Kapitel 7

„Nein, bitte nicht", wimmerte Hermine mit weinerlicher Stimme, als sich Harry nicht rührte. „Das kann nicht sein, das darf nicht sein!", schrie sie ihn fast an und rüttelte an seinem schlaffen Körper.
„Vielleicht war es einfach zu früh für das Gegenmittel", versuchte Arabella Hermine zu beruhigen, glaubte aber selbst nicht so richtig an ihre Theorie. Mit scharfem Auge betrachtete sie sich Harry.
„Sieh mal, wie er lächelt", sagte sie und wischte mit einem Taschentuch den Finger ab, den Harry eingepinselt hatte. Sie forderte Hermine auf, einen zweiten Weckversuch zu starten. Aber Hermine hatte zu viel Angst, dass es wieder nicht funktioniert und gab ihr das Fläschchen, als wenn es ein Unterschied wäre, wenn er bei Arabella nicht aufwachen würde.
Ebenso zitternd wie Hermine, benetzte sie nun Harrys Mund.
Gebannt starrten sie Harry an, als er die Augen aufschlug. Hermine fiel ihm weinend um den Hals.
„Was ist denn jetzt los, du hast mich doch erst vor 5 Minuten gesehen", fragte er benommen.
„Oh Harry, du bist bei mir nicht aufgewacht. Ich dachte du bist...", ging es bei ihr in einen herzerweichenden Schluchzer über.
„Und ich weiß auch warum", sagte Arabella mit aufklärendem Blick.
„Ach ja?", sah Hermine sie mit großen Augen an.
„Harrys T-Shirt, es war hoch gerutscht. Seine Faust lag auf seinem Bauch und hat ihm sofort eine erneute Dosis verpasst."
„Ich hatte solche Angst, dass es schief gegangen ist", wischte sich Hermine kopfschüttelnd die Tränen aus den Augen.
„Tut mir Leid, ich wollte dir bestimmt keinen Schrecken einjagen. Aber einmal musst du da noch durch, der Dauertest wartet", kam es versöhnlich von Harry.
„Muss das wirklich gleich jetzt sein?", fragte sie ihn ängstlich.
„Besser gleich, als wenn erst Snape wieder auftaucht und das wird er, wenn er die Zutaten bringt. Aber ein Tee zwischendurch wäre nicht schlecht", zwinkerte er Arabella zu, die sich sofort in die Küche begab.
Nach einer Stunde war der Tee in Harrys Tasse so kalt, dass er es nicht länger aushielt, sich noch länger daran fest zu halten. Eine große Aufgabe wartete auf ihn und er wollte es auch so schnell wie möglich hinter sich haben.
„So, wollen wir dann?", sah er erwartungsvoll Hermine an, die ihm gar nicht in die Augen schauen wollte. Widerwillig erhob sie sich vom Stuhl und folgte Harry ins Wohnzimmer. Wenn sie ihn schon nicht davon abhalten konnte, dann wollte sie wenigstens bei ihm sein. Es war ja für den Orden und auch wenn sie keine Mitglieder waren, so fühlten sie sich ihm doch verpflichtet, wo sie doch alle gegen den gleichen Feind antraten.
Hermine sollte diesmal Harry in den Schlaf schicken. Sträubend ließ sie sich von Harry das Elixier auf den Nagel auftragen.
„Aber wisch es dir danach sofort ab, sonst schläfst du vielleicht auch noch ein."
Zögern näherte sich ihr Finger Harrys Hand. So gerne sie ihn auch berühren würde, aber bei diesem zu erwartenden Ergebnis, wehrte sich alles in ihr.
Um dem ganzen ein Ende zu bereiten, griff Harry beherzt zu und versank auch schon in tiefen Schlaf.
Panisch rieb Hermine den Fingernagel sauber und setzte sich, nach einem Blick an die Uhr, in den großen bequemen Ohrensessel. Kein Auge ließ sie von Harry, der seinem Gesichtsausdruck nach selig zu schlummern schien.

.... „Ich bin mehr als glücklich", hauchte sie ihm entgegen. Er war mit Hermine heut zu Madam Puddifoot gegangen, obwohl er so schlechte Erinnerungen an seinen letzten Besuch hier hatte. Aber mit Hermine war alles anders. Sie hatte ihn nie gefragt, was Ron oder Viktor über sie denken würden oder über sie gesagt hätten. Sie sah in Harry das, was ein geliebter Mensch erwartete und Harry ging es bei ihr nicht anders.
Seit 4 Jahren waren sie nun schon ein Paar, Jahre voller schöner, aber auch schrecklicher Erinnerungen, die sie miteinander teilten. Harry steckte noch in der Ausbildung zum Auror und diese wundervolle Frau ihm gegenüber trug seinen Ring am Finger und sein Kind unter dem Herzen .....

Eine geschlagene Stunde hatte Hermine sich nicht gerührt. Die Uhr zeigte mittlerweile 17 Uhr an, als es an der Haustür klingelt.
Arabella öffnete und vor ihr standen Snape und Tonks.
„Haben sie alles weggeräumt?", fragte Snape flüsternd.
„Oh, jetzt bin ich aber überrascht, das ist sehr ungelegen", sagte Arabella mit nervösem Blick zur Wohnzimmertür.
„Wie darf ich das verstehen?", beugte sich Snape, der einen Kopf größer war als sie, zu ihr herunter.
Verlegen wies sie ihn an, selbst zu schauen, während sie Tonks in die Küche führte.
„Ja seid ihr denn vom Hippogreif geritten?", konnte sich Snape einen Brüller nicht verkneifen.
Erschrocken fuhr Hermine herum und sah ihn entsetzt an.
„Er hat es unbedingt gewollt", versuchte sie sich zu verteidigen.
„Wie lange schon?", fragte er knapp.
„Eine Stunde, also ungefähr die Hälfte der zu erwartenden Zeit."
„Wo ist das Gegenmittel? Wir müssen abbrechen!"
„Auf keinen Fall! Das mach ich kein drittes Mal mit", wehrte sich Hermine.
„Drittes Mal? Soll das heißen ...", verschlug es Snape die Sprache.
„Der erste Versuch war mit dem Entgiftungstrank und jetzt wollten wir sehen, wie lange das Elixier wirkt", gab Hermine kleinlaut zu.
Verzweifelt rieb sich Snape sein Kinn.
„Und was soll ich jetzt Tonks sagen?", fragte er besorgt Hermine.
„Tonks ist hier? Wieso, weiß sie nichts davon?".
„Nein, niemand im Orden weiß etwas, außer Dumbledore, Arabella und mir. Und euch natürlich."
„Und nun? Wir können sie schlecht wieder weg schicken", sagte Hermine mit einem Blick auf den schlafenden Harry.
„Ich werde sie wohl oder übel einweihen müssen. Früher oder später erfährt sie es sowieso und es hätte auch keinen Zweck sie anzulügen. Schließlich ist sie ein Auror und wurde bestens in Flüchen und Tränken ausgebildet", beschloss Snape.
So hatte Hermine ihn noch nie gesehen, er bettelte regelrecht um Hilfe. Aber sie konnte sie ihm nicht geben, so gern sie es in dieser Situation getan hätte.
„Gut, hol sie her. Ich werde schon die passenden Worte finden", klang Snape entschlossen.
Mit großem Unwohlsein öffnete Hermine die Tür für Tonks, die zu Harry führte.
„Was habt ihr mit ihm gemacht? Ist er krank? Warum erfahr ich nichts davon?", sprudelten die Fragen nur so aus ihr heraus, als sie Harry da liegen sah.
„Es ist ein Auftrag von Dumbledore und Harry geht es bestens", antwortete Snape besonnen, obwohl er über Harrys Wohlbefinden gar nichts wusste.
„Was für ein Auftrag? Für den Orden?"
„Ja für den Orden. Aber nur 3 unsrer Leute wissen Bescheid und du wirst es jetzt als Vierte erfahren", begann Snape ihr alles zu erzählen.
Geschockt sah sie in die Runde und musterte jedes einzelne Gesicht der Anwesenden.
„Weiß Dumbledore, dass ihr das an Harry testet?", fragte Tonks schaudernd als er mit seinen Ausführungen fertig war.
„Nein, und um ehrlich zu sein, wusste ich es bis eben auch nicht", antwortete er mit leicht erbostem Blick auf Hermine.
„Ich konnte ihn nicht aufhalten, er wollte es unbedingt", entgegnete sie entschuldigend.
„Dann können wir jetzt nur abwarten. Wie lange wird es noch dauern? Wird es ihm danach gut gehen? Ich habe nämlich erst nächste Woche wieder Zeit um herzukommen", plauderte Tonks los und machte es sich auf dem zweiten Sessel bequem.
Nach über einer Stunde belangloser Plauderei rührte sich Harry noch immer nicht, obwohl die Zeit längst abgelaufen war. Stattdessen drehte er sich genüsslich auf die Seite.
„Aufstehen Potter!", flötete Snape ihm ins Ohr. „Dein bestellter Begleitservice ist da und hat noch besseres zu tun, als darauf zu warten, dass du dich hier ausschläfst."
Blinzelnd öffnete Harry die Augen und sah in das überraschte Gesicht von Tonks.
„Oh hi. Warten sie schon lange? ... Aaaach, ich hätte jetzt noch weiter schlafen können", räkelte er sich und gähnte herzhaft. „Wie lange war ich weg?"
„Tja, so genau können wir das nicht sagen, weil anzunehmen ist, dass du dein Erwachen einfach verschlafen hast", knurrte Snape ihn sauer an. Aber was konnte Harry dafür, wenn er aus solch himmlischen Träumen nicht erwachte?
„Wie spät ist es denn?", rieb er sich die Augen.
„Gleich halb Sieben am Abend", antwortete Tonks.
„Oh, dann sollten wir mal schnell zu den Dursleys rüberhuschen, sonst drehen die wieder durch, wenn sie zu solch unmuggeligen Zeiten noch gestört werden", sprang Harry schwungvoll vom Sofa und setzte seine Brille wieder auf.
„Ich muss ja nicht auf euch warten", verabschiedete sich Snape und schluckte schwer. „Auf mich wartet noch eine unangenehme Aufgabe. Ich muss Dumbledore schonend beibringen, dass Tonks und vor allem ihr vom Elixier wisst", fügte er hinzu, als ihn alle fragend anblickten.
„So schlimm wird es schon nicht werden", versuchte Tonks ihn zu beruhigen. „Irgendwann hättet ihr es doch sowieso allen präsentiert, wenn es schon für den Orden sein soll."
„Tja, das ist es ja gerade, es ist nicht für den Orden, jedenfalls nicht hauptsächlich", schloss Snape ohne weitere Erklärungen und disapparierte mit einem Knall.
Irritiert über die letzten Worte starrten sich die Hinterbliebenen an. Arabella zuckte nur mit den Schultern. Wusste sie etwas Genaueres? Aber sie würde es ihnen mit Sicherheit nicht verraten, es war ja schon schlimm genug, dass sie überhaupt etwas wussten und davon viel zu viel.
„Nun gut, dann werden wir wohl erstmal losgehen. Harry, du führst mich?", ging Tonks in Richtung Haustür.
Am Gartentor angelangt, drehte sich Harry noch einmal um. Das Haus war völlig verschwunden, man sah nur einen Urwald an Bäumen und Sträuchern.
Hermine unterhielt sich den ganzen Weg mit Tonks, während Harry einfach nur die frische Luft genoss. Es war schon was ganz anderes draußen rumlaufen zu können, als immer nur aus dem Fenster zu schauen.
„Hey Big D, ist das nicht dein verblödeter Cousin da vorne?", hörte Harry eine Gruppe Jugendlicher in einer Seitenstraße gröhlen, die sie gerade überquerten.
„Was macht der denn hier? Der wohnt doch gar nicht bei uns. Hey bleib stehn Potter!", machte Dudley Harry an, nicht wissend, dass Hermine und Tonks, die ein wenig vor ihm liefen, zu ihm gehörten.
„Na ärgert ihr wieder kleine Kinder, ihr Volltrottel?", fragte Harry spöttisch.
„Pass auf wie du mit uns redest, sonst setzt es was", fuhr ihn Piers an und holte schon zum Schlag aus.
Hermine und Tonks, die auf die Auseinandersetzung aufmerksam geworden waren, stellten sich mit verschränkten Armen zu Harry.
„Was wollen denn die Tussis?", fragte Malcolm mit blasierter Miene und baute sich drohend vor den beiden auf.
„Lasst ihn gefälligst in Ruhe, sonst werdet ihr euer blaues Wunder erleben", wollte Hermine bedrohlich klingen.
„Guck dir die Schnepfen an, ja gibt's denn so was?", zeigte Piers auf Hermine und brach in Gelächter aus. „Die Weiber drohen uns, ha ha ha."
„Haltet euer Maul und du lässt mich gefälligst los, du Spinner", wehrte sich Harry, der von Gordon inzwischen am Hemd festgehalten wurde.
Hermine und Tonks zückten wie auf Kommando ihre Zauberstäbe und auch Harry griff sich beherzt in die Hosentasche.
Dudley, der den Ernst der Lage sofort erkannte, hob abwehrend die Hände.
„Ok, lasst sie. Wir haben noch was Besseres heut vor, lasst uns abhauen", sagte er zu seinen Kumpels.
„Ja was denn, du hast doch wohl keine Angst vor diesen Stöckchen. Oder wollen die uns damit in die Flucht kitzeln", brüllte Piers vor Lachen.
„Na los, kommt schon. Ich glaub dahinten kommt die Goffers-Gang, die wollt ich schon immer mal hops nehmen", lockte Dudley seine Kumpels von Harry weg.
Maulend zogen sie hinter ihrem Boss hinterher, nicht ohne wilde Gesten in Richtung Harry zu machen.
„Ich würd ihnen ja gern einen Fluch hinterher jagen", flüsterte Hermine wütend.
„Aber du darfst nicht, wegen dem Verbot für Schüler. Ich bin aber keiner mehr", zwinkerte Tonks ihr zu und hielt sich den Zauberstab lässig über die Schulter.
Hinter sich hörten sie nur noch einen fetten Fleischklops zu Boden gehen, der fluchend wieder aufstand.
„Netter Cousin", verdrehte Tonks lächelnd die Augen Richtung Harry, als sie im Ligusterweg Nr.4 ankamen.
„Wer wagt es denn um diese Zeit noch zu klingeln. Petunia, Liebes, gehst du mal nachschauen", hörte Harry seinen Onkel in Wohnzimmer rumfluchen.
„Oh hallo, Harry. Was willst du denn so spät noch hier? Ist irgendwas passiert?", fragte Petunia mit aufgesetzter Freundlichkeit, als sie Tonks und Hermine bei ihm stehen sah. „Mrs Granger?", gab sie Tonks die Hand und spähte dabei in die Auffahrt, ob der schwarze Mercedes wieder da stehen würde.
„Oh nein, nein. Mein Name ist Tonks, Entschuldigung", reichte sie Petunia die Hand.
„Sag mal, wo wohnst du denn jetzt Harry? Immer noch bei Hermine?", fragte sie gespielt neugierig.
„Nein, und ich glaube auch nicht, dass dich das wirklich interessiert", antwortete Harry schnippisch. „Ich bin auch nur hergekommen, weil ich mein restliches Gepäck holen wollte", drängte er sich zwischen Petunia und dem Türrahmen hindurch.
„Darf ich fragen in welchem Verhältnis sie zu Harry stehen?", wandte sie sich nun an Tonks.
„Ich muss nur auf ihn aufpassen, damit ihm nichts zustößt, sie wissen schon", nickte sie Petunia zu.
„Dann sind sie wohl auch so eine ... um Himmels Willen", kreischte Petunia los und zerrte Tonks ins Haus. Diese hatte sich gerade im Wandspiegel entdeckt und gesehen, dass ihre Haarfarbe so gar nicht zu ihrer Jacke passte und sie kurzerhand mit einem Augenzwinkern geändert.
„Sind sie denn wahnsinnig geworden", schimpfte sie los und vergewisserte sich, ob auch ja niemand aus den Nachbarhäusern gerade zu ihnen geschaut hatte.
Währenddessen hatte Harry sein gesamtes Hab und Gut zusammen gepackt und war wieder am Fuße der Treppe erschienen. Er sah Hermine, die giggelnd in der Haustür stand und seine aufgebrachte Tante.
Mit zusammengekniffenen Augen kam nun auch Vernon aus dem Wohnzimmer um nachzuschauen, was hier so einen Tumult verursachte.
„Was schleppst du uns wieder für Pack ins Haus?", zischte er Harry an, nachdem er kurz die Situation erfasst hatte.
„Tut mir Leid, kommt die nächsten 10 Monate auch nicht wieder vor und außerdem sind wir sowieso schon wieder weg", antwortete Harry monoton. „Könnt ihr mir nur kurz die Hogsmeade-Erlaubnis unterschreiben", fiel ihm gerade noch rechtzeitig ein, bevor er die Tür ins Schloss fallen ließ.
„Toll nicht?", wandte er sich an die entsetzte Tonks. „Hier kann man sich doch echt wohl fühlen."


Review-Antworten:

HarryHermine: Vielen Dank! Mal schauen was sich ergibt, mit H/H ;o)

Choooo: auch danke an dich, ja komischerweise war der Haken wieder drin 'schulterzuck'

Honigdrache: bin schon fleißig dabei ;o) Danke für den Keks 'g'

Wieso gehen hier die Sterne nicht?