UNTITLED UNTIL FINISHED Prolog

Es ist traurig... nicht wahr? Gebrochene Versprechen, misshandeltes Vertrauen. Ich rede viel, jedoch ohne Inhalt. Ich erforsche mich selbst und verstecke im gleichen Atemzug meine Gefühle vor mir selbst. Die Menschen, meine Familie und meine Freunde halten mich für naiv, trottelig, makaber und ein wenig Tollkühn, aber das ist nur meine selbstgeschaffene Maske – eine Fassade entsprungen aus der Quelle der Angst.

Angst wovor? Vor der Wahrheit? Vor Verlust? Vor Einsamkeit? Vor Enttäuschung? Vielleicht vor all diesen Dingen und doch vor nichts. Meine Angst ist unbegründet, da ich nicht die Wahrheit sage, sondern lüge, ich nicht verloren habe, sondern fallen gelassen habe, ich nicht allein gelassen wurde, sondern geflohen bin und ich nicht enttäuscht wurde, sondern absichtlich enttäuscht habe. Und wozu? Gebracht hat es mir nur die Bestätigung meiner Befürchtungen, die vielleicht niemals Wahrheit geworden wären.

Sobald mir jemand zu Nahe kommt und meine oberflächige Offenheit zu durchbrechen droht, entweiche ich vor dieser Intimität.

Habe ich jetzt die Wahrheit ausgesprochen? Traurigerweise weiß ich noch nicht einmal das. Oder war es nur ein weiterer Selbstbetrug? Ich bin so ungefestigt, so instabil in meiner scheinbaren Stabilität. Ich habe immer eine Scheinwelt errichtet, die meine positiven Seiten ins Licht rückt und fiktiv einige hinzufügt und meine negativen Eigenschaften so gut wie möglich in den Schatten der Nebensächlichkeit versteckt.

All das klingt wie eine Entschuldigung, ein Betteln nach Mitleid für das arme Wesen. Ist das so? Ja, vielleicht... vielleicht. Erst aale ich mich im Licht meiner Scheinwelt und wenn sie, wie immer, irgendwann einstürzt, dann bade ich im gewonnenem Mitleid. Ich nutze die Menschen aus. Purer Egoismus, der sich als Menschlichkeit präsentiert.

Ich frage ohne nach Antworten zu suchen. Breche zusammen ohne wieder aufzustehen.

Kann so ein Mensch wie ich überhaupt lieben? Bilde ich mir nur ein, diese wundervollen braunen Augen zu lieben. Dieses aufopferungsvolle Lächeln zu bewundern. Die niedliche Scham als süß zu empfinden? Ich weiß es nicht, doch bin ich mir sicher vor Hass innerlich zu verbrennen, sobald ich mir auch nur vorstelle wie fremde Lippen diese Lippen voller Unschuld besudeln. Anstatt meine Gefühle offen zu gestehen verpacke ich sie in Neckereien und Beleidigungen aus Angst die schwache Nähe des Geliebten vollkommen zu verlieren.

Doch wem soll ich mein tiefstes Leiden klagen ohne auf meinen Schutz zu verzichten!? Muss ich wirklich in die dunkle Leere springen um Erfüllung zu erfahren!? Ich will doch nur glücklich sein und Frieden genießen. Wer will das nicht? Warum ist das nur so schwer zu erlangen? Warum? Warum verdammt noch mal!?

Oder... oder ist es gar nicht so schlimm? Ist die gesellschaftliche Demütigung leicht zu ertragen? Klar ist sie das, wenn man geliebt wird, zumindest von Einzelnen, aber ist sie auch zu ertagen wenn man allein ist... vollkommen allein? Bin ich vollkommen allein? Natürlich im Moment nicht, aber... aber wenn es hart auf hart kommt, habe ich dann noch jemanden?

Niemand kann mir vertrauen, wie soll ich da erwarten, dass ich anderen Menschen vertrauen kann!?

Ich bin nur eine Last, die getragen wird, obwohl sie keiner braucht. Das ist alles. Ich habe keinen Nutzen. Ich bin böse, trotz meines lieben Blickes.

Dennoch ganz, ganz tief in mir ist diese unschuldige Hoffnung. Die Hoffnung auf diesen einen Tag. Den einen einzelnen Tag – an dem ich glücklich sein werde.