Draco kapiert endlich, was mit ihm los ist...ich hoffe es ist nicht allzu offensichtlich, welche Zeitschrift Leslie liest. Wenn doch, weist mich per E-Mail drauf hin.;)
Die erste Stunde am nächsten Morgen war Geschichte. Es hatte sich seit der ersten Klasse nichts am Lehrer und am Unterricht geändert, daher stellte Draco sich darauf ein, in Ruhe ausschlafen zu können. Die Sonne schien durch die staubigen Fenster und wärmte seinen Umhang. Links hörte Draco das leise Geklapper von Goyles Stricknadeln, rechts das Kratzen von Leslies Feder.(Leslie hatte es immer noch nicht aufgegeben, im Geschichtsunterricht wach bleiben zu wollen.)
Sonst hatte Draco das Geräusch der übers Pergament kratzenden Feder immer nervig gefunden, aber heute wirkte es irgendwie beruhigend. Zusammen mit der Wärme sorgte es dafür, dass Draco einnickte, den Kopf auf seinen Arm gelegt.
Als er wieder aufwachte bemerkte er, dass eines der vielen Geräusche im Klassenzimmer verstummt war. Er setzte sich aufrecht hin. Nicht, dass Professor Binns es jemals gemerkt hätte, wenn jemand schlief, aber Draco konnte so besser denken.
Komisch...er war aufgewacht, weil es leiser geworden war...aber Professor Binns redete immer noch, Goyle strickte...Draco sah sich um.
Leslie hatte offenbar aufgehört mitzuschreiben, und las eine Zeitschrift die halb unter dem Tisch versteckt war.
Draco schaute neugierig auf den Text und versuchte herauszufinden wovon er handelte, aber er konnte nur einige Sätze lesen: „Ab wann ist ein Mensch denn nun homosexuell?
Ist es die Frau /der Mann die/der gleichgeschlechtlich liebt , aber keinen Sex hat - oder Sex hat, aber nicht gleichgeschlechtlich liebt?", bevor Leslie seinen Blick bemerkte und die Zeitschrift ganz unter den Tisch schob. Anscheinend wollte er nicht, dass Draco sah was er las...und Draco hätte sich sowieso lieber die Zunge abgebissen als danach zu fragen.
Außerdem hatte er vorerst genug worüber er nachdenken konnte.
Wenn Sex und Liebe so sehr voneinander getrennt sein konnten, konnte dann das, was er für Leslie empfand doch Liebe sein?
Draco legte wieder den Kopf auf den Tisch, das Gesicht zum Fenster gewandt und stellte sich schlafend, während er in Wirklichkeit angestrengt nachdachte.
Angenommen er war wirklich verliebt. Das war inakzeptabel. Selbst wenn es nur reine keusche Liebe war, es war widernatürlich. Und was würde sein Vater dazu sagen, wenn er jemals aus Askaban kam?
Lucius Malfoy war politisch sehr konservativ eingestellt. Draco machte das nichts aus, er vertrat die gleichen Ansichten wie sein Vater. Wenn sein Sohn schwul wäre würde er ihn verstoßen. Mindestens.
Das Dumme war nur, dass das Problem nicht Dracos fiktiven Sohn betraf, sondern ihn selbst. Er hätte natürlich vollstes Verständnis für das was sein Vater tun würde wenn er es jemals herausfand, aber er bezweifelte sich dadurch besser dabei zu fühlen, auf der Straße zu leben und sich aus Mülltonnen zu ernähren. Oder so lange mit dem Cruciatus –Fluch gefoltert zu werden bis er Vernunft annahm.
Nein, er konnte nicht warten, bis sein Vater aus Askaban entkam und etwas unternahm. Er musste selbst etwas unternehmen.
