6. Spooner / Gideon


Spooner Cruz


Es gab Gründe dafür warum Spooner der Regierung und all den Organisationen, die für sie arbeiteten, sei es offiziell oder inoffiziell, nie vertraut hatte. Und einer davon war, dass die zwar behaupten mochten, dass sie das Allgemeinwohl im Sinn hatten, das aber offensichtlich nicht den Tatsachen entsprach. In Wahrheit hatten sie immer nur ihr eigenes Wohl im Sinn.

Genau wie diese Leute hier, die vorgeben mochten für die Zeit zu arbeiten (was immer das heißen sollte), in Wahrheit aber eindeutig andere Prioritäten hatten.

Seit sie öffentlich zugegeben hatte das Opfer einer Alien-Entführung gewesen zu sein und darüber gesprochen hatte, dass sie Außerirdische hören konnte, war sie von der Öffentlichkeit wie ein Freak behandelt worden. Natürlich hatte ihr fast niemand geglaubt, und diejenigen, die ihr glaubten, nun die waren meistens Spinner. Sie hatte auf die harte Tour lernen müssen was passierte, wenn man offen und ehrlich zu dieser Welt war. Und hatte daraus gelernt sich selbst vor der Welt zu verstecken.

Erst als sie von den Legends rekrutiert worden war, hatte sie sich wieder gestatten können ihr wahres Ich zu zeigen. Und selbst das war nicht ungefährlich gewesen. John hatte sie betrogen, sie ausgenutzt, sie verhext, an ihrem Gedächtnis herumgespielt. Sie hatte ihre Mutter wiedergefunden, nur um sie wieder verlassen zu müssen. Die Legends hatten ihr Leben nicht einfacher gemacht, sondern komplizierter. Aber trotzdem hatte sie sich zum ersten Mal in ihrem erwachsenen Leben akzeptiert und verstanden gefühlt.

Sie hatte Verbindungen geknüpft, zu Ava, zu Astra, zu Gideon und zum Rest der Legends, und sich dabei nicht verstellen müssen, sondern nur sie selbst sein können. Sie hätte wissen müssen, dass es zu gut war um wahr zu sein. Dass es sich irgendwann rächen würde.

Von diesen Agenten verhaftet und befragt zu werden war diese Rache. Auf einmal war sie wieder der Freak, war wieder die Person, die von allen anderen misstrauisch beäugt wurde. Anstatt als Opfer sah man sie als Täter an, nur im Unterschied zu früher sagte man ihr dieses Mal zumindest wessen man sie verdächtigte. Aber das machte es in Wahrheit trotzdem nicht besser. Es war trotzdem so als wäre alles, was geschehen war, seit sie von den Legends rekrutiert worden war, ein Traum gewesen, aus dem sie mit einem Schlag wieder erwacht war. Und es war ein rüdes Erwachen; viel lieber hätte sie weitergeschlafen.

„Ich glaube, ich verstehe einfach nicht warum Sie nicht bei Ihrer Mutter geblieben sind", erklärte ihr die Anzugträgerin, die sie nun schon zum dritten oder vierten Mal befragte, gerade, „Ich meine, Sie wurden mit der Frau wiedervereint, die Sie dachten nie wieder zu sehen. Warum sind Sie nicht bei ihr geblieben, sondern sind mit den Legends losgezogen um zurück in eine Zeit zu gelangen, in die Sie in Wahrheit gar nicht gehören?"

Spooner zuckte die Schultern. „Die Legends sind mein Team, meine andere Familie. Ich wollte sie nicht im Stich lassen", erwiderte sie, „Und außerdem mag ich vielleicht nicht ins 21. Jahrhundert gehören, aber es ist die Zeit, in der ich aufgewachsen bin. Es ist das einzige Leben, an das ich mich bewusst erinnern kann. Und ja, ich wollte gerne die nächste Staffel von Survivor sehen."

Sie legte eine kurze Pause ein, bevor sie fortfuhr: „Aber ich schätze, ich dachte immer, dass ich meine Mutter wiedersehen kann, so oft ich will, sobald wir wieder einen Zeitkurier oder ein Zeitschiff in unserem Besitz haben. Ich wusste ja nicht, dass mit meinen Freunden zu gehen und ihnen dabei zu helfen zurück nach Hause zu kommen dazu führen würde, dass ich hier lande und meine Mutter nie wieder sehen kann." Sie machte eine ausladende Geste durch den Raum. „Wie hätte ich das auch ahnen können? Es ist ja nicht so, dass ihr uns zuvor irgendwie auf eure Existenz aufmerksam gemacht hättet."

„Sie fanden die Idee einfach so nach Gutdünken durch die Zeiten zu reisen also ganz normal? Nichts daran ist Ihnen jemals irgendwie merkwürdig vorgekommen?", wollte die Frau im Anzug von ihr wissen.

„Die Legends tun das, seit ich sie kenne", erwiderte Spooner, „Und wir beschützen die Zeitlinie, wir schaden ihr nicht. Wir haben all diese Aliens, die die Vergangenheit und die Zukunft durcheinander gebracht haben, aufgehalten. Und an allen, was danach passiert ist, waren die andere Gideon und ihre Roboter schuld. Wir wollten einfach nur nach Hause."

„Trotzdem haben Sie die Vergangenheit durcheinander gebracht", meinte die Anzugträgerin.

„Das waren Unfälle. Und die meisten davon wurden von der anderen Gideon in Ordnung gebracht. Und wären nie passiert, wenn sie unsere Waverider nicht zerstört hätte."

Spooner hob die Hände um eine Antwort darauf zu unterbinden, da sie noch nicht fertig war. „Hören Sie, ich weiß schon: Wir wirken nicht gerade wie ein Elite-Team, das weiß, was es tut, aber wir haben den Job gemacht, den kein anderer erledigt hat. Und wir haben ihn so gut gemacht, wie es uns möglich war. Ist immer alles glatt gelaufen? Nein. Aber jeder kann Fehler machen. Und Fehler sind nicht gleich zu setzen mit mutwilligen Verbrechen."

Die Anzugträgerin starrte sie nur wenig glücklich über diese joviale Antwort an, während Spooners Blick auf die Tasse Tee fiel, die neben ihr stand. „Steht dieser Tee schon lange da? Wann wurde er gebracht? Mir ist gar nicht aufgefallen, dass er herein gebracht wurde", merkte sie verwirrt an.

„Vergessen Sie den Tee."

Aber aus irgendwelchen Gründen war das keine Aufforderung, der einfach Folge zu leisten war. Spooner starrte die Teetasse an und konnte sich selbst ihre plötzliche Faszination davon nicht erklären. Vielleicht weil ich schwören könnte, dass sie eben noch nicht da war…

„Miss Cruz! Sehen Sie mich an!" Jemand schnippte vor ihren Augen, und sie riss sich verwirrt vom Anblick der Teetasse los.

„Miss Cruz, Sie verhalten sich so, als hätten Sie einfach nur eine Packung Kaugummi in einem Tankstellen-Shop gestohlen!", warf ihr die Anzugträgerin vor, „Dabei sprechen wir aber von ernstzunehmenden Zeitverbrechen! Von dem Mangel an Respekt gegenüber der Zeit, davon die Zeitlinie nach Gutdünken umzuschreiben. Wissen Sie wer so etwas tut? Verrückte und Schurken, die tun so etwas. Bishop wollte das tun. Bishop, mit dem Sie sich verbündet haben, trotz allem, was er getan hat!"

„Genau genommen haben wir uns mit ihm verbündet, bevor er das alles getan hat", stellte Spooner diese Behauptung richtig, „Oder mit einer Version von ihm, die das alles nie getan hat und stattdessen andere Dinge getan hat. Aber für die meisten davon war die andere Gideon verantwortlich. Es war nicht seine Schuld, er wurde in die Irre geführt, und hat uns falsch eingeschätzt. Was verständlich ist, nehme ich an. Und auch Sie schätzen uns falsch ein. Wir sind keine Schurken und mit Sicherheit nicht verrückt. Alles, was wir getan haben, war notwendig, weil die andere Gideon versucht hat uns umzubringen - wir haben uns nur verteidigt. Sie ist diejenige, denen ihr Vorwürfe machen solltet. Das Recht sich zu verteidigen ist ein Grundrecht, oder etwa nicht?"

„Ihre Einstellung zu all dem ist wirklich nicht hilfreich, Miss Cruz", lautete Antwort, „Zu behaupten, dass man nicht schuld an etwas ist, das wegen seiner Taten passiert ist, bedeutet nur, dass man sich der Verantwortung entziehen will die Konsequenzen zu tragen…"

Spooners Blick irrte wieder zu der Teetasse hinüber.

„Miss Cruz!"

Spooner schreckte auf. „Was?"

„Hören Sie mir überhaupt zu?!", wollte die Anzugträgerin von ihr wissen.

„Es tut mir leid. Ich war … abgelenkt", gab Spooner zu, „Vielleicht bin ich einfach nur übermüdet." Immerhin hatte sie das Gefühl, dass sie ständig zu diesen Befragungen geschleppt wurde, ständig die gleichen Fragen beantworten musste, und von niemandem ernst genommen wurde. Und sie konnte sich auch nicht mehr daran erinnern wann sie zuletzt geschlafen hatte.

„Vielleicht sind Sie einfach nur ein verdammter Freak, der sich für etwas Besseres als alle andere hält", gab ihr Gegenüber zurück.

Spooner blinzelte. „Wie bitte?" Hatte sie sich eben verhört? Spielten ihre Sinne ihr schon Streiche?

„Sie haben doch schon immer gedacht, dass die Regeln der Allgemeinheit nicht für Sie gelten, oder nicht? Texanerin durch und durch. Die denken doch alle, dass sie besser sind als der Rest der Welt. Und Sie, Sie waren diejenige, die von den Aliens auserwählt wurde - das haben Sie sich Ihre ganze Kindheit über bis ins Erwachsenenalter hinein eingeredet. Sich als Opfer darzustellen war doch immer nur eine Ausrede um zu verschleiern, was Sie wirklich fühlen", meinte die Anzugträgerin hasserfüllt, „Und dann hat sich alles, was Sie heimlich immer gedacht haben, bestätigt. Es hat sich herausgestellt, dass Sie wirklich etwas Besonderes sind, dass Sie von den Aliens gerettet wurden. Niemand anderer, nur Sie. John Constantine hat der Brunnen von Imperium abgelehnt und sterben lassen, aber Sie, Sie hat er auserwählt. Sie hat er in die Zukunft geschleudert, damit Sie in Sicherheit sind. Sie, die immer behauptet haben Aliens zu hassen, sind in Wahrheit selbst zum Teil Alien. Und als ob das nicht schon schlimm genug wäre, sind Sie auch noch durch und durch falsch."

Die Anzugträgerin funkelte sie an, und rümpfte die Nase. „Sie haben Zari doch nicht wirklich geglaubt, als Sie Ihnen gesagt hat, dass es mehr Leute gibt, die sind wie Sie? Das hat sie doch nur gesagt, weil sie nett sein wollte. Keiner würde ein kaputtes Modell wie Sie haben wollen! Kein Wunder, dass es Ihnen nichts ausmacht nackt vor allen anderen herumzulaufen! Was das bei anderen auslöst wird es niemals bei Ihnen auslösen, einfach deswegen weil Sie nicht normal sind! Jeder begehrt irgendjemand anderen irgendwann einmal, aber Sie, Sie haben sich nur zu gerne einreden lassen, dass es nicht nur in Ordnung, sondern auch noch normal ist, ein Freak zu sein, der sich für niemanden interessiert", meinte sie.

„Das ist einfacher als sich untersuchen zu lassen", fuhr sie fort, „Etwas, dass Sie so oder so nie getan haben, denn man könnte ja feststellen was alles sonst noch mit Ihnen nicht stimmt, wenn das passieren würde. Und das konnten Sie nicht zulassen. Keiner sollte auf die Idee kommen Ihr Gehirn aufzuschneiden um herauszufinden wie alles dort oben wirklich funktioniert. Sara ist wenigstens ein Klon mit Alien-DNS, aber Gideon hat bei Ihnen nichts gefunden. Kein Chip, keine fremde DNS, rein gar nichts. Ihre Telepathie war immer unnatürlich, so wie alles andere an Ihnen auch."

„Die schießwütige irre Texanerin, die Gott als Ausrede benutzt um keinen Sex haben zu müssen, und die ihre Mutter deswegen verlassen hat, weil sie befürchtet, dass ihre Mutter ansonsten sie verlassen würde, wenn sie herausfinden würde wie falsch sie wirklich gepolt ist: Esperanza Spooner Cruz. Sie haben Ihr Trauma dazu benutzt um niemals erwachsen werden zu müssen, doch wie sich herausgestellt hat gibt es in Wahrheit überhaupt kein Trauma. Ihre Mutter geht es gut, und die Aliens waren Ihre Freunde. Was also genau ist jetzt Ihre Ausrede dafür, dass Sie niemals etwas aus sich gemacht haben und immer noch Jungfrau sind?"

Spooner starrte sie sprachlos an. „Warum sagen Sie all das zu mir?", wollte sie dann verwirrt wissen.

Die Anzugträgerin lehnte sich ihr entgegen und erklärte in vertraulichem Tonfall: „Weil Sie ein abstoßender Freak sind, und Ihnen das einmal dringend jemand sagen musste."

Spooners Blick irrte zu der Teetasse, die immer noch neben ihr stand.

„Nein", stellte sie fest, „Nein, irgendetwas stimmt hier nicht." Sie stand von ihrem Stuhl auf und stellte fest, dass sie sich kaum auf den Beinen halten konnte. Sie taumelte ein wenig und stützte sich auf der Tischplatte ab. „Nein", wiederholte sie.

Nein, nein, bitte nicht. Tut mit mir was ihr wollt, aber tut meinem Baby nichts! , schoss es ihr durch den Kopf.

„Sara?" Spooner blickte sich verwirrt um. Warum konnte sie auf einmal Sara in ihren Kopf hören?

„Was macht ihr mit uns?", stammelte Spooner verwirrt und streckte sich nach der Teetasse am Tisch aus um diese wütend vom Tisch zu fegen, doch ihre Hand ging durch die Tasse hindurch, als wäre sie gar nicht da. Was zum….

Und dann drehte sich die Welt auf einmal endgültig um sie herum, und ihre wurde schwarz vor Augen.


Gideon


„Ich übernehme die volle Verantwortung für das, was geschehen ist. Lassen Sie meine Crew gehen."

Rip hatte Gideons originale Programmierung verändert, sie lernfähig gemacht um ihr beizubringen die Legends zu schätzen zu wissen, doch mit dieser Tat hatte er vielmehr ausgelöst als nur das. Er hatte Gideon so dazu gebracht ihre Crew zu lieben, mehr zu werden als eine K.I., und schließlich und endlich selbst zu der Person zu werden, die sie heute war.

Sie war mehr als nur eine Zusammenstellung von Fakten und Algorithmen, sie war eine Persönlichkeit mit Wünschen und Träumen geworden, mit Phantasie und eigenen Gefühlen. Logik diktierte schon lange nicht mehr ihr Handeln, sie verließ sich auf ihr Bauchgefühl, das hatte sie schon lange bevor sie einen tatsächlichen Bauch erhalten hatte getan.

Seit sie zu Fleisch und Blut geworden war, hatte sie viel Neues erlebt. Sie konnte die Dinge nun spüren wie andere körperliche Wesen das taten, und das war zu Beginn überwältigend für sie gewesen. Inzwischen hatte sie sich daran gewöhnt und fand, dass diese neue Lebensform zu der sie geworden war, sie dazu in die Lage versetzte das Leben voller und wirklicher zu erleben als es der Fall gewesen war als sie noch in der Waverider existiert hatte. Deswegen war sie der anderen Gideon überlegen gewesen, weil sie viel mehr war als diese jemals hatte sein können, selbst mit Androiden-Körper war sie immer noch nur eine K.I. gewesen. Gideon jedoch war mehr als nur eine K.I., sie war ein echter Mensch.

Ein echter Mensch mit einer eigenen Meinung, einer eigenen Beziehung, und mit eigenen Prioritäten.

Zugleich war ihre ursprüngliche Programmierung aber immer noch in ihr. All ihr Wissen war immer noch in ihr, und all die Regeln, die ursprünglich in sie einprogrammiert worden waren, waren ebenfalls immer noch in ihr. Was der Grund dafür war, warum die andere Gideon damit einverstanden gewesen war sie als ihren Captain zu akzeptieren und gemeinsam mit ihr die Zeitlinie hatte bewachen wollen. Ihr logisches Verständnis war größer als das der meisten anderen Menschen, dessen war Gideon sich bewusst, aber letztlich hatten ihre Gefühle den Kampf gegen die Logik in ihr gewonnen. Was aber nicht bedeutete, dass sie nicht immer noch teilweise K.I. war.

Und als K.I. der Waverider hatte sie eine Direktive für sich selbst im Laufe der Jahre zu ihrer Obersten Direktive werden lassen, jene, die Rip ihr damals vor all den Jahren hatte beibringen wollen: Der Schutz ihrer Crew, der Schutz der Legends, stand für sie nun an oberster Stelle, er war wichtiger für sie geworden als der Schutz der Zeitlinie. Und er war definitiv wichtiger für sie als sich selbst zu schützen.

Sie würde gerne denken, dass es ihre menschliche Seite war, die zu dieser Entwicklung geführt hatte, aber sie wusste, dass es in Wahrheit von ihrer K.I.-Seite kam – es war ihr Pflichtbewusstsein, das sie dazu veranlasste Captain Lance und die anderen als wichtiger anzusehen als sich selbst, ihr einprogrammiertes Pflichtbewusstsein.

Deswegen war dies der erste Satz, den Gideon bei ihrer ersten Befragung von sich gab, und deswegen war das der Satz, den sie bei jeder weiteren Befragung immer wieder wiederholte.

Und sie meinte es auch durchaus ernst. Alles, was zuletzt geschehen war, war deswegen passiert, weil die andere Gideon beschlossen hatte die Legends als Gefahr für die Zeitlinie anzusehen. Ihre Aktionen waren es gewesen, die für all das Chaos gesorgt hatte, das die Legends bereinigt und ausgelöst hatten. Ihre Aktionen hatten dazu geführt, dass die Legends die Fixpunkte aufgesucht und manipuliert hatten. Und da die andere Gideon eine Kopie von ihr gewesen war, war alles im Endeffekt Gideons Schuld.

Also ja, sie war bereit alle Schuld auf sich zu nehmen, doch so einfach wollte man es ihr nicht machen.

„Wie heißt es so schön? Nicht Waffen töten Menschen, Menschen töten Menschen", wurde ihr erklärt, „Dich für die Zeitverbrechen der Legends verantwortlich zu machen wäre genauso als ob man Google Maps die Schuld an einen Verkehrsstau geben würde, oder die Existenz von Uran für die Hiroshima verantwortlich machen würde. Nein, entscheidungsfähige Menschen sind diejenigen, die für die Entscheidungen, die sie gefällt haben, verantwortlich sind. Nicht ihre Werkzeuge."

„Aber ich bin kein Werkzeug, ich war Captain der Waverider, Captain Gideon, ich habe die Zeitlinie bewacht, und letztlich bin ich es, die für die Rettung von Alun Thomas verantwortlich ist", hatte Gideon erwidert, „Und das ist doch das Zeitverbrechen, für das ihr uns verantwortlich macht. Zumindest wäre das die logische Annahme."

Immerhin war der Erste Weltkrieg immer noch ausgebrochen, das Attentat hatte stattgefunden, alles, was Sara getan hatte, war ausgelöscht worden, und Eobard Thawne war durch den Nate Heywood Androiden als Wächter des Fixpunkts ersetzt worden. Insofern konnte es nur um den anderen Fixpunkt gehen, den die Legends aufgesucht und verändert hatten. Zwar hatten sie ein Paradox vermieden und es so aussehen lassen, als ob Alun Thomas immer noch gestorben wäre, aber offenbar wurde das als Schummelei ausgelegt. Offenbar sahen diese Leute hier diese Tat genauso wie die andere Gideon sie gesehen hatte.

Doch niemand bestätigte ihre Annahme. „Du musst nicht wissen um welche Zeitverbrechen es hier geht", hatte man ihr gesagt, „Keiner sagt einer App warum ihr Benutzer verhaftet wurde."

Und so sehr Gideon danach auch betonte, dass sie mehr war als nur eine App, dass sie keine einfache Maschine war, keiner schien ihr zuzuhören.

Und obwohl man sie nicht als Person anzusehen schien, holte man sie trotzdem immer wieder zu neuen Befragungen. Für ihre Analysen der angeblichen Zeitverbrechen interessierte sich keiner, stattdessen befragte man sie nach dem Charakter der Legends und nach vollkommen nebensächlichen Dingen über lange zurückliegende Missionen. Man behandelte sie wie ein Computer Log-Buch, und niemals, niemals, ging man auf ihre Aussage ein, dass sie bereit war die Verantwortung für alles zu übernehmen, wenn man nur ihre Crew freilassen würde.

Und wenn Gideon nach Gary und den anderen Legends fragte, dann wurde sie ignoriert, erhielt einfach keine Antwort.

Warum sie überhaupt noch befragt wurde, war ihr ein Rätsel.

Dass sie nicht als Person anerkannt wurde, machte ihr zunächst nichts aus. Nicht jeder war weit genug entwickelt oder sensibel genug um zu begreifen, dass es Personen gab, die außerhalb des persönlichen Erfahrungshorizonts existierten. Das war nun einmal so, und sich das zu Herzen zu nehmen würde nichts bringen.

Doch je mehr Befragungen vergingen, je öfter sie ignoriert und nicht ernst genommen wurde, desto anstrengender wurde dieser ganze Ablauf der Befragungen für sie. Warum wurde sie immer noch aus ihrer Zelle gezerrt und hergebracht, wenn sich doch keiner für sie als Person interessierte? Diese Leute hier waren sowieso der Meinung, dass sie alles wussten, und kannten Details sämtlicher Missionen der Legends, in dieser und in bereits ausgelöschten Zeitlinien, sie brauchten keine Informationen von ihr. sSe fragten sie nur noch Dingen, die sie bereits wussten.

Und selbst Gideons Frustrationslevel war irgendwann erreicht. Wenn die dachten, dass sie sie mit Tee ruhig stellen konnten, dann irrten sie sich gewaltig!

„Was wollen Sie eigentlich von mir? Wenn Sie denken, dass ich nur eine K.I. bin, warum programmieren Sie mich dann nicht endlich um? Warum zerren Sie mich immer wieder hierher, stellen mir sinnlose Fragen, und ignorieren alles, was ich zu sagen habe, und erklären mir jedes Mal wieder aufs Neue, dass ich keine eigenständige Person bin?!", fuhr sie den Mann, der das Interview heute führte, erbost an, „Wissen Sie nicht wie das für mich ist?! Verstehen Sie nicht, dass Sie mich damit…."

Sie unterbrach sich, als ihr bewusst wurde, was sie gerade hatte sagen wollen. Foltern. Ich wollte sagen, dass sie mich damit foltern.

Und genau so war es auch. Wenn diese Leute hier wirklich der Meinung wären, dass Gideon keine Person war, wenn sie sie wirklich nur für eine einfache K.I. in einem menschlichen Körper halten würden, dann würden sie sie nicht foltern, denn das würde ihnen überhaupt nichts bringen. Aber da sie sie folterten, konnten sie gar nicht dieser Meinung sein, und das bedeutete….

Gideon war noch damit beschäftigt diesen Gedanken zu Ende zu denken, als sie es hörte. Jemand schrie, besser gesagt jemand brüllte. Es hörte sich an wie Astra Logue, und sie brüllte Spooner Cruz' Namen.

Gideon runzelte besorgt die Stirn, und sagte dann etwas, das sie bisher noch nicht gesagt hatte: „Wenn Sie meiner Crew etwas antun sollten, dann werden Sie das bereuen." "Und auch jedes Wort davon meinte sie vollkommen ernst.


A/N: Ja, langsam aber sicher gibt es in dieser Fic auch mehr Plot und weniger Psychoanalyse.

Aber mit der ist es auch noch nicht ganz vorbei, und das nächste Mal ist Gwyn an der Reihe!

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