Kapitel 9

„St.-Mungos?", kreischte Umbridge aufgebracht. „Ich im St.-Mungos arbeiten? Pah, da geh ich doch lieber gleich nach Askaban."
„Aber ja doch, sie verstehen sich ja so blendend mit den Dementoren. Die habe sicher schon ein Kaffeekränzchen für sie vorbereitet. Schließlich schulden sie ihnen noch was, für den Job den sie ihnen im letzten Jahr besorgt haben", schrie Harry nach vorn.
Aus den Reihen kamen ungläubige fragende Blicke.
„Wie darf man denn das bitteschön verstehen?", fragte Checker und alle hielten in ihrer Aufbruchbewegung inne.
„Sie war diejenige, die im letzten Jahr die Dementoren nach Little Whinging beordert hat", antwortete Harry laut und deutlich und deutete anklagend auf Umbridge.
Ein Aufstöhnen ging durch die Menschenmenge. Entsetzt ließen sich die Mitglieder des Zaubergamot wieder in ihre Sitze fallen.
Umbridge dagegen war aufgesprungen und setzte an, Harry wieder lauthals als Lügner darzustellen.
„Halten sie verdammt noch mal den Mund", brüllte Checker zornesrot im Gesicht. „Verraten sie uns lieber, wie sie auf die Idee kommen konnten, in solch schwierigen Zeiten wie sie nun mal sind, die unnahbarsten Wesen frei durch London marschieren zu lassen. Sie haben keinerlei Befugnisse den Wachen von Askaban irgendwelche Befehle zu geben. Wahrscheinlich ist es ihnen zu verdanken, dass wir in den letzten Monaten solche Schwierigkeiten mit ihnen hatten", sagte er in einem Atemzug.
„Irgendjemand musste doch was gegen den da unternehmen, ihm Einhalt gebieten solche Lügen zu verbreiten", zeigte sie mit ihren dicken, hässlich beringten Fingern auf Harry.
„Von welchen Lügen sprechen sie genau? Und jetzt setzen sie sich gefälligst wieder auf ihren Platz!", donnerte Checker. „Colloportus", schleuderte er einen Fluch gegen die Eichentür, der sie immer näher gekommen war, scheinbar darauf bedacht, den Saal fluchtartig zu verlassen.
Kleinlaut ließ sie sich in ihren Sitz sinken und verzog beleidigt das Gesicht.
„Fragen sie doch Fudge, der ist doch derselben Ansicht. Wieso werde ich eigentlich für alles verantwortlich gemacht. Ich hab doch nur die Befehle des Ministerium ausgeführt!", blökte sie das Gericht an und verschränkte ihre kurzen Arme vor der Brust.
„Mr Fudge befindet sich momentan in Askaban, wie sie wissen dürften. Die Wachen sind noch immer nicht ganz ruhig gestellt. Außerdem hat er sich weitestgehend von den Amtsgeschäften zurückgezogen, um sich darüber klar zu werden, was im letzten Jahr alles schief gelaufen ist. Aber seien sie gewiss, auch er wird sich vor dem Zaubergamot verantworten müssen", antwortete Mrs Powels, die momentan als eine der wichtigsten Personen im Ministerium agierte. „Und nun beantworten sie die Frage von Mr Checker!"
„Sie wissen doch genau, von welchen Lügen ich spreche. Oder wollen sie behaupten, dass sie dem da das alles abgenommen haben? Er bringt eiskalt seinen Kontrahenten im Trimagischen Turnier um und behauptet dann auch noch rotzfrech, dass das der Dunkle Lord war", antwortete sie schnippisch.
„Das ist keine Lüge", brüllte Harry zornig und sprang auf. Hermine konnte ihn gerade so am Hemd festhalten, obwohl sie ihn nur zu gut verstehen konnte. Sie war genauso wütend.
„Voldemort ist seit über einem Jahr wieder unter uns und nicht erst seit letztem Juni. Ständig hat er sich in meine Gedanken geschlichen, hat mich Dinge sehen lassen, die es so nicht gab. Und das alles nur weil er mich ins Ministerium locken wollte. Ich sollte ihm aus der Mysteriumsabteilung etwas holen, was unser Schicksal besiegelt hat", unterbrach er kurz, als er Dumbledores Blick sah, der ihm verriet, nicht zu erwähnen, dass Harry den Inhalt der Prophezeiung wusste.
„Und was war das, wenn man fragen darf?", blickte Mrs Bones ihn neugierig an.
„Eine Prophezeiung. Aber sie ging im Kampf zu Bruch und niemand konnte den Inhalt hören", antwortetet Harry ohne dabei zu lügen.
Aufgeregtes Gemurmel erfüllte den Saal.
Harry erhielt noch mehr anerkennende Blicke, als vorhin, wo Hermine von der Wirkung seiner Narbe gesprochen hatte. Zu gerne hätte er gewusste, wievielen von den Leuten es jetzt zutiefst Leid tat, dass sie ihm und Dumbledore nicht schon vor einem Jahr geglaubt hatten.
Selbst Malfoy sah interessiert zu Harry, obwohl er sicher von seinem Vater über die Existenz einer solchen Prophezeiung wusste.
„Mrs Umbridge", unterbrach Checker die eifrigen Diskussionen der Zuhörer. „Was haben sie nun dazu zu sagen?"
„Ich glaube ihm nicht, nein. Er lügt doch wenn er nur den Mund aufmacht. Er macht damit die ganze Schule kaputt. Ich musste das verhindern. Deshalb hab ich die Dementoren zu ihm geschickt. Sie sollten ihm die Seele aus dem Leib holen."Wild gestikulierend sprang sie wieder von ihrem Stuhl und ging drohend auf Harry zu.
„Du bist doch die Ausgeburt der Hölle. Wie kann es sein, dass ein 15 jähriger einen Patronus erschafft? Wie kann es überhaupt sein, dass ein Baby einen Todesfluch überlebt?", zischte sie Harry an und ihr quollen dabei bedrohlich die Augäpfel aus den Höhlen.
‚Das wurde mir prophezien', wäre es fast aus Harry herausgeplatzt, aber Dumbledore kam ihm zuvor.
„Das stand möglicherweise in der Prophezeiung, aber das wird die Welt nun nicht mehr erfahren."
Umbridge wurde von 2 ziemlich großen, bulligen Zauberern zurück zu ihrem Platz gezerrt. Entrüstet riss sie sich aus ihren Fängen und richtete sich die Kleidung.
„Ihre letzte Frage an Mr Potter, gibt mir doch einiges zu denken, Mrs Umbridge. Sympatisieren sie mit dem Dunklen Lord?", wollte Mrs Bones von der Angeklagten wissen.
„Wie können sie es wagen", kreischte diese entsetzt los.
„Es war nur eine einfach Frage", versuchte Bones die Situation wieder zu beruhigen.
„Darauf muss ich nicht antworten", entgegnete Umbridge beleidigt und setzte eine Miene auf, die sie wie ein kleines beleidigtes Kind aussehen ließ.
„Nun, wie sie meinen, dann machen wir uns da selbst einen Reim drauf", beschloss Mrs Bones die Befragung, in der Annahme, dass sie sowieso keine brauchbare Antwort mehr bekommen würde.
„Wir nehmen des Weiteren in die Liste der Anklagepunkte auf, die unhaltbaren Beschimpfungen eines Opfers, den Missbrauch von Amtsbefugnissen und die außerordentliche Gefährdung von Muggeln mit der damit verbundenen Gefährdung der Beziehungen zu diesen. In Anbetracht dieser neuen Erkenntnisse, erhöhe ich das Strafmaß auf 1 Jahr Askaban, eine Geldstrafe von 350 Galleonen und den Ausschluss aus der magischen Gemeinschaft. Wir sollten froh sein, dass sie es vorzogen lieber nach Askaban zu gehen, sonst hätten wir wohl nichts mehr von diesen weiteren Straftaten gehört. Nicht auszudenken, was sie mit den armen Patienten angestellt hätten. Und nun schaffen sie diese Person bitte weg, ich kann sie nicht mehr sehen", beendete Mr Checker in ruhigem Ton und knallte den Hammer auf den Tisch, dass sich Holzsplitter aus der Platte lösten.
Geplättet über das erneute Urteil saß Umbridge in ihrem Stuhl und starrte mit offenem Mund die Mitglieder des Zaubergamots an, die einstimmig diese Entscheidung benickten.
Die Tür öffnete sich und 2 Auroren traten herein um sie abzuholen. Wortlos erhob sie sich und folgte wie in Trance. Tosender Beifall und Pfiffe begleiteten sie aus dem Saal.
„Harry, ich hab' s dir doch gesagt, heute machen wir den Anfang", strahlte Hermine ihn an.
„Und was für einer. Ich glaube von diesen Leuten hier, brauchen wir keinen einzigen nochmals überzeugen und bei Malfoy leg ich sowieso keinen Wert drauf", umarmte er freudig Hermine.
„Ich glaube das sollten wir alle feiern. Heute Abend 19 Uhr in meinem Haus?", lud Arabella die Ordensmitglieder ein.
„Vielen Dank Arabella. Wir Fünf werden heute Abend mit Severus zusammen zu Ihnen kommen. Sollen wir etwas mitbringen?", bedankte sich Dumbledore und verließ mit McGonagall und Hagrid den Gerichtssaal.
„Ich bringe Molly mit, die wird etwas Leckeres vorbereiten. Aber jetzt fahren wir euch erstmal wieder nach Hause", beschloss Mr Weasley. Auf dem Weg durch das Atrium warf Harry nochmals einen Blick auf den Brunnen.
„Wo kommt denn plötzlich das ganze Gold her?", fragte er verwundert.
„Oh, das ging aber schnell", staunte auch Moody. „Das müssen schon die Galleonen von Umbridge sein. Sämtliche Strafgelder werden von den jeweiligen Verliesen der Verurteilten direkt in den Brunnen übertragen."
„Na dann hatte die Gute ja doch noch ein Herz für das St.-Mungos", lachte Hermine trocken.
„Gezwungenermaßen", stimmte Mr Weasley mit ein. „Und dagegen kann sie sich nicht mal wehren."
„Schau mal", wies Hermine auf das Schild auf der Tafel, das ihnen vor der Verhandlung so sehr aufgestoßen war.
Harry las den Text mit einem siegerhaften Lächeln im Gesicht.

Im Gedenken an die Opfer des Dunklen Lordes

Der Brunnen der Bruderschaft wurde in einem Duell zwischen dem Dunklen Lord mit seinen Anhängern und einer handvoll Schüler der Hogwartsschule zerstört und wird als Erinnerung an seine Gräueltaten für die Nachwelt so erhalten bleiben.

„Hab ich's dir nicht gesagt", wiederholte sich Hermine und gab ihm einen Knuff in die Seite.

„Wollen sie noch kurz mit reinkommen?", fragte Arabella, als sie wieder vor ihrem Haus standen.
Grinsend sahen sich die anderen an.
„Ich glaube dafür fehlt uns Snape. Ich hab jedenfalls keine Lust mich durch dieses Gestrüpp zu kämpfen, um dann hinten im Garten rauszukommen", zwinkerte Moody mit seinem normalen Auge, was das magische noch riesiger wirken ließ.
„Ach stimmt ja", schlug sie sich vor den Kopf, hatte sie doch angesichts der für sie sichtbaren Haustür vergessen, dass für Moody und Arthur das Haus nur ein riesiger Strauch war.
„Na dann, bis heute Abend und vielen Dank für das Taxi", verabschiedete sich Harry vorerst und betrat das Haus.
„Ich glaube wir sollten unser Labor abbauen. Ich weiß nicht, ob Dumbledore die restlichen Ordensmitglieder auch schon einweihen möchte."
Seit Harry und Hermine von dem Experiment wussten, hatte Arabella sich die tägliche Mühe des Auf- und Abbauens nicht mehr gemacht, was schließlich eine ganze Stunde mehr Zeit für die eigentliche Arbeit brachte.
Sie deckten gerade den Tisch ein, als es auch schon an der Haustür schellte.
„Willkommen in meinem bescheidenen Heim", begrüßte Arabella die Partygäste.
Hagrid hatte ziemlich Probleme, sich durch den engen Korridor zu quetschen, woraufhin Dumbledore für ihn das Haus magisch vergrößerte. Das Speisezimmer wirkte jetzt wie ein Festsaal, was sehr gut zu dem gegebenen Anlass passte.
Molly hatte einen großen Fleischtopf vorbereitet und McGonagall brachte einen Schokoladenkuchen zum Nachtisch mit. Mit einem milden Lächeln holte Dumbledore ein paar Flaschen Butterbier aus den Tiefen seines Umhangs. Arabella vervollständigte das Mahl mit einer großen Schüssel dampfenden Kartoffeln.
„ Heute haben wir auch die letzten Zweifler in unsere Reihen zurück geholt", begann Dumbledore eine kurze Ansprache und erhob symbolisch sein Glas mit Kürbissaft. „Und ich habe noch ein gute Neuigkeit. Ich habe eine neue Lehrerin gefunden, die das Fach Verteidigung gegen die Dunklen Künste unterrichten wird. Sie hat das Fach in den letzten 3 Jahren in Beauxbatons gegeben und gilt als sehr versiert."
Harry glaubte in Snapes Gesicht den Anflug von Enttäuschung zu sehen, aber er ließ sich nicht wirklich etwas anmerken. Stattdessen fragte er interessiert, wie es bei ihr mit der Verständigung aussehen würde.
„Madam Madeleine Bowman ist Französin mit amerikanischer Abstammung. Sie wurde zweisprachig erzogen und hat jetzt das große Bedürfnis, ihre Kenntnisse in der Landessprache ihres Vaters an die Schüler weiterzugeben. Außerdem möchte sie uns aktiv im Kampf gegen Voldemort unterstützen", fügte Dumbledore hinzu, woraufhin die Anwesenden anerkennend nickten. „So und nun lasst uns essen. Hm, das duftet ja wunderbar", tat er sich eine große Portion von Mollys Fleischtopf auf.
„Prof. Snape?"Harry stockte. Aber er fühlte deutlich, dass jetzt der richtige Zeitpunkt gekommen war. Erstens, weil er sich stark mit den vielen Anwesenden im Rücken fühlte und zweitens, weil er in den letzten Tagen die andere Seite von Snape gesehen hatte.
Severus sah ihn fragend an. Was wollte dieser Junge von ihm, der ihn im letzten Jahr so hintergangen und seine Gefühle verletzt hatte, der seinem verhassten Vater so ähnlich war, aber leider auch die weiche Seite seiner Mutter nicht verleugnen konnte.
„Ich würde gerne den Okklumentikunterricht bei ihnen fortsetzen", kam es zögern über Harrys Lippen. „Ich möchte nicht wieder zum Angriffspunkt werden, das letzte Jahr war der Horror."
Snape schluckte nervös. Wollte Harry darauf sofort eine Antwort? Vor all den Leuten?
„Ich werde darüber nachdenken", unterbrach er die angespannte Stille. Alle Augen waren auf ihn gerichtet.
„Was ist eigentlich vorgefallen, dass du den Unterricht mit Harry abgebrochen hast?", wolle Remus berechtigterweise wissen.
Harry und Snape sahen sich an und keiner von beiden wusste, wer nun eine Antwort darauf geben sollte und vor allem welche. Snape nahm Harry diese Frage ab.
„Die ganze Situation in der Schule war sehr bescheiden im letzten Jahr, ich hatte zuviel um die Ohren zu verhindern, dass Umbridge in meinem Haus die Oberhand gewann", redete er sich geschickt heraus, verriet damit aber auch nicht, was Harry getan hatte. Harry fiel dabei ein, dass Remus die Szene aus dem Denkarium auch kannte, er war ja selbst dabei gewesen. Wie stand er jetzt eigentlich Snape gegenüber? Das war aus ihrem jetzigen gegenseitigen Umgang eigentlich nicht wirklich zu erkennen.
Harry war schon sehr gespannt, wie sich Snape nach diesen Ferien ihm und auch Hermine gegenüber verhalten wird, wenn sie wieder im Unterricht bei im sind. Aber bis dahin waren es noch 8 Tage Zeit. Und vorher stand auch noch der Einkauf in der Winkelgasse an. Darauf freute sich Harry ganz besonders, war er seit nunmehr 3 Jahren nicht mehr dort gewesen.
Die Erwachsenen unterhielten sich noch über einige demnächst anliegende Ordensangelegenheiten, völlig unbefangen angesichts der Anwesenheit von Harry und Hermine. Nicht einmal Molly dachte daran, sie aus dem Raum zu schicken, was scheinbar der Tatsache zu verdanken war, dass sie sowieso schon viel zu sehr in den Kampf gegen Voldemort involviert waren.
Kurz vor Mitternacht brachen die Gäste auf und disapparierten der Reihe nach.
„Hagrid kann apparieren?", schaute Hermine Harry fragend an. „Von wem hat er das gelernt? Doch bestimmt nicht offiziell im Ministerium."
Darüber hatte sich Harry noch nie Gedanken gemacht. Aber Hermine hatte Recht, wo Hagrid doch damals, als er Zauberverbot bekommen hatte, noch gar nicht volljährig war. Sie hatten ihn allerdings bisher sowieso fast nur in Hogwarts erlebt, wo man das sowieso nicht konnte. Nur einmal erinnerte sich Harry, damals als er ihn am Bahnhof Paddington verabschiedet hatte, nach ihrem Einkauf in der Winkelgasse vor seinem ersten Schuljahr, da war er plötzlich verschwunden.


Review-Antworten:

Honigdrache: vielen Dank, ähm, dann nehm ich Tiramisu 'jam jam'

michi sky: ja, die Kapitel waren bis dahin soweit fertig und noch die Hälfte von diesem hier, aber jetzt muss ich erstmal wieder fleißig schreiben

Tiberitus: 'g' nicht so schnell mit den jungen Pferden, nur weil der Urteilsspruch gefällt ist, muss noch nix vorbei sein, wie du jetzt ja lesen konntest ;o) aber du warst nicht der Einzige, dem das nicht gereicht hat, meine Erstleser wollten auch fast alle ne höhere Strafe, wodurch die 1.Hälfte dieses Kapitels zustande kam und auch weil ich vergessen hatte, die Dementoren zu erwähnen

Choooo: ich werd mein bestes geben, dass es so bleibt 'knuddel'