So, nachdem Jaguar II jetzt abgeschlossen ist, schreib ich diese FF weiter -

Kapitel 3

Harry wartete in der Eingangshalle vor der Großen Halle, in der das Abendessen stattfand. Er sah wenige bekannte Gesichter, doch weder James noch Sirius schienen unter ihnen zu sein. Er meinte Remus und Peter erkannt zu haben, sicher konnte er sich aber nicht sein. Er erntete fragende und neugierige Blicke, doch schließlich wurden die Türen hinter der Schülerschar geschlossen und Harry war allein in dem Vorzimmer.

Hier hatte sich absolut nichts geändert. Die selben Bilder, die selben Treppen, Gänge und sogar Teppiche, alles war beim Alten geblieben. Hoffentlich würde sich auch bei dem Hut nichts geändert haben – schließlich musste er unbedingt nach Slytherin. Was würde passieren, wenn er mit seinem Vater, Remus und vor allem Sirius in einem Schlafsaal leben sollte?

Plötzlich rissen ihn leise Schritte aus seinen Gedanken. Er sah auf und sah wie von einer der Treppen in ziemlich gemäßigtem Tempo ein dunkelhaariger Junge hinabstieg, der ihn noch nicht bemerkt hatte und es offensichtlich nicht sehr eilig hatte zum Abendessen zu gelangen, obwohl er sich um mehr als zehn Minuten verspätet haben musste. Er war groß und schlank, doch schien kräftig zu sein. Einige Strähnen seines Haares fielen ihm mit lässiger Eleganz in die Augen, die schon aus dieser Entfernung saphirblau strahlten – immer zu einem Spaß aufgelegt – temperamentvoll und abenteuerlustig. Seine Kleidung war lässig und erinnerte Harry an die Drachenhaut von Bill Weasley. Ganz ohne Zweifel ließ sich über Sirius Black sagen, dass er verdammt gut aussah und mit Sicherheit ein riesiger Mädchenschwarm sein musste.

Harry verhielt sich ruhig und beobachte seinen Paten wie dieser zur Türe trat und sie öffnen wollte, doch im selben Augenblick schwang sie von innen auf und eine sehr junge Professor McGonagall trat in die Eingangshalle. Sie warf Sirius einen Wieso-sind-Sie-schon-wieder-zu-spät-Blick zu und lächelte Harry dann etwas steif zu.

„Kommen Sie, Mister McDougal?", fragte sie höflich.

Harry erhob sich von der Bank, auf der er bis vor wenigen Augenblicken noch gesessen hatte und steuerte auf die Tür zu. Sirius neugierigem Blick wich er dabei gekonnt aus. Er war sich bewusst, wie arrogant dieses Verhalten auf Sirius wirken musste, doch was sollte er tun? Sollte er zu ihm gehen und ihn einfach mal fragen: „Hallo Sirius, wie geht's? Nur so ganz nebenbei: Warst du letzte Woche nicht noch tot?"

Er trat in die Große Halle ein und spürte die Blicke förmlich an sich kleben. Das machte ihm nicht viel aus, er war es zu seinem Leidwesen gewöhnt im Mittelpunkt zu stehen. Die Professorin begleitete ihn bis zum Lehrertisch, vor dem sich ein Stuhl stand, der einen alten Hut auf der Lehne trug.

Seine Augen huschten am Tisch der Slytherin vorbei und entdeckten zu seinem Schrecken Severus Snape ziemlich am Anfang sitzen. Er wirkte sehr verloren unter den Zweitklässern zu seiner Rechten und den Viertklässern zu seiner Linken. Irgendwie tat er Harry Leid, der Severus Snape zu dieser Zeit hatte scheinbar keine Freunde, nun ja, eigentlich hatte er in Harrys Gegenwart auch keine.

McGonagall an seiner Seite setzt ihm den Hut auf den Kopf und das Bild des Saals verschwand vor seinen Augen, als die Krempe ihm über die Augen rutschte.

Huch, dich kenn ich doch", behauptete der alte Hut, „ich kann mich nicht in dich erinnern, aber du scheinst es zu können... hmmm... aus der Zukunft? Wo hab ich dich damals hin gesteckt? Gryffindor... gute Wahl, doch dieses Mal möchtest du nach Slytherin, hmmm? Okay, kein Problem – SLYTHERIN!"

Die Professorin nahm ihm den alten Hut wieder ab und zeigte ihm, welches der Slytherintisch war. Harry warf einen kurzen Blick zurück, um zu sehen, wie der Direktor darauf reagierte. Der alte Mann lächelte leicht und nickte ihm zu, während der Junge die wenigen Meter zu seinem Tisch zurücklegte.

„Hey, Harry, komm hier rüber!", forderte ihn ein hübsches Mädchen auf und setzte sogleich zu einer Erklärung an, „Ich bin Vertrauensschülerin deines Jahrgangs."

Sie lächelte freundlich und winkte ihn zu sich. Ihre hüftlangen, glatten Haare strahlten in platinblond und ihre kornblumenblauen Augen leuchten aufgeregt. Sie wirkte auf ihn sofort sympathisch. Er lächelte, dankbar dafür, dass ihn irgendjemand angesprochen hatte.

Die Blonde rückte ein Stück zur Seite und machte Harry so Platz. Das Essen war auf den Tischen erschienen und die Schüler wandten ihre Aufmerksamkeit langsam von Harry ab.

„Ich bin Vanessa Living", stellte sie sich vor, „und das sind Kevin Parkinson und Max Andrews."

Sie zeigte auf zwei Jungs ihnen gegenüber. Parkinson war eindeutig der Vater von Pansy, doch der Name Andrews sagte ihm gar nichts. Kevin sah ihn ernst an und nickte ihm bloß zu, während Max fröhlich über den Tisch langte und ihm die Hand zur Begrüßung entgegenstreckte.

„Ich bin Max!", sagte er freundlich.

„Harry", meinte Harry schlicht und ergriff die Hand des aufgedrehten und hibbeligen Jungens.

„Wie alt bist du und wo bist du vorher zur Schule gegangen, Harry?", fragte Max weiter und hatte scheinbar vergessen, dass das Essen schon vor ihm auf dem Tisch stand.

„Ich bin 16 und wurde vorher privat –"

„Bist du mit Potter verwandt?", fragte Kevin ihn direkt und sah ihn aus dunklen Augen unergründlich an.

„Nicht das ich wüsste... Wieso?", log Harry ungerührt und tat sich eine Schnitte Toast mit Ei auf.

„Er sieht dir ähnlich... sehr ähnlich...", meinte Vanessa und fuhr mit ihren Augen abermals über Harrys Körper und das machte ihn nervös. Sie zog ihn mit ihren Blicken ja beinahe schon aus und er war nicht der Einzige, der es bemerkte. Max kicherte etwas und Kevin hob amüsiert eine Augenbraue.

„Soll das ein Kompliment sein?", fragte er gelassen.

Vanessa lachte kurz auf. „Natürlich soll es das eines sein... mindestens ein Achtel der ganzen Mädels stehen auf ihn, wenn der bloß nicht so arrogant wäre –"

Harry zuckte nur mit den Schultern. „Keine Ahnung, ich kenn ihn nicht..."

„Vanny", meinte Max und zum ersten Mal in ernstem Ton, „Potter ist ein Gryffindor!"

„Na und? Du stehst auch auf diese Evans und die ist ein Schlammblut UND eine Gryffindor", gab Vanessa trotzig wieder.

„Ich steh nicht auf Evans! Ich find sie nur heiß..."

„Ich finde James auch NUR heiß und außerdem..."

So ging es noch eine ganze Weile weiter, doch Harry achtete nicht auf die Beiden. Seine Augen glitten am Tisch entlang und fanden schließlich Snape, der ihn gerade neugierig beobachtet hatte und den Blick jetzt schnell senkte, als er erkannte, dass Harry ihn erwischt hatte.

„Hört auf mit dem Scheiß!", unterbrach Kevin die beiden Streithähne. Irgendwie erinnerten die beiden Harry an Hermine und Ron.

Er hielt sich aus ihren Angelegenheiten heraus, auch wenn er in einer gewissen Weise stolz auf seine Eltern war, dass sie scheinbar solch eine Zahl an Verehrer haben sollten. Auch wenn diese Vanessa seinen Vater arrogant genannt hatte.

Neugierig drehte Harry sich halb um und sah über seine Schulter hinweg zum Gryffindortisch. Er entdeckte Sirius sofort neben Remus und gegenüber von Peter. Er war beliebt, das erkannte Harry, die Menschen in seiner Umgebung versuchten ein Gespräch mit ihm zu beginnen oder (wie die meisten Mädchen) schmachteten ihn einfach nur an. James entdeckte er nicht. Wieso eigentlich nicht? Müsste sein Vater nicht in derselben Klasse ein?

„Wer ist denn dieser Potter?", fragte Harry die Blondine vorsichtig, in der Hoffung Vanessa könnte ihm sagen, was mit James los war.

„So viel ich weiß, ist er schon die ganze Woche krank und liegt im Schlafsaal seines Jahrgangs."

Harry nickte.

„Wer ist noch in unserem Jahrgang in Slytherin?", fragte Harry nach einiger Zeit, als er das Abendessen beinahe beendet hatte.

„Wir sind drei.. jetzt vier Jungs und sechs Mädels, die Namen würden dir jetzt nicht viel sagen, oder?", fragte Max.

„Wahrscheinlich nicht. Wer ist der andere Junge?"

„Severus Snape, oder besser Sniefelus, nenn ihn so, wenn du keine Probleme willst!", antwortete Vanessa.

„Wieso sitzt er nicht bei euch", fragte Harry interessiert.

Max' Augen zuckten abwertend in Snapes Richtung. Langsam ahnte Harry, wieso die drei in Slytherin waren.

„Na ja, er hat mächtige Probleme, wenn du dich mit ihm abgibst, dann wirst du sie auch bald haben... Keiner kann ihn leiden... Er steht auf Potters Schwarzen Liste ganz weit oben...", gab Max stockend zu.

Harry sagte nichts dazu, auch wenn ihm die ganze Situation absolut nicht gefiel. James schien ja ganz Hogwarts zu fürchten. Er beendete sein Abendmahl und warte darauf, dass auch seine neuen Mitschüler fertig wurden, denn alleine fände er das Passwort zu den Kerkern mit Sicherheit niemals heraus, doch wie es schien brauchten sie noch ihre Zeit.

Einer der ersten Schüler, die ebenfalls fertig zu sein schienen, war Severus Snape. Dieser stand auf und ging an seinem Tisch entlang auf die Türen zu. Harry überlegte nur kurz, doch es siegte seine Neugierde. Er erhob sich ebenfalls und verabschiedete sich kurz von seinen Mitschülern, dann sprintete er Snape hinterher.

Er hatte ihn bald eingeholt und verlangsame sein Tempo, als er neben Snape ging.

„Hi, ich bin Harry", stellte der Junge sich vor.

Der Schüler blieb stehen und sah ihn überrascht aus schwarzen Augen mit schwarzen Ringen darunter an. Das fettige und strähnige Haar reichte ihm bis zu den Schultern. Harry hatte gedacht etwa die selbe Größe wie er zu haben, doch der Junge ging nach vorne gebeugt und wirkte dadurch kleiner, in Wirklichkeit musste Snape ihn um einige Zentimeter überragen.

„Was willst du von mir?", fragte Snape leise. Misstrauisch beäugte er seinen späteren Schüler.

„Die anderen sind noch nicht mit dem Abendessen fertig und ich muss doch irgendwie in den Schlafsaal kommen beziehungsweise erst mal dorthin finden, oder?", erklärte Harry.

Snape zuckte mit den Schultern als Zeichen dafür, dass es ihm gleichgültig war, wenn Harry in begleiten wollte.

„Wie heißt du?", fragte Harry.

Snape schnaubte. „Tu nicht so! Ich hab euch gehört... was ihr über mich gesagt habt.. vorhin."

„ICH hab gar nichts gesagt", verteidigte Harry sich. „Wie sollte ich auch? Ich kenn dich doch gar nicht."

Snape zuckte abermals mit den Schultern und ging schweigend weiter.

„Wie ist es hier so? Auf Hogwarts mein ich..", fragte Harry. Mehr um zu wissen, wie sein Professor reagierte, als aus Neugierde.

Zum wiederholten Male ein Schulterzucken. „Weiß nicht.."

„Ach komm schon.. wie findest du es hier?"

„Geht so." Und wieder die gewohnte Geste. Nach längerem Zögern antwortete er dann doch: „Nicht so berauschend."

Und dann stellte Harry die Frage, die ihm schon seit Jahren auf der Zunge brannte. „Die anderen haben erzählt, dass du dich nicht so gut mit diesem Potter verstehst… Wieso?"

Er hatte einen giftigen Blick erwartet, doch Snape sah ihn überrascht an. „Na ja, als wir damals auf diese Schule kamen, sind wir am aller ersten Tag ziemlich heftig aneinander geraten… Haben beide die erste Woche im Krankenflügel verbringen dürfen. Ich war nicht immer dieser Schwächling, der ich heute bin musst du wissen…"

Ein bitteres Lächeln glitt über die Züge Snapes. „Und du bist wirklich nicht mit dem verwandt?"

Harry schüttelte entschieden den Kopf und sah seinen Hauskameraden dann zum ersten Mal wirklich lächeln. „Dann ist ja gut..", nuschelte Severus.

Inzwischen standen sie vor einer nackten, feuchten Steinwand.

Schlangenbiss", meinte Snape achtlos. Eine versteckte steinerne Tür glitt auf. Harry folge Snape in ein langgezogenes unterirdisches Verließ. Vor ihnen prasselte ein Feuer in seinem kunstvollen Karmin.

Snape zeigte auf einer der vielen Türen im Raum. In geschundener Handschrift war dort ,Sechstklässler' zu lesen. Snape wies ihm den Weg und öffnete die Tür.

„Wenn eine Frau hier vorsteht, würde dieser Gang sie in das Schlafzimmer der Mädchen bringen. So hat Slytherin gesichert, dass hier niemand in das Zimmer des anderen Geschlechts kommt und Platz gespart."

Harry trat ein und sah zwei Betten auf der rechten und zwei Betten auf der linken Seite des Raumes stehen. An der gegenüberliegenden Wand war ein langes Kellerfenster eingelegt worden. Dieser Raum wirkte sehr düster.

Snape steuerte auf das Bett zu, welches am weitesten von der Tür entfernt lag auf der rechten Seite. Das zwei Meter danebenliegende Bett schien leer. Erst jetzt fiel ihm ein, dass er überhaupt keine Sachen bei sich hatte.

„Wo sind deine Sachen?", fragte Snape mit wirklichem Interesse, vielleicht sogar Sorge.

„Dumbledore hat mir vorhin schon gesagt, dass irgendetwas mir den Koffern schiefgegangen ist… Hoffentlich sind die morgen da…", log Harry wie auf Kommando. Nebenbei fiel ihm auf, wie leicht es ihm fiel hier alle anzulügen.

Snape musterte ihn abschätzig und kramte dann kurz in seinem Koffer, um Augenblicke später etwas schwarzes aus Stoff herzuziehen und es Harry entgegenzuwerfen.

„Nimm das heute Nacht und morgen können wir immer noch sehen, was du anziehst", meinte Snape.

„D-danke", stotterte Harry und entfaltete das dunkle T-Shirt in seinen Händen, während Severus mit einem Pyjama in den Armen ins Bad schlurfte.

„Wird dir 'n bisschen groß sein."

„Egal.. wird schon passen, danke."

Severus nickte als Zeichen, dass er verstanden hatte und die Tür zum Badezimmer schloss sich hinter dem Jungen. In selben Moment als die Badezimmertür ins Schloss fiel, traten Kevin und Max ein.

„Hi, Harry, wieso hast du nicht gewartet und wie hast du das geschafft hier reinzukommen?", fragte Max sofort.

„Bin mit Severus gegangen", antwortete Harry unbekümmert.

„Du bist… was? Dir ist schon klar, dass Potter und Co. dich jetzt genauso auf dem Kieker haben wie ihn?", fragte Max entsetzt.

„Na und? Es gibt schlimmeres", behauptete Harry. Im selben Moment kehrte Severus im Pyjama in den Schlafsaal zurück.

Er sagte nichts und ging zu seinem Bett, um sich darauf nieder zulasen und die Vorhänge um sich zuzuziehen. Harry betrat das Bad, wusch sich und zog sich um. Das Zähneputzen musste es wohl für heute ausfallen lassen.

Danach achtete er nicht mehr auf die vorwerfenden Blicke und auch nicht auf die Meldung Vanessa würde nochmals mit ihm sprechen wollen und wartete. Er legte sich schlafen und wünschte allen eine gute Nacht.

Er war mehr als nervös und angespannt. Was würde der morgige Tag wohl bringen? Erst weit nach Mitternacht verfiel er in einen tiefen, traumlosen Schlaf…

Danke an: Vroni, Mr. Muffi Potter, Mellin, kathleen potter, Herminethebest, harry, Kissymouse, blub, Alex Black, tigereye, auxia, Kiina, smileman, Samantha Potter und Lily, Kara, Fanny4, ChibiFelidae, kena, blacklady, tiffi, nehmbader, VamHex

Lucius ist nicht in dem Jahrgang von James und Co. er ist (so viel ich weiß) zwei Jahre älter und somit aus der Schule raus.

Ob es fatal ist, das Harry zu viel erzählt? Wird werden sehen...

James und Sirius haben nicht gelauscht, sie haben Harry und McGonagall nur auf dem Weg nach Dumbledore gesehen und sich gewundert.