Chapter four
Vor etwas längerer Zeit:
Lautes Stimmengewirr. Personen rannten umher und das junge Mädchen inmitten des Chaos stand dort hilflos, allein und verlassen. Verzweifelt rief sie nach ihrer Mutter aber niemand antwortete. Die Zeit schien stillzustehen und die vorbeieilenden Menschen ähnelten vagen Schatten. Traurig klammerte sie sich an ihre Puppe, die ihr als einziges Trost zu spenden schien. Ein Schrei erklang, ging jedoch in dem dort herrschenden Chaos völlig unter und so beachtete niemand das zu Boden stürzende Mädchen. Sie hatte keine Chance zwischen den Beinen der eng stehenden Menschen auszuweichen und wurde angerempelt und zu Boden geworfen. Der kleine Haufen auf dem Boden, der sich immer noch mit aller Kraft an der heiß geliebten Puppe festklammerte, wurde von allen übersehen und so kam es auch vor das nicht wenige sie übersahen und sie so einige Tritte abbekam. Plötzlich wurde ihr Kopf zurückgeschleudert. Eine Platzwunde fing zu bluten an, aber langsam wurde der Menschenstrom weniger und der Blick auf das weinende und blutende Mädchen wurde frei.
„Cally!", gellte ein entsetzter Aufschrei durch den Zug und eine schlanke Frau mittleren Alters kam auf das Mädchen zu gerannt. Nun genauso schluchzend wie das elende Häufchen stürzte die Frau gleich daneben zu Boden und umarmte sie.
Schaudernd fuhr Cally aus ihrer Erinnerung hoch. Ein Klopfen an der Abteilungstür lenkte sie von ihrem schrecklichen Tagalbtraum ab.
Schüchtern trat Harry ein und fand eine leise schluchzende Cally vor die erschrocken versuchte ihre Tränen zu trocknen und ihr gerötetes Gesicht zu verstecken als sie ihn erkannte.
„Alles OK?", fragte er freundlich.
„Kann ich dir helfen?", fügte er noch hinzu, worauf sie ihm antwortete, er könne ihr helfen den schweren Koffer von der Ablage hinunterzuholen.
Schnell hatte Harry den Koffer unten und besorgt erkundigte er sich erneut ob alles OK. sei.
„Ja, klar. Lass uns gehen. Wir sind sowieso schon die letzten.", log sie ihn an und zog ihn am Arm aus dem Zug.
Harry stolperte notgedrungen hinterher und nahm sich aber vor sie später noch einmal darauf anzusprechen. Irgendwie berührte ihn die Art und Weise wie sie sich gab, wie sie sprach und sich bewegte.
Sie sollte nicht traurig sein, nicht wenn er das verhindern konnte.
Völlig außer Atem kamen sie bei den Kutschen an.
Erschrocken fuhr Harry zu Cally herum, sie hatte plötzlich geschrien, als ob sie den Teufel gesehen hatte.
Da fiel Harry ein was für Furchteinflössende Geschöpfe die Thestrale waren, wenn man sie zum ersten mal sah.
Einem Nervenzusammenbruch nahe wandte sich Cally um. Sie konnte es kaum fassen. Da stand Harry und er lachte! Wie konnte er bloß lachen? Das war zum Teufel noch mal nicht lustig!
Empört stakste sie erhobenen Kopfes zu der Kutsche und stieg Hoheitsvoll ein. Mit einem vernichtenden Blick schlug sie Harry die Tür vor der Nase zu und kaum hatte sie das getan fuhr die Kutsche auch schon los. Leicht fassungslos schaute ihnen Harry hinterher.
Als er sich von dem Schock erholt hatte wurde ihm gewahr, dass es keine Kutschen mehr gab. Alle waren schon Richtung Hogwarts abgefahren.
Schockiert wurde er sich bewusst wie viel Ärger es wieder geben würde wenn er zu spät kommen würde. Und diesmal hatte er leider keine einzige Falle von Voldemort, noch irgendein Monster als Entschuldigung.
Seufzend packte er seinen Koffer auf den Boden und begab sich auf die Suche nach seinem Besen. Mit ein bisschen Glück konnte er es noch schaffen.
Cally indes wurde sich nun vollends ihrer Kurzschlussreaktion bewusst. Sie hatte ihm doch glatt die Tür vor der Nase zugeschlagen! Und dabei war er doch so nett zu ihr! Himmel, jetzt musste sie auch gleich alleine in die Große Halle gehen. Sie fragte sich warum gerade sie, mit der Fähigkeit von einem Schlamassel in einen noch größeren zu schlittern gesegnet war.
In Gedanken versunken merkte Cally kaum, dass sie angekommen waren und nahm daher auch den phantastischen Anblick von Hogwarts gar nicht war. Wie in Trance schlenderte sie mitsamt der restlichen Schülerschaft von Hogwarts auf das Schloss zu.
Kurz vorm Portal, allerdings wurde sie von einer streng aussehenden Lehrerin abgefangen, die wie ihr zugeflüstert wurde die Hauslehrerin von Gryffindor war. Ihr Name war McGonagall.
Kurzerhand schleifte diese sie mit zu anderen Schülern, die alle genau wie sie auf den Moment der Auswahl warteten. Im Gegensatz zu ihr, waren das allerdings Erstklässler.
Mal wieder in Gedanken versunken dachte sie über die Auswahl nach.
Egal in welches Haus sie kommen sollte, überall würden Erwartungen an sie gestellt werden und sie wusste absolut nicht, ob sie diese Erwartungen erfüllen konnte.
In Rawenclaw würde man von ihr erwarten zu den besten der Schule zu gehören, gut im Unterricht zu sein und sehr intelligent zu sein.
In Hufflepuff gab es kaum Erwartungen, allerdings würde sie zu denen gehören die verachtet und gehänselt wurden.
In Slytherin würde man erwarten, dass sie eine Anhängerin Voldemorts und der dunklen Künste sei, aber Draco war dort. Woraus sich wieder der Gedanke ergab, ob Draco auch ein Anhänger Voldemorts war. Dies war etwas was noch zu klären war.
In Gryffindor würde man erwarten, dass sie mutig wäre und Dinge täte die sich die aus den anderen Häusern nicht trauten, aber Harry war dort. Sie würde also versuchen ihn zu beeindrucke und sich bis auf die Klamotten blamieren.
Wie auch der Hut entschied, sie wusste nicht ob sie den Anforderungen gerecht werden könnte. Was wollte sie? Alles war so kompliziert und niemand war da der ihr helfen konnte! Ihr Onkel wüsste bestimmt was zu tun sei!
So in Gedanken merkte sie kaum wie ihr Name aufgerufen wurde. Zu ihrer späteren Erleichterung wurde sie allerdings von einem Schüler hinter ihr angestoßen und so wankte sie nach oben und setzte den Hut auf.
Ein raues Brummen ertönte in ihrem Kopf und eine Stimme seufzte: „Schwer, sehr schwer. Ein härterer Fall noch als selbst der Potter-Junge es war, denn er wusste was er wollte. Du jedoch bist unentschlossen und von deinen Fähigkeiten und Anlagen her, könntest du genauso nach Gryffindor sowie nach Slytherin und Rawenclaw. Nach Hufflepuff willst du nicht? Angst vor Hänseleien? Kein Problem, aber wohin dann? Mutig bist du, ebenso voller Stärke und Freundschaft. Schlau bist du auch und die Magie ist stark in dir."
„Die Zeit ist gekommen.", ertönte nun laut eine Stimme, die in der ganzen Halle zu hören war.
Überrascht wandte sich Dumbledore um und unterbrach sein Gespräch mit Professor Snape um sich zufrieden lächelnd nach Cally umzusehen.
„Soso, ist es nun so weit?", fragte er schmunzelnd.
Verwirrt riss sich Cally den Hut vom Kopf. Alle starrten entweder zu ihr oder zu Dumbledore.
Erklärend setzte dieser nun zu einer seiner bekannten Reden an:
„Die Zeit ist gekommen. Dies ist ein denkwürdiges Ereignis. Cally Malcom ist die erste die sich dafür entschieden hat keine Wahl zu treffen. Sie will weder nach Gryffindor, Slytherin, Rawenclaw noch Hufflepuff."
Ein erstauntes Raunen ging durch den Raum.
Kaum einer konnte es fassen. Es war eine Ehre nach Rawenclaw zu kommen, weil man dort zu den Klügsten zählt, ebenso Gryffindor wo man als einer der Mutigsten gilt. Nach Slytherin wollten alle, die sich den dunklen Künsten zugetan fühlen, nach Hufflepuff wollten zwar die wenigstens aber man war immerhin noch auf Hogwarts der weltberühmten Schule für Zauberei.
„Ich weiß für euch ist das noch schwer vorstellbar aber dies ist der erste Schritt zu einer vereinten Zaubererschaft. Gemeinsam sind wir stark. Es wird von nun an kein Auswahlverfahren in Hogwarts mehr geben. Diese Schule wird für jeden zugänglich sein der guten Willens und frohen Herzens ist."
Schüchtern versuchte Cally sich zurückzuziehen, was ihr aber nicht gelang, da immer noch gut die Hälfte der Aufmerksamkeit der Schüler ihr zuteil wurde.
Vorwitzig rief kurz darauf ein Schüler: „Und was ist mit den Schlafsälen? Sollen diese aufgelöst werden?"
„Ja und es wird neue Schlafsäle geben. Bis zu dem Zeitpunkt wo diese dann fertig gestellt sind werden, die Schüler, also ihr woanders untergebracht. Die alten Schlafsäle werden entweder völlig entfernt oder für neue Zwecke genutzt werden.", antwortete Dumbledore.
„Wo werden wir den schlafen bis die neuen Schlafräume fertig sind? Und wie werden diese dann aufgeteilt?", fragte ein weiterer neugieriger Schüler.
„Sie werden im dritten Stock untergebracht, dieser wurde so weit umfunktioniert, dass sie dort bequem schlafen und wohnen können. Es wird 7 Aufenthaltsräume geben, die so aufgeteilt werden, dass jeder Jahrgang einen zugeordnet bekommt. Schlafräume sind für jeweils 2-3 Personen. Meiner Meinung nach sind sie sehr gut eingerichtet, ich überlege ob ich nicht selbst dort einen Raum …", sagte er und wandte verträumt den Blick ab.
„Äh Professor? War im dritten Stock nicht noch bis vor kurzem ein Hund, mit drei Köpfen der Besucher gar nicht mag?", unterbrach ihn wieder ein Schüler.
„Ja aber im Verbotenen Wald fühlt er sich viel wohler. Daher rate ich ihnen auch sich von dort fern zu halten. Besonders darauf aufmerksam machen möchte ich Harry Potter und Ron Weasly."
Mit hochrotem Kopf schauten sich die zwei angesprochenen um. Musste er gerade sie darauf aufmerksam machen? Andererseits, George und Fred waren ja nicht mehr da und damit waren sie wohl die zwei größten Unruhestifter.
Grummelnd löste sich die Versammlung auf und die Schüler gingen neugierig und gespannt auf die Suche nach ihren neuen Domizilen.
Auch Cally macht sich auf den Weg und erreichte den dritten Stock als eine der ersten und hatte so noch die freie Auswahl.
Kurz nach ihr kamen Harry Hermine und Ron an, im Schlepptau der drei Ginny mit einigen ihrer Freunde.
Selbst Draco ließ nicht lange auf sich warten und auch er konnte kaum seine Neugierde verbergen.
Immer mehr Schüler trudelten ein und versperrten den breiten Korridor, der schön mit weichen orientalischen Teppichen ausgelegt war.
Harry erblickte sogleich Cally und kam auf sie zu um ihr leise ins Ohr zu flüstern, dass sie über den Vorfall bei den Kutschen noch sprechen würden. Etwas lauter wandte er sich an Hermine und fragte sie ob sie nicht Lust hätte ein Zimmer mit Cally zu nehmen.
„Damit ich dich beobachten kann.", flüsterte er ihr wieder zu.
„Beobachten?", fragt sie irritiert zurück.
„Ja damit du nicht noch mehr Unsinn anstellst! Deinetwegen wäre ich fast zu Spät gekommen!", brummte er etwas übertrieben böse.
Peinlich berührt errötete Cally, was hatte sie sich auch nur dabei gedacht?
Überrascht wandte Cally sich um, Hermine hatte Harry geantwortet:
„Gerne, ich wüsste nicht mit wem sonst. So weit ich das mitbekommen habe zieht Ginny es vor mit ihren Freunden ein Zimmer zu nehmen und ich glaube nicht, dass Dumbledore es erlauben würde wenn ich mit euch auf ein Zimmer gehen würde.", grinste sie.
Erfreut suchten sie nach einem passenden Zimmer und fanden eins, genau neben Harry und Ron und genau gegenüber von Draco, der es vorzog allein ein Zimmer zu nehmen.
Niemand traute sich ihm zu sagen, dass er mit jemand zusammen ein Zimmer nehmen müsste.
Die Zimmer waren Wahnsinn. Alle waren mit schönen Teppichen ausgelegt und es standen zwei oder drei Himmelbetten in ihnen. Trotzdem war noch genügend Platz übrig. Ein Kamin mit zwei Sesseln waren auch in jedem Zimmer. Bad sowie Ankleidezimmer gehörten ebenfalls zur Ausstattung der Zimmer. Die Größe war erstaunlich, die Decke war ungefähr vier Meter hoch.
Alle fragten sich wann sie wohl wieder in ihre Schlafsäle zurückmüssten, denn es waren alle ohne Ausnahme von den Zimmern begeistert.
Cally ließ sich mit einem Juchzen auf das Bett fallen. Es war einfach herrlich! Sie hatte vorher ja schon nicht schlecht gelebt aber das hier überstieg alles vorher da gewesene.
Und Hermine konnte ihr da nur zustimmen.
Übermütig ließen sie sich auf eine Kissenschlacht ein mit ein paar der unzähligen Kissen die dort herumlagen.
Vom Lärm angelockt erschien niemand anderes als Draco in der Tür.
„Andere Leute wollen sich auf den Morgen beginnenden Unterricht vorbereiten. Es wäre nett, wenn ihr mit diesen Kindereien aufhören würdet. Im übrigen solltet ihr euch ebenfalls auf den Stoff vorbereiten. Das Schuljahr wird kein Kinderschlecken.", sagte er und verschwand.
Hermine starrte ihm mit offenen Mund hinterher.
Er hatte sie kein einziges Mal Schlammblut genannt. Das war ein Rekord. Außerdem hatte er auch im allgemeinen darauf verzichtet sie zu Beleidigen.
Verblüfft blickte Hermine immer noch Draco hinterher während Cally sich ans auspacken machte.
„Hast du das gesehen?", fragt Herm Cally.
„Was soll ich gesehen haben?"
„Na das gerade. Malfoy. Er hat mich nicht beleidigt."
„Warum sollte er?", erwiderte Cally.
„Na weil er das immer macht."
„Er ist doch ganz nett. Ich hab mich auf der Bahnfahrt mit ihm Unterhalten."
„Du hast was?"
„Mit ihm geredet. Ist das Verboten?"
„Nein, aber er ist ein Slytherin und meistens sind die Slytherins nicht sehr nett zu denen, die keine Slytherins sind."
„Zu mir war er aber nett."
„Hat Harry darum dieses eine Abteil so Fluchtartig verlassen? Wart ihr da drin?"
„Ja aber warum ist Harry so schnell weg?"
„Er und Malfoy verstehen sich nicht. Sie sind so etwas wie Erzfeinde."
„Das kann ja heiter werden. Vor allem da Malfoy ein Zimmer in der Nähe hat genau wie Harry."
„Seufz"
„Da kann ich dir nur zustimmen, lass uns jetzt aber weiter auspacken. Du hast den Koffer ja noch nicht einmal geöffnet. Herm.", schloss Cally und konzentrierte sich wieder auf ihre Sachen die sie gerade versuchte im Schrank unterzubringen der im Ankleidezimmer stand.
