AN: Ich wollte nur sagen: Ich bin nicht schuld!!! Ich habe einen hübsch ordentlichen Text hochgeladen und hat ihn verhackstückt! Ich wollte den Schaden ja auch sofort reparieren (Entschuldigung an alle, die mehr als einen Autor-Alert bekommen haben), aber leider hat es dann doch noch einen ganzen Tag gebraucht bis die Reparaturen sichtbar wurden. Hoffentlich geht es dieses Mal gut.
Katharina-B: Jupp, diese Methode wird auch von realen Lehrern gerne gebraucht, sehr effizient, kann ich nur empfehlen (so als Pädagogin...)
Tamira: Deine Neugierde wird heute befriedigt werden (ich garantiere aber nicht dafür, dass keine neuen Fragen aufgeworfen werden #mieses grinsen#). Du hast recht, diese Aktion war wirklich gewagt, aber anscheinend haben sie ja noch mal wirklich Glück gehabt...
zoom-zoom-pig: ich hätte ja nie gedacht, dass ich das Adjektiv „verkorkst" in Bezug auf meine Person jemals als Kompliment empfinden würde...
Ich kann es kaum glauben, mit dem letzen Kapitel habe ich die 100-Reviews-Grenze geknackt! Deshalbwidme ichdieses Kapitel der Verfasserin von Review Nr. 100: zoom-zoom-pig!
Die Freude über ihren Triumph hielt zwar einige Zeit an (Napoleon Malfoy hatte erst bei Satz 97 erfahren, dass Professor Picard fort war – sehr zur Genugtuung gewisser Mitschülerinnen), wurde aber doch von dieser nervtötenden Heulerei geschwächt. Mittlerweile schliefen die Freundinnen schon über einen Monat mit Ohrenschützern. Alexa jammerte, die Schützer würden ihre Frisur ruinieren, doch Diane und Melissa trösteten sie, dass dies ganz und gar nicht der Fall wäre. Im Gegenteil, jede Veränderung könne nur eine Verbesserung sein. Aus irgendeinem Grund war Alexa nach diesem Trost eine Woche lang beleidigt gewesen.
Doch auch die anderen schliefen nicht gerne mit den Ohrenschützern. Die Ohrenschützer waren zwar äußerst effektiv, was das Heulen anging, förderten jedoch nicht unbedingt den Schlafkomfort. Deshalb hatten die Mädchen in der zweiten Woche beschlossen, dass einmal pro Woche eine von ihnen ohne Schützer schlafen sollte um zu hören ob es noch heulte – bis jetzt war der Test jedes mal positiv ausgefallen.
Diese Nacht war Dorothy an der Reihe. Sie konnte nicht einschlafen. Mittlerweile fürchtete sie sich zwar nicht mehr so wie am Anfang, trotzdem war ihr die ganze Sache ziemlich suspekt.
„Ich frage mich wirklich, warum Professor Dumbledore immer noch nichts gefunden hat. Immerhin ist er einer der größten Zauberer, die es überhaupt gegeben hat (sorry, Mum, ich weiß, dass du nicht viel von ihm hältst, aber in dieser Angelegenheit glaube ich der Geschichte Hogwarts mehr als dir). Wenn einer in der Lage ist, diese Sache zu beenden, dann er. Und bei dieser Tagung in Helsinki ist ja wohl auch nichts herausgekommen..."
Dorothy seufzte und wandte sich wieder ihrem Buch zu. Geheime Hexencodes war ein äußerst interessantes Werk, in dem die historische Entwicklung der muggelsicheren Langstreckenkommunikation zwischen Hexen und Zauberern ausführlich beschrieben wurde. Gerade war sie bei dem Kapitel über antike Glockenkommunikation. Diese Methode war von den Hexen und Zauberern im alten Rom erfunden worden um über weite Distanzen zu kommunizieren. Wollten zwei Hexen oder Zauberer miteinander in Kontakt bleiben, verhexten sie zwei Glocken so, dass die eine läutete wenn die andere angeschlagen wurde. Dazu war ein Code entwickelt worden, in dem durch die Abfolge von langen und kurzen Tönen Buchstaben und Texte dargestellt wurden (der amerikanische Zauberer Samuel Morse hatte das Buch auch gelesen und dieses System als Morse-Alphabet in der Muggel-Welt veröffentlicht). Dorothy war fasziniert und überlegte gerade, ob die Glockenkommunikation wohl irgendwie für die AG-AG nützlich sein könnte, als es Mitternacht schlug. Sobald der letzte Schlag der Turmuhr verklungen war, setzte das altbekannte Heulen wieder ein. Dorothy bemerkte, dass es sie längst nicht mehr so erschreckte wie vor einigen Wochen. Trotzdem, so konnte sie nicht weitermachen. Gerade angelte sie sich ihre Ohrenschützer vom Nachtkästchen, als ihr etwas auffiel. Das Heulen hatte sich verändert. Es waren nicht mehr die langgezogenen Klagelaute, die sie kannte, es war viel kürzer und ging eher stoßweise. Irgendwie hörte sich das komisch an. Dorothy lauschte angestrengt, plötzlich glaubte sie ein System zu erkennen. Dorothy kam ein faszinierender Gedanke. Was, wenn hinter dem Heulrhythmus wirklich Absicht steckte? Was, wenn jemand oder etwas versuchte auf diese Art und Weise mit ihr zu kommunizieren? Aber das konnte nicht sein! Oder doch?
Mit zitternden Fingern zog Dorothy die Geheimen Hexencodes heran und schlug die Seite mit dem Code des Glockenkommunikationssystems auf. Ein Versuch konnte ja schließlich nicht schaden.
Dorothy holte ihr Notizbuch aus dem Nachtkästchen und lauschte angestrengt. Ja, das schien eindeutig ein Code zu sein. Dorothy bemühte sich ruhig zu bleiben und begann zu notieren:
B-I-B-L-I-O-T-H-E-K-:-V-E-R-D-A-M-M-U-N-G-E-N-E-R-K-E-N-N-E-N-U-N-D-A-U-F-H-E-B-E-N
Stirnrunzelnd betrachtete sie die Buchstaben. Was sollte das heißen?
„Bei Morgana! Ich hab's!!! Bibliothek: Verdammungen erkennen und aufheben, das ist ein Hinweis auf ein Buch! Hey, aufwachen! Ich muss euch was wichtiges sagen."
Dorothy rüttelte ihre Schlafsaalgefährtinnen eine nach der anderen wach.
Diane setzte sich unwillig auf. „Was soll denn das? Ich will schlafen!"
„Heult es nicht mehr?", fragte Alexa. Da sie ihre Ohrenschützer noch auf hatte, konnte sie nicht hören, ob es noch heulte oder nicht – Dorothys Antwort leider auch nicht.
Schließlich hatte Dorothy die anderen in einen wenigstens halbwegs aufnahmefähigen Zustand gebracht.
„Hört euch das Heulen an", sagte sie. „Fällt euch irgendwas auf?"
„Ja, der Rhythmus hat sich verändert", erwiderte Melissa schlaftrunken. „War letzte Woche auch schon der Fall."
„Also ich höre auch, dass es jetzt anders heult", sagte Diane. „Aber so toll ist das ja wohl auch nicht. Hast du uns wirklich deswegen geweckt?"
„Nicht nur deswegen, ich glaube da will uns jemand eine Botschaft senden. Und zwar diese hier."
Dorothy reichte den anderen ihren Notizblock.
„Ist ja cool. Wie bist du da drauf gekommen?", fragte Melissa neugierig. Dorothy erzählte es in allen Einzelheiten (so genau hatten es die anderen gar nicht wissen wollen). Als sie geendet hatte stellte Melissa fest: „Leute, wisst ihr was? Wir stecken mitten in einem Abenteuer. Das ist einfach klasse!"
„Hmpf, ich weiß nicht, so toll ist das nun auch wieder nicht." Diane waren Abenteuer suspekt. Ihre Eltern hatten ihr beigebracht, dass man sich auf so anormale Dinge gar nicht erst einließ. Dinge, die man selbst steuern konnte, wie die Aktionen der AG-AG, das war in Ordnung, aber dies war definitiv etwas anderes. „Ich will nicht so enden wie mein Cousin. Der hat es doch jedes Jahr geschafft, sich fast umbringen zu lassen. Das ist doch hoffentlich nicht erblich!"
„Hey, nichts gegen Professor Potter", fuhr Melissa hoch. „Er ist ein Held und hat in seiner Zeit als Hogwarts-Schüler unglaublich viel geleistet. Ich wäre glücklich, es ihm nachtun zu können."
Die anderen drei verdrehten die Augen. Normalerweise hätten sie wieder einmal versucht Melissa klar zu machen, dass sie als Slytherin einfach nicht so über Harry Potter reden durfte, doch heute waren sie zu müde. Außerdem war dieses Geheule einfach nervtötend.
„Hey, du Heulsuse, oder was auch immer du bist", brüllte Alexa. „Wir haben es kapiert! Du kannst aufhören!"
Die Heulsuse schien anderer Ansicht zu sein. Sie heulte munter weiter.
Da Dorothy das mit dem Code herausgefunden hatte, wurde ihr die ehrenvolle Aufgabe übertragen in der Bibliothek nach dem Buch Verdammungen erkennen und aufheben zu suchen.
Am Abend erstattete sie Bericht. Die Mädchen hatten sich in ihren Schlafsaal zurückgezogen und es sich auf den Betten gemütlich gemacht. Seit Weihnachten war es unmöglich geworden im Gemeinschaftsraum etwas vertraulich zu besprechen. In nervtötender Regelmäßigkeit tauchte Napoleon Malfoy auf und versuchte, sie zu stören bzw. ihre Besprechungen mitanzuhören, immer in der Hoffnung doch noch etwas über diese ominöse Geschichte mit dem Alterungstrunk herauszufinden. (Auf die Idee Professor Picard mit dem Alterungstrunk in Verbindung zu bringen, war er glücklicherweise nicht gekommen. „Das Bürschchen ist eben längst nicht so klug, wie es denkt", hatte Diane weise bemerkt.)
„Also, das ist das Buch", Dorothy zeigte ein schmales kleinformatiges Buch herum. Es sah schon ziemlich alt aus. „Ich habe über zwei Stunden gesucht. Ich habe echt schon gedacht, das Buch gibt es gar nicht oder es steht in der verbotenen Abteilung. Madam Pince wollte ich natürlich auch nicht fragen. Die hätte mich ja nur gefragt, wozu ich es brauche. Aber dann habe ich es doch noch gefunden, es ist so schmal, dass es hinter ein Regal gerutscht war. Zum Glück lässt es sich ziemlich schnell lesen. Eine Verdammung ist ein ziemlich übler Zauber, der kurz nach dem Tod einer Person ausgesprochen wird. Dieser Zauber sorgt dafür, dass diese Person, so ähnlich wie ein Geist, auf Erden bleiben muss. Allerdings kann ein Verdammter im Normalfall mit niemandem kommunizieren oder sonst irgendetwas machen. Er geistert nur rum und beobachtet und das dann über Jahrhunderte oder Jahrtausende."
„Urgg, das wäre ja nichts für mich", unterbrach Diane den Vortrag. „Ich weiß ja nicht einmal, ob ich ein Gespenst sein möchte. Aber ich möchte mich wenigstens ein bisschen einmischen können. Was hat die Sache denn sonst für einen Sinn."
„Der Sinn", dozierte Dorothy, „besteht darin, dass der Verdammte beobachten soll, wie seine Feinde bzw. deren Nachkommen glücklich und zufrieden leben und dann ins Jenseits kommen und er hat das alles nicht. Nicht gerade nett, aber was soll's? Aber jetzt kommt das Interessante! Eine Verdammung muss auch immer eine Hintertür beinhalten. Der Verdammte muss – wenigstens theoretisch – erlöst werden können. Allerdings bemühen sich diejenigen, die so eine Verdammung aussprechen natürlich, die Bedingung für die Erlösung so zu gestalten, dass der Verdammte es nicht schafft."
„Wie nett", kommentierte Melissa trocken. „Dann können wir also davon ausgehen, dass unser Quälgeist eine Verdammte ist?"
„Genau"
„Und wie bringt uns das weiter?", wollte Diane wissen. „Ich nehme mal an, wir müssen ihr irgendwie helfen erlöst zu werden, wenn wir wieder in Ruhe schlafen wollen."
„Exakt"
„Und wie kriegen wir die Bedingungen für die Erlösung raus? Steht das auch in dem Buch?"
„Nicht direkt, die Bedingungen kann uns nur der Verdammte selbst mitteilen."
„Uff, das wird anstrengend, wenn wir bis Mitternacht aufbleiben müssen und dann das Heulen abhören müssen", stöhnte Melissa.
„Nein, müssen wir nicht", tröstete Dorothy. „Es gibt hier in dem Buch auch einen Spruch mit dem man mit Verdammten Kontakt aufnehmen kann. Er ist allerdings ziemlich kompliziert, ich weiß nicht, ob wir den hinbekommen."
„Gib mal her", forderte Melissa. Aufmerksam las sie die Seite durch. „Ich glaube, das schaffe ich schon. Gebt mir nur etwas Zeit zum üben."
Zwei Abende später hatten sie sich wieder im Schlafsaal versammelt. Melissa war ein bisschen nervös, noch nie hatte sie sich so angestrengt einen Zauber perfekt zu lernen. Selbst Dorothy war von ihrem Eifer angenehm überrascht gewesen, verkniff sich allerdings eine Bemerkung über die Ausweitung des Eifers auch auf den Unterrichtsstoff.
„Na, dann kann es ja losgehen, mal schauen ob's klappt." Melissa stellte sich in Positur, schwenkte ihren Zauberstab und sagte: „Adagium!"
„Was? Dafür der Aufstand?", platzte Alexa heraus. Diane trat ihr kräftig auf den Fuß, auch wenn sie im ersten Moment der selben Ansicht gewesen war. Doch vor den Mädchen materialisierte sich nun langsam eine Frauengestalt. Sie war wie eine antike Römerin gekleidet. Nach einer Minute hatte die Frau die Konsistenz eines „normalen" Geistes erreicht. Gebannt starrten die Mädchen sie an, als sie zu sprechen anhob.
„Na endlich!", motzte der Geist. „Das hat ja ewig gedauert. Ich hatte wirklich mehr von euch erwartet. Diese Ohrenschützer, also bitte! Total unattraktiv und das habe ich mir nächtelang ansehen müssen. Wirklich unhöflich! Und mich für eine Heulende Hexe zu halten ist ja nun wirklich mehr als eine Beleidigung!"
Die Mädchen waren sprachlos. Wenn sie etwas erwartet hatten, dann Dankesbekundungen, keine Beschimpfungen. Diane fasste sich als erste.
„Wer bist du?"
„Julia!"
Der Geist schien das für eine ausreichende Feststellung zu halten. Die Freundinnen sahen sie verständnislos an. Die Gestalt seufzte theatralisch.
„DIE Julia!"
Auch diese Bemerkung half nicht viel, der Gesichtsausdruck der vier Mädchen wurde nur noch verständnisloser.
Die Gestalt seufzte erneut.
„Shakespeare sagt euch doch was?"
Dorothy und Melissa nickten.
„Du willst doch nicht etwa behaupten, du bist die Julia aus ‚Romeo und Julia'?", sagte Melissa ungläubig.
„Selbstverständlich. Dieser Bastart hat meine Geschichte geklaut! Natürlich hat er sie verändert. Künstlerische Freiheit, nannte er das. Aber es war MEINE Geschichte und er hatte weder das Recht sie aufzuschreiben noch sie zu verändern. Verona, also wirklich! Als ob ich jemals in Italien gewesen wäre!"
„Dann bist du keine Römerin?", fragte Dorothy zaghaft.
„Natürlich bin ich eine!" Und als sie die verständnislosen Gesichter der Mädchen sah, fuhr sie betont schicksalsergeben fort: „Ich glaube, ich fange am besten ganz von vorne an. Sonst seit ihr komplett überfordert, wie ich sehe." Den Mädchen ging der arrogante Tonfall des Geistes ziemlich auf die Nerven, doch sie wollten es nicht mit Julia verderben, bevor sie ihre Geschichte gehört hatten. Also schwiegen sie.
„Ich bin die Tochter eines hohen Offiziers der römischen Legionen in Britannien – gewesen. Meine Mutter war eine Hexe, von ihr hatte ich alles gelernt, was ich über Zauberei wusste. Sie ist gestorben, als ich zwölf war. Mein Vater hat dann eine lange Expedition in die von diesen britannischen Barbaren besetzten Gebiete unternommen und mich mitgeschleppt. Ich wäre ja wesentlich lieber bei meiner Tante in Londinium – London – geblieben, als mit in diese Wildnis geschleppt zu werden. Aber Vater wollte sich nicht von mir trennen. Also musste ich mit. Na ja, und dann habe ich mich verliebt." Die Mädchen hielten den Atem an. „Das war mein größter Fehler. Nicht wegen ihm, er war ganz in Ordnung, obwohl er ein Kelte war – aber meine Schwiegermutter, dieses böswillige rachsüchtige Biest, der habe ich das hier zu verdanken." Julia machte eine weitausladende Handbewegung auf ihre durchscheinende Gestalt. „Und das nur, weil sich ihr Depp von Sohn wegen mir umgebracht hat! Also ob ich da was für könnte! Habe ich ihm gesagt er soll das tun? Bestimmt nicht! Und wer ist überhaupt schuld, dass ich diese Komödie veranstaltet hatte? Sie – na ja, mein Vater auch. Aber sie war mindestens genauso schuld! Ich sehe, ihr könnt mir mal wieder nicht folgen." Ein verächtlicher Blick streifte die – in der Tat etwas verständnislos dreinblickenden – Mädchen . „Also er war ein keltischer Bauer, ich eine adlige Römerin, an sich schon genug um eine Verbindung auszuschließen, aber außerdem war ich eine Hexe und er ein Muggel. Diese Familie war ja so doppelmoralisch, einerseits sind die wegen jeder Kleinigkeit zu ihrem dämlichen Druiden gerannt, aber eine Hexe als Schwiegertochter? Nie im Leben. Wir haben dann heimlich geheiratet, beziehungsweise uns die Ehe in die Hand versprochen, was anderes ging ja nicht. Unsere Situation war also schon schwierig genug, aber was tut dieser Idiot von Romeo? – Ich weiß gar nicht mehr, wie er in Wirklichkeit hieß, ich habe ihn immer nur Romeo genannt, diese Kelten hatten so unmögliche Namen – Also was tut der? Lässt sich auf einen Streit mit dem Adjutanten meines Vaters ein und bringt den auch noch um. Mein Vater war ziemlich sauer. Könnt ihr euch ja vorstellen. Und er hat sich geschworen Romeo umzubringen. Der ist dann vorsichtshalber erst mal in die Wälder abgehauen. Als mein Vater mitbekommen hat, dass er ihn nicht kriegen kann, wollte er weiterziehen. Aber ich war verliebt und wollte meinen Romeo nicht verlassen – beim Jupiter, war ich dämlich damals. Also habe ich den Trank der lebenden Toten genommen und habe so die Abreise verhindert, weil sie mich ja erst mal ordentlich bestatten wollten. Eigentlich hätte ein Bote Romeo Bescheid sagen sollen, keine Ahnung warum das nicht geklappt hat. Aber auf jeden Fall, ich wache auf und wen sehe ich so ziemlich tot neben mir liegen? Romeo! Hätte der Idiot nicht ein bisschen warten können? Ich meine, es ist zwar nett, wenn ein Kerl bereit ist, für dich zu sterben, aber in dem speziellen Fall doch ziemlich lästig. Aber gut, ich gebe es ja zu, ich war auch nicht besser. Ich schiebe das ja immer noch auf den Trank, der muss meine Sinne vernebelt haben. Also, ich sehe den toten Romeo und bringe mich auch um, weil ich mir einbilde nicht ohne ihn leben zu können. Soweit, so tragisch. Aber es hätte ja trotzdem noch alles halbwegs in Ordnung gehen können. Ich war gerade auf den Weg ins Jenseits, da werde ich grob zurückgerissen. Dieses rachsüchtige Biest von einer Schwiegermutter hatte ihren Druiden beauftragt mich zu verdammen. Und das miese war, als Verdammt konnte ich sie ja noch nicht einmal heimsuchen. Das hat mich vielleicht gewurmt!"
„Wow, was für eine Geschichte", brach es aus Melissa heraus. „Aber was hat das mit Shakespeare zu tun?"
„Du hast dieses grässliche Buch Die Geschichte Hogwarts also nicht gelesen", stellte der Geist fest, „sonst wüsstest du, dass Shakespeares Mutter eine Hexe und hier auf Hogwarts war und zwar zu genau der Zeit, als ich das letzte Mal heulen durfte. Sie hat meine Geschichte gehört, genau wie ihr und muss es ihrem vermaledeiten Bastard von Sohn weitererzählt haben und der hat dann diese, diese Schmonzette draus gemacht."
„Hat sie dich nicht erlöst?", fragte Alexa naiv.
„Wie du siehst! Glaubst du ich heule hier zum Spaß rum oder was? Menschenskind, bist du dämlich!"
Alexa schwieg eingeschnappt. Auch die anderen waren sauer, sie hatten zwar auch manches Mal etwas an Alexas Intelligenz auszusetzen, aber wenn sie sie deswegen ärgerten war es etwas ganz anderes. Dieser Geist hatte wirklich kein Recht dazu.
„Alexa ist überhaupt nicht dämlich!", ereiferte sich Melissa dann auch. „Sie hat eine durchaus berechtigte Frage aufgeworfen. Anscheinend bist du hier schon einmal aufgetaucht und wie es aussieht, konntest du nicht erlöst werden. Vielleicht wäre es mal an der Zeit, uns über die Bedingungen deiner Verdammung aufzuklären."
Zum allgemeinen Erstaunen nickte Julia.
„Ja, ist wohl nötig. Also gut, ich muss solange eine Manifestation – wagt es ja nicht mich Geist zu nennen, Geister sind so vulgär – also ich muss so lange in diesem Zustand bleiben, bis ich von einem echten Romeo geküsst werde."
„Wie einfallsreich!", kommentierte Diane.
„Du, so blöd ist das gar nicht", sagte Melissa. „Wie viele ‚echte' Romeos gibt es denn schon?"
„Du hast es erfasst", murrte die Manifestation. „Mir ist bis jetzt nur einer begegnet und der ist der Grund für diesen Schlamassel. Davon abgesehen gibt es noch einige Erschwernisse bei der Geschichte. Ich darf nur alle 468 Jahre auf mich aufmerksam machen."
„Das Heulen", warf Diane ein.
„Genau, und ich darf nur das, nur heulen nicht sprechen oder sonst was. Der Adagium-Zauber hat wenigstens diese Bedingung aufgehoben."
„Heißt das, du heulst jetzt nicht mehr?", fragte Alexa hoffnungsvoll.
„Vergiss es, Kleines! Ich muss alle 468 Jahre ein Jahr lang heulen bis ich erlöst werde."
„Oh, nein" Auf den Gesichtern der Mädchen machte sich Entsetzen breit, noch ein ganzes Jahr.
„Aber was ist eigentlich mit Yvonne? Warum hat sie dich nicht gehört?", fiel Melissa ein.
„Tja, das ist eine weitere Bedingung, nur Jungfrauen, jünger als ich bei meinem Tod können mich überhaupt wahrnehmen, sonst niemand und schon gar keine Männer."
„Warum muss das bei diesen Zauberern immer so kompliziert sein?", murmelte Diane vor sich hin. „Hätte dieser Druide nicht einfach sagen können ‚Liebe Julia, schmore in der Hölle'? Dann hätten wir jetzt wenigstens unsere Ruhe."
Julia zog es vor Dianes Kommentar zu überhören.
„Und was ist dann mit dem Romeo? Wie soll er dich küssen, wenn er dich nicht wahrnehmen kann?", wollte Melissa wissen.
„Nun, das ist das Erkennungsmerkmal des wahren Romeo, er kann mich sehen!"
„Oh klasse! Wenigstens gibt so ein Merkmal", brummte Diane.
„Na ja, wenigstens wissen wir, was wir als nächstes zu tun haben. Wir müssen den wahren Romeo von Hogwarts finden", schloss Melissa.
