„Gippel wird auch da sein." Yuna lächelte Rikku begeistert an, doch die hatte nichts als ein Rollen mit den Augen dafür übrig.
Gippel war nur wirklich der letzte den sie im Moment gebrauchen konnte. Sie war sich sicher, dass er immer noch in sie verknallt war und dass er sich keine Gelegenheit entgehen lassen würde, um sie so schamlos wie möglich anzugraben.
Möglichst unauffällig warf sie einen Blick hinüber zu Lulu. Natürlich verzog sie keine Miene... warum auch? Warum sollte sie auf einen Typen wie Gippel eifersüchtig sein? Warum sollte sie überhaupt eifersüchtig sein? Rikku holte tief Luft, langsam war es selbst für sie eine Spur zu viel dieser Gedanken.
„Komm schon, Rikku! Gib doch zu, dass du dich freust!"
„Ähm." Rikku räusperte sich.
Die angesengte Hose, der Ärger wegen dem Blitzballspieler... all diese Blicke... Lulu hatte ein bisschen Eifersucht verdient und Rikku war sich sicher, dass es Lulu stören würde, wenn sie so tat, als wenn sie sich auf Gippel freute... Sie war sich nicht sicher, was sie da so sicher machte, aber so war es.
„Klar, freue ich mich auf Gippel, keine Frage!" antwortete sie dann endlich etwas halbherzig,
Aber mit einem Lächeln, denn sie hatte bemerkt, dass Lulu geblinzelt hatte, als der Name Gippel ihre Zunge verlassen hatte. Wahrscheinlich war das alles was sie an Gefühlsregungen erwarten konnte.
Lulu riss sich zusammen und der Gedanke, dass dies schon wieder nötig war, machte sie schier wahnsinnig. Es hatte Jahre gedauert bis sie ihr Temperament unter Kontrolle gebracht hatte... für die Magie... und ein bisschen auch für Chapu. Und jetzt war sie drauf und dran wegen einem Augenaufschlag, wegen Rikkus Augenaufschlag, jegliche Contenance zu verlieren. Das erste Mal seit langem verspürte sie wieder den Wunsch für einen Moment alles einzufrieren und zu schreien, nur um für einen Augenblick inneren Frieden zu haben. Aber sie würde stärker sein, als diese verdammte Sehnsucht!
Yuna strahlte vor Begeisterung: „Ich wusste doch, dass zwischen euch noch was läuft."
„Vielleicht..."
Rikku bemerkte erschrocken, dass sie sich da in eine etwas ungünstige Situation gebracht hatte und nun den ganzen Abend Yunas Anspielungen ausgesetzt war.
Das ist selbst für mich zu viel! Es gibt Dinge, die will ich einfach nicht wissen! Schoss es Lulu durch den Kopf und sie setzte sich betont gelassen in Pose bevor sie sagte:
„Haben wir nichts wichtigeres zu tun?"
Ihr Stimme war noch etwas eisiger, als sie es beabsichtigt hatte, aber sie fand Zustimmung und das war erleichternd.
Wakka war aufgestanden und hatte genickt.
„Lulu hat Recht, Mann. Wir sollten uns auf den Weg nach Kilika machen."
Die Sonne stand tief über Kilika, als sie die C.S. Liki am Abend im Hafen anlegte. Es war noch immer sehr warm und die Palmen warfen lange, schmale Schatten auf den Sandstrand.
Brüderchen begrüßte seine kleine Schwester überschwänglich.
„Schwesterherz," er riss sie an sich und drückte sie kräftig, „komm an meine Brust! Alles klar?"
Rikku nickte und versuchte sich breit grinsend aus seinen Armen zu befreien.
"Du bringst mich um, Brüderchen!"
Er lachte laut und ließ sie so abrupt los, dass sie zurück stolperte.
„Und so viele schöne Frauen hast du mitgebracht!"
Mit einer schwungvollen Drehung hatte er sich Yuna zugewandt, die verlegen zu Boden blickte, als er ihr zuzwinkerte. Es war ein offenes Geheimnis, dass Brüderchen ein kleines Faible für sie hatte und er ließ keine Gelegenheit aus, um sie alle daran zu erinnern.
Rikku boxte ihn in die Seite.
„Hör auf! Sag uns lieber, was du für Neuigkeiten hast!"
„Neuigkeiten? Jetzt wird erst mal gefeiert. Die Neuigkeiten laufen nicht weg, heute Abend könnt ihr ohnehin nichts mehr machen."
Ohne ein weiteres Wort machte er kehrt und lief den Strand hinauf.
„Aber... Brüderchen..." stammelte Rikku, doch er war bereits außer Hörweite.
Feiern? Lulu wusste sofort, dass das nur der Anfang vieler Komplikationen und Verzögerungen war. Verzögerungen, die sich nicht brauchen konnten. Es war nicht ganz in ihrem Sinne wieder wochenlang doch Spira zu reisen, zu mal sie im Moment noch nicht einmal wusste, wohin es führen würde. Und eine ganz leise Stimme in ihrem Hinterkopf flüsterte, dass es alles andere als gut war, wenn sie noch mehr Zeit mit Rikku verbrachte. Das erste Mal seit sehr langer Zeit war sie sich nicht mehr sicher wie lange sie ihre Gefühle unter Kontrolle hatte. Welche Gefühle? Verdammt... Lulu, sie fluchte leise in sich hinein, tu dir das nicht an!
Die Stufen hoch zum Tempel waren gesäumt von Fackeln und man konnte bereits am Fuß des Berges die Musik hören.
Rikku wurde bereits unruhig. Wie lange hatte sie keine echte Al-Bhed Party miterlebt? Es musste Monate her sein. Es gab nichts ausschweifenderes, nichts extremeres als eine Feier... organisiert von Brüderchen. Vor ihr würde heute kein Altar sicher sein, sie würde mit jedem und auf allem Tanzen... nur um mal für ein paar Stunden vergessen. Nur mit Lulu... mit Lulu würde sie sicher nicht tanzen. Sie grinste. Naja... es war ja nicht so, als wenn sie sich nicht ein bisschen ihrer Qualitäten bewusst wäre. Wenn sie mit ihr tanzen würde... Moment... konnte Lulu überhaupt? Na... wie auch immer... wenn sie denn würde, dann... Oh, bei Yevon! Lulu würde mitten im Tempel über... Moment... oh, Rikku!
„Mist!" Sie murmelte in sich hinein. „Genau das hatte ich verhindern wollen! Je mehr ich weiß, dass sie mich nicht will... desto mehr verfalle ich ihr... wunderbar... ganz wunderbar..."
Das ganz Dorf war auf den Beinen und begrüßte die kleine Gruppe mit ohrenbetäubendem Jubel, nachdem die Musik für einen Augenblick verstummt war.
„So, hier sind eure Helden! Jetzt feiert sie! Kumpelchen! Musik!"
Er drehte sich zu den anderen und grinste bereit: „Willkommen im Tempel der Sünden! Lasst es krachen! Yevon würde es so wollen."
Mit schallendem Gelächtern ging er davon und verschwand in der Menge.
Rikku hatte bemerkt, dass die anderen noch etwas zurückhaltend waren. Aber das hier... würde sie sich nicht verderben lassen! Sicher nicht! Sie zupfte an Yunas Rock.
„Hey! Komm schon! Lass uns tanzen!"
Yuna warf ihr einen skeptischen Blick zu und zögerte, denn so hatte sie sich den Beginn ihrer Reise nicht vorgestellt. Es gab doch keinen Grund zu feiern... Tidus! Vielleicht lebte er. Sie mussten ihn suchen und nicht hier im Tempel feiern, das erschien ihr einfach nicht richtig. Doch Rikku war hartnäckig und ihr Lächeln, wie immer, das charmanteste Betteln, das sie sich vorstellen konnte. Sie blickte schon etwas weniger verunsichernd um sich, sah einen grinsenden Wakka... der dann zustimmend nickte und ihre Hand nahm.
„Rikku hat Recht, es kann nicht schaden."
Rikku griff nach Yunas anderer Hand und sie verschwanden gemeinsam in der Menge.
Lulu sah ihnen nach. Halb sehnsüchtig, was sie nie zugegeben hätte, und halb verärgert, was sie ganz sicher noch einmal irgendwann erwähnen würde. Wie konnten sie nur? Nicht nur, dass es pietätlos war in einem Tempel so zu tanzen... sondern auch, weil sie ihre Reise in Verzug brachten... und Lulu durcheinander... Sie schloss die Augen. Sie würde nach diesem Anblick nie wieder ruhig schlafen können. Welcher Anblick? Rikku... im knappen Al-Bhed Outfit, ihre Hüften im Takt wiegend... völlig im Rhythmus der Musik verloren... Lulu spürte, dass ihr die Kontrolle entglitt und sich ein Gedanke unaufhaltsam in ihrem Kopf ausbreitete, immer klarer wurde... wenn sie doch jetzt nur an Yunas Stelle wäre...
Plötzlich spürte sie jemanden neben sich. Sie drehte sich zur Seite... und musste schwer schlucken. Paine! Wie lange hatte sie Paine nicht gesehen?
Ihre Blicke trafen sich. Für einen Augenblick war es wie damals und Lulu spürte, dass noch etwas von der Nähe da war, die sie damals verbunden hatte. Paines feuerrote Augen funkelten, aber sie verzog keine Miene. So wie sie es immer getan hatte, so wie es auch Lulu immer tat. Manchmal hatte Lulu geglaubt dies wäre ihre einzige Gemeinsamkeit gewesen.
„Ich hätte nicht gedacht dich jemals wieder zu sehen."
Es war einer der längsten Sätze, den Lulu Paine je hatte sprechen hören.
„Was tust du hier?"
Lulu spürte wie ihre innere Unruhe ungeahnte Höhen annahm. Doch Paine war nicht das Problem... mit Paine hatte sie abgeschlossen und Paine mit ihr... so viel stand fest. Es waren so viele Jahre vergangen. Rikku... was wenn Rikku sie sah?
„Ich helfe Brüderchen auf der Celsius."
„Du hast also deinen... offiziellen Auftrag abgebrochen..."
„Schon vor langer Zeit."
Sie wollten nicht sprechen, beide wussten das. Sie hatten nie viel gesprochen und auch nie Sehnsucht danach gehabt mehr zu sprechen. Vielleicht hatte es deshalb nicht funktioniert... sie waren sich zu ähnlich gewesen... und zu beschäftigt. Doch Lulu wusste eines: Paine war die einzige gewesen, bei der sie keine Angst um ihre Kontrolle haben musste... ob das gut gewesen war? Auch das stellte sie mittlerweile in Frage. Manchmal war es als würde sie sich selbst leugnen.
„Warum tanzt du nicht mit ihr?"
Die Frage traf Lulu an ihrem wundersten Punkt heute Abend. Konnte man es etwa sehen? Sie musterte Paine... nein, Paine hatte es gesehen, weil sie es wusste... sie kannten sich gut genug.
„Es ist offensichtlich." antwortete Paine auf eine Frage, die Lulu nicht einmal stellen musste.
„Sehr hübsch." Paine lächelte nicht, sondern begann Rikku zu beobachten.
Es war nicht mehr als Lust in Paines Augen, Lulu wusste das und sie konnte es verstehen. Paine würde nie ihren Gefühlen nach gehen, dass sie es dieses einmal... mit ihr... getan hatte... grenzte an ein Wunder. Trotzdem bemerkte sie, dass sich etwas Eifersucht in ihr regte.
„Wage es ja nicht..." flüsterte sie.
Jetzt erst lächelte Paine, es war ein schweres Lächeln... ein Lächeln, das selten zu Tage trat.
„Was dann? ... Ach, schon klar. Hadesmagie... du wirst mir mit Ultima so richtig Feuer unterm Hintern machen."
Sie blickte Lulu fest in die Augen. Sie sah dahinter noch immer das Feuer lodern. Manchmal hatte sie noch darüber nachgedacht, dass es eine Schande war, dass sie beide so schlecht mit ihren Gefühlen umgehen konnten. Es war nicht einmal eine Hilfe, dass sie beide um diesen Umstand wussten... wäre dem nicht so... es hätte eine explosive Beziehung werden können.
Lulu reagierte nicht, suchte nur verzweifelt nach ihrer Contenance. Sie würde sich nicht aus der Ruhe bringen lassen.
„Ich glaube, darauf lasse ich es ankommen."
Paine hatte noch nie aus Boshaftigkeit provoziert... es faszinierte sie einfach, die Gefühle anderer zu beobachten. Wenn sie nicht mehr Herr ihrer selbst waren, gab es ihr ein besonderes Gefühl von Überlegenheit.
Sie schritt auf Rikku zu, die sie bereits bemerkt hatte. Brüderchen hatte ihr bereits, begeistert wie immer natürlich, von seinem neuen Crewmitglied erzählt. Allerdings musste sie nach seinen Berichten ebenso verbohrt sein wie Lulu... da passte es nicht ganz, dass sie nun sehr zielstrebig auf sie zu kam. Nach ihren Händen griff... sie an sich heran zog... Rikku grinste. Meine Herren, die geht aber ran! Das fehlt mir heute Abend noch! Oder auch nicht...
Paines Hände legten sich an Rikkus Hüften und sie zwang ihr ihren Rhythmus auf... ein Rhythmus der Rikku gefiel... langsam schob sie ein Bein zwischen Rikkus um den Abstand noch ein bisschen zu verringern... die endgültige Nähe herzustellen... Rikku hatte ernsthafte Schwierigkeiten sich nicht in Paines Armen zu verlieren... doch dann schoss es eiskalt durch ihren Kopf. Lulu! Ihr Herz schlug schneller... und sie blickte zur Seite... in Lulus Richtung.
Sie hätte es nicht gedacht... sie hätte es nie vermutet... doch was sie da sah... Lulu beobachtete sie und kochte vor Wut... Sie konnte es sehen... Es war offensichtlich. Aber warum? War das etwa Eifersucht? Aber wenn es Eifersucht war, dann hieß das... Sie konnte das nicht. Paine hätte nicht mehr viel Überzeugungsarbeit leisten müssen, ihre Nähe war Argument genug... Ihre Wärme und ihre Hände, die plötzlich überall waren... das war nicht richtig... gar nicht richtig!
Lulu kämpfte mit sich. Ohne, dass sie es bemerkt hätte, hatte sich ein kleiner Feuerball in ihrer Hand gebildet. Er zitterte, war ein wenig instabil, aber er war da... und er war eigentlich nicht mehr als ein kleiner, magischer Trick mit dem sie versuchte ihre Emotionen zu kanalisieren. Mehr nicht. Sie konnte sich das nicht länger ansehen.
Doch gerade als sie sich umdrehte und mit fast trotziger Ruhe die Treppen hinunter zum Dorf stürmte, wand sich Rikku aus Paines Umarmung.
„Ich kann das nicht, tut mir Leid."
Paine nickte mit ihrem üblichen fast starren Gesichtsausdruck. Sie verstand es, denn sie konnte es auch nicht. Sie hatte sich dazu gezwungen und sie bereute es bereits.
„Das ist in Ordnung. Es war trotzdem schön."
Rikku lächelte. Etwas sagte ihr, dass sie so etwas von Paine nicht oft hören würde.
„Danke."
„Nein, ich danke... für den Tanz."
Es blieb für eine ganze Weile das letzte Lächeln, dass Rikku auf Paines Gesicht sehen sollte.
Lulu war außer sich, aber mit jedem Schritt in Richtung Dorf beruhigte sie sich. Es war einfach falsch. Es war falsch die Beherrschung zu verlieren und es war falsch... das musste mal einfach so direkt gesagt werden... es war falsch Rikku zu begehren. Rikku war weder Fisch noch Fleisch... sie wusste doch selbst nicht was sie wollte. Und dass sie mit Paine so getanzt hatte... führte Lulu schlicht und ergreifend auf ihre flatterhafte Neugier zurück. Früher, wenn Rikku einen guten Tag hatte, dann hatte sie aus lauter Spaß an der Freude sogar versucht mit Khimari zu flirten... erfolgslos natürlich, aber Erfolg hatte Rikku sich da sicher auch nicht erhofft. Oh, Lulu! Warum gerade sie?
Rikku lief Lulu hinterher. Sie wusste selbst nicht genau warum. Mit Sicherheit nicht, um ihr alles zu erklären... was dann notwendigerweise in einer furchtbaren Liebeserklärung enden würde, was Rikku am wenigsten wollte... Ganz toll! Super gemacht! Rikku schüttelte den Kopf. Heute morgen, fand ich sie nur toll... vielleicht hätte ich mal... na ja... so für eine Nacht... mehr würde ich mit ihr wahrscheinlich eh nicht aushalten... sie würde mich ständig gegen die Wand reden... und jetzt!? Jetzt spreche ich schon von Liebe.
Es tiefes Grollen ließ die Erde unter Lulus Füßen erzittern. Sie erstarrte in ihren Schritten und drehte sich um. Hinter ihr erschien ein riesiger Adaman Taimai zwischen den Bäumen. Sein Panzer mit den gigantischen Schuppen glitzerte im Mondlicht und sein tiefes Grollen ließ Lulu das erst mal seit Monaten wieder das Wort Furcht denken. Sie konnte viel, aber allein gegen einen Adaman Taimai... das würde entweder ein langer Kampf... oder ein aussichtsloser. Protes würde ihr erst mal Zeit verschaffen... dann musste sie zusehen, dass sie genug Kraft für Ultima hatte... was nicht unbedingt leicht war, so aufgewühlt wie sie im Moment war. Mit durchschnittlicher Hadesmagie war diesem Panzer nicht beizukommen. Sie sah wie der Adaman Taimai das erste Mal zum Schlag ausholte, er war langsam, aber wenn sie viel Pech hatte, dann waren seine Treffer verheerend. Für einen Moment dachte sie darüber nach, ob sie jemand finden würde und ob man sie schnell genug finden würde, um sie noch wiederbeleben zu können.
Der Schutzwall hielt, doch der Schlag mit dem Schwanz traf Lulu trotzdem hart. Er unterbrach ihre Konzentrationsphase und zwang sie in die Knie.
Plötzlich hörte sie eine Stimme.
Rikku hatte bereits von weitem das Grollen des Adaman Taimai gehört und hatte in Panik nach Lulu geschrieen. Da sie keine Antwort bekommen hatte, hatte bereits das schlimmste befürchtet. Als sie Lulu am Boden knien sah, übernahm ihre Wut die Kontrolle. Sie sprang vom letzten Treppenabsatz in den Wald hinein, hangelte sich an dem spitzen Schwanz hoch, krabbelte den Rücken des gigantischen Monsters hoch und als sie oben auf dem Panzer stand, schrie sie:
„Du verdammtes Mistvieh!"
Und schlug zu. Der Panzer brach unter der Wucht des Schlages ihrer Gotteshand ein Stück auf. Das Grollen unter ihr wurde lauter und der Adaman Taimai wand sich unter ihr, so dass sie Schwierigkeiten hatte das Gleichgewicht zu halten. Es gelang ihr und jede Erschütterung feuerte ihre Wut nur an, wie besessen schlug sie auf das Monster ein... immer im Hinterkopf was es Lulu hätte antun können.
Lulu hatte sich aufgerichtet und beobachtete besorgt, was sich auf dem Rücken des Adaman Taimai zutrug. Knochen und Panzersplitter flogen durch die Luft... Rikku war wie wahnsinnig. Doch das Monster war nicht klein zu kriegen... immer wieder holte es zum Schlag aus. Lulu verließ sich auf ihre Reflexe... es gelang ihr... oft, nicht immer, aber oft... zwischen den Angriffen gelang es ihr Rikku mit einem Schutzzauber zu belegen. Sie schien sich gar nicht zu beruhigen. Sie kämpfte ohne Taktik... ohne Kopf... nur mit Herz... und Lulu erinnerte sich nicht gern daran, dass das schon oft schief gegangen war.
Auch die anderen hatte oben im Tempel die Geräusche des Kampfes gehört, aber vor allem hatte sie das Beben der Erde erschreckt. Wakka und Yuna war die Stufen zum Dorf hinunter gestürtzt, um Lulu und Rikku zur Hilfe zu eilen. Sie griffen sofort in den Kampf ein, doch Rikku hatte bereits einen großen Teil der Arbeit erledigt. Der Panzer war schwer beschädigt und mit ein paar gezielten Treffern von Wakka war das Monster schnell kampfunfähig.
Es sank in sich zusammen. Es wurde still.
„Hier stimmt etwas nicht!" rief Lulu Wakka und Yuna zu, während sie zu ihnen ging.
„Alles ok, Lulu?" Wakka konnte seine Besorgnis nicht verbergen.
„Adaman Taimais gehören nicht auf diese Insel... hier stimmt etwas nicht."
Yuna nickte.
„Ja, wir sollten auf die Celsius gehen und uns endlich anhören, was Brüderchen zu berichten hat, vielleicht hängen die Dinge zusammen."
Nur Lulu bemerkte, dass Rikku erschöpft oben auf dem Panzer des Adaman Taimai liegen geblieben war und schwer atmend in den Himmel starrte.
Oben auf der Celsius hatten alle Schwierigkeiten zur Ruhe zu kommen. Sogar Lulu ging ruhelos auf der Brücke auf und ab. Brüderchens Neuigkeiten waren verstörend.
„Warum hast du uns das nicht eher gesagt?" Yuna war ein wenig sauer.
„Ich hätte nicht gedacht, dass es auf Kilika auch passiert."
„Ey Mann, wenn auf fast allen Inseln Spiras solche Monster aufgetaucht sind, warum dann nicht auch auf Kilika? Das begreif ja sogar ich."
Brüderchen zuckte eingeschüchtert mit den Schultern. Er gab ja zu, dass er unüberlegt gehandelt hatte... aber er hatte sich so auf seine Schwester und auf die Feier gefreut... außerdem ging es ja um den Späroiden und nicht um die Monster...
„Was machen wir jetzt?" fragte er vorsichtig.
„Nach Luca natürlich! Ich muss wissen, ob der Sphäroid, der dort sein soll mit Tidus zu tun hat." Yuna war es unbegreiflich wie abwesend Brüderchen heute war.
„Ich hab aber keine näheren Informationen darüber... Kumpelchen auch nicht... nur das was ich euch eben erzählt habe... ihr werdet die Stadt auf den Kopf stellen müssen."
„Das ist mir egal. Los! Machen wir uns auf den Weg!"
Brüderchen salutierte und hoffte inständig, dass Yuna nicht allzu nachtragend war.
Lulu war dem Gespräch kaum gefolgt. Etwas stimmte mit Rikku nicht! Sie hatte sich nicht heilen lassen und ist sofort in ihrer Kabine verschwunden. Paine, die sie auf die Celsius begleitet hatte, hatte sie keines Blickes gewürdigt... aber Paine schien das nicht weiter zu stören. Sie kümmerte sich zusammen mit Kumpelchen um die Koordinaten des Sphäroiden.
„Ich sehe nach Rikku." sagte sie, und es war ihr egal, dass es niemand zu hören schien.
Als sie die unverschlossene Kabine betrat, lag Rikku auf ihrem Bett, die Augen geschlossen. Ihr Körper war übersäht von kleinen Schnitt- und Kratzwunden, die wohl von den Splittern des Panzers des Adaman Taimai kamen. Sie hatte sich nicht einmal selbst geheilt. Es schien als schliefe sie. So schön... so wunderschön... und vor allem so friedlich... Lulu verkniff sich ein Lächeln. Solche unpassenden Gefühle würde sie tunlichst unterdrücken, so viel stand fest. Sie hob ihre Hand über Rikku und setzte zu einem Heilzauber an.
„Wag es ja nicht!" Rikkus Stimme war etwas heiser.
Sie hatte Lulu bemerkt ohne dazu die Augen öffnen zu müssen. Sie spürte Lulu. Immer und überall.
„Es geht so nicht. Du bist verletzt."
„Nur Kratzer."
„Nein, ich..." Sie hob erneut die Hand.
„Lulu, lass es!" Nun öffnete sie die Augen und blickte zu Lulu hoch.
Aber ich kann dich so nicht sehen! Flüsterte eine sehr leise Stimme in Lulu, die sie gar nicht hören wollte.
Dann drehte sie sich um, um zu gehen. Offensichtlich ging es Rikku gut genug, um zickig zu sein, dann gab es keinen Grund zu bleiben. Keinesfalls! Lulu verließ sich auf ihre zurückgewonnene Kontrolle und schritt zur Kabinentür.
Doch auf halbem Weg: „Lulu! Bleib! ... Bitte!"
Lulu zögerte... lang, sehr lang... doch sie blieb... während die Celsius in Richtung Luca flog.
Am morgen würden sie da sein. Am morgen würde auch Lulu noch in Rikkus Kabine sitzen, sie würde sie geheilt haben, während sie schlief und Rikku würde sich nicht beschweren. Am morgen würde auch Yunas Wut verraucht sein, aber sie würde schlecht geschlafen haben... denn jeder ihrer Gedanken war bei Tidus.
TBC
