Tourniquet
Bakura Ryô saß kraftlos in sich zusammengesunken an die Balkontür gelehnt. Desinteressiert spielte er mit der scharfen Klinge seines Taschenmessers. Er war einst als Geschenk gedacht gewesen, doch er hatte keine Gelegenheit mehr gehabt es zu verschenken.
I tried to kill the pain, but only brought more!
Sein Kopf lehnte an der eisig kalten Fensterscheibe. Seine trüben Augen folgten gelangweilt der dünnen, roten Spur, die die Messerspitze auf seiner Haut hinterließ.
Es spürte diese Schmerzen nicht, er spürte gar nichts mehr. Nur diese verdammte Leere in sich. Diese verfluchte Leere, schwarz, kalt und schmerzend. Und diesen Stich durch sein ohnehin schon zersprungenes Herz, jedesmal, wenn Marik's letztes Lächeln vor seinem geistigen Auge aufblitzte. Er hätte jedes Mal auf's Neue in Tränen ausbrechen können, doch es gab längst keine einzige Träne mehr in ihm, die er hätte vergießen können.
So much more!
Ryô verstärkte den Druck der Klinge auf sein Handgelenk, zog die metallene Spitze langsam quer von links nach rechts.
I lie dying.
Er wollte sich nicht umbringen.
And I'm pouring ...
Er machte das aus Langeweile.
Crimson regret ...
Einfach so.
And betrayl.
Grade über der Mitte seines Handgelenks, hob Ryô die Klinge hoch. Mit blanken, emotionslosen Augen starrte er auf die rote Flüssigkeit, die langsam seinen Unterarm entlangkroch.
I'm dying ... praying ... bleeding and screaming.
Ryô seufzte schwer und leckte sein Blut auf. Es war warm und süß, doch Ryô schmeckte se schone lange nicht mehr.
Am I too lost to be saved? Am I too lost?
„Marik ...", hauchte Ryô über seine ausgedörrten, aufgerissen Lippen, als er erneut die vielen wunderbaren Bilder seiner Liebe vor sich sah.
Sein Puls wurde schneller und aus dem Schlitz am linken Handgelenk strömte ein neuer Schwall Blut
My God! My touniquet!
'Liebster! Ich will wieder bei dir sein!', rief sein Herz, voll Trauer und Sehnsucht, nach der Liebe seines Lebens, dem Sinn seines Lebens.
Return to me! Salvation! My God! My touniquet! Return to me! Salvation!
Ryô wollte nicht mehr leiden! Es genügte. Es reichte.
„GENUG!", schrie er in die Stille des Raumes und riss sich das Hemd vom Laib.
„Ich ... Warte! Gleich bin ich bei dir!"
Do remember me?
Ryô stand auf und ging auf einen Bilderrahmen zu.
Lost for so long!
Er hob das Photo, welches Marik zeigte, zärtlich zu sich hoch und küsste es sanft.
Will you be on the other side?
Ryô rieb sich die Augen. Sie brannten fürchterlich.
Or will you forget me?
Er holte das Bild aus seiner Rahmung, drückte es verzweifelt an seine Brust. Direkt über sein langsam pochendes Herz. Sein Blut verteilte sich über Kleidung und Photo. Ihm wurde schwindelig.
I'm dying ... praying ... bleeding and screaming.
Ryô strauchelte, taumelte und fiel zu Boden.
Am I too lost to be saved? Am I too lost?
Ryô's Sichtfeld wurde schwarz.
My God! My touniquet! Return to me! Salvation! My God! My touniquet! Return to me! Salvation!
In seinem Traum herrschte einsame Kälte. Er lief und lief; auf einem Grabstein zu. Doch seine Schritte wurden langsamer bis er gänzlich stehenblieb. Er fiel in einer Blutlache auf die Knie; seine Blutlache. Sein Handgelenk blutete so stark wie nie zuvor. Mit hoffnungslosen Blick streckte Ryô seine linke Hand nach dem Grab aus.
'Ich will doch nur endlich wieder bei dir sein! Auch, wenn ich dafür ... '
Er erreichte es nicht. Eine letzte, einsame Träne lief über Ryô's hohle Wange. Er erreichte es.
My wounds cry for the grave! My soul cries for deliverance! Will I be denied? Christ! Touniquet!
My Suicide ...
