Kapitel 13
Genervt klatschte sich Harry einen Schöpfer Eintopf auf den Teller, so dass es spritzte.
„Ratzeputz", entfernte Hermine sofort die Sauerei und sah ihn strafend an. „Was soll das denn?"
„Mich kotzt das an, dass es im neuen Jahr gleich wieder so weiter geht. Ich hatte mir ein paar Hoffnungen gemacht, dass Snape sich ein wenig an die Ferien erinnert, aber scheinbar war er nur so, weil Arabella dabei war."
„Hast du das wirklich geglaubt? Er wird sich nicht einfach mal so ändern, nur weil er letztendlich mit uns arbeiten musste. Und mal ehrlich, wirklich viel hat er sich auch nicht mit uns abgegeben", sah Hermine ihn zustimmungsheischend an.
„Hast ja Recht, tut mir Leid", grummelte Harry zu Hermine herüber.
„Jetzt sind ja erstmal 2 snapefreie Tage, erst am Donnerstagnachmittag wieder 2 Stunden", zwinkerte Hermine ihm aufmunternd zu.
Nach dem Essen gingen sie in den Gryffindorturm, um sich ihre Ausrüstung für den Kräuterkundeunterricht zu holen.
„Nimmst du meine Sachen mal mit, ich will vorher noch kurz in die Bibliothek", bat Hermine Harry und drückte ihm auch schon ihren abwaschbaren Umhang und die Drachenlederhandschuhe in die Hand.
So langsam war Harry an Hermines Blitzideen gewöhnt, sodass er gar nicht erst nachfragte, was sie so dringend in der Bücherei wollte.
Draußen war ein schöner sonniger Tag, woraufhin die Gryffindors beschlossen, die Wartezeit bis zum Unterrichtsbeginn am Seeufer zu verbringen. Der Riesenkrake zog gemütlich seine Runden durch das Wasser und spritze mit Wohlbehagen die am Ufer sitzenden Schüler nass.
„So, bin wieder da und wir sollten auch langsam mal zum Gewächshaus gehen", kam Hermine aus dem Schlossportal auf sie zu.
"Ach immer mit der Ruhe, wir haben noch 5 Minuten Zeit", beschwichtigte Ron sie, setzte sich aber dennoch in Bewegung um aufzustehen.
"Kommt rein, kommt rein. Wir haben heute jede Menge zu tun. Hier nimm das gleich mit nach hinten und verteile sie", drückte Prof. Sprout Neville eine Ladung Gartenscheren in die Hände.
"Wir werden heute die Monsterfeigen beschneiden. Aber Vorsicht, wenn ihr zu sehr an den Ästen rüttelt, dann platzen die Früchte und die umstehenden Schüler schlafen von den Dämpfen ein, die dadurch ausströmen", warnte die Lehrerin und führte vor, wie sie am besten mit den Bäumchen umgehen sollten.
"Mach langsam", sah Hermine Harry erschrocken an, als die Feigen bedrohlich am Zweig zitterten.
"Ach, was wäre schon so schlimm daran. Ich hätte nichts gegen eine Runde Schlaf einzuwenden, schließlich haben wir noch was nachzuholen von letzter Nacht", gähnte er gekünstelt.
Ein lauter Knall aus dem vorderen Teil des Gewächshauses ließ sie aufschrecken. Ein paar Hufflepuffs waren unvorsichtig gewesen und hatten eine Feige platzen lassen. Taumelnd ließen sich die betroffenen Schüler am Rand nieder, bevor es ihnen die Augen zuzog.
"Oh nein, gleich 4 Mann weniger. Jetzt habt ihr anderen um so mehr zu tun, also beeilt euch", klatschte Sprout auffordernd in die Hände.
"Ich glaub wenn wir noch schneller machen, dann liegen wir bald alle hier", flüsterte Ron, der mit Neville zusammen arbeitete, den beiden zu.
Prof. Sprout hatte in der Zwischenzeit Decken aus dem Schloss geholt, da es eine Weile dauern könne, bis die Vier wieder aufwachten. Sorgsam deckte sie die Schüler zu, obwohl es ziemlich warm im Gewächshaus war.
Ohne weitere Zwischenfälle beendeten sie die Stunde.
"Und was wird mit ihnen?", wies Hannah auf die Schlafenden.
„Tja, die bleiben solange hier, bis sie aufwachen. Was anderes können wir nicht tun. Ich habe jetzt sowieso nur noch ein Stunde im Gewächshaus 1, also sind sie hier ungestört", winkte Sprout unbekümmert ab.
"Als Hausaufgabe sucht ihr mir bitte die Anwendungsgebiete für die Monsterfeige heraus und beschreibt die Vorsichtsmaßnahmen, 15 Zoll dürften reichen, bis zur nächsten Stunde."
Sie schob die Schüler aus dem Gewächshaus, schloss die Tür hinter sich und begab sich zur bereits wartenden Truppe von Viertklässlern.
"Und was machen wir mit dem angebrochenen Tag?", fragte Ron erwartungsvoll.
"Wie wäre es wenn wir zur Abwechslung mal sofort mit dem Aufsatz anfangen?", antwortete Hermine, die sich noch zu gut an die letzten Jahre erinnern konnte, als die beiden Jungen ständig alles auf den letzten Drücker erledigt haben.
„Ach komm schon, wir haben gerade mal eine Hausaufgabe heut aufbekommen und Kräuterkunde ist erst am Freitag wieder.
„Tut was ihr wollt, ich schiebe nichts auf. Es kommen auch noch andere Zeiten auf uns zu, lasst euch das gesagt sein", warnte Hermine die beiden Jungen.
„Lass das mal unsere Sorge sein, wir haben ja auch noch die eine oder andere Freistunde", winkte Ron unbesorgt ab und Harry zuckte nur unschuldig mit den Schultern.
Der Rest des Tages war ereignislos geblieben, Hermine brütete über den Büchern, die sie sich aus der Bibliothek geholt hatte und Harry saß mit Neville über dessen Büchern.
Auch am nächsten Morgen fiel ihnen das Aufstehen schwer, denn trotz guter Vorsätze, hatten sie es wieder nicht geschafft früher ins Bett zu gehen.
Im Gegensatz zu gestrigen Tag war es heute ungemütlich neblig draußen. Und ausgerechnet heute, hatten sie in den ersten beiden Stunden bei Hagrid im Freien Unterricht.
Nach einem ausgiebigen Frühstück mit viel Kaffee, traten sie in die kühle feuchte Luft. Hagrids Hütte war vom Ausgang nicht mal zu sehen, so dicht war der Nebel, aber den Weg dahin kannten sie ja zum Glück auswendig.
Sein Saurüde Fang saß bereits angebunden vor der Hütte und begrüßte sie schwanzwedelnd. Die Armbrust, die daneben stand, verriet, dass sie heute wohl in den Verbotenen Wand gehen würden.
"Hab heut was ganz Großes mit euch vor", begrüßte er strahlend seine Schüler. „Wir soll'tn aber sofort los, sonst komm' wir vielleicht zu spät un sie sin weg. Los, hier geht's lang", forderte er die Gryffindors und Rawenclaws auf, die in diesem Jahr zusammen Unterricht hatten.
„Wir müss'n leise mach'n, sonst erschrecken wir sie", flüsterte Hagrid, obwohl er mit seinem schweren Tritt sowieso nicht zu überhören war.
"Wer sind denn sie?", fragte Padma ängstlich. Aber mit Sicherheit war sie nicht die einzige, die am liebsten vor dem Wald gewartet hätte. Zu gut kannten alle Hagrids Vorliebe für die unmöglichsten Geschöpfe. Und genauso gut wussten alle, wie Hagrid deren Gefährlichkeit einstufte.
In den hohen Bäumen des Waldes löste sich der Nebel langsam auf.
"Werdet's gleich seh'n. Sin gleich da. Psst", legte Hagrid seinen wurstgroßen Zeigefinger auf die Lippen und schob mit der anderen Hand die Zweige von einem großen Strauch beiseite.
"Och wie s", kam es einstimmig aus den Mündern der Mädchen.
"Is heut Nacht gebor'n. Hat jämmerlich gewimmert die Gute, das Kleine lag verkehrt im Leib. Hab sie zum Glück gefund'n, sonst hätt'n ses sicher nich überlebt", berichtete er stolz.
Vor ihnen lag eine Einhornstute mit einem strahlend goldenen Fohlen, welches sich unbeholfen aufrichtete und neugierig schaute, als es die fremden Stimmen hörte.
"Is noch ganz schwach die Ärmste, muss jetz jed'nTag guck'n komm'n, wie's ihr geht. Hoff'nlich erholt se sich, sonst muss ich das Kleine mit Drachenmilch aufzieh'n."
Die Mädchen wünschten sich sicher insgeheim, dass sich die Stute nicht erholen würde, in der Hoffnung dem Winzling die Flasche geben zu können, aber niemand ließ diesen Wunsch erkennen.
"So, nu sollt'n wir sie aber wieder in Ruhe lass'n, außerdem ham wir noch ein gutes Stück Weg vor uns", ließ Hagrid die Zweige zurückschnappen.
Tuschelnd machten sie sich wieder auf den Rückweg.
"Aber erzählt es erstmal niemandem, will nich, dass die mir alle die Bude einrenn'n, weil sie das Kleine sehn woll'n. Is für die ja auch nur Stress, wenn wir se andauernd stör'n", bat Hagrid die Schüler, bevor sie die Stunde beendeten.
"Gut, machen wir, reicht ja auch völlig aus, wenn wir sie sehen dürfen", zwinkerte Hermine ihm zu.
Während Hermine zu Alte Runen ging, hatten Parvati, Lavender, Neville, Dean und Seamus jetzt Wahrsagen. Harry und Ron, die nicht verstehen konnten, wieso die drei Jungen weiterhin zu Wahrsagen gingen, beschlossen in der Freistunde eine Runde Zauberschach zu spielen.
Der Gemeinschaftsraum war um diese Zeit wie ausgestorben, lediglich von den Bildern an den Wänden waren ein paar Töne zu hören, wenn die Zauberer, die darauf waren, sich bewegten oder sich leise miteinander unterhielten. Die lautesten Geräusche verursachten die Schachfiguren, wenn sie sich lauthals kämpfend vom Feld jagten.
"Springer nach D 6, Schach"befahl Ron mit triumphierendem Blick.
„Scheiße!", sprang Harry auf und riss das gesamte Brett mit sich, sodass die Figuren durch die Gegend flogen.
„Was denn jetzt los? Ist doch noch gar nichts entschieden", sprang auch Ron auf, allerdings im Gegensatz zu Harry empört.
„Sag das mal der McGonagall, wenn wir gleich in ihren Unterricht stürmen. Wir sind nämlich ne viertel Stunde zu spät."
„Verdammt, und das am 2. Tag", rannte auch Ron los, alles stehen und liegen lassend.
Weitere fünf Minuten später betraten sie atemlos den Verwandlungsraum, verzweifelt nach einer passenden Ausrede suchend.
"Guten Tag die Herren, ich dachte schon ihr hättet es euch anders überlegt und den Kurs doch noch gestrichen. Darf man fragen, wieso ihr beide erst jetzt den Weg zu uns gefunden habt?"
"Wir haben nicht auf die Uhr geschaut", fiel Ron nichts besseres ein, was wahrscheinlich auch besser war, als irgendeine fadenscheinige Lüge zu erzählen.
"Ach so ist das, na dann wird es euch ja nichts ausmachen, wenn ihr diese Zeit dreifach bei mir nachholt, vielleicht finden wir ja einen Zauber, der eure Uhren dazu bringt euch zu beißen, wenn es an der Zeit ist, in den Unterricht zu gehen. Ich erwarte euch heute Abend 19 Uhr hier in diesem Raum. Und nun setzen", befahl McGonagall gebieterisch, aber dennoch in freundlichem Ton.
"Na super, Nachsitzen hab ich mir schon lange mal gewünscht. Weiß schon gar nicht mehr wie das ist", raunte Harry Ron zu.
„Wenigstens ist es nicht Umbridge oder Snape und außerdem sind wir ja zu zweit."
Beinahe minütlich schauten die beiden gegen Abend auf ihre Uhren, nur um ja nicht auch noch zu ihrer Strafarbeit zu spät zu kommen. Überpünktlich viertel vor 7 am Abend machten sie sich auf den Weg zum Klassenzimmer für Verwandlungen, wo sie von McGonagall erwartet wurden.
"Nun ja, so schlecht scheint es mit eurer Uhrenkenntnis ja doch nicht bestellt zu sein", begrüßte sie die Jungen, als sie nach einem zaghaften Klopfen eingetreten waren.
"Tut uns ja auch Leid, aber wir sind es noch nicht gewöhnt Freistunden zwischen dem Unterricht zu haben", stammelte Ron eine Entschuldigung, die McGonagall gar nicht verlangt hatte.
"Nun denn, hier sind zwei Staubwedel und Skowers Allzweck-Magische-Sauerei-Entferner, die Bilder und Tierkäfige hätten dringend mal eine Grundreinigung nötig", schickte sie Harry und Ron an die Arbeit, die sich fragend ansahen.
„Haben wir denn keine Hauselfen mehr die so was machen?", flüsterte Ron zu Harry.
„Was fragst du mich? Autsch ...!", raunte er zurück, während er mit einem Kolkraben kämpfte, dessen Käfig er gerade wienerte. „Ich glaube wir können uns nicht beschweren, es hätte auch schlimmer kommen können."
"Mr Potter ... von zaubern war nicht die Rede!", kam McGonagall angestürmt, als Harry den Raben in einen Kelch verwandelt hatte, der scheppernd auf den Käfigboden gefallen war.
"Der hat mich andauernd gehackt. Ich verwandle ihn dann schon zurück, aber erst wenn der Käfig sauber ist und ich außer Schnabelreichweite", wehrte sich Harry gegen voreilige Anschuldigungen.
"Dann putz den Kelch gleich mit, vielleicht hilft das ja gegen die Milben, von denen er befallen ist", dampfte sie wieder ab und machte sich weiter über ihren Schreibkram her, mit dem sie beschäftigt gewesen war.
"Hast du eigentlich schon was wegen der Quidditchmannschaft gehört?", fragte Ron Harry leise.
"Wieso sollte ich? Ich bin doch gar nicht mehr im Team, schon vergessen?", flüsterte Harry leicht mürrisch.
"Ja schon, aber die Umbridge ist doch jetzt weg und McGonagall nimmt dich bestimmt wieder auf."
"Hm, ist eigentlich komisch, ich meine letztes Jahr wussten wir vom ersten Tag an, dass Angelina neuer Kapitän war und dieses Jahr habt ihr noch gar nichts gehört. Angelina und Alicia sind nicht mehr da, ihr braucht zwei neue Leute und einen neuen Teamchef", sah Harry verwundert zu Ron, der gerade niesend aus einer Staubwolke heraustrat.
"Da gibt's nur eine Lösung", legte Ron energisch seinen Staubwedel zur Seite und ging selbstbewusst wie nie zuvor auf McGonagall zu.
"Was gibt es Mr Weasley?", fragte sie und schaute ihn stirnrunzelnd über ihre Brillengläser an.
"Harry möchte wieder ins Quidditchteam zurück und wir brauchen noch einen weiteren neuen Spieler", überging Ron Harrys eigene Entscheidung, obwohl darin sowieso kein Zweifel bestand.
"Das weiß ich sehr wohl Mr Weasley, aber mir sind trotz allem die Hände gebunden. So Leid es mir tut und so sehr ich mich gegen die Methoden verwehre, die hier im letzten Jahr an den Tag gelegt wurden, aber dennoch sind es Beschlüsse des Ministerium."McGonagall sah Harry, der nun auch an den Lehrertisch vorgetreten war, beinahe traurig an. Zu gerne hätte sie ihm sofort etwas anderes gesagt. „Aber ich werde natürlich versuchen in einem netten Brief die Umstände nochmals zu schildern, wohlmöglich wird diese Entscheidung in der entsprechenden Abteilung nochmals überdacht", ermunterte sie Harry, sicher nicht ohne dabei an seine Qualitäten als Sucher und den erneuten Gewinn des Pokals zu denken.
„Aber meinen Besen kann ich doch sicher sofort zurückbekommen, ich habe ja schließlich Quidditchverbot bekommen und kein Flugverbot", fragte Harry mit einem Hauch Verlegenheit in der Stimme. Sein geliebter Feuerblitz war ihm vor einem Jahr abgenommen worden und mit Sicherheit in der Zwischenzeit genauso verstaubt, wie die ganzen ausgestopften Tiere hier im Raum.
"Das denke ich, kann ich ohne Bedenken selbst entscheiden. Du kannst ihn morgen in der Mittagspause in meinem Büro abholen", nickte McGonagall ihm zu.
Triumphierend machte sich Harry wieder an die Arbeit, obgleich es nur ein winziger Erfolg war, aber er würde wenigstens sein Eigentum wiederbekommen. Schließlich hatte er den Besen von Sirius, es war das wertvollste was er je von seinem Paten bekommen hatte.
"... drehen wir da morgen Nachmittag gleich ne Runde?", stubste Ron ihn euphorisch an. „Sag mal hast du mir überhaupt zugehört?"
"Was?", schreckte Harry auf. „Ähm ja", log er, da er gerade in Gedanken versunken gewesen war. Über der ganzen Putzerei kamen ihm die Bilder des letzten Jahres wieder vor Augen, als er mit den Weasleys und Hermine zusammen in Grimmauldsplace alles sauber gemacht und Sirius ihm den Wandteppich der Blacks gezeigt hatte.
"Ach du lieber Himmel, es ist ja schon gleich neun Uhr. Nun aber flott in den Gryffindorturm mit euch", fuhr McGonagall entsetzt aus ihrer Arbeit auf.
„Was? Wir waren fast zwei Stunden hier? Da haben wir aber einmal zu spät kommen frei", sah Ron sie fordernd an.
"Das würde ich mir an eurer Stelle aber gut überlegen, es geht ja nicht nur um die Strafarbeiten die dann folgen, sondern um den Unterrichtsstoff der dadurch verpasst wird."
"Ja ja, war ja auch nur Spa", antwortete er kleinlaut und verschwand mit Harry Richtung Gemeinschaftsraum.
"Morgen haben wir schon wieder zwei Freistunden", stöhnte Harry schon beinahe, ob der Gefahr, dass sie wieder den Unterrichtsbeginn verpassen würden.
"Ich nur eine, hab Geschichte behalten", entgegnete Ron.
"Du machst Geschichte weiter?", beäugte Harry misstrauisch seinen Freund.
"Na ja, immer noch besser als Wahrsagen und ich hab sonst zu wenige Fächer um auf ne anständige UTZ-Zahl zu kommen. Immerhin hatte ich in Geschichte sogar einen ZAG. Aber ich glaube Seamus und Dean haben in dieser Stunde frei, musst also nicht allein abhängen."
"Feuervogel", öffnete Harry den Eingang zum Gryffindorturm. Die Fette Dame ließ sich dabei nicht von ihrem Gespräch mit Violet abbringen.
"Ah gut dass du mir gerade über den Weg läufst Ron, sag mal weißt du wer in diesem Jahr Mannschaftskapitän wird?", kam ihnen Katie Bell entgegen.
"Wir haben auch gerade mit McGonagall darüber gesprochen und auch über Harry. Sie will sich darum kümmern", antwortetet Ron mit hoffnungsvoller Miene.
"Ja wär schon cool, wenn wir Harry wieder hätten. Ginny war zwar auch ne prima Sucherin, aber sie sagt ja selbst, dass sie lieber Jägerin wäre. Hoffentlich klärt sich das bald auf, wir müssen ja auch noch neue Leute für das Team aussuchen. Ich würde ja sogar dafür stimmen, dass wir auch nach neuen Treibern Ausschau halten, denn Sloper und Kirke waren nicht wirklich die Reißer." Katie verzog dabei das Gesicht, als hätte sie gerade einen Klatscher abbekommen.
"Und was ist wenn sich niemand findet, der es besser machen würde? Denkst du die würden wieder ins Team kommen, nachdem sie eben gerade rausgeschmissen worden sind?", runzelte Ron die Stirn.
"Hm, das ist natürlich eine berechtigte Frage. Ich würde es wahrscheinlich nicht machen, wen ich auf der Abschussliste stehen würde", stimmte Katie Rons Bedenken zu.
"Lasst sie ganz einfach bei der neuen Auswahl mitmachen und wenn sie doch besser als die anderen Bewerber sind, dann bleiben sie eben in der Mannschaft", schlug Harry vor.
"Tolle Idee, so machen wir es", klopfte Ron ihm anerkennend auf die Schulter. „Und wenn du wieder in die Mannschaft darfst, wählen wir dich zum Käptn, wenn sich McGonagall für niemanden entscheiden kann."
"Setz mir ja keinen Floh ins Ohr, warten wir es erstmal ab", schmunzelte Harry geschmeichelt.
"Also meine Stimme hast du auf alle Fälle. So, ich geh jetzt ins Bett, irgendwie fühl ich mich so schlapp. Gute Nacht ihr beiden", verabschiedete sich Katie und stieg die Treppe zu den Mädchenschlafsälen hinauf.
"Ich glaube wir sollten heute auch mal etwas früher schlafen gehen, sie letzten beiden Nächte waren verdammt kurz", sagte Harry nachdem er sich im Raum umgeschaut und festgestellt hatte, dass auch Hermine nicht mehr hier saß.
Hinter Nevilles Vorhängen war auch schon ein gleichmäßiges Atmen zu hören, was verriet, dass auch er den versäumten Schlaf nachholte. Allerdings verriet auch eine heraushängende Hand, dass er über seiner Lektüre eingeschlafen war, denn auf dem Boden darunter lag ein aufgeschlagenes Buch.
Benebelt stand Harry am nächsten Morgen auf. Sein erster Weg führte ihn noch im Schlafanzug an das Schwarze Brett im Gemeinschaftsraum, so voller Hoffnung war er, dass während der Nachtstunden schon eine Entscheidung gefallen war. Aber er fand natürlich nur die alten Zettel mit Filchs Benimmregeln im Schulhaus und einen Aushang von Hermine, auf dem sie für ihren B.Elfe.R-Club warb.
‚Wann hatte sie denn den hingehangen?' grübelte Harry, während er zu dem Schluss kam, dass das Ministerium doch nachts gar nicht arbeitete, um solche Sachen wie seine Rehabilitierung zu bearbeiten und außerdem würde McGonagall ihm das sicher persönlich sagen, statt es öffentlich auszuhängen.
Ein paar kichernde Zweitklässlerinnen, die schon auf dem Weg zum Frühstück in der Großen Halle waren, machten ihn darauf aufmerksam, dass er im Pyjama im Gemeinschaftsraum stand.
Flink hastete er hinauf in seinen Schlafsaal und zog sich an. Die anderen schlummerten noch tief und fest, so dass ihm nichts anderes übrig blieb, als ihre Vorhänge aufzureißen und ihnen die Decken wegzuziehen.
"Raus aus den Betten, ihr Schlafmützen. Je länger die Nacht, desto schwerer kommt ihr wohl aus den Federn?", rief er laut und bespritzte Ron mit einem Wasserstrahl aus seinem Zauberstab.
"Das gibt Rache Harry", sprang Ron auf und zückte seinen Zauberstab. „Fontana Aqua!"Ein dicker Wasserstrahl ergoss sich über Harrys Sachen. Neville quiekte wie ein Mädchen und rollte sich im Vorhang seines Bettes ein, um dem Treiben zuzusehen.
"Seid ihr irre?", kam Hermine hereingestürmt, die das Getose gehört haben muss. Entsetzt sprang sie auf die Türschwelle zurück, als sie sich in einer riesigen Pfütze wieder fand, die das gesamte Zimmer ausfüllte. „Wisst ihr wie spät es ist und wir waren noch nicht mal beim Frühstück. McGonagall wird sich freuen, wenn wir heute geschlossen zu spät kommen, denn wir haben in der ersten Stunde bei ihr, falls euch das entgangen ist."Sie machte auf den Hacken kehrt und stieg noch immer schimpfend die Treppe hinunter.
"Evanesco", entfernt Harry das Wasser vom Boden und zog sich trockene Klamotten an.
Nach einem hastigen Frühstück, eilten sie sofort in den Verwandlungsraum, wo alle anderen bereits saßen, und schlossen genau mit dem Stundengong die Tür hinter sich.
Gespannt sah Harry zu Prof. McGonagall vor, die aber leider keine deutbare Miene erkennen ließ.
Wieso war er jetzt eigentlich so gespannt auf die Nachricht, wo er vor zwölf Stunden noch nicht einmal daran gedacht hatte, überhaupt danach zu fragen. Spätestens nach dem Mittagessen, wenn er seinen Besen abholen würde, würde er es aber wissen, da war sich Harry sicher.
In der folgenden Freistunden, in der nur Hermine in ihrem Arithmantikunterricht war, beschlossen die Gryffindors gemeinsam den Aufsatz für Prof. Sprout zu beginnen, was nicht am plötzlich aufkommenden Fleiß lag, sondern an der Tatsache, dass sie so wahrscheinlich am ehesten alle pünktlich zur nächsten Stunde erscheinen würden.
Harry hatte nicht die Muße sich an diesem Tag auf irgendetwas zu konzentrieren, dennoch schaffte er es immerhin ein Grundkonzept für den Kräuterkundeaufsatz aufzustellen.
Pünktlich gingen sie zum Astronomieunterricht bei Prof. Sinistra, die sie als erstes darauf hinwies, dass die nächtliche Stunde ebenfalls jeden Mittwoch stattfinden würde und sie die Schüler heute Abend 22 Uhr mit ihren Teleskopen auf dem Astronomieturm erwarten würde.
Nach der Stunde begaben sich Harry, Seamus und Dean gleich in die Große Halle, wo sie ihre Aufsätze weiter schreiben wollten, denn das Mittagessen zu verpassen wäre noch sträflicher gewesen als eine Unterrichtsstunde, fand Seamus. Die anderen gingen in ihre Geschichtsstunde, wo sie sich, bis auf Hermine, wie immer vom monotonen Gesäusel von Prof. Binns einschläfern ließen.
Träge betraten sie die Große Halle, als es an der Zeit war Mittag zu essen. Harry packte seine Pergamentrolle weg, als auch prompt die Teller auf den Tischen erschienen.
Hastig schlang er sein Essen herunter und starrte dann gebannt auf den Lehrertisch, wann sich Prof. McGonagall endlich erheben würde, um in ihr Büro zu gehen.
"Darf ich mitgehen?", fragte Ron ebenso neugierig auf die Nachricht wartend.
Endlich war es soweit. Prof. McGonagall kam direkt auf den Gryffindortisch zu und gab Harry mit einem Wink das Zeichen ihr zu folgen. Eilig erhoben sich die beiden und stolperten ihr hinterher.
"Da ist er", überreichte sie strahlend den Feuerblitz. Er war frisch poliert und kein Stäubchen war zu erkennen. Doch so sehr sich Harry auf diesen Moment gefreut hatte, für ihn war eine andere Sache noch wichtiger, so dass er McGonagall mit hochgezogenen Augenbrauen erwartungsvoll anschaute.
"Tut mir Leid Potter, mehr kann ich im Moment noch nicht sagen", hob sie entschuldigend ihre Schultern.
"Na ja, ist doch auch erstmal was. Wir können ja heute Nachmittag mal ne Runde über's Quidditchfeld drehen", schlug Ron vor.
"Aber nur wenn es aufhört zu regnen", antwortet Harry resigniert nach einem Blick durch das Fenster. Draußen schüttete es scheinbar aus allen Kübeln. „Einmal am Tag reichen mir nasse Klamotten", flüsterte er Ron zu, sich an den heutigen Morgen erinnernd.
Selbst in der Doppelstunde Verteidigung gegen die Dunklen Künste konnte Harry sich nicht konzentrieren, so dass er es fast als einziger nicht schaffte, sich eigenständig gegen die Waffen der Veela zu wehren, was in der heutigen Stunde zum Thema gemacht wurde. Dabei wäre es ziemlich einfach gewesen, sich einfach ein andres Mädchen aus der Klasse auszusuchen, auf das man sich konzentrieren musste und das, wo Hermine ihm direkt in die Augen geblickt hatte.
Wieder, und hoffentlich zum letzten Mal, setzte sich Harry an den Kräuterkundeaufsatz. Alle anderen hatten ihn bereits fertig und übten zum Teil schon den Zauberspruch, den sie von McGonagall aufbekommen hatten. Sehnsüchtig waren Harrys Augen auf das Portraitloch fixiert, durch das jeden Moment Prof. McGonagall hereinkommen konnte. Aber er wurde enttäuscht und mittlerweile war es an der Zeit schon wieder in die Große Halle zu gehen. Appetitlos stocherte Harry in seinem Essen herum, als ihm plötzlich eine Hand auf die Schulter gelegt wurde.
"Jetzt reiß dich zusammen Harry, Prof. McGonagall wird dich sicher sofort informieren, wenn sie eine Nachricht erhält", hörte er Dumbledore zu ihm sagen.
Harry wusste ja selbst nicht, wieso er so reagierte. Im letzten Jahr war er letztendlich auch sehr gut ohne Quidditch ausgekommen, was allerdings auch an der Tatsache lag, dass er ziemlich viele andere Probleme zu bewältigen hatte.
„Ich geb mir Mühe Professor", schaute er in das freundliche faltige Gesicht hinauf.
Nach dem Abendbrot kam auch Harry dazu den Erschütterungszauber zu üben. Vorsichtshalber ging er mit den anderen Jungs in den Schlafsaal, um nicht die anderen Gryffindors zu beunruhigen.
„Labefacio!", donnerte es aus allen Betten, die daraufhin bedrohlich wankten. So konnte man in Zukunft die anderen auch gut wecken, dachte sich Harry, dem es zunehmend Spaß machte, seine Klassenkameraden aus den Betten zu rütteln.
Als sie zu ihrer Astronomiestunde aufbrachen, warf er einen flüchtigen Blick auf das Schwarze Brett. Immer noch nichts Neues.
Auf dem Turm angekommen, erklärte Prof. Sinistra die Stunde für beendet, da der Regen noch immer nicht aufgehört hatte und die dicken Wolken jeglichen Blick auf den Sternenhimmel verwehrten.
Wieder sah er im Gemeinschaftsraum sehnsüchtig an die Anschlagtafel, die er vor nicht einmal 15 Minuten erst betrachtet hatte. Allerdings zog etwas anderes seine Neugier auf sich. Auf Hermines Zettel waren tatsächlich ein paar Namen von Leuten, die sich für ihr B.Elfe.R interessierten. R. Fletcher, F. Hobbinger und B. Zabini hatten sich eingetragen.
"B. Zabini?", verschlug es Ron fast die Sprache. Auch Harry konnte sich erinnern, dass mit ihnen ein Blaise Zabini eingeschult worden war. „Seit wann können sich Slytherins hier an unserer Tafel verewigen?"
„Wieso Slytherins? Zeig mal, wer steht denn alles da?", drängte sich nun auch Hermine an die Tafel.
"Ach so, das ist doch Bianca, sie ist in Gryffindor. Die Kleine, die zuerst an den Slytherintisch gerannt ist, schon vergessen?"Sie wandte sich wieder ihrem Aushang zu. „Sehr schön, schon 3 Leute, die mitmachen wollen, Rosanne und Fabian auch noch", sprach sie mit sich selbst.
Bis auf die Sechstklässler war der Gemeinschaftsraum schon komplett leer, als sich plötzlich das Portraitloch öffnete und McGonagall in ihrem karierten Morgenmantel eintrat. In der Hand hielt sie wedelnd einen Zettel, den sie sofort ans Schwarze Brett pinnte.
Ohne ein Wort zu verlieren ließ sie die Schüler lesen, was darauf stand.
Ausbildungserlass Nr.29
Mit diesem Schreiben sind sämtliche Erlasse des letzten Jahres in Bezug auf die Führung der Hogwartsschule für Hexerei und Zauberei aufgehoben und für nichtig erklärt. Bestrafungen, die gegenüber Schülern ausgesprochen wurden, sind rückgängig zu machen, sofern sie noch aktiv sind.
Hochachtungsvoll
Pamela Flora Powels, stellvertretende Ministeriumssprecherin
"Wenn das keine Feier wert ist", schrie Ron freudig und rannte Harry glatt um, als er ihn ansprang.
"Aber nicht so laut und nicht mehr so lange", war McGonagalls einzige Forderung, bevor sie das Portraitloch hinter sich verschloss.
Reviewantworten:
Ein dickes Dankeschön an meine Leser und natürlich ein noch dickeres an die Reviewer 'knuddel'
Ich hoffe es gefällt euch auch weiterhin so gut, lasst es mich einfach mit einem Review wissen. Ich beantworte auch gern Fragen. ;o)
