Ein Wort vorweg:

Sämtliche bekannte Namen von Personen und Orten, sind geistiges Eigentum von Joanne K. Rowling.
Ich hab lediglich die Rechte an meinen Interpretationen und bitte auch, diese so zu behandeln.

Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen und fragt mich bei Unklarheiten ;o)


Kapitel 1

Wie jede Nacht wachte Harry aus einem scheinbar traumlosen Schlaf auf. Er fühlte, dass sein Kopfkissen wieder feucht war, feucht von den Tränen, die er jede Nacht in seinen Träumen vergoss. Er war froh, dass er diesen Traum nur ein einziges Mal bewusst miterlebt hatte. Aber dennoch fühlte er, dass er jede verdammte Nacht von ihm heimgesucht wurde.
Starr blickte er an die Decke. Er nahm nur verschwommen die Scheinwerfer der vorbeifahrenden Autos wahr, was nicht an seiner Sehschwäche lag, sondern am Tränenfilm, der seine Augen benetzte.
Durch das offene Fenster wehte ein kalter Wind, sodass sich Harry die Decke bis ans Kinn zog. Fröstelnd verfiel er in einen Tagtraum, wenn man es überhaupt so nennen konnte, da es erst gegen halb 4 Uhr morgens war.

Wieder fand er sich in dem Raum des Todes, dort wo Sirius für immer von ihm gegangen sein soll. Er fühlte abermals die Leere in seinem Körper. Flüche und Kampfgeschrei umflogen seine Gedanken. Sirius war weg und es war seine Schuld. Sein Lebensmut war mit Sirius gestorben, er war mit Sirius gestorben.
Sie waren in der Empfangshalle an dem Brunnen der Bruderschaft, Dumbledore war dabei und bot Voldemort einen erbitterten Kampf. Er verteidigte Harry bis aufs Messer, aber er konnte es nicht schaffen, es nicht verhindern, dass Voldemort ihm das Lebenslicht auslöschte.
Er sah sich selbst an seinem eigenen Grab, hunderte von Zauberern scharten sich darum, aufgelöst in Tränen, Angst in den Augen.
Harry hatte versagt. Er hatte das ewige Duell gegen Voldemort kampflos verloren, sich einfach hingegeben in seiner Trauer um Sirius und dem Dunklen Lord so die gesamte Zauberschaft ausgeliefert

Durch ein erbärmliches Wimmern aus dem Nebenzimmer wurde Harry wieder in die Realität zurückgeholt.
Das Knarren einer Tür verriet ihm, dass auch sein Onkel und seine Tante davon aufgeweckt worden waren.
„Hört denn das niemals auf? Ein ganzes elendes Jahr geht das nun schon", hörte er Petunia jammern.
Dudley war die wimmernde Person nebenan. Er hatte scheinbar auch schlechte Träume und Harry wusste nur zu gut, wie es ihm jetzt ging. Aber Mitleid wollte keines in ihm aufkommen, hatte sich sein fetter Cousin doch erst letztes Jahr über ihn lustig gemacht, weil er im Schlaf um Hilfe rief.
Harry fragte sich, von was Dudley so träumte, als ihm Petunias eben gesagte Worte in den Sinn kamen.
‚Seit einem Jahr hat er das?' fragte sich Harry, ‚Er wird doch wohl nicht von den Dementoren träumen?', kicherte er in sich hinein. ‚Schadet ihm gar nichts, er soll auch mal sehen, dass es im Leben auch mal andersrum gehen kann, dass man nicht immer nur als Sieger dastehen kann.'
Harry sinnierte weiter und fragte sich, wieso man Dudley damals nicht das Gedächtnis verändert hatte. Er hätte ja fast darauf gewettet, dass Dumbledore da seine Finger mit im Spiel hatte, aber der war ja vor einem Jahr bei Fudge und somit fast dem ganzen Ministerium in Ungnade gefallen.
Wahrscheinlich lag es schlicht und einfach daran, dass die Dursleys ja keine uneingeweihten Muggel waren, sie hatten ja schließlich jahrelang mit einem Zauberer unter einem Dach gewohnt und wussten so worauf sie sich einließen. Obwohl man bei den Dursleys davon ja eigentlich gar nicht reden konnte, sie wurden ja geradezu dazu gezwungen, sich ein paar Wochen im Jahr mit Harry abzugeben, von den zehn Jahren davor ganz zu schweigen.
Harry räkelte sich und war plötzlich putzmunter, als eine Eule zu ihm ins Zimmer segelte. Ein Blick auf den Kalender verriet ihm, dass er seit 4 Stunden 16 Jahre alt war. Er band der Schleiereule das Pergament vom Bein, kraulte ihr durchs Gefieder und schob ihr den Teller mit Krümeln von seinem letzten Abendbrot hin.
Mit dem entrollten Brief ließ er sich wieder auf das Bett fallen.

Hallo Harry

Erstmal alles Gute zum Geburtstag. Vielmehr brauch ich dir gar nicht zu wünschen, denn du wirst heut von mir und Moody abgeholt. Du wirst deine erste richtige Geburtstagsparty mit Ron und mir feiern und natürlich ein paar Ordensmitgliedern, wegen der Sicherheit, du verstehst schon.
Ich werde dich heut früh noch mal anrufen ob alles klar geht.

Bis dann,

Hermine

Harry spürte sein Herz höher schlagen. Das erste Mal seit letztem Juni durchzog ihn ein leichtes Glücksgefühl. Er würde seine Freunde wieder sehen, die Mitglieder vom Orden, ja vielleicht sogar die Weasleys.
Aber so schnell wie das Glück ihn erreicht hatte, so plötzlich war es wieder verschwunden.
Er wollte um keinen Preis in den Grimmauldsplace. Er wollte Kreacher nicht in die Augen sehen, wahrscheinlich würde er ihm was antun. Genauso wenig wollte er irgendwas von diesem schrecklichen Haus sehen, das ihm zwar einen sicheren Unterschlupf gewährt hatte, aber doch so abgrundtief böse und schwarzmagisch war.
Gedankenversunken dämmerte er in einen unruhigen Schlaf.

Harry stand mit Ron, Hermine, Tonks und Moody vor dem Haus Nr.12 im Grimmauldsplace. Die Tür erschien genauso wie schon vor einem Jahr und sie traten ein. Aber rein gar nichts erinnerte an das alte Blackhaus. Alles war hell erleuchtet, schöne Bilder an den Wänden, die nicht herumschrien, Blumen auf kleinen Tischchen und an den Fenstern, alles war sauber und es roch nach frischgebackenem Kuchen.
Plötzlich stand Winky vor ihnen und begrüßte sie herzlich in ihrem Haus. Das konnte doch nicht sein, wie konnte Winky nur so einem Ekel wie Kreacher verfallen. Sie gingen in die Küche, wo schon ein reichlich geschmückter Kaffeetisch vorbereitet war. Harry wurde von den bereits anwesenden Gästen begrüßt, Dumbledore, Lupin, Mundungus, die alte Mrs Figg war auch gekommen und sogar Prof. Snape gratulierte Harry zum Geburtstag.
Aus der Vorratskammer kam Dobby strahlend auf Harry zu und überreichte ihm ein liebevoll geschmacklos eingewickeltes Geschenk.
Und wie gefällt Harry Potter Dobbys neues Haus?", fragte er den verdutzt dreinschauenden Harry.
Dein Haus? Wie darf ich das verstehen?"
Dumbledore hat Kreacher rausgeworfen, er musste zu den Malfoys. Ich hoffe nur er wird dort genauso behandelt, wie Dobby behandelt wurde", bekam Harry zur Antwort

Durch ein leises Flügelrauschen wurde Harry aus seinen Träumen gerissen. Er musste über das eben erlebte schmunzeln und dachte sich, dass es wohl besser wäre, wenn er den heutigen Tag einfach auf sich zukommen lassen würde.
Am Fenster saß Ron seine Winzeule Pigwidgeon, die sich schon genüsslich über den Krümelteller hermachte. Harry band ihr den für ihre Verhältnisse viel zu großen Brief ab und begann zu lesen.

Hi Harry,

alles Gute zum Geburtstag. Ich hoffe bei dir geht alles klar und wir sehen uns nachher. Hast du auch schon deine Prüfungsergebnisse bekommen? Bin ganz zufrieden, nirgendwo durchgefallen. Snape werd ich im nächsten Jahr nicht mehr beehren, aber ich hoffe dass du es geschafft hast, diese Genugtuung darf er nicht bekommen.

Dein bester Freund Ron

Harry wunderte sich ein wenig, wieso er seine ZAG-Ergebnisse noch nicht bekommen hatte. Er lehnte sich aus dem Fenster, um zu schauen ob die Eule schon zu sehen wäre.
Ein lauter Brüller aus der Küche ließ ihn hochschrecken.
„Harry ........ Telefon!"
Das konnte nur Hermine sein. Zwei Stufen auf einmal nehmend hechtete er die Treppe hinunter. Onkel Vernon hielt ihm am ausgestreckten Arm den Hörer entgegen, als ob er fürchtete ein Fluch könne ihn durch das Telefon treffen.
„Hallo Hermine"
„Hallo Harry und alles klar bei dir? Wir kommen dich gegen 10 Uhr holen."
„Alles klar, ich freu mich schon euch zu sehen. Und wie kommt ihr hierher?" fragte Harry besorgt und sah dabei in die zornesfunkelnden Augen seines Onkels.
„Achso ja, mein Dad fährt uns mit dem Auto, also auf ganz muggeltypische Art", beruhigte ihn Hermine mit verschmitzt klingender Stimme.
„Wann bringt ihr mich zurück?"wollte Harry noch wissen.
„Gut dass du fragst", antwortete Hermine verlegen. „Ähm hast du vielleicht Lust ein paar Tage bei mir zu bleiben? Natürlich im Gästezimmer", fügte sie hastig hinzu.
„Sehr gerne sogar. Dann werd ich also ein paar Sachen einpacken", strahlte Harry den Hörer an.
„Ok, bis gleich also Harry. Ich freu mich", verabschiedete sich Hermine vorerst.
„Ok, bye."
Harry hängte verträumt den Hörer auf die Gabel mit einem seligen Lächeln im Gesicht. Er vergaß dabei ganz die Sorgen, die er sich eigentlich machen sollte, wenn er dieses Haus verließ. Aber er war sich sicher, dass sich Dumbledore schon längst was einfallen lassen hat.
„Willst du uns vielleicht auch mal mitteilen, was du vorhast?", raunzte ihn Vernon an und er fuhr erschrocken hoch.
„Ich werde um 10 von Hermine abgeholt, sie wollen mit mir heute Geburtstag feiern und ich werde ein paar Tage dort bleiben", antwortete er wahrheitsgetreu, wobei er seinen Geburtstag extra scharf betonte.
„Oh uh, hm, gut gut, ja alles Gute. Und wie kreuzen die hier auf? Doch hoffentlich wie normale Menschen", beendete Vernon hastig die peinliche Situation.
„Keine Panik, Hermines Eltern sind ja Mugg .. ähm ich meine normale Leute. Sie sind also auch des Autofahrens mächtig", beruhigte er seinen Onkel, der ziemlich nervös in das besorgte Gesicht seiner Frau schaute.
„Wenn ihr jetzt erlaubt, ich habe noch zu packen", beendete Harry das Gespräch und kehrte den beiden auch schon den Rücken zu.
Schnell holte er seinen Koffer unter dem Bett hervor, warf seine eh schon durcheinander gewürfelten Sachen hinein, ging ins Badezimmer und kramte sein Waschzeug und seinen Bademantel zusammen.
Ein lauter Aufschrei ließ ihn aufblicken, als er durch den düsteren unbeleuchteten Korridor zurück in sein Zimmer ging. Dudley stand zitternd vor ihm und starrte ihn schreckensbleich an. Harry nutzte diese Gelegenheit und machte nochmal kurz „buuh", ihm war zur Zeit alles egal, selbst seine Trauer um Sirius konnte er in diesem Moment vergessen.
Als er in seinem Zimmer in den Spiegel blickte, wurde ihm erst richtig klar, wieso Dudley eben so ausgetickt war. Harry hatte sich den Bademantel einfach über den Kopf gehangen, weil er seine Hände schon voll hatte und so hatte er seinem Cousin als Dementorendouble gegenüber gestanden. Er erinnerte sich an die Geräusche der letzten Nacht und ihm entwich ein lauter schadenfroher Lacher.
„Ist die Hose noch trocken?"rief er aus der Tür hinaus und konnte sich ein hämisches Grinsen nicht verkneifen.
Hedwig, die schon bereitwillig in ihren Käfig gestiegen war, sie schien genau zu wissen, dass sie von hier verschwinden würden.
Harry schleppte seine sieben Sachen nach unten und stellte alles im Wohnzimmer ab.
„Was soll diese Sauerei? Bringst mir hier noch irgendwelches Ungeziefer in die Wohnung", kreischte Petunia entsetzt los.
Hedwig hatte sich in ihrem Käfig geschüttelt und so ein paar Federn auf dem Teppich hinterlassen.
Seine Tante kam sofort mit dem Staubsauger angerannt und keifte Harry an, er solle gefälligst den Käfig woanders hinstellen. „Und das wo er uns auch noch fremde Leute ins Haus schleppt. Was sollen die denn von uns denken?", brabbelte sie verärgert vor sich hin.
Das war Petunias einzige Sorge, was andere Leute von ihnen denken würden.
Augenrollend schaffte Harry den Käfig vor die Tür, das würde seiner Tante doch sicher genügen.
„Was denkst du dir eigentlich dabei, dieses Eulenvieh vor dem Haus zu parken?"blaffte Vernon, bewaffnet mit einer Gartenschere, ihn auch schon von hinten an.
"Könnt ihr euch mal entscheiden was ihr wollt?", schrie Harry wütend zurück. Langsam reichte es ihm wieder und er wünschte sich nichts sehnlicher, als schleunigst hier weg zu kommen. Hatten es die Dursleys doch tatsächlich geschafft seine ganze Vorfreude kaputt zu machen.
Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass er sich noch eine gute halbe Stunde gedulden musste. Trotzig brachte er seine Sachen wieder nach oben, da hatten sie bisher noch niemanden gestört.
Verträumt starrte Harry auf die Straße, als eine schwarze Limousine vorfuhr. Auf dem Beifahrersitz erkannte er sofort das vernarbte und zerfurchte Gesicht von Moody. Hinten sah neugierig ein Mädchen heraus. Hermine. Sie hatte noch nie Harrys zu Hause gesehen und wollte sich schnell einen ersten Eindruck von Harrys verhassten Verwandten machen.
Das Haus und der Garten waren ohne Zweifel sehr gut gepflegt, aber das allein verriet ja noch nichts über die Leute, die hinter den Mauern wohnten.
Hermine und ihr Vater stiegen aus dem Wagen und schritten auf das Haus zu. Onkel Vernon, der sich wieder an seinen Sträuchern zu schaffen machte, drehte sich nicht einmal um und hieß ihnen mit einem Wink zur Tür, dass Harry da drin sei.
Harry der derweil sein Gepäck wieder nach unten geschleppt hatte, musste betrübt sehen, dass seine Tante ihm zuvor gekommen war und bereits verdattert in der Tür stand.
„Mr Granger, was tun Sie denn hier? Jetzt sagen sie bitte nicht, dass ihre Tochter mit unserem Harry auf diese Schule geht. Vernon, schau doch mal, Mr Granger ist hier, mein Zahnarzt", kam es verdutzt aus ihrem Mund.
Vernon schaute jetzt doch von seiner Arbeit auf und betrachtete die Ankömmlinge interessiert mit zusammengekniffenen Augen.
„Guten Tag, freut mich", kam er auf die beiden zu, nachdem er einen Blick auf den schwarzen Mercedes geworfen hatte, der in seiner Auffahrt parkte.
Harry konnte es nicht fassen, so was scheinheiliges und verlogenes war ihm seit Lockhart nicht mehr untergekommen.
„Möchten Sie auf einen Tee mit hereinkommen?"bat Petunia mit einladender Geste.
„Ich glaube wir sollten gleich aufbrechen, wir haben heute noch sehr viel vor", schmetterte Hermine gleich das Angebot ab. Sie wusste von Harry zu gut, wie die Dursleys in Wirklichkeit waren, hatte ihrem Vater nur nie etwas davon erzählt.
„Vielleicht ein ander Mal, Mrs Dursley", lehnte Mr Granger höflich ab und ließ sich sogleich von Harry den Koffer reichen.
Als sie alles verstaut hatten und Harry Moody begrüßt hatte, der vorsorglich im Auto sitzen geblieben war, fuhren sie los. Die Dursleys winkten mit ihrem aufgesetzten Lächeln hinterher.
„Da hast du aber ein schönes zu Hause Harry", versuchte Mr Granger ein Gespräch anzufangen. „Und deine Tante und dein Onkel sind so nette Leute. Ich behandle Mrs Dursley schon seit einigen Jahren. Wenn wir gewusst hätten, dass unsere Kinder zusammen in Hogwarts sind..."
Harry wollte Mr Granger die Illusion nicht nehmen und nahm alles augenrollend als gegeben hin.