Titel: Tom Riddle
Autor: Black Luna (Email: Black.Lunaweb.de)
Inhalt: Wie wuchs Tom Riddle auf? Wie war seine Zeit im Waisenhaus und in
Hogwarts?
Disclaimer: Der ganze Harry Potter Kram gehört JK Rowling. Ich leih ihn
mir nur aus
Der Tag war entscheidend für seine soziale Stellung in Hogwarts gewesen. Die anderen Erstklässler scharten sich um ihn und bewunderten ihn, für dass was er getan hatte und weil er das jüngste Mitglied in Morpheus Gruppe war. Die Slytherins liebten ihn. Die Schüler aus den anderen Häusern hingegen begegneten ihm nun nicht mehr nur mit Abneigung und Verachtung, sondern auch mit einem Respekt, dessen Fundament die Angst war. Tom genoss es in vollen Zügen wenn Schüler, die wesentlich älter und größer waren als er, seinem kalten Blick auswichen und ihm aus dem Weg gingen. Unter dem Schutze Morpheus konnte er sich Dreistigkeiten erlauben, die jedem anderen Erstklässler zum Verhängnis geworden wären. Er ging aufrecht und überheblich durch die Korridore der Schule und fühlte sich dabei frei und stark, Empfindungen, die er aus seiner Zeit im Waisenhaus nicht kannte. Aber hier begegnete man ihm mit Achtung. Die Lehrer, weil er außergewöhnlich gute Leistungen brachte und die Schüler, weil sie ihn bewunderten oder fürchteten. Es gab wohl im ganzen Schloss nur drei Personen, auf die keine der beiden Haltungen ihm gegenüber zutraf. Morpheus, der nicht im Traum daran dachte ihn, den kleinen Jungen, zu verehren, sondern ihn mit brüderlicher Ruppigkeit behandelte, sich über ihn lustig machte, ihn belehrte und ihm das Haar zerzauste, Albus Dumbledore, der ihn nach dem Zwischenfall mit den Hufflepuffs am Ende der nächsten Stunde Verwandlung sprechen wollte und Elizabeth, die, wie er nach dem Gespräch mit Dumbledore feststellen musste, überhaupt nicht von seiner Glanzleistung begeistert war. „Wie konntest du so etwas tun?", fauchte sie ihn an. Erschrocken schaute Tom das zierliche Mädchen an und spürte eine Unsicherheit in ihm hochsteigen, wie er sie bei dem Gespräch mit Dumbledore nicht annähernd gefühlt hatte, obwohl der Professor ihn die ganze Zeit mit seinen durchdringenden blauen Augen angeschaut hatte, als versuche er seine Gedanken zu lesen und in einem freundlichen Ton nach dem Grund für Toms Betragen gefragt hatte, statt, wie der Junge es eigentlich erwartet hätte, ihn anzuschreien oder wenigstens auszuschimpfen. Die ruhige, verständnisvolle Art des Lehrers hatten Tom kurz nervös gemacht, mit einem Wutausbruch wäre er besser klar gekommen, doch dann erinnerte er sich an Morpheus Worte:
„Traue überhaupt nie jemandem, der auf den ersten Blick harmlos scheint, meistens stellen sie sich hinterher als zwielichtige Gestalten heraus, die Dreck am Stecken haben!"
Wahrscheinlich will er bloß Informationen aus mir heraus kitzeln, damit er mich und die anderen härter bestrafen kann, als es Professor Malfoy getan hat, dachte Tom misstrauisch. Aber den Gefallen werde ich Ihnen nicht tun, ich habe Sie durchschaut Dumbledore. Er antwortete nur kurz, tat alles als eine gewöhnliche Auseinandersetzung ab und verließ das Klassenzimmer mit den Worten: „Ich entschuldige mich für mein Fehlverhalten, es soll nicht noch einmal vorkommen."Zufrieden mit sich selbst spazierte er allein durch den Flur Richtung Bibliothek, als ihm dann Elizabeth den Weg verstellte. „Wie konntest du so etwas tun?", wiederholte Elizabeth ihre Frage. Trotz das er sie eigentlich kaum kannte fühlte er wieder dieses starke, beinahe übermächtige Verlangen, ihr gefallen zu wollen, ganz ähnlich wie bei Morpheus. „Es war nicht so, wie alle sagen", fing er an und suchte fieberhaft nach einer Ausrede. Sie verschränkte abwartend die Arme. „Sondern?" „Es ist richtig, dass Mary Avery ein Hufflepuff-Mädchen geärgert hat", fing er an, doch sie fuhr ihm sofort dazwischen. „Geärgert? Geärgert?! Das ist wohl kaum das richtige Wort! Der Vater des Mädchens ist ermordet worden und diese, diese", sie suchte offensichtlich nach einem beleidigenden Wort, was für Mary ausreichend war. „Diese Slytherin macht sich darüber lustig!"Die Art, wie sie den Namen seines Hauses aussprach versetzte ihm einen Stich, schließlich war er auch ein Slytherin. Er war es bereits gewohnt, dass alle anderen drei Häuser nichts mit Slytherin zu tun haben wollten, doch bisher hatte ihn dass nicht so sehr gestört. „Dafür kann ich aber doch nichts! Der Streit ist irgendwie eskaliert und plötzlich hab ich auch Schläge abbekommen und da musste ich mich doch wehren! Und Professor Malfoy kam doch direkt dazu und er hätte mir jawohl sicherlich Strafarbeiten gegeben, wenn diese Gerüchte stimmen würden", veränderte er die Geschichte zu seinen Gunsten. Ich lüge sie nicht gerne an, aber manchmal muss man zu Methoden greifen, die einem nicht gefallen, dachte er. So ganz überzeugt hatte er sie allerdings noch nicht. „Ich halte nicht viel von Professor Malfoy." „Das sagst du ja bloß, weil er der Hauslehrer von Slytherin ist! Überhaupt würdest du dich anders verhalten, wenn ich nicht aus diesem Haus, sondern aus Ravenclaw oder so kommen würde!" Überrascht erwiderte sie: „Das ist nicht wahr." „Ist es wohl! Statt sofort mit mir zu sprechen glaubst du irgendwelche Lügen. Ihr Gryffindors seid so voller Vorurteile, aber in eurem Stolz merkt ihr das gar nicht", ereiferte er sich und hoffte, sein Ablenkungsmanöver würde funktionieren. Nachdenklich schaute sie ihn an. Er wartete nervös ab, ob sie ihm glauben würde und er mit seinen Anschuldigungen gerade nicht zu wie gegangen war. Ihre hellbraunen Augen blickten prüfend in seine und er sah in ihrem Gesicht deutlich den Schluss, zu dem sie gekommen war. „Es tut mir Leid, Tom. Ich hätte dich nicht so anfahren dürfen aber ich weiß ja fast nichts von dir und an unserem ersten Schultag hast du so böse reagiert, als ich dich nach den Muggeln gefragt habe. Lass uns die Sache vergessen, okay?" Er hätte beinahe erleichtert aufgeseufzt, doch er beherrschte sich und nickte nur kühl. Er hatte es geschafft, ihr ein schlechtes Gewissen einzureden und wollte noch ein wenig den verletzten Freund spielen. „Ich wollte gerade in die Bibliothek Hausaufgaben machen, hast du nicht Lust, mitzukommen? Wir könnten zusammen den Aufsatz für Zauberkunst machen", schlug sie mit um Verzeihung heischender Miene vor. Freudig nahm er ihre Einladung an, denn sie bot ihm die Möglichkeit, etwas Zeit mit ihr zu verbringen, was er seit dem ersten Schultag nicht mehr geschafft hatte. Während sie gemeinsam an einem er großen Tische saßen und Sätze auf ihre Pergamente schrieben spürte er, wie ihr Blick immer wieder zu ihm huschte und sie kurz davor war, etwas zu sagen. Das Thema Muggel und Muggelfeindlichkeit war also noch nicht abgeschlossen. Er übte sich in Geduld und wartete ab, irgendwann würde sie es nicht mehr aushalten und reden, doch wenn er nachfragte, würde er sie womöglich verschrecken. „Deine Zeit mit den Muggeln war nicht besonders schön, oder? Magst du mir davon erzählen?"Er hatte geahnt, was ihr auf dem Herzen brannte und er hatte Recht gehabt. Sofort hatte er eine Antwort parat, aber er zögerte absichtlich zunächst einen Moment. „Meine Zeit im Waisenhaus, einer Einrichtung für elternlose Muggel, war sehr schwer", erzählte er leise und stockend. „Ich war anders als die anderen und musste oft unter ihren Misshandlungen leiden, darum habe ich auch so heftig reagiert, als mich der Junge aus Hufflepuff geschlagen hat." Aus den Augenwinkeln beobachtete er, wie sie auf seine tragische und dramatisch erzählte Vergangenheit reagierte. Mitleid und tiefe Betroffenheit zeichnete sich auf ihrem Gesicht ab. Mitfühlend nahm Elizabeth seine Hand in ihre und sagte: „Das tut mir wirklich Leid. Armer Tom, dass wusste ich ja alles nicht."Doch er hörte ihre Worte kaum, sondern fühlte mehr die Weichheit ihrer kleinen Hand, erlebte zum ersten Mal intensiv eine zärtliche Berührung. Der stille Moment des Friedens wurde jedoch bald durch einen laut in die Bibliothek stolpernden Gryffindor gestört. Unwirsch starrte Tom ihn an und verzog das Gesicht. Der fremde Junge blieb erstaunt stehen, als er die beiden zusammen sah. „Hey Elizabeth, was machst du denn hier mit einem Slytherin?", donnerte er nach dem ersten Schock los. Das Mädchen ließ sofort Toms Hand los, als habe sie sich daran verbrannt. „Wir machen Hausaufgaben, William, dass siehst du doch", erklärte Elizabeth ein wenig trotzig, ganz als müsse sie sich rechtfertigen, mit ihm hier zu sein. Jetzt erkannte Tom auch den Eindringling. Es war derselbe Junge, den er vorne beim Sprechendem Hut gesehen hatte. Er erkannte die Sommersprossen und das grelle Rot wieder, welches gar nichts mit dem sanften braunrot von Elizabeths Haaren gemeinsam hatte: William Weasley, dessen Familie Morpheus als Abschaum beschrieben hatte, erinnerte Tom sich hämisch. „Du solltest nicht mit dem da hier sein. Er ist ein Slytherin und du hast doch gehört, was er getan hat."Weasley schenkte ihm einen angewiderten Blick, den Tom noch böser erwiderte. „Tom ist schon in Ordnung", versuchte Elizabeth schlichtend zu vermitteln. Aber Weasley hörte nicht auf sie. „Er ist ein Slytherin, denen kann man nicht trauen! Du solltest dich wirklich von ihm fernhalten. Komm, wir haben jetzt Flugunterricht." Wütend stand Tom auf und funkelte ihn vernichtend an. Wie konnte er es wagen, Elizabeth den Umgang mit ihm verbieten zu wollen? Der rothaarige Junge baute sich nun ebenfalls zu seiner vollen Größe auf und Tom stellte fest, dass er schlaksig und groß war, ein ganzes Stück größer als er selbst um genau zu sein. Bevor es jedoch zu einem ernsthaften Streit kommen konnte, schob sich Elizabeth zwischen sie und stieß beide zurück. „Kriegt euch wieder ein! Ich entscheide immer noch selbst, mit wem ich rede und mit wem nicht!", fuhr sie Weasley scharf an. Tom grinste den Rivalen überheblich an, was er allerdings sofort bereute, denn nun wandte sich der Zorn der jungen Hexe gegen ihn. „Und du, Tom, wirst gefälligst nett zu meinen Freunden sein, verstanden?" „Was ist denn hier los?"Tom zuckte innerlich zusammen. Die letzte Person, von der er wollte, dass sie ihn mit zwei Gryffindors sah, hatte soeben den Raum betreten. Morpheus Lestrange. Seine kühlen Augen streiften die anwesenden Personen und er wandte sich fragend an Tom. „Bist du nicht noch etwas jung für Probleme mit Mädchen, Kleiner? Und dann auch noch mit einer Gryffindor, ich bin enttäuscht."Tom wusste nicht, was er sagen sollte. Einerseits missfiel es ihm, wie Morpheus über Elizabeth redete, andererseits hätte er am liebsten abgestritten, dass er sie überhaupt kannte. Er wollte nicht, dass Morpheus unzufrieden mit ihm war. Weasley hatte damit weniger Probleme. „Du hohler, aufgeblasener Zauberer! Was glaubst du eigentlich wer du bist? Wie kannst du Elizabeth beleidigen, du-" Morpheus unterbrach den Temperamentsausbruch des Jungen. „Ich glaube ich bin Vertrauensschüler. Wollen wir doch gleich mal testen ob dass stimmt indem ich dir zehn Punkte abziehe und wenn du nicht augenblicklich mit der Göre hier verschwindest werden es zwanzig", sagte er scharf. Weasley zog Elizabeth mit sich und murmelte gut hörbar. „Ich hab es dir ja gleich gesagt: Slytherins kann man nicht trauen!"Das Mädchen wandte sich noch einmal um und schaute Tom direkt in die Augen, als hoffte sie auf irgendetwas. Aber Tom reagierte nicht, er stand einfach nur da und sah zu, wie sie verschwand. Sobald sie allein waren, wandte sich Morpheus an ihn und schob ihn unsanft auf seinen Stuhl zurück. „Jetzt hör mir mal gut zu, diese Leute sind kein Umgang für dich! Du bist ein Slytherin, ein Reinblüter, du hast einen Ruf zu waren." Einen Moment lang wollte Tom los schreien und sagen, dass er gar kein Reinblüter sei, dass sein Vater ein stinkiger Muggel war und er keinen Deut besser war als jedes Schlammblut, aber er tat es nicht. Er presste die Lippen zusammen und hielt die Wahrheit verschlossen. Morpheus legte ihm seine große Hand auf die Schulter und fügte etwas versöhnlicher hinzu: „Du bist noch jung, du hast noch viel zu lernen, aber dafür hast du ja mich, Kleiner. Ich werde dir schon helfen, den richtigen Weg zu finden." Sein Ärger über Morpheus ablehnende Haltung gegenüber Elizabeth verflog augenblicklich und er sah den älteren Jungen dankbar an. Hier war jemand, der für ihn sorgte, der sich um ihn kümmerte, der ihn mochte und akzeptierte.
Den Rest des Schuljahres verbrachte Tom in einem Zwiespalt. Die beiden Menschen, die er am meisten mochte kamen aus zwei völlig verschiedenen Welten und waren nicht zu vereinen. Morpheus verachtete alle Gryffindors und Elizabeth konnte Morpheus nicht ausstehen. Tom wusste, dass er sich eigentlich für eine Seite entscheiden musste, aber dass würde bedeuten, dass er entweder Morpheus oder Elizabeth aufgeben musste, wozu er nicht bereit war. Morpheus spürte Toms Zerrissenheit und ging dazu über, den Umgang mit dem Gryffindor-Mädchen zu dulden und tat es mit der Bemerkung ab, wenn er älter würde, würde sich das von ganz allein geben. So gelang Tom die Gratwanderung zwischen einem respektablen Slytherin, der das reine Blut schätzte und einem kleinen Jungen, der mit seiner Freundin Schach spielte oder Hausaufgaben machte und nichts gegen Muggel hatte. Manchmal hatte er den Eindruck, die ganze Schule würde diese seltsame Freundschaft beobachten und die meisten reagierten mit Unverständnis oder offener Ablehnung wie die meisten Gryffindors und Slytherins, darunter auch sein Hauslehrer Malfoy, der ihm nach dem Unterricht nahe gelegt hatte, seine Bekannten sorgfältiger auszuwählen. Einzig Dumbledore schien die Kameradschaft der beiden ungleichen jungen Zauberer zu unterstützen und er übersah geflissentlich die meisten Briefe, die sich Tom und Elizabeth während Verwandlung schickten. Die beiden bemühten sich, so wenig Aufsehen wie möglich zu erregen und trafen sich an unauffälligen Orten, wie zum Beispiel der Bibliothek, damit es nicht nach einer Verabredung, sondern mehr nach einem zufälligen Treffen aussah. Noch waren sie Kinder und ihr Verhalten, so sonderbar es für die anderen auch war, wurde von den meisten letztlich dennoch toleriert, weil sie Kinder waren, doch die Zeit würde vorbei gehen. An manchen Tagen war der Kontakt schwieriger zu halten, zum Beispiel vor und nach Quidditchspielen in denen Gryffindor gegen Slytherin antrat. Die Feindschaft der beiden Häuser erreichte in solchen Zeiten stets ihren Höhepunkt und es kam überall zu hässlichen Zwischenfällen, in denen Mitglieder beider Häuser verwickelt waren. Morpheus, der in der Position des Jägers spielte, war dann immer besonders schlecht auf das gegnerische Haus zu sprechen und Tom mied Elizabeth solange, bis wieder Ruhe eingekehrt war. Etwas Erholung brachte das Weihnachtsfest mit sich, denn selbstverständlich verbrachte er seine Ferien nicht im Waisenhaus, und so sehr er seine Freunde auch mochte, es war doch auch mal ganz schön, das Schloss fast für sich alleine zu haben und keine Rolle spielen zu müssen. Im Waisenhaus hatte es für jedes Kind immer ein kleines Geschenk gegeben und so war er verwundert, als er plötzlich zwei eingepackte Geschenke vor seinem Bett fand. Das erste war in Grün und Silber eingewickelt, unschwer zu erraten, dass es von Morpheus stammte. Ein schönes Schachspiel mit einer Karte kam zum Vorschein.
„Schach ist ein Sport der Könige und trainiert List und Logik, viel Spass damit und frohe Weihnachten kleiner Bruder! Morpheus"
Sein Herz schlug schneller und Wärme durchströmte ihn. Morpheus hatte an ihn gedacht und ihn auch noch „kleinen Bruder"genannt! Lächelnd nahm er das zweite Paket in die Hand und fuhr mit seinen schmalen Findern über das rote Glanzpapier. Er öffnete es vorsichtig und heraus kam eine Packung Schokofrösche, an der ein Zettel klebte.
„Ich hoffe, es wird dir nicht zu langweilig so ganz alleine in der Schule, aber wie ich dich kenne bist du mit lernen beschäftig. Ich hab noch keinen Strich getan, du wirst mich also abschreiben lassen müssen! Bis bald und fröhliche Weihnachten wünsche ich dir! Elizabeth"
Tom lächelte glücklich. Es war das erste Mal, dass er Menschen gefunden hatte, die ihn mochten, die für ihn da waren und er wusste, dass er darauf nie wieder verzichten wollte. Sein Leben hier in Hogwarts war so anders als jenes im Waisenhaus. Er war nun nicht mehr ein sonderbarer Einzelgänger, er gehörte hier dazu, er war etwas Besonderes und hier hatte man dass endlich erkannt. In seiner euphorischen Stimmung malte er sich seine Zukunft aus: Er würde den besten Abschluss erreichen, den ihm Hogwarts bot, er würde ein mächtiger und geachteter Zauberer werden, alle würden ihn bewundern und Morpheus und Elizabeth wären stolz auf ihn, vielleicht konnte er ja auch Zaubereiminister werden? Dann würde er den Muggeln und allen voran seinem Vater ihren Platz in der Welt zuweisen. Er würde so groß und stark sein, dass er nicht einmal mehr befürchten musste, dass ihn seine Vergangenheit einholte, denn es würde niemand mehr wagen, ihn zu kritisieren oder zu verspotten weil er nicht völlig reinblütig war, dafür hätten sie viel zuviel Angst vor seinem Zorn. Ich werde eine glorreiches Leben führen und niemand wird mir dabei im Weg stehen, schwor er sich. Eines Tages werde ich sogar den Tod überlisten können und die Unsterblichkeit erlangen, damit mein Leben nie zu ende geht, träumte er weiter. Er hatte viele Vorstellungen, was die Zeit ihm bringen mochte, aber am besten gefiel ihm das Bild des unsterblichen Helden, den alle bejubelten und verehrten und dessen Feinde vor seinem Schwert, oder Zauberstab, zitterten. Er würde so sein wie der Halbgott Herakles aus den alten griechischen Sagen: Unbezwingbar. Das waren die Träume eines kleinen Jungen in einer Winternacht und niemand ahnte, welch schreckliche Folgen diese Fantasien haben würden, am allerwenigsten Tom selbst. Mit der Ankunft der anderen Schüler am Ende der Ferien ging es im Schloss wieder lauter zu, aber dafür kamen auch seine beiden Freunde wieder. Elizabeth fiel ihm stürmisch um den Hals und erzählte ihm begeistert von ihren Weihnachtsgeschenken während Morpheus dem Jungen bloß ein kurzes Nicken schenkte, aber Tom spürte trotzdem die herzliche Zuneigung, die der große Slytherin für ihn empfand und sich nur kühl und beherrscht gab, weil noch andere anwesend waren und er ja schließlich einen Ruf zu waren hatte. Es dauerte jedoch nicht lange und Morpheus forderte Tom zu einem Schachspiel heraus, doch der Junge hatte das Spiel nie gelernt und bat seinen Freund, es ihm beizubringen. Morpheus sonnte sich einen Augenblick in seiner Überlegenheit und Toms offensichtlicher Bewunderung für ihn, erklärte ihm dann aber bereitwillig die Regeln des Spiels und war beeindruckt von der schnellen Auffassungsgabe des Jungen. „Mich hat damals mein älterer Bruder Schach spielen gelehrt. Ich hab Ewigkeiten gebraucht, bis ich es begriffen habe, du bist wirklich ein kluger Schüler, ein echter Slytherin. Sollst mal sehen mit ein bisschen Anleitung meinerseits und Erfahrung kannst du ein ganz großer werden."Tom hätte an diesem Abend nicht glücklicher sein können und er nahm sich fest vor, Morpheus Hoffnungen in ihn zu erfüllen. Das letzte Quidditchspiel der Saison stand kurz bevor: Ravenclaw gegen Slytherin. Für beide Mannschaften ging es um den Pokalsieg und Morpheus trainierte verbissener denn je. Er hatte weder Zeit für Tom noch für seine ständig wechselnden Mädchen, er konzentrierte sich ganz auf das Spiel. Tom interessierte sich nicht sonderlich für den Sport, da er aber in Morpheus Nähe bleiben wollte ging er oft mit zum Training und manchmal ließ ihn der ältere Slytherin sogar auf seinem Besen am Ende der Übungseinheit fliegen und unterrichtete ihn, allerdings war er meist wenig zufrieden mit der Leistung, welche Tom in der Luft zeigte. Der Junge flog zwar recht ordentlich aber es fehlte ihm an jeglichem Biss. So auch an diesem letzten Tag vor dem großen Finale. „Die meisten Spiele werden nicht durch Können oder Kraft entschieden sondern hier oben", sagte er, als der Junge gelandet war und tippte ihm an die Stirn. „Du musst klug, listig und den unbedingten Willen zum Sieg haben und bereit sein, alles dafür zu riskieren. Darum wärest du auch kein guter Quidditchspieler. Du hast zwar Grips aber du bist zu vorsichtig, Kleiner." Mürrisch blickte er zu seinem großen Freund hoch. „Warum soll ich mich in Gefahr begeben, nur um einem dummen Ball hinterher zu jagen?" Morpheus schüttelte den Kopf und seufzte theatralisch. „Du verstehst es einfach nicht, worum es bei dem Sport geht. Du fühlst die Intensität des Spiels nicht. Man fühlt sich wie ein Raubvogel, der seine Beute erlegen will, wie ein fliegender Tod. Und wenn du erst mal den Quaffel gefangen und ein Tor geschossen hast, fegst du über die Tribünen und hörst, wie deine Fans dir zujubeln und deine Gegner flennen vor Enttäuschung. Klar soweit?" Tom war gar nichts klar. Was hatte „ein fliegender Tod"mit Quidditch zu tun? Doch Morpheus steigerte sich immer in seine Leidenschaft für diesen Sport hinein, darum zuckte er nur die Achseln. Der nächste Tag war sonnig und bot ideale Bedingungen aber anders als alle anderen Schüler, welche begeistert und voller Vorfreude zu den Tribünen stürmten suchte sich Tom missmutig einen Platz und wünschte sich, das Spiel möge rasch zu Ende gehen. Er musste jedes Mal gegen den Drang ankämpfen, sich die Augen zu zuhalten wenn mal wieder ein Klatscher besonders dicht an Morpheus vorbei rauschte, doch so ein unwürdiges Benehmen ging nun wirklich nicht. Der große Junge ging jedes Risiko ein und flog wie der Teufel. Seine blonden Haare wehten im Wind und seine blauen Augen blitzten gefährlich. Rücksicht kannte er auf dem Spielfeld nicht und war in seinen Methoden nicht zimperlich. Es hatte bereits zwei Freiwürfe für Ravenclaw gegeben aber Tom wusste, dass sich Morpheus auf seinen Torhüter verließ und er hatte recht damit. Slytherin gewann überlegen den Hauspokal und während Tom einfach nur erleichtert war, dass alles vorbei war, ließen sich die Slytherins so richtig feiern, allen voran Morpheus. Die Hochstimmung im Gemeinschaftsraum der Slytherins hielt noch für einige Wochen an und selbst ihr Hauslehrer Francis Malfoy legte eine noch größere Überheblichkeit an den Tag als er es ohnehin schon tat. So ein Unsinn, dachte Tom bei sich, als er die feiernden Menschen beobachtete. Wem nützt schon Quidditch? Wenn sie mich erst mal bejubeln, dann bestimmt nicht bloß weil ich einen Ball gefangen habe. Trotzdem konnte er nicht verhindern, dass der Neid leise in ihm hochstieg und er sich selbst dabei ertappte, wie er düstere Gedanken gegenüber Morpheus Lestrange, dem absoluten Star des Quidditch hegte. Darüber erschrak er zutiefst und zog sich von ihm zurück, was dem älteren Jungen allerdings bald auffiel. Nach langem Drängen versuchte er seine Gefühle in Worte zufassen und wartete am Ende ängstlich auf die Reaktion seiner Erklärung, doch Morpheus lachte nur. „Du bist ein Slytherin, wir streben immer nach höherem. Selbst wenn dich Quidditch nicht interessiert so aber doch die Begeisterung der Menge. Ich sag es ja, du bist ein kluger Junge für dein Alter. Ich wette, du spürst instinktiv, dass Begeisterung der Schlüssel zu anderen Menschen ist. Wenn du sie für dich einnehmen kannst, dann hast du auch Macht über sie und sie werden dir folgen. Nur als Führer kannst du wirklich selbst bestimmen, klar?" Tom nickte. Er dachte noch einige Zeit über Morpheus Worte nach, wie er es immer tat und kam zu dem Schluss, dass er wirklich verstand. Morpheus war beliebt und hatte überall Freunde, die er für sich einspannen konnte. Er hatte bei den Slytherins einiges zu sagen und keiner aus einem anderen Haus wagte es, ihn zu provozieren und sollte er es doch einmal tun, bereute er schnell. Morpheus besaß Macht. Doch wie sollte er, Tom selbst an Macht kommen? Quidditch kam dafür nicht infrage, da es ihm zu banal schien und auch nicht bereit war, es zu lernen. Außerdem erzeugte Fliegen immer ein gewisses Unbehagen bei ihm, was er jedoch nie zugeben würde. Den ersten Schritt zur wahren Größe hatte er jedenfalls schon mal getan, indem er sich mit Morpheus angefreundet hatte, der ihm sicherlich noch viel mehr beibringen würde, als er es bereits getan hatte. Er beschloss, auch mit Elizabeth über Macht zu sprechen und fragte sie nach Kräuterkunde. Ihre Antwort war alles andere als befriedigend. „Warum willst du unbedingt mächtig werden?" Irritiert hatte er sie angeschaut. Was für eine Frage! Warum wollte man denn wohl mächtig sein? „Damit alle mich respektieren und Achtung vor mir haben natürlich!" Das Mädchen schnaubte nur. „Bis du eine Respektperson wirst musst du noch einen langen Weg gehen, Tom und außerdem kann man sich Achtung nur verdienen." Beleidigt hatte er ihr geantwortet: „Ich werde mir Achtung verdienen und egal wie lang der Weg ist, ich werde große Taten vollbringen und eine Respektperson, wirst schon sehen!" Sie lachte nur fröhlich. „Komm du Respektperson, wir müssen zwei Rollen Pergament über Zauberpilze schreiben und ich hab davon keinen Schimmer. Lass uns in die Bibliothek gehen." Etwas widerwillig folgte er ihr. Sie schien seine Träume nicht sehr ernst zu nehmen aber vielleicht lag es daran, dass sie in Gryffindor war. Die Mitglieder dieses Hauses waren nicht gerade für ihren Ehrgeiz und ihren Drang zum Herrschen bekannt. Aber sie war ja noch jung, eigentlich noch ein Kind, dachte er und vergaß dabei völlig, dass er kein bisschen älter war. Eines Tages wird sie verstehen können warum ich mich nicht mit einem geringen Leben zufrieden geben kann. Ich muss die Schande, die mir durch das Blut meines Muggelvaters zuteil wird, ausmerzen. Die Zeit flog dahin und er bereitete sich gründlich auf die Endjahresprüfungen vor. Keine Aufgabe machte ihm sonderlich Schwierigkeiten und er beendete sein erstes Schuljahr als Jahrgangsbester, was ihm ein großes Lob von Morpheus einbrachte. Er freute sich schon auf die Sommerferien, die er ganz allein im Schloss verbringen würde nur um dann die schreckliche Botschaft zu erfahren, dass er die die langen Wochen in St. Annes' s leben musste und dort nicht einmal zaubern durfte! Die Jungen dort würden ihn noch schlechter behandeln und er würde seine beiden Freunde furchtbar vermissen. Aber wenigstens konnte er sich auf sein zweites Jahr in Hogwarts freuen und sich mit dem Wissen zufrieden geben, dass er eines Tages ein vollausgebildeter Zauberer war und nicht in einer Fabrik arbeiten musste oder so was. Ihm stand eine glorreiche Zukunft bevor.
Der Tag war entscheidend für seine soziale Stellung in Hogwarts gewesen. Die anderen Erstklässler scharten sich um ihn und bewunderten ihn, für dass was er getan hatte und weil er das jüngste Mitglied in Morpheus Gruppe war. Die Slytherins liebten ihn. Die Schüler aus den anderen Häusern hingegen begegneten ihm nun nicht mehr nur mit Abneigung und Verachtung, sondern auch mit einem Respekt, dessen Fundament die Angst war. Tom genoss es in vollen Zügen wenn Schüler, die wesentlich älter und größer waren als er, seinem kalten Blick auswichen und ihm aus dem Weg gingen. Unter dem Schutze Morpheus konnte er sich Dreistigkeiten erlauben, die jedem anderen Erstklässler zum Verhängnis geworden wären. Er ging aufrecht und überheblich durch die Korridore der Schule und fühlte sich dabei frei und stark, Empfindungen, die er aus seiner Zeit im Waisenhaus nicht kannte. Aber hier begegnete man ihm mit Achtung. Die Lehrer, weil er außergewöhnlich gute Leistungen brachte und die Schüler, weil sie ihn bewunderten oder fürchteten. Es gab wohl im ganzen Schloss nur drei Personen, auf die keine der beiden Haltungen ihm gegenüber zutraf. Morpheus, der nicht im Traum daran dachte ihn, den kleinen Jungen, zu verehren, sondern ihn mit brüderlicher Ruppigkeit behandelte, sich über ihn lustig machte, ihn belehrte und ihm das Haar zerzauste, Albus Dumbledore, der ihn nach dem Zwischenfall mit den Hufflepuffs am Ende der nächsten Stunde Verwandlung sprechen wollte und Elizabeth, die, wie er nach dem Gespräch mit Dumbledore feststellen musste, überhaupt nicht von seiner Glanzleistung begeistert war. „Wie konntest du so etwas tun?", fauchte sie ihn an. Erschrocken schaute Tom das zierliche Mädchen an und spürte eine Unsicherheit in ihm hochsteigen, wie er sie bei dem Gespräch mit Dumbledore nicht annähernd gefühlt hatte, obwohl der Professor ihn die ganze Zeit mit seinen durchdringenden blauen Augen angeschaut hatte, als versuche er seine Gedanken zu lesen und in einem freundlichen Ton nach dem Grund für Toms Betragen gefragt hatte, statt, wie der Junge es eigentlich erwartet hätte, ihn anzuschreien oder wenigstens auszuschimpfen. Die ruhige, verständnisvolle Art des Lehrers hatten Tom kurz nervös gemacht, mit einem Wutausbruch wäre er besser klar gekommen, doch dann erinnerte er sich an Morpheus Worte:
„Traue überhaupt nie jemandem, der auf den ersten Blick harmlos scheint, meistens stellen sie sich hinterher als zwielichtige Gestalten heraus, die Dreck am Stecken haben!"
Wahrscheinlich will er bloß Informationen aus mir heraus kitzeln, damit er mich und die anderen härter bestrafen kann, als es Professor Malfoy getan hat, dachte Tom misstrauisch. Aber den Gefallen werde ich Ihnen nicht tun, ich habe Sie durchschaut Dumbledore. Er antwortete nur kurz, tat alles als eine gewöhnliche Auseinandersetzung ab und verließ das Klassenzimmer mit den Worten: „Ich entschuldige mich für mein Fehlverhalten, es soll nicht noch einmal vorkommen."Zufrieden mit sich selbst spazierte er allein durch den Flur Richtung Bibliothek, als ihm dann Elizabeth den Weg verstellte. „Wie konntest du so etwas tun?", wiederholte Elizabeth ihre Frage. Trotz das er sie eigentlich kaum kannte fühlte er wieder dieses starke, beinahe übermächtige Verlangen, ihr gefallen zu wollen, ganz ähnlich wie bei Morpheus. „Es war nicht so, wie alle sagen", fing er an und suchte fieberhaft nach einer Ausrede. Sie verschränkte abwartend die Arme. „Sondern?" „Es ist richtig, dass Mary Avery ein Hufflepuff-Mädchen geärgert hat", fing er an, doch sie fuhr ihm sofort dazwischen. „Geärgert? Geärgert?! Das ist wohl kaum das richtige Wort! Der Vater des Mädchens ist ermordet worden und diese, diese", sie suchte offensichtlich nach einem beleidigenden Wort, was für Mary ausreichend war. „Diese Slytherin macht sich darüber lustig!"Die Art, wie sie den Namen seines Hauses aussprach versetzte ihm einen Stich, schließlich war er auch ein Slytherin. Er war es bereits gewohnt, dass alle anderen drei Häuser nichts mit Slytherin zu tun haben wollten, doch bisher hatte ihn dass nicht so sehr gestört. „Dafür kann ich aber doch nichts! Der Streit ist irgendwie eskaliert und plötzlich hab ich auch Schläge abbekommen und da musste ich mich doch wehren! Und Professor Malfoy kam doch direkt dazu und er hätte mir jawohl sicherlich Strafarbeiten gegeben, wenn diese Gerüchte stimmen würden", veränderte er die Geschichte zu seinen Gunsten. Ich lüge sie nicht gerne an, aber manchmal muss man zu Methoden greifen, die einem nicht gefallen, dachte er. So ganz überzeugt hatte er sie allerdings noch nicht. „Ich halte nicht viel von Professor Malfoy." „Das sagst du ja bloß, weil er der Hauslehrer von Slytherin ist! Überhaupt würdest du dich anders verhalten, wenn ich nicht aus diesem Haus, sondern aus Ravenclaw oder so kommen würde!" Überrascht erwiderte sie: „Das ist nicht wahr." „Ist es wohl! Statt sofort mit mir zu sprechen glaubst du irgendwelche Lügen. Ihr Gryffindors seid so voller Vorurteile, aber in eurem Stolz merkt ihr das gar nicht", ereiferte er sich und hoffte, sein Ablenkungsmanöver würde funktionieren. Nachdenklich schaute sie ihn an. Er wartete nervös ab, ob sie ihm glauben würde und er mit seinen Anschuldigungen gerade nicht zu wie gegangen war. Ihre hellbraunen Augen blickten prüfend in seine und er sah in ihrem Gesicht deutlich den Schluss, zu dem sie gekommen war. „Es tut mir Leid, Tom. Ich hätte dich nicht so anfahren dürfen aber ich weiß ja fast nichts von dir und an unserem ersten Schultag hast du so böse reagiert, als ich dich nach den Muggeln gefragt habe. Lass uns die Sache vergessen, okay?" Er hätte beinahe erleichtert aufgeseufzt, doch er beherrschte sich und nickte nur kühl. Er hatte es geschafft, ihr ein schlechtes Gewissen einzureden und wollte noch ein wenig den verletzten Freund spielen. „Ich wollte gerade in die Bibliothek Hausaufgaben machen, hast du nicht Lust, mitzukommen? Wir könnten zusammen den Aufsatz für Zauberkunst machen", schlug sie mit um Verzeihung heischender Miene vor. Freudig nahm er ihre Einladung an, denn sie bot ihm die Möglichkeit, etwas Zeit mit ihr zu verbringen, was er seit dem ersten Schultag nicht mehr geschafft hatte. Während sie gemeinsam an einem er großen Tische saßen und Sätze auf ihre Pergamente schrieben spürte er, wie ihr Blick immer wieder zu ihm huschte und sie kurz davor war, etwas zu sagen. Das Thema Muggel und Muggelfeindlichkeit war also noch nicht abgeschlossen. Er übte sich in Geduld und wartete ab, irgendwann würde sie es nicht mehr aushalten und reden, doch wenn er nachfragte, würde er sie womöglich verschrecken. „Deine Zeit mit den Muggeln war nicht besonders schön, oder? Magst du mir davon erzählen?"Er hatte geahnt, was ihr auf dem Herzen brannte und er hatte Recht gehabt. Sofort hatte er eine Antwort parat, aber er zögerte absichtlich zunächst einen Moment. „Meine Zeit im Waisenhaus, einer Einrichtung für elternlose Muggel, war sehr schwer", erzählte er leise und stockend. „Ich war anders als die anderen und musste oft unter ihren Misshandlungen leiden, darum habe ich auch so heftig reagiert, als mich der Junge aus Hufflepuff geschlagen hat." Aus den Augenwinkeln beobachtete er, wie sie auf seine tragische und dramatisch erzählte Vergangenheit reagierte. Mitleid und tiefe Betroffenheit zeichnete sich auf ihrem Gesicht ab. Mitfühlend nahm Elizabeth seine Hand in ihre und sagte: „Das tut mir wirklich Leid. Armer Tom, dass wusste ich ja alles nicht."Doch er hörte ihre Worte kaum, sondern fühlte mehr die Weichheit ihrer kleinen Hand, erlebte zum ersten Mal intensiv eine zärtliche Berührung. Der stille Moment des Friedens wurde jedoch bald durch einen laut in die Bibliothek stolpernden Gryffindor gestört. Unwirsch starrte Tom ihn an und verzog das Gesicht. Der fremde Junge blieb erstaunt stehen, als er die beiden zusammen sah. „Hey Elizabeth, was machst du denn hier mit einem Slytherin?", donnerte er nach dem ersten Schock los. Das Mädchen ließ sofort Toms Hand los, als habe sie sich daran verbrannt. „Wir machen Hausaufgaben, William, dass siehst du doch", erklärte Elizabeth ein wenig trotzig, ganz als müsse sie sich rechtfertigen, mit ihm hier zu sein. Jetzt erkannte Tom auch den Eindringling. Es war derselbe Junge, den er vorne beim Sprechendem Hut gesehen hatte. Er erkannte die Sommersprossen und das grelle Rot wieder, welches gar nichts mit dem sanften braunrot von Elizabeths Haaren gemeinsam hatte: William Weasley, dessen Familie Morpheus als Abschaum beschrieben hatte, erinnerte Tom sich hämisch. „Du solltest nicht mit dem da hier sein. Er ist ein Slytherin und du hast doch gehört, was er getan hat."Weasley schenkte ihm einen angewiderten Blick, den Tom noch böser erwiderte. „Tom ist schon in Ordnung", versuchte Elizabeth schlichtend zu vermitteln. Aber Weasley hörte nicht auf sie. „Er ist ein Slytherin, denen kann man nicht trauen! Du solltest dich wirklich von ihm fernhalten. Komm, wir haben jetzt Flugunterricht." Wütend stand Tom auf und funkelte ihn vernichtend an. Wie konnte er es wagen, Elizabeth den Umgang mit ihm verbieten zu wollen? Der rothaarige Junge baute sich nun ebenfalls zu seiner vollen Größe auf und Tom stellte fest, dass er schlaksig und groß war, ein ganzes Stück größer als er selbst um genau zu sein. Bevor es jedoch zu einem ernsthaften Streit kommen konnte, schob sich Elizabeth zwischen sie und stieß beide zurück. „Kriegt euch wieder ein! Ich entscheide immer noch selbst, mit wem ich rede und mit wem nicht!", fuhr sie Weasley scharf an. Tom grinste den Rivalen überheblich an, was er allerdings sofort bereute, denn nun wandte sich der Zorn der jungen Hexe gegen ihn. „Und du, Tom, wirst gefälligst nett zu meinen Freunden sein, verstanden?" „Was ist denn hier los?"Tom zuckte innerlich zusammen. Die letzte Person, von der er wollte, dass sie ihn mit zwei Gryffindors sah, hatte soeben den Raum betreten. Morpheus Lestrange. Seine kühlen Augen streiften die anwesenden Personen und er wandte sich fragend an Tom. „Bist du nicht noch etwas jung für Probleme mit Mädchen, Kleiner? Und dann auch noch mit einer Gryffindor, ich bin enttäuscht."Tom wusste nicht, was er sagen sollte. Einerseits missfiel es ihm, wie Morpheus über Elizabeth redete, andererseits hätte er am liebsten abgestritten, dass er sie überhaupt kannte. Er wollte nicht, dass Morpheus unzufrieden mit ihm war. Weasley hatte damit weniger Probleme. „Du hohler, aufgeblasener Zauberer! Was glaubst du eigentlich wer du bist? Wie kannst du Elizabeth beleidigen, du-" Morpheus unterbrach den Temperamentsausbruch des Jungen. „Ich glaube ich bin Vertrauensschüler. Wollen wir doch gleich mal testen ob dass stimmt indem ich dir zehn Punkte abziehe und wenn du nicht augenblicklich mit der Göre hier verschwindest werden es zwanzig", sagte er scharf. Weasley zog Elizabeth mit sich und murmelte gut hörbar. „Ich hab es dir ja gleich gesagt: Slytherins kann man nicht trauen!"Das Mädchen wandte sich noch einmal um und schaute Tom direkt in die Augen, als hoffte sie auf irgendetwas. Aber Tom reagierte nicht, er stand einfach nur da und sah zu, wie sie verschwand. Sobald sie allein waren, wandte sich Morpheus an ihn und schob ihn unsanft auf seinen Stuhl zurück. „Jetzt hör mir mal gut zu, diese Leute sind kein Umgang für dich! Du bist ein Slytherin, ein Reinblüter, du hast einen Ruf zu waren." Einen Moment lang wollte Tom los schreien und sagen, dass er gar kein Reinblüter sei, dass sein Vater ein stinkiger Muggel war und er keinen Deut besser war als jedes Schlammblut, aber er tat es nicht. Er presste die Lippen zusammen und hielt die Wahrheit verschlossen. Morpheus legte ihm seine große Hand auf die Schulter und fügte etwas versöhnlicher hinzu: „Du bist noch jung, du hast noch viel zu lernen, aber dafür hast du ja mich, Kleiner. Ich werde dir schon helfen, den richtigen Weg zu finden." Sein Ärger über Morpheus ablehnende Haltung gegenüber Elizabeth verflog augenblicklich und er sah den älteren Jungen dankbar an. Hier war jemand, der für ihn sorgte, der sich um ihn kümmerte, der ihn mochte und akzeptierte.
Den Rest des Schuljahres verbrachte Tom in einem Zwiespalt. Die beiden Menschen, die er am meisten mochte kamen aus zwei völlig verschiedenen Welten und waren nicht zu vereinen. Morpheus verachtete alle Gryffindors und Elizabeth konnte Morpheus nicht ausstehen. Tom wusste, dass er sich eigentlich für eine Seite entscheiden musste, aber dass würde bedeuten, dass er entweder Morpheus oder Elizabeth aufgeben musste, wozu er nicht bereit war. Morpheus spürte Toms Zerrissenheit und ging dazu über, den Umgang mit dem Gryffindor-Mädchen zu dulden und tat es mit der Bemerkung ab, wenn er älter würde, würde sich das von ganz allein geben. So gelang Tom die Gratwanderung zwischen einem respektablen Slytherin, der das reine Blut schätzte und einem kleinen Jungen, der mit seiner Freundin Schach spielte oder Hausaufgaben machte und nichts gegen Muggel hatte. Manchmal hatte er den Eindruck, die ganze Schule würde diese seltsame Freundschaft beobachten und die meisten reagierten mit Unverständnis oder offener Ablehnung wie die meisten Gryffindors und Slytherins, darunter auch sein Hauslehrer Malfoy, der ihm nach dem Unterricht nahe gelegt hatte, seine Bekannten sorgfältiger auszuwählen. Einzig Dumbledore schien die Kameradschaft der beiden ungleichen jungen Zauberer zu unterstützen und er übersah geflissentlich die meisten Briefe, die sich Tom und Elizabeth während Verwandlung schickten. Die beiden bemühten sich, so wenig Aufsehen wie möglich zu erregen und trafen sich an unauffälligen Orten, wie zum Beispiel der Bibliothek, damit es nicht nach einer Verabredung, sondern mehr nach einem zufälligen Treffen aussah. Noch waren sie Kinder und ihr Verhalten, so sonderbar es für die anderen auch war, wurde von den meisten letztlich dennoch toleriert, weil sie Kinder waren, doch die Zeit würde vorbei gehen. An manchen Tagen war der Kontakt schwieriger zu halten, zum Beispiel vor und nach Quidditchspielen in denen Gryffindor gegen Slytherin antrat. Die Feindschaft der beiden Häuser erreichte in solchen Zeiten stets ihren Höhepunkt und es kam überall zu hässlichen Zwischenfällen, in denen Mitglieder beider Häuser verwickelt waren. Morpheus, der in der Position des Jägers spielte, war dann immer besonders schlecht auf das gegnerische Haus zu sprechen und Tom mied Elizabeth solange, bis wieder Ruhe eingekehrt war. Etwas Erholung brachte das Weihnachtsfest mit sich, denn selbstverständlich verbrachte er seine Ferien nicht im Waisenhaus, und so sehr er seine Freunde auch mochte, es war doch auch mal ganz schön, das Schloss fast für sich alleine zu haben und keine Rolle spielen zu müssen. Im Waisenhaus hatte es für jedes Kind immer ein kleines Geschenk gegeben und so war er verwundert, als er plötzlich zwei eingepackte Geschenke vor seinem Bett fand. Das erste war in Grün und Silber eingewickelt, unschwer zu erraten, dass es von Morpheus stammte. Ein schönes Schachspiel mit einer Karte kam zum Vorschein.
„Schach ist ein Sport der Könige und trainiert List und Logik, viel Spass damit und frohe Weihnachten kleiner Bruder! Morpheus"
Sein Herz schlug schneller und Wärme durchströmte ihn. Morpheus hatte an ihn gedacht und ihn auch noch „kleinen Bruder"genannt! Lächelnd nahm er das zweite Paket in die Hand und fuhr mit seinen schmalen Findern über das rote Glanzpapier. Er öffnete es vorsichtig und heraus kam eine Packung Schokofrösche, an der ein Zettel klebte.
„Ich hoffe, es wird dir nicht zu langweilig so ganz alleine in der Schule, aber wie ich dich kenne bist du mit lernen beschäftig. Ich hab noch keinen Strich getan, du wirst mich also abschreiben lassen müssen! Bis bald und fröhliche Weihnachten wünsche ich dir! Elizabeth"
Tom lächelte glücklich. Es war das erste Mal, dass er Menschen gefunden hatte, die ihn mochten, die für ihn da waren und er wusste, dass er darauf nie wieder verzichten wollte. Sein Leben hier in Hogwarts war so anders als jenes im Waisenhaus. Er war nun nicht mehr ein sonderbarer Einzelgänger, er gehörte hier dazu, er war etwas Besonderes und hier hatte man dass endlich erkannt. In seiner euphorischen Stimmung malte er sich seine Zukunft aus: Er würde den besten Abschluss erreichen, den ihm Hogwarts bot, er würde ein mächtiger und geachteter Zauberer werden, alle würden ihn bewundern und Morpheus und Elizabeth wären stolz auf ihn, vielleicht konnte er ja auch Zaubereiminister werden? Dann würde er den Muggeln und allen voran seinem Vater ihren Platz in der Welt zuweisen. Er würde so groß und stark sein, dass er nicht einmal mehr befürchten musste, dass ihn seine Vergangenheit einholte, denn es würde niemand mehr wagen, ihn zu kritisieren oder zu verspotten weil er nicht völlig reinblütig war, dafür hätten sie viel zuviel Angst vor seinem Zorn. Ich werde eine glorreiches Leben führen und niemand wird mir dabei im Weg stehen, schwor er sich. Eines Tages werde ich sogar den Tod überlisten können und die Unsterblichkeit erlangen, damit mein Leben nie zu ende geht, träumte er weiter. Er hatte viele Vorstellungen, was die Zeit ihm bringen mochte, aber am besten gefiel ihm das Bild des unsterblichen Helden, den alle bejubelten und verehrten und dessen Feinde vor seinem Schwert, oder Zauberstab, zitterten. Er würde so sein wie der Halbgott Herakles aus den alten griechischen Sagen: Unbezwingbar. Das waren die Träume eines kleinen Jungen in einer Winternacht und niemand ahnte, welch schreckliche Folgen diese Fantasien haben würden, am allerwenigsten Tom selbst. Mit der Ankunft der anderen Schüler am Ende der Ferien ging es im Schloss wieder lauter zu, aber dafür kamen auch seine beiden Freunde wieder. Elizabeth fiel ihm stürmisch um den Hals und erzählte ihm begeistert von ihren Weihnachtsgeschenken während Morpheus dem Jungen bloß ein kurzes Nicken schenkte, aber Tom spürte trotzdem die herzliche Zuneigung, die der große Slytherin für ihn empfand und sich nur kühl und beherrscht gab, weil noch andere anwesend waren und er ja schließlich einen Ruf zu waren hatte. Es dauerte jedoch nicht lange und Morpheus forderte Tom zu einem Schachspiel heraus, doch der Junge hatte das Spiel nie gelernt und bat seinen Freund, es ihm beizubringen. Morpheus sonnte sich einen Augenblick in seiner Überlegenheit und Toms offensichtlicher Bewunderung für ihn, erklärte ihm dann aber bereitwillig die Regeln des Spiels und war beeindruckt von der schnellen Auffassungsgabe des Jungen. „Mich hat damals mein älterer Bruder Schach spielen gelehrt. Ich hab Ewigkeiten gebraucht, bis ich es begriffen habe, du bist wirklich ein kluger Schüler, ein echter Slytherin. Sollst mal sehen mit ein bisschen Anleitung meinerseits und Erfahrung kannst du ein ganz großer werden."Tom hätte an diesem Abend nicht glücklicher sein können und er nahm sich fest vor, Morpheus Hoffnungen in ihn zu erfüllen. Das letzte Quidditchspiel der Saison stand kurz bevor: Ravenclaw gegen Slytherin. Für beide Mannschaften ging es um den Pokalsieg und Morpheus trainierte verbissener denn je. Er hatte weder Zeit für Tom noch für seine ständig wechselnden Mädchen, er konzentrierte sich ganz auf das Spiel. Tom interessierte sich nicht sonderlich für den Sport, da er aber in Morpheus Nähe bleiben wollte ging er oft mit zum Training und manchmal ließ ihn der ältere Slytherin sogar auf seinem Besen am Ende der Übungseinheit fliegen und unterrichtete ihn, allerdings war er meist wenig zufrieden mit der Leistung, welche Tom in der Luft zeigte. Der Junge flog zwar recht ordentlich aber es fehlte ihm an jeglichem Biss. So auch an diesem letzten Tag vor dem großen Finale. „Die meisten Spiele werden nicht durch Können oder Kraft entschieden sondern hier oben", sagte er, als der Junge gelandet war und tippte ihm an die Stirn. „Du musst klug, listig und den unbedingten Willen zum Sieg haben und bereit sein, alles dafür zu riskieren. Darum wärest du auch kein guter Quidditchspieler. Du hast zwar Grips aber du bist zu vorsichtig, Kleiner." Mürrisch blickte er zu seinem großen Freund hoch. „Warum soll ich mich in Gefahr begeben, nur um einem dummen Ball hinterher zu jagen?" Morpheus schüttelte den Kopf und seufzte theatralisch. „Du verstehst es einfach nicht, worum es bei dem Sport geht. Du fühlst die Intensität des Spiels nicht. Man fühlt sich wie ein Raubvogel, der seine Beute erlegen will, wie ein fliegender Tod. Und wenn du erst mal den Quaffel gefangen und ein Tor geschossen hast, fegst du über die Tribünen und hörst, wie deine Fans dir zujubeln und deine Gegner flennen vor Enttäuschung. Klar soweit?" Tom war gar nichts klar. Was hatte „ein fliegender Tod"mit Quidditch zu tun? Doch Morpheus steigerte sich immer in seine Leidenschaft für diesen Sport hinein, darum zuckte er nur die Achseln. Der nächste Tag war sonnig und bot ideale Bedingungen aber anders als alle anderen Schüler, welche begeistert und voller Vorfreude zu den Tribünen stürmten suchte sich Tom missmutig einen Platz und wünschte sich, das Spiel möge rasch zu Ende gehen. Er musste jedes Mal gegen den Drang ankämpfen, sich die Augen zu zuhalten wenn mal wieder ein Klatscher besonders dicht an Morpheus vorbei rauschte, doch so ein unwürdiges Benehmen ging nun wirklich nicht. Der große Junge ging jedes Risiko ein und flog wie der Teufel. Seine blonden Haare wehten im Wind und seine blauen Augen blitzten gefährlich. Rücksicht kannte er auf dem Spielfeld nicht und war in seinen Methoden nicht zimperlich. Es hatte bereits zwei Freiwürfe für Ravenclaw gegeben aber Tom wusste, dass sich Morpheus auf seinen Torhüter verließ und er hatte recht damit. Slytherin gewann überlegen den Hauspokal und während Tom einfach nur erleichtert war, dass alles vorbei war, ließen sich die Slytherins so richtig feiern, allen voran Morpheus. Die Hochstimmung im Gemeinschaftsraum der Slytherins hielt noch für einige Wochen an und selbst ihr Hauslehrer Francis Malfoy legte eine noch größere Überheblichkeit an den Tag als er es ohnehin schon tat. So ein Unsinn, dachte Tom bei sich, als er die feiernden Menschen beobachtete. Wem nützt schon Quidditch? Wenn sie mich erst mal bejubeln, dann bestimmt nicht bloß weil ich einen Ball gefangen habe. Trotzdem konnte er nicht verhindern, dass der Neid leise in ihm hochstieg und er sich selbst dabei ertappte, wie er düstere Gedanken gegenüber Morpheus Lestrange, dem absoluten Star des Quidditch hegte. Darüber erschrak er zutiefst und zog sich von ihm zurück, was dem älteren Jungen allerdings bald auffiel. Nach langem Drängen versuchte er seine Gefühle in Worte zufassen und wartete am Ende ängstlich auf die Reaktion seiner Erklärung, doch Morpheus lachte nur. „Du bist ein Slytherin, wir streben immer nach höherem. Selbst wenn dich Quidditch nicht interessiert so aber doch die Begeisterung der Menge. Ich sag es ja, du bist ein kluger Junge für dein Alter. Ich wette, du spürst instinktiv, dass Begeisterung der Schlüssel zu anderen Menschen ist. Wenn du sie für dich einnehmen kannst, dann hast du auch Macht über sie und sie werden dir folgen. Nur als Führer kannst du wirklich selbst bestimmen, klar?" Tom nickte. Er dachte noch einige Zeit über Morpheus Worte nach, wie er es immer tat und kam zu dem Schluss, dass er wirklich verstand. Morpheus war beliebt und hatte überall Freunde, die er für sich einspannen konnte. Er hatte bei den Slytherins einiges zu sagen und keiner aus einem anderen Haus wagte es, ihn zu provozieren und sollte er es doch einmal tun, bereute er schnell. Morpheus besaß Macht. Doch wie sollte er, Tom selbst an Macht kommen? Quidditch kam dafür nicht infrage, da es ihm zu banal schien und auch nicht bereit war, es zu lernen. Außerdem erzeugte Fliegen immer ein gewisses Unbehagen bei ihm, was er jedoch nie zugeben würde. Den ersten Schritt zur wahren Größe hatte er jedenfalls schon mal getan, indem er sich mit Morpheus angefreundet hatte, der ihm sicherlich noch viel mehr beibringen würde, als er es bereits getan hatte. Er beschloss, auch mit Elizabeth über Macht zu sprechen und fragte sie nach Kräuterkunde. Ihre Antwort war alles andere als befriedigend. „Warum willst du unbedingt mächtig werden?" Irritiert hatte er sie angeschaut. Was für eine Frage! Warum wollte man denn wohl mächtig sein? „Damit alle mich respektieren und Achtung vor mir haben natürlich!" Das Mädchen schnaubte nur. „Bis du eine Respektperson wirst musst du noch einen langen Weg gehen, Tom und außerdem kann man sich Achtung nur verdienen." Beleidigt hatte er ihr geantwortet: „Ich werde mir Achtung verdienen und egal wie lang der Weg ist, ich werde große Taten vollbringen und eine Respektperson, wirst schon sehen!" Sie lachte nur fröhlich. „Komm du Respektperson, wir müssen zwei Rollen Pergament über Zauberpilze schreiben und ich hab davon keinen Schimmer. Lass uns in die Bibliothek gehen." Etwas widerwillig folgte er ihr. Sie schien seine Träume nicht sehr ernst zu nehmen aber vielleicht lag es daran, dass sie in Gryffindor war. Die Mitglieder dieses Hauses waren nicht gerade für ihren Ehrgeiz und ihren Drang zum Herrschen bekannt. Aber sie war ja noch jung, eigentlich noch ein Kind, dachte er und vergaß dabei völlig, dass er kein bisschen älter war. Eines Tages wird sie verstehen können warum ich mich nicht mit einem geringen Leben zufrieden geben kann. Ich muss die Schande, die mir durch das Blut meines Muggelvaters zuteil wird, ausmerzen. Die Zeit flog dahin und er bereitete sich gründlich auf die Endjahresprüfungen vor. Keine Aufgabe machte ihm sonderlich Schwierigkeiten und er beendete sein erstes Schuljahr als Jahrgangsbester, was ihm ein großes Lob von Morpheus einbrachte. Er freute sich schon auf die Sommerferien, die er ganz allein im Schloss verbringen würde nur um dann die schreckliche Botschaft zu erfahren, dass er die die langen Wochen in St. Annes' s leben musste und dort nicht einmal zaubern durfte! Die Jungen dort würden ihn noch schlechter behandeln und er würde seine beiden Freunde furchtbar vermissen. Aber wenigstens konnte er sich auf sein zweites Jahr in Hogwarts freuen und sich mit dem Wissen zufrieden geben, dass er eines Tages ein vollausgebildeter Zauberer war und nicht in einer Fabrik arbeiten musste oder so was. Ihm stand eine glorreiche Zukunft bevor.
