Virginias Rache

Epilog


Es ist nun Winter. Aber es ist nicht irgendein Winter. Es ist der Winter 1996/97 und ich befinde mich in einer Phase, die mein Leben für immer verändert hat.

Ich habe meine Familie verlassen, und mit ihnen auch die Seite der „Guten". Seither überlege ich, wie ich meine Familie dafür bezahlen lassen kann, dass sie mich allesamt nie gesehen haben. Keiner von ihnen kennt mich. Sie haben mir immer das Gefühl gegeben, vollkommen alleine zu sein.

Heute bin ich nicht mehr allein. Alles hat sich verändert, als ich ihn kennen lernte. Draco Malfoy. Er hat mir geholfen eine Todesserin zu werden. Ich dachte, als Todesserin würde ich endlich glücklich werden, denn dann würde ich endlich wieder bei Tom sein. Aber das stimmt nicht. Tom hat mich im Stich gelassen, so wie meine Familie.

Aber Draco nicht. Er bemerkt mich. Er hat mir klar gemacht, wie blind ich doch war zu glauben, Tom wäre noch da, irgendwo tief drinnen in diesem Monster Lord Voldemort. Aber Tom ist nicht mehr da. Tom ist tot. Genau so tot wie Ginny Weasley.

Mein Name ist Virginia. Eigentlich sollte ich in die sechste Klasse Hogwarts gehen, als Gryffindor. Aber ich glaube, das lasse ich lieber. Ich bin mitschuldig am Tod von Severus Snape. Ich habe die Lehrerin Morgaine LeFay getötet. Ich beherrsche vermutlich mehr dunkle und verbotene Flüche als jede andere Siebzehnjährige. Und zurzeit befinde ich mich gemeinsam mit meinem Mentor auf der Flucht vor den Todessern, die wir soeben verraten haben.

Mein Mentor. Draco. Manchmal wage ich fast, ihn als meinen Geliebten zu bezeichnen. Er ist immer noch ein Mysterium für mich und ich bezweifle, dass ich ihn je verstehen werde. Noch nie gab es ein so kaltes Wesen auf dieser Welt. Er hat stets alles unter Kontrolle. Seine Augen umgibt eine ganz besondere Art der Magie. Und er hört mir zu.

Früher hieß ich Ginny. Aber Ginny ist tot. Einst dachte ich, sie wäre in der Kammer des Schreckens gestorben, gemeinsam mit Tom. Aber heute weiß ich, dass es anders war. Ginny wurde vergiftet. Langsam und qualvoll hat ihre Familie jeglichen Funken Leben aus Ginny herausgequetscht. Sie haben Ginny übersehen. Sie haben Ginny niemals beachtet. Und das hat ihr das Leben geraubt.

Niemand hat mich gesehen.

Heute ist das anders. Heute habe ich meinen Drachen. Meinen kalten, gefühllosen, tötenden Drachen. Er ist ein Mörder. Er ist käuflich und skrupellos. Aber er sieht mich. Er beachtet mich. Er hört mir zu. Und er gibt mir das, was ich am allermeisten brauche – er gibt mir das Gefühl, zu leben. Und er hat mich gelehrt, mein Leben zu kontrollieren.

Draco hat mir Kontrolle geschenkt. Nun kann mich niemand mehr ignorieren. Ich bin stark.

Für Draco bin ich eine eigenständige Person. Ich bin nicht „Ron Weasleys kleine Schwester". Ich bin nicht „die Kleine, die Potter nachrennt". Ich bin nicht „die Verrückte, die den Basilisken auf Hogwarts losgelassen hat". Ich bin einfach nur Virginia. Eine verdammt gut ausgebildete - seit kurzem Ex - Todesserin, eine Mörderin, käuflich und skrupellos.

Ich bin wie er. Ich bin nicht mehr alleine. Endlich habe ich meinen Platz gefunden. Meinen Platz an seiner Seite. Gemeinsam werden wir uns an meiner Familie rächen. Gemeinsam werden wir all jene töten, die uns jagen. Gemeinsam werden wir das Spiel umdrehen. Werden von den Gejagten zu den Jägern. Gemeinsam werden wir warten, bis Harry Potter den Dunklen Lord vernichtet hat. Und dann werden wir gemeinsam Harry Potter vernichten.

Draco hat mir meine Rache versprochen. Und er wird mich nicht im Stich lassen, so wie Tom es getan hat. Oder meine Eltern. Oder meine Brüder. Oder meine Freunde, die ich nie hatte. Ich brauche sie alle nicht. Ich brauche nur Draco.

Ich heiße Virginia. Ich bin eine Todesserin, die ihren Herrn verraten hat. Ich bin eine Mörderin. Ich bin skrupellos und käuflich. Gemeinsam mit meinem Drachen bin ich auf der Flucht vor der Zaubererwelt. Früher war ich ein Nichts. Heute bin ich endlich jemand. Für Draco. Er hat mir Rache versprochen. Rache für den Tod von Ginny. Er hat mir meine Unschuld genommen – in mehr als einer Hinsicht. Er sieht mich. Er lehrt mich. Er führt mich. Er hört mir zu. Er kennt meinen Namen. Für ihn bin ich Virginia. Und ich lebe.

THE END