AN: Was ist denn mit euch los? Seit ihr alle im Weihnachtsurlaub oder war das letzte Kapitel unkommentierbar?

Vielen Dank an alle, die trotzdem gereviewt haben!

Katharina-B: Du bist ja ganz schön schadenfroh ;-)

zoomzoom-pig: Ich verrate dir was: In zwei Wochen werden all deine Fragen beantwortet sein, denn (1.) ist die Geschichte schon fertig (jetzt bekommt sie nur noch den letzten Schliff) und sie hat (2.) 26 Kapitel. Heute fängt sozusagen der show-down an...

Dieses Kapitel ist morsmordres gewidmet!


„Es ist passiert!" Schwungvoll ließ sich Melissa auf ihr Bett fallen.

Dorothy blickt unwillig von ihrem Notizblock hoch. Heute war endlich wieder ein Abend, an dem sie sich ungestört ihren Memoiren widmen konnte. Melissa war Quidditch spielen gewesen, Diane und Alexa probierten ein Care-Paket von Melissas Mutter durch (Pröbchen aus der Parfümerie von Millicent Bulstrode) und wo Julia sich herumtrieb interessierte sie nicht. Dorothy war unzufrieden mit sich selbst. Zu diesem Zeitpunkt hatte sie schon viel weiter sein wollen, aber die Umstände hatten sie davon abgehalten (wenigstens wurden ihre Memoiren dadurch noch um einiges spektakulärer als erwartet – auch wenn sie die Aktionen der AG-AG würde aussparen müssen).

„Was ist passiert?", fragte sie ungehalten.

Melissa lies sich von der Brummigkeit ihrer Zimmergenossin jedoch überhaupt nicht beeindrucken. „Professor Potter hat den Gryffindors endlich die 15 Punkte abgezogen. Ich habe schon gedacht, das würde nie passieren. Er hat sich ja eine Menge Zeit gelassen."

„Du hast doch nicht etwa Fairness von deinem Herzens-Potter erwartet?"

Unbemerkt waren Alexa und Diane eingetreten. Melissa verdrehte die Augen, Alexas penetrante Potter-Antipathie ging ihr ganz schön auf die Nerven. Sie beschloss den Kommentar zu ignorieren und wechselte abrupt das Thema.

„Was habt ihr eigentlich mit euren Haaren angestellt? Ihr seht aus wie explodierte Klobürsten!"

Alexa setzte einen tiefbeleidigten, Diane einen betroffenen Gesichtsausdruck auf.

„Ist es wirklich so schlimm? Alexas Mutter hat uns das neue Locken-Fix-Shampoo geschickt und das haben wir gerade ausprobiert. Ich hatte schon befürchtet, dass wir zu viel erwischt haben."

Dorothy kicherte. „Etwas? Melissas Beschreibung war ja noch schmeichelhaft. Ihr seht wirklich", Dorothy suchte vergeblich nach einem passenden Vergleich, „unmöglich aus. Wie lange hält das Zeug denn?"

„Keine Ahnung", sagte Diane deprimiert. Ihr graute schon vor dem nächsten Schultag wenn alle anderen sie mit dieser Frisur sehen würden. Innerlich verfluchte sie Alexa, die hatte ihr das schließlich eingebrockt. Diane übersah geflissentlich, dass auch sie ganz heiß darauf gewesen war, das Shampoo auszuprobieren.

„Wie sollte denn das Ergebnis aussehen?", erkundigte sich Melissa interessiert.

„Na, in etwa so." Diane reichte ihr die Shampoo-Flasche. Darauf war eine Hexe zu sehen, deren langes rotgoldenes Haar in perfekten Locken über ihren ebenso perfekten Rücken fiel. Gerade wickelte sie eine Locke spielerisch um ihren Zeigefinger.

„Hmm, nein, das habt ihr nicht ganz getroffen", grinste Melissa.

„Ich weiß", sagte Diane niedergeschlagen. „Können wir jetzt bitte das Thema wechseln?"

„Ich weiß gar nicht, was ihr habt", erklärte Alexa mit trotzigem Unterton. „Ich finde meine Frisur toll!"

Dorothy hatte mittlerweile ihr Notizbuch weggepackt. „Wo treibt sich eigentlich Julia rum? Normalerweise ist sie um diese Zeit doch schon längst wieder aufgetaucht und nervt uns mit ihren Ratschlägen."

„Keine Ahnung", gähnte Diane. „Aber es stört mich nicht wirklich. Ich vermisse unsere Jaulia kein bisschen."

„Jaulia?", kicherte Melissa. „Hast du wirklich Jaulia gesagt?"

„Natürlich, sie jault doch jede Nacht", erklärte Diane ungerührt.

„Da hast du recht", stimmte Melissa zu. „Ich finde wir sollten sie ab jetzt immer so nennen."

„Aber das wird ihr bestimmt nicht gefallen", sagte Dorothy ängstlich.

„Na und? Ihr Gejaule gefällt uns ja auch nicht!"


Die große Turmuhr von Hogwarts schlug Mitternacht (mal wieder). Die Mädchen lagen ruhig in ihren Betten. Mittlerweile hatten sie sich wirklich an ihre Ohrenschützer gewöhnt. J(a)ulia seufzte, da gab sie nachtnächtlich eine wunderbare Heulvorstellung und niemand hörte ihr zu. Sie hatte es so satt. Am Anfang hatte sie wirklich gehofft, dass die Slytherins ihr würden helfen können, doch in der Zwischenzeit hatte sie die Hoffnung aufgegeben. Sie machte den Mädchen noch nicht einmal einen Vorwurf, sie hatten sich wirklich angestrengt, aber die Aussicht noch weitere 468 Jahre oder 936 Jahre oder 1404 Jahre oder noch länger auf ihre Erlösung warten zu müssen, war einfach niederschmetternd.

Die Turmuhr hatte aufgehört zu schlagen. Julia setzte zu ihrer Heulerei an. Plötzlich hörte sie auf der Treppe ein Geräusch. Ein Kichern, eindeutig männlich, eindeutig erwachsen. Was sollte das? Noch nie in der tausendjährigen Geschichte von Hogwarts hatte sich ein Mann um diese Uhrzeit in den Mädchentrakt gewagt. Julia spitzte die Ohren und bemühte sich noch mehr zu hören. (Das war gar nicht so leicht, schließlich musste sie nebenbei heulen.)

Plötzlich sprang die Tür zum Zimmer der Erstklässlerinnen mit einem lauten Knall auf. (Die Mädchen hörten natürlich nichts, sie hatten ihre Ohrenschützer auf.) Drei dunkel vermummte Gestalten stürzten ins Zimmer und warfen Stinkbomben, aus ihren Zauberstäben zuckten grelle Blitze.

Nun wachten die Mädchen doch auf, der Gestank war einfach unerträglich.(Es war die neueste Generation der Weasley-Stinkbomben, nach dem Originalrezept von Frederic Longbottom.) Während Dorothy stocksteif liegenblieb und Alexa unter ihr Bett flüchten wollte, sprangen Diane und Melissa auf, zogen ihre Zauberstäbe und riefen: „Lumos!"

Was sie zu sehen bekamen, machte sie fassungslos. In der Mitte ihres Zimmers standen drei Männer, alle etwa Anfang zwanzig. Der eine groß, blond und mit blasiertem Gesichtsausdruck erinnerte fatal an „Napoleon!", rief Diane „Und Azz und Bee!", ergänzte Melissa. „Ihr wagt es hier herzukommen und uns diesen absolut kindischen Streich zu spielen?"

„Wirklich", sagte Diane angewidert. „Ich habe ja nicht viel von dir erwartet, aber dass du so einfallslos bist – Stinkbomben. Wie erbärmlich. Impurvio Aura!" Diane schwenkte ihren Zauberstab und der widerliche Gestank verwandelte sich in Rosenduft (manchmal war es eben doch nützlich, in Verwandlung aufzupassen).

Die veränderte Geruchslage schien Dorothy aus ihrer Erstarrung zu befreien. „Deine Erbärmlichkeit wird uns allerdings nicht davon abhalten, dich morgen bei Snape zu melden", piepste sie unter ihrer Bettdecke hervor. Napoleon sagte nichts.

„Hey, Malfoy! Was ist mit dir? Hast du dir auch noch dein Gehirn weggezaubert?", fragte Diane grob.

Die Mädchen sahen sich irritiert an. Das Azz und Bee nichts sagten, war ja normal (es ging sogar das Gerücht, dass die beiden gar nicht sprechen konnten, sondern sich nur mit Grunzlauten verständigen würden. Aber das war nur eine böswillige Verleumdung, es gab sogar Zeugen, die sie schon ganze Sätze hatten formulieren hören), aber Napoleon war doch noch nie auf den Mund gefallen gewesen.

„Wer ist das?", fragte er schließlich heiser. Die Mädchen folgten seinem Blick. In einer Ecke des Zimmer stand Julia und starrte ihrerseits den nunmehr erwachsenen Napoleon an. Erst jetzt fiel den Freundinnen auf, dass Julia gar nicht heulte obwohl es mitten in der Nacht war.

„Heißt das, du kannst sie sehen?", fragte Melissa aufgeregt.

„Natürlich kann ich sie sehen. Sie ist so wunderschön. Wer bist du meine Göttin?"

Die Mädchen sahen sich irritiert an. Irgendetwas in Napoleons Hirn musste durch den Alterungstrunk massiv Schaden genommen haben. Julia war ein Geist (auch wenn sie sich hundert Mal Manifestation nannte) und Napoleon schmachtete sie an, als ob er der echte Romeo und sie eine Julia aus Fleisch und Blut wäre.

Azz und Bee glotzen verständnislos in die Gegend. Dass ihr Boss Dinge tat, die sie nicht verstanden, war ja normal, aber dass er Dinge zu sehen schien, die sie nicht sahen, war doch irgendwie beunruhigend.

Plötzlich kam Bewegung in Julias bisher wie versteinert verharrende Gestalt.

„Romeo! Ich habe meinen Romeo gefunden! Ich bin gerettet! Küss mich, oh du mein strahlender Held."

„Das hat sie von unserem Brief an Audrey abgekupfert", flüsterte Diane der kichernden Melissa zu. Währenddessen waren Romeo alias Napoleon Malfoy und Julia aufeinander zugestürzt und versanken in einen langen hingebungsvollen Kuss. Die Mädchen sahen mit einer Mischung aus Rührung und Erleichterung zu. Azz und Bee sahen gar nichts, außer ihrem offensichtlich verrückten Chef, der die Luft knutschte. Entsetzt drehten sie sich um und verschwanden. Mit einem augenscheinlich Verrückten wollten sie nichts zu tun haben.

„Wie im Fernsehen", kommentierte Diane hingerissen.

„Wie im was?", fragte Alexa abwesend.

„Muggelsache"

„Popcorn wäre nicht schlecht", meinte Melissa verträumt.

„Und Butterbier", ergänzte Dorothy abwesend.

Es hätte noch ewig so weitergehen können, doch dann lösten sich die beiden aus ihrem Kuss.

„Und nun müssen wir gehen, mein Lieber", seufzte Julia. „Schade, du bist ein wesentlich besserer Küsser als der echte Romeo."

„Für dich würde ich alles tun", schmachtete Romeo Malfoy. Julia packte ihn an beiden Händen und mit einem lauten „Plopp" waren die beiden verschwunden.

„GEHEN? Davon war nie die Rede, ein Kuss und sie sollte erlöst sein", ächzte Diane.

„Ich schätze mal, Julia hat uns über ihre Erlösung nicht ganz die Wahrheit gesagt", stellte Melissa fröstelnd fest. „Was sollen wir jetzt tun?"

„Wir müssen Napoleon retten!"

„Wirklich?", fragte Alexa. „Warum?"

„Aber Alexa!", rief Dorothy entsetzt. „Das ist doch nicht dein Ernst!."

„Nein, natürlich nicht. War nur ne Frage."

„Über so was macht man keine Witze", sagte Melissa scharf. „Wer weiß, was sie mit ihm anstellt. Sie könnte ihm das Leben aussaugen oder so."

„Schon gut, regt euch ab! Also was wollen wir tun?"

„Wir müssen die beiden erst mal finden!" rief Melissa aufgeregt. „Sie könnten überall sein."

„Wir müssen einen Lehrer verständigen!", sagte Dorothy.

„Du hast recht, das hier ist definitiv eine Nummer zu groß für uns", nickte Diane.

Die vier Mädchen machten sich nicht die Mühe sich anzuziehen, sie warfen ihre Umhänge über und hasteten in Richtung Snapes Quartier.


Severus Snape hatte ausnahmsweise einen äußerst angenehmen Traum. Er träumte, dass er der Direktor von Hogwarts wäre und die absolute Macht über Lehrer und Schüler hätte. Gerade war er an der Stelle, wo er Harry Potter in Ketten legen ließ, weil der es gewagt hatte zu existieren, da wurde er unsanft aus dem Schlaf gerissen.

„Professor Snape! Professor Snape!"

Mädchenstimmen, unangenehm laut und schrill drangen durch das dicke Holz seiner Zimmertür, begleitet von einem unverschämt lauten Klopfen. Zornig sprang Snape aus dem Bett und schlüpfte in seine Pantoffeln (schwarzer Plüsch mit Bömmelchen, passend zu seinem schwarzen Nachthemd, beides ein Geschenk seiner Zaubertrank-Kollegin aus Beauxbaton). Ganz egal, was diese Störenfriede wollten, nur die Rückkehr von Lord Voldemort (oder seine Ernennung zum Schulleiter) würde er als Entschuldigung gelten lassen. Wütend riss er die Tür auf. Vor ihm standen vier aufgelöste Erstklässlerinnen und fingen sofort an durcheinander zu reden, zwei von ihnen hatten eine äußerst merkwürdige Frisur. Snape fühlte sich an den Wischmob seiner Großmutter erinnert. Waren sie deshalb hier? Hatten sie sich aus Versehen einen Wischmob auf den Kopf gezaubert? Das hatte doch wirklich bis morgen Zeit. Erst nach einer Weile gelang es seinem umnebelten Gehirn, die Bruchstücke zusammenzusetzen.

„Sie behaupten also, Napoleon Malfoy wäre in ihr Zimmer eingedrungen und dort von einer Manifestation entführt worden, weil diese durch einen Kuss von Romeo erlöst werden könnte?", fragte er ungehalten.

Die Mädchen nickten mit feierlichem Ernst, endlich hatte Snape verstanden. Dem dämmerte nun doch allmählich die Tragweite dieser Mitteilung. Wenn Malfoy tatsächlich entführt worden wäre – nicht auszudenken. Aber der Sache konnte man ja schnell auf den Grund gehen. Ungeduldig beobachteten die Mädchen wie Snape seinen Zauberstab vom Nachttisch nahm und auf einen alten Aktenschrank zusteuerte. Er klopfte mit dem Stab auf die oberste Schublade.

„Die Akte von Malfoy, Napoleon, zwölf Jahre, Slytherin", bellte er.

Die Schublade öffnete sich und Snape entnahm ihr eine Rolle Pergament.

„Malfoy, Napoleon", murmelte er. „...Noten....gegenwärtiger Status: seit gestern 18:34 Uhr unbekannt!" Nun war Snape wie elektrisiert. „Das heißt, er ist seit über sechs Stunden aus Hogwarts verschwunden, sonst wüste die Akte wo er ist."

„Aber...", setzte Diane an zu sprechen. Sie wusste ganz genau, dass Napoleon gerade mal eine halbe Stunde weg war.

„Was? Sie sind ja immer noch hier!" Erst jetzt schien sich der Hauslehrer wieder auf die Anwesenheit der Mädchen zu besinnen. „Sofort in ihr Zimmer mit ihnen!"

„Aber Professor..." begann nun auch Melissa.

„Nein, sie dürfen nicht helfen, sie bilden sich wohl ein, sie wären Potter, oder was? Das ist die Sache von Erwachsenen", brüllte Snape sie an.

„Professor hören sie doch..."

„Nein, sie hören! Ab in ihr Zimmer, oder ich verpasse ihnen eine Strafarbeit, die sie ihr Leben lang nicht vergessen werden.

Wie begossene Pudel stürzten die Mädchen davon, während Professor Snape eine riesige Suchmaschinerie in Gang setzte.