Katharina-B: Ich glaube nicht, dass sich Napoleon Malfoy jemals mit einer Weasley einlassen könnte, so „tief" kann er einfach nicht sinken. Und davon abgesehen, wie du bemerkt hast, er ist erst 11 – und wie viele kleine Jungen findet er die Vorstellung sich mit einem Mädchen einzulassen einfach eklig.

Zutzi alias Susi: Du liebst lange Kapitel? Na dann ist dieses hier genau richtig für dich. Es ist voraussichtlich das längst der ganzen Geschichte!

Übrigens: Dein Vorschlag eine Art Fortsetzung zu „Lily ist tot" zu schreiben hat mich nicht mehr losgelassen. Und was soll ich sagen? Sie ist schon in Produktion!

zoomzoom-pig: Ich hoffe das ist schnell genug! Aber mehr als ein Kapitel pro Woche wift doch leichte Probleme auf (vor allem jetzt, wo das Semester wieder angefangen hat #heul#)

Tamira: Hab mir schon gedacht, dass dich diese Aktion noch mehr für Melissa einnimmt ;-) Interessant, warum denkst du, dass gerade Alexa die Hauptverantwortlich für den Brief an Audrey war? (Um ehrlich zu sein, ich hatte mir gar nicht überlegt, wer die Briefe geschrieben hat...)

Dieses Kapitel ist der Verfasserin der 50. Review gewidmet: Zutzi alias Susi!

(Keine Angst, dein anderes Kapitel bekommst du auch noch – allerdings wird es wohl nicht Kapitel 16 sondern Kapitel 17 werden, mir ist noch was nettes für ein zusätzliches Kapitel eingefallen...)


„Findet ihr es auch so lustig, Napoleon zu beobachten?", fragte Melissa eine knappe Woche nach dem verhinderten Duell, die Mädchen saßen gerade beim Frühstück. „Jedes Mal, wenn Audrey in seine Nähe kommt, ergreift er die Flucht."

„Wahrscheinlich hat er Angst, sie könnte ihn jeden Moment anspringen", bemerkte Alexa gehässig.

„Dabei gibt es wirklich nichts, was sie weniger tun würde, sie hat eine Mordswut auf ihn, vorher schon und seit diesem Brief erst recht", bemerkte Dorothy. „Davon abgesehen, verstehe ich wirklich nicht, was ihn an dem Brief so erschreckt hat. Audrey ist unbestreitbar das hübscheste Mädchen unseres Jahrgangs – kein Wunder als Teil-Veela. Ich meine, wenn der Brief von Alexa gewesen wäre – AUA!"

Alexa hatte Dorothy mit dem Lineal kräftig eins übergezogen. Diane folgte dieser Diskussion unwillig, ihr hatte es überhaupt nicht gefallen, Napoleon einen „Liebesbrief" in Audreys Namen zu schicken. Melissa hatte ihr zwar versichert, dass Napoleon erstens ein Malfoy und zweitens ein kleiner Junge wäre (dem hatte Diane allerdings nicht zustimmen können) und das ihn der Brief deshalb unheimlich peinlich sein würde. Doch Diane war sich dessen nicht ganz sicher gewesen, die Vorstellung, dass dieser Brief bisher unbekannte Gefühle in ihrem Schwarm wachrufen könnte, war ihr unerträglich gewesen (in den Filmen, die ihre Mutter so gerne sah, geschah so was dauernd). Doch zum Glück hatte sich Melissas Prognose als zutreffend erwiesen.

Die hatte mittlerweile das Thema gewechselt.

„Ich weiß nicht, ob ich mich auf Samstag freuen soll."

„Warum?", fragte Diane kauend. Sie war gerade dabei, ihrem dritten Nutella-Frühstücksbrötchen den Gar auszumachen. (Nach dem Malfoy-Audrey-Liebesbrief-Gespräch brauchte sie einfach Schokolade.)

„Das ist doch jetzt nicht dein Ernst?!" Melissa und Alexa tauschten einen erschütterten Blick. „Am Samstag spielt Slytherin gegen Gryffindor, das ist wahrscheinlich das wichtigste Spiel der Saison!"

„Ach so, dieses Quidd-Zeugs. Ich verstehe überhaupt nicht, was ihr daran findet." Diane wandte sich gelangweilt Brötchen Nummer vier zu. Sie hatte sich mit ihren Freundinnen das erste Spiel der Saison angesehen (Ravenclaw vs. Hufflepuff) und sich bestätigt gefunden. Wenn Sport an sich schon blöd war, so war Zauberersport noch blöder. Außerdem hatte es geregnet und sie hatte vom nach-oben-starren Genickprobleme bekommen. Desinteressiert fuhr sie fort: „Und davon abgesehen, kapiere ich dein Problem immer noch nicht. Wenn das Spiel so wichtig ist, warum freust du dich dann nicht drauf?"

„Okay, dann erkläre ich es dir noch mal ganz von vorne", sagte Melissa betont geduldig.

„Aber gaaanz langsam. Für die Doofen zum mitdenken", warf Alexa ein. Diane bedachte sie mit einem vernichtenden Blick. Sagen konnte sie nichts, dazu war ihr Mund zu voll.

„Also", übernahm Melissa wieder das Wort. „Quidditch ist DER Sport in der Zauberer-Welt, wie du mittlerweile wissen solltest, und in Hogwarts will jedes Haus den Quidditch-Pokal gewinnen, das ist mehr oder weniger genauso wichtig wie die Hausmeisterschaft. In den letzten fünf Jahren hat Hufflepuff jedes Mal überlegen gewonnen. Aber jetzt haben ihre vier besten Spieler den Abschluss gemacht und deshalb sind sie gerade dabei, ihre Mannschaft mehr oder weniger komplett neu aufzubauen. Wir haben sie ja beim Spiel gesehen. Die sind noch einige Zeit keine Konkurrenz für uns. Ravenclaw ist in den letzten Jahren immer auf dem letzten Platz gelandet und das wird sich auch dieses Jahr nicht ändern. Bei Merlin, die spielen wirklich grottenschlecht. Bleiben also nur noch wir und die Gryffindors. Das Problem ist, die Gryffindors sind wirklich gut und mit Hadiyyah Azhar haben sie die beste Sucherin seit Harry Potter! Wir können also davon ausgehen, dass sie Ravenclaw und Hufflepuff problemlos schlagen. Das heißt, wenn sie am Samstag gewinnen, ist ihnen der Pokal so gut wie sicher. Unsere Mannschaft ist zwar nicht schlecht, aber ich habe meine Zweifel, ob sie Gryffindor schlagen können. Deshalb weiß ich nicht, ob ich mich auf Samstag freue. Einerseits ist so ein Spiel eine tolle Sache, andererseits will ich nicht schon im ersten Spiel den Untergang der Slytherins besiegelt sehen."

Alexa nickte zustimmend: „Ganz meine Meinung!"

„Na, dann unternehmt doch was dagegen." Diane hatte mittlerweile auch ihr viertes Brötchen vertilgt und spülte nun mit Kakao nach.

„Du meinst, das ist ein Fall für die AG-AG?" Dorothy, die sich während des Quidditch-Gesprächs mit ihrem Notizblock beschäftigt hatte, rückte näher an die anderen heran.

„Ich persönlich würde mich ja wegen diesem Quidd-Zeugs nicht abtun, aber wenn den anderen so viel daran liegt..." Diane machte eine ausladende Geste in Richtung Melissa und Alexa.

„Und ob uns da was dran liegt!", rief Alexa. „Mensch Mädchen, du hast wirklich keine Ahnung!"

„Na, dann denkt euch doch bis heute Abend was aus, damit wir einen Gryffindor-Sieg verhindern können." Diane genehmigte sich zum Abschluss noch einen Sahnequark mit Früchten (man musste ja schließlich was für die Gesundheit tun).


„Und habt ihr was?", fragte Diane etwas desinteressiert, als sie sich am Abend im Gemeinschaftsraum versammelt hatten. Sie fand es immer noch Energieverschwendung sich mit diesem Quidd-Zeugs zu befassen, aber wenn es den anderen so wichtig war – schließlich war Diane ja kein Unmensch. Melissa und Alexa nickten.

„Wir haben uns heute intensiv mit Dorothys Büchern beschäftigt und sind da auf den sogenannten Konzent-Ex-Trank gestoßen. Sobald derjenige, der diesen Trank zu sich genommen hat, versucht sich zu konzentrieren, geht sein Gehirn quasi auf Stand-Bye. Wenn er hingegen ganz normal vor sich hindenkt, passiert gar nichts. Ich glaube dieser Trank ist ideal für unsere Zwecke. Vor allem ist er ganz leicht herzustellen, die Zutaten haben wir alle in unseren Vorräten."

„Ich sehe da trotzdem einige Probleme", bemerkte Dorothy. „Erstens: Wo wollt ihr den Trank brauen? Zweitens: Wie wollt ihr die Gryffindors dazu bringen ihn zu trinken? Wollt ihr einfach zu ihnen gehen und sagen: ‚Hallo, ich habe da einen tollen Trank gemixt. Wollt ihr mal probieren? Ist auch garantiert nicht gefährlich.' So blöd sind ja nicht mal die."

„Über diese Probleme haben wir auch schon nachgedacht", verkündete Melissa. „Den Trank brauen wir in der Mädchentoilette im ersten Stock."

„Du meinst doch nicht etwa das mit der Heulenden Myrthe?", fragte Dorothy entsetzt. Obwohl sie in der magischen Welt aufgewachsen war, waren ihr Geister unheimlich.

„Ja klar, der Ort ist ideal", meinte Melissa. „Da geht nie jemand freiwillig hin."

„Ich auch nicht!", verkündete Dorothy fest. „Einmal und nie wieder. Ich mag es nicht, wenn ich auf dem Klo sitze und mich mit Geistern rumschlagen muss. Diese Myrthe wollte mich nicht gehen lassen, bevor ich ihr nicht alles über Professor Potter erzählt habe. Und dann hätte sie fast meinen Notizblock in die Toilette geworfen, nur weil ich erwähnt habe, dass er geheiratet hat. Mann, war die vielleicht wütend. Also, vergesst es, Mädels. Ich gehe da nicht hin."

„Musst du ja auch nicht", erwiderte Alexa verächtlich. „Wahrscheinlich würdest du ja eh nur stören. Melissa und ich schaffen das auch ganz gut alleine!"

„Gut, damit halte ich das für geklärt. Melissa und Alexa brauen den Zaubertrank in Myrthes Klo." Diane hatte auch keine Lust sich freiwillig der Begegnung mit Myrthe auszusetzen. Seit die herausbekommen hatte, dass Diane Harry Potters Cousine war, begann sie bei jeder Begegnung hemmungslos zu heulen und setzte damit immer die ganze Toilette unter Wasser. Auch wenn Diane eine Hexe war und nach Hogwarts ging, war sie immer noch Dursley genug um der festen Überzeugung zu sein, dass zu einem ordentlichen Haus auch immer eine hervorragend gepflegte Toilette gehörte. Myrthe hingegen schien da eine andere Meinung zu vertreten...

„Na ja, und was das zweite Problem betrifft, hatten wir auf eure Kreativität gehofft", sagte Melissa mit einem übertrieben flehenden Augenaufschlag. „Besonders du, Diane, hast da doch immer einige Ideen."

„Hmm, mal sehen", brummte Diane geschmeichelt.


Diane brauchte eine ganze Weile bis sie sich einen passablen Plan zurechtgelegt hatte. Das Problem war knifflig gewesen. Schließlich sollten nur die Mitglieder des Quidditch-Teams etwas von dem Trank abbekommen. Und dafür eine unauffällige Methode zu finden, war gar nicht so leicht. Diane verwarf die Idee dem Team anonym „vergiftete" Pralinen schicken zu lassen. Sich unter den Augen der Gryffindors am Frühstückstisch schaffen zu machen war auch unmöglich. Außerdem konnte sie ja nicht wissen, was die Sportler essen würden.

Schließlich hatte sie den rettenden Einfall.

Eines Morgens passte sie eine Hauselfe ab und erzählte ihr beiläufig, dass es an ihrer alten Schule üblich gewesen sei, den Spielern vor einem großen Spiel ein besonderes mit extra viel Früchten versetztes Porridge vorzusetzen. Die Hauselfe war von der Idee begeistert und versprach, sie an die anderen Hauselfen weiterzugeben.

„Okay, das war Schritt eins", murmelte Diane triumphierend, sie liebte diese Herausforderungen an ihren Intellekt (ganz im Gegensatz zu den Herausforderungen, die der Unterricht an ihn stellte).

Auch Melissa und Alexa waren erfolgreich gewesen. Ihr Trank war innerhalb einer halben Stunde fertig gewesen und die heulende Myrthe hatten sie gar nicht gesehen. Sie hatte gerade – mit freundlicher Hilfe von Alexa – einen ihrer unfreiwilligen Ausflüge in den See unternommen. Um zu testen, ob der Trank auch richtig wirkte, praktizierten sie beim Abendessen ein paar Tropfen in Dorothys Kürbissaft. Der Erfolg war phänomenal. Dorothy weinte fast vor Wut, weil sie es einfach nicht schaffte, einen klaren Satz für ihre Memoiren zu formulieren. Schließlich wandte sie sich entnervt einem Schulbuch zu, schmiss es aber nach einigen Minuten in die Ecke und stapfte wutentbrannt in Richtung Schlafsäle. Fast hätte sie den Eingang zu den Räumen der Jungen genommen, doch Melissa konnte sie gerade noch zurückhalten. Vorsichtshalber begeleitete sie sie bis zu ihrem Bett.

„Mann, das Zeug haut rein, was?", fragte Alexa mit stolzgeschwellter Brust.

„Ja, wir sollten wirklich aufpassen, dass wir den Gryffindors nicht zu viel geben. Sonst finden sie ja nicht mal das Spielfeld", grinste Diane hämisch.


Der große Tag war endlich gekommen und es war Zeit für Phase zwei. Von den Mädchen verlangte diese Phase ein großes Opfer, mussten sie doch in der Küche sein, bevor die Hauselfen das Porridge nach oben schickten. Es war beschlossen worden, dass Diane und Alexa in die Küche gehen sollten, während Melissa und Dorothy schon mal in der großen Halle Posten bezogen.

„Hier ist der Eingang." Alexa zeigte auf ein Stilleben mit Früchten. Für sie war es ein leichtes gewesen von ihrem Onkel die genaue Position der Küche zu erfahren.

Als die Mädchen die Küche betraten, fühlte sich Diane ins Paradies versetzt, so viel Essen und so viele dienstbare Geister auf einmal, das war einfach unbeschreiblich.

„Ohh, Miss Dursley!", stürzte die Hauselfe, mit der sie gesprochen hatte, auf sie zu. „Addy hat den anderen Hauselfen von ihrer Idee erzählt und alle waren sie begeistert. Sehen sie, Miss Dursley, den Porridge, Miss Dursley, sehen sie!"

Addy, die Hauselfe zeigte auf zwei große Schüsseln Porridge. Beide waren mit Früchten bedeckt, in der einen Schüssel war aus Aprikosen das Bild eins Löwen auf rotem Grund (Himbeeren) geformt, in der anderen formten silbrige Früchte eine Schlage auf einem Hintergrund von grünen Stachelbeeren. Bei jeder Schüssel stand ein Schildchen „Für die Quidditch-Mannschaft. Ein gutes Gelingen!".

„Hat Addy das gut gemacht, Miss Dursley?", verlangte die Hauselfe energisch zu wissen.

„Sehr gut, Addy, wirklich", beeilte sich Diane zu sagen. Ausnahmsweise musst sie nicht einmal lügen, die Hauselfen hatten grandiose Arbeit geleistet.

„Fantastisch!" Alexa fuhr sich mit der Zuge über die Lippen. „Aber was sind das eigentlich für silbrige Früchte bei der Slytherin-Schlange?"

„Kirschen"

„Aber Kirschen sind doch rot", sagte Alexa erstaunt.

„Addy hat keine silbernen Früchte finden können, da hat Addy einfach Kirschen silbrig gemacht", erklärte die Hauselfe verschämt.

„Das ist toll!" Alexa war voller ehrlicher Bewunderung.

Diane nutzte die Gelegenheit, dass Alexa Addy in ein Gespräch verwickelte und kippte das Konzent-Ex über den Gryffindor-Löwen.

Kurz darauf verabschiedeten sich die beiden Mädchen. Addy war so stolz auf ihr Werk gewesen, dass sie gar nicht gefragt hatte, warum sie in der Küche gewesen waren.

„Und hat es geklappt?", fragte Melissa, als sie sich zu den anderen beiden an den Tisch setzten.

„Fast perfekt", erzählte Diane. „Alexa hat die Hauselfe abgelenkt und ich habe das Konzent-Ex in das Porridge praktiziert. Aber irgendsoeine dumme ungeschickte Hauselfe hat mich angerempelt und ich habe gleich die ganze Flasche verschüttet."

„Mist, aber auch nicht wirklich tragisch. Dann spielen die Gryffindors eben noch schlechter."

Mittlerweile waren auch schon einige andere Frühaufsteher erschienen, vor allem Quidditch-Spieler, die nicht mehr schlafen konnten und plötzlich, wie von Zauberhand, waren die Tische gedeckt. Die beiden Porridge-Schüssel riefen große Bewunderung hervor. Allerdings traute sich vorerst keiner, davon zu probieren, es sah einfach zu schön aus.

Sebastian Flint, der Kapitän der Slytherin-Mannschaft, erschien mit Napoleon Malfoy im Schlepptau. Er sagte gerade: „Hör mal Malfoy, ich sagte doch, ich denke darüber nach, ob ich dich in die Mannschaft aufnehme – es gibt da den neuen Feuerblitz – Special Edition", fügte er dann scheinbar zusammenhangslos hinzu. Malfoy machte ein betretenes Gesicht, er wusste worauf Sebastian hinauswollte und er wusste, dass sich sein Vater sieben Feuerblitze nicht mehr leisten konnte.

„Sch..., Potter!", knirschte er leise.

Mittlerweile hatte Flint die Porridge-Schüsseln entdeckt.

„Hmm, sehr hübsch. Die Hauselfen haben sich wirklich selbst übertroffen", bemerkte er gutgelaunt. Gerade wollte er die Kelle in der Schüssel versenken und sich auftun, als er von lautem Geschrei aus der Halle abgelenkt wurde.

„Lasst meinen Severus in Frieden. Gebt ihn wieder her!"

Da kamen auch schon Azz und Bee in die Halle gestürmt. Sie warfen sich den armen Severus wie einen Basketball immer wieder gegenseitig zu. Verfolgt wurden sie von dem aufgebrachten Frederic und der nicht weniger wütenden Audrey. Kurz bevor sie den Slytherin-Tisch erreicht hatten verfing sich Bee in seinem Umhang, stolperte und – landete genau in der Porridge-Schüssel. Sebastian stand verdattert da, immer noch die Kelle in der Hand und von oben bis unten mit Porridge bespritzt. Schließlich fing er sich.

„Ihr Idioten!", polterte er los. „Seht ihr, was ihr hier angerichtet habt? Ich wollte das eigentlich essen! Seht zu, wie ihr Ersatz besorgt!"

Unschlüssig sahen sich Azz und Bee um. Sie wussten, dass es nicht gut war, sich Flints Zorn zuzuziehen. Der Kerl konnte enorm bösartig und nachtragend sein. Schließlich entdeckten sie die unberührte Schüssel auf dem Tisch der Gryffindors. Zielstrebig steuerten sie darauf zu, schubsten Audrey und Frederic zur Seite und kehrten feixend mit der erbeuteten Schüssel zurück. Sebastian Flint nahm die Schüssel mit Wohlwollen entgegen, Himbeeren waren ihm sowieso lieber als Stachelbeeren. Ohne sich um den Protest der Gryffindors zu kümmern, rührte er das Porridge kräftig um und gab jedem seiner Spieler eine gehörige Portion auf den Teller. Die ließen es sich schmecken.

Diane, Melissa, Alexa und Diane waren kalkweiß geworden. Alles war viel zu schnell geschehen, als dass sie noch irgendetwas hätten tun können.

„Das wird ein Gemetzel", stöhnte Melissa, „einfach nur ein Gemetzel."


Das Quidditch-Spiel begann mit einiger Verspätung. Die Slytherin-Mannschaft war nicht auf dem Spielfeld erschienen. Professor Snape fand sie in der Umkleidekabine, wo Sebastian Flint seine Teamkameraden mit schmutzigen Witzen unterhielt.

„Sind sie von allen guten Geistern verlassen? Was treiben sie hier, das Spiel hätte vor zehn Minuten beginnen sollen!", brüllte Snape zornbebend.

„Spiel?", fragte Sebastian Flint gedehnt. Dann begann sich ein Strahlen über sein Gesicht auszubreiten. „Ohhh, Quidditch! Wir spielen heute gegen die, gegen die", Flint runzelte angestrengt die Stirn, „gegen die anderen!", teilte er seinen Kameraden triumphierend mit.

Snape konnte es nicht fassen, was war hier los? Schockiert stellte er fest, dass Anthony Smith und Tobias Speck, die beiden Treiber keine Slytherin- sondern Hufflepuff-Umhänge trugen. Egal, die Jungs mussten raus aufs Spielfeld, sonst war alles verloren. Energisch trieb er die Spieler an. Wie Lämmchen folgten sie ihm aufs Spielfeld. Dort wurden sie vom Publikum ungeduldig erwartet. Die Gryffindors, Hufflepuffs und Ravenclaws pfiffen sich die Seele aus dem Leib, als die Slytherins das Spielfeld betraten, doch die lächelten einfältig und winkten fröhlich in die Runde.

Madam Hooch und das Gryffindor-Team sahen ihnen eisig entgegen.

„Besteigt eure Besen bitte", sagte die Schiedsrichterin kühl, als die Slytherins es endlich geschafft hatten, Aufstellung zu beziehen.

Der Anpfiff ertönte und fünfzehn Besen stiegen in die Luft. Die Gryffindors hielten sich in strenger Formation, wie es ihnen Miranda Bell, ihr Teamkapitän eingeschärft hatte. Die Slytherins hingegen schwirrten fröhlich durcheinander.

„Ist das eine neue Taktik?", fragte Audrey den neben ihr sitzenden Frederic.

„Keine Ahnung! Wenn ja, dann ist sie nicht sonderlich erfolgreich!"

Tatsächlich, 15 Sekunden nach dem Anpfiff hatte Horatio Held das erste Tor für Gryffindor geschossen. Das Stadion toste.

„Ja, meine Lieben, das ist die Sensation, schon kurz nach Anpfiff das erste Tor. Und da schon wieder eins. 20:0 für Gryffindor und die erste Spielminute ist noch nicht vorbei. Was ist nur mit den Slytherins los – ich meine, wir wussten ja schon immer, dass sie Idioten sind, aber..."

„JORDAN!"

„Verzeihung, Professor."

Mike Jordan, ein Neffe des legendären Lee Jordan, führte die Familientradition des Stadionsprechers fort – auch er unter den strengen Ohren von Professor McGonagall.

„Und was passiert jetzt? Schon wieder ein Tor für Gryffindor und die erste Minute ist immer noch nicht vorbei! Was für ein Spiel! Slytherin wird von den Gryffindors geradezu überrollt. Und schon wieder ein Tor! Na ja, immerhin haben wir schon die zweite Minute. Ich frage mich langsam, was die Slytherins da eigentlich treiben. Spielen die überhaupt noch mit?"

Diese Frage war wirklich berechtigt. Bisher hatte es Slytherin noch kein einziges Mal geschafft in Ballbesitz zu kommen. Ab und zu sah es so aus, als ob sich ein Spieler anschicken würde den Gryffindors die Quaffel abzujagen, doch dann erschien jedes Mal ein abwesendes Grinsen auf ihren Gesichtern und sie drehten ab. Anthony Smith wäre fast von einem Klatscher böse am Kopf getroffen worden, wenn ihn nicht Tina Byrd, eine Gryffindor-Treiberin, in letzter Minute gerettet hätte. Er schien nicht einmal bemerkt zu haben, in welcher Gefahr er schwebte. Tobias Speck, der Slytherin-Treiber, der den Klatscher geworfen hatte, winkte ihnen strahlend zu.

„70 zu Null für Gryffindor! Und das in den ersten fünf Minuten. Ich sag euch Leute: Das ist kein Spiel, das ist ein Massaker. Halt, was macht Timothy Peters denn da? Er landet und PFLÜCKT GÄNSEBLÜMCHEN!"
Nie hatte sich Mike Jordans Stimme so fassungslos angehört – allerdings hatte auch noch nie ein Hüter mitten im Spiel Blumen gepflückt.

„Jetzt scheint Flint endlich genug zu haben, er fliegt zu Madam Hooch und beantragt eine Auszeit. Ja, Madam Hooch pfeift das Spiel vorübergehend ab. Aber die Slytherins scheinen das nicht bemerkt zu haben."

Tatsächlich brauchte Flint eine ganze Weile, bis er es endlich geschafft hatte, seine Spieler um sich zu versammeln. Gebannt beobachtete das Publikum, wie er zum Sprechen ansetzte, dann plötzlich die Stirn runzelte, als habe er vergessen, was er sagen wollte, schließlich selbstvergessen zu lächeln begann, auf seinen Besen stieg und ein paar Loopings flog. Im Stadion war es so leise, dass man eine Stecknadel hätte fallen hören, selbst Mike Jordan hatte es die Sprache verschlagen.

Unangenehm laut gellend zerriss Madam Hoochs Pfeife die Stille und das Spiel ging weiter.

Es wurde das grausamste Quidditch-Spiel aller Zeiten. Die armen Slytherins wurden einfach überrollt und verloren 210:0. Der Sieg der Gryffindors hätte noch viel höher ausfallen können, doch Hadiyyah Azhar, die Sucherin der Gryffindors, hatte den Schnatz schon nach 13 Minuten gefangen. (Natalie Gloating, Sucherin und einziges Mädchen im Slytherin-Team, war zu diesem Zeitpunkt gerade damit beschäftigt gewesen, zu überprüfen, wie sich das Schimmern ihres Umhangs mit dem Winkel des einfallenden Lichts änderte.)

Alle, einschließlich des Gryffindor-Teams, waren froh, als das Spiel endlich vorbei war. In den ersten fünf Minuten hatten die Gryffindors, Ravenclaws und Hufflepuffs noch jeden Patzer der Slytherins schadenfroh ausgepfiffen, doch dann hatte sich betretenes Schweigen über das Stadion gesenkt. So schlecht hatte noch nie eine Mannschaft gespielt – wenn man das überhaupt spielen nennen konnte. Und das von den wohltrainierten Slytherins, das war einfach unheimlich. Die Gryffindors waren in den letzten Spielminuten mehr oder weniger damit beschäftigt gewesen, die Slytherins vor sich selbst zu schützen. Zeit für Tore war da fast gar nicht mehr gewesen.

Geknickt schlichen die Slytherins zum Schloss zurück. Sie konnten nicht fassen, was sie da eben erlebt hatten. Noch Wochen später zeigten sich die Slytherins ungewöhnlich zurückhaltend. Erst nach Weihnachten fanden sie wieder zu ihrem alten überheblichen Verhalten zurück.

Als allerletzte verließen die Mitglieder der AG-AG das Spielfeld. „Oh, Merlin! Die dürfen nie erfahren, dass das ganze Schlamassel unsere Schuld ist," stöhnte Melissa, „dann sind wir dran, aber so was von dran."

Die anderen nickten beklommen, eine so durchschlagende Wirkung des Konzent-Ex hatten sie nie und nimmer erwartet. Nun würde es eine Untersuchung geben und alles würde auffliegen. Die vier fürchteten sich weniger vor der zu erwartenden Strafe von Seiten der Lehrer als vor der Reaktion ihrer Mitschüler. Schließlich waren sie erst in der ersten Klasse. Das würden sieben lange, sehr lange Jahre werden.

Deshalb konnten sie ihr Glück kaum fassen, als Snape bei seiner Untersuchung herausfand, dass die beiden Treiber heimlich Butterbier ins Schloss geschmuggelt und mit der Mannschaft am Abend vor dem Spiel ein kleines Gelage veranstaltet hatten. Außerdem stellte sich heraus, dass das Butterbier alt gewesen war, was normalerweise kein Problem war, aber in Ausnahmefällen die seltsamsten Erscheinungen hervorrufen konnte.

Die Slytherin-Spieler sollten sich nicht mehr von dieser Schmach erholen. Von den Slytherins verachtet, von den anderen Hogwarts-Schülern bemitleidet schlichen sie nur noch mit gesenkten Köpfen durch das Schloss. Im nächsten Jahr waren viele nicht mehr da. Sie hatten die Schule gewechselt oder waren komplett abgegangen.