Eine schwierige Mission
von nici1807

Disclaimer: Nichts aus dem Harry Potter Universum, was ihr wieder erkennt, gehört mir, sondern JKR und Warner Bros. (und wer da sonst noch seine Hand aufhält). Ich verdiene kein Geld mit dieser Story und werde Alles nach Gebrauch wieder zurückgeben. Lediglich die Handlung und die erfundenen Figuren, Orte und Gegenstände gehören zu meinem geistigen Eigentum.

Ich bedanke mich bei allen Lesern, die ein Review hinterlassen habe und auch bei denen, die es (sicherlich) nur vergessen haben! Und weil ihr (für den Anfang) schon so fleißig Reviews geschrieben habt, bekommt ihr auch heute ein neues Kapitelchen...

Bevor es losgeht, wie immer ein riesiges Dankeschön an meine Beta CallistaEvans! Ohne sie wäre mein Geschreibsel nur halb so schön lesbar!
An dieser Stelle möchte ich Euch darauf hinweisen, dass Callista ganz tolle Storys schreibt. Schaut doch mal bei Ihr vorbei!! Veränderte Perspektive und Celebration of life (eine Erotik-Shortstory vom Feinsten) kann ich jedem SS/HG-Shipper besonders ans Herz legen!!


Und jetzt viel Spaß beim Lesen!!



Kapitel 4 – Konfrontation an Halloween

„Madam Pomfrey?"
Die angesprochene Medihexe von Hogwarts kam aus ihrem Büro heraus.
„Miss Watson. Geht es Ihnen nicht gut? Sind Sie krank?"
Sarah schüttelte den Kopf. Sie war an diesem Morgen schon sehr früh aufgestanden, um nach dem Trank zu sehen. Konsistenz und Farbe entsprachen mittlerweile der Beschreibung des Buches. Myrte war zum Glück nicht anwesend gewesen und Sarah konnte ungestört arbeiten und auch schnell wieder verschwinden. Sie hatte den Trank in einige kleine Phiolen gefüllt, den Kessel weggeräumt und sich dann auf den Weg in die Krankenstation gemacht. Sie wollte Madam Pomfrey um eine abschließende Beurteilung bitten, bevor sie Emma den Trank gab.
„Nein, Madam Pomfrey. Mir geht es gut. Ich bräuchte nur Ihren Rat."
Die Medihexe bat sie ihn ihr Behandlungszimmer.

Sarah packte Buch und Phiolen aus und erzählte Madam Pomfrey von Emmas Bruder und dem Trank, den sie für ihn gebraut hatte. Die Medihexe hörte erstaunt zu. Sie hatte Schwierigkeiten zu glauben, dass eine Schülerin in der Lage war, einen derart komplizierten Heiltrank zu brauen. Sie ließ sich von Sarah eine Phiole geben und führte ein paar kleinere Tests durch. Der Trank war vollkommen korrekt hergestellt. Erstaunt gab sie ihn Sarah zurück. Diese hatte nervös auf ihrer Lippe kauend beobachtet, wie Madam Pomfrey den Trank getestet hatte und war froh über das positive Ergebnis. Sie bedankte sich bei der Medihexe und wollte schon gehen, als sie zurückgerufen wurde.

„Miss Watson? Sie sehen ziemlich blass aus. Die dunklen Ringe unter Ihren Augen deuten darauf hin, dass Sie zu wenig Schlaf bekommen. Versuchen Sie das bitte zu ändern. Die kalte Jahreszeit steht vor der Tür und Sie wollen doch sicherlich nicht krank werden, oder?"
„Nein, natürlich nicht. Ich werde versuchen, mehr zu schlafen", versprach Sarah und lief in die große Halle zum Frühstück.

-o-

„Mensch, Sarah. Wo kommst du denn her?", fragte Emma sie und gähnte herzhaft ihr Brötchen an. „Wo treibst du dich denn schon vor Sonnenaufgang rum?"Sarah musste selbst für Emmas Verständnis zu einer Zeit aufgestanden sein, wo jede Störung noch als Körperverletzung gewertet wurde.
Sarah, die sich mittlerweile neben ihre Freundin gesetzt hatte, versorgte sich gutgelaunt ebenfalls mit Brötchen und Tee, bevor sie antwortete: „Erstmal, wünsche ich dir einen wunderschönen Guten Morgen, Emma. Ist das kein herrlicher Tag?"
„Sag mal, hat man dir was in die Zahnpasta getan oder warum bist du so gut gelaunt? Wie kannst du überhaupt schon so fit sein? Du bist doch erst nach Mitternacht schlafen gegangen."

Jetzt, wo Emma dies erwähnte, überkam Sarah auch wieder die Müdigkeit, die sie vorher erfolgreich verdrängt hatte. Gestern Abend war im Gemeinschaftraum die Hölle los gewesen. Als Außenstehender hätte man vermutlich gedacht, dass Zonko´s Scherzartikelladen eine neue Filiale mitten im Gemeinschaftraum der Ravenclaws eröffnet hatte. Egal wo man hinblickte, alles war übersät mit Scherzartikeln. Die Drittklässler, die am Morgen zum ersten Mal in Hogsmeade waren, hatten anscheinend den halben Laden leer gekauft und demonstrierten den staunenden Erst- und Zweitklässlern stolz ihre Errungenschaften. Bis weit nach Mitternacht hatte die Meute zusammengehockt. Dann war Professor Flitwick mit verschlafenen Augen und Zipfelmütze erschienen und hatte mit Hilfe der Vertrauensschüler alle in ihre Schlafsäle befördert. Da der Krach so extrem war, dass er selbst bin in die Schlafsäle reichte, war an ein frühes Einschlafen nicht zu denken gewesen.

„He, bist du wieder eingeschlafen?"Emma wedelte mit beiden Händen vor Sarahs Gesicht herum. „Erde an Sarah. Erde an Sarah, bitte kommen."
„Nee, ich bin schon wach. Habe nur gerade über etwas nachgedacht."
„Ja, das habe ich gemerkt. Ich habe dich schon zweimal gefragt, was du heute machen möchtest." Emma blickte ein wenig vorwurfvoll.
„Hm, eigentlich hatte ich gedacht, dass wir beide nach dem Frühstück zur Eulerei gehen und deiner Mutter ein Paket schicken. Danach könnten wir -"
„Halt. Stopp. Warte mal!", unterbrach Emma sie. „Wieso sollten wir meiner Mutter ein Paket schicken?"Sie konnte die Aussage der Freundin nicht einsortieren.

„Weil -"Sarah machte eine dramatische Pause und holte dann eine Phiole aus der Tasche, die sie Emma unter dem Tisch versteckt hinhielt. „Weil wir ihr den Trank für deinen Bruder schicken müssen. Und jetzt frag nicht weiter, sondern beeil dich lieber mit dem Essen."
Emma hatte dagesessen und Sarah mit offenem Mund angestarrt. Doch da sie offenbar noch tausend Fragen hatte, trank sie schnell ihren Kaffee aus und meinte: „Also, ich bin fertig. Von mir aus können wir gehen."

Sie waren gerade dabei aufzustehen, als ein kleiner, blonder Junge an den Tisch trat und Sarah schüchtern ansah.
„Ähm, bist du Sarah Watson?"Sie nickte.
„Ich – ähm, ich bin Terrie. Terrie Mitchell. Professor McGonagall sagte, dass du mir Nachhilfe geben möchtest."
„Ja genau. Hallo Terrie. Freut mich, dich kennen zulernen."Sie streckte dem sichtlich nervösen Jungen eine Hand entgegen und lächelte ihn freundlich an."
„Ja, h-hallo. I-Ich wollte fragen, wann du denn Zeit hast?"
„Hm, lass mich überlegen", meinte Sarah und wandte sich an Emma. „Du hast doch sicher heute Nachmittag noch zu tun, oder?"Emma nickte und Sarah drehte sich wieder zu Terrie um. „Also, wenn du Lust hast, dann können wir nach dem Mittagessen anfangen. Am Besten treffen wir uns in der Bibliothek und du bringst alle Unterlagen und Bücher mit, die du hast. In Ordnung?"
Terrie nickte schüchtern und mit einem „D-dann bis später – Sarah."verschwand er.

-o-

„Oh Mann, das ist ja ein ausgesprochen ausgeprägter Fall von Snapitis. Hoffentlich steckt er dich nicht damit an", lachte Emma, als beide Mädchen die Große Halle in Richtung Eulerei verließen.
„Snapitis? Was ist das denn?", fragte Sarah erstaunt.
„Snapitis sind ausgeprägte Angstzustände, die besonders in Anwesenheit eines gewissen Professors auftreten", erklärte Emma ihr mit todernster Miene und brach dann in schallendes Gelächter aus. Sarah stimmte fröhlich mit ein.

Als sie in der Eulerei ankamen, suchten sie sich eine besonders kräftig wirkende Eule aus, und Sarah erklärte Emma die Dosierung des Trankes: „Dein Bruder muss davon maximal zehn Tropfen täglich, am Besten morgens in einem Glas Wasser aufgelöst, trinken. Wenn das Asthma zu stark wird, dann kann er den Trank auch zusätzlich inhalieren. Hier", sie hielt Emma ein Stück Pergament hin. „Ich habe alles aufgeschrieben. Und mit Madam Pomfrey habe ich auch schon gesprochen. Sie hat den Trank für mich untersucht. Er ist in Ordnung und müsste deinem Bruder eigentlich helfen können."
„Mensch Sarah, wenn das wirklich funktioniert, dann-"Emma fiel Sarah glücklich um den Hals. „Dann müsste meine Mutter sich nicht noch mehr Arbeit zumuten. Sarah, du bist ein Engel!"Sie drückte der völlig verdutzten Sarah einen Kuss auf die Wange und Sarah wurde leicht rot im Gesicht.

Auf dem Weg zum Ravenclawturm bedankte Emma sich nochmals überschwänglich bei Sarah. „Sag mal, wie kommt es eigentlich, dass du soviel Ahnung von Heiltränken hast?", fragte sie neugierig.
„Wir hatten drüben in den Staaten eine Arbeitsgemeinschaft. Und ich lese halt viel", antwortete Sarah ausweichend. Sie hoffte, dass Emma sich mit dieser Erklärung zufrieden gab und beobachtete sie deshalb während sie den Gemeinschaftsraum betraten. Zum Glück wurden die beiden Mädchen sofort von zwei Fellknäueln begrüßt, die auf sie zustürmten. So hatte Emma erstmal keine Gelegenheit mehr, unangenehme Fragen zu stellen.

-o-

Nach dem Mittagessen machte Sarah sich auf den Weg in die Bibliothek. Terrie war schon da und wibbelte nervös auf seinem Stuhl herum.
„Hallo Terrie. Du bist aber pünktlich", begrüßte Sarah ihn freundlich. „Hast du alle Bücher und Unterlagen dabei?"
Terrie nickte und zeigte Sarah seine bisherigen Aufzeichnungen.

Nachdem Sarah diese durchgesehen hatte, musste sie feststellen, dass der Junge durchaus nicht dumm war. Seine Aufzeichnungen waren sauber und lückenlos. Nur die Aufsätze, die er von Professor Snape zurückbekommen hatte, entsprachen dem genauen Gegenteil.

Sarah seufzte leise. Emma hatte wohl Recht damit gehabt, bei Terrie Snapitis zu diagnostizieren. Sie beschloss die ganze Sache von der pädagogischen Seite anzugehen und versuchte sich in Smalltalk. Tatsächlich gelang es ihr nach einer Weile den verängstigten Jungen ein wenig aufzutauen. Er erzählte auf ihre Fragen hin mit Begeisterung von seinen Erlebnissen hier im Schloss und dem für ihn so aufregenden Astronomieunterricht. Er schien sich mit der Sternenkunde sehr gut auszukennen.

Nach und nach lenkte Sarah das Gespräch auf das eigentliche Thema hin und erklärte Terrie die Wichtigkeit von Zaubertränken und deren sorgfältige Zubereitung.
„Müsst ihr wieder einen Aufsatz für Professor Snape schreiben?", fragte sie nach einer Weile.
Terrie nickte. „Ja, wir sollen einen Aufsatz über einen Heiltrank gegen Furunkel schreiben. Erst eine Zutatenliste und dann einen detaillierten Ablaufplan über die Zubereitung. Ich habe auch schon ein bisschen damit angefangen." Er suchte in seiner Tasche nach dem Aufsatz und zeigte ihr das Pergament.
„Na dann lass mal sehen", meinte Sarah und las die Zutatenliste durch. „Getrocknete Nesseln, Giftzähne einer Schlange, geschmorte Wellhornschnecken. Ja, das stimmt soweit schon mal. Du hast aber noch eine wichtige Zutat vergessen. Schau am Besten mal im Kapitel über Heiltränke in deinem Buch „Zaubertränke und Zauberbräue"nach. Da müsste eigentlich alles drin stehen. Ich suche in der Zeit mal nach anderen nützlichen Büchern."
Terrie nahm sein Buch und begann zu blättern.

Sarah wollte sich gerade erheben, als sie sah, dass Terries Gesicht die Farbe von Milch annahm und das Buch in seiner Hand zu zittern begann. Bevor Sarah sich aber weiter Gedanken darüber machen konnte, hörte sie eine Stimme hinter sich.
„Miss Watson, kommen Sie unverzüglich in mein Büro, wenn Sie hier fertig sind." Professor Snapes Stimme war seidig weich, ließ aber erkennen, dass er keine Widerrede duldete.
„Sehr gerne, Professor Snape. Ich denke, in einer Stunde sind wir hier fertig. Passt Ihnen sechs Uhr?", fragte Sarah höflich. Der Professor nickte nur und rauschte mit wehendem Umhang davon. Sarah zuckte nur mit den Schultern.

„H-hast du was angestellt?", fragte Terrie sie. „Der Professor schien ziemlich böse zu sein."
Sarah sah ihn an. „Keine Ahnung, Terrie. Machen wir einfach weiter. Hast du die fehlende Zutat schon entdeckt? "
Sie hatte absolut keine Ahnung, was sie nun schon wieder verbrochen hatte. Aber sie wollte sich auch keine weiteren Gedanken mehr darüber machen. In einer Stunde würde die schlauer sein.

-o-

Severus hatte eigentlich vorgehabt, nach dem Mittagessen sofort wieder in seine Räumlichkeiten zurückzukehren und seinen freien Nachmittag zu genießen. Deshalb war er natürlich direkt genervt und schlechtgelaunt, als der Schulleiter ihn, gleich nachdem er sich an den Lehrertisch in der Großen Hallen gesetzt hatte, zu einem kurzen Gespräch in sein Büro bat.

Damit war das Essen für Severus gelaufen und schlecht gelaunt machte er sich kurz darauf auf den Weg zum Schulleiterbüro.
„Drei Punkte Abzug von Gryffindor für die Behinderung eines Lehrkörpers", schmetterte er den beiden Viertklässlerinnen aus Gryffindor wütend entgegen, als diese kichernd und tuschelnd im Gang vor ihm her trödelten. Seine Laune war auf dem Tiefpunkt angelangt, als er endlich vor dem Wasserspeier stand, der den Eingang des Schuleiterbüros versperrte.
„Die wahrscheinlich längste Praline der Welt", grummelte er und trat ungeduldig von einem Fuß auf den Anderen, während er wartete, bis der Wasserspeier zur Seite geschwenkt war.

Ohne darauf zu warten, dass sich die Wendeltreppe ganz ausgefahren hatte, stürmte er noch oben. Sein Klopfen an der Tür wurde von einem freundlichen „Komm rein, Severus!"des Schulleiters beantwortet.
Er öffnete die Tür und trat ein. Hinter seinen Schreibtisch saß der Schulleiter und auf einem Stuhl davor Madam Pomfrey.
Severus hatte keine Ahnung, was das zu bedeuten hatte und auch keine Zeit, sich näher damit zu befassen. Seine Gedanken wurden von der obligatorischen Frage des Schulleiters, ob er ein Zitronenbonbon haben wolle, unterbrochen.
Severus schüttelte den Kopf und ließ sich in den freien Sessel neben der Medihexe fallen.
„Möchtest Du eine Tasse Tee?", fragte Albus freundlich.
„Nein! Können wir vielleicht endlich zur Sache kommen? Ich habe Besseres vor, als meinen freien Nachmittag im Büro des Schulleiters zu verbringen", schnaubte Severus.
„Ganz wie du möchtest, Severus. Es geht um Miss Watson - die neue Siebtklässlerin. Sie -", begann Albus.
„Ich weiß, wer Watson ist. Soweit ich informiert bin, hat der sprechende Hut sie dem Ravenclawhaus zugeteilt. Vielleicht solltest du die Angelegenheit dann besser mit Filius besprechen. Er ist ihr Hauslehrer." Severus wollte sich gerade wieder erheben, als Albus ihn zurückhielt.
„Setz dich bitte wieder hin, Severus", sagte Albus bestimmt. „Natürlich betrifft die Sache auch Filius, aber in erster Linie auch dich. Hör dir bitte an, was Poppy zu sagen hat."

Severus ließ sich missmutig wieder in den Sessel zurückfallen. Es war schon schlimm genug, dass er heute Abend an dem Halloweenfestessen teilnehmen musste, und jetzt auch noch das hier.

Die Medihexe hatte lange gezögert, bis sie sich dazu entschlossen hatte, dem Schulleiter von Miss Watsons Besuch am Morgen zu berichten. Sie hatte sämtliche Vor- und Nachteile gegeneinander abgewogen und war für sich zu dem Entschluss gekommen, dass das Talent des Mädchens unbedingt gefördert werden müsse. Außerdem fiel der Besuch sowieso nicht unter ihre Schweigepflicht als Medihexe – wenn man es nicht ganz so genau nahm.

Noch vor dem Mittagessen hatte sie den Schulleiter aufgesucht. Dieser hatte sich ihren Bericht aufmerksam angehört und war wie sie der Meinung, dass man den Zaubertrankmeister einweihen sollte.
„Miss Watson war heute morgen bei mir", begann Poppy ihren Bericht.
Als ob das so weltbewegend wäre, dass sie damit direkt zum Schulleiter rennen muss. Severus verzog gelangweilt sein Gesicht und seufzte lautlos.
Poppy überging seine deutlich demonstrierte Langeweile und fuhr unbeirrt fort: „Sie bat mich, einen Heiltrank, den sie zubereitet hatte, auf seine Wirksamkeit hin zu untersuchen, was ich dann auch gemacht habe." Als das Wort ‚Heiltrank' fiel, hatte Severus sich aufrecht hingesetzt und aufmerksam gelauscht. Der Trank interessierte ihn jetzt doch.
„Es handelte sich um den Betamimetikatrank (A/N: Betamimetika sind bronchienerweiternde Medikamente, die bei der Asthmabehandlung eingesetzt werden), Severus. Du weißt, dass dies zwar ein von den Zutaten her einfacher Trank ist, dessen Zubereitung aber äußerste Präzision und Sorgfalt erfordert. Die geringste Mengenabweichung kann den ganzen Trank vernichten und seine Wirkung in die falsche Richtung lenken."
Severus nickte. Er kannte diesen Trank und hatte ihn schon mehrfach zubereitet.
„Severus, der Trank von Miss Watson war perfekt. Ich finde es erstaunlich, dass eine Siebtklässlerin in der Lage ist, diesen Trank herzustellen", fuhr Poppy fort.

„Und deshalb sind Poppy und ich uns einig, dass dieses Talent gefördert werden sollte", mischte sich Albus in das Gespräch ein. „Und nun kommst du zum Einsatz, mein lieber Severus. Ich möchte, dass du Miss Watson unterstützt. Egal, um was sie dich bittet, hilf ihr dabei."

Severus glaubte, sich verhört zu haben. Wie kam der Schulleiter nur immer auf solche Ideen? Und wieso wurde er immer als Letzter darüber informiert. Dann, wenn sowieso schon alles beschlossene Sache war.
„Für wen hat Miss Watson den Trank denn gebraut, Poppy?"Ganz so blauäugig, wie der Schulleiter war Severus nicht.
Poppy erzählte ihm von Emmas Bruder und seinem Asthma.
Während sie sprach, wurde die Wut, die ihn ihm brodelte immer stärker. Nicht mehr lange, und er würde platzen. Doch noch hatte er sich unter Kontrolle.
„Ich werde mit ihr reden, Albus. War das alles?"Ohne eine Antwort abzuwarten, erhob Severus sich und ging in Richtung Tür. Dem Schulleiter blieb gar keine andere Möglichkeit, als ihn gehen zu lassen.

-o-

Wie kann sie nur? Was fällt ihr ein? Wenn Severus vor dem Gespräch schlechte Laune hatte, dann war das nichts im Vergleich zu dem, was er in dem Moment empfand, als er von Büro des Schulleiters in die Bibliothek eilte, wo er Sarah Watson vermutete. In ihm brodelte es. Er fühlte sich wie ein Vulkan, der jeden Moment ausbrechen würde.

Zum Glück begegnete ihm niemand, während er durch die Gänge rauschte. Severus war wütend und enttäuscht. Wütend darüber, dass diese Schülerin im Alleingang den Trank gebraut hatte. Wütend darüber, dass sowohl Poppy als auch Albus die Aktion befürworteten. Und enttäuscht, dass sie derart ihre Kompetenzen überschritten hatte.
Ich hatte sie für vernünftiger gehalten. Gut, sie hatte sich an Poppy gewendet und sich abgesichert. Aber trotzdem. Sie hätte mich fragen können. Ich hätte ihr geholfen. Aber nein... So kann man sich in einem Menschen täuschen.

In ihm brodelte es immer heftiger und mit der Zeit gesellte sich zu der Wut und Enttäuschung noch etwas Anderes hinzu. Dieses Etwas machte Severus noch wütender. Wütender auf sich selber. Er konnte sich selber nicht mehr verstehen. Was war mit ihm los? Er war in gewisser Weise stolz! Stolz auf die Begabung seiner Schülerin. Eine Schülerin, die nicht zu seinem Haus gehörte.
Severus fühlte sich, als ob er innerlich zerriss. Die beiden Gegenpole, Wut und Stolz, trugen in ihm einen Kampf aus.

Entsprechend schlecht gelaunt war er, als er die Schülerin tatsächlich in der Bibliothek antraf. Wo auch sonst? Jemand wie sie, verbrachte seine Freizeit nicht mit irgendwelchen Spielchen oder Faulenzen. Jemand wie sie, lernte und war fleißig. Jemand wie sie - war doch irgendwie genauso wie er. Er war als Schüler nicht anders gewesen. Ein Schüler, der mit Wissen und Intelligenz punktete und nicht mit Kraft. Wissen und Intelligenz, die er sich in all den Jahren mühevoll und mit viel Disziplin angeeignet hatte. Er erlangte seine Siege mit dem Kopf, nicht mit der Faust.
Genauso, wie sie. Sie begegnete den Sticheleien ihrer Mitschüler mit Intelligenz. Sie ignorierte sie einfach und würde letztendlich als die Siegerin hervorgehen.
Ihn traf die Erkenntnis wie ein Faustschlag in den Magen. Er war nicht wütend auf sie, weil sie einen Alleingang unternommen hatte. Nein, er war wütend auf sich, weil er nicht akzeptieren wollte, dass sie ihm so ähnlich war und er genauso gehandelt hätte. Er war, wütend, dass er stolz auf seine intelligente Schülerin war.

Während er auf die Ravenclaw und ihren Nachhilfeschüler zu rauschte, zwang er sich, tief durchzuatmen und sich zu beruhigen.
„Miss Watson, kommen Sie unverzüglich in mein Büro, wenn Sie hier fertig sind."Er hatte leise und bestimmt gesprochen und sie hatte auch noch die Frechheit, ihm höflich zu antworten und ganz unschuldig zu tun.

-o-

Severus war immer noch auf hundertachtzig und tigerte in seinem Büro herum. Endlich nach fast einer Stunde kam das erlösende Klopfen an der Tür.
„Herein", zischte er nur und setzte sich hinter seinen Schreibtisch.
„Sie wollten mich sprechen, Professor?"
„Setzen Sie sich!"Sarah tat, wie ihr geheißen und setzte sich auf den freien Stuhl vor dem Schreibtisch. Sie hatte immer noch keine Ahnung, warum sie hier war. Vor allem wusste sie nicht, warum Professor Snape so schlecht gelaunt war.
„Miss Watson, ich hatte heute Nachmittag ein Gespräch mit dem Schulleiter und Madam Pomfrey. Sie können sich sicherlich den Grund dafür denken?"Er starrte Sarah mit festem Blick an.
„Nein, Sir."Das entsprach nicht ganz der Wahrheit. Sie konnte sich schon vorstellen, dass es um den Trank ging.
„Der Schulleiter und Madam Pomfrey haben in den höchsten Tönen von Ihrem Talent geschwärmt, und dass es unbedingt gefördert werden sollte."

Er machte eine Pause, um ihre Reaktion abzuwarten. Sie blickte ihn aber nur stumm an.
„Ich bin nicht der Meinung, dass Ihr Alleingang mit dem Trank besonders lobenswert ist, Miss Watson. Ganz im Gegenteil! Ich finde es unverantwortlich von Ihnen, dass Sie Ihre Mitmenschen derart in Gefahr bringen. Wissen Sie, was passiert, wenn man den Trank falsch zubereitet? Können Sie sich die Folgen auch nur halbwegs vorstellen?"

Er war immer lauter geworden und hatte sich halb aus seinem Stuhl erhoben. Mit den Händen auf den Tisch abgestützt beugte er sich ganz nah zu ihr herüber, so dass ihre Nasen sich fast berührten. Sarah wich instinktiv ein Stück zurück.

„Professor Snape, erstens habe ich keinen Alleingang unternommen, sondern den Trank von Madam Pomfrey vorher testen lassen und zweitens fühle ich mich durchaus in der Lage, einen solchen Trank herzustellen", antwortete Sarah im ruhigen Ton, der Severus noch mehr auf die Palme brachte.

„Soso, Miss Watson fühlt sich durchaus in der Lage dazu. Wissen Sie, was beim letzten Mal passiert ist, als eine Schülerin sich in der Lage fühlte, einen Trank zu brauen, der noch nicht auf ihrem Lehrplan stand? Diese Zweitklässlerin hat sich in der Lage gefühlt einen Vielsaftrank herzustellen und ist danach wochenlang mit einem Katzenschwanz durch die Gegend gelaufen. Und diese Schülerin war durchaus nicht dumm. Dumm von ihr war es nur, dass sie sich derart überschätzte."

„Professor Snape. Ich habe mich nicht überschätzt und ich habe auch keinen Alleingang unternommen. Ohne das abschließende Urteil eines Fachmanns hätte ich Emma den Trank niemals gegeben."Sarah wurde jetzt ebenfalls lauter und die nächsten Worte sprudelten einfach so aus ihr heraus, ohne dass sie etwas dagegen tun konnte.
„Und wissen Sie, was ich denke, Professor Snape. Sie sind gar nicht wütend darüber, dass ich diesen Trank hergestellt habe. Sie sind nur gekränkt, dass ich nicht zuerst zu Ihnen gekommen bin."Sie machte eine demonstrative Pause.
„Und wissen Sie, warum ich nicht zu Ihnen gekommen bin? – Nein? Ich werde es Ihnen sagen: Weil ich nämlich genau mit dieser Reaktion von Ihnen gerechnet habe. Ich wusste, dass Sie so reagieren würden. Tief in Ihren Inneren sind Sie nämlich total frustriert. Sie sind frustriert, weil Sie immer noch hier unterrichten müssen, obwohl der Krieg seit zehn Jahren vorbei ist und jedem klar ist, auf wessen Seite sie letztendlich gestanden haben. Dennoch ist Ihr Ansehen in der Zaubererwelt noch nicht soweit wiederhergestellt, dass sie sich frei bewegen können.
Es frustriert Sie, dass sie jedes Jahr einen neuen Haufen Schwachköpfe, wie Sie es nennen, vorgesetzt bekommen, anstatt hochwissenschaftlich zu arbeiten. Ihre einzige Hoffnung, an die Sie sich Jahr für Jahr klammern, ist die, dass Slytherin den Hauspokal gewinnt. Und wissen Sie noch was? Es gefällt Ihnen, Ihre Schüler zu quälen und zu schikanieren. Sie reden sich ein, dass wir alle Dummköpfe sind. Aber das sind wir nicht.
Kinder wie Terrie Mitchell sind nicht dumm. Durchaus nicht! Sie haben nur das Pech gehabt, dass der Sprechende Hut sie in das in Ihren Augen falsche Haus gesteckt hat. Dass sie nicht in Slytherin gelandet sind. Terrie ist keinesfalls dumm oder faul oder wie immer Sie ihn bezeichnen mögen. Sein Problem ist einfach nur, dass er wahnsinnige Angst vor Ihnen hat. Angst, im Unterricht etwas falsch zu machen. Er und all die anderen dort draußen spüren, dass Sie, Professor Snape, nur auf den kleinsten Fehler von ihnen warten, um sie wieder fertig machen zu können."

Sarah war mittlerweile puterrot im Gesicht geworden und hatte sich ebenfalls von ihrem Stuhl erhoben. Sie blickte ihren Lehrer mit funkelndem Blick fest in die Augen.
„Und wissen Sie, was ich falsch gemacht habe? Es war kein Fehler von mir, diesen Trank zu brauen. Nein, das bestimmt nicht! Mein einziger Fehler ist der, dass ich ebenfalls im falschen Haus gelandet bin. Es frustriert Sie, dass ein Schüler, der nicht aus Slytherin kommt, gute Leistungen erzielt."

Sie machte eine kurze Pause, um Luft zu holen. Snape sah sie weiterhin fassungslos an. Er war geschockt. Bevor er aber auch nur ein Wort sagen konnte, fuhr sie fort: „Und von mir aus können Sie mir jetzt so viele Punkte abziehen, wie Sie wollen. Von mir aus können Sie mich auch für den Rest des Schuljahres zum Nachsitzen verdonnern. Es ist mir egal. Wissen Sie, warum es mir egal ist? Weil ich weiß, dass ich kein Unrecht begannen habe."

Wutentbrannt starrte Sarah ihren Professor einen Moment an, dann drehte sie sich auf dem Absatz um und rauschte aus dem Raum.

Severus konnte ihr nur noch mit offenem Mund hinterher starren.
Als die Tür mit einem Knall ins Schloss fiel, löste sich seine Erstarrung. Einen Moment später zerbarst der gläserne Briefbeschwerer an der Wand neben der Tür. Severus sackte in seinem Stuhl zusammen und vergrub sein Gesicht in den Armen.
Noch nie zuvor hatte es jemand gewagt so mit ihm zu reden. Nicht in diesem Raum und schon gar nicht, ein Schüler. Und das war noch nicht einmal das Schlimmste an der Sache. Das schlimmste war, dass Sarah Watson Recht hatte. Sie hatte ihn durchschaut. In den zwei Monaten, die sie hier war, hatte sie das schier unmögliche geschafft und hinter die Fassade geblickt, die er sich in all den Jahren aufgebaut hatte. Und sie hatte ja so verdammt Recht. Er war wirklich frustriert.
Zu dem Briefbeschwerer gesellte sich noch seine halbvolle Tasse kalten Kaffee, bevor er so ruckartig aufstand, dass sein Stuhl einen Meter nach hinten flog.

Er ging zum Kamin, nahm eine Handvoll Flohpulver und schüttete es in die Flammen. „Büro des Schulleiters".
Er steckte seinen Kopf in die Flammen und suchte das Büro nach dem Schulleiter ab. Albus saß an seinem Schreibtisch.
„Severus, was kann ich für Dich tun?"
„Ich komme heute Abend nicht zum Festessen - nur, damit du Bescheid weißt. Ich habe einen Termin."

Ohne dem Schulleiter die Gelegenheit zu geben, in irgendeiner Art zu reagieren, zog er den Kopf aus dem Kamin, löschte die Flammen und griff nach seinem Mantel.

Minuten später betrat er die Drei Besen und bestellte eine ganze Flasche Feuerwhiskey.


-TBC-

Snapitis ist eine Krankheit, die sich in zwei Extreme ausweiten kann. Auf der einen Seite so, wie bei Terry und auf der anderen Seite kann es schon mal zu Sabbern, Herzklopfen und Schwindel kommen... Und: Sie ist nicht heilbar!! Einzige Linderungsmöglichkeit: FFs (aber in rauen Mengen) ;-)

Tja, das war mal ein langes Kapitel, das viele neue Fragen aufkommen lässt:
Wie wird es weitergehen?
Wie werden die beiden den Disput verarbeiten?
Werden Sie sich in der Luft zerreißen oder sich vertragen?
Ihr seht, es gibt wieder viel zu grübeln. Freut Euch schon mal auf die nächsten Kapitel. Es wird auch wieder ein neuer Charakter hinzukommen, der für ein wenig Chaos sorgen wird… Aber mehr verrate ich noch nicht.
Habe ich Euch jetzt genug neugierig gemacht? Ja? Dann bin ich zufrieden…

Bis in einer Woche dann. Ich werde im Moment nur einmal pro Woche updaten können, weil ich nächste Woche zwei blöde Klausuren schreiben muss... Zum Glück habe ich ein bißchen vorgeschrieben, damit Ihr nicht so lange warten müsst.

Liebe Grüße
Nici

P.S. Nicht vergessen auf den kleinen Knopf da unten zu drücken, ok?!?!?
Habe ich schon erwähnt, welche Freude es mir bereitet, Eure Spekulationen und Vermutungen zu lesen??? ;-)