Lily13: Danke für Dein Review und Dein Interesse an der Story. :-) Die Kapitel sind relativ kurz, weil ich meist nicht soooviel auf einmal schreibe. Werde mich aber bemühen, auch mal längere Kapitel zu machen. Das mit "Manche Dinge sind doch an allen Schulen gleich", war darauf bezogen, dass es an eigentlich jeder Schule Stänkerer, sozial Stärkere und Schwächere sowie Cliquenbildung gibt...

Eine Zugfahrt, die ist lustig...

„Nun trödel nicht so, Niamh!" zeterte Silvadora. „Der Zug nach Hogwarts fährt um Punkt elf Uhr. Wenn du dich nicht beeilst, verpassen wir ihn!"

„Wie schade das doch wäre", giftete Niamh und machte keine Anstalten, sich schneller durch die Bahnhofshalle zu bewegen. „Gleis neundreiviertel, was ist das eigentlich für ein Schmarrn? Sowas gibt's gar nicht!"

„Du würdest dich wundern, wenn du wüsstest, was es alles gibt, mein Kind", lachte Silvadora. „Hier durch!"

„Was? Da ist eine Steinmauer!" Niamh beäugte zuerst prüfend die Mauer, dann ihre Großmutter.

„Geh einfach drauf zu, als wäre die Mauer nicht da!"

Niamh wollte widersprechen, wurde aber dann doch neugierig. Sie hielt sich schützend die Hände vors Gesicht, schloß die Augen und ging entschlossenen Schrittes auf die Mauer zu, darauf vorbereitet, jeden Moment gegen hartes Mauerwerk zu prallen. Doch zu ihrer Verblüffung geschah das nicht.

„Du kannst die Hände jetzt wieder herunternehmen, Niamh," sagte ihre Großmutter amüsiert.

Niamh sah sich neugierig um. Sie stand auf einem Bahnsteig, mit vielen anderen neuen und alten Hogwarts- Schülern. Es war ein einziges Durcheinander aus Koffern, Taschen, Schülern, Lehrern und Eltern, nicht zu vergessen die zahlreichen Eulen, Ratten und Katzen- manche in Käfigen, andere auf dem Arm oder der Schulter ihrer kleinen Besitzer.

Niamhs Katze Gwendolyn fauchte ärgerlich in ihrem Korb, die ganze Unruhe behagte ihr gar nicht.

„Auf, du musst einsteigen", befahl Silvadora. „Der Zug fährt in genau fünf Minuten los."

„Aber..."

„Keine Zeit", würgte Silvadora ihre Enkelin ab. „Ich werde dir morgen eine Eule schicken!"

Sie schob Niamh samt ihrem Gepäck in den wartenden Zug.

Niamh drehte sich zur Tür um, wollte noch etwas sagen, aber da schloss sich diese bereits und der Zug fuhr an.

Niamh verlor das Gleichgewicht und rempelte heftig gegen jemanden.

„Hey", beschwerte sich dieser. „Kannst du dich nicht beherrschen? Ich meine, ich kann ja verstehen, dass du mich geil findest, aber ich muss das nicht unbedingt erwidern, weißt du?"

Es war der weißblonde Junge, den sie schon in der Winkelgasse gesehen hatte. Er war umringt von anderen Jungen und Mädchen, die alle dieselben grün- silbernen Schals trugen wie er und jetzt allesamt lachten.

Niamh spürte, wie sich ihre Wangen vor Ärger rot färbten. „Davon träumst du wohl nachts", entgegnete sie scharf.

Jetzt musterte dieser Kerl sie unverschämt gründlich von oben bis unten.

„Ich weiß nicht recht," sagte er dann gedehnt. „Das muss ich mir noch genauer überlegen...Zieh dich mal aus, dann fällt mir die Entscheidung, ob ja oder nein, bestimmt leichter!"

Sein Fanclub johlte begeistert.

Mit diesen albernen Schals sehen sie tatsächlich aus wie Fans einer Fußballmannschaft, dachte Niamh höhnisch.

„Was seid ihr überhaupt für ein Kasperle- Club? Grenzdebil United? Muss man einen bestimmten IQ unterschreiten, um aufgenommen zu werden? Ich tippe auf den eines Scheißhaufens!"

Das hatte gesessen. Das spitze Gesicht des Blonden wurde feuerrot, auch seine Anhänger blickten Niamh wütend an.

„Das wirst du bereuen. So redet keiner mit den Slytherins," zischte er drohend und fummelte in der Tasche seines Umhangs, aus der er plötzlich seinen Zauberstab zog.

Niamh stöhnte leise auf. Da hatte sie sich ja was Schönes eingebrockt. Wahrscheinlich würde der Typ ihr jetzt 20 zusätzliche Kilos oder Pickel anfluchen.

Er hatte soeben seinen Stab auf sie gerichtet, als eine strenge Stimme ertönte.

„Accio Zauberstab!"

Der Blonde riß erschrocken Mund und Augen auf, als der Zauberstab ihm aus der Hand flog und dafür in der Hand einer streng dreinblickenden, älteren Dame mit einer Chignonfrisur landete.

„Das macht fünfzehn Punkte Abzug für Slytherin, Mr. Malfoy", verkündete diese jetzt verärgert. „Und jetzt macht, dass ihr in eure Abteile kommt!"

„Wir sprechen uns noch", raunte Malfoy böse zu Niamh, bevor er mit seinem Hofstaat abzog.

Das fing ja prächtig an. Sie war noch nicht mal in Hogwarts angekommen, und schon hatte sie sich einen Feind gemacht, nein, sogar mehrere.

Seufzend ergriff Niamh ihren Koffer und zog ihn hinter sich her den Gang entlang, auf der Suche nach einem freien Abteil.

Es sah nicht so aus, als ob sie eins finden würde, die meisten Abteile waren bereits voll belegt. Es blieb ihr keine andere Wahl, als sich irgendwo dazuzusetzen. Sie öffnete die Tür eines Abteils, in dem drei Mädchen saßen.

Die drei starrten sie neugierig an.

„Ist hier noch frei?" fragte Niamh.

„Ja doch", antwortete ein kleines, braunhaariges Mädchen. „Setz dich nur."

Niamh wuchtete ihren Koffer ins Gepäcknetz und liess sich auf den freien Sitz fallen.

„Bist du neu?" fragte die kleine Brünette. „Ich hab dich nie in Hogwarts gesehen!"

„Ja," erwiderte Niamh einsilbig. „Ich komme in die dritte Klasse."

„Oh, zu uns!" mischte sich eins der anderen Mädchen ein, eine Schwarzhaarige mit olivfarbener Haut.

„Ich bin Lavender", stellte sich die Brünette vor. „Das ist Parvati"- sie wies auf die Schwarzhaarige- „und das ihre Schwester Padma."

„Ich bin Niamh."

„Wenn du neu bist, weißt du aber noch nicht, in welches Haus du kommst, oder?" bohrte die gesprächige Lavender.

„Haus?"

„Du weißt nicht Bescheid über unsere vier Häuser?" Die Mädchen schienen fassungslos zu sein.

„Ähm, ich fürchte...nein", gestand Niamh beschämt.

„Also", begann Parvati. „Hogwarts hat vier Häuser. Gryffindor, Ravenclaw, Hufflepuff und Slytherin. Wenn du eingeschult wirst, prüft der Sprechende Hut, wohin du passt, und teilt dich einem Haus zu. Den Schlafsaal und den Gemeinschaftsraum hast du mit Schülern deines Hauses gemeinsam, der Unterricht findet gemischt statt."

Das wurde ja immer verworrener.

„Parvati und ich sind in Gryffindor", mischte Lavender sich ein. „Padma ist eine Ravenclaw."

„Bin gespannt, wo der Sprechende Hut Niamh hinsteckt", überlegte Parvati und musterte sie eingehend.

„Wie ist dein Familienname, Niamh?" wollte Lavender wissen.

„Kedward."

„Kommt mir irgendwoher bekannt vor," entgegnete Lavender.

„Meine Ur-ur- was weiß ich wieviel Ur- Ahnin ist Elly Kedward. Auch bekannt als die Hexe von Blair. Die Familie meines Vaters stammt aus den USA."

„Ah", kam es befriedigt von Lavender. „Ich wusste, dass ich den Namen kenne. Und aus welcher Familie stammt deine Mutter?"

„Meine Mutter ist eine geborene Riswick."

„Du bist also reinblütig," Padma betrachtete Niamh, als sei sie ein fremdartiges, interessantes Insekt.

„Und Urur- irgendwas Enkelin von Elly Kedward. Könnte eine Kandidatin für Slytherin sein," vermutete Lavender.

„Slytherin nimmt nur Reinblüter auf, musst du wissen," erklärte Parvati.

Niamh schwirrte der Kopf.

„Wie ist denn das Essen so?" wechselte sie das Thema.

„Oh, fantastisch!" schwärmte Lavender. „Sag mal Niamh, hast du eigentlich schon irgendwen aus Hogwarts kennengelernt? Außer uns natürlich."

„Ja, einen blöden, arroganten Kerl, der mich draussen auf dem Gang verfluchen wollte."

Padma kicherte. „So? Wer war das? Doch nicht etwa Professor Snape?"

„Nein, sein Name ist Malfoy, glaube ich."

Parvati, Padma und Lavender brachen in lautes Gelächter aus.

„Draco mal wieder," sagte Parvati grinsend. „Der Kerl ist einfach unausstehlich. Zum Glück ist er nicht bei uns, sondern in Slytherin."

„Wenn das so ist, will ich auf gar keinen Fall nach Slytherin", ereiferte Niamh sich. Jetzt fiel ihr auch ein, dass Draco vorhin irgendetwas von Slytherin und Slytherins gefaselt hatte.

„Darauf hast du leider keinen Einfluss, fürchte ich." Lavender schaute sie bedauernd an, als der Zug auf einmal stoppte.

„Wir sind da!" rief Parvati aufgekratzt und zerrte ihren Koffer aus dem Netz. Die anderen drei Mädchen taten es ihr gleich.

Draußen auf dem Bahnsteig brüllte ein riesenhafter, ungeschlachter Mann mit beeindruckendem schwarzen Bart immer wieder: „Erstklässler zu mir! Alle Neulinge zu mir!"

Lavender gab Niamh einen Stoß. „Du musst dort rüber", sagte sie. „Zu den Neuen."

Niamh wäre lieber bei Lavender, Parvati und Padma geblieben. Langsam schleppte sie ihr Gepäck in Richtung des Riesen.

„Wir sehen uns beim Abendessen", schrie Lavender ihr nach, und Niamh hob die Hand als Antwort.