Hi ihr!
Also ich muss euch sagen, der Plot spitzt sich inzwischen so zu, dass ich kaum erwarten kann wies weitergeht. Also bleibt mir wohl nichts anderes übrig, als in Zukunft ein bisschen mehr zu schreiben.
Es wird heiß. In mehreren Sinnen.
Chap verfasst unter dem Einfluss eines Albums von „Muse" vor allem Song 2 und 5 (was einiges erklären dürfte). Und meiner Meinung nach sollte man meine Texte lesen, während man im Hintergrund die Musik abspielt, unter deren Einfluss sie geschrieben wurden – das gibt ihnen das gewisse Etwas.
Also dann...
ENJOY!
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Virginias Rache
Kapitel 26
Freiheit
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Du musst dich selbst kontrollieren. Lass dich niemals von deinen Bedürfnissen leiten. Nur dein Verstand weiß, was du tun sollst. Vertrau deinem Körper nicht! Draco war noch nie so zornig auf Virginia gewesen. Wie konnte es dieses... Mädchen nur wagen, ihn zu versuchen. Wie konnte sie so dreist sein zu glauben, er würde ihretwegen die Kontrolle verlieren? Sie war doch nichts weiter als eine Frau. Ihr Körper reizte ihn nicht, durfte ihn nicht reizen. Alles, was sie tat, war eine Prüfung für seine Selbstbeherrschung. Nichts weiter. Und egal, wie sehr sein Körper sich danach sehnte, Dracos Verstand wusste, dass sie ihm nichts geben konnte. Sie war nichts weiter als eine Schülerin, eine Kollegin. Eine von denen, die dem Wahn verfallen waren, Voldemort dienen zu müssen. Sie war nicht frei. Nur eine weitere Speichelleckerin. Ihre Fähigkeiten würden ihm bei seinen Aufträgen nutzen, aber ansonsten gab es nichts an ihr, dass für ihn von Interesse war. Es war lachhaft. Sie war noch nicht einmal dazu imstande, seinem Blick standzuhalten. Er hatte sich täuschen lassen, war geblendet gewesen von... niederen Instinkten, hatte nicht gesehen, wie wenig sie doch verstanden hatte von dem, was er ihr beigebracht hatte. Und im Endeffekt war sie auch nichts weiter als ein Mittel zum Zweck. Wie erbärmlich.
Nein, wie erbärmlich war er selbst. Draco wusste, dass er sich etwas vormachte. Virginias Ausbildung war sein Meisterwerk, das war eine Tatsache. Und genau wie er diente sie im Endeffekt sich selbst. Der Dunkle Lord war für sie nur ein Mittel zum Zweck, ein Weg, um endlich die Rache üben zu können, von der sie schon so lange träumte. Und wie erbärmlich war es von ihm, sie zum Sündenbock machen zu wollen, nur weil er nicht die Kraft hatte, in ihr nur eine Partnerin zu sehen. Wütend auf sich selbst ballte er die Hand zur Faust. Er konnte sich nicht erlauben sich leiten zu lassen. Jeder Gedanke an einen anderen Menschen war eine Waffe, die gegen ihn gerichtet werden konnte. Er durfte nicht zulassen, dass es Waffen gegen ihn gab. Kontrolle ist Stärke. Es war undenkbar, dass er sich noch einmal so gehen ließ. Begierde ist Schwäche. Er konnte seine Position nur halten, wenn er keinerlei Angriffsfläche bot. Schwäche bedeutet Vernichtung.
Draco lehnte den Kopf an die Fensterscheibe in seinem Zimmer und sah nach draußen, während er die letzten Jahre seines Lebens Revue passieren ließ. Natürlich hatte es Frauen gegeben, aber er hatte keine von ihnen jemals begehrt. Sie alle waren nur Mittel zum Zweck gewesen; Informationsquellen. Aber keine von ihnen hatte jemals erreicht, dass er an sie dachte. Der Drache wusste, dass Virginia eine rein körperliche Sache war. Aber genau das war es, was ihn so wütend machte. Er hatte nie Probleme damit gehabt, seinen Körper zu kontrollieren. Sein Verstand hatte stets die Oberhand gehabt. Und jetzt, einfach so, meldeten sich plötzlich seine Instinkte. Sein eigener Körper verriet ihn. Und warum? Wegen dieser Frau. Zugegeben, sie war attraktiv, aber das waren andere Frauen auch. Nein, so konnte das auf keinen Fall weitergehen. Aber was sollte er tun?
Erst nach langem Überlegen beschloss Draco, die einzig mögliche Lösung zu wählen.
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Colin Creevey sah seinen ehemaligen Verteidigungslehrer mit großen Augen an, blickte verängstigt zwischen ihm, Harry Potter und – vor allem – Ron Weasley hin und her.
„I...Ich hab mit Ginnys Verschwinden nichts zu tun, ehrlich, ich meine, ja, gut, ich geb's zu, ich mag sie, aber...aber entführt hab ich sie nicht, ehrlich!"
Harry verdrehte die Augen. Na das konnte ja was werden. „Colin, wir wissen, dass du Ginny nichts getan hast. Und Ron tut es sehr leid dass er dich verprügeln wollte, nur, weil ihr gemeinsam Hausaufgaben gemacht habt. Wir wollen nur wissen, ob dir an Ginny irgendetwas aufgefallen ist. Etwas, das... anders war als sonst."
Remus blickte überrascht zu Ron. „Du wolltest was tun?"
Ron senkte den Kopf und starrte auf seine Füße. „Najaaaa... also, ich hab halt gedacht er würde Ginny, du weißt schon...mögen."
Remus blickte ihn erst ungläubig an, schüttelte dann den Kopf und versuchte, nicht zu grinsen, während der große schwarze Hund an seiner Seite anfing, unnatürlich laut zu hecheln – es hörte sich beinahe so an als würde er kichern.
„Ach, ist schon gut.", meinte Colin unerschütterlich. „Ich hab's sowieso aufgegeben, nachdem du im Krankenflügel gelandet bist. War ja offensichtlich, dass ich nicht ihr Typ bin."
Remus sah ihn an. „Krankenflügel?"
Harry nickte. „Ja. Wenn ich das richtig verstanden hab, hat er versucht, Colin zu zermatschen. Dann ist Schleimbeutel Malfoy vorbeigekommen und sie haben sich geprügelt."
Ron fand seine Schuhe immer interessanter.
„Stimmt ja gar nicht!", warf Colin plötzlich ein, woraufhin sich ihm drei Paar Augen und eine Hundeschnauze zuwandten.
„Was?" fragte Ron. „Natürlich stimmt das. Ich war ja dabei."
„Ich auch.", meinte Colin. „Aber im Gegensatz zu dir war ich nicht bewusstlos. Malfoy hat dich gar nicht verprügelt. Das war Ginny."
Stille.
Noch mehr Stille.
Verständnislosigkeit.
Und dann...
„Was????" Ron starrte ihn an, als hätte er eben erklärt, er wünsche sich zu Weihnachten einen Dementor als Kuscheltier.
„Das... hast du wohl nicht gewusst, oder?", meinte Colin verunsichert.
Dreifach Kopfschütteln.
„Aber...aber das war nicht Ginny. Das war Malfoy. Ich hab mich auf ihn gestürzt und dann hat er mir den Fuß in den Bauch gerammt und – hat das weh getan..."
„Nein, das war nicht er. Malfoy ist ausgewichen und Ginny hat dich gehörig verdroschen. Aber ich hab immer geglaubt, du weißt das und es ist dir nur peinlich zuzugeben, dass deine kleine Schwester dich verprügeln kann."
„Aber..." Ron starrte ihn fassungslos an. Harry auch. Remus' Blick war mehr aufmerksam als erstaunt. Eine weitere Anomalie in Ginnys Verhalten. Das passte. Vielleicht wusste Colin – ohne es zu wissen – etwas, das ihnen weiterhelfen konnte.
„Was ist danach passiert?", fragte Remus, während Harry versuchte, Ron zurück in die Gegenwart zu holen.
Colin zuckte mit den Schultern. „Naja, Ron lag da, ich hab mich aufgerappelt – hab mir beim Aufprall übrigens das Knie geprellt – Ginny ist mit Malfoy fort und dann kam schon McGonagall. Aber sie hat so geschrieen, da hab ich mich nicht getraut, was zu sagen, ich meine, immerhin hat sie geglaubt, ich wär's gewesen und sie war so wütend, da hab ich mir gedacht, Colin halt besser den Mund sonst verwandelt sie dich in einen Wischmob für Filch oder so."
„Was?", fragte Harry.
„Na, ein Wischmob für Filch. Als Strafe. Weil, ich denke das wär ne ziemlich ekelhafte Strafe, oder?"
„Nein, was hat Ginny dann gemacht?"
„Na sie ist mit Malfoy fort. Ich sag ja, seitdem weiß ich, dass ich nicht ihr Typ bin. Er hat sie an der Hand genommen und sie sind weggegangen." (AN: Siehe Kap.11: Verlorene Kontrolle)
„Mit Malfoy?", keuchte Harry.
„An der Hand?" wimmerte Ron.
„Ja.", sagte Colin. „Ich meine, mich hat's auch gewundert, aber über Geschmack lässt sich nicht streiten, obwohl ich ihr mehr zugetraut hätte, ehrlich."
„Aber... wieso hast du uns das nicht gesagt?" fragte Harry mit entsetztem Blick.
„An der Hand?" wimmerte Ron.
„Hey," sagte Colin und machte ein ernstes Gesicht. „Wir reden hier über Malfoy, okay? Über M-a-l-f-o-y. Besser der Wischmob von Filch als der Sandsack von Malfoy, okay? Ich bin doch nicht wahnsinnig, und verbreite Gerüchte über dieses Arschloch, ich mein, der hat sie doch nicht mehr alle, wär doch verrückt, irgendwem was zu erzählen, von dem er vielleicht nicht will, dass es einer weiß."
Harry sah zu Remus, der gedankenverloren am Daumennagel kaute. Ginny und Malfoy – das war verrückt. Zu verrückt. Aber vielleicht hatte er ja wirklich etwas mit ihr zu tun gehabt. Und wenn Harry eines im Umgang mit dem Ekelpaket gelernt hatte, dann, dass es nie gut war, etwas mit ihm zu tun zu haben.
„Malfoy?", wimmerte Ron.
„Remus, was denkst du darüber?"
„Ich weiß nicht, Harry, aber vielleicht sollten wir Malfoy mal genauer unter die Lupe nehmen."
„Malfoy?" Ron schien sich einen Kratzer in der Platte geholt zu haben.
„Aber... das ist doch absurd. Ich meine, Ginny und Malfoy?"
„Ich weiß Harry, aber was Ginny angeht, wundere ich mich inzwischen über gar nichts mehr."
„Malfoy?"
„Danke Colin, du hast uns sehr geholfen. Mr. Weasley wird dich nach Hause bringen. Er wartet in der Küche auf dich. Und bitte sag ihm nichts von dem, was du uns eben erzählt hast."
„Malfoy?"
Colin nickte und verließ das Wohnzimmer des Burrow. Kaum war er draußen verwandelte sich Remus' Hund zurück in Harrys Paten.
„Malfoy, also, hm? Tja, das Bürschchen sollten wir uns mal näher ansehen. Soll ihn der Phönixorden offiziell vorladen?"
„Malfoy?"
„Nein," Remus schüttelte den Kopf. „Bevor wir auch nur die Eule losgeschickt hätten würde uns ein ganzes Heer von Rechtsanwälten belagern und näher kämen wir nie an Lucius' Sohn ran. Ich bin für einen Hausbesuch."
„Malfoy?"
„Ich bin dabei.", sagte Harry.
Remus und Sirius sahen ihn mit gerunzelter Stirn an.
„Hey, guckt nicht so. Ginny ist eine Freundin von mir, und wenn Malfoy irgendetwas mit ihr angestellt hat... hört auf mich so anzusehen, ich wird schon nicht auf ihn losgehen oder so!"
„Malfoy?"
„Ist gut, aber Ron lassen wir hier."
„Malfoy?"
„Einverstanden. Gehen wir."
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„Virginia."
Seine Stimme war nur ein leises Flüstern an ihrem Ohr, aber dennoch in der Lage gewesen, sie zu wecken. Unsere Heldin schlug die Augen auf und sah einen ernst aussehenden Draco, der am Rand ihres Bettes saß und sie ansah. Die Art seines Blickes unterschied sich erheblich von dem, mit dem er sie bedacht hatte, kurz nachdem sie das Dunkle Mal erhalten hatte. Sein Blick war ernst und in den ewigen Tiefen seiner Augen schien etwas zu liegen, dass sich versteckte, etwas, das mit aller Kraft an die Oberfläche drängte.
„Was...was ist los?" Sie setzte sich auf und sah auf die Uhr. Es war kurz nach Mitternacht. Es war nicht Dracos übliche Vorgehensweise, mitten in der Nacht auf ihrem Bett zu sitzen und sie zu wecken. Und er wirkte ganz und gar nicht so stolz und kalt wie sonst. Sein silbrig glänzendes Haar fiel wirr und ungekämmt tief in seine Stirn und verdeckte teilweise seine Augen, die seltsam waren, irgendwie anders als sonst. Auch seine Kleidung irritierte Virginia. Er trug nichts als ein schwarzes T-Shirt und seine Boxershorts – alles sichere Zeichen dafür, dass er eigentlich schlafen sollte.
„Sag jetzt nichts, Virginia." Er legte seinen Zeigefinger auf ihre Lippen. Dann, gang langsam, beugte er sich nach vorne, kam ihr immer näher und näher, bis nur noch wenige Zentimeter Platz waren zwischen ihren Augen. Durch das Flackern der Kerze, die sich spiegelte, bekamen Dracos Augen einen saften bronzenen Schimmer, und wieder wurde Virginia gefangengenommen von ihrer Tiefe, von den Stürmen, die in diesen Augen tobten, von diesen klaren, diamantartigen Augen, die stets so vieles verbargen, so vieles, das sie seinen Augen sehen wollte, all das, was versteckt war in diesen grauen, geheimnisvollen Augen.
Sein Zeigefinger strich über ihre Lippen, wanderte über ihre Wange, streichelte ihr Ohr. Und dann küsste er sie. Erst war es nur ein sanftes, wie zufälliges Berühren ihrer Lippen, doch dann, mit einem Mal, schienen seine Lippen mehr zu fordern. Seine Hände lagen plötzlich auf ihren Schultern, drückten sie mit sanfter Gewalt zurück in die Kissen. Und genau jetzt, in diesem süßen Moment wusste Virginia, dass sie Recht gehabt hatte. Sie war ihm vollkommen ausgeliefert. Ohne auch nur einen Moment lang über andere Möglichkeiten nachzudenken, öffnete sie ihren Mund und gab Dracos Verlangen nach. Sie schlang ihre Arme um ihr, zog ihn näher an sich und ließ all den geheimen, tief in sich verborgenen Sehnsüchten nach ihm vollkommen freien Lauf.
Alles in Draco schlug Alarm, als sich der Kuss zwischen ihm und Virginia immer weiter vertiefte, alles in ihm erklärte ihm, das er eben einen Fehler machte, dass er sich kontrollieren musste, es beenden musste, bevor es richtig anfangen konnte, dass es schlichtweg falsch war. Er konnte sich keine Geliebte leisten, jede nähere körperliche Verbindung bedeutete Verwundbarkeit. Aber Draco wischte all diese logischen Bedenken einfach weg. Er war sich der Unsinnigkeit seines Tuns vollkommen bewusst, aber einmal, nur ein einziges Mal wollte er nicht das tun, was er tun sollte, sondern, was er tun wollte. Und der Drache bekam immer, was er wollte. Und er wollte Virginia.
(A/N: Für die Über-17-Jährigen von euch gibt's ne Extended Version von dem Chappie, die eine „detaillierte" Beschreibung der folgenden Szenerie beinhaltet. Für die, die so was nicht mögen: Bitte VR 26: EV nicht lesen. THX)
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„Ja, seid ihr denn vollkommen wahnsinnig?" Nymphadora Tonks wanderte in der Küche von Grimmauld's Place auf und ab und sah, wütend wie eine Furie, zu Remus, Sirius und Harry, die ihr eben von ihrem Plan berichtet hatten, Draco Malfoy zu verhören. Tonks wirkte sehr furchteinflößend, was auch an ihrem Aussehen liegen konnte, das momentan dem von Mrs. Weasley sehr ähnelte. „Ihr könnt doch nicht einfach nach Malfoy Manor, zu Lucius Malfoy hingehen und sagen Hi, entschuldigen Sie die späte Störung aber wir vermuten, dass ihr Sohn etwas mit der Entführung von Ginny Weasley zu tun hat, ist er zufällig da?"
Sirius sah sie beinahe erstaunt an. „Aber warum denn nicht?"
„Warum nicht? Warum nicht???" kreischte Tonks aufgebracht. „Erstens, weil Lucius Malfoy ein sehr einflussreicher Mann ist, der dem Orden mächtig in den Arsch treten würde, zweitens weil ihm das halbe Zaubereiministerium in den Arsch kriecht und drittens, weil er ein Todesser ist! Wenn ihr da auftaucht, wird er Sirius in den Hundezwinger sperren, Remus schickt er in den Wald und Harry kommt schnurstracks in Voldemorts Kochtopf, ihr hirnlosen Idioten."
„Also wird das eher nichts?", fragte Sirius wieder – er hatte ein erstaunliches Talent dafür, Tonks in den Wahnsinn zu treiben.
Sie schüttelte den Kopf und verschränkte die Arme vor der Brust. „Nein."
„Aber," Harry schien verzweifelt. „so nahe waren wir Ginny noch nie. Wir müssen etwas tun."
„Tun wir doch auch." meinte Tonks.
Remus sah sie an. „Und was? Dasitzen und warten?"
Tonks schüttelte den Kopf. „Nein, wir tun das einzig mögliche, um an Malfoy ranzukommen."
„Und das wäre?", fragte Remus.
Ein hinterlistiges Lächeln machte sich in aller Ruhe auf Tonks Gesicht breit. „Na, wir brechen ins Manor ein."
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Unsere Heldin war noch nie zuvor in ihrem Leben so außer Atem gewesen. Immer noch raste ihr Puls wie verrückt, und immer noch war jeder Nerv in ihr vollkommen angespannt und gereizt. Selbst ihre Bettdecke ließ jeden Sensor ihres Körpers vollkommen durchdrehen. Ihre Unterlippe schmerzte und ihre Brüste waren wund. Sie schloss die Augen und versuchte, sich nur auf sich selbst zu konzentrieren, das Zittern abzustellen und sich wieder unter Kontrolle zu bekommen. Denn die, wurde sie sich jetzt bewusst, hatte sie in dem Moment, als Draco sie küsste, vollkommen über Bord geworfen. Als Draco sie küsste. Und während all dem, was danach passiert war, als er ihr gezeigt hatte, dass er tatsächlich jederzeit in der Lage war, sie vollkommen zu beherrschen. Sie drehte den Kopf zu ihm hin und öffnete die Augen, fast erwartend, dass er nicht mehr da wäre. Aber er war noch da. Bewegungslos saß er da, mit angezogenen Beinen, die Decke um die Hüften geschlungen, und starrte ins Nichts. Es waren Augenblicke wie dieser, die Virginia vollkommen gefangen nahmen. Diese kurzen Eindrücke, die ihn wie ein höheres Wesen erscheinen ließen, mit seinem silberblonden Haar, dem beinahe perfekt anmutenden, alabasterfarbenen Körper, dessen einziger Makel die langen, tiefen Kratzer im Rücken zu sein schienen, und diesem Gesicht, das so schön wirkte, dass es beinahe weh tat, ihn zu betrachten – selbst dieser tiefe Kratzer in der Wange schien das nicht zu beeinträchtigen – im Gegenteil, er verlieh ihm sogar einen Art geheimnisvoll wirkende Tiefe. Er erinnerte sie an ein Kunstwerk, eine Statue der alten Meister, die versucht hatten, perfekte Menschen zu erschaffen.
Plötzlich drehte er den Kopf zu ihr hin, und der Atem wollte ihr stocken. Kein Künstler dieser Welt war jemals in der Lage gewesen, das darzustellen, was sie sah, als sie nun in diese so gefährlichen Augen blickte. Diese Augen, die manchmal wirkten, als hätten sie bereits alles gesehen, als hätten sie viel zuviel gesehen von dem, was in der Welt geschah. Und jetzt sahen diese Augen sie an, und ein seltsamer, fast verträumt wirkender Ausdruck lag in ihnen, als sich ein sanftes, fast nicht zu erkennendes Lächeln in das so stoische Gesicht des Drachen schlich. Es war das erste Mal, das ein solches Lächeln auch seine Augen erreichte. Dann beugte er sich zu ihr hinab und drückte ihr einen sanften Kuss auf die Stirn.
Ein seltsames Gefühl der Freiheit durchfloss Draco, als seine Lippen die Stirn dieser Göttin berührten. Jetzt endlich wusste er, weshalb er sich so sehr nach Virginia gesehnt hatte. Es war nie um körperliche Anziehungskraft gegangen, oder um Faszination. Auch hatte er sich nicht, wie er einen Moment lang befürchtet hatte, in sie verliebt. Nein, es ging hier nur um eines – Freiheit. Er hatte jeden Moment genossen, hatte die Kontrolle verloren, hatte sich selbst freien Lauf gelassen. Für eine kurze Zeit hatte er nur für den Moment gelebt, hatte nicht geplant oder kalkuliert, hatte einfach nicht darüber nachgedacht, was er tat. Er wusste, dass er die Kontrolle über sich nicht verloren hatte – er hatte sie ganz einfach abgelegt. Er war nicht schwach gewesen, er war frei gewesen. Frei von allen Verpflichtungen, frei von dem ständigen Zwang, sich selbst beherrschen zu müssen. Und es hatte ihm gefallen. Draco wusste, dass er die Kontrolle über sich selbst jederzeit wiederhaben konnte, dass ihm keine Gefahr drohte. Jetzt endlich war ihm klar, dass Virginia keinerlei Gefahr für ihn darstellte. Sie war eine Möglichkeit. Virginia stellte seine Freiheit dar. Hier war er sicher, konnte sich ausruhen, konnte sich gehen lassen, in dem Wissen, dass sein Rücken auch ungedeckt nicht in Gefahr war. Und obwohl ihm der Gedanke seltsam vorkam, fand er auch sofort den Auslöser für seine neu gewonnene Freiheit: Er vertraute Virginia.
Draco hatte niemals jemandem vertraut. Es gab keinen, der ihm nahe stand. Sein Vater war stets nur ein Konkurrent, seine Mutter eine naive, oberflächliche und dumme Person. Crabbe und Goyle waren das einzige, das man als das annähernde Äquivalent von Freunden bezeichnen konnte und bei ihnen erübrigte sich jedes Kommentar. Keine dieser Personen war seines Vertrauen jemals würdig gewesen. Aber Virginia – er wusste, dass er ihr vertrauen konnte. Sie würde ihm niemals in den Rücken fallen, ihn verraten oder angreifen. Und sie vertraute ihm, legte ihr Leben jederzeit in seine Hände.
Draco ließ sich zurück in die Kissen fallen und zog sie an sich, vergrub seinen Kopf in ihrer Schulter und streichelte mit einer Hand über ihre Taille. Dann schloss er die Augen, wissend, dass dies seine Chance war, sich endlich auszuruhen, einmal nicht gehetzt zu sein. Virginia würde ihm niemals in den Rücken fallen und wenn er die Kontrolle über sich selbst und seine Umwelt jetzt außer Acht ließ, würde sie ihm den Rücken decken. Und das, wurde sich Draco bewusst, war seine Art der Freiheit.
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Like it?
vor dem nächsten chap werde ich allfällige Fragen beantworten, falls ihr also was wissen wollt, DAS ist die Gelegenheit. Also:
REVIEW PLEEEZ! (Aber ausführlich!)
