Über zwölf Jahre waren seit diesem denkwürdigen Tag vergangen. Mittlerweile schmückte auch eine ganze Reihe Fotos, die das Aufwachsen eines kleinen Mädchens zeigten das Heim der Dursleys (eigentlich bräuchten die Dursleys gar nicht mehr zu tapezieren, da sich auch die Dudly-Fotos in den zwölf Jahren enorm vermehrt hatten). Die „Leute" hatten sich ziemlich schnell mit Petunias später Schwangerschaft angefreundet. Es gab sogar einige, die sich ehrlich für die Dursleys gefreut hatten.
Auch Dudley war nach einigen Wutanfällen darüber hinweggekommen, dass er nun ein Geschwisterchen haben sollte. Zum Ausgleich hatten ihm seine Eltern einen Porsche geschenkt. Leider hatte der die Geburt nicht mehr erlebt – Dudley hatte ihn an einen Baum gesetzt. Aber das war nicht so schlimm, der Porsche war ihm sowieso zu eng gewesen und als Ersatz hatte er dann einen Off-Road-Jeep bekommen, der bot wesentlich mehr Platz und hielt wenigstens was aus.
Diane Dursley war nun elf Jahr alt und ein Mädchen wie seine Eltern es sich nur wünschen konnten. Hübsch (glücklicherweise sah sie ihren Eltern nicht ähnlich, obwohl Vernon immer behauptete, sie schlage ganz nach ihm), schlank (das war nun wirklich etwas seltsam. Als Baby und Kleinkind hatte sie Dudley an Statur noch übertroffen, doch nach der ersten Stunde Schulsport hatte sie in atemberaubender Geschwindigkeit abgenommen und hielt seit dem ihr Gewicht – trotz der enormen Mengen an Süßigkeiten, die sie täglich verdrückte) und intelligent (zumindest nach Ansicht ihrer Eltern).
Ihre Intelligenz machte sich vor allem daran fest, dass sie sich die Anzahl von Dudleys Geburtstagsgeschenken merken konnte und darauf bestand, mehr als ihr Bruder zu bekommen. Glücklichweise war Dudley mittlerweile erwachsen. Nachdem seine Eltern ihm erklärt hatten, um wie viel teurer doch seine Geschenke seien, konnte er beruhigt werden. Sonst hätte die ganze Geschichte die Dursleys noch in den Ruin getrieben.
Diane war die Anführerin einer Mädchengang und die würdige Nachfolgerin ihres Bruders. Selbst die größten und stärksten Jungs der Schule fürchteten sie. Nicht nur, dass ihre Freundinnen äußerst „schlagfertig" waren, nein auch sonst hatte, wer sich mit ihr anlegte, nichts zu lachen – selbst der Direktor nicht. Mit Grausen erinnerte sich die ganze Schule noch Jahre später an jenen Tag, als der Direktor seine Ansprache auf dem Schulfest gehalten hatte. Am Morgen hatte er Diane einen Verweis wegen Prügelei verpasst. Und dann – mitten in der Rede – war seine Hose verschwunden. Einfach weg! Der Zwischenfall war allen Beteiligten äußerst peinlich gewesen und alle waren sich einig, dass mit Diane Dursley irgendwas nicht stimmte. Nur ihre Eltern beharrten darauf, dass Diane einfach nur ein selbstbewusstes und durchsetzungsfähiges Mädchen sei und der Direktor schleunigst ersetzt werden sollte. Ein Mann der seine Hose verlor. Und das auch noch in der Öffentlichkeit. Also wirklich!
Und nun sollte Diane nach Smeltings gehen. Ihr Vater war überglücklich gewesen, dass seine alte Schule mittlerweile auch Mädchen aufnahm und es war keine Frage gewesen, dass nur Smeltings die angemessene Bildungsstätte für seine kleine Tochter sein konnte.
Im Gegensatz zu Dudley konnte sich Diane nicht mit der Schuluniform anfreunden. Orange und Braun passten einfach nicht zu ihrem Teint, sie hätte pink nun wirklich bevorzugt. Aber wenigstens hatte sie den Schlagstock, der war cool!
