Die Wärme entspannte ihre Glieder und vertrieb ihre dunklen Erinnerungen. Zufrieden mit sich und der Welt wusch sie ihr Haar. Ärgerlich stellte sie fest dass es stark verknotet war.
„Mist jetzt kann ich wieder stundenlang versuchen diese unnützen Locken auszukämmen, ich sollte sie mir einfach abschneiden." Murmelte sie zornig vor sich hin, als sie plötzliche eine sanfte Hand auf ihrem Haupt fühlte und hörte wie ihr jemand freundlich ins Ohr flüsterte:
„Tu das nicht, diese weißen Locken haben etwas faszinierendes, wenn du magst helfe ich dir sie zu entknoten, außerdem habe ich hier etwas das hilft."
Ohne groß auf eine Antwort zu warten stieg Ilmaren neben ihr ins Wasser, nahm Serenas Locken in die Hand und begann ein Öl hinein zu massieren. Dabei erzählte sie fröhlich von den Häusern der Heilung, von Kräutern und wie dieses Öl hergestellt wurde.
Serena hörte ihr nur mit halbem Ohr zu und genoss das Gefühl wie ihr Kopf massiert wurde.
Ein wenig wunderte sie sich schon wie sehr sie sich in den letzen Wochen verändert hatte. Früher hätte sie nie zugelassen dass sie jemand berührte, außer die Arbeit erforderte es. Nun saß sie hier und entspannte sich unter der Berührung einer Elbenfrau, die sie nicht einmal einen Tag kannte, und die ihr eigentlich viel zu gesprächig war. Dennoch hatte sie die Junge Frau ins Herz geschlossen.
Sie knurrte ein wenig als Ilmaren den Kamm das erste Mal versuchte durch die widerspenstigen Locken zu führen. Schnell hatte Ilmaren es jedoch im Griff ihr nicht weh zu tun und Serena genoss das Gefühl der Gegenwart der anderen und die freundschaftliche Aufmerksamkeit.
„Nicht einschlafen!" riss es sie aus ihrem Halbdämmerzustand, „Sag habe ich richtig vernommen dass du und der hohe Herr uns auch begleiten werdet? Du glaubst ja nicht wie sehr ich mich darauf freue mit dir zu reisen. So, jetzt sind sie durchgekämmt, warte ab bis sie trocken sind. Du wirst eine Überraschung erleben."
Lächelnd wandte sie sich wieder Ilmaren zu und begann nun ihrerseits ein wenig zu erzählen, darüber, dass sie gerne mitkommen würde, aber keine Erfahrung hatte wie lange ein Elb braucht um sich soweit zu erholen das er kräftig genug ist zu reisen. Nicht lange unterhielten sie sich bis Ilmaren ihr bedeutete zu schweigen. Beide lauschten sie angespannt, bis Serena eine sanfte Berührung spürte - ein anderer Geist der Einlass erbat.
Mit einem erstaunten Aufschrei sprang sie auf und eilte in die Richtung aus der die Berührung gekommen war.
„Du bist ja schon auf den Beinen, du glaubst ja nicht wie froh ich bin… Ich…" verwirrt blieb sie vor Glorfindel stehen, der auf Elrohirs Arm gestützt dastand und sie völlig schockiert anstarrte. Noch mehr verwirrte es sie dass beide Elben bis zu den Ohrspitzen erröteten.
Dann jedoch breitete sich ein Grinsen über Elrohirs Gesicht aus während Glorfindel leicht erbleichte.
Nun war es an ihr zu erröten, jedoch hielt ihr Stolz sie aufrecht. Keck blickte sie die Beiden an
„Ich denke ihr wollt auch Baden, hättet ihr Lust auf ein wenig Gesellschaft?" Innerlich ohrfeigte sie sich für ihre Dreistigkeit, dennoch war ihr bewusst, dass die beiden Elben viel mehr über ihr innerstes wussten, und ihre körperliche Nacktheit war eher gering im Vergleich zu der geistigen Nähe, besonders Glorfindel gegenüber.
Erstaunt nahmen sie ihr Angebot an.
Lachend half Elrohir Glorfindel beim säubern und danach auch in das Wasser zu gelangen. Ilmaren starrte die beiden Elben mit großen Augen an. Sie schien sich ihrer Nacktheit nicht zu schämen, viel mehr war es die Anwesenheit der Edlen die ihr zusetzte. Oder besser des blonden Elben. Elrohir schien sie ja recht gut zu kennen.
Verwundert blickte Serena zwischen den Elben hin und her, bis Ilmaren aufmerksam wurde.
„Es gilt durchaus nicht als unschicklich einander in den Badehäusern zu begegnen. Natürlich schämen wir uns nicht unserer Nacktheit wegen."
„Nun bei eurem Aussehen braucht ihr dies wahrlich nicht." Murmelte Serena leise, woraufhin die blonde Elbenfrau in glockenhelles Gelächter ausbrach. Auch Elrohir und Glorfindel mussten schmunzeln.
Doch kurz darauf wurden sie wieder ernst, und als Serena Glorfindels nächste Worte hörte lief es ihr eiskalt den Rücken hinunter.
„Erzähl was geschehen ist heute Nacht. Aus Elrohir konnte ich nicht mehr als ein paar vage Andeutungen herauslocken."
Nachdenklich wanderte ihr Blick Richtung Osten, und lange schwieg sie.
„Ich sah das flammende Auge, spürte seine Wut, seine Gier nach Rache und Macht. Es war erschreckend, leicht schickte er meinen Geist auf eine endlose Reise, hätte Elrohir mich nicht wieder zurückgeholt."
Erstaunen spiegelte sich in den Augen der Elben.
„Das Böse regt sich wieder, schon lange haben wir die Zeichen beobachtet, doch erfüllt es mein Herz mit Furcht Orks so nahe am Heimeligen Haus zu wissen." Glorfindels Blick war in die Ferne geglitten und Schatten huschten darüber, als würden dunkle Erinnerungen sich seiner bemächtigen. Sachte nahm Serena seine Hand in die Ihre und drückte sie kurz, was ein leichtes Lächeln auf das Gesicht des Elben zauberte.
Ilmaren und Elrohir sahen mit mildem Erstaunen zu, besonders da beide sich darüber im Klaren waren, dass den beiden Handelnden nicht bewusst war was gerade zwischen ihnen passierte.
Kurze Zeit später verabschiedeten Serena und Ilmaren sich, sie wollten zusammen überlegen was sie mitnehmen würden.
Nun, da Glorfindel bereits wieder halbwegs auf den Beinen war, gingen alle davon aus dass sie gemeinsam losziehen würden.
Auch wenn sie es nie zugeben würde, wollte Serena nicht wieder auf Menschen treffen. Sie hatte zu lange mit ihnen gelebt, zu viel gesehen von ihrer Grausamkeit. Ganz tief in ihr lebte eine Abscheu, wie man sie nur für die Kreaturen des Bösen empfinden konnte. Und sie hatte immer noch Angst vor ihren Reaktionen auf sie.
Nicht lange nachdem Ilmaren gegangen war, befand Serena sich auf dem Weg zu den Ställen. Dort nahm sie wieder das Training mit den anderen Pferden und Aditu auf. Später, die Sonne war schon weit den Horizont entlang gewandert, ging sie noch einmal zu ihrer Stute.
Sanft kraulte sie ihre Stirn und flüsterte ihr zu: „Du spürst es nicht wahr, die immer größer werdende Dunkelheit? Ich weiß was passieren wird, in einem Jahr wird hier ein junger Hobbit schwer verletzt ankommen und mit sich etwas bringen, das gar nicht existieren dürfte. Was meinst du meine Schöne, wie kann ein Ring der Macht möglich sein?" Sie musste lächeln als Aditu wie zur Antwort schnaufte.
„Manchmal frage ich mich warum ich hierher kam, gibt es so etwas wie den Zufall? Warum klingt Westron wie Englisch? Ich glaube ich sollte lieber wieder auf den Übungsplatz. Ein wenig kämpfen wird mir gut tun. Machs gut meine Schöne." Noch einmal zerzauste sie Aditus Mähne und machte sich dann auf den Weg zu Elrohir, der schon auf dem Platz übte.
Lächelnd blickte er auf als er ihre Schritte vernahm.
„Sei gegrüßt, ich hatte dich früher erwartet. Dann wollen wir beginnen" Ohne eine Antwort abzuwarten warf er ihr eines der Übungsschwerter zu. Sobald er sicher war dass sie es in der Hand hielt griff er an.
Erschrocken über den plötzlichen Angriff gelang es Serena nur knapp Elrohirs Angriff abzuwehren. Hektisch riss sie ihr Schwert hoch, doch Elrohir starrte schon den nächsten Angriff. Immer härter bedrängte er sie. Immer schneller wurden seine Attacken, immer öfter traf er sie und schon nach kürzester Zeit rann ihr der Schweiß in Strömen den Körper hinab und sie glaubte nur noch aus blauen Flecken zu bestehen.
Kurz bevor sie glaubte zusammenbrechen zu müssen hörte sie wie eine vertraute Stimme Elrohir rief: „Ich glaube du solltest ihr eine kurze Pause gönnen." Erleichtert drehte Serena sich in die Richtung aus der sie Glorfindels Stimme vernommen hatte. So übersah sie jedoch Elrohirs letzen Angriff. Schmerzhaft krachte die breite Seite seines Schwertes auf ihre ungeschützten Rippen.
Stöhnend sackte sie in dich zusammen und ein besorgter Glorfindel rannte zu ihr. Vorsichtig tastete er ihr Rippen ab.
„Es scheint nichts gebrochen zu sein, du solltest lernen dich nicht ablenken zu lassen." Auf ihren wütenden Blick hin konnte er nur lachen.
Zwei weitere Tage verbrachte sie damit sich von Elrohir mit dem Schwert malträtieren zu lassen, bis zum Morgen ihrer Abreise. Die Nächte waren gefüllt mit Alpträumen, sodass immer ein Zwilling in ihrer Nähe war um über sie zu wachen.
