Hallo ihr,
ich wollte euch vorwarnen, dass ich für eine Woche wegfahre und deshalb das nächste Kapitel nicht wie gewohnt Dienstag Nachmittag, sondern voraussichtlich erst Freitag hochladen kann.
Katharina-B: Du hast vollkommen recht. Harry hätte sich die Karte nie abnehmen lassen dürfen – und dann auch noch von Snape. Also wirklich! Was mit der Karte passiert, verrate ich natürlich nicht, aber sie kommt noch mal vor...
zoom-zoom-pig: Ich liebe neue Leser, vor allem wenn sie reviewn! ;-) Vielen Dank!!! "Ääserche" ist ja ein nettes Wort, trifft es so ziemlich genau (Aas in dieser Bedeutung gibt es übrigens auch im Hochdeutschen. Oder wo habe ich es sonst her? #grübel# Hmm, schwer zu sagen bei einer Fränkin mit ostfriesischem Vater und schwäbischer Mutter...)
Tamira: Nein, böse im Sinne von Voldemort-Anhängerin oder so wird Melissa nie. Sie ist an sich auch sehr nett, aber einfach rücksichtslos, wenn sie ihre Ziele durchsetzen will. Die „Karte der Rumtreiber" ist ganz unspektakulär in Filchs Hände geraten. Harry hat sie sich von Snape abnehmen lassen und der hat sie Filch zur Aufbewahrung gegeben – und da lag sie dann viele viele Jahre, bis Alexa kam... (Ähmm, ohne dir auf die Nerven fallen zu wollen, aber ich wüsste wirklich gerne, ob du meine Mails bekommen hast.)
Zutzi alias Susi: Dachte ich mir doch, dass dieses Kapitel was für dich ist! Hey, und natürlich muss ich dich fragen, wenn du noch vier Kapitel länger auf deine Widmung warten sollst!
Dieses Kapitel ist für Tamira!
An dem Morgen, den die vier Verschwörerinnen für das Projekt „Severus" vorgesehen hatten, war Professor Snape nicht gut gelaunt. Er war auch nicht schlecht gelaunt. Schlecht gelaunt war das, was er normalerweise war. Heute war es schlimmer – viel schlimmer.
Die Wurzeln für Snapes Laune (es lässt sich leider kein Wort finden, das der Gemütsverfassung von Severus Snape auch nur halbwegs gerecht würde) lagen in den Ereignissen des Vortages. Der Zaubertrankmeister hatte mit den Siebtklässlern einen äußerst komplizierten Trank gebraut. Und dieser Dummkopf von Sebastian Flint hatte rechts und links verwechselt. Statt also 13 mal langsam linksherum zu rühren, hatte er den Trank 13 mal rechtsherum gerührt. Was in diesem Fall fatale Folgen hatte. Der Kessel war explodiert und sein Inhalt hatte sich über den ganzen Kerker ergossen. Normalerweise wäre das zwar unangenehm aber kein Drama gewesen, doch dieser Trank (es war übrigens ein äußerst potenter Schärfe-deine-Sinne-Trank), 13 mal rechtsherum gerührt, wurde resistent gegen Magie. Also hatte Snape erstens die Stunde abbrechen müssen (was er hasste), damit die Schüler sich säubern konnten, hatte zweitens zusammen mit Filch den gesamten Kerker reinigen müssen (was er noch mehr hasste – zu gerne hätte er das Flint aufgehalst, doch der Tölpel hatte es nicht geschafft den Mund rechtzeitig zu schließen und etwas von dem explodierenden Trank geschluckt – nun kümmerte sich Madam Pomfrey um ihn). Drittens waren die teuren Zutaten nun verdorben (und Verschwendung hasste Snape auch). Und viertens hatte er aus lauter Wut Flint 10 Punkte für sein Haus abgezogen, nur leider war Flint in Slytherin. Und seinem eigenen Haus Punkte abziehen zu müssen, das hasste Snape nun wirklich am allermeisten. McGonagall hatte ihm beim Abendessen mitleidige Blicke zugeworfen (fünftens), Gryffindor hatte nun 70 Punkte Vorsprung. Und Mitleid, vor allem von McGonagall, hasste Snape fast genau so sehr wie seinem Haus Punkte abziehen zu müssen.
Die Nacht hatte Snape keine Entspannung gebracht. Rechtsherum gerührter Schärfe-deine-Sinne-Trank verursachte bei Kontakt mit bloßer Haut einen hässlichen, unangenehm juckenden Ausschlag (sechstens), gegen den auch Madam Pomfrey kein Mittel hatte (siebtens). Snapes einziger Trost war, dass dieser Ausschlag nach einer Woche von selbst wieder abklingen würde. Für einen kurzen Moment fragte er sich, wie viele seiner Schüler wohl etwas von dem umherspritzenden Gebräu abbekommen hatten, doch es interessierte ihn nicht wirklich. Flint würde es wahrscheinlich richtig schlecht gehen, er hatte eine ganz Ladung ins Gesicht bekommen. Snape gönnte es ihm.
Der heutige Tag würde kaum Entspannung bringen. In der ersten Stunde hatte er die Erstklässler. Oh, wie er es verabscheute, diesen Nichts-Könnern auch noch die simpelste Kleinigkeit haargenau erklären zu müssen – nur damit sie es dann trotzdem falsch machten. Snape fand, dass es erst ab der sechsten Klasse überhaupt Schüler gab, die seiner Aufmerksamkeit wert waren, und auch da nur ganz wenige.
Von den Slytherins der ersten Klasse, gab es nur zwei, die er zumindest als halbwegs begabt bezeichnen konnte, Mr. Malfoy und Miss Pumpkin-Head. Die anderen waren Versager (besonders diese Miss Dursley – kein Wunder bei der Verwandtschaft!). Bei den Gryffindors sah es nicht viel besser aus (nicht, dass Snape das wunderte). Einzig Miss Weasley war eine Ausnahme. Sie schien Snape fast als eine Wiedergeburt der schrecklichen Miss Granger (konnte aber nicht sein, nach seinen Informationen lebte Miss Granger noch). Jede Frage, die er ihr stellte, konnte sie beantworten. Und was machte es für einen Sinn, Schülern Fragen zu stellen, wenn man sie nicht für eine falsche Antwort zur Schnecke machen konnte? Und Mr. Longbottom war eine einzige Enttäuschung. Bis jetzt hatte er noch keinen einzigen Kessel zum Schmelzen gebracht, im Gegenteil, er produzierte durchaus passable Resultate. Snape nahm es Frederic wirklich übel, dass er ihm so wenig Grund gab Gryffindor Punkte abzuziehen. Das gehörte sich einfach nicht, schon gar nicht für einen Longbottom. Aber wenn er heute auch nur den kleinsten Fehler machte, dann war er dran, schwor sich Snape beim Frühstück. (Hagrid hatte ihm zu allem Überfluss auch noch den ganzen Haferschleim weggegessen.)
An diesem Tag erlebte die erste Klasse eine der schlimmsten Zaubertrankstunden in der Geschichte Hogwarts. Snape übersah nicht den kleinsten Fehler und kommentierte alle mit beißendem Sarkasmus. (Auch "beißend" ist nicht das passende Wort. Gegen Snapes Kommentare in dieser Stunde war alles, was er normalerweise sagte, ein liebevoller Hinweis.) Leider war es ein Slytherin, Anton Horninger, der seinen Kessel zum Schmelzen brachte. Snape verdonnerte ihn dazu, 5000 mal zu schreiben „Ich soll die Anleitung gründlich lesen". Slytherin noch einmal Punkte abzuziehen brachte er selbst in dieser Stimmung nicht über sich.
Aber Frederic Longbottom erwischte es. Zu seinem Unglück war er heute etwas zerstreut. Seine Kröte war vorgestern nach dem Abendessen verschwunden. Am Anfang hatte er sich noch keine großen Sorgen gemacht, Severus machte häufig kleine Ausflüge, doch spätestens nach einer Stunde tauchte er wieder auf. Doch diesmal war Severus schon über einen Tag weg und Frederic machte sich große Sorgen. Deshalb verwechselte er die Gefäße von Maiglöckchen- und Stinktierextrakt. Statt einen wunderschön orangefarbenen Trank zu bekommen, war sein Kessel auf einmal mit einer grün-braun-gräulich gefärbten Flüssigkeit gefüllt, die ekelerregend stank.
Snape baute sich vor ihm auf.
„Mr. Longbottom, können sie mir sagen, was sie da fabriziert haben?", fragte er mit gefährlich ruhiger Stimme.
„Keine Ahnung, Sir", flüsterte Frederic benommen, der bestialische Gestank benebelte sein Gehirn. Hinter ihm drückten sich seine Mitschüler ihre Umhänge vor Mund und Nase. (Frederic konnte sich im Nachhinein immerhin damit trösten, dass ihm Fred und George Weasley eine großzügige Summe für diese Rezeptur zukommen ließen. Sie verwendeten sie dann für ihre Stinkbomben. Im Moment hätte Frederic jedoch alles für ein halbwegs normales Gebräu gegeben.)
„Mr. Longbottom, bisher waren ihre Tränke überraschenderweise immer halbwegs in Ordnung. Deshalb gelange ich zu der Schlussfolgerung, dass sie dieses Gebräu mit Absicht produziert haben. Zehn Punkte Abzug für Gryffindor!"
Frederic konnte es nicht fassen und wollte aufbegehren, doch Audrey hielt ihn zurück. Hinter ihnen grinsten die Slytherins hämisch (jedenfalls soweit sie trotz des Gestanks noch in der Lage dazu waren). Mit einem Schwung seines Zauberstabes ließ Snape Frederics Trank verschwinden – und ausnahmsweise waren ihm sogar die Gryffindors dankbar dafür. Trotzdem hatte sich Snapes Stimmung um keinen Deut verbessert. Die Mitglieder der AG-AG sahen sich an. Heute war eindeutig der ideale Tag für das Projekt „Severus", Snape würde den Gryffindors noch mehr Punkte abziehen als sie erwartet hatten. Jetzt durften sie nur nichts vermasseln.
Erleichtert machten sich die Erstklässler auf den Weg nach oben, selbst die Slytherins waren froh den Kerkern zu entkommen. Auf einem Treppenabsatz bildete sich ein Stau. Vor den erstaunten Erstklässlern schwebte eine, offensichtlich bewusstlose, Kröte.
„Severus!", schrie Frederic. „Da bist du ja! Was haben sie nur mit dir angestellt?"
Frederic versuchte die Kröte in die Hand zu nehmen. Doch sobald er sich ihr näherte, schwebte sie davon.
„Severus! Severus, bleib hier!" Frederic war außer sich vor Sorge, er hatte seine Kröte wirklich gerne.
Auch Audrey versuchte Severus zu fangen, doch ihr gelang es ebenso wenig wie Frederic. Mittlerweile hatte sich ein Kreis um die drei gebildet. Napoleon Malfoy lachte: „Was machst du nur für einen Aufstand wegen einer dummen Kröte, Longbottom. Ich persönlich würde mich schämen, so ein Tier überhaupt zu besitzen. Aber ein Longbottom muss wahrscheinlich mit dem zufrieden sein, was er hat!"
Severus war mittlerweile in Richtung Malfoy geschwebt. Der sorgte mit einer zielgerichteten Armbewegung dafür, dass die Kröte weiter zu Azz flog. Die Slytherins waren begeistert, das war ein tolles Spiel. Innerhalb kürzester Zeit flog der arme Severus nun zischen den johlenden Slytherins herum. Er war mittlerweile aus seiner Bewusstlosigkeit erwacht und quakte verzweifelt. Es war ein Höllenspektakel.
Audrey war außer sich vor Zorn. „Wie könnt ihr es wagen, einem wehrlosen Tier so etwas anzutun. Das ist gemein. Lasst Severus gefälligst in Frieden!"
„Wer soll hier wen in Ruhe lassen, Miss Weasley?" Wie aufs Stichwort war Snape hinter der Gruppe aufgetaucht. In seinem Gesicht stand kalte Wut. Er hatte die Situation mit einem Blick erfasst und sofort verstanden, wer mit Severus gemeint war.
„Sir, irgendjemand hat die Kröte mit einem Schwebezauber belegt und Napoleon und seine Freunde haben sich einen Spaß daraus gemacht das Tier durch die Gegend zu treiben."
„So, so, dann darf ich also annehmen, diese Kröte ist der Severus für den sie sich eben so vehement eingesetzt haben?" Snapes Stimme war gefährlich ruhig.
„Ja, Sir" Audrey schluckte. Ihr war klar, welche Wendung das Gespräch nun nahm.
„Und darf ich fragen, wem dieser – Severus gehört?"
„Mir, Sir", sagte Frederic leise.
„Ahh, Mr. Longbottom. Ich hätte es mir denken können. Kröten liegen bei ihnen wohl in der Familie. Schon ihr Bruder besaß zu seiner Schulzeit eine. Er hatte allerdings nicht die Unverfrorenheit sie nach einem Lehrer zu benenn."
„Aber...", setzte Frederic an.
„Schweigen sie, Mr. Longbottom", herrschte Snape ihn an. „Ich will ihre fadenscheinigen Ausflüchte nicht hören. Ich weiß, wie ich diesen Vorgang zu werten habe. 15 Punkte Abzug für Gryffindor wegen Beleidigung einer Lehrkraft."
Snape drehte sich um und rauschte hocherhobenen Hauptes von dannen.
Frederic war am Boden zerstört, er hatte an einem einzigen Tag 25 Punkte für Gryffindor verloren. Da tröstete es ihn wenig, dass ihm Audrey, Cecilia Newman und Katharina Baker auf dem Weg zum Verwandlungsklassenzimmer versicherten, dass ihn keine Schuld träfe. Audrey war entsetzlich wütend. Zum einen auf Snape, dessen Ungerechtigkeit heute mal wieder einen Höhepunkt erreicht hatte. Zum anderen aber auch auf denjenigen, der Severus das angetan hatte.
„Wisst ihr was? Ich glaube, Severus ist entführt worden. Da wollte jemand Frederic eins auswischen."
„Und hast du einen Verdacht?", wollte Cecilia wissen.
„Ich glaube, das kann nur einer gewesen sein..."
„... Napoleon Malfoy!", nahm Katharina ihr das Wort aus dem Mund. „Es ist aber auch ein Pech, dass Snape ausgerechnet heute nach oben gekommen ist. Normalerweise bleibt er doch immer in seinem Kerker um die nächste Stunde vorzubereiten. Echt ein bescheuerter Zufall!"
Die anderen nickten. Sie wussten nicht, wie falsch sie lagen.
Bei den Mitgliedern der AG-AG herrschte eine ganz andere Stimmung. Diane, Melissa, Dorothy und Alexa feierten ihren Triumph.
„Es hat geklappt wie am Schnürchen", sagte Diane ausgelassen. „Ich hätte nie gedacht, dass unser Plan so gut aufgeht!"
„Dein Plan!", warf Melissa ein. „Das meiste stammt doch von dir. Aber ich gebe zu, auch ich war überrascht wie gut alles geklappt hat. Der Schwebe-Fluch ist doch ziemlich schwierig. Ein Glück, dass meine große Schwester ihn mir letzten Sommer beigebracht hat."
„Und ein Glück, dass Snape nicht so schlecht gelaunt war, dass er dir verboten hat auf die Toilette zu gehen", warf Alexa grinsend ein. „Sonst hätten wir ein Problem gehabt."
„Aber ich hatte auch so ein Problem Snape davon zu überzeugen, dass auf der Treppe ein Tumult herrscht, den er sich unbedingt ansehen muss", erzählte Dorothy. „Er hat doch tatsächlich gesagt: ‚Na und, dann schlagen sie sich eben die Köpfe ein. Was geht mich das an?' Stellt euch das vor!"
„Napoleon ist aber auch so berechenbar", stellte Melissa fest. „Habe ich euch nicht gesagt, dass er sich diese Chance Longbottom zu ärgern nicht entgehen lassen würde? Und nun bekommt er von den Gryffindors die Schuld!"
„Aber das beste war, dass Audrey genau im richtigen Moment ‚Severus' geschrieen hat. So musste keine von uns ran", freute sich Diane. Denn das war der Plan der AG-AG gewesen:
Melissa sollte die Klasse vorzeitig verlassen, die bewusstlose Kröte mit dem Schwebefluch belegen und auf dem Treppenabsatz platzieren. Die Verschwörerinnen rechneten damit, dass das Auffinden der Kröte einen Aufruhr verursachen würde (und mit der freundlichen, wenn auch unwissentlichen Unterstützung von Napoleon Malfoy) und das bei diesem Aufruhr der Name „Severus" mehr als einmal fallen würde. Die „brave" Dorothy sollte Snape holen um den Aufruhr zu beenden. Und wenn Snape dann da war, wollten Melissa oder Alexa dafür sorgen, dass die Kröte auch ja beim Namen genannt wurde. Dass Audrey ihnen diesen Part abnahm, hatten sie nicht zu hoffen gewagt. Somit war das Projekt „Severus" ideal verlaufen. Sie konnten zufrieden mit sich sein.
