Kapitel 5
Arabellas nächtliche Köcheleien sollten sie auch die folgenden Nächte nicht ruhig schlafen lassen.
Mal war es Harry, mal Hermine, die vom Licht im Speisezimmer angelockt wurde. Harry wünschte sich, dass er ein Paar von Fred und Georges Langziehohren hätte, um die Geräusche hinter der verschlossenen Tür zu entschlüsseln.
Morgens waren immer sämtliche Spuren beseitigt, man konnte lediglich den immer schwerer werdenden Geruch wahrnehmen.
Vier Nächte hatten sie schon lauschend in der Küche verbracht, als sie zufällig entdeckten, dass diesmal die Tür wieder nur angelehnt war.
Vorsichtig schob Hermine, die für so was etwas mehr Gefühl hatte, den Spalt weiter auf. Jetzt konnten sie wenigstens verstehen, was Arabella zu sich selbst sprach.
Sie schien die Zutatenliste für einen Trank durchzugehen.
„Eine handvoll Gänseblümchenknospen, um Mitternacht bei Neumond gepflückt ... sehr gut, übermorgen ist Neumond. Baumschlangenhaut, pulverisiertes Froschhirn, hm da erd ich wohl eine Bestellung aufgeben müssen. Gut, den Rest hab ich alles auf Vorrat", murmelte sie vor sich hin
„Schade dass sie nicht weiter aufgezählt hat, was sie alles verwendet. Dann hätten wir nachschauen können, an welchem Trank sie sich versucht", flüsterte Hermine.
„Denkst du wirklich, dass dieser Trank in einem normalen Zaubertrankbuch zu finden ist? Dann könnte sie doch auch tagsüber kochen und nicht so heimlich hinter verschlossener Tür", sah Harry sie zweifelnd an.
„Wahrscheinlich hast du Recht und die Zutaten, die wir jetzt schon kennen, könnten allein schon dutzende Mischungen ergeben."
Grübelnd sahen sie sich an und überlegten, wie sie an weitere Informationen kommen konnten.
In Hermine erwachte gerade mal wieder der echte Gryffindor als sie vorschlug: „Wir werden übernächste Nacht auf alle Fälle wach bleiben. Wir müssen die Zeit nutzen, in der sie die Gänseblümchen pflückt und hoffen, dass sie so gutgläubig ist und uns schlafend in unseren Zimmern zu wissen glaubt."
„Und hoffen wir, dass sie die Blumen auch wirklich selbst pflückt und keinen von uns in den Garten schickt", entgegnete Harry, der scheinbar vergessen hatte, dass nur Arabella ohne Aufsicht das Haus verlassen durfte.
„Glaubst du das wirklich? Wo sie uns doch noch immer weismachen will, dass sie keine Tränke braut?", fragte Hermine mit nachdenklichem Blick.
„Nein eigentlich nicht. Ich denke schon, dass sie glaubt, wir hätten es ihr abgenommen. Aber sie rechnet nicht damit, dass wir ihr noch immer nachspionieren", kicherte Harry schon fast, „und wohlmöglich stellt sich dann raus, dass sie tatsächlich nur für ihren Hausgebrauch kocht und nur Angst hat, sich vor uns zu blamieren, schließlich ist sie ja eine Squib."
„Ich glaube wir können für heute ins Bett gehen. Aber die Zutaten schreib ich mir noch auf, vielleicht finde ich ja morgen schon etwas in den Büchern", verabschiedete sich Hermine und stieg leise die Treppe hinauf.
Harry blieb noch weiter hinter der Tür hocken, aber auch er sollte diese Nacht keine weiteren wichtigen Informationen erhalten.
Am nächsten Morgen gab Arabella Harry einen Brief.
„Kannst du, nein ich meine natürlich Hedwig, den zu Professor Snape bringen? Es ist ziemlich wichtig."
Harry zerriss es fast vor lauter Neugier. Standen da wirklich nur die benötigten Zutaten drin, oder würden die Worte ihn und Hermine ein Stück weiterbringen?
Widerwillig steckte er den Brief in Hedwigs Schnabel, natürlich nicht ohne ihn gegen das Licht gehalten zu haben. Aber das Pergament war zu dick, es ließ nicht mal den winzigsten Strahl hindurch.
Nach dem Frühstück kramte Hermine sofort ihre Schulbücher heraus, um die Eigenschaften der genannten Zutaten zu erkunden. Die Baumschlagenhaut war ihr noch sehr gut bekannt. Die hatten sie aus dem Vorratsschrank von Prof. Snape gestohlen, um den Vielsafttrank zu brauen. Von den Gänseblümchen hatten sie bisher nur die Wurzeln verarbeitet, wozu konnte man also die Knospen verwenden, die man noch dazu in der Neumondnacht pflücken musste?
„Hier, ich hab was gefunden. Gänseblümchen, bla bla bla, ah ja, sie sorgen dafür, dass die Haut aufnahmefähig für bestimmte Wirkstoffe wird", las Hermine vor.
„Kocht sie etwa ein Elixier, das sie nicht altern lässt?", scherzte Harry.
„Nein, dagegen spricht allein schon die Baumschlangenhaut. Ich kann nichts über die Froschhirne finden", verzweifelte Hermine, „Ich werde mal bei Arabella schauen, ob sie ein Buch über Zaubertrankzutaten hat, wo etwas darüber steht. Darüber wird sie sich sicher nicht wundern, wenn ich ein wenig für die Schule studiere."
„Nein, bei dir sicher nicht, Fräulein Superstudentin", zwinkerte Harry ihr zu, erntete aber nur einen bösen Blick.
„War nicht so gemeint", entschuldigte er sich sofort. Er hatte aus Rons Ausfall gelernt.
Hermine wurde im Bücherregal auch sofort fündig. Sie war echt erstaunt, welch ausgefallene Lektüre hier stand, manches davon war in Hogwarts nur in der Verbotenen Abteilung zu finden.
Sie krallte sich 2 Werke, von denen sie Hilfe erhoffte und stiefelte wieder nach oben.
Hastig ließ sie die Seiten durch ihre Finger gleiten.
„Denkst du so findest du was du suchst?" schaute Harry sie fragend an.
„Nein natürlich nicht die Zutaten, aber ich hatte gehofft, eine ihrer Notizen zu finden", antwortete sie resigniert, nachdem sie erfolglos das Buch zuschlug.
„Na dann lass uns nach den Froschhirnen suchen", schlug Harry vor.
Nach etlichen überflogenen Seiten wurden sie auch prompt fündig.
„Frische Froschhirne gelten bei einigen Völkern als Delikatesse", Hermine gab bei diesen Worten einen merkwürdigen würgenden Laut von sich,"in getrockneter und pulverisierter Form allerdings, dienen sie dazu, giftige Stoffe in ihrer Wirkungsweise so zu beeinflussen, dass das Gift sein ursprüngliches Ziel verfehlt und in abgewandelter Form, zum Beispiel nur starke Schmerzen oder einen tiefen Schlaf verursacht."
Stumm starrten beide auf die Seite und grübelten wahrscheinlich über das Gleiche nach.
Was würde das Gift in diesem Trank sein und für wen würde er gebraut werden?
Den ganzen folgenden Tag sahen sie Arabella mit anderen Augen an. Was hatte diese Frau vor? Was hatte Dumbledore vor, denn darin waren sich beide einig, dieser Trank, war das wonach er sie am ersten Tag gefragt hatte.
Hermine nahm sich Krummbein, der sich hier im Haus unter den vielen Katzen sichtlich wohl fühlte, auf den Schoß und kraulte ihn gedankenversunken.
„Wir sollten uns so langsam ein geeignetes Plätzchen zum verstecken suchen. In einer halben Stunde ist Mitternacht und sie wird nach draußen gehen", sagte Harry in nervösem Ton.
Auch Hermine war mehr als angespannt. Was würden sie heute Nacht herausfinden?
Plötzlich knallte es in der Küche. Trotz des Riesenschrecks, schlichen sie nach unten, in der Hoffnung, dass es nicht der Kessel war, der explodiert war.
Als sie Snapes Stimme hörten, blieben sie stehen.
„Ich bringe die Zutaten die Sie bestellt haben", hörten sie ihn sagen.
„Oh wie wunderbar, das ging ja schnell", bedankte sich Arabella.
„Gibt es schon brauchbare Ergebnisse?", wollte Snape wissen.
„Ich komme sehr gut voran. In wenigen Minuten muss ich Gänseblümchen pflücken gehen."
„Soll ich das für sie erledigen", fragte Snape ungewohnt zuvorkommend.
Harry rutschte das Herz in die Hose. Das war das letzte was sie jetzt gebrauchen konnten, dass Snape ihnen in einem Anflug von Barmherzigkeit alles kaputt machte.
„Nein nein, ich mach das schon. Sonst hätten sie den Auftrag ja auch gleich selbst übernehmen können. Sie haben doch sicher noch zu tun", kam es von Arabella.
„Ja das habe ich. Lassen Sie von sich hören, wenn es was Neues gibt", verabschiedete sich Snape, bevor er mit einem Knall disapparierte.
Sie hörten die Standuhr im Wohnzimmer Mitternacht schlagen. Inständig hofften sie, dass Arabella das Haus verließ, ohne vorher alles aufzuräumen.
Das Klappern der Hintertür verriet ihnen, dass es nun soweit war. Sie würden sicher nicht viel Zeit haben, denn wie lange würde es dauern eine handvoll Gänseblümchen zu pflücken. Arabellas Alter und die mondlose Nacht sollten ihnen vielleicht 10 Minuten mehr schenken, aber was war das schon.
Das Zimmer war hell erleuchtet und glücklicherweise war der Rollladen herunter gezogen, sodass sie keine verräterischen Schatten in den Garten warfen.
Vom Speisezimmer war rein gar nichts mehr zu erkennen, es sah hier vielmehr aus, wie in einem Labor. Unter dem Kessel zuckte eine Flamme aus einem Bunsenbrenner. Ein Blick in den Kessel ließ Hermine angewidert zurückfahren. Der beißende Geruch hatte nichts mehr von dem Duft nach Kräutern, der die letzten Tage durch das Haus gezogen war.
Auf dem Tisch lagen dutzende Bücher ausgebreitet. Arabellas Notizen vermischten sich mit Schnipseln aus Büchern und Zeitungsberichten.
Hermine wühlte aufgeregt darin herum und machte sich mit ihrem Zauberstab Kopien.
„Bist du wahnsinnig?", flüsterte Harry entsetzt. „Wir stehen doch unter dem Zauberverbot."
Hermine sah ihn geschockt an, das hatte sie in der ganzen Aufregung völlig vergessen.
Gemeinsam blätterten sie die Zeitungsausschnitte durch. Da war einer aus dem australischen Tagespropheten in dem es eine Abhandlung über die neusten Erkenntnisse von einem Zaubertrankbrauer gab. Aber wirklich brauchbar fand Hermine den Artikel nicht und suchte weiter.
„Ich hab vielleicht was", kam es von Harrys Seite, „hier schau mal."
Forschungsergebnisse bekannt gegeben
Nachdem es immer wieder zu tödlichen Unfällen mit Muggeln auf Brettern gekommen war, wurde die australische Teufelsmedusa nun auch durch das Zaubereiministerium in Melbourne untersucht. Die Tentakel dieses Meeresbewohners sind äußerst giftig und der bloße Hautkontakt führt zum sofortigen Tod. .....
Harry las den gesamten Bericht zu Ende, während sich Hermine schon über die offen liegenden Bücher hermachte.
„Nichts", klatschte sie das erste zu. „Hier auch nichts. Mist, gibt es denn keinen Zauber der einem das Suchen erleichtert?", schimpfte sie vor sich hin.
„Es ist rein gar nichts über die Teufelsmedusa bekannt. Von wann ist der Bericht denn?", schnappte sie sich den Papierfetzen.
„Ist leider nur der Bericht, steht kein Datum drauf", seufzte Harry.
„Hier schreibt sie scheinbar ihre Ergebnisse nieder", schob Harry Hermine ein Heft zu.
„Mal schauen", blätterte sie auch schon wie wild darin herum. „Das hilft uns nicht. Da stehen nur Gradzahlen, Zeiten und Gewichte. Hier, sie hat Tentakel der Teufelsmedusa verwendet."
Hektisch sah sich Harry um, ob er sie irgendwo entdecken würde. Tütchen, Schachteln, Gläser, alles hob er an, um zu schütteln oder hinein zu schauen. In einem Glas mit einer trüben Flüssigkeit entdeckte er wurmartige Gebilde die sich schlängelnd um sich selbst bewegten. Wenn sie sich gegenseitig berührten, erstarrten sie kurz, um Sekunden später von neuem ihren Tanz aufzuführen.
„Das müssen sie sein", reichte er Hermine schaudernd das Glas.
Ein Schrei ließ sie herumfahren.
Sie hatten völlig die Zeit vergessen, als Arabella von ihrem nächtlichen Ausflug zurückgekehrt war.
Panisch stellte Hermine das Glas auf den Tisch und verfehlte dabei die Tischkante. Klirrend ging es am Boden zu Bruch und verteilte den Inhalt um ihre und Harrys Füße.
„Schnell weg da", kreischte Arabella in einem Anflug von Hysterie, „Oh mein Gott, was hab ich nur getan?"
Harry sprang zur Seite, während Hermine sich auf den Tisch schwang und die Beine anzog.
„Wie konnte ich nur so dumm sein? Ich dachte ihr schlaft. Aber ich hätte es wissen müssen, schließlich seid ihr Gryffindors, die geben nie so einfach Ruhe, wenn sie einen Verdacht haben. Ich war ja selbst eine von denen", zeterte Arabella mit sich selbst, während sie aus der Küche eine Fleischzange holte, um die sich auf dem Boden windenden Tentakel aufzusammeln.
Jetzt sah man, dass sie in sämtlichen Farben schillerten, man konnte sich kaum vorstellen, dass sie so gefährlich waren.
Hermine, die als erste die Fassung wieder fand, stieg vorsichtig vom Tisch ab, auf der Hut keinem dieser Dinger zu nahe zu kommen.
„Sie waren in Gryffindor?", fragte sie ungläubig und suchte ein geeignetes Gefäß, dass sie für Arabella auf den Boden stellte.
„Aber wieso denn nicht? Oder denkt ihr etwa Squibs gehen nicht zur Schule?", entgegnete Arabella mit entsetztem Blick.
„Aber Squibs können doch nicht zaubern, wieso sollten sie dann nach Hogwarts gehen?", hängte sich nun auch Harry rein, der die Sache bisher nur beobachtet hatte.
„Kinder Kinder", lachte Arabella kopfschüttelnd, „in wie vielen Fächern muss man denn wirklich zaubern können? Und außerdem wird diese Unfähigkeit doch erst im Unterrichtsgeschehen bemerkt. Ich war dafür außerordentlich begabt im Brauen von Zaubertränken, deshalb habe ich auch diesen Auftrag bekommen. Für Severus wäre der Auftrag zu gefährlich gewesen, er hätte keinen ruhigen Platz gehabt, wo er die Experimente durchführen könnte. Aber ich bin ja selbst in meinem eigenen Haus nicht sicher."Sie warf Hermine einen vorwurfsvollen Blick zu, der sich allerdings in ein aufmunterndes Lächeln verzog, als sie in die beschämten Gesichter der Kinder schaute.
„Ihr braucht euch keine Vorwürfe machen, es ist meine Schuld. Neugier ist nun mal eine Kinderkrankheit, aber das hatte ich wohl schon vergessen. So und jetzt sollte ich schleunigst einen Salzwasser-Alraunenaufguss für die Tentakel machen, sonst töten sie sich noch gegenseitig", seufzte Arabella und holte einen weiteren Kessel.
„Und was genau kochen sie nun eigentlich?", wollte Hermine stirnrunzelnd wissen.
„Von Kochen kann eigentlich noch keine Rede sein. Dieses Elixier gibt es noch nicht und demzufolge hat es auch noch keinen Namen. Eigentlich dürfte ich euch gar nichts darüber erzählen, aber ihr würdet dann wahrscheinlich das ganze Haus auf den Kopf stellen, um es selbst heraus zu finden."
„Wie kommen sie denn darauf", fragte Harry mit einem Zwinkern.
„Ich bin eben lernfähig", zwinkerte sie zurück und alle lachten.
„Also die Tentakel sind der Kern des Elixiers, aber wir wollen ja niemanden töten ..", begann sie ihre Ausführungen.
„Ach so, jetzt wird mir einiges klar. Die Tentakel sind das Gift, das die Froschhirne neutralisieren sollen, oder besser umwandeln", unterbrach sie Hermine, die sich scheinbar gerade wie in einer Zaubertrankstunde fühlte.
„Ganz richtig. Aber woher weißt du das schon wieder", fiel Arabella die Kinnlade herunter.
„Wir sind Gryffindors", zwinkerte Harry ihr zu.
Sie schien sofort verstanden zu haben und führte ihre Erläuterungen fort.
„Das Elixier soll dann auch nicht eingenommen, sondern dem Gegner auf die Haut aufgetragen werden. Er fällt augenblicklich in einen komatösen Schlaf und das, ohne einen Fluch auszusprechen."
„Wer würde auch freiwillig k.o.-Tropfen nehmen, wenn er sich gerade duelliert?"
„Genau, richtig erkannt Harry."
„Muss ich den Gegner damit bespritzen? Wenn ich mich nicht vorsehe, dann krieg ich doch selbst ein paar Tropfen ab und liege dann auch auf dem Boden", kam von Hermine die berechtigte Frage.
„Das wird der Clou an der ganzen Geschichte. Das Elixier wird ja über die Haut aufgenommen, aber am menschlichen Körper gibt es Stellen, die nicht so aufnahmefähig sind."
Fragend sahen sich Harry und Hermine an.
„Fingernägel", kam es nur von Arabella.
Noch verdutzter sahen sie nun Arabella an.
„Das Elixier kann ich mir bevor ich einen Kampf antrete auf die Fingernägel streichen. Eine kurze Berührung des Gegners reicht aus, um ihn auf die Bretter zu schicken. Aber bis es soweit ist, ist noch ein langer Weg."
Verblüfft und bewundernd sahen sie der alten Frau in die Augen.
„1000 Punkte für Gryffindor", kam es trocken aus Harrys Mund.
Hermine stand dagegen sprachlos da und klatschte in die Hände.
„So, für heute kann ich Schluss machen", sagte Arabella und begann schon mit dem Aufräumen.
Ein Blick auf die Uhr verriet Harry dass es bereits 2 Uhr war.
„Oh ja, wir sollten auch mal langsam ins Bett gehen. Gute Nacht", verabschiedete er sich gefolgt von Hermine.
Im Gehen schaute sie noch einmal zurück ins Speisezimmer und flüsterte zu Arabella: „Medusas Rache ... das wäre doch der perfekte Name für das Elixier."
Die gesamte folgende Woche verbrachten Harry und Hermine damit, Arabella bei ihren Experimenten zu helfen, die sie jetzt tagsüber machte.
Die Ergebnisse wurden an Mäusen getestet, die Arabellas Katzen lebend von der Jagd mitbrachten.
Anfangs starben sie noch, bis sie das richtige Verhältnis von Medusatentakeln zu Froschhirnen bestimmt hatten.
„Jetzt kommt der schwierigste Teil", sprach Arabella geheimnisvoll, „wir müssen die richtige Menge austesten, um eine erwünschte Schlafzeit zu erreichen. Der Gegner soll ja nicht nur 5 Minuten lahmgelegt sein."
„Können wir damit morgen weiter machen?", gähnte Hermine.
„Oh, ist es wirklich schon so spät?"
„Wohl eher früh", witzelte Harry, der einen Blick zur Uhr geworfen hatte.
Sie hatten geschlagene 13 Stunden am Stück gearbeitet.
„Geht nur schon zu Bett, ich räume alles auf", schlug Arabella vor, was die Kinder dankend annahmen.
Harry war augenblicklich eingeschlafen und wurde erst weit in den späten Vormittagsstunden von einem Schrei aus der unteren Etage geweckt.
Im ersten Moment glaubte er geträumt zu haben, konnte sich aber an rein gar nichts Schreckliches erinnern, als er Hermine aufgebracht nach ihm rufen hörte.
Sofort sprang er auf die Beine und stürzte nach unten.
Hermine stand leichenblass im Wohnzimmer und starrte auf Arabella, die in merkwürdiger Körperhaltung auf dem Sofa lag. Neben ihr Snowy, eine ihrer Katzen, die sich an einer kahl geschorenen Stelle in ihrem Fell leckte.
„Sie hat doch nicht etwa Medusas Rache an der Katze getestet?", fragte Hermine verstört.
Harry ging auf Arabella zu und legte lauschend sein Ohr an ihr Gesicht.
„Sie atmet ganz regelmäßig. Vielleicht schläft sie auch nur", beruhigte er Hermine.
„Ich hab gerade das ganze Haus zusammen geschrieen, sie schläft ganz bestimmt nicht nur."
Harry kraulte Snowy am Hals und sah sie an, als ob er fragen wollte, was heut morgen hier passiert war. Er bekam aber nur ein herzhaftes Schnurren zur Antwort.
„Wenn sie das Elixier an der Katze getestet hat, wieso ist die dann wach und Arabella schläft?", zweifelte Hermine in ungewohntem Ton, den Harry an ihr so nicht kannte. Hermine war ihm immer als beherrscht vorgekommen, jemand der für alles eine Lösung wusste.
„Sie wird wohl unvorsichtig gewesen sein. Allerdings ist es schon merkwürdig, dass die Katze schon wieder erwacht ist, während Arabella noch weggetreten ist."
Harry rüttelte an dem völlig spannungslosen Körper von Arabella und fand nur einen geeigneten Ausweg.
„Wir müssen Hilfe holen. Snape muss herkommen, so schnell wie möglich."
Nie hätte Harry geglaubt, dass er einmal in so eine Lage geraten könnte, Snape zu bitten, dass er zu ihm kommen solle.
Schnell setzte er ein paar Zeilen auf, in denen er die Lage schilderte und hetzte die Treppe nach oben um Hedwig los zu schicken.
Die Zeit schien still zu stehen. Harry kam es vor als wären schon Stunden vergangen, als Hedwig mit einem Brief wieder zurückkam.
Mit zitternden Händen öffnete Harry den Umschlag, aus dem ein Tütchen mit einem gräulichen Pulver heraus fiel.
Ich kann erst in ca. 1 Stunde bei euch sein. Bewahrt Ruhe und setzt schon mal einen Entgiftungstrank an. Die Zutaten findet ihr in „Zaubertränke und Zauberbräue"und ich bin mir sicher, dass Arabella diese vorrätig hat. Anbei liegt pulverisierter Bezoar.
Severus Snape
Hermine, die sich wieder gefasst hatte, spurtete zum Bücherregal und suchte sofort nach diesem Trank. Harry baute unterdessen den Kessel auf. Hand in Hand arbeiteten sie, als würde ihr eigenes Leben davon abhängen. Wenn man es genau nahm, tat es das auch, denn wenn Arabella nicht mehr erwachte, war ihre Unterbringung hier gefährdet und Harry glaubte nicht, dass man sie allein in diesem Haus zurück lassen würde.
Problemlos folgte Harry den Anweisungen im Buch und denen Hermines. Nie hatte es ihm solchen Spaß gemacht Tränke zu brauen, wie in den letzten Tagen. Aber da war ja auch niemand, der ihn von hinten angiftete.
Sie waren schon fast fertig, als knapp neben ihnen Snape apparierte.
„Ich nehme an, ihr wisst über alles Bescheid?", fragte dieser kurz angebunden.
Er warf einen kurzen Blick in den Kessel und sagte zu Hermine: „Ich habe von dir auch nichts anderes erwartet", was wohl soviel heißen sollte, dass der Trank perfekt war.
„Ohne Harry hätte ich das nicht so schnell hingekriegt", entgegnete Hermine schnippisch.
„Blödsinn Granger. Ein Zaubertrank braucht immer eine bestimmte Zeit, das solltest du eigentlich wissen." Trotz der angespannten Lage, konnte Snape nicht anders, als seinen gewohnten Ton an den Tag zu legen.
„Nun gut, seit wann liegt sie da?", wandte sich Snape an Harry.
„Keine Ahnung, ich hab sie gegen 11 Uhr so gefunden", hängte sich Hermine rein.
„11 Uhr? Was treibt ihr so den ganzen Tag hier? Schlafen bis Mittag? Habt ihr schon die ganzen Hausaufsätze fertig, die ihr über die Ferien aufbekommen habt?", drehte sich Snape mit funkelndem Blick zu ihr um.
„Wir haben die ganze Nacht mit Arabella experimentiert und sind erst sehr spät ins Bett gekommen", nahm Harry sich und Hermine in Schutz.
„Soll das etwa heißen ihr arbeitet an dem Projekt mit?", überschlug sich Snape's Stimme.
„Ja das tun wir und um ehrlich zu sein, ich finde es unverantwortlich uns in diesem Haus unterzubringen, wenn doch solch wichtige Sachen hier untersucht werden, die niemand wissen soll", antwortetet Hermine mit fester Stimme.
„Typisch Gryffindors, stecken überall ihre Nasen rein und machen dann andre noch dafür verantwortlich, wenn sie etwas finden was sie eigentlich nicht wissen dürfen", blaffte Snape zurück.
„So und jetzt sollten wir uns mal um Arabella kümmern, die wacht sonst eher von unserem Streit auf, als von dem Trank", schritt Harry dazwischen.
Snape zückte seinen Zauberstab und hielt ihn in den Kessel, aus dem nun eine dampfende Wolke aufstieg.
„Wir wollen sie ja schließlich nicht verbrühen", kommentierte er sein Vorgehen.
Kaum war der Trank an Arabellas Lippen, schlug sie auch schon die Augen auf.
„Oh, ich hab grad so schön geträumt", strahlte sie in die entgeisterten Gesichter.
„Na daran sollten sie aber etwas ändern, die Leute sollen doch wohl eher Alpträume haben, als nette kleine Erinnerungen", kam es ungewohnt freundlich aus Snapes Mund, als er ihr aufhalf.
