Blut zu Gold

Ein Artemis Fowl/Harry Potter-Crossover.

Autorin der englischen Original-Fan-Fiction »Blood to Gold«: Elbereth in April,

Übersetzer: Max88.


Kapitel 3

Artemis und Juliet standen mit einer Schar Neulinge an der Stirnseite der Großen Halle und sahen einem singenden Hut zu. Artemis war sich der Absurdität dessen voll bewusst.

Nach nur kurzer Zeit wurde Juliets Namen aufgerufen. Sie sprang hinüber und setzte sich auf den Stuhl neben Professor McGonagall. Die Professorin setzte ihr den Hut auf den Kopf. »Gryffindor!«, rief der Hut fast sofort aus.

Der Gryffindortisch applaudierte als Juliet fröhlich hinüberging und sich setzte. Sie sauste zu einem Stuhl und zwängte sich zwischen Fred und George.

»Ich gratuliere!«, sagte Fred und schüttelte ihr die Hand.

»Ja«, sagte George.

»Danke!« Juliet strahlete. »Das ist nett! Hier gefällt's mir!«

»Ich wusste, dass du Gryffindormaterial bist«, rief Ginny, die einige Plätze entfernt saß, hinüber. Juliet richtete ihr Grinsen auf sie. Ginny grinste zurück.

»Du bist doch bestimmt keine Erstklässlerin?«, fragte der Junge ihr gegenüber.

»Nein, ich wurde versetzt. In Wirklichkeit bin ich Siebtklässlerin. Ich heiße Juliet.«

»Oliver Wood.«

»Angelina Johnson«, stellte sich das Mädchen neben ihm vor. »Es muss ziemlich verrückt sein, alle deine alten Freunde verlassen zu müssen und für ein Jahr auf eine neue Schule zu gehen.«

Juliet dachte schnell nach. »Ja … nun. Meine Mutter hat nochmal geheiratet und mein Stiefvater hat eine neue Stelle bekommen, und eh ich mich versah, war ich hier«, log sie.

»Wenigstens hast du deinen Stiefbruder hier bei dir. Ich meine, natürlich vorausgesetzt, dass du ihn magst.« Fred kratzte sich am Kopf.

»Natürlich mag ich ihn! Er ist großartig!« Juliet blickte zurück zur Stirnseite, wo Artemis immer noch seiner Runde entgegensah.

Indessen fragte sich Artemis, ob Juliet begriff, dass sie höchstwarscheinlich in verschiedene Häuser eingeteilt werden würden. Just in diesem Moment wurde sein Name aufgerufen.

Er schluckte hart und ging vor, ganz bewusst Lässigkeit zeigend. Er schaute zu Professor McGonagall und setzte sich dann hin, der Menge entgegenblickend. Sie streckte den Arm aus und setzte ihm den Hut auf den Kopf. Er nahm seinen ausdruckslosesten Gesichtsausdruck an.

Eine Stimme sprach ihm leise ins Ohr – eine Stimme, die offensichtlich nur er hören konnte. Der Hut. »So … interessant. Ein Geist mit erstaunlicher Intelligenz. Ein deutlicher Mangel an Gewissen, aber ein grundlegener Ehrenkodex. Zudem extreme Ergebenheit und eine große Menge Mut.«

Artemis kämpfte die Schamesröte nieder. »Nun, ja.«

»Du scheinst großen Wert auf Geld und Macht zu legen. Und du hast einen deutlichen Mangel an Geduld für Idioten. Eine große Menge an Ehrgeiz. Du willst groß sein. Leute deinen Namen wissen lassen.«

»Ja. Und das werden sie.«

»Abgesehen vom wachsenden Bewusstsein von Anstand und Moral hälst du einen grundlegenden Kern der Rücksichtslosigkeit aufrecht.«

Ein halbes zynisches Lächeln. »Nun … ja.«

»Und obwohl du stolz auf deine Genialität bist und einen großen Wert auf Intelligenz legst, werde ich dich letzten Endes nicht in Rawenclaw unterbringen. Vom Herzen her glaube ich, dass du geigneter bist für …« Eine Pause. Dann verkündete der Hut mit lauter Stimme: »SLYTHERIN!«

Die Professorin nahm ihm den Hut ab und er stand auf. Bei einem flüchtigen Blick zum Gryffindortisch sahen Juliet empört und seine Begleiter aus dem Zug ziemlich schockiert aus. Dann schaute er rüber zum Slytherintisch. Sie beklatschten seinen Eintritt, doch ihre Gesichter waren berechnend und kalt. Er zuckte in Gedanken mit den Schultern und ging hinüber zu ihrem Tisch, um sich ihnen anzuschließen.

Er wählte einfach den nächsten freien Platz und setzte sich. Seine Augen trafen die des Jungen ihm gegenüber. Grau, wie geschmolzener Stahl. Er war blass, gänzlich blond, seine Lippen von einem spöttischen Lächeln umspielt. Er strahlte Vornehmheit auf eine Art und Weise aus, die nach Geld und Abstammung schrie. Er betrachtete die um ihn herum mit Geringschätzung. Und er kam ihm irgendwie bekannt vor.

»Bist ein bisschen zu alt für einen Erstklässler, oder?«, fragte der Junge schleppend. »Was ist los – bist du ein paar Mal durchgefallen?«

»Ich bin kein Erstklässler. Ich bin Drittklässler. Ich wurde von Irland versetzt«, antwortete Artemis völlig ruhig. »Und du bist?«

»Malfoy. Draco Malfoy.«

Artemis hob das Kinn. Er hatte von den Malfoys gehört. Er hatte Recht gehabt – Draco stammte von einem alten Namen mit viel Geld ab. Hm. Ich auch.

»Fowl. Artemis Fowl der Ⅱ.«

Erkennung seines eigenen Namens blitze in Dracos Augen auf. Artemis lächelte mit seiner ihm eigenen Arroganz. Egos prallten wie zwei unsichtbare Kraftfelder zusammen, das Knistern am Rand war fast sichtbar.

Und dann schien Draco es sich anders zu überlegen. Seine Haltung entspannte sich, die Herausforderung erstarb und er lächelte.

»Nun denn, Artemis Fowl der Ⅱ. Als eine bedeutende Persönlichkeit in der Zaubererwelt und im Slytherinhaus nehme ich dich besser unter meine Fittiche. Du brauchst jemanden, der dich durchs Hogwarts-Leben führt. Ich kann dir dabei behilflich sein.«

Er wollte Informationen aus erster Hand. Das würde der Beginn sein. »Klingt gut«, sagte Artemis Fowl.


»Siehts du den Jungen da, der verspätet durch die Tür kommt? Mit dem hässlichen Schlammblut-Mädchen?«, flüsterte Draco ein wenig später Artemis zu.

Artemis blickte hin. Es waren Harry und Hermione vom Bahnhof. »Ja. Ich sehe sie.«

»Das sind Harry Potter und eine seiner Spießgesellen, Granger. Sie sind verabscheuungswürdig. Ich hasse sie. Und ihren andereren dummen Handlanger, den Wiesel-Jungen.«

Dracos Stimme drückte echten Abscheu aus. Dann wurde Artemis klar, wer Harry Potter war. Der Säugling, der Voldemort besiegt hatte, hatte ihm Holly erzählt. Der Junge, der lebte.

Interessant

»Warum hasst du ihn?«

Draco blinzelte einen Moment lang. »Er spielt sich immer auf. Nur an seinem Ruhm interessiert. Und was hat er geleistet, mal ehrlich? Er hat es einmal geschafft, nicht zu sterben, das ist alles. Es ist nicht so, als ob er irgendwelche echten Begabungen hätte. Er hätte etwas getan haben, wer gewesen sein können. Aber er vergeudet sein Potential an Muggelliebende und Schlammblüter. Kämpft gegen echte Zauberer. Er ist ein Idiot.«

Artemis war sich nicht sicher, was ein Schlammblut war, aber er konnte eine tödliche Beleidigung erkennen, wenn er sie hörte. Doch dann hörte Malfoy auf zu sprechen und seine Augen verengten sich, als er ihn anstarrte.

»Ich habe von den Fowls gehört«, sagte er. »Es gab in dieser Linie schon Zauberer. Aber nicht ausschließlich. Du bist auch nicht reinblütig, oder? Aber der Hut hat dich in Slytherin eingeteilt.« Er sprach leise genug, dass kein anderer es hören konnte, obwohl die anderen am Tisch zuschauten, neugierig über diesen neuen Jungen, und sich fragten, was er davon hielt, sich tatsächlich mit Malfoy angefreundet zu haben. Nur wenige konnten das von sich behaupten.

Artemis starrte abschätzend zu Draco zurück. Er hatte vom anderen Jungen erwartet, ihn auch noch zu beleidigen, aber Draco schien verwirrter und nachdenklicher als alles andere zu sein. Er antwortete ebenso leise: »Nein, ich bin nicht ganz reinblütig. Meine Mutter ist eine Hexe«, log er, und hielt es fürs Beste, nicht vollkommen muggelstämmig zu sein. »Aber mein Vater ist kein Zauberer. Unsere Linie hat sich vermischt. Doch wir sind dennoch ziemlich einflussreich. Und, wie du weißt, ziemlich reich und unser Name ist wohlbekannt und respektiert.«

Draco schien darauf einen ernsten Gedanken zu verwenden. »Mein Vater sagt, nur Reinblüter wären wertvoll, aber du bist ein Slytherin … also musst du da noch irgendwas haben, ja? Etwas einmaliges, um den Mangel auszugleichen.«

Artemis hob seine Augenbrauen. »In der Tat.«

»Und, was hast du einmaliges? Meinst du zu haben?«

Artemi zuckte mit den Schultern. »Zum einen bin ich ein Genie.«

»Bist du? Das könnte sich fürs Intrigieren gegen andere Häuser als nützlich erweisen. Ganz zu schweigen davon, dass es eine erfreuliche Abwechslung von Crabbe und Goyle wäre. In Ordnung. Ich werde mir dann also keine Sorgen darum machen. Du bist ein Slytherin, das ist ausreichend.«

»Mein Glück«, sagte Artemis trocken.

»Jedoch würde ich es nicht gegenüber dem Rest des Hauses erwähnen«, sagte ihm Draco mit noch leiserer Stimme. Artemis bestätigte das.

Ein Mädchen beugte sich so nah zu Draco herüber, dass ihre Lippen fast seine Wange berührten. »Worüber flüstert ihr beiden?«, fragte sie fordernd.

»Über dich natürlich«, antwortete er abwesend.

»Nein, worüber unterhaltet ihr euch wirklich?«, fragte ein anderes Mädchen

»Reinblüter«, sagte Draco. »Fowl, das sind Bulstrode und Parkinson und das sind Crabbe und Goyle, Zabini und Crow¹.«

Zabini hatte stacheliges dunkelbraunes Haar und markante hellblaue Augen. »Sehr erfreut.« Er winkte träge mit einer Hand.

Crow trug sein Haar in einem langen schwarzen Zopf und hatte tiefbraune Augen. Er war hinreißend und er lächelte oft – für einen Slytherin. Es war schwer, ihn nicht zu mögen.

Das Mädchen an Crows anderer Seite, gegenüber Crabbe, beugte sich vor und räusperte sich. »Oh, und das ist Zaneta Flint.« Draco lächelte. »Sie ist in Snape verknallt.«

»Malfoy!«, protestierte das Mädchen.

»Doch, bist du«, stimmte Zabini zu und stütze sein Kinn auf seine Faust.

»Welcher ist Snape?«

»Professor Severus Snape«, grinste Crow und warf sich den Zopf über die Schulter. »Der da, am Lehrertisch«, zeigte er.

Artemis blickte zu Snape und dann zurück zu Zaneta. »Wirklich.«

»Er ist Hauslehrer von Slytherin und lehrt Zaubertränke, du wirst ihn also noch selber kennenlernen«, sagte Bulstrode.

Crabbe und Goyle, die sich um das letzte Tortenstück stritten, lachten. »Er mag uns«, sagte Goyle von sich aus.

»Aber die Gryffindors mag er nicht«, schloss Crabbe.

»Hallo Baron«, rief Zabini und winkte jemandem zu. Artemis drehte sich um und sah einen Geist – einen dürren, aristrokratisch aussehenden Mann –, bedeckt mit silbernem Blut.

Der Geist nickte würdevoll. Er schien die Neulinge in den Rängen der Slytherins zu prüfen. Dann wandte er sich an ihre Vertrauensschüler. »Irgendwelche hohen Hoffnungen an diese Gruppe?«

»Es ist etwas früh, das zu sagen, aber ich erwarte auf keinen Fall irgendwelche großen Enttäuschungen«, antwortete eine Sechstklässlerin.

»Der hier scheint wirklich viel versprechend zu sein«, bemerkte Bulstrode und zeigte auf ihn. »Selbst Malfoy scheint ihn zu mögen.«

Der Geist schwebte herüber und starrte Artemis an. »Dein Name?«

»Artemis Fowl.« Sie betrachteten sich eingehend.

»Das ist der Blutige Baron«, informierte ihn Zabini.

»Ich ging mit einer Fowl zur Schule«, sinnierte der Baron. »Reiches irisches Mädchen. Einzige Nicht-Slytherin, die ich je schaffte, zu tolerieren. Eine Rawenclaw war sie. Ach! Wenn die Zeiten anders gewesen wären … wäre ich willens gewesen, sie zu heiraten.«

Alle Schüler starrten ihn mit offenem Mund an. Der Baron sprach nie viel und keiner hatte je zuvor soviel über seine Vergangenheit zu hören bekommen.

»Wie war ihr Vorname?«

»Sophia. Er seufste, seine Augen flüchteten sich in einen verträumten, weit entfernten Blick.«

»Nun«, sagte Artemis, nachdem der Geist für ein paar Minuten still gewesen war, »Es war mir eine Ehre, Sie zu treffen.«

Der Baron richtete seinen Blick wieder auf ihn. »Und mir, dich zu treffen. Ich bin mir sicher, das du Slytherin stolz machen wirst. Ich werde Peeves ermahnen, dich nicht zu stören. Guten Tag.« Er entschwebte zur anderen Seite der Halle.

»Bist voll von Überraschungen, oder?« Pansy schaute Artemis an, als ob sie unglücklich über die ganze Aufmerksamkeit war, die er erhielt.

»Hm. Wie Hogwarts. Mein Leben wird bestimmt von nun an faszinierend werde.« Er ignorierte die Blicke vom Rest des Tisches.

»Hm!« Pansy steckte die Nase in die Luft und drehte den Kopf weg.

Draco lachte.


Artemis fand im Drittklässler-Schlafsaal seine Sachen auf ihn warten. Er sah sich in den Himmelbetten um. Crabbe und Goyle waren schlafen gegangen und hatten die Vorhänge zugezogen. Zabini saß neben Crow auf dem Bett und betrachtete eingehend das Spickoskop, dass dieser von zuhause mitgebracht hatte. Draco hängte sorgsam seine Umhänge auf.

»Irland also«, begann plötzlich Crow, als Artemis seinen Koffer durchsuchte. »Ich bin mal dort gewesen. Aus welchem Teil kommst du?«

»Nahe Dublin«

»Magst du Quidditch?«, unterbrach Draco. »Ich bin Haussucher.«

Ich könnte, wenn ich's je gesehen hätte, dachte Artemis. »Ja. Ich freu mich für dich.«

»Hat irgendeiner von euch Sußigkeiten von zuhause mitgebracht?«, fragte Crow fordernd.

Alle außer Draco schüttelten den Kopf. »Pansy hat mir 'was gegeben. Doch ich möchte nichts davon. Hier.« Er nahm einen Beutel und warf ihn auf sein Bett. »Teilt's euch.«

Zabini schnappte sich den Beutel und fing an, ihn zu durchsuchen. »Mhhh, Buttertoffee!«

»He!« Crow schnappte nach dem Beutel, doch Blaise zog ihn zurück.

»Teilen«, befahl Artemis und hielt die Hand hin.

Zabini täuschte einen Schmollmund vor, gab dann aber nach und beiden ein Stück. »Erste Stunde morgen Arithmantik«, sagte er um seinen Mund voll Schokolade herum. »Dann Zaubertränke.«

»Reizend. Und jetzt runter von meinem Bett. Ich will schlafen.« Er schob an Zabinis Schulter.

»Schön, ich gehe.«

»Es ist zu früh für's Bett. Wie wär's mit Zaubererschnippschnapp²?«, schlug Draco vor.

»In Ordnung«, stimmte Blaise zu.

»Fowl?«

»Ich habe es nie gespielt.« Artemis rutschte hin und her, ihm waren schon all die anderen Dinge unbehaglich, von denen er nie etwas gehört, geschweige denn sie getan hatte.

Zabini und Malfoy blickten sich an. »Kein Problem. Wir werden's dir beibringen. Ach übrigens, wir spielen um Geld.«

Artemis lachte. Es war auf eine Art nett, von so vielen Leuten umgeben zu sein, die genauso unehrlich wie er waren. »Ich bin bereit.«

Zwei Stunden später führte er mit 125 Galleonen und die anderen beiden Jungen entschlossen sich enttäuscht, zu Bett zu gehen.


ÜF (Übersetzer-Fußnoten):

¹: Crow ist übrigens englisch für Krähe.

²: »Exploding snap« wurde in den ersten 4 HP-Büchern »Snape explodiert« genannt, was aber völlig falsch ist. »Snap« ist ein Muggel-Spiel, das im deutschen »Schnippschnapp« genannt wird. Und von dem wurde eben die explodierende Zauberervariante »Zaubererschnippschnapp« abgeleitet.


AA:

Danke an alle für die Rezis. Meine andere Crossover-Geschichte – für die, die's interessiert – heißt »The Family Name«.


ÜA:

So, hier ist nun mit einiger Verzögerung das 3. übersetzte Kapitel. Das nächste werde ich wieder versuchen, innerhalb einer Woche zu schaffen. Wenn ich mit der Geschichte hier fertig bin, übersetzt ich vielleicht auch noch »The Family Name« (»Der Familienname«). Zu der gibt's sogar schon eine Fortsetzung, die dann auch im dritten Jahr spielt. Hab sie aber noch nicht gelesen …


RA (Rezensions/Review-Antworten):

der.stiffmeister:

Danke für die Rezi und 'tschuldigung für die Verzögerung … hoffe, dieses Kapitel gefällt dir auch :).