Es war soweit. Sie hatte es mit Sirius abgeklärt, der zu ihrer Sicherheit mitkam. Auch ihre Eltern wollten mit, was Hermione gar nicht gefiel. Immerhin würden sie Hermione wie ein Kind behandeln und ihr Vater würde vielleicht sogar versuchen Harry zu einem ‚Gespräch' zu zwingen.

Geteilter Meinung war sie über Sirius' Vorschlag doch bei Arabella Figg zu übernachten - Einerseits konnte sie länger bei Harry bleiben, doch andererseits wusste sie von Harry dass Arabella eine exzentrische alte Frau war und das ihr Haus roch. Viel lieber würde sie bei Harry im Haus übernachten... Habe ich das gerade wirklich gedacht?

Es war komisch, manchmal hatte Hermione Gedanken, die ihr vorher nie gekommen waren. Sie hatte immer gehört dass die Pubertät bei Mädchen gewöhnlich sanfter abgeht als bei Jungen, doch sie hatte das Gefühl dass ihr Körper sich so rapide entwickelte, dass sie gar nicht hinterherkam. Wenn ich langsam bin muss Harry ja schon dreißig sein.

Nur noch ein paar Minuten bis der Portschlüssel losging. Sirius, ihre Eltern und Hermione standen bereits um den U-Bahn Prospekt (von 1980) herum und hatten einen Finger daraufgelegt. Ihre Eltern waren noch nie mit Portschlüssel gereist und Hermione musste ihn erst versichern dass alles okay sein würde. Sirius hätte die Grangers beinahe dazu gebracht dazubleiben.

"Nun, es ist ziemlich sicher, man muss nur nicht loslassen, dann wird man sonst wo rausgeschleudert. Und ach ja, der Aufprall ist etwas heftig, man muss aufpassen das man nicht hinfällt. Ein Bekannter hatte sich mal beide Beine..." Doch Sirius verstand dass es wohl nicht gut war davon zu erzählen als er die verschreckten Gesichter der Grangers sah. Hermione rollte die Augen.

Von ihrem Ankunftspunkt kamen sie schnell zu dem Schlafort, das Haus der alten Hexe, die schon lange ein Auge auf Harry hatte, falls ihm etwas passieren sollte. Sie wollten von dort aus gleich weiter zu Harry, um ja nicht zuviel Zeit zu verlieren. Hermione nahm instinktiv die Führung in Angriff, doch das Gespräch mit der grauseligen Figg ließ sie Sirius führen, der sich wahrlich nicht wohl in seiner Haut fühlte ("Ja, wir werden schon kein Schmutz machen, Mrs Figg, und nein, ihre Katzen werden wir auch in Ruhe lassen!"). Doch sie lokalisierte schnell Harrys Haus und ihre Eltern und Sirius hatten laufen müssen um mitzuhalten. Ihre Mutter bezeichnete sie als ‚komplett abgedreht'. Nun, vielleicht war ich das, dachte sie. Sie hatte sich ein kurzes, hellblaues Top und eine Hüftjeans angezogen, alles Sachen die sie mit ihrer Mutter gekauft hatte. Sie hatte die Ahnung dass es vielleicht etwas zu gewagt sein würde, doch da ihre Absichten inzwischen klar formuliert waren, sah sie keine Probleme. Alles ist erlaubt im Krieg und in der Liebe war ihr Leitsatz. Sirius hatte ihr Verhalten als ‚pubertär' abgestempelt und ignoriert, und ihr Vater beschwerte sich die ganze Zeit über ihre Aufmachung, doch wurde letztendlich ruhiggestellt von Mrs Granger.

Kurz Atem holend wartete Hermione ungeduldig auf ihre Familie, die dann auch vor die Haustür kam. Sie schaute noch mal ob alles genau richtig saß und ging sich auch noch einmal durch die Haare. Ihr Vater drehte die Augen und Sirius schaute sich die Wand an. Ihre Mutter schien komplett abgelenkt zu sein, doch als Hermione ihre Hand hob um zu klingeln schauten auf einmal alle zu ihr. Sie hob die Augenbrauen und schaute die drei an, doch keiner sagte etwas. Was denken sie gerade? Sie war verwirrt. Mit einem Schulterzucken klingelte sie und stellte sich wieder gerade vor die Tür. Hoffentlich würde nicht jemand von Harrys schrecklicher Verwandtschaft aufmachen, so wie Hermione sie in Erinnerung hatte würden sie ihr die Tür wahrscheinlich ins Gesicht schlagen.

Doch das Glück war ihr Hold, ein in Gedanken versunkener Harry öffnete die Türe und schaute nicht einmal richtig hoch, so abgelenkt war er. Hermione lächelte, ihr sorgender und liebenswerter Harry. Der Harry, der in die Hölle gehen würde um sie zu retten. Der Harry, der alles dafür tun würde, um die Leute, die er liebt, zu schützen. Der Harry, der niemals eitel, eifersüchtig oder feige war. Der Harry, der immer mutig, bescheiden und vor allem nett war. Ihr Harry. Sie konnte einfach nicht anders und umarmte ihn heftig.

"Oh Harry! Wie gut es tut dich zu sehen! Herzlichen Glückwunsch!"


***


Hermiones Gewissen kämpfte einen zwar leisen aber dennoch heftigen Kampf. Sollte ich das wirklich tun? Ihr ganzes Gebären bisher war fast aufdringlich gewesen, aber immer noch im Rahmen. Die Reaktion war fast erwartet. Harry (und natürlich Dudley) schauten sie an, als würde sie rein gar nichts anhaben. Wenn man diese Kleidung mit dem was ich sonst trage vergleicht, passt es ja auch ungefähr, dachte Hermione. Doch es gab einen großen Unterschied zwischen Dudleys und Harrys Blicken. Wo Dudley nur pure Begierde zeigte, war in Harrys Gestik und vor allem in seinen Augen zu erkennen, dass dahinter noch mehr steckte. Sirius machte derzeit ein wenig Smalltalk mit den Dursleys und versuchte Harrys Verwandte zu überreden, ein Bett für Hermione im Haus freizumachen.

Hermione musste grinsen, diese Idee war von ihr gewesen. Noch bei Mrs Figg hatten die sie dass Problem der Platznot erörtert und waren zu dem Schluss gekommen, dass einer bei den Dursleys schlafen müsste. Sirius hatte sich sofort gemeldet und auch Hermiones Eltern hatten zugestimmt, doch Hermione hatte sich geweigert. Auch wenn ihre Argumente ("Ich will nicht in diesem stinkenden Haus sein, da bin ich lieber bei Harry." - "Sirius wird immer noch gesucht, auch von Muggles, wir können ihn doch nicht da übernachten lassen, vielleicht rufen sie die Polizei" - "Ich und Harry haben uns so lange nicht gesehen, wir haben sicher viel zu reden, da will so spät nicht mehr raus...") allesamt erfunden waren, so waren sie dennoch stichhaltig. Der ursprüngliche Beweggrund bei Harry zu übernachten brachte sie immer noch zum Rotwerden.

Gerade hörte sie wie sich Dudley für sie stark machte und für sie in die Bresche sprang. Dudley unterschied sich sehr von Harrys Erzählungen und war eher der Bodybuilder-Typ, auch wenn er wohl erst vor kurzem damit angefangen hatte. Hatte Harry auch heimlich trainiert? Unter diesen schlabberigen Klamotten konnte man rein gar nichts erkennen. Wie letztes Jahr bei mir in Hogwarts dachte sie mit einem Lächeln.

Hermione wunderte sich wie viel Zeit schon vergangen war. Das letzte an das sie sich erinnern konnte war dass Sirius mit Dudley geredet hatte, doch nun schrieen Harry und Dudley zusammen Vernon Dursley an. Sie war so abgelenkt von Harry (und teilweise Dudley) gewesen dass sie gar nicht auf das Wortgefecht geachtet hatte. Ihre Mutter legte ihr eine Hand um die Schulter und ihr Vater sah so aus als wollte er sofort mit seiner Familie flüchten. Hermione lächelte ihm zu und sagte leise, so dass er es fast von ihren Lippen ablesen musste.

"Keine Angst, Harrys Verwandte sind eigentlich ganz in Ordnung."

Dies war zwar eine Lüge, aber sie hatte sich wieder auf den Satz Im Krieg und in der Liebe ist alles erlaubt bezogen (den sie insgeheim Regel Nummer Eins getauft hatte). Ihr Vater lächelte zurück und schien sich zu entspannen. Auch Harry und Dudley hatten aufgehört zu brüllen und Vernon sah wohl ein einlenken. Hermione musste fast lachen bei der Situation: Harry Potter, berühmter Zauberer und Boy who Lived mit seinem Cousin, der eigentlich sein Todfeind ist, schreien Vernon an, der Vater von Dudley und Onkel von Harry ist, damit Hermione, die Hexe mit den besten Noten aus dem ganzen Jahrgang, für eine Nacht bleiben durfte. Unterstützt wurde das ganze von Sirius Black, ein gesuchter Mörder, der sich einen grinste bei der Situation. Auch Hermione fand es zu komisch, hielt sich aber zurück, ihren Eltern zuliebe.

Das Wortgefecht wurde immer lauter, sie hatte sich wohl in Vernon geirrt. Er konnte sehr starrsinnig sein. Doch auch Sirius schien genug vom Gekeife zu haben, denn er hatte seinen Zauberstab gezückt und mit einer Zauberformel, die im Geschrei unterging, sah Hermione eine kleine Explosion an der Spitze des Zauberstabes, und nach einem Bruchteil einer Sekunde hörte sie auch den ohrenbetäubenden Knall, gegen den jedes Babygeschrei oder Streitgespräch sich wie flüstern anhört. Hermione hielt sich aus Reflex die Ohren zu, auch wenn sie zu langsam war, den Lärm effektiv abzudämpfen. Sie schaute sich um, Sirius schien am wenigsten beeindruckt, immerhin hatte er auch den Zauber gewirkt. Die Grangers waren wieder kurz davor zu flüchten und Hermione bekam es wieder mit der Angst, ihre Eltern würden sich gegen den Besuch entscheiden und sie könnte Harry nicht mehr sagen dass sie, na ja, dass sie, sie ihn halt mag. Als dieser Gedanke gedacht war, fiel ihr auch wieder ihr Leidspruch ein; war dies alles Liebe? Liebe ich Harry? Ihre Gefühle waren unbeschreiblich stark, gar übermannend. Sie sorgte sich um ihn, aber nicht wie sie es zum Beispiel auch für Ron machen würde, nein, sie sorgte sich andauernd, ständig, immer. Und dennoch wusste sie, dass sie sich in ernsten Angelegenheiten immer auf Harry verlassen konnte. Wie oft hatte sie ihm schon beim Quidditch spielen zugeschaut, immer das bange Gefühl im Magen, dass er die nächste Korkenzieherschraube nicht rechtzeitig wieder auflöst, oder dass der den Bludgern nicht früh genug ausweichen kann. Ein Spiel, in denen es extra Bälle gibt, mit denen Spieler gefoult werden! Sie hatte ja schon Rugby oder American Football als brutal empfunden, aber Quidditch sprengte den Rahmen des verträglichen. Sie ertrug es nur aus einem Grund, ja fand es sogar ganz spannend (wenn Harry nicht spielte) - Harry mochte es, liebte es, und sie wollte, dass er sie auch liebte, und so liebte sie alles, was er liebte. Es klang verrückt, aber so funktionierte die Liebe nun mal. Ein hoher Schrei und ein lautes "Petunia!" durchschossen die Luft, und Augenblicke später lag Petunia auf dem Boden, Vernon hatte noch gerade rechtzeitig gefangen.


Enjoy! Enjoy! Enjoy!!! Please tell me if I'm overdoing it, because this is the first time I'm writing out of a girl's point of view.

Erfreut euch! Genießt! Habt wohlgefallen! Bitte sagt mir wenn ich übertreibe, weil das ist das erste Mal dass ich vom Standpunkt eines Mädchens schreibe.