Eine Artemis-Fowl-Harry-Potter-Überschneidung.
Autorin der ursprünglichen englischen Fangeschichte »Blood to Gold«: Elbereth in April,
Übersetzer: Max88.
Kapitel 5
Als sie gerade zu den Kerkern zurückkehrten, gingen sie an einem Slytherin vorbei, den Artemis an diesem Tag schon im Unterricht gesehen und als besonders böswillig und grausam eingeschätzt hatte. Er stand gerade in der Einhangshalle und erleichterte einige Erstklässler um alle Wertgegenstände, die sie besaßen.
»Wer ist das denn?«, zischte er zu Catalina.
»Morag MacDougal«, antwortete sie mit einem Ausdruck des Ekels im Gesicht. »Kann ihn nicht ausstehen. Er kommt aus einer Reihe schottischer Gutsherren, aber er ist kein Blaublut. Er ist ein gewöhnlicher Schlächter.«
»Schlächter?«
»Er tötet und seziert gerne Kleintiere. Er darf's, da er aus ihnen Zutaten für Snapes Zaubertränke macht. Aber eigentlich macht er's nur, weil er gerne jemanden quält.« Sie warf ihm einen verstohlenen Blick zu und schauderte. »Pass auf, das er dich nicht alleine in die Finger bekommt, er ist viel größer als du.«
»Ist mir schon aufgefallen. Er in Crabbe-und-Goyle-Größe.«
Sie schmunzelte. »Ich denke, sie haben sich in deine Schwester verknallt. Ich hab vorhin euer Gespräch mitangehört.«
Er schaute sie ausdruckslos an. »In Juliet?«
»Mh hm.« Ihre Augen hüpften vergnügt.
»Juliet und Crabbe oder Goyle?«
Sie kicherte auf seine Reaktion hin und nickte.
Plötzlich grinste er süffisant. »Ich möchte dabeisein, wenn sie das herausfindet.«
»Was würde sie tun?«
»Wenn ich dabin, um sie zurückzuhalten, ihnen vielleicht nur die Beine brechen.«
»Welcher Spruch würde das machen?«
»Ach, sie würde ihren Zauberstab nicht benutzen. Sie neigt dazu, bei solchen Neuigkeiten eher physisch zu reagieren.« Er grinste noch etwas mehr.
Sie schüttelte ihren Kopf. »Ich nicht. Ich bin eher ein Zauberstabmädchen. Und du?«
»Bin ich ein Zauberstabmädchen?«
»Du weißt genau, was ich meine!«
»Ich benutze lieber meinen Kopf. Ich nutze die Situation zu meinem Vorteil aus, sodass ich ohnehin keins von beidem brauche. Ich mag es, wenn alles nach meiner Pfeife tanzt.«
»Ach, Fowl¹! Ich werde auf jeden Fall auf der Stelle damit anfangen, dich zu verwalten.«
»Tu das. Zu den Kerker werde ich jetzt aber wohl nicht mit zurückgehen – ich will das Schloss erkunden.«
Sie blieben im Korridor nur eine Ecke entfernt von der Kerkertreppe stehen. »Allein? Du weißt gar nicht, wie sehr man sich hier verlaufen kann.«
Er zuckte mit den Schultern. »Ich bin es gewohnt, ein Einzelgänger zu sein.« Doch das stimmte nicht ganz. Er war es gewohnt, von Butler beschattet zu werden. Doch an seiner alten Schule war er es gewohnt, allein zu sein.
Jemand kam um die Ecke, als sie sprachen und hielt inne, als er sie sah. »He, Fowl, Ellyworthies. Was habt ihr vor?«
»He, Crow. Ich geh auf mein Zimmer. Fowl will in Hogwarts umherwandern, um zu sehen, was er sehen kann. Du?«
»Lung're gelangweilt 'rum. Ich hab so lang ins Feuer gestarrt, wie ich konnte.« Zögernd strich Crow sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Dann: »Wollen wir gemeinsam umherwandern?«
»Äh, sicher – warum nicht?« Lass keine Quelle unangetastet.
»Gut!« Catalina klatschte in die Hände. »Ich verlasse euch nun. Fowl, bis später!« Sie winkte und entfernte sich.
»Warrington wird neidisch sein«, sagte Crow als sie weg war.
»Auf jemanden, der drei Jahre jünger ist als sie?«
»Vermutlich.«
Artemis zuckte die Schultern. »Er wird damit zurechtkommen müssen. Wir sind Geschäftspartner.«
»Hmm«, war alles, was Crow dazu sagte.
Sie steuerten auf den Ausgang der Kerker zu. »Nun, was gibt's hier in dem großen, alten Schloss mit sich bewegenden Bildern, die Richtung ändernden Treppen, Türen, die nirgendwohin führen, und Geheimgängen – allem im Licht von nichts als ein paar flackernden Kerzen – schon zu sehen?«
»Hm? So gesehen klingt das Ganze schon eher nach einem Abenteuer.« Crow lebte auf und wirkte nun viel fröhlicher. »Also gut. Geheimgänge, ungenutze Räume, seltsame Statuen und Rüstungen. Lasst uns hierlang gehen. Ich werd sie dir zeigen.«
Sie wandten sich nach links und gingen einen etwas mehr verstaubten, weniger genutzten Durchgang hinunter.
»Warum hast du die letzte Stunde damit verbracht, ins Feuer zu starren?«, fragte Artemis neugierig.
»Um meinen Kopf auszuleeren«, antwortete Crow. »Ich habe ein fotografisches Gedächtnis und mache mir nach dem ersten Unterrichtstag gerne den Kopf frei. Der erste Tag ist immer der intensivste. Danach gewöhne ich mich schnell wieder daran.«
»Mhh. Ich habe lieber einen vollen Kopf … also bekommst du gute Noten, oder?«
»Naja … im Theorieteil schon. In angewandter Magie bin ich nicht so gut. Insbesondere in Zauberkunst.« Er schnitt eine Grimasse. »Flitwick wäscht seine Hände in Unschuld.«
»›Setze auf deine Stärken‹, sage ich immer.«
»In Geschichte der Zauberei bekomme ich Spitzennoten. Aber es ist trotzdem langweilig.«
Artemis sah sich beim Laufen um. Alle Wände Hogwarts' schienen mit Porträts bedeckt zu sein. Die Leute in ihnen bewegten und unterhielten sich und gingen von Bild zu Bild. »Ich frage mich«, sagte er langsam, »wieviel die Bilder sehen.«
Er hatte sehr leise gesprochen. »Was?« Crow runzelte die Stirn.
»Wohin führt dieser Flur?«, fragte er, anstatt seine vorherigen Worte zu wiederholen.
»An Lupins Büro und dem VGDDK-Raum vorbei bis auf die Außenmauer, dann an den Gewächshäusern vorbei, hinunter zu einem ungenutzten Musikraum und schließlich zu einer Sackgasse, bei der es einen Geheimgang zur Großen Halle gibt.«
»VGDDK?«
»Verteidigung gegen die dunklen Künste. Ich frage mich, wie sich Lupin machen wird. Wir hatten bis jetzt in jedem Jahr einen anderen Lehrer.«
»Bitte?«
»Ja. Im ersten Jahr Quirrel – verrückter Theorieyp. Haben einiges interessantes theoretisches gelernt, sind aber nie dazu gekommen, es auszuprobieren. Dann im zweiten Jahr Lockhart – der Typ war ein übermäßig gut gekleideter Trottel, Zeit- und Platzverschwendung. Nun Lupin. Ein Unbekannter. Und garantiert nicht sonderlich gut gekleidet!« Er schnaubte. »Es ist witzig. Und jedermann weiß, dass Snape die Stelle seit Jahren will und nie bekommt.«
»Vertreibt er sie?«
»Nein … aber jetzt, wo du's sagst – sie haben alle ein seltsames Ende gefunden. Quirrel hatte irgendeinen hässlichen magischen Unfall, der ihn umgebracht hat. Auf Lockhart ist sein eigener Gedächtniszauber zurückgeprallt und er ist verrückt geworden. Aber keins von alledem war Snapes Schuld. Er ist in Ordnung.«
»Warum hat er dann nie diese Stelle bekommen?«
»Keine Ahnung. Vielleicht, weil es keinen besseren für Zaubertränke gibt. Er ist wirklich gut.«
Nun gut. Artemis fügte Snape und Lupin auf seine Liste der zu beobachteten Personen hinzu.
Sie gingen den Korridor hinunter zu einer kleinen Tür die hinaus auf eine Ringmauer führte, auf der sie oben entlang liefen. Sie konnten hinunterschauen und die Gewächshäuser sehen, wie Crow es gesagt hatte, und dahinter eine kleine Hütte, aus deren Schornstein Rauch aufstieg, und hinter der den dunklen Verbotenen Wald.
»Wer wohnt in der Hütte?«
»Hagrid, der Wildhüter. Vermutlich haben wir nun dort Pflege magischer Geschöpfe. Dorthin gibt's auch einen Weg. Er ist kein Lehrer, er ist ein Depp.«
»Er ist groß.«
»Wir vermuten, dass er ein Halbriese ist.«
»›Wir‹?«
»Du weißt schon – unsere Gruppe. Malfoy und seine zwei Trottel und Zabini. Und die Mädchen.«
»Aha.« Unsere Gruppe. Also war er auch mit einbezogen. »Warum ist der Wald verboten?«
»In dem gibt's ein paar wirklich gemeine Dinge! Dinge, die dich essen werden. Ernsthaft. Und Zentauren und Einhörner.«
»Zentauren?«
»Oh ja. Sie mögen Menschen nicht. Oh, und ich habe gehört, dass es da Spinnen so groß wie diese Muggelfahrzeuge – Autos – gibt. Und Irrlichter. Und schlimmeres.«
»Aha. Ich werde mir folglich vornehmen, mich vom Wald fernzuhalten.«
»Ja. Oh, es gibt da noch einen Riesenkraken im See, also geh nicht schwimmen. Worüber solltest du noch bescheid wissen?« Sie erreichten das Ende der Mauer, gingen durch eine weitere Tür und stiegen eine Wendeltreppe hinunter. »Oh, erinnere mich daran, dir die Peitschende Weide zu zeigen.«
Zum Glück weiß Butler nichts von all den Gefahren, sonst würde er mich sofort wieder nach Hause schleppen, dachte Artemis. Und er war noch nicht bereit, nach Hause zu gehen. Er hatte das Rätsel noch nicht gelöst. Oder die andere Person gefunden, nach der er suchte – der geheime Grund dafür, dass er nach Hogwarts gekommen war.
»Das ist das alte Musikzimmer.« Sie traten ein. Es sah wie ein Musikzimmer aus, mit Treppenstufen, die zur Mitte hin abfielen, und einem alten, herrenlosen Klavier. Sie gingen hindurch und durch eine Tür an der anderen Seite wieder hinaus.
Sie kamen in einen langen Gang, alle paar Meter gesäumt von Wandleuchtern. Die Wände waren an beiden Seiten auf verschiedenen Höhen mit riesigen Porträts behangen. Schießscharten waren hoch oben in den Wänden eingelassen. »Noch ein Stück weiter«, bemerkte Crow.
Ein Geist schwebte aus einem leeren Klassenzimmer und betrachtete sie. Die pummelige, bleiche Gestalt trug Mönchsgewänder. »Hallo, Mönch«, sagte Crow und nickte. »Er ist der Hausgeist von Hufflepuff«, erklärte er Artemis.
»Hallo, Kinder«, erwiderte der Mönch fröhlich. »Schönen Tag.«
Sie gingen bis zum Ende des Ganges, wo ein großer Wandteppich hing. Crow schob ihn beiseite und tippte zweimal auf einen bestimmten Stein in der Wand. Mit einem Ächzen schob sich ein türgroßer Abschnitt zur Seite. »Ta-dah«, trillerte Crow, und deutete mit einem verschnörkelten Wink auf den Durchgang.
»Erstaunlich«, gab Artemis zu.
»Folg mir.« Crow ging hindurch, Artemis direkt hinter ihm. Er ließ das Wandsegment wieder in seine alte Position zurückgleiten. Als es sich schloss, flammten Fackeln entlang des Durchganges auf.
Der Gang fiel nach unten ab. Crow übernahm die Führung. Es roch etwas muffig, aber nicht sonderlich unangenehm. Sie brauchten um die fünf Minuten, bis sie bei der Großen Halle ankamen.
»Dort ist ein Guckloch«, zeigte Crow Artemis. »Du kannst also rausschauen, bevor du durchgehst. Wir kommen direkt hinter dem Podium raus, folglich kommt uns das gelegen.« Er spähte durch die kleine Öffnung nach draußen. »Die Luft ist rein.«
Auch hier tippte er die Wand zweimal an und ein Abschnitt öffnete sich. Sie gingen hindurch und betraten die Halle. »Bald wird das Abendbrot vorbereitet, dann wird's hier geschäftiger sein.«
Sie gingen zurück in Richtung ihres Gemeinschaftsraums. »Ich habe vorm Abendbrot noch einen Brief zu schreiben«, sagte Crow. »Ich muss jedes Jahr zuerst meiner Mutter eulen, um sie wissen zu lassen, dass es mir gut geht.«
Artemis grinste. Das klang einfach so unslytherinhaft.
»Ja, ich sollte vielleicht alle meine Aufgaben durchsehen und herausbekommen, welche ich heute Abend noch erledigen muss.« Er dachte plötzlich an Dädalus. »Was hält ›unsere Gruppe‹ von den Rawenclaws?«
Crow schaute ob des plötzlichen Themenwechsels überrascht drein, zuckte aber nur mit den Schultern. »Das beste der anderen drei Häuser, wenn auch, natürlich, nicht so gut wie unsres. Wir geringschätzen Hufflepuff, verabscheuen und hassen Gryffindor, aber Rawenclaw ist nicht unbedingt nur schlecht.«
Artemis nickte. »Gut.«
Nun sah Crow sehr neugierig aus. »Warum?«
»Wollt ich nur mal wissen.«
»Könnte das irgendwas mit den Mädchen, mit denen du dich heute Morgen unterhalten hast, zu tun haben?« Crow grinste anzüglich.
Artemis errötete nur ein wenig. »Nein!«
»Hmm. Wenn du's sagst. Ich bin mir sicher, dass es eine theoretische Frage war.«
»Brennendes Verlangen danach, alles über Hogwarts zu wissen.«
»Achso.«
»Und danke, dass du dein Wissen darüber mit mir geteilt hast.«
Crow lachte. »Kein Problem, jederzeit.«
»Ich werde darauf zurückkommen.«
Der Rest des Tages verstrich ziemlich ereignislos. Er genoss seine Astronomiestunde ziemlich und freute sich, als Malfoy ihn auf das Sternbild Draco hinwies, als ob es nach ihm benannt worden wäre.
An diesem Abend schrieb er, nachdem die anderen zu Bett gegangen waren, all seine bisherigen Gedanken in einem Tagebucheintrag in seinem Elfen-Mobilrechner auf.
Am nächsten Morgen hatten sie Zauberkunst mit den Hufflepuffs. Er erkannte im Professor den Verwandten seines Privatlehrers. Er genoss diese Stunde, interessierte sich aber nicht groß für seine nächste, Kräuterkunde.
Während des Mittagessen bekam er eine Eule von Juliet. »Lieber Artemis«, stand darin, »ich wollte wirklich mal jemandem eulen! Der Unterricht ist in Ordnung. Ich habe viel Spaß, aber noch nichts über du-weißt-schon-was herausgefunden. Ich hab mit den Weasley-Zwillingen, du erinnerst dich sicher, und dem Kapitän der Gryffindor-Quidditchmannschaft – Oliver Wood – und ihren Freunden Angelina Johnson und Lee Jordan 'rumgehangen (Ich glaube, Lee und Oliver sind beide in mich verknallt!). Hoffe, dir geht's gut!«
Artemis schüttelte den Kopf und blickte zum Gryffindortisch hinüber. Juliet war manchmal so seltsam. Er lenkte ihre Aufmerksamkeit auf sich und zwang sich zu einem Lächeln, sie hob den Daumen. Dann aß er weiter.
Nach dem Mittag ging er Seite an Seite mit Draco und Zabini hinaus zur Wildhüterhütte zur Pflege magischer Geschöpfe. Crow war irgendwo weiter hinten und unterhielt sich mit einem Mädchen, aber Crabbe und Goyle waren direkt hinter ihnen. Als sie sich der Hütte näherten, erkannte er Potter, Granger und Weasley, die von der anderen Seite her kamen. Also würden sie diese Stunde zusammen mit den Griffindors haben. Er sah, wie Draco und Zabini sofort anfingen, höhnisch zu lachen, und unterdrückte einen Seufzer. Dracos Stimme wurde lauter und klarer, als ob er allen zeigen wollte, wie witzig und beliebt er war. Crabbe und Goyle kamen ihm gefährlich nahe.
Er war erleichtert, als der Wildhüter die Stunde begann. Hagrid schien aufgeregt und versprach ihnen ein wahres Vergnügen. Er führte sie zu einer Art Pferdekuppel hinter seiner Hütte.
»Und jetzt schlagt erstmal eure Bücher auf«, wies er sie an.
Er wurde von Dracos schnarrender Stimme unterbrochen. »Wie denn?« Er nahm sein Monsterbuch der Monster, das er mit einem langen Seil zugebunden hatte, heraus und hielt es hoch. Auch die anderen zogen ihre Bücher hervor. Alle waren irgendwie zugebunden, damit sie ihre Leser nicht beißen konnten.
Artemis hob eine amüsierte Augenbraue. Aber Hagrid blickte niedergeschlagen drein. »Hat denn kein einziger sein Buch öffnen können?«
Alle schüttelten den Kopf, aber Artemis erbarmte sich zu seinem eigenen Erstaunen Hagrids. »Ich schon.«
Alle drehten sich zu ihm um, um ihm zuzuschauen, als er sein Buch aufhob und mit dem Finger den Buchrücken entlangstrich. Es öffnete sich, leise und fügsam. Als sie ihn weiter anstarrten, schaute er hinüber zu Granger und zuckte mit den Schultern. »Ich habe den Verkäufer gefragt. Es erschien mir am vernünftigsten.«
Draco sah genervt, Hermine verärgert aus. Aber Zabin fing an zu lachen. »Klar doch. Wie rawenclawhaft von dir.«
Hagrid schüttelte sich. »Also dann. Wartet hier. Ich werd mal die magischen Geschöpfe holen.«
Draco blickte finster. »Er ist immer noch ein Trottel. Überhaupt erstmal auf die Idee zu kommen, uns beißende Bücher zu geben! Hogwarts geht noch vor die Hunde.«
Harry Potter machte einen Schritt vorwärts. »Halt den Mund, Malfoy.«
Dracos Augen verengten sich. »Pass auf, Potter, hinter dir steht ein Dementor! Wollen dich ja nicht nochmal in Ohnmacht fallen sehen.«
»Waah!«, sagte Artemis atemlos und lenkte Draco ab. Der folgte Artemis' Blick, um Hagrid ein gutes Dutzend hässlicher, haariger, fedriger geflügelter Untiere herbeiführen zu sehen. Sie hatten gefährlich aussehende Klauen und Schnäbel. Hagrid manöverte sie in die Koppel.
»Hippogreife!«, donnerte Hagrid glückselig.
Artemis schloss endlich den Mund. Auf irgendeine Weise verdeutlichten ihm diese Wesen die Wirklichkeit seiner Situation mehr, als es fliegende Besen taten. Magie war real und existierte. Und sie war überall um ihn herum!
»Kommt näher«, versuchte Hagrid sie zu überreden. »Aber beleidigt sie nicht.« Er gab weitere Anweisungen, die Draco und seine zwei Trottel nicht einmal zu hören schienen. Sie tuschelten über Hagrid und Dracos Vater. Artemis blendete sie aus, um mehr über die Hippogreife zu erfahren. Schließlich konnte Harry den Mut aufbringen, sich einem von ihnen zu nähern. Die Klasse blickte ihm mit weitaufgerissenen Augen hinterher, als er auf seinem Rücken um die Koppel herum flog.
Dann gesellten sich die andern Schüler zu Harry in die Koppel und versuchten selbst mit den Tieren zu sprechen. Artemis suchte sich wahllos eins aus ging zu ihm. Zabini schloss sich ihm mit einem Blick an, der »Ich bin mir sicher, es macht dir nichts aus, oder?« zu sagen schien.
Artemis lächelte ihn an. »Verlässt auch du Malfoy?«
»Er hat doch Crabbe und Goyle. Gehst du zuerst?«
»Einverstanden.« Er stellte sich gerade hin und verbeugte sich vor dem schwarzen Hippogreif. Augenkontakt beizubehalten, war ihm immer leicht gefallen. Sich zu verbeugen, nicht, aber es machte ihm nicht allzuviel aus, da es sich nicht um einen Menschen handelte.
Das Hippogreifweibchen bedachte ihn mit einem anscheinend nachdenlichen Gesichsausdruck. Ihr Name war Schwarzer Samt².
Für einen Augenblick bewegte sich keiner von den beiden. Doch Artemis wollte nicht derjenige sein, der aufgab. Und dann verbeugte sich der Hippogreif.
Artemis streckte die Hand aus und streichelte ihren gefiederten Hals. Er fühlte sich wunderbar weich an. »Kann ich dich reiten?«, flüsterte Artemis. »Ich weiß, dass ich dich um viel bitte, aber du willst doch nicht, dass Seidenschnabel hier der einzige bestaunte bleibt, oder?«
Samt senkte ihre Schulter, damit Artemis sie besteigen konnte. Er grinste und kletterte dann auf ihren Rücken.
»Vorsicht, Fowl«, warnte ihn Hagrid, aber Samt stieß sich schon mit den Flügeln ab und sie waren hoch oben.
»Oh, das ist besser als zu Pferde«, murmelte Artemis. Er klammerte sich mit seinen Knieen fest an ihrem Körper und hielt sich etwas schwächer an ihrem Hals fest, besorgt um die Federn. Sicher, es war holprig, mehr wie ein bockendes halbwildes Pferd, aber Artemis war entzückt.
Sie flogen um die Einzäunung und die Hütte herum, einmal hoch oben, einmal tiefer. Dannn landete Samt, was ein wenig beängstigend war, doch Artemis zeigte es nicht.
»Danke, Samt«, flüsterte er, den Kopf zu ihrem gelehnt. »Du bist großartig. Du bist die Beste.«
Als sie sich sichtbar damit brüstete, stieg er ab. »Jetzt bist du dran«, sagte Artemis Zabini nur wiederstrebend.
Zabini setzte gerade zur Verbeugung an, als Malfoy aufschrie. Artemis sprang auf und er und Blaise wirbelten beide herum, um Hagrid Seidenschnabel gewaltsam vom blutend auf dem Boden liegenden Draco wegzerren zu sehen.
»Ich sterbe!«, schrie Malfoy. »Es hat mich umgebracht!«
Die Klasse begann, laut durcheinanderzureden und Panik machte sich breit.
»Du stirbst nicht!«, sagte Hagrid, aber er war bleich und zitterte. »Ich muss dich zu Madam Pomfrey bringen …«
Granger lief zum Tor und öffnete es, während Hagrid Malfoy mühelos von der Erde hob. Artemis drängelte sich nach vorn. Malfoy hatte einen lange, klaffende Wunde am Arm, aus der Blut tropfte. Hagrid rannte mit seiner Last den Abhang zu Schloss hoch.
Pansy brach in Tränen aus. »Sie sollten ihn sofort rauswerfen!«
»Es war Malfoys Schuld!«, fuhr sie ein Gryffindor an. Crabbes und Goyles Blicke verdunkelten sich und sie spielten drohend mit den Muskeln.
Nun gingen auch die Schüler zurück ins Schloss.
»Wird er wieder gesund?« Bulstrode sah besorgt aus, als sie neben Pansy herlief. Sie griff nach Crows Arm als er vorbeiging.
»Ich denke schon. Die Krankenschwester ist ziemlich bewandert, selbst wenn der Lehrer in diesem Fall ein Trottel ist.«
»Malfoy hat es doch drauf angelegt!«, blaffte ihn derselbe Gryffindor an.
»Mund halten, Gryff«, polterte Crabbe.
Crow schnaubte und beschleunigte seine Schritte, um neben Artemis und Zabini zu laufen. Alle um sie herum murmelten entweder etwas für oder gegen Hagrid. Die Slytherins waren, logischerweise, alle gegen ihn.
»Soviel zu dieser Stunde«, war alles, was Artemis sagte.
Als sie schließlich das Schloss erreichten, rannte Pansy sofort hoch zum Krankenflügel, um zu schauen, wie es Draco ging. Die anderen Slytherins machten sich auf den Weg zu den Kerkern und die Gryffindors zu ihrem Turm.
»Ich werde auch mal nach ihm schauen«, sagte Artemis zu seinen Begleitern.
»Er sah nicht allzuschlimm aus«, erwiderte Crow. »Sie sollte ihn ohne Probleme zusammenflicken können.«
»Das möchte ich mit eigenen Augen sehen.«
Crow zuckte mit den Schultern. »Wenn du willst. Ich geh in den Gemeinschaftsraum.«
Zabini zögerte. »Ich komme mit, Fowl.«
»Gut.«
Also gingen die beiden zusammen zum Krankenflügel. »Ich wette, er nutzt das aus, so gut er kann.«
»Was meinst du damit?«
»Er kann Hagrid nicht leiden. Nun ja, keiner von uns tut das, aber Malfoy kann ihn ganz besonders nicht leiden, weil Potter doch so gut mit ihm befreundet ist. Er wird versuchen, ihn rausschmeißen zu lassen, wart's nur ab.«
Aus Zabinis Tonfall war unmöglich herauszulesen, ob er dies befürwortete oder nicht.
Als sie die Krankenstation erreichten, verband Madam Pomfrey gerade Dracos Arm. Ein tief unglücklicher Hagrid und eine weinende Pansy standen an einer Seite seines Bettes. Zabini und Fowl gesellten sich zu ihnen. »Wie schlimm ist es?«, fragte Blaise.
»Madam Pomfrey sagt, er wird bald wieder gesund«, setzte Hagrid zögerlich an, aber Pansy fiel ihm ins Wort.
»›Sie sagt! Sie sagt!‹ Aber Draco hat solche Schmerzen! Und hat sich noch nie um Slytherins gekümmert!«
Pomfrey wandte sich um und sah Pansy scharf an. »Na sieh mal einer an …«
Draco stöhnte und die Krankenschwester wandte ihm wieder ihre Aufmerksamkeit zu. »Du wirst wieder gesund. Es ist nur ein Schnitt. Er wird sofort heilen. Eigentlich kannst du gehen.«
»Siehst du!«, verlautbarte Pansy triumphierend. »Schmeißt uns raus so schnell, wie sie kann. Sie will nur keinen Skandal. Sie weiß« – sie blickte finster zu Hagrid hinüber – »dass das alles seine Schuld ist.«
Hagrid blickte weiterhin unglücklich drein.
Draco stieg aus dem Bett und lief schwankend zu ihnen herüber. »Wartet nur, bis mein Vater davon hört«, sagte er spöttisch. »Ein Lehrer, der uns ein beißendes Buch gibt, gefährliche Tiere für den Unterricht mitbringt und das Leben seiner Schüler gefährdet! Bis zum nächsten Morgen wird er ihn rauswerfen gelassen haben!«
Pansy hastete an seine Seite. Er legte seinen unverletzten Arm um ihre Schulter und sie stützte ihn, als er aus der Tür ging. Zabini und Artemis tauschten einen Blick und folgten ihm.
»Nett von euch, so um mein Wohlergehen besorgt zu sein«, bermerkte Draco, als sie zum Gemeinschaftsraum gingen. »Habe nicht erwartet, dich zu sehen, Fowl.«
»Warum nicht?«
Draco dachte darüber nach. »Du bist nur neu hier, das ist alles.«
Den restlichen Tag über faulenzte Draco im Gemeinschaftsraum. Pansy flößte ihm sogar sein Abendbrot ein. »Ich hab's dir ja gesagt«, murmelte Zabini zu Artemis.
ÜA:
Es. Tut. Mir. Leid. – Entschuldigt bitte, dass ihr so verdammt lange warten musstet :-(. Ich wollte dieses Kapitel eigentlich schon viel eher fertigbekommen, aber angesichts des Schulstresses zu Weihnachten, einem Don-Rosa-Fanauftritt, an dem ich mitarbeite, einer weiteren Fangeschichte, die ich korrekturlese und etlichen anderen Verpflichtungen, die ich ja unbedingt eingehen musste (;-)) hab ich's einfach nicht eher auf die Reihe bekommen. Ich gelobe für's nächste Kapitel Besserung :-). Das ist aber dann das letzte, das Elbereth in April bis jetzt zu dieser Geschichte geschrieben hat. Sie ist gerade mit ihrer anderen AF-HP-Fangeschichte bschäftigt, ich hoffe aber, sie kommt auch mal wieder dazu, diese hier weiterzuschreiben …
ÜF:
¹: Wusstest ihr schon, das Artemis' Nachname "Fowl" englisch für »Huhn« ist? Ich fand's jedenfalls witzig :-).
²: Ich hoffe, diese Übersetzung von "Black Velvet" ist akzeptabel …
RA:
Allgemein gesagt danke ich natürlich euch, Carlith, broeselchen und Unbreakabel, für euer Lob und eure Geduld :-). Meine darüberhinausgehenden Anmerkungen folgen nun:
Unbreakabel:
Schön, dass du dir das so gut vorstellen kannst :-). Ich fand's auch witzig :-D. Ich hoffe, du hast genug gute Ideen für deine eigene AF-Fangeschichte, auf die ich jetzt schon gespannt bin :-).