A/N:Sorry, dass das update so lange gedauert hat, werd mich bemühen, nicht mehr soviel Zeitbis zum nchsten vergehen zu lassen!Danke an Ella, Alca und Isis für eure tollen Reviews, hatt mich gefreut, obwohl ich ja wirklich noch nicht viel geschrieben habe, hoffe ich krieg weiterhin Feedback.

PS: Ich hab übrigens keine Ahnung, wieviele Tage zwischen der Ankunft Gandalfs, Faramirs Rückkehr nach Osgiliath und der Belagerung vergehen, also alle Angaben sind nur geschätzt!

Kapitel 2

Zu der Zeit, als die Stadt noch ruhig in ihrem steinigen Bett schlummerte und die Gondorianer noch nicht ahnten, dass sich manche von ihnen bald an die Warnungen einer jungen Frau erinnern würden, saß eben diese mit angewinkelten Beinen auf einem Mauervorsprung in der fünften Ebene der Stadt, die sich bereits in schwindelerregender Höhe über dem Erdboden befand. Ein Stoß hätte genügt, die Frau in den sicheren Tod zu schicken, doch das berührte sie im Moment recht wenig. Viel mehr war sie damit beschäftigt, den Balkon des Hauses zu beobachten, das sich schräg über ihr auf der nächsten Stufe befand. Dort standen ein in weiß gekleideter Zauberer und ein Kind. Nur ein geübtes Auge- oder in diesem Fall ein Mitwisser- erkannte, um wen es sich bei den Personen handelte.

Taré seufzte. Selbst wenn sie geschrien hätte, Gandalf und Pippin hätten ihre Stimme nicht vernommen. Dafür waren sie zu weit entfernt und ihre Konzentration zu sehr in die Ferne gerichtet. Es kam Taré unwirklich vor, dass sie sich einerseits mitten im Film befand und den Ton zu den Lippenbewegungen von Gandalf in diesem Augenblick beisteuern könnte. Doch andererseits war sie nicht näher dran als im Kinosessel. Weder gehörte sie zu den Hauptpersonen in dieser Geschichte, noch hatte sie irgendeinen anderen Einfluss. Ihr Name würde noch nicht mal im Abspann erscheinen...

Es war so hoffnungslos. Alles was ihr blieb, war abzuwarten und das war ihr noch nie leicht gefallen. Sie hatte aufgehört, mit den Menschen über Mordor zu reden, als ihr die Frage in den Sinn kam, ob es überhaupt etwas brachte. Sie wusste doch Bescheid, dass es alles gut ausgehen würde, also warum die Anstrengung? Frodo vernichtet den Ring, Aragorn wird König, alle leben glücklich und zufrieden, Ende. Wiederrum bestanden aber auch Zweifel. Dies war nicht einfach ein Film, es hatte keinen Schnitt zu Frodo und Sam gegeben, seit geschlagenen zehn Stunden verweilte die Kamera nun schon auf Minas Tirith. Nur weil ich weiß, wie der Film in meiner Welt ausgeht, heißt das nicht, dass das gleiche Ende in dieser auf uns wartet, dachte Taré mit zusammengekniffenen Lippen. Gott, sie verzweifelte noch an dem Dilemma, alles war so einfach und doch so kompliziert.

Aber das sie nichts ändern könnte, das war eine bittere Tatsache. Eine Dienstmagd... Warum wurde sie nicht als Adlige oder als Elbe nach Mittelerde geschickt? Am liebsten aus dem Düsterwald... Ein Lächeln umspielte ihren Mund, denn Legolas schmückte achtzig Prozent ihrer Herr der Ringe Poster zuhause. Aber viel mehr könnte sie helfen als Elbe, sie hätte eine einflussreichere Position, in ihrem derzeitigen Zustand waren ihr die Hände gebunden.

Fröstelnd zog sie ihren Umhang enger, dabei entschied sie, die düsteren Gedanken vorerst beiseite zu schieben. Nach ihren Berechnungen müsste es eh gleich soweit sein... Ein leichtes Vibrieren, dass von dem Gestein ausging, erfasste sie plötzlich und wuchs an zu einem Beben. So schnell, wie es kam, erstarb es auch schon wieder, doch einen Atemzug später sah sie die Säule aus modrigem Grün von Mordor aus in den Himmel steigen.

Taré sprang auf und warf grinsend die Arme in die Höhe.

„Yeah, Baby, ich wusste es doch!", rief sie triumphierend, stockte jedoch, als sie den schockierten Blick eines Gondorianers gewahr wurde. Sich räuspernd nahm sie die Arme wieder runter.

„´Tschuldigung...Schreckliche Sache,...diese...diese..Sache.."


Unruhe stieg nicht nur unter der Bevölkerung, sondern auch bei den Soldaten an. Manche der Frauen schrien in Panik, Kinder weinten. Taré wusste, dass dies erst ein Vorgeschmack dessen war, was sie in zwei Tagen erwarten würde. Mit verkrampften Herzen beobachtete sie die aufgebrachte Bevölkerung.

„Wer seid ihr?"

Sie drehte sich zu der bekannten Stimme um.

Quentur näherte sich ihr zögernd. Er setzte mehrmals verwirrt zum Sprechen an, doch dann zeigte er nur nach Osten.

„Was da passiert... ihr wusstet es, ihr habt es mir in jedem Detail beschrieben! Wer, bei Eru, seid ihr?"

Er stand nun direkt vor ihr. Sein durchbohrender Blick, der von Verwirrung erfüllt war und die Tatsache, dass er sie um einen Kopf überragte, bereiteten ihr Unmut und sie wandte sich ab.

„Das weiß ich im Moment selber nicht recht..."

Quentur holte tief Luft und stützte sich auf die Mauer.

„Werden wir sterben?", fragte er gefasst.

Taré zögerte.

„Viele der Bewohner Minas Tirith werden die Schlacht nicht überleben. Die schwarze Armee wird bis in die oberen Ebenen eindringen."

Quentur schloss kurz die Augen. Dann packte er Taré an den Schultern und zwang sie, ihn anzusehen.

„Aber Minas Tirith ist nicht verloren? Gondor wird siegen?!"

„Nicht Gondor, nein, Denethor wird Selbstmord begehen, wenn er die Horden vor der Stadt sieht, aber Gondors Freunde werden es retten, wenn es fast zu spät ist..."

Er ließ sie wieder los, als ihm langsam die Bedeutung ihrer Worte klar wurde. Das Haus seiner Mutter lag in der dritten Ebene der Stadt.

„Die Menschen dieser Stadt werden am meisten leiden, nicht wahr?"

Sie nickte nur.

„Aber ihr habt sie doch gewarnt, jetzt werden sie euch genauso wie ich Glauben schenken! Minas Tirith muss geräumt werden!"

Taré lachte abschätzig.

„Wie wollt ihr das erreichen? Ich hatte die Gelegenheit vielleicht zehn, zwanzig Leute zu warnen, bevor ich aufgab. Sollten wir zusammen zu Denethor marschieren, der noch nicht einmal auf einen Zauberer hört?"

Quentur dachte lange nach.

„Ihr sagtet, er würde sich umbringen, weil er denkt, dass Minas Tirith fällt, aber im Moment hängt er noch an seinem Leben, oder?"

Auf ihren fragenden Blick hin schmunzelte er nur.


„Wo bleibt mein Mahl? Eilt euch und bringt mein Essen, ich bin hungrig!"

Ungeduldig warf Denethor immer wieder die breiten Ärmel seines Pelzmantels nach hinten. Grimmig blickte er abwechselnd nach draußen und auf den leeren Tisch, an dem er saß. Erneut klingelte er nach der Magd, die ihm wie jeden Mittag seine Speisen brachte. Außer ihm befand sich nur der Hobbit Peregrin Tuk im Saal. Endlich schwang das Tor auf und eine junge Magd tischte ihm die Platten auf, wobei sie vermied, ihn anzusehen. Als sie ihm die letzte über die Schulter reichte, wollte er gerade nach dem Fleisch greifen, doch der Druck einer scharfen Klinge an seiner Kehle hinderte ihn daran. Er wollte nach den Wachen schreien, doch die andere Hand der Frau verschloss ihm schnell den Mund.

„Ihr haltet lieber den Mund, wenn euch euer Leben lieb ist!" Ihr Gesicht schnellte zu dem Hobbit, der ungeschickt sein Schwert zog.

„Steckt euer Schwert zurück, Pippin. Ja, ich kenne euren Namen und ihr braucht euch keine Sorgen zu machen, ich bin auf eurer Seite. Und ihr...",Taré führte ihr Gesicht nahe an Denethors Ohr, „ Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie oft ich das schon einmal machen wollte!"

Er versuchte sich zu befreien.

„Oh, ich bin stark, nicht wahr? Ihr glaubt gar nicht, was jahrelanges Speerwerfen für Muskeln aufbaut."

Die Tür ging wieder auf und herein trat ein Wächter der Zitadelle.

Denethor atmete erleichtert ein, doch der Mann verriegelte nur das Schloss hinter sich und eilte dann zu ihnen. Sein Gesicht war mit dunkelblauem Stoff verhüllt, wie es bei den Wächtern Tradition war.

Es war nicht leicht für Quentur gewesen, die Verkleidung zu bekommen, doch einer der Wächter war ein enger Freund von ihm und hatte Schulden. Nachdem Quentur ihm versichert hatte, dass sie sich nur ein paar Minuten mit dem Truchsess unterhalten wollten, war es ihm möglich gewesen, in seine Rolle zu schlüpfen. Nicht nur die einfachen Einwohner Minas Tirith hatten etwas an Denethor auszusetzen...

Quentur zog sein Schwert und berührte mit der Spitze Denethors Hals. Taré ließ ihn los und stellte sich ihm ebenfalls gegenüber. Sie hatte einen Umhang umgelegt, der ihr Gesicht verbarg.

„Plötzlich schwingt der große Denethor keine Reden mehr. Was habt ihr denn? Angst, dass ihr euch zu eurem ältesten Sohn gesellt?" Taré war selber überrascht, wie leicht ihr der überlegene Ton eines Mörders fiel. Die vielen Quentin Tarantino Filme hatten also doch ihren Zweck erfüllt.

Nun ergriff Quentur das Wort.

„Euer Gold interessiert uns nicht, Denethor, Sohn des Ecthelion. Wir wollen leben, genauso wie alle anderen Bewohner der Hauptstadt Gondors. Ihr ahnt bereits, welcher Schrecken die Stadt heimsuchen wird, nicht wahr? Und doch bleibt ihr tatenlos..."

Während Quentur zu Denethor sprach, fiel Taré auf, wie bekannt ihr die Szene vorkam. Pippin in seiner Tracht, die Speisen auf den silbernen Tellern.

„Oh, nein..."

Sie kamen zu spät. Während sie die Vorbereitungen für ihren Plan getroffen hatten, war Faramir von seinem Vater wieder nach Osgiliath geschickt worden.

„Quentur..", flüsternd versuchte sie es Quentur zu sagen.

„Pst, seid ruhig. Ich befehle euch zwei Sachen, Denethor. Erstens werdet ihr die Stadt sofort gegen den bevorstehenden Angriff rüsten und zweitens alle Einwohner, die weder eine Waffe besitzen, noch in der Lage sind, sich selber zu verteidigen, umgehend aus Minas Tirith und in Sicherheit zu bringen! Wenn ihr die Bedingungen nicht erfüllt, werden wir euch umbringen!"

Mit angehaltenem Atem warteten sowohl Taré als auch Quentur auf eine Antwort, doch statt den erhofften Worten fing Denethor nur heiser an zu lachen. Plötzlich stieß er die Klinge von Quenturs Schwert zur Seite und stand auf.

Darauf waren sie nicht gefasst gewesen. Sie hatten sich darauf verlassen, dass Denethor zuviel Angst hätte, um Widerstand auszuüben. Quentur hatte noch nie jemanden getötet und er würde es auch nicht können. Vor allem nicht den Truchsess von Gondor.

„Für wen haltet ihr euch eigentlich? Glaubt ihr wirklich, ihr könnt hier reinspazieren und mich umbringen? Ihr Narren!"

Es hämmerte an der Tür und die Stimmen von Wächtern waren zu hören. Jetzt erst bemerkten sie, dass Pippin sich rausgeschlichen hatte, um Alarm zu schlagen. Dieser dumme Hobbit, dachte Taré, warum musste er immer das tun, was er nicht sollte?

„Komm, wir müssen hier raus!", Quentur nahm sie an der Hand und rannte zu den Fenstern, doch es ging sehr weit in die Tiefe. Zirka drei Meter unter ihnen befand sich ein schmaler Vorsprung.

„Das schaff ich nie!", rief Taré verzweifelt, als sie in Quenturs Augen las, was er vorhatte.

„Es ist der einzige Ausweg! Komm, ich spring zuerst und fang dich auf."

Mit einem beherzten Sprung landete er auf dem Gemäuer.

Taré blickte noch einmal zur Tür. Die Wachen hatten sie fast auf.

„Beeil dich!"

Sie setzte gerade zum Sprung an, als zwei Hände sie von hinten wieder von der Fensterbank zogen. Mit einem Aufschrei landete sie auf dem harten Steinboden. Denethor hielt sie immer noch fest.

„Ihr glaubt doch nicht, dass Denethor, Herrscher von Gondor so einfach kleine Meuchelmörder fliehen lässt?"

Tarés Kopf schmerzte von dem Aufprall, verschwommen sah sie die Umrisse der Wachen und meinte in dem Stimmengewirr noch Quentur zu vernehmen, doch dann wurde sie ohnmächtig.