Ich wollte eigentlich noch ein Vorwort vor mein 1. Kapitel schreiben. FF
war schneller, typisch Anfänger. Na ja, aber eines wollte ich auf alle
Fälle noch loswerden:
Special thanks to: Maxine01
Ohne Ihre Geduld, ehrliche Kritik und Aufmunterung würde diese Geschichte heute hier nicht so stehen. *Sorry Maxine, aber das musste einfach sein. *
Bin ganz hoch gehüpft vor Freude. Danke für Eure lieben Reviews. Elena: Ob Du recht hast oder nicht? Einfach weiterlesen! *grins* Ainaredien: Klasse, dass Dir meine Geschichte gefällt freut mich. Maxine01: *ganz weit fliegt*
So, jetzt geht es weiter!
* * * * * * * * * *
2. Eine verhängnisvolle Nacht
Der ganze Schultag, das Mittagessen und auch das Abendessen gingen wie durch einen Nebel an Harry vorüber. Hermione und Ron machten schon einen genervten Eindruck, dass Harry in keiner Stunde bei der Sache war und sie ihn mindestens zweimal ansprechen mussten, bis er darauf reagierte. Er konnte sich nur mühsam zusammenreißen. Sein Kopf arbeitete auf Hochtouren, am liebsten hätte er sich mit seinen beiden besten Freunden besprochen. Aber immer wieder hört er diesen mahnenden Schlusssatz ‚zu niemandem ein Wort' in seinem Hinterkopf und jedes Mal, wenn er ansetzen wollte sie einzuweihen, erstarben die Worte auf seinen Lippen.
Für Harry war inzwischen klar was er zu tun hatte. Er hatte keine Wahl. Wenn er seinen Informanten nicht vertreiben wollte, musste er pünktlich sein und er wusste dass er sich niemand mitteilen durfte.
Mit kühlem und erstaunlich klarem Kopf startete er seine Überlegungen. Bis 21 Uhr durfte er sich auf den Gängen aufhalten, ohne Gefahr zu laufen, dass ihn ein Lehrer oder Filch aufhalten würde. Um diese Zeit war jedoch noch zu viel auf den Gängen los, er konnte seinen Tarnumhang nicht gefahrlos verwenden, was, wenn er mit jemandem zusammenstieß? Aber er würde ihn in Hogsmeade und auch auf dem Rückweg sicher gut gebrauchen können.
Harry beschloß auch nicht den Hauptausgang zu verwenden. Er wollte nicht Gefahr laufen, dass ihm jemand unangenehme Fragen stellte, über das Ziel seines Weges. Innerlich dankte er Fred und George, welche ihm den Weg zur Küche gezeigt hatten. Er erinnert sich, damals einen Hinterausgang für die Hauselfen gesehen zu haben, welcher wohl für den Müll gedacht war. Dieser erschien ihm ideal um aus der Schule zu schleichen und sein Plan nahm immer mehr Gestalt an.
Es war kurz vor halb neun, als Harry in seinem Schlafraum den Tarnumhang in seinen Überwurf packte und den Brief vorn in seinen Hosenbund steckte. Er spürte wie die Nervosität immer mehr von ihm Besitz ergriff. Noch einmal tief durchatmen und er machte sich auf seinen Weg durch den Gemeinschaftsraum.
Ron spielte gerade mit Seamus eine Schachpartie und Hermione führte ein angeregtes Gespräch mit Ginny, dabei strickte sie an den Hüten für die Hauselfen weiter. Sie hatte sich immer noch nicht von dem Versuch abbringen lassen, vielleicht ein paar Hauselfen befreien zu können. Harry grinste kurz, wie Dobby wohl mittlerweile mit seinen vielen Hüten und Socken aussehen musste.
Rasch ging er zum Ausgang und war erleichtert, dass niemand ihm nachrief oder ihn aufhalten wollte. Mit immer schnelleren Schritten ging er den Gang entlang.
Sein Herz klopfte schneller, eine fieberhafte Erregung erfasste ihn. Bald würde er die Antworten bekommen, welche ihm sonst niemand geben konnte. Er wusste, er würde sich jetzt von niemandem mehr aufhalten lassen und keiner sollte ihn mehr von seinem Vorhaben abbringen. Er zwang sich, mit wieder ruhigeren Schritten die Eingangshalle zu durchqueren. Jetzt nur kein Aufsehen erregen. Harry wandte sich jedoch nicht dem Ausgang zu, sondern er nahm den Weg hinab, in die dunkleren Gänge der Kerker.
Konzentriert schritt er durch das Labyrinth der Gewölbe. Jetzt nur keine falsche Abzweigung nehmen, er hätte sich sonst bestimmt verirrt. Schließlich gehörte er nicht zu den Slytherins, welche die Wege hier mit verbundenen Augen gefunden hätten. Harry mochte die dunklen Gänge nicht besonders. Er hatte in der Dämmerung schon immer Probleme mit seinen Augen gehabt, ihm war das Sonnenleicht eindeutig lieber. Der modrige Geruch von den feuchten Wänden stieg ihm unangenehm in die Nase. Zum Glück, nach der zweiten Abzweigung traf er niemanden mehr und er atmete erleichtert auf.
Er könnte jetzt einfach keine dummen Fragen gebrauchen, was hätte er auch antworten sollen? Ihm war klar dass er hier einen eindeutigen Schulverstoß beging. Dumbledore würde ihn bei einer Entdeckung nur schwerlich helfen können.
Aber diese innere Gleichgültigkeit hatte immer noch Besitz von ihm ergriffen. Was hatte Dumbledore zu ihm gesagt: Keiner kann leben, während der andere überlebt. Also würde er zum Mörder werden, oder Voldemort würde ihn dahinmeucheln.
Na also, sollen sie ihn doch von der Schule werfen, dann müssten sie sich jemand anderen suchen, der die Drecksarbeit für sie erledigt. Trocken lachte er auf. Harry strich sich über die schmerzende Stirn, er spürte dass die fiebrige Aufregung auch seinen Körper ergriffen hatte und schüttelte unwillig seinen Kopf. Er brauchte jetzt klare Gedanken, sein scharfer Verstand musste ihm bei dieser Begegnung zur Seite stehen, er konnte sich jetzt keine Schwäche leisten.
Nur noch wenige Schritte, dann war er bei der Küche. Er spürte es immer deutlicher, hier unten war es eindeutig kühler.
Es fröstelte ihn, nein, hier unten fühlte er sich wirklich nicht wohl. Er wollte gerade seinen Umhang enger um seinen Körper schlingen. Dann ging alles sehr schnell. Harry hatte seinen Angreifer nicht gesehen. Nicht einmal geahnt, dass jemand verdeckt in dem kurzen Seitengang stand. Eine Hand griff grob nach seinem Arm. Ein Ruck und er wurde mit Kraft und Schwung in die Ecke eines kleinen Seitenganges gedrückt. Er wusste in diesem Moment nicht ob der Schock, oder der Schmerz die Oberhand behielt. Damit hatte er in diesem Moment einfach nicht mehr gerechnet. Blitzartig wurde ihm klar, dass dieses trügerische Gefühl der Sicherheit ein großer Fehler war. Er hätte wachsamer sein müssen, sein Leichtsinn war unentschuldbar.
Dann spürte er diesen ziehenden Schmerz in der Schulter, sein Arm wurde brutal auf seinen Rücken gedreht. Als ein schmerzvolles Keuchen aus ihm drang, spürte er diese Hand vor seinem Gesicht. Sein Angreifer hielt ihm unsanft den Mund zu.
Harry erstarrte, er erkannte diese junge Hand, eindeutig. Er kannte diesen Siegelring, auf den er jetzt herabschielte. In seinem Kopf hämmerte es ‚Nein, nein das darf nicht sein, das ist der Ring der Malfoys'.
Die Gedanken überschlugen sich in seinem Kopf. Was sollte das, warum ließ Draco Malfoy ihn nicht einfach in Ruhe. Es war doch immer das Gleiche, wenn ihm jemand in die Quere kam, dann konnte es ja nur diese eine Person sein.
Langsam senkte sich die Hand von seinem Mund und Harry flüsterte aufgebracht „Malfoy, was willst Du von mir?".
„Wohin des Weges, Potter?"die schnippische Gegenfrage seines Angreifers kam sofort. Dieser hielt immer noch die Hand rücksichtslos auf seinem Rücken fest. So dass Harry sich nicht losreißen konnte. „Das kann Dir doch egal sein"zischte Harry ihn an.
„Bei Merlin, Potter entweder bist Du gnadenlos dumm, oder ist das der grenzenlose Mut der Gryffindors? Oder eher Beides?"Dracos Stimme klang herablassend und fordernd: „Was suchst Du um diese Uhrzeit hier unten, wohin schleichst Du Dich? Sag es mir!"Dabei lockerte der Slytherin wohl unbewusst seinen Griff und das war sein Fehler.
Der Gryffindor hatte nur auf diese Möglichkeit gewartet. Draco war zwar größer und bestimmt auch stärker als Harry, aber er selbst hatte sich durch die harte Gartenarbeit auch einige Kraft und Muskeln angeeignet. Wenn man sich das halbe Leben gegen seinen hinterhältigen Cousin wehren musste, dann lernte man unweigerlich ein paar gute Tricks. Diese konnten einem in solch einer Situation dann auch mehr als hilfreich sein. Harry regierte sofort. Eine halbe Drehung, kurzes Antäuschen, eine ruckartige Bewegung. Schon hatte er sich aus der Umklammerung Dracos gelöst.
Er war jetzt frei. Jedoch, Draco stand vor der Abzweigung. Harry befand sich eindeutig in einer Sackgasse. Hinter ihm das Ende des kleinen Seitenganges, vor ihm Malfoy.
Dieser machte jedoch leider nicht gerade den Eindruck, als er ob ihn einfach so vorbeispazieren lassen würde.
Harrys Kopf arbeitete auf Hochtouren. Die Zeit lief gegen ihn, er hatte hier mit Malfoy eindeutig schon zuviel Zeit verloren. Wenn er jetzt nicht sofort hier rauskam, dann wäre seine Verabredung weg. Diese Chance konnte und wollte er sich nicht entgehen lassen.
Was konnte er am Besten tun, wenn er noch rechtzeitig zum Treffpunkt kommen wollte. Wie sollte er es anstellen, damit er Malfory doch noch entkommen konnte. Denn freiwillig wollte ihn dieser offensichtlich nicht ziehen lassen. Nicht provozieren! Nein, damit hätte er nichts gewonnen. Er versuchte mit ruhiger Stimme zu sprechen, was ihm jedoch nur krampfhaft gelang: „Draco, bitte lass mich gehen, stell mir keine Fragen, aber bitte glaub mir es ist sehr wichtig für mich" Seine eigene Stimme klang ihm fremd.
Harry atmete tief durch er hatte zweimal in einem Satz ‚bitte' zu Draco gesagt, das war einmalig. Er hoffte und zitterte Dracos Antwort entgegen. Vielleicht würde er ihm den Weg frei machen, vielleicht hatte er das Ehrgefühl des Slytherins getroffen.
Die Antwort kam prompt, hart, kalt und entschieden „Nein!".
Das war definitiv nicht die Antwort die er hören wollte. Er spürte seine nassen Handflächen, die Panik die in ihm hochstieg. Malfoy weigerte sich. Dieser konnte und wollte ihn nicht verstehen.
Er versuchte seine Verzweiflung zu verbergen und zischte ihn an: „Nein, warum nein? Spinnst Du Draco Malfoy, was soll das?"Was fiel diesem arroganten unverschämten Slytherin nur ein. Woher nahm er sich das Recht heraus ihn aufzuhalten.
Es blieb ihm nur noch eine Möglichkeit, er musste ihn überrumpeln. Seinen Vorteil, seine Schnelligkeit nützen. Es kam einfach nur auf die Reaktion an, darin hatte bisher immer seine Stärke gelegen. Malfoy aus dem Weg zwängen, an ihm vorbeikommen und dann rennen. Er wusste, er könnte viel schneller sein als Draco. Raus aus diesem Schloss, dann wäre es ein Leichtes gewesen, diesen Angeber abzuhängen. Der Rest würde sich schon von alleine ergeben.
Mit einem zornigen Aufschrei machte Harry einen Hechtsprung auf seinen Gegner, er wollte ihn niederzwingen, vielleicht konnte er es so doch noch zu seinem Treffpunkt schaffen.
Draco fing Harrys Angriff mit einer eleganten Bewegung ab, als ob er gewusst hätte, was sein Gegner vorhatte. Die beiden rangen miteinander. Harry spürte den heißen Atem Malfoys im Gesicht, am Hals und minutenlang waren sie im Kampf miteinander verschlungen. Malfoy nahm keinerlei Rücksicht auf ihn, beide kämpften mit allem was sie aufbieten konnten, mit aller Kraft und allem Geschick. Dracos Verbissenheit machte ihm schnell klar, dass dieser genauso sein Ziel erreichen wollte, wie er selbst. Keiner wollte nachgeben, jeder versuchte diese Schmerzen zu ignorieren, welche sie sich gegenseitig zufügten.
Nach einigen Minuten musste Harry einsehen, dass er nicht genug Kraft hatte. Gegen die Stärke seines Gegners hatte er einfach keine Chance. Er konnte sich nicht dagegen wehren, dass ihn Draco auf die Erde zwang. Seine stark gerötete Haut brannte. In seinem Körper spürte er jeden Knochen, die Schmerzen trieben ihm Tränen in die Augen. Der Boden, auf den er mit dem ganzen Gewicht seines Angreifers gepresst wurde, war hart und kalt.
Seine Handknöchel wurden von den starken Händen Malfoys umschlossen. Seine Arme wurden mit einem Ruck über seinen Kopf gerissen und seine Handrücken auf den Boden gepresst. Auf seinen Beinen kniete sein Widersacher, somit hatte er keine Bewegungsfreiheit mehr.
Er hatte verloren, es gab für ihn keine Möglichkeit mehr sich aus dieser Situation zu befreien. Nur ihr Keuchen war zu hören, beide rangen nach Luft. Harrys Zorn auf Draco nahm in diesem Moment ein neues Ausmaß an. Dracos Sieg war nicht nur erniedrigend für ihn, nein es entbehrte einfach jeden Sinn für ihn. Er konnte ihm nur noch seine Verachtung zeigen. Seine Augen funkelten in abgrundtiefer Abneigung.
Draco fand vor ihm seine Stimme wieder und seine Stimme klang atemlos und unheilvoll als er sie erhob, „ER hat mir schon so viel genommen, aber ich lasse mir nicht alles nehmen, das nicht, DICH nicht!"
Durch diese Worte wurde Harrys Kopf wieder schlagartig klar, ‚Oh mein Gott, Malfoy hat den Verstand verloren'. Bevor er etwas erwidern konnte, kam Dracos schneidende Aufforderung „sag mir was in diesem Brief stand".
Nie im Leben würde er ihm dies verraten. Hasserfüllt zischte er ihn an, „was geht Dich das an!". Dracos kampfgerötetes Gesicht war genau über ihm und seine Stimme klang drohend: „ Meinst Du, ich kenne diese Eule nicht? Weißt Du wie oft ich diese schon in meinen Ferien gesehen habe? Willst Du wissen wie oft mein Vater Nachrichten durch sie erhalten hat? Ich würde sie unter Tausenden von Vögeln wiedererkennen. Diese Eule ist einmalig!"
In Harrys Kopf überschlugen sich erneut alle Gedanken. Was wollte ihm Draco damit sagen. Nein. Nein, das konnte nicht sein. So unglaublich einfach, so grausam offensichtlich.
Er konnte nichts erwidern, er konnte seinen Bezwinger nur anstarren. Unfähig auch nur ein Wort zu sprechen. Die nächste Aufforderung ließ nicht lange auf sich warten: „Und nun, Du oberschlauer Gryffindor, jetzt rate mal wer meinem Vater so wichtige Nachrichten zukommen lässt, los!"Zur Bekräftigung dieser Frage spürte Harry, wie sich der Druck auf seine schmerzenden Handknöchel verstärkte.
Unabwendbar schlugen die Wellen der Verzweiflung über ihm zusammen. Die Hoffnung, welche gerade begonnen hatte in seinem Herzen zu wachsen, wurde mit dieser einen Frage wieder im Keim erstickt. In ihm brach alles wie in einem Kartenhaus zusammen. Alles war umsonst, er konnte nichts mehr für Sirius tun. Es war vorbei.
Er spürte wie sich in seinem tiefsten Innern alles aufbäumte. Die verborgenen Gewissensbisse, welche unaufhaltsam ihren Weg suchten. Eine Qual, welche endlich ihr Recht forderte, unaufhaltbar.
Bevor er all diese Dämonen herauslassen konnte, welche ihn bisher wegen dem Tod Sirius beherrschten, hörte er sich selbst, wie aus weiter Ferne, diese unabwendbare Wahrheit flüstern: „Voldemort!".
Harrys Körper wurde von immer neuen Krämpfen geschüttelt, er war nicht mehr Herr über sich selbst. Die Tränen rannen ihm ohne Unterlass die Wangen herunter. Er konnte sich nicht zusammenreißen, sein Körper und sein Verstand wurden überflutet von seinen Gefühlen. Es schien, als wenn alle ungeweinten Tränen der letzten Wochen ihren Tributzoll verlangen würden.
Alle Hoffnung war ihm genommen worden. Er hatte keine Kraft mehr sich auf einen neuen Kampf einzulassen. Er spürte nur noch Verzweiflung in sich.
Jemand zog ihn zu sich heran, zwei Arme schlossen sich um ihn. Eine Hand strich ihm immer wieder beruhigend über seinen Rücken, der sich in immer neuen Wellen aufbäumte.
Es konnte sich nicht mehr dagegen wehren, er konnte sich nicht länger beherrschen, fühlte keine Scham in sich. Seine ganze Verzweiflung strömte aus ihm heraus.
Seine Gefühle nahmen ihren freien Lauf, sie hätten ihn sonst innerlich verbrannt. Sein Verstand war ausgeschaltet.
Er bekam nicht mehr bewusst mit, dass er von zwei Armen beschützend gehalten wurde. Von den Armen seines Feindes, sich selbst konnte er keinen Halt mehr geben.
Langsam ebbte diese verzehrende Verzweiflung in ihm ab. Er hatte keine Kraft mehr, konnte sich nicht gegen das Zittern seines entkräftenden Körpers wehren. Trotzdem fühlte er sich geborgen, er wurde gehalten, er war nicht allein.
Waren es Minuten, oder eine Stunde? Auch Jahre später konnte Harry sich nicht erinnern wie lange sie so saßen. Ganz langsam beruhigte er sich.
Auf einmal merkte er, wie sich diese Trost spendenden Arme versteiften..
Alarmiert erhob er seinen Kopf. „Mrs. Norris,"flüsterte sein nächtlicher Gefährte und Harry sah mit einer leichten Kopfbewegung in die neugierigen Lampenaugen der ungeliebten Katze.
Rasch erhoben sich die Beiden. Ihnen war klar, wo Mrs. Norris war konnte auch Filch nicht weit sein.
Aufgeschreckt blickten sich die beiden ehemaligen Gegner an. Harry überlegte wieviel Uhr es jetzt wohl sein müsse. Es war bestimmt schon lange nach 21 Uhr. Wenn Filch sie hier erwischen würde, dann konnten sie sich auf was gefasst machen.
In stummer Übereinkunft packten sie ihre Umhänge. Er spürte, wie sein Arm hektisch von einer Hand umfasst wurde, und diese ihn fordernd aus der Nische zog. Sie rannten beide, so schnell und leise sie konnten, den Gang entlang. Nach einigen Minuten kamen sie an eine Abzweigung, wo sie sich trennen mussten.
Der Weg zu den Kerkern der Slytherin lag links und Harry musste den Weg über die Treppen nach oben nehmen. Sie blieben kurz stehen.
Sie hatten nur mehr wenige Sekunden. Harry fühlte sich zutiefst verunsichert, konnte das alles nicht verstehen. Was war hier mit ihm, was war hier mit ihnen geschehen. Warum hatte ihn der Slyherin aufgehalten und hatte ihn nicht einfach dort zurück gelassen?
Aber er war ihm dankbar, dankbar für dessen Trost. Verunsichert schaute er in die Augen des Anderen und sah zu seinem Erstaunen in dessen die gleiche große Verunsicherung.
Stumm verabschiedeten sie sich, keiner schien dazu fähig ein Wort zu finden. Mit einem kurzen Nicken, wie ein stilles Einverständnis, verabschiedeten sie sich. Beide drehten sich um und jeder ging rasch und vorsichtig seinen Weg entlang.
Special thanks to: Maxine01
Ohne Ihre Geduld, ehrliche Kritik und Aufmunterung würde diese Geschichte heute hier nicht so stehen. *Sorry Maxine, aber das musste einfach sein. *
Bin ganz hoch gehüpft vor Freude. Danke für Eure lieben Reviews. Elena: Ob Du recht hast oder nicht? Einfach weiterlesen! *grins* Ainaredien: Klasse, dass Dir meine Geschichte gefällt freut mich. Maxine01: *ganz weit fliegt*
So, jetzt geht es weiter!
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2. Eine verhängnisvolle Nacht
Der ganze Schultag, das Mittagessen und auch das Abendessen gingen wie durch einen Nebel an Harry vorüber. Hermione und Ron machten schon einen genervten Eindruck, dass Harry in keiner Stunde bei der Sache war und sie ihn mindestens zweimal ansprechen mussten, bis er darauf reagierte. Er konnte sich nur mühsam zusammenreißen. Sein Kopf arbeitete auf Hochtouren, am liebsten hätte er sich mit seinen beiden besten Freunden besprochen. Aber immer wieder hört er diesen mahnenden Schlusssatz ‚zu niemandem ein Wort' in seinem Hinterkopf und jedes Mal, wenn er ansetzen wollte sie einzuweihen, erstarben die Worte auf seinen Lippen.
Für Harry war inzwischen klar was er zu tun hatte. Er hatte keine Wahl. Wenn er seinen Informanten nicht vertreiben wollte, musste er pünktlich sein und er wusste dass er sich niemand mitteilen durfte.
Mit kühlem und erstaunlich klarem Kopf startete er seine Überlegungen. Bis 21 Uhr durfte er sich auf den Gängen aufhalten, ohne Gefahr zu laufen, dass ihn ein Lehrer oder Filch aufhalten würde. Um diese Zeit war jedoch noch zu viel auf den Gängen los, er konnte seinen Tarnumhang nicht gefahrlos verwenden, was, wenn er mit jemandem zusammenstieß? Aber er würde ihn in Hogsmeade und auch auf dem Rückweg sicher gut gebrauchen können.
Harry beschloß auch nicht den Hauptausgang zu verwenden. Er wollte nicht Gefahr laufen, dass ihm jemand unangenehme Fragen stellte, über das Ziel seines Weges. Innerlich dankte er Fred und George, welche ihm den Weg zur Küche gezeigt hatten. Er erinnert sich, damals einen Hinterausgang für die Hauselfen gesehen zu haben, welcher wohl für den Müll gedacht war. Dieser erschien ihm ideal um aus der Schule zu schleichen und sein Plan nahm immer mehr Gestalt an.
Es war kurz vor halb neun, als Harry in seinem Schlafraum den Tarnumhang in seinen Überwurf packte und den Brief vorn in seinen Hosenbund steckte. Er spürte wie die Nervosität immer mehr von ihm Besitz ergriff. Noch einmal tief durchatmen und er machte sich auf seinen Weg durch den Gemeinschaftsraum.
Ron spielte gerade mit Seamus eine Schachpartie und Hermione führte ein angeregtes Gespräch mit Ginny, dabei strickte sie an den Hüten für die Hauselfen weiter. Sie hatte sich immer noch nicht von dem Versuch abbringen lassen, vielleicht ein paar Hauselfen befreien zu können. Harry grinste kurz, wie Dobby wohl mittlerweile mit seinen vielen Hüten und Socken aussehen musste.
Rasch ging er zum Ausgang und war erleichtert, dass niemand ihm nachrief oder ihn aufhalten wollte. Mit immer schnelleren Schritten ging er den Gang entlang.
Sein Herz klopfte schneller, eine fieberhafte Erregung erfasste ihn. Bald würde er die Antworten bekommen, welche ihm sonst niemand geben konnte. Er wusste, er würde sich jetzt von niemandem mehr aufhalten lassen und keiner sollte ihn mehr von seinem Vorhaben abbringen. Er zwang sich, mit wieder ruhigeren Schritten die Eingangshalle zu durchqueren. Jetzt nur kein Aufsehen erregen. Harry wandte sich jedoch nicht dem Ausgang zu, sondern er nahm den Weg hinab, in die dunkleren Gänge der Kerker.
Konzentriert schritt er durch das Labyrinth der Gewölbe. Jetzt nur keine falsche Abzweigung nehmen, er hätte sich sonst bestimmt verirrt. Schließlich gehörte er nicht zu den Slytherins, welche die Wege hier mit verbundenen Augen gefunden hätten. Harry mochte die dunklen Gänge nicht besonders. Er hatte in der Dämmerung schon immer Probleme mit seinen Augen gehabt, ihm war das Sonnenleicht eindeutig lieber. Der modrige Geruch von den feuchten Wänden stieg ihm unangenehm in die Nase. Zum Glück, nach der zweiten Abzweigung traf er niemanden mehr und er atmete erleichtert auf.
Er könnte jetzt einfach keine dummen Fragen gebrauchen, was hätte er auch antworten sollen? Ihm war klar dass er hier einen eindeutigen Schulverstoß beging. Dumbledore würde ihn bei einer Entdeckung nur schwerlich helfen können.
Aber diese innere Gleichgültigkeit hatte immer noch Besitz von ihm ergriffen. Was hatte Dumbledore zu ihm gesagt: Keiner kann leben, während der andere überlebt. Also würde er zum Mörder werden, oder Voldemort würde ihn dahinmeucheln.
Na also, sollen sie ihn doch von der Schule werfen, dann müssten sie sich jemand anderen suchen, der die Drecksarbeit für sie erledigt. Trocken lachte er auf. Harry strich sich über die schmerzende Stirn, er spürte dass die fiebrige Aufregung auch seinen Körper ergriffen hatte und schüttelte unwillig seinen Kopf. Er brauchte jetzt klare Gedanken, sein scharfer Verstand musste ihm bei dieser Begegnung zur Seite stehen, er konnte sich jetzt keine Schwäche leisten.
Nur noch wenige Schritte, dann war er bei der Küche. Er spürte es immer deutlicher, hier unten war es eindeutig kühler.
Es fröstelte ihn, nein, hier unten fühlte er sich wirklich nicht wohl. Er wollte gerade seinen Umhang enger um seinen Körper schlingen. Dann ging alles sehr schnell. Harry hatte seinen Angreifer nicht gesehen. Nicht einmal geahnt, dass jemand verdeckt in dem kurzen Seitengang stand. Eine Hand griff grob nach seinem Arm. Ein Ruck und er wurde mit Kraft und Schwung in die Ecke eines kleinen Seitenganges gedrückt. Er wusste in diesem Moment nicht ob der Schock, oder der Schmerz die Oberhand behielt. Damit hatte er in diesem Moment einfach nicht mehr gerechnet. Blitzartig wurde ihm klar, dass dieses trügerische Gefühl der Sicherheit ein großer Fehler war. Er hätte wachsamer sein müssen, sein Leichtsinn war unentschuldbar.
Dann spürte er diesen ziehenden Schmerz in der Schulter, sein Arm wurde brutal auf seinen Rücken gedreht. Als ein schmerzvolles Keuchen aus ihm drang, spürte er diese Hand vor seinem Gesicht. Sein Angreifer hielt ihm unsanft den Mund zu.
Harry erstarrte, er erkannte diese junge Hand, eindeutig. Er kannte diesen Siegelring, auf den er jetzt herabschielte. In seinem Kopf hämmerte es ‚Nein, nein das darf nicht sein, das ist der Ring der Malfoys'.
Die Gedanken überschlugen sich in seinem Kopf. Was sollte das, warum ließ Draco Malfoy ihn nicht einfach in Ruhe. Es war doch immer das Gleiche, wenn ihm jemand in die Quere kam, dann konnte es ja nur diese eine Person sein.
Langsam senkte sich die Hand von seinem Mund und Harry flüsterte aufgebracht „Malfoy, was willst Du von mir?".
„Wohin des Weges, Potter?"die schnippische Gegenfrage seines Angreifers kam sofort. Dieser hielt immer noch die Hand rücksichtslos auf seinem Rücken fest. So dass Harry sich nicht losreißen konnte. „Das kann Dir doch egal sein"zischte Harry ihn an.
„Bei Merlin, Potter entweder bist Du gnadenlos dumm, oder ist das der grenzenlose Mut der Gryffindors? Oder eher Beides?"Dracos Stimme klang herablassend und fordernd: „Was suchst Du um diese Uhrzeit hier unten, wohin schleichst Du Dich? Sag es mir!"Dabei lockerte der Slytherin wohl unbewusst seinen Griff und das war sein Fehler.
Der Gryffindor hatte nur auf diese Möglichkeit gewartet. Draco war zwar größer und bestimmt auch stärker als Harry, aber er selbst hatte sich durch die harte Gartenarbeit auch einige Kraft und Muskeln angeeignet. Wenn man sich das halbe Leben gegen seinen hinterhältigen Cousin wehren musste, dann lernte man unweigerlich ein paar gute Tricks. Diese konnten einem in solch einer Situation dann auch mehr als hilfreich sein. Harry regierte sofort. Eine halbe Drehung, kurzes Antäuschen, eine ruckartige Bewegung. Schon hatte er sich aus der Umklammerung Dracos gelöst.
Er war jetzt frei. Jedoch, Draco stand vor der Abzweigung. Harry befand sich eindeutig in einer Sackgasse. Hinter ihm das Ende des kleinen Seitenganges, vor ihm Malfoy.
Dieser machte jedoch leider nicht gerade den Eindruck, als er ob ihn einfach so vorbeispazieren lassen würde.
Harrys Kopf arbeitete auf Hochtouren. Die Zeit lief gegen ihn, er hatte hier mit Malfoy eindeutig schon zuviel Zeit verloren. Wenn er jetzt nicht sofort hier rauskam, dann wäre seine Verabredung weg. Diese Chance konnte und wollte er sich nicht entgehen lassen.
Was konnte er am Besten tun, wenn er noch rechtzeitig zum Treffpunkt kommen wollte. Wie sollte er es anstellen, damit er Malfory doch noch entkommen konnte. Denn freiwillig wollte ihn dieser offensichtlich nicht ziehen lassen. Nicht provozieren! Nein, damit hätte er nichts gewonnen. Er versuchte mit ruhiger Stimme zu sprechen, was ihm jedoch nur krampfhaft gelang: „Draco, bitte lass mich gehen, stell mir keine Fragen, aber bitte glaub mir es ist sehr wichtig für mich" Seine eigene Stimme klang ihm fremd.
Harry atmete tief durch er hatte zweimal in einem Satz ‚bitte' zu Draco gesagt, das war einmalig. Er hoffte und zitterte Dracos Antwort entgegen. Vielleicht würde er ihm den Weg frei machen, vielleicht hatte er das Ehrgefühl des Slytherins getroffen.
Die Antwort kam prompt, hart, kalt und entschieden „Nein!".
Das war definitiv nicht die Antwort die er hören wollte. Er spürte seine nassen Handflächen, die Panik die in ihm hochstieg. Malfoy weigerte sich. Dieser konnte und wollte ihn nicht verstehen.
Er versuchte seine Verzweiflung zu verbergen und zischte ihn an: „Nein, warum nein? Spinnst Du Draco Malfoy, was soll das?"Was fiel diesem arroganten unverschämten Slytherin nur ein. Woher nahm er sich das Recht heraus ihn aufzuhalten.
Es blieb ihm nur noch eine Möglichkeit, er musste ihn überrumpeln. Seinen Vorteil, seine Schnelligkeit nützen. Es kam einfach nur auf die Reaktion an, darin hatte bisher immer seine Stärke gelegen. Malfoy aus dem Weg zwängen, an ihm vorbeikommen und dann rennen. Er wusste, er könnte viel schneller sein als Draco. Raus aus diesem Schloss, dann wäre es ein Leichtes gewesen, diesen Angeber abzuhängen. Der Rest würde sich schon von alleine ergeben.
Mit einem zornigen Aufschrei machte Harry einen Hechtsprung auf seinen Gegner, er wollte ihn niederzwingen, vielleicht konnte er es so doch noch zu seinem Treffpunkt schaffen.
Draco fing Harrys Angriff mit einer eleganten Bewegung ab, als ob er gewusst hätte, was sein Gegner vorhatte. Die beiden rangen miteinander. Harry spürte den heißen Atem Malfoys im Gesicht, am Hals und minutenlang waren sie im Kampf miteinander verschlungen. Malfoy nahm keinerlei Rücksicht auf ihn, beide kämpften mit allem was sie aufbieten konnten, mit aller Kraft und allem Geschick. Dracos Verbissenheit machte ihm schnell klar, dass dieser genauso sein Ziel erreichen wollte, wie er selbst. Keiner wollte nachgeben, jeder versuchte diese Schmerzen zu ignorieren, welche sie sich gegenseitig zufügten.
Nach einigen Minuten musste Harry einsehen, dass er nicht genug Kraft hatte. Gegen die Stärke seines Gegners hatte er einfach keine Chance. Er konnte sich nicht dagegen wehren, dass ihn Draco auf die Erde zwang. Seine stark gerötete Haut brannte. In seinem Körper spürte er jeden Knochen, die Schmerzen trieben ihm Tränen in die Augen. Der Boden, auf den er mit dem ganzen Gewicht seines Angreifers gepresst wurde, war hart und kalt.
Seine Handknöchel wurden von den starken Händen Malfoys umschlossen. Seine Arme wurden mit einem Ruck über seinen Kopf gerissen und seine Handrücken auf den Boden gepresst. Auf seinen Beinen kniete sein Widersacher, somit hatte er keine Bewegungsfreiheit mehr.
Er hatte verloren, es gab für ihn keine Möglichkeit mehr sich aus dieser Situation zu befreien. Nur ihr Keuchen war zu hören, beide rangen nach Luft. Harrys Zorn auf Draco nahm in diesem Moment ein neues Ausmaß an. Dracos Sieg war nicht nur erniedrigend für ihn, nein es entbehrte einfach jeden Sinn für ihn. Er konnte ihm nur noch seine Verachtung zeigen. Seine Augen funkelten in abgrundtiefer Abneigung.
Draco fand vor ihm seine Stimme wieder und seine Stimme klang atemlos und unheilvoll als er sie erhob, „ER hat mir schon so viel genommen, aber ich lasse mir nicht alles nehmen, das nicht, DICH nicht!"
Durch diese Worte wurde Harrys Kopf wieder schlagartig klar, ‚Oh mein Gott, Malfoy hat den Verstand verloren'. Bevor er etwas erwidern konnte, kam Dracos schneidende Aufforderung „sag mir was in diesem Brief stand".
Nie im Leben würde er ihm dies verraten. Hasserfüllt zischte er ihn an, „was geht Dich das an!". Dracos kampfgerötetes Gesicht war genau über ihm und seine Stimme klang drohend: „ Meinst Du, ich kenne diese Eule nicht? Weißt Du wie oft ich diese schon in meinen Ferien gesehen habe? Willst Du wissen wie oft mein Vater Nachrichten durch sie erhalten hat? Ich würde sie unter Tausenden von Vögeln wiedererkennen. Diese Eule ist einmalig!"
In Harrys Kopf überschlugen sich erneut alle Gedanken. Was wollte ihm Draco damit sagen. Nein. Nein, das konnte nicht sein. So unglaublich einfach, so grausam offensichtlich.
Er konnte nichts erwidern, er konnte seinen Bezwinger nur anstarren. Unfähig auch nur ein Wort zu sprechen. Die nächste Aufforderung ließ nicht lange auf sich warten: „Und nun, Du oberschlauer Gryffindor, jetzt rate mal wer meinem Vater so wichtige Nachrichten zukommen lässt, los!"Zur Bekräftigung dieser Frage spürte Harry, wie sich der Druck auf seine schmerzenden Handknöchel verstärkte.
Unabwendbar schlugen die Wellen der Verzweiflung über ihm zusammen. Die Hoffnung, welche gerade begonnen hatte in seinem Herzen zu wachsen, wurde mit dieser einen Frage wieder im Keim erstickt. In ihm brach alles wie in einem Kartenhaus zusammen. Alles war umsonst, er konnte nichts mehr für Sirius tun. Es war vorbei.
Er spürte wie sich in seinem tiefsten Innern alles aufbäumte. Die verborgenen Gewissensbisse, welche unaufhaltsam ihren Weg suchten. Eine Qual, welche endlich ihr Recht forderte, unaufhaltbar.
Bevor er all diese Dämonen herauslassen konnte, welche ihn bisher wegen dem Tod Sirius beherrschten, hörte er sich selbst, wie aus weiter Ferne, diese unabwendbare Wahrheit flüstern: „Voldemort!".
Harrys Körper wurde von immer neuen Krämpfen geschüttelt, er war nicht mehr Herr über sich selbst. Die Tränen rannen ihm ohne Unterlass die Wangen herunter. Er konnte sich nicht zusammenreißen, sein Körper und sein Verstand wurden überflutet von seinen Gefühlen. Es schien, als wenn alle ungeweinten Tränen der letzten Wochen ihren Tributzoll verlangen würden.
Alle Hoffnung war ihm genommen worden. Er hatte keine Kraft mehr sich auf einen neuen Kampf einzulassen. Er spürte nur noch Verzweiflung in sich.
Jemand zog ihn zu sich heran, zwei Arme schlossen sich um ihn. Eine Hand strich ihm immer wieder beruhigend über seinen Rücken, der sich in immer neuen Wellen aufbäumte.
Es konnte sich nicht mehr dagegen wehren, er konnte sich nicht länger beherrschen, fühlte keine Scham in sich. Seine ganze Verzweiflung strömte aus ihm heraus.
Seine Gefühle nahmen ihren freien Lauf, sie hätten ihn sonst innerlich verbrannt. Sein Verstand war ausgeschaltet.
Er bekam nicht mehr bewusst mit, dass er von zwei Armen beschützend gehalten wurde. Von den Armen seines Feindes, sich selbst konnte er keinen Halt mehr geben.
Langsam ebbte diese verzehrende Verzweiflung in ihm ab. Er hatte keine Kraft mehr, konnte sich nicht gegen das Zittern seines entkräftenden Körpers wehren. Trotzdem fühlte er sich geborgen, er wurde gehalten, er war nicht allein.
Waren es Minuten, oder eine Stunde? Auch Jahre später konnte Harry sich nicht erinnern wie lange sie so saßen. Ganz langsam beruhigte er sich.
Auf einmal merkte er, wie sich diese Trost spendenden Arme versteiften..
Alarmiert erhob er seinen Kopf. „Mrs. Norris,"flüsterte sein nächtlicher Gefährte und Harry sah mit einer leichten Kopfbewegung in die neugierigen Lampenaugen der ungeliebten Katze.
Rasch erhoben sich die Beiden. Ihnen war klar, wo Mrs. Norris war konnte auch Filch nicht weit sein.
Aufgeschreckt blickten sich die beiden ehemaligen Gegner an. Harry überlegte wieviel Uhr es jetzt wohl sein müsse. Es war bestimmt schon lange nach 21 Uhr. Wenn Filch sie hier erwischen würde, dann konnten sie sich auf was gefasst machen.
In stummer Übereinkunft packten sie ihre Umhänge. Er spürte, wie sein Arm hektisch von einer Hand umfasst wurde, und diese ihn fordernd aus der Nische zog. Sie rannten beide, so schnell und leise sie konnten, den Gang entlang. Nach einigen Minuten kamen sie an eine Abzweigung, wo sie sich trennen mussten.
Der Weg zu den Kerkern der Slytherin lag links und Harry musste den Weg über die Treppen nach oben nehmen. Sie blieben kurz stehen.
Sie hatten nur mehr wenige Sekunden. Harry fühlte sich zutiefst verunsichert, konnte das alles nicht verstehen. Was war hier mit ihm, was war hier mit ihnen geschehen. Warum hatte ihn der Slyherin aufgehalten und hatte ihn nicht einfach dort zurück gelassen?
Aber er war ihm dankbar, dankbar für dessen Trost. Verunsichert schaute er in die Augen des Anderen und sah zu seinem Erstaunen in dessen die gleiche große Verunsicherung.
Stumm verabschiedeten sie sich, keiner schien dazu fähig ein Wort zu finden. Mit einem kurzen Nicken, wie ein stilles Einverständnis, verabschiedeten sie sich. Beide drehten sich um und jeder ging rasch und vorsichtig seinen Weg entlang.
