Kapitelchen 6
Ursprünglich
hatte Harry geplant, mit dem Besen in das nicht weit entfernte
Hogwarts zu gelangen, doch angesichts seiner müden Glieder hatte
er es sich anders überlegt und war stattdessen zu Fuß
gegangen, um seine Knochen etwas zu wecken.
Mittlerweile
stand er vor Hagrids Hütte und schaute sich suchend um.
Auf
sein Klopfen hatte niemand reagiert, noch nicht einmal Fang hatte
sein grunzendes Bellen hören lassen.
Als
er weit und breit keine Menschenseele entdecken konnte, setzte er
sich in Richtung Schloss in Bewegung.
Kaum
hatte er das große Tor geöffnet, drangen Stimmen an sein
Ohr und er erblickte Argus Filch, den Hausmeister Hogwarts und seine
ehemalige Verwandlungs-Lehrerin Professor McGonagall.
Mitten
im Satz verstummte Filch und drehte sich zu Harry um.
„Potter",
grunzte er missmutig.
„Guten
Morgen", sagte Harry und grinste Minerva McGonagall strahlend
entgegen.
„Mr.
Potter, was für eine Freude sie hier in unseren Hallen begrüßen
zu dürfen", antwortete sie.
Er
hatte sie fast zwei Jahre nicht mehr zu Gesicht bekommen und doch
hatte sie sich kein bisschen verändert. Natürlich hatte sie
schon als er sie das erste Mal gesehen hatte nicht mehr sehr jung
gewirkt, doch ihre Erscheinung hatte sich seitdem kaum verändert.
Sie
ließ den weiterhin missmutig dreinschauenden Filch stehen und
kam auf Harry zu.
Bei
ihm angekommen schien sie sich nicht recht entscheiden zu können,
ob nur ein Händeschütteln oder gar eine Umarmung angebracht
war.
Nach
einem Moment, in dem sie etwas unkoordiniert mit ihren Armen in der
Luft rumfuchtelte, packte sie mit der Rechten seine Hand und drückte
ihn mit dem linken Arm an sich, um ihn dann sofort wieder von sich
weg zu drücken.
Die
Gesichter der Beiden wurden knallrot und dann begann Harry leicht
verlegen zu sprechen.
„Es
freut mich auch sehr, dass ich mal wieder vorbei schauen kann".
McGonagall
machte gerade den Mund auf, um etwas zu erwidern, als laute Schritte
zu hören waren.
„Argus?",
rief eine Stimme und schon sah man einen jungen Mann um die Ecke
biegen.
„Hier
steckst du also, ich hab dich schon überall gesucht. Wo hast du
denn die…". Mitten im Satz brach der Mann ab und blickte erstaunt
in Richtung Harry und McGonagall.
„Harry
Potter?", fragte er und ließ seinen Mund erstaunt offen
stehen.
„Ja",
antwortete Harry zögernd und seine Hand ging wie automatisch
hoch zu seiner Stirn, um seine Haare über die alte Narbe zu
klatschen.
Er
war es gewohnt sofort von jedem erkannt zu werden und es störte
ihn längst nicht mehr so sehr wir früher, doch besonders
wohl in seiner Haut fühlte er sich trotzdem nicht.
„Erkennst
du mich gar nicht wieder?", fragte der junge Mann und ging
schnellen Schrittes auf Harry zu, um ihn dann seine Hand entgegen zu
strecken.
Harry
war es peinlich, dass er geglaubt hatte, der Mann hätte ihn nur
wegen seiner Narbe erkannt, doch noch schlimmer war, dass er ihn
nicht erkannte.
Der
Mann schien einige Jährchen junger als Harry zu sein und hatte
dichtes blondes Haar. Harry hatte nicht genug Zeit zu überlegen,
wen er da vor sich hatte, denn schon sprach er weiter.
„Owen
Cauldwell. Du hast mir mal geholfen, als Malcolm Baddock mich in
deinem letzten Jahr angegriffen hat. Hast ihm einen ordentlichen
Wabbelbein-Fluch auf den Hals gejagt", sagte der junge Mann und
schüttelte Harrys Hand kräftig rauf und runter.
McGonagall
konnte sich einen strengen Blick in Harrys Richtung wohl nicht
verkneifen, doch Harry versuchte dies zu ignorieren, auch wenn er
sich einen Moment wieder wie ein kleiner ertappter Schüler
vorkam.
„Natürlich,
ich erinnere mich wieder", sagte Harry lächelnd.
Owen
Cauldwell war in Harrys 4. Jahr an die Schule gekommen und im Haus
Hufflepuff gelandet.
„Wir
müssen wieder an die Arbeit, Cauldwell", sagte Filch laut und
ging humpelnd in Richtung große Halle davon.
„Tut
mir leid, ich hätte gern noch ein bisschen geplaudert, aber die
Pflicht ruft", sagte Owen, schüttelte erneut Harrys Hand und
eilte dann Filch hinterher.
Harry
drehte sich mit fragendem Blick zu McGonagall um, die sofort als Owen
verschwunden war drauflos zu plappern begann.
„Dumbledore
hat Filch einen Assistenten besorgt, weil die gesamte Lehrerschaft
der Meinung war, dass Filch langsam zu alt für seinen Posten
wird. Allerdings bin ich nicht besonders begeistert auf wen die Wahl
gefallen ist. Er scheint mir doch noch etwas zu jung für eine
solche Aufgabe. Aber Dumbledore ist nun mal eine hoffnungslose
Helfernatur. Er hat ihn unverzüglich eingestellt, als er hörte,
dass Cauldwell seit seinem Schulabschluss keine Stelle bekommen hat.
Er war schon in seiner Schulzeit keine besondere Leuchte und ich
glaube kaum, dass die Schüler ihn als Autoritätsperson
akzeptieren werden."
Harry
hörte ihr zwar halbwegs zu, war mit dem Gedanken jedoch ganz
woanders. Sirius und Ginny gingen ihm nicht aus dem Kopf; die Sorge
um sie nagte unglaublich an ihm.
McGonagall
schien Harrys Abwesenheit zu bemerken und betrachtete ihn, als sie
fertig gesprochen hatte, mit einem forschenden Blick.
„Sie
möchten doch sicher zum Schulleiter, nicht wahr?", fragte sie,
woraufhin Harry, weiter in seine Gedanken versunken, leicht nickte.
„Er
spricht gerade in seinem Büro mit Hagrid. Vielleicht möchten
sie sich solange in unserem neuen Memorien-Saal umsehen", sagte die
Professorin.
Harry
blieb noch einem Moment vor der geschlossenen Tür des Raumes
stehen, nachdem McGonagall sich von ihm verabschiedet hatte, um
Dumbledore bescheid zu geben, dass Harry soeben angekommen war.
Bis
jetzt hatte er noch kaum eine Veränderung im Schloss feststellen
können, abgesehen von der Tatsache, dass Filch Unterstützung
bekommen hatte.
Es
kam ihm ein bisschen vor, als wäre er wieder ein Kind und er
fühlte sich trotz der Sorge um Ginny und Sirius etwas wohler,
seitdem er die Gründe von Hogwarts betreten hatte.
Nun
öffnete er die Tür, auf der in großen verschnörkelten
Buchstaben das Wort Memorien-Saal zu lesen war.
Ein
grünes schimmerndes Licht drang ihm aus dem Raum entgegen und
als Harry eintrat, fiel sein Blick zuerst auf ein rundes Etwas an der
Decke, dass die Quelle des merkwürdigen Lichtes zu sein schien.
Doch er konnte nur ein paar Sekunden hinsehen, weil seine Augen
sofort zu brennen anfingen.
Er
ließ den Blick durch den ganzen Raum gleiten und stellte fest,
dass weder die Bezeichnung Raum noch Saal angebracht war.
Die
große Halle, in der Harry einige der schönsten Augenblicke
seines jungen Lebens verbracht hatte, war lächerlich gegen
diesen Raum.
Harry
konnte kaum abschätzen wie viel mal größer er war,
doch mit drei Malen wäre er nicht ausgekommen.
Woher
konnte ein so riesiger Raum gekommen sein, fragte er sich kurz, aber
er wusste, dass Hogwarts mehr Geheimnisse verbarg, als jedes andere
Gebäude.
Wenn
man den Raum der Wünsche kannte, konnte einen eigentlich nichts
in Hogwarts mehr wundern und so nahm er diesen Raum nun einfach als
gegeben hin und blickte sich staunend um.
Der
Raum war durch mehrere Gänge unterteilt und nur in der Mitte
konnte man bis ans Ende blicken. Alle Wände waren voller Fotos,
Gemälde, Zeitungsausschnitten und großen Tafeln voller
Text.
Plötzlich
piepste etwas neben ihm laut und er drehte sich erschrocken in die
Richtung, aus der das Geräusch gekommen war.
An
der Wand gleich neben der Tür hing ein kleines Schild auf dem
„Herzlich Willkommen im Memorien-Saal" zu lesen
war.
Doch
kaum hatte Harry die Worte gelesen, verschwanden sie auch schon und
ein neuer Satz erschien.
„Bewundern
Sie alle Ehemaligen der Hogwarts Schule für Hexerei und
Zauberei, die aus der Menge der vielen Schüler durch besondere
Verdienste oder Leistungen vor, während oder nach ihrer Laufbahn
auf unserer Schule heraus stachen".
Die
Worte verschwanden und das Schild zeigte nun das Hogwarts-Siegel.
Harry
konnte sich zuerst nicht entscheiden, in welchen der vielen Gänge
er als erstes gehen sollte, doch dann fiel sein Blick auf ein Bild im
äußersten rechten Gang.
Es
zeigte jemanden, der ihm unglaublich bekannt vorkam.
Harry
betrachtete den Text, der hoch über der Bilderreihe dieses
Ganges hing.
„Schulsprecher
990 n. Chr. – 2004", hieß es auf dem großen
Pergament.
Harry
blickte nun wieder zu dem Foto hinunter, welches das
Schulsprecher-Paar aus dem Jahr 1997 zeigte.
Ernie
McMillan und Hermine, deren Nachname damals noch Granger gelautet
hatte, strahlten ihm entgegen und immer wieder schaute Hermine stolz
auf ihr Schulsprecher-Abzeichen hinunter.
Wenn
sie doch bloß in Wirklichkeit auch gerade so glücklich
ist, dachte Harry, denn das hieße, dass mit Sirius alles in
Ordnung war.
Er
löste sich von dem Anblick der glücklichen Hermine und ging
den Gang ein paar Schritte weiter hinab.
Er
sah Cho Chang, die im Jahre 1996 Schulsprecherin gewesen war und
erinnerte sich einen Moment lächelnd, dass sie das erste Mädchen
gewesen war, in das er wirklich verliebt war.
Erst
nach ein paar Schritten hielt er wieder inne. Das Gesicht Percy
Weasleys blickte ihm stolz entgegen und wieder schossen unvermittelt
Erinnerungen auf Harry ein. Einige Tage nach Lunas Tod hatte er im
Ministerium dazu aussagen müssen.
Percy
blickte Harry streng entgegen, während Fudge, der neben ihm saß,
wieder zu sprechen begann.
„Ich
hatte Dumbledore damals eindeutig nahe gelegt, dir diesen Tarnumhang
nicht wieder auszuhändigen, als ich von Snape davon erfuhr. Ich
habe ihm gesagt, dass so etwas in den Händen eines unmündigen
Kindes gefährlich werden kann".
„Dumbledore
hat getan, was er für richtig hielt und mit so etwas hat er
nicht rechnen können. Außerdem können sie wohl kaum
behaupten, dass diese Sache ohne den Tarnumhang nicht passiert wäre",
kam es von Arthur Weasley, der gleich neben Harry saß.
Percy
bedachte seinen Vater mit einem geringschätzigen Blick und
tauchte dann seine Feder in ein Tintenfass, um die Worte seines
Vaters in dem Protokoll festzuhalten, dass vor ihm auf Fudge
Schreibtisch lag.
Harry
schaute sich erneut in dem riesigen Büro des Zauberministers um
und entdeckte ein Foto, auf dem ein noch recht jung wirkender Fudge
zusammen mit einer hübschen Frau zu sehen war. Die beiden
strahlten ihm entgegen und die rothaarige Frau erhob zum Gruß
die Hand.
Fudge
bemerkte, dass Harry das Foto interessiert musterte und räusperte
sich schnell, um ihn davon abzulenken.
„Arthur,
ich habe dir erlaubt bei Harrys Befragung anwesend zu sein. Genauso
habe ich zugestimmt, dass du bei Mrs. Grangers, Mr. Longbottoms und
bei der Befragung deines Sohnes dabei sein konntest. Auch habe ich
veranlasst, dass Percy bei der Anhörung deines Sohnes von einem
anderen vertreten wird, damit die beiden nicht aufeinander treffen.
Doch ich habe dir auch gesagt, dass ich keine Einmischung deinerseits
wünsche. Darum bitte ich dich jetzt mein Büro zu
verlassen."
„Ich
habe Harrys Schilderung seiner letzten so genannten Anhörung
noch gut im Gedächtnis und werde bestimmt keinen Menschen mehr,
an dem mir etwas liegt, von dir allein befragen lassen."
Harry
drehte langsam seinen Kopf, nur um mit eigenen Augen zu sehen, dass
es wirklich Mr. Weasley war, der neben ihm saß. Nicht, dass er
ihn bisher für einen Hasenfuß oder Dergleichen gehalten
hätte, aber immerhin sprach er hier mit seinem Chef; mit dem
Zauberminister persönlich.
Einen
Moment zögerte Fudge, doch dann sprach er weiter, als wären
weder seine, noch Mr. Weasleys vorherige Worte ausgesprochen worden.
„Gut
Harry, dann erzähl mir doch noch einmal, was passiert ist, als
du Neville gefunden hast".
„Wie
oft soll er es denn noch erzählen? Wegen ihnen muss er sich
diese schrecklichen Szenen immer und immer wieder ins Gedächtnis
rufen", rief Mr. Weasley aufgebracht, bevor Harry auch nur den Mund
aufmachen konnte.
Fudge
wirkte, als wäre er kurz vorm explodieren, doch als er sprach,
war seine Stimme völlig ruhig.
„Raus".
„Nein,
ich werde dieses Büro nicht ohne Harry verlassen", entgegnete
Mr. Weasley in nicht minderruhigem Ton.
Fudge
kam hinter seinem Schreibtisch hervor geeilt und packte Mr. Weasley
am Arm. Harry war sich sicher, dass er ihn schlagen würde und
sprang ebenfalls auf.
Fudge
jedoch hatte nie vor gehabt Mr. Weasley zu schlagen.
Er
zog ihn lediglich an seinem Arm in eine Ecke seinen Büros und
sprach hastig flüsternd auf ihn ein.
Harry
setze sich wieder und warf Percy einen Blick zu, um zu prüfen,
ob er es bemerken würde, wenn Harry lauschte.
Percy
schien jedoch nicht weniger interessiert an der Unterhaltung, denn er
lehnte sich so weit nach hinten auf seinem Stuhl, wie es nur ging
ohne umzukippen und achtete nicht im Geringsten auf Harry.
Harry
versuchte alle Nebengeräusche, die vom Flur hereindrangen
auszublenden und konzentrierte sich angestrengt auf Fudge Stimme,
doch er konnte trotzdem nur Wortfetzen verstehen.
„
…. peinlich machen vor dem ….. Unverschämtheit … nicht
widersprechen."
Nun
sprach Mr. Weasley, der sich augenscheinlich nicht so sehr bemühte
das Gespräch unter vier Ohren zu halten, denn Harry verstand
fast jedes Wort.
„
Ohne Dumbledore … lange nicht mehr hier…. in Acht nehmen, was sie
über ihn …
Er
hat mich gebeten hier ein Auge auf …. zu haben. …. Genug gequält
… genug Macht, um ….."
Harry
beobachtete wie Fudges Augen während Mr. Weasleys Rede immer
größer wurden und glaubte Panik in ihm hochsteigen zu
sehen.
Als
Mr. Weasley geendet hatte, verschränkte Fudge die Arme über
der Brust und kam eilends wieder an den Tisch, setzte sich jedoch
nicht.
Percy
hatte fix begonnen in seinem Protokoll zu kritzeln, als er bemerkt
hatte, dass das Gespräch vorbei war und schaute seinen Chef nun
unschuldig dreinblickend an.
„Die
Anhörung ist beendet Percy. Sie können das Protokoll an dem
Punkt abschließen, als Harry mit seiner Schilderung geendet
hat", sagte Fudge und deutete dann, den Blick nun auf Harry
gerichtet, zur Tür. „Auf wieder sehen".
Harry
schaute zu Mr. Weasley, der noch immer in der Ecke des Raumes stand.
Er
nickte und ging auf die Tür zu.
Harry
stand auf und streckte Fudge die Hand zum Abschied entgegen, doch
dieser machte keine Anstalten sie zu nehmen. Also ließ Harry
sie wieder sinken, warf Percy noch einen kurzen bösen Blick zu
und ging dann ebenfalls Richtung Tür.
Mr.
Weasley wartete, schon mit der Türklinke in der Hand, auf ihn,
doch plötzlich flog die Tür auf und warf ihn nach hinten.
Als
Harry sah, wer hinter der Tür stand, griff er reflexartig in
seine Umhangtasche, doch er fand nicht, wonach er suchte und schon
dämmerte es ihm.
Er
hatte seinen Zauberstab am Empfang abgeben müssen; eine der
neuen Sicherheitsvorschriften des Ministeriums.
Er
stand wie nackt da; er war völlig wehrlos; wieder einmal.
Nun
ging alles sehr schnell, dennoch nahm Harry es wie in Zeitlupe wahr.
Fudge
warf sich unter seinen Schreibtisch und blieb dort, die Hände
schützend über den Kopf und stark zitternd, liegen.
Lucius
Malfoy begann seinen tödlich Fluch auszusprechen, doch Mr.
Weasley hatte sich so schnell wieder aufgerichtet, dass er nun
schützend vor Harry springen konnte, so dass der Fluch ihn
treffen würde.
Aber
noch jemand im Raum handelte geistesgegenwärtig.
Percy
Weasley schupste seinen Vater und Harry mit ungeahnter Kraft beiseite
und in der nächsten Sekunde lag er tot auf dem glänzenden
Fußboden des Büros.
Harry
betrachtete weiterhin das Foto von Percy.
Unmittelbar
nachdem er damals auf dem Boden gelandet war, hatte ein Mitglied des
Ministeriums Malfoy von hinten geschockt.
Doch
es war zu spät gewesen, dachte Harry und das Bild des bitterlich
weinenden Ron, nachdem er vom Tod seines Bruders erfahren hatte,
erschien vor seinem inneren Auge.
Lucius
Malfoy hatte Percy erwischt, doch er hatte Harry töten wollen.
Er
wollte sich wieder in die Gunst seines Meisters bringen, nachdem es
ihm und den anderen Todessern nicht gelungen war, die Prophezeiung zu
bekommen.
Er
hatte wohl gedacht, wenn er Harry töten würde, wäre
sein Lord wieder froh gestimmt.
Harry
hatte lang nicht mehr an die Begebenheiten seiner letzten beiden
Schuljahre gedacht, da er die Schuldgefühle nicht ertragen
konnte. Er hatte alles mehr oder weniger erfolgreich verdrängt,
doch nun stürmte alles wieder auf ihn ein.
Eigentlich
sollte Percy hier an meiner Stelle stehen und ein Foto des toten
Harry betrachten, dachte er.
„Nein",
sagte er plötzlich in die Stille des Saals und seine Stimme
hallte schallend wieder.
Mich
trifft keine Schuld. Ich habe die Todesser nicht wieder entkommen
lassen, nachdem wir sie dingfest gemacht hatten.
Und
Voldemort hätte auch ohne meine Existenz Menschen getötet.
Wahrscheinlich noch einige mehr.
Diese
Worte hatte einst Dumbledore an ihn gerichtet und er hatte sie sich
schon viele Male selbst wiederholt.
Er
drehte sich erschrocken um, als jemand hinter ihm seinen Namen sagte.
Dumbledore
stand nun genau vor ihm und Harry atmete pfeifend ein.
Er
sah schrecklich aus.
Sein
Gesicht war leichenblass; seine Haare und sein Bart schienen
jeglichen Glanz verloren zu haben; seine Haltung wirkte merkwürdig
gebeugt.
Nur
seine Augen hatten ihr so typisches faszinierendes Leuchten nicht
verloren.
