Macht die Sektflaschen auf! Wir haben die 200-Review-Grenze gesprengt. Und das noch VOR 2005!
Congratulations to myself! (g)
Eigentlich wollte ich dieses Chap dem Ritual widmen, bin dann aber draufgekommen, dass das so nicht funktioniert. Also wird sich das trotz Vorankündigung ändern...
Wow, ich steh drauf Handlungsstränge zu verflechten. Es geht langsam aber sicher dem Ende zu, bloß was für ein Ende es wird, kann ich nicht sagen.
Ich kann auch niemandem versprechen, dass es keine tragischen Todesfälle gegen Ende gibt. Genausowenig wie ich versprechen kann, dass ich kein Sequel schreibe...
Chap verfasst unter Einfluss von Keane, PJ Harvey und Pearl Jam.
ENJOY!
Virginias Rache
Kapitel 29
Verrat
Unsere Heldin hatte einige Probleme, die Situation, in der sie sich nun befand, zu analysieren. Gut, der Meister hatte ihr befohlen, nicht mehr mit Draco zusammenzuarbeiten, aber das war ihr egal, immerhin hatte er sie zwar ausgebildet, aber sie war durchaus in der Lage, auch ohne ihn irgendetwas hinzukriegen. Gut, er hatte ihr befohlen, gemeinsam mit Lucius Malfoy und Walden Macnair das Ritual vorzubereiten. Gut, Malfoy war ein unterkühlter, überheblicher Idiot. Gut, Macnair war ein brutaler, ekelhafter, skrupelloser Metzger. Gut, beide starrten sie mit sehr seltsamen Blicken an. Aber das alles war halb so schlimm. Sie war eine neue, natürlich musste sie unten anfangen und für die Zeremonienmeister den Raum vorbereiten. Aber das war alles kein Grund, sie so anzustarren. Und dementsprechend fühlte sie sich ein wenig unwohl, obwohl es nun schon seit drei Tagen gut ging. Außerdem würde sie nicht mehr lange mit den beiden arbeiten – bis zum Ritual waren es nicht mehr als 24 Stunden.
Der „Ritualraum" war rund, mit zwei gegenüber liegenden Eingängen. Die Decke lag extrem hoch und es gab keine Fenster. Virginia war eben damit beschäftigt, einen großen, schweren quadratischen Block aus schwarzem Marmor in die Mitte des Raumes schweben zu lassen. Verlängerte sie gedanklich die Diagonalen dieses Blockes, traf sie auf vier Paar an der Wand befestigte Eisenketten – die „Ehrenplätze" für die „Zuseher".
„Sei vorsichtig damit!", kam es plötzlich harsch von Lucius. „Er muss exakt in der Mitte des Raumes sein. Und wenn das Ding auch nur einen Kratzer abbekommt wissen wir alle, wer Schuld daran ist."
War das nun eine Drohung oder eine Warnung? Sie blickte Lucius mit einem ausdruckslosem Blick an und ließ den Block langsam zu Boden schweben, wo er sicher und unbeschädigt genau da auftraf wo er hinsollte. Im Endeffekt war es Virginia egal. Sie wusste, dass Lucius sie aus ganz bestimmten Gründen wie ein Stück Dreck behandelte. Erstens um ihr zu zeigen, dass er in der Rangordnung weiter oben stand, zweitens, weil er in ihr wahrscheinlich immer noch eine „Weasley" sah und drittens – und das war das Essentielle – um ihr klarzumachen, dass er keine Angst vor seinem eigenen Sohn hatte. Unsere Heldin wusste, dass es so war. Lucius hatte keine Angst vor Draco. Nicht in diesem Sinne. Aber sein Sohn war ihm unheimlich, und er wusste, wie gefährlich der Drache sein konnte – allerdings war er damit nicht allein.
Lucius war eben damit beschäftigt, zwei silberne Schalen an zwei gegenüberliegenden Seiten des Marmorblocks zu befestigen. Aber um ihn machte sich unsere Heldin auch keine Sorgen. Walden Macnair war da eine ganz andere Geschichte. Er stand nun schon seit geschlagenen zehn Minuten in der Ecke und tat nichts weiter, als zu starren. Sie anzustarren, um exakt zu sein. Und Virginia behagten die tastenden Blicke des großen, hageren Mannes mit den dreckigen Händen und dem lüsternen Grinsen ganz und gar nicht.
Ein plötzlich Klirren riss Virginia aus ihren misstrauischen Gedanken. Lucius starrte auf den Boden und machte ein betroffenes Gesicht. „Na so was, da ist mir doch glatt eine Schale hinuntergefallen. Jetzt ist sie verbogen. Ich werde gehen und versuchen, einen Ersatz zu finden." Während der letzten Worte sah er Macnair mit einem beinahe als gütig zu interpretierendem Blick an.
Dieser grinste auf eine Art, die in unserer Heldin einen Brechreiz auslöste. „Wie du meinst, Lucius. Ich bin sicher, der kleine Rotschopf und ich kommen hier ganz gut allein zurecht. Nicht wahr?" Diese letzten Worte richtete er an Virginia.
Rotschopf sah Macnair mit einem Wenn-du-nur-einen-Schritt-in-meine-Richtung-tust-dann-bist-tu-tot-Blick an. „Natürlich." Ihre Stimme klang kühl und absolut ausdruckslos. „Ich bin sicher, wir werden und prächtig verstehen."
Lucius nickte ihr und – vor allem – Walden noch kurz zu und dann war Virginia alleine mit Voldemorts Metzger.
Ruhig und verträumt wirkend stand der Drache an den Klippen und starrte hinaus auf die tobende See. Das Wetter war ein typisch schottisches. Feiner Regen peitschte dem jungen Mörder nadelstichgleich ins Gesicht und der brüllende Sturmwind zerrte an seiner Kleidung, versuchte mit aller Kraft, ihm den Umhang zu entreißen. Dennoch wirkte er, als stünde er an einem sonnigen Sommernachmittag an einem hawaiianischen Urlaubsstrand und nicht, als ob er sich in den schottischen Highlands mitten im Winter, an die Klippen gestellt hätte, um den Winterregenstürmen seine Grüße zu erbieten. Doch obwohl er wirkte, als würde er im Stehen schlafen und den Regen genießen, tobte in Draco ein Sturm, noch tausendmal schlimmer als der, der um ihn herum wütete.
Der Dunkle Lord machte ihn lächerlich. Er nahm ihm seine Göttin, teilte ihn seiner „Ehrengarde" zu und jedes Mal, wenn er sich Draco zuwandte, stellte er seine Fähigkeiten ihn Frage.
Draco hasste es, nicht ernst genommen zu werden. Wenn der Meister der Meinung war, ihn herausfordern zu müssen um zu beweisen, dass er ihn nicht brauchte, um Draco in seine Schranken zu verweisen, dann sollte er das tun – Draco hatte keinerlei Intentionen, diese Schranken zu durchbrechen. Nun, zumindest hatte er diese bisher nicht gehabt. Aber nun... Voldemort hatte ihm seinen wertvollsten Besitz geraubt, und das behagte dem Drachen ganz und gar nicht. Niemand hatte das Recht, ihm Virginia zu stehlen. Immerhin war sie zu ihm gekommen und er hatte ihr alles beigebracht, was er wusste. Er hatte sie geformt, hatte sie gefördert und verstanden. Er hatte sie erweckt. Seine Göttin gehörte ihm – mehr noch, sie gehörte zu ihm. Er hatte mit ihr eine Gefährtin geschaffen, eine Partnerin, die seiner ebenbürtig war. Der Dunkle Lord hatte nicht das Recht, ihm diese zu stehlen; denn genau das war es, und nichts anderes: Diebstahl. Und noch niemals hatte jemand einen Malfoy ungestraft bestohlen.
Langsam wandte sich Draco von den Klippen ab und machte sich auf den Weg zurück ins Schloss. Er hatte sich niemals irgendjemandem verbunden gefühlt – bis Virginia kam. Und in den letzten beiden Tagen, die er nun wieder ohne sie verbracht hatte, hatte er festgestellt, dass sie ihm auf eine seltsame Art und Weise fehlte. Dazu kam noch die Tatsache, dass er sich ihr auch irgendwie... verpflichtet fühlte. Er kannte Macnair nicht gut, aber für Draco reichte oft schon ein Blick in die Augen eines anderen Menschen aus, um alles über diesen zu erfahren. Und dem Drachen gefielen Macnairs Augen ganz und gar nicht. Er wusste nicht, was dieser im Schilde führte oder ob er es wagen würde, seiner Göttin zu nahe zu kommen – immerhin war sie durchaus in der Lage, sich zu wehren. Dennoch machte er sich Sorgen um Virginia, was ihm wiederum Sorgen bereitete. Er hatte sich niemals um irgendjemanden gesorgt, mit Ausnahme seiner Mutter vielleicht. Theoretisch war es gut, dass Virginia nun fort war. Theoretisch hatte der Dunkle Lord recht – Draco arbeitete am besten allein. Und sie war definitiv eine Ablenkung gewesen und jede Ablenkung war eine Gefahr. Und auch wenn es schwer für ihn gewesen war, sich das einzugestehen: er vermisste Virginia – und das alles bedeutete nichts anderes, als dass Lord Voldemort genau das Richtige getan hatte: er hatte ihm die Ablenkung genommen und so seine Effizienz gesteigert. Theoretisch. Praktisch sah es so aus, dass Draco zwar wusste, wie gefährlich sie für ihn war, aber langsam wurde ihm bewusst, dass es auch eine Gefahr für ihn war, ohne sie zu sein, denn seltsamerweise schien sie für ihn eine Inspirationsquelle gewesen zu sein. Und jetzt, wo sie fort war – und eben erst zwei Tage – hatte Draco keinerlei Interesse daran, des Meisters neuesten, extrem langweiligen Auftrag (entführe den Zaubereiminister) auch nur im Ansatz auszuführen. Sollte der Minister doch bleiben, wo der Pfeffer wächst – und Lord Voldemort auch. Draco war die Hand, die Voldemort mit Geiseln, gefährlichen Waren und Getöteten fütterte – und Voldemort hatte nun in diese Hand gebissen.
Durchnässt und körperlich halb erfroren betrat Draco die Eingangshalle der Festung. Ob er Virginia liebte? Diese durchaus gefahrvolle Frage quälte ihn schon seit längerer Zeit, aber er wusste keine Antwort darauf. Liebe, was war das schon? Liebe war Dummheit, war Schwäche. Liebe setzte einem Scheuklappen auf, sie ließ einen die Deckung vergessen. Liebe war unnütz und nichts als eine Gefahr. Draco hatte durchaus nicht das Gefühl, dass Virginia ihn schwächte. Dennoch wagte er kaum, darüber nachzudenken, was sie wirklich für ihn bedeutete. Er hatte keinerlei Interesse daran, sich damit auseinanderzusetzen – er wollte nicht erfahren, was er empfand. Nicht, solange er diese Gefühle nicht lenken konnte. Denn das war ja sein eigentliches Problem. Er konnte seine Gefühle für Virginia durchaus kanalisieren, konnte sie einsetzen, so, wie er alle anderen Gefühle kanalisieren und zu einer Waffe machen konnte. Sie beeinträchtigten ihn nicht. Aber er konnte sie nicht lenken. Er konnte sich nicht selbst befehlen, diese Gefühle abzustellen, konnte sie weder bewusst verstärken noch abschwächen. Und das bereitete ihm Sorgen.
Walden Macnair sah zu, wie die Tür sich hinter Lucius schloss, und das dreckigste Grinsen aller Zeiten wurde auf seinem Gesicht geboren. „Endlich allein."
Virginia lehnte sich an den Marmorblock, die Hände hinter dem Rücken verschränkt, den Zauberstab fest im Griff. „Du solltest das Einhornblut holen. Ich werde inzwischen noch mal die Ausrichtung des Opfersteins prüfen." Sie bemühte sich um eine ausdruckslose Miene und eine geschäftsmäßige Stimme.
Macnair überhörte sie und ging ein paar Schritte auf sie zu. „Du bist mir aufgefallen, kleiner Rotschopf. Schon, als dich Lucius' wahnsinniger Sohn das erste Mal hierher gebracht hat."
„Draco ist nicht wahnsinnig." Sie umgriff den Zauberstab fester und ging im Geiste ihre Möglichkeiten durch – überrascht stellte sie fest dass ihr auf Anhieb vier Möglichkeiten einfielen, Macnair auszuschalten.
Der Schlächter kam immer näher. „Du gefällst mir, Kindchen – und was mir gefällt, das nehme ich mir." Er machte Anstalten, sie an den Schulten zu packen.
Virginia reagierte schneller, als er erwartet hatte, und riss ihren Zauberstab in die Höhe. „Averro!"
Macnair wurde herumgeschleudert und klatschte, durch den Schwung angedreht, relativ unsanft gegen die Mauer. Er verharrte kurz und drehte sich dann zu Virginia um. Diese stand immer noch direkt vor dem Marmorblock, den Zauberstab in der Hand, vollkommen regungslos und ohne auch nur den Ansatz eines Ausdrucks im Gesicht. „Ich heiße Virginia, Mr. Macnair. Und was mir nicht gefällt, dass lasse ich nicht in meine Nähe."
Er starrte sie wütend an. „Du scheinst nicht zu verstehen, Mädchen. Du bist eine Neue. Du hast zu tun, was ich befehle. Egal, was es ist. Und es ist nicht klug, den Zauberstab gegen einen anderen Todesser einzusetzen." Mit diesen Worten zog er selbst seinen Zauberstab.
Virginia ging reflexartig in Angriffsposition. „Sie zerstören unser Arbeitsverhältnis, Mr. Macnair."
Aber Mr. Macnair lächelte nur überlegen. „Und du zerstörst deine Gesundheit. Elvis!"
Keine Sekunde später durchzuckte ein brennender Schmerz die Zauberstabhand unserer Heldin. Elvis, Macnairs altersschwacher, sabbernder Köter, der die ganze Zeit unbemerkt und offensichtlich schlafend in einer Ecke gelegen hatte, hing gang plötzlich an ihrem Arm. Und seine Zähne waren scharf. Virginia war nicht mehr in der Lage, den Zauberstab zu halten. Ihre gequälten Muskeln ließen locker und der Stab fiel zu Boden.
„Siehst du, auch Elvis mag dich.", höhnte Macnair. „Glaub nicht, mir überlegen zu sein, nur, weil dieser Geisteskranke dich ausgebildet hat." Er spuckte auf den Boden, so, als ob es ihn ekeln würde, von Draco zu reden.
Virginia versuchte, sich gegen den Hund zur Wehr zu setzen, aber sie hatte keine Chance. Er war groß und schwer, und sie konnte fühlen, wie die Knochen ihres Unterarms unter dem ständigen Druck des kräftigen Kiefers zu splittern begannen. Macnair kam ihr immer näher, und dann konnte sie seine Hand spüren, die sich um ihre Kehle schloss. „Lass los, Elvis.", murmelte er, und sofort ließ der Hund von ihr ab, trollte sich zurück in seine Ecke, rollte sich ein und schlief.
Unsere Heldin überlegte fieberhaft, was sie tun sollte, während Macnair sie langsam zu Boden drückte. Sie war verletzt und hatte keinen Zauberstab. Und er war ihr, was Körperkraft anging, haushoch überlegen, das war ihr klar. „Das wirst du bereuen, Macnair, das verspreche ich dir!", flüsterte sie. Ein ekelhafter Brechreiz baute sich in ihr auf, als sie fühlte, wie seine Hände ihre Robe nach oben schoben.
„Oh nein, Prinzesschen, das werde ich nicht. Ich handle schließlich auf Befehl.", meinte er überlegen und leckte ihr über die Wange.
Sie verzog das Gesicht. „Auf Befehl?"
„Aber ja. Der Meister meinte, ich solle dir zeigen, wo dein Platz ist. Er meinte, die Nähe zu diesem wahnsinnigen Schlächter hätte dir vielleicht ein falsches Bild von deinem Status vermittelt." Und dann öffnete er ihre Hose, die sie unter der Robe trug.
Gedankenverloren saß Draco nun auf den untersten Stufen der Treppe, die von der Eingangshalle nach oben führte, in die Tiefen von Lord Voldemorts Festung hinein. Er konnte nicht einfach so zum Dunklen Lord hingehen und sie zurückverlangen, denn das war genau das, was dieser wollte. Er wollte Draco betteln sehen, wollte überlegen sein, wollte, dass Draco des Meisters Überlegenheit endlich anerkannte. Und wenn er jetzt, oder auch irgendwann erst, um Virginia bat, war das außerdem ein Zeichen von Schwäche. Und niemand – vor allem nicht jemand, der unter den Todessern so beliebt war wie Draco – konnte es sich leisten, Schwäche zu zeigen. Nein, wenn er Virginia zurückhaben wollte, musste er das anders regeln.
Seine Überlegungen bereiteten ihm beinahe Kopfschmerzen. Was er vorhatte war absolut verrückt und vollkommen selbstzerstörerisch. Gewiss, er spielte schon länger mit dem Gedanken, aber er hatte niemals vorgehabt, diesen Gedanken so schnell in die Tat umzusetzen. Draco wusste, dass er nicht abhängig war von Lord Voldemort. Für Menschen wie ihn gab es immer etwas zu tun, irgendjemand suchte stets jemanden wie Draco. Ob das nun der Dunkle Lord war oder irgendein anderer Größenwahnsinniger war irrelevant, solange die Bezahlung stimmte. Draco war das stets vollkommen bewusst gewesen. Und dem Dunklen Lord auch. Aber dieser vertraute aus vollkommen undurchschaubaren gründen darauf, dass Draco bei ihm bleiben würde, solange Lucius auf seiner Seite stand. Die Familientreue der Malfoys war seit Jahrhunderten legendär – und diese Legende beschützte seinen Namen, das wusste er. Bist du der Feind eines Malfoys, bist du der Feind aller Malfoys. Bist du ein Malfoy, stellst du die Loyalität gegenüber der Familie über alles. Und Draco sollte nun derjenige sein, der all diese Mythen um die Treue Lügen strafte? Nun, es würde sich wohl kaum vermeiden lassen.
Aber würde Virginia ihm folgen, wenn er ging? Draco wusste, dass sie abhängig war von ihm, dafür hatte er schließlich gesorgt. Er wusste, dass sie ihn nicht einfach so aus ihrem Leben verschwinden lassen konnte – aber sie hatte dem Dunklen Lord die Treue geschworen. Sie trug das Dunkle Mal. Und sie trug es mit Stolz. Für sie war der Eid keine leere Versprechung gewesen. Durch ihre Erlebnisse in der Kammer des Schreckens hatte seine eine komplett andere Auffassung von Lord Voldemort als alle anderen. Er wusste, dass sie in ihrem neuen Meister immer noch den sah, der ihr in damals zugehört hatte. All ihr Hass, all ihre Fähigkeiten, alles, was er ihr beigebracht hatte, baute darauf auf, dass Potter dieses Tagebuch vernichtet hatte. Und nun baute sie ihre ganze Existenz darauf auf, eine Todesserin zu sein, alles basierte für sie auf ihrer „Wiedervereinigung" mit Tom Riddle. Draco hatte jederzeit die Möglichkeit, die Todesser zu verlassen. Aber würde sie ihm folgen? Er konnte es nicht sagen.
Das Geräusch von näherkommenden Schritten riss den Drachen aus seinen Gedanken. Er stand auf und ging langsam die Treppe hinauf, blieb dann an einer Stelle stehen, an der er den anderen sehen würde bevor er selbst gesehen wurde - es war sein Vater. Draco trat in den Flur und stellte sich Lucius in den Weg.
„Solltest du nicht das Ritual vorbereiten?" Seine Stimme, sein Gesicht und sein Körper wirkten wie ein perfektes Zusammenspiel absoluter Gleichgültigkeit und Monotonie – doch innerlich kämpfte der Drache den Drang nieder, seinen Vater mit bloßen Händen zu zerfetzen.
„Und du, solltest du nicht irgendwelche wichtigen Personen abschlachten?" Obwohl auch Lucius das Talent dazu hatte, seine wahren Emotionen zu verbergen, er war darin lange nicht so geschickt wie Draco. Der Hohn und die Verachtung waren für einen geübten Zuhörer mehr als einfach aus der leisen, schnarrenden Stimme des alten Todessers herauszufiltern. Lucius hatte in gewisser Weise Angst vor Draco, genau wie die meisten anderen Todesser. Sie alle hielten sich von ihm fern. Für die Todesser war Lucius' Sohn eine unberechenbare Tötungsmaschine, ein kalter, emotionsloser Schlächter, dem Dunklen Lord absolut ergeben, aber durchaus in der Lage, für seinen persönlichen Vorteil jedem von ihnen ein Messer in den Rücken zu rammen. Draco war das, was sich der Dunkle Lord unter einem perfekten Todesser vorstellte, der bedauerlicherweise vollkommen wahnsinnig war. Weder Lucius noch sonst jemand zweifelten daran, dass Draco geisteskrank war. Und genau das machte ihn so gefährlich. Er war unberechenbar. Es war völlig unmöglich, all das zu tun, was Draco tat, stets so zu Handeln, wie Draco es tat, und dabei einen klaren Kopf zu behalten. Lucius wusste nicht, was genau im Kopf seines Sohnes vorging – aber er wusste, dass er es weder herausfinden, noch jemals zentraler Teil seines Denkens sein wollte.
„Ich bin zurzeit an keinerlei Auftrag gebunden, Vater." Die Art, wie sich Dracos Stimme veränderte, als er Lucius seinen Vater nannte, ließ diesen unwillkürlich einen Schritt nach hinten gehen. Selbst seine Stimme konnte der Junge also als Waffe einsetzen. „Aber wenn ich mich recht entsinne, hast du sehr wohl zu tun."
Lucius räusperte sich und versuchte, eine autoritäre Haltung einzunehmen. „Ich bin gerade auf dem Weg, das Einhornblut zu holen. Wirst du morgen anwesend sein?"
„Wohl kaum. Funktioniert die Zusammenarbeit mit Virginia?", es wirkte wie eine beiläufige Frage, als wollte er wissen, was sein Vater von der Wetterlage hielt.
Lucius zuckte mit den Schultern. „Sie ist eher mehr in Macnairs Aufgaben involviert, als in meine. Und jetzt entschuldige mich, aber im Gegensatz zu dir habe ich zu tun." Mit auf den Boden gerichtete Blick drängte sich Lucius an seinem Sohn vorbei und verschwand.
Sie ist eher in Macnairs Aufgaben involviert... wenn das bedeutete, was Draco vermutete, dass es bedeutete, würde der Schlächter einigen Problemen entgegensehen. Draco wusste, dass der Zeitpunkt gekommen war, sich zu entscheiden. Und das hatte er soeben getan.
Und nach einem kurzen Abstecher in die Kerker, um Voldemort ein angemessenes Abschiedsgeschenk zu präsentieren, machte er sich auf den Weg in den Ritualraum.
Virginia fühlte sich ungefähr so, wie sie sich gefühlt hatte, als Draco sie zum ersten Mal mit dem Cruciatusfluch belegt hatte. Alles in ihr fühlte sich irgendwie seltsam betäubt an, ihr Arm blutete und sie befürchtete, dass die Schäden, die der Hund angerichtet hatte, irreparabel waren. Sie hatte sich Macnair nicht kampflos hingegeben, sie hatte sich gewehrt, so gut sie konnte. Aber er hatte sie mit dem Debilitasfluch belegt, der ihre Muskeln gelähmt und ihren Körper geschwächt hatte. Selbst das Atmen bereitete ihr bereits große Anstrengung. Und so beobachtete sie nun hilflos und wie in Trance, wie Macnair ihr die Kleider vom Leib riss und sich an ihr verging. Sie spürte nicht einmal, wie er in sie eindrang. Dennoch fühlte sie sich gepeinigt wie nie zuvor, fühlte sich gedemütigt, beschmutzt, und vor allem verraten. Verraten von Tom, der ihr stets versprochen hatte, ihr nie weh zu tun, verraten von ihrem Traum, endlich ein eigenes Selbst zu haben, und verraten von Draco, der ihr zwar nie etwas versprochen hatte, aber der ihr nie beigebracht hatte, sich gegen einen Hund, einen Sexualverbrecher und einen Lähmungsfluch zu wehren.
Langsam hatte sie das Gefühl, zu halluzinieren, bildete sich plötzlich ein, Macnairs Köter winseln zu hören, zwar nur für ein paar Sekunden, aber doch. Und plötzlich bäumte sich Macnair über ihr auf. Überraschtes Entsetzen war in seinen Augen zu lesen, und dann, ganz langsam, begann Blut aus seinem Mund zu quellen und er fiel zur Seite. Unsere Heldin atmete so tief ein wie sie nur konnte – endlich war sie befreit. Sie blickte nach oben und sah in das Gesicht von Draco, der eben ein weißes Seidentuch aus seiner Hosentasche zog um damit das Messer, dass er in der Hand hielt, von Macnairs Blut zu befreien. Dann hob er sie hoch, zog ihr vorsichtig ihre Robe wieder an und richtete den Zauberstab auf sie. „Convalesco artutus."
Virginia spürte, wie wieder Leben in ihre Glieder kam, wie es ihr wieder leichter fiel zu atmen. „Danke." Sie sah Draco kaum an.
Er ging nicht auf ihren Dank ein, sondern betrachtete ihren Arm. „Elvis?"
„Wenn du damit den Hund meinst, ja.", meine Virginia und sah sich ihren Arm zum ersten Mal genauer an. Sie bereute es augenblicklich, denn eigentlich wollte sie neimals so genau erfahren, wie ihre Muskeln, Adern, und Knochen aussahen.
„Das kann ich nicht heilen, du brauchst einen Arzt. Sopire Bracchium!"
Augenblicklich verschwanden sämtliche Gefühle in Virginias Unterarm.
Draco sah ihr jetzt direkt in die Augen und sie konnte erkennen, wie aufgebracht er war. „Kannst du laufen?"
Sie war nicht in der Lage, den Blick von ihm abzuwenden, so sehr fesselten sie diese Augen, die noch nie zuvor so viel von ihm freigegeben hatten wie diesmal. „Ja, ich denke schon."
„Gut." Seine Stimme klang weiterhin, als würde er über das Wetter reden. Er nahm das Tuch, mit dem er sein Messer gereinigt hatte, säuberte es mithilfe des Lavatusfluches und band es vorsichtig um Virginias Arm. Und während sie ihn dabei beobachtete, wurde ihr klar, was eben geschehen war, mit einem Mal wurde ihr bewusst, was er eben getan hatte. „Du hast eben einen Todesser getötet."
Sein Blick wurde ernst. „Ich weiß, Virginia. Und ich weiß auch, was es bedeutet."
„Aber...", sie wirkte vollkommen verzweifelt. Er hatte Macnair getötet, um sie zu beschützen. Und sich selbst dadurch in Lebensgefahr gebracht. Sobald jemand erfuhr, was hier geschehen war, war sein Leben praktisch nichts mehr wert.
„Ruhig, Virginia, ganz ruhig. Es ist alles in Ordnung." Er streichelte ihr übers Haar. „Ich wäre so oder so gegangen."
Jetzt erst bemerkte unsere Heldin, wie sehr sie zitterte. „Du...du verrätst Tom?", hauchte sie geschockt.
Draco nickte. „Nein, Virginia. Tom existiert nicht mehr. Er starb damals gemeinsam mit Ginny in der Kammer des Schreckens. Der, dem du dienst, ist schon lange nicht mehr der, den du damals kennenlerntest. Ich verrate niemanden. Ich verlasse nur den Dunklen Lord."
„Aber... wieso?" Sie war nicht in der Lage zu denken. Alles, was sie verstand war, dass Draco weggehen wollte – dass er musste, wegen Macnair. Aber dass er so oder so gegangen wäre...
„Er ist zum Scheitern verurteilt, Virginia. Voldemort wird untergehen, früher oder später. Das weißt du genauso gut wie ich. Warum sollten wir für einen dummen alten Mann unser Leben aufgeben?", er sah sie eindringlich an, und sie glaubte, etwas Flehendes in seiner Stimme zu hören.
„Wir?" Hatte sie sich verhört?
„Komm mit mir, Virginia. Die Rache an deiner Familie kannst du auch vollziehen, ohne dass er währenddessen auf seinem Stuhl sitzt und alle ihm die Füße lecken. Das kannst du auch ohne ihn."
Den Meister verlassen? Tom verlassen? Aber vielleicht hatte Draco ja Recht. Vielleicht war Tom wirklich damals vernichtet wurden, als Potter das Tagebuch zerstörte. Und der Meister? Sie hatte ihm die Treue geschworen. Und er? Er hatte sie verraten, hatte sie verkauft an seinen Metzger. Ja, wieso sollte sie bei ihm bleiben? Er hatte ihr nichts geboten außer Enttäuschungen. Und sie war schließlich kein kleines Kind mehr, dass nichts alleine machen konnte. Ihre Familie konnte sie auch ohne ihn bestrafen.
„Virginia?" Noch nie hatte seine Stimme so unsicher geklungen, so flehend und voller Ungewissheit.
Sie sah ihn an, blickte in dieses plötzlich so hoffnungsvolle Gesicht und dann nickte sie. „Gehen wir."
Soooooooooo, das wärs mal wieder...Like it? Was die Flüche angeht...ich hab keine Ahnung, wie man auf Latein korrekt übereinstimmt, würd ichs wissen, hätt ich kein Französisch...
REVIEW PLEEEEEZ!
cya
