Titel: Tom Riddle

Autor: Black Luna (Email: Black.Lunaweb.de)

Inhalt: Wie wuchs Tom Riddle auf? Wie war seine Zeit im Waisenhaus und in Hogwarts?

Disclaimer: Der ganze Harry Potter Kram gehört JK Rowling. Ich leih ihn mir nur aus

Regen prasselte gegen die Fensterscheibe und lief in schmalen Bächen an dem kalten Glas herunter. Der Himmel war wolkenverhangen und dunkelgrau.

Das düstere Wetter passte zu Tom Riddles Laune. Der Junge hatte die meiste Zeit der Sommerferien in seinem kleinen Dachzimmer verbracht, abgeschottet von den anderen. Nur sehr selten verließ er den Raum, sogar sein Essen nahm er hier ein. Das ging schon so seit dem zweiten Tag seiner Rückkehr ins St. Annes' s Waisenhaus. Er war allein über den Hof geschlendert und sie hatten ihn geschnappt, den Mund zu gehalten, ihn so am Schreien gehindert und ihn außer Sichtweite des Hauses gezerrt.

Zwei der Jungen hinderten ihn am weglaufen und ein dritter stellte sich so dicht vor Tom, dass er dessen unangenehmen Geruch nach Schweiß wahrnahm und angewidert den Kopf zur Seite drehte, soweit es ihm mit den beiden anderen bulligen Typen, die ihn schraubstockartig gepackt hielten, möglich war.

„Meinst du bist was Besonderes, hm? Gehst jetzt auf ein feines Internat, warst ja eh immer schon ein gebildeter Klugscheißer." Der erste Schlag in den Magen raubte ihm für einen Moment die Luft und ließ ihn nach Atem ringen.

„Hier bist du nicht mehr in deinem feinen Internat, hier herrschen andere Gesetze!" Der zweite Schlag traf sein Gesicht und Tom spürte, wie das Blut aus seiner Nase lief. Er wünschte, die Direktorin hätte nicht behauptet, er würde aufgrund seiner guten Leistungen eine höhere Schule besuchen dürfen. Warum hatte sie nicht erzählt, er wäre wegen irgendwas zur Zwangsarbeit verurteilt worden? Dann wären ihm jetzt die Prügel erspart geblieben.

Er hatte nicht verstanden, was der Junge diesmal gesagt hatte, er fühlte nur den explodierenden Schmerz in seinem Kopf, als die Faust des kräftigen Jungen dagegen krachte. Er konnte nicht verhindern, dass ihm ein unterdrückter Schluchzer entfuhr. Wäre Morpheus doch nur hier! Morpheus würde diesen armseligen Muggeln zeigen, was es bedeutete, sich mit Slytherins anzulegen.

„Aber ich hab Neuigkeiten für dich: Du bist überhaupt nichts Besonderes! Du bist ein elender Bastard mit einer Hurenmutter und einem Vater, der dich nicht will!"

Wie durch einen dichten Schleier drangen diese Worte zu seinem Verstand vor. Sie kannten sein Geheimnis! Sie wussten, dass seine Mutter eine Hexe war und sein Vater sie deshalb verlassen hatte. Sie wussten, dass er nicht reinen Blutes war, dass ein dreckiger Muggel sein Vater war und seine Mutter sich mit ihm eingelassen hatte.

Diese Kraft, die in ihm steckte, von der er nun wusste, dass es Magie war und die er in Hogwarts lernte zu kontrollieren, brach aus ihm heraus. Er fühlte sie durch seinen Körper fließen und sah verschwommen, wie der Junge vor ihm hinfiel und sich schreiend am Boden wand. Ein dumpfes Gefühl der Zufriedenheit ergriff von ihm Besitz. Er wusste nicht wie er es gemacht hatte aber er hatte seinen Gegner besiegt. Die Burschen hinter ihm ließen ihn los und starrten entsetzt auf ihren Freund, der wie unter Krämpfen leidend zuckte und stöhnte.

Die Welt schien für Tom wie eingefroren. Mit einer schrecklichen Faszination betrachtete er das Schauspiel vor ihm, doch plötzlich wurde er aus seiner Trance gerissen. Betreuerinnen des Waisenhauses mussten die Schreie gehört haben und kamen herbei geeilt. Im gleichen Moment tauchten zehn Menschen aus dem Nichts auf und zogen ihre Zauberstäbe. Der Junge, der immer noch auf der Erde lag, schien nicht mehr von Schmerzen gepeinigt zu werden und versuchte keuchend wieder auf die Beine zu kommen. Die beiden anderen Jungen und die herbeigestürzten Frauen erschraken beim Anblick der unerwartet erschienen Menschen mit den seltsamen Stäben und versuchten zu fliehen.

Tom konnte sich nicht von der Szene vor ihm lösen, es schien, als seien seine Beine am Boden festgewachsen. Er hörte, wie einer der erschienen Zauberer murmelte: „So ein Chaos. Lasst sie nicht entkommen, wir müssen ihre Gedächtnisse bearbeiten. Mein Gott, was ist hier nur geschehen?".

Die Hexen und Zauberer, die alle offiziell aussehende Umhänge trugen, verpassten den davon laufenden Waisenhausbewohnern Schockzauber und wandten sich dann Tom zu.

Eine gewichtig aussehende Hexe mit grauen Haaren räusperte sich. „Wir haben festgestellt, dass hier jemand den Cruciatus-Fluch benutzt hat und ein Fall von minderjährigen Zauberei vorliegt. Was kannst du mir dazu sagen?" Ihr scharfer Tonfall verriet Tom, dass er gewaltig in der Klemme steckte. Er wusste zwar nicht, was der Cruciatus-Fluch war, vermutete aber, dass es das war, was er auf den Schlägertyp losgelassen hatte. Zauberei außerhalb der Schule war, außer in Notfällen verboten. Zählte eine Prügelei als Notfall? Er sollte sich besser schnell eine gute Ausrede einfallen lassen. Nervös leckte er sich über die Lippen und setzte gerade zu einer Antwort an, als ihm ein anderer Zauberer zur Hilfe kam. Er schüttelte den Kopf und sagte zu der Hexe: „Du glaubst doch nicht, dass der Junge den Unverzeihlichen Fluch ausgesprochen hat? Ich bitte dich! Die wenigsten vollständig ausgebildeten Zauberer schaffen das und der Junge hat nicht mal seinen Zauberstab dabei." Mit freundlichem Gesicht drehte er sich zu Tom. „Was ist passiert, Junge? Wir sind vom Zaubereiministerium, wir sind hier um dir zu helfen."

Vor Toms geistigem Auge tauchte ein Bild auf, eine Fantasie, die Jahre später einmal Wirklichkeit werden würde. „Da war ein Mann, er trug einen schwarzen Umhang mit Kapuze und weißer Maske. Er bedrohte uns und traf dann meinen Freund mit einem Fluch. Ich stürzte mich auf den Mann, aber er war größer als ich und schlug mich nieder." Er deutete auf sein zerschrammtes Gesicht. „Dann wusste ich mir nicht anders zu helfen und benutzte Magie um mich zu wehren. Wird mein Freund wieder in Ordnung kommen?", heuchelte er Sorge.

Der freundliche Zauberer nickte zuversichtlich. „Bestimmt. Wir werden die Gedächtnisse der Muggel bearbeiten, so dass sie sich an nichts erinnern können. Dies alles hier bleibt dann unser kleines Geheimnis, du darfst kein Wort darüber verlieren, okay?" verschwörerisch zwinkerte er Tom zu, der sich kaum das Lachen verkneifen konnte.

„Natürlich nicht, Sir." Er hatte Mitarbeiter des Zaubereiministeriums getäuscht, was für Hohlköpfe! Wenn Morpheus davon hörte, würde er sich totlachen.

Die anderen Magier hatten in der Zwischenzeit die Muggel versorgt und das Gelände abgesucht. „Wir haben nichts gefunden und die Muggel werden jeden Moment wieder aufwachen. Wir sollten uns wieder ins Ministerium begeben", meldete einer.

Die grauhaarige Hexe sah nicht zufrieden aus. „Wir sollen mit nichts weiter als der dürftigen Beschreibung eines Kindes zurück kehren? Hier geht es immerhin um einen Fluch, der lebenslänglich Askaban kostet. Ein Zauberer im schwarzen Umhang mit Kapuze und weißer Maske? Klingt wie eine Gruselgeschichte. Wo hat man so was denn schon mal gehört?"

„Was willst du denn noch hier?", fuhr der vorher so gutmütige Zauberer sie an. „Willst du behaupten, ein Zwölfjähriger ohne Zauberstab hat es getan?"

Die Hexe schaute betreten zu Boden und murmelte: „Nein, natürlich nicht."

Der Zauberer nickte grimmig. „Gut, dann schlage ich vor, wir tun genau dass, was ich euch eben gesagt habe. Junge", wandte er sich an Tom, „solltest du noch etwas ungewöhnliches merken, dann schick eine Eule ins Ministerium." Mit einem lauten Knall verschwanden die Ministeriumsleute.

Tom war an diesem Tag höchst zufrieden mit sich selbst, auch wenn er den Betreuerinnen der Waisenhausjungen noch einige Fragen beantworten musste.

Die Leiterin des Waisenhauses brachte ihn am ersten September zum Bahnhof. Er bemühte sich, sie so schnell wie möglich los zu werden, er wollte nicht mit einer Muggel gesehen werden. Er verabschiedete sich kurzangebunden von der Direktorin, die es auch sehr eilig zu haben schien von diesem Ort weg zu kommen. Oder von ihm.

Sobald er den Hogwarts-Express betrat war sein Aufenthalt in der Muggelwelt vergessen. Er atmete tief ein und meinte fast die Magie in der Luft zu schmecken. Hier gehörte er hin und er freute sich darauf, dieses Jahr anspruchsvollere, mächtigere Zauber zu lernen. Aber vorerst freute er sich noch auf jemand anderen und er wusste auch genau, wo er ihn finden würde. Die Vertrauensschüler und Schulsprecher hatten die vorderen Abteile für sich und achteten streng darauf, dass ihnen dieses Privileg niemand streitig machte. Doch Tom störte sich nicht an den missbilligenden Blicken sondern betrat dreist das Abteil und fand sofort, wonach er suchte. Morpheus hockte mit halbgeschlossenen Augen und gelangweilter Miene am Fenster. Er blinzelte nur kurz, als er Tom herein kommen hörte und rührte sich ansonsten nicht weiter.

„Morpheus, ich muss mit dir sprechen!", bat Tom ungeduldig.

„Na gut", antwortete der ältere Junge gedehnt, erhob sich langsam und streckte kurz seinen Rücken durch obwohl er ja wohl kaum besonders lange hatte dort sitzen können, schließlich fuhr der Zug gerade mal seit drei Minuten.

„Du gehst nirgendwo hin, Lestrange!", wies Morpheus einer der beiden Schulsprecher zurecht. Ein großer Junge, der offensichtlich aus dem Hause Gryffindor stammte, wie man an seiner rotgoldenen Krawatte erkennen konnte. „Wir haben jetzt Besprechung und wenn du nicht anwesend bist wird es Konsequenzen für dich haben!" Tom spürte, dass dies hier nicht der erste Konflikt zwischen den beiden war und er wusste auch, wer ihn gewinnen würde. Ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen, welches Morpheus erwiderte.

„Kannst dich ja bei Professor Malfoy beschweren", sagte er lässig und ließ den wütenden Jungen zurück.

Die beiden Slytherins suchten sich ein leeres Abteil (natürlich war es erst leer, nachdem sie die drei Erstklässlerinnen vertrieben hatten) und machten es sich dort bequem.

„Also, was gibt's, Kleiner?", fragte Morpheus in seiner gedehnten Art.

Und Tom wiederholte die ganze Geschichte von dem Muggeljungen und den Ministeriumszauberern. Gespannt wartete er auf eine Reaktion, doch Morpheus brauchte einen Moment , ehe er seine Sprache wieder fand. In seinem Gesicht spiegelte sich eine Mischung aus Faszination, Entsetzen und Bewunderung.

„Weißt du eigentlich, was du da getan hast?", fragte er, völlig fassungslos.

Tom schüttelte den Kopf.

„Du hast einen der Unverzeihlichen Flüche benutzt, sie sind unheimlich schwierig und sie gegen einen Menschen zu richten kostet dich lebenslang Askaban."

Tom erschrak nur ein wenig, denn er wusste zwar über Askaban und die schrecklichen Geschichten, die sie über das Zauberergefängnis berichteten Bescheid, doch er war ja schließlich davon gekommen.

„Erzähl davon niemand, hast du mich verstanden?", warnte ihn der ältere Slytherin eindringlich. „Es ist nicht gut, wenn jemand dass erfährt und reiß dich beim nächsten Mal zusammen, so brillant du dich da raus gewunden hast, ich glaube nicht, dass es dir noch ein zweites mal gelingen würde." Plötzlich wich sein ernster Ausdruck einem Lächeln. „Du bist ein echter Slytherin, weißt du das? Ich hab immer gewusst, aus dir wird noch was. Aber ich rate dir noch einmal, halte dich an mich und sei vorsichtig mit deiner Kraft. Und nun komm mit, ich muss zurück zu den anderen Vertrauensschülern."

Tom wusste, dass die anderen Vertrauensschüler seine erneute Anwesenheit nicht gutheißen würden, doch mit dem schlauen Slytherin an der Seite fühlte er sich unverwundbar.

Morpheus verhinderte mit einem einzigen finsteren Blick, dass irgendeiner der anderen mehr tat, als unwillig zu schnauben. „Der Kleine hier wird in ein paar Jahren ebenfalls Vertrauensschüler, also kann er sich den ganzen Kram hier ruhig schon mal ansehen. Hab ich irgendwas wesentliches verpasst?", fragte er derart gelangweilt, dass jedem sofort klar war, dass es ihn nicht wirklich interessierte. Der Gryffindor von vorhin murmelte böse etwas, was wie „Davon erfährt Direktor Dippet", klang, blieb aber ansonsten still.

Die Große Halle war noch genauso prächtig, wie Tom sie in Erinnerung hatte. Am gegenüberliegendem Ende, dem letzten der vier langen Tische, entdeckte er Elizabeth und, zu seinem Ärger, William Weasley, der direkt neben ihr saß.

Mit einem Mal verflog seine gute Laune und er füllte sich ohne große Begeisterung Kartoffeln auf seinen Teller.

Während des Essens wanderte sein Blick immer wieder zum Gryffindortisch zurück, er hörte Morpheus, der von seinem Quidditch-Training in den Sommerferien berichtete, gar nicht zu. Er war völlig versunken in seinen eigenen düsteren Gedanken. Die Tische kamen ihm wie eine unüberwindliche Grenze vor, kein Slytherin würde je zu einem Gryffindor gelangen. Aber warum wollte er das überhaupt? Warum blieb er nicht wie alle Slytherins unter seinesgleichen? War es die Art, wie Elizabeth mit ihm gesprochen hatte? Sie war immerhin der erste Mensch, der je wirklich freundlich zu ihm gewesen war. Oder war es der Reiz des Verbotenem? Die Unmöglichkeit dieser Freundschaft?

Er beschloss, sich darüber nicht weiter den Kopf zu zerbrechen und die Dinge erst einmal laufen zu lassen.

Der Unterricht wurde zu Toms Enttäuschung nicht wirklich anspruchsvoller, er langweilte sich. Die meisten Zauber beherrschte er bereits nach dem spätestens zweiten Versuch und er war der erklärte Lieblingsschüler seines Hauslehrers Francis Malfoy.

Professor Malfoy war sowieso der gescheiteste Lehrer von allen. Er gestaltete den schwierigsten Unterricht und machte deutlich, wie wichtig ihm Reinblütigkeit und Zaubererstolz waren. Dumbledore mochte er von allen Lehrern am wenigsten. Zwar war Verwandlung ein interessantes Fach und er wusste, dass er ein guter Lehrer war, doch irgendetwas an Dumbledore machte ihm misstrauisch, vielleicht weil er so völlig Slytherin untypische Ansichten hatte. Doch die hatte auch Elizabeth, wie er eines Nachmittags in der Bibliothek feststellen musste.

Morpheus hatte ihn eindringlich gewarnt, dass Slytherins nun mal etwas besonderes waren und seit ewigen Zeiten eine Feindschaft zwischen diesem Haus und den drei anderen herrsche.

„Ein Gryffindor wird dich nie verstehen und er will es auch gar nicht. Gryffindors akzeptieren dich nur, wenn du dich ihnen anpasst und ihre Meinung übernimmst. Aber dazu müssten sie dir erst einmal eine Chance geben. Deine Gryffindor-Freundin gibt dir eine Chance aber du wirst sehen, früher oder später werdet ihr beide erkennen, dass die Kluft zwischen euch zu groß ist. Es kann niemals eine Verbindung zischen diesen Häusern bestehen."

Tom wusste von den Unterschieden in seiner und Elizabeths Denkweise doch noch nie waren ihm diese so sehr aufgefallen wie an jenem Tag, als sie ihm ihre schrecklichste Erinnerung preisgab .

„Weißt du noch, wie ich mich an unserem ersten Schultag aufgeregt habe, als du so abwertend über Muggel gesprochen hast?" Sie schaute ihn nicht an, sondern starrte weiter ihr Pergament an, worauf erst die Hälfte aller Zutaten für einen Vergesslichkeits-Trank standen.

„Mhm", murmelte Tom vage und wartete ab, was nun folgen würde.

„Ich hab dir ja erzählt, dass mein Großvater uns hinaus geworfen hat, aber dass war nicht das Schlimmste, was er getan hat." Sie blickte immer noch nicht hoch. Tom antwortete nichts, denn er fühlte, dass was auch immer Elizabeth ihm sagen wollte, für sie sehr schwierig war und er fürchtete, ein falsches Wort könnte sie wieder verstummen lassen.

„Er hat meine Mutter verstoßen, nur weil sie seine Überzeugungen zur Reinblütigkeit nicht teilte. Sie ist dann weit weg gezogen und hat sich nur Großmutter zuliebe ab und zu in ihrem alten Zuhause sehen lassen. Sie heiratete einen nicht-reinblütigen Mann und wurde schwanger, doch sie stellte ihn nie ihre Eltern vor. Sie wusste genau, was passieren würde, wenn ihr Vater herausfinden würde, dass ihr Ehemann ein muggelgeborener Zauberer war. Doch er schöpfte Verdacht und bei einem ihrer seltenen Besuche benutzte er einen Zaubertrank, um die Wahrheit von ihr zu erzwingen. Nachdem er nun alles wusste schrie er sie an und sagte, er wolle sie nie wieder sehen. Ich war erst drei Jahre alt, als er uns beide so raus warf, ich hatte furchtbare Angst vor ihm.

Wir sind sofort zurück in unser eigenes Heim und haben dort auf meinen Vater gewartet, der zu dem Zeitpunkt geschäftlich im Ausland unterwegs war. Dann war der Tag da, an dem er endlich wieder kam." Ihre Stimme hörte sich nun seltsam gedämpft an und er spürte, wie sie all ihre Kraft brauchte, um weiter sprechen zu können. „Ich kann mich nur noch erinnern, wie Mama freudig die Tür öffnete und er erst sie umarmte und dann mich auf den Arm nahm und mich fest an sich drückte. Doch plötzlich wurde es um uns hell, ein gleißendes grünes Licht blendete mich, ich hörte Mutter schreien und spürte, wie die starken Arme meines Vaters erschlafften. Ich fiel mit ihm zu Boden." Tränen traten in ihre braunen Augen doch sie liefen ihr nicht übers Gesicht. Tom bewunderte sie für ihre Haltung, aber er wusste nicht recht, wie er darauf antworten sollte. Alles was ihm einfiel schien ihm sehr unpassend.

Sei froh, dass dein minderwertiger Vater starb, bevor er dich aus freien Stücken verlassen konnte, oder Dein Großvater hatte Recht, Zauberer sollten unter sich bleiben und jeglichen Kontakt mit Muggeln und Muggelstämmigen meiden. Er entschied sich für eine einfache Frage, deren Antwort eigentlich auf der Hand lag.

„Hat dein Großvater deinen Vater getötet?"

Sie schniefte einmal kurz und sagte mit einer Bitternis, die er von ihr nicht kannte: „Ja, er hat meinen Vater getötet, auch wenn es natürlich nie bewiesen wurde."

Tom wusste es zu schätzen, dass Elizabeth ihn an ihrer schlimmsten Erinnerung hatte teilhaben lassen und er erzählte ihr im Gegenzug auch ein paar von seinen Erlebnissen aus dem Waisenhaus, doch das Thema Väter sprach keiner von ihnen je wieder an und Tom wusste genau, dass selbst wenn sie ihn nach seinem Vater fragen würde, er ihr nicht die Wahrheit erzählen würde, zu groß war die Schande für ihn, auch wenn er wusste, dass es Elizabeth nichts ausmachen würde zu wissen, dass sein Vater ein Muggel war.

Über das Gespräch dachte er noch oft nach, die gesamte Geschichte in all ihrer Brutalität und ihrem Schrecken übte eine seltsame Faszination auf den Jungen aus. Er dachte in den nächsten Monaten oft über Hass, Rache und Leid nach, aber er erzählte nicht einmal Morpheus davon, der ja ohnehin nur noch für das Endspiel gegen Gryffindor trainierte. Wie hätte er wohl an Stelle des Großvaters reagiert, wenn ihm seine Tochter solche Schande gemacht hätte, oder an Stelle von Elizabeth, der ein geliebter Mensch genommen wurde ohne das der Täter dafür bestraft wurde. Hätte er so etwas auch hingenommen?

Und in seinem Geist tauchte beharrlich immer wieder eine Frage auf:

Könnte ich auch töten?

© Black Luna 01.12.04

Authors Note: es tut mir Leid, dass ich so lange nichts mehr geschrieben habe, aber die Schule fordert leider auch einen Teil meiner Zeit. Ich hoffe, das nächste Kapitel kommt schneller