Hermione war shoppen. Einerseits tat sie das so selten dass sie es schon fast aufregend fand, doch andererseits war sie auch herrlich naiv wenn es um hübsche Frauenkleidung ging. Das Kleidungsstück mit dem tiefsten Ausschnitt das sie besaß, war eine Bluse, die sie meist bis oben hin zugeknöpft trug. Der kürzeste Rock ging ihr bis zu den Unterschenkeln. Wenn sie für Harry gut aussehen wollte musste sie dringend ihre Garderobe auffrischen.
Mit einem Seufzen dachte sie an den Yule Ball zurück. Sie hatte sich das erste Mal in ihrem Leben richtig rausgemacht, und die vielen Blicke die sie während sie tanzte bekam machten sie nur stolzer. Aber selbst das Kleid war schon fast konservativ. Was die Leute verblüfft hatte war, dass sie, Hermione der Bücherwurm, überhaupt sich schick machen konnte und tanzen konnte. Gut, Viktor war ihr mehrere Male auf die Zehen getreten aber ansonsten war er ein guter Tanzpartner. Aber Viktor war ihr egal, sie hatte ihm nur zugestimmt weil eine bestimmte andere Person sie nicht gefragt hatte. Doch zu dem Zeitpunkt war sie sich dem noch nicht ganz bewusst. Sicher, Harry war gutaussehend, mutig, gut in der Schule und vor allem Harry, doch da er ihr bester Freund ist hatte sie ihn bis zu besagtem Abend immer nur mit den Augen einer besten Freundin gesehen. Sie hatte ihn vielleicht innerlich schon immer geliebt, doch die Blicke, die sie von ihm bekam, ließen sie schmelzen. Sie hatte auch etwas eifersüchtig die Blicke zu Cho verfolgt, doch er schaute Cho nur mit einem Blick körperlicher Angezogenheit an, und wenn Harry sie anschaute, dann fühlte sie tief drinnen etwas, etwas unerklärliches-
Sie schüttelte sich. Konzentrieren. Sie ging die Reihen und Regale ab, nicht recht entscheidend. Sie wollte eigentlich die Hilfe einer anderen Frau, die Ahnung hatte. Doch sie hatte sich nicht Recht getraut, ihre Mutter zu fragen. Hermione, als Einzelkind, war in einem sehr zugeknöpften Haus aufgewachsen. Sie hatte von Sex und alldem nicht vor der Schule gehört, und als sie aufgeklärt wurde (natürlich im Unterricht), war sie wie viele andere, komplett überrascht gewesen. Früher waren solche Erklärungen bedeutungslos gewesen, denn man hatte ja noch keine Hormone. Doch die hatte sie nun, und sie wollte Harry gefallen, weil sie ihn mochte, oder vielleicht sogar mehr. Und vielleicht mag er sie ja auch, oder vielleicht auch sogar mehr.
Sie schaute sich einige Stücke näher an. Hat dies zuviel Ausschnitt? Ist das zu schlampig? Oder sehe ich hiermit aus als wäre ich 80? Sie war sehr schüchtern was ihren Körper anging, obwohl sie wusste dass sie es eigentlich nicht sein musste. Hermione hatte eine sehr gute Figur und einen Körper der so manches anderes Mädchen neidisch machen würde. Sie hatte im vierten Jahr einen stillen Krieg mit ihrer Kleidung geführt, nur Roben getragen, die ihren Körper so verhüllten, dass es nicht allzu auffällig wurde. Sie wusste das Ron schon immer etwas für sie hatte, doch sie hatte absolut nichts für ihn. Die Szene letztes Jahr im Gryffindor Turm - So etwas wollte sie nie wieder erleben. Doch sie hatte das Gefühl dass das auch nicht passieren würde, nicht mit Harry. Harry. Muss damit aufhören. Muss Konzentrieren.
Am Ende hatte eine nette Verkäuferin ihr Problem gesehen und ihr dezent geholfen. Hermione hatte nun mehrere Kleidungsstücke, und viele davon waren eigentlich für ihren Geschmack schon viel zu schlampig. Doch die Verkäuferin versicherte ihr, dass wenn sie dies beim ersten Treffen tragen würde, der Mann ihr sofort zu Füßen liegen würde, vor allem bei Hermiones Körper. Hermione war darauf errötet wie noch nie und nachdem sie alles bezahlt hatte, zuhause angekommen war, und in ihren Zimmer war, probierte sie die Kleidung an. Das aller erste Mal in ihrem Leben war sie zufrieden mit ihrem Körper. Früher war sie flach, dürr und klein gewesen. Nun war sie wohlgeformt, dünn und fast Eins Siebzig!
Sie schaute sich im Spiegel an und vermisste die Zaubererwelt, in welcher ihr der Spiegel seine Meinung gegeben hätte. Ich jedenfalls finde mich okay, dachte sie. Sie lächelte schüchtern in den Spiegel und ihr fielen wieder ihre geschrumpften Vorderzähne auf. Es sah so wirklich besser aus. Ihre Eltern hatten immer darauf geachtet dass sie ihre Zähne pflegte und so hatte sie ein Lächeln strahlender als jeder Filmstar. Ihr Gesicht war zum Glück kaum von Pickeln besetzt, die Pubertät hatte sie gnädig bedacht. Im Sommer hatte sie immer ein paar helle Sommersprossen, doch sie fand sie eher passend als störend. Sie beäugte sich wieder und wieder, und kam zu dem Entschluss, dass sie unbedingt etwas mit ihrer Frisur machen musste. Dieser Look steht vielleicht einer Zwölfjährigen, doch ich bin keine Zwölf mehr, dachte sie trotzig. Mit einem Grinsen dachte sie an Harrys Haare, die noch unordentlicher und wirrer aussahen. Aber die Tatsache dass Harry gutaussehend war konnten seine Haare nicht wegwischen. Sie war in Gedanken immer bei ihm, und die Idee eines neuen Haarschnitts oder wenigstens eine andere Anordnung der Haarsträhnen war auch in ihrem Kopf.
Nachdem sie fertig war sich abzuschätzen zog sie sich wieder normale Kleidung an, versteckte ihren neuen Klamotten (was ihre Mutter dazu sagen würde!) und ging hinunter, da bald das Abendessen anstand.
Während sie aß viel ihr wieder ein dass sie ja unbedingt etwas mit ihren Haaren machen wollte. Darüber musste gesprochen werden. Sie versuchte so ruhig wie möglich es so ‚neben her' zu erwähnen.
"Achja und Mum, ich würde gern vielleicht etwas an meinen Haaren ändern sie sind mir etwas zu lang." Das hat gut geklungen, dachte sie. Doch die Reaktion ihrer Eltern kam unerwartet. Ihr Vater hatte seine Gabel fallen lassen und ihre Mutter starrte sie mit offenem Munde an.
"Was?" fragte Hermione irritiert.
"Du, du hast niemals was an deinem Haar ändern wollen. Ich meine, es passt einfach nicht zu dir." Stimmt, musste Hermione zugeben. Ich hatte noch nie daran gedacht, aber ich habe ja auch Dinge vor, die ich davor nie vorhatte. Sie dachte an den Brief zurück, den sie Harry vor ein paar Tagen geschrieben hatte. Sie fand es war Zeit ihm etwas zu schreiben und hatte ihm geschrieben dass sie nicht zu den Weasleys kommen würde, was wahr war. Doch was sie ihm nicht gesagt hatte, war dass sie ihm einen Überraschungsbesuch abstatten wollte, und zwar an seinem Geburtstag. Sie hatte sich bereits mit Sirius abgesprochen, der alles managen wollte. Und, so dachte sie weiter, ich habe ihm gesagt dass ich mit Viktor Schluss gemacht habe. Warum eigentlich? Weil du mit IHM zusammen sein willst, warum sonst?
"Hermione? Hermione liebes, hörst du mir auch zu?"
"Was? Ja, klar. Bin deiner Meinung." Antwortete sie abwesend.
"Gut, dann müssen wir dir doch keinen neuen Haarschnitt verpassen." Sagte ihre Mutter erleichtert und auch ihr Vater hatte seine Gabel wiedergefunden und wusch sie sauber.
"Hm? Doch! Ich meine, vielleicht können wir einfach nur ein paar, äh, Haarbänder und Klemmen benutzen, oder so?" Sie hatte nicht zugehört und war deswegen in ein Fettnäpfchen getreten. Memo an mich - Nur an Harry denken wenn niemand dabei ist.
"Schätzchen, was sollen wir nur mit dir machen? Hach, es sieht so aus als wenn ich morgen wohl wirklich mit dir losmüsste, ich verstehe nicht viel von Haarstyling." Hermione konnte es ihr nachfühlen. Aber wenigstens würde sie ihren Wunsch bekommen. Sie wollte einfach umwerfend für Harry aussehen. Doch wie sie es dann weiter anstellte, wusste sie noch nicht. Sie hatte keinerlei Erfahrung in solchen Dingen (selbst das Date mit Viktor war ein sehr kurzes und das Einzige gewesen). Aber es gab immer noch einen Lichtblick - Harry hatte wohl genauso viel Erfahrung wie sie. Super, wir können uns gegenseitig aus den Fettnäpfchen helfen.
Viel Spaß beim Lesen! Während ihr dieses hier lest bin ich tapfer am schreiben und bald wird das nächste Kapitel von Harry Potter and the hardest Year of his Life herauskommen!
