Kapitel 7
„Enervate," flüsterte Jemand.
Sofort schlug Harry die Augen auf. Es war ruhig um ihn und er brauchte einige Sekunden, um sich daran erinnern zu können, was geschehen war. Vorsichtig setzte er sich auf. Es war dunkel um ihn herum.
„Harry?" Der Angesprochene fuhr herum. „Wer.. wer war das?"
Erst jetzt erkannte er die Stimme. Es war die James'.
„Was ist passiert?"
„Du bist zusammengebrochen."
„Das weiß ich. Was ist danach passiert?" Seine Stimme zitterte. Misstrauisch sah er sich um, erkannte jedoch absolut nichts.
„Dieser.. dieser Kerl hat sich in die Riesenschlange zurückverwandelt und ist verschwunden. Remus hätte dich wohl in der Luft zerrissen, aber.. äh.. er wurde zurückgerufen."
In James' Stimme schwang Unsicherheit.
„Von wem?"
„Sniefelus, a-aber wir wissen nicht, wo die beiden jetzt sind. Sirius und Peter rufen Remus, aber er kommt nicht."
„Scheiße!"
„Ganz deiner Meinung!", pflichtete James bei.
Harry stand nun wieder auf den Beinen. „Wo sind wir hier?"
„Immer noch auf der Lichtung."
„Wieso ist es hier so dunkel?"
„Es.. ist hier nicht dunkler als vor zwei Minuten schon", kam die etwas perplexe Antwort.
„Ich.. ich kann aber nichts sehen." Panik schwang in seiner Stimme mit. „Wo ist mein Zauberstab?"
Er hörte kurzes Geraschel, so als durchwühlte Jemand einen Haufen Blätter. „Hier!" Ihm würde das Holz in die Hand gedrückt.
„Ihr solltet einen Lehrer benachrichtigen."
„Wir fliegen von der Schule, wenn wir das tun –"
„Und wenn ihr es nicht tun, stirbt Severus vielleicht!", unterbrach Harry ihn energisch. „Außerdem hast du Sirius doch mit dem Zwei-Weg-Spiegel längst verständigt."
James zögerte.
„Ich hab geblufft. Sirius hat seinen Spiegel so gut wie niemals bei sich... Aber okay, du hast recht, wird sollten 'nen Lehrer suchen.. komm!" Harry spürte, wie James sein Handgelenk umfasste und ihn mit sich zog. „Halt die Hand vors Gesicht, die Zweige hängen hier tief."
Harry tat, was sein Vater ihm riet.
James ging schnell und Harry hatte alle Mühe ihm zu folgen. Ab und zu warnte er ihn vor im Weg liegenden Ästen und herabhängenden Zweigen, ansonsten herrschte bedrücktes Schweigen unter ihnen.
„Wer war das?", fragte James vorsichtig.
„Tom Riddle."
„Wer ist Tom Riddle?", fragte James unsicher.
„Ein Monster", zischte Harry ausweichend.
Wieder zögerte James, bevor er weiterfragte.
„Was hat der Kerl gemeint mit ,zu deiner Zeit'?"
Keine Antwort.
„Harry?", fragte James unsicher.
„Glaub mir, du willst es gar nicht wissen."
„I-ist er dein Vater?"
„Was? Ganz sicher nicht, wie kommst du da rauf?"
„Er hat gesagt, dass sein Blut in deinen Adern –"
„Nein, er hat gesagt, dass mein Blut in seinen Adern fließt."
„Harry – ich weiß, es klingt lächerlich, aber – kommt ihr, du und dieser Riddle, kommt ihr aus.. aus der Zukunft?", fragte James langsam mit zittriger Stimme. „Er hat gesagt, ich werde ihm dort auf die Nerven gehen..."
James blieb stehen und Harry seufzte. „Ich weiß nicht... Ich kenne dich in meiner Zeit nicht. Keine Ahnung, ob ihr aneinandergeraten werdet..."
„Du kennst mich, du musst mich kennen! Wir sind verwandt – du bist ein Potter!"
„Bitte, lass es einfach, du wirst früh genug erfahren, was dich erwartet", seufzte Harry. „Lass uns gehen." James antwortete nicht und machte keine Anstalten sich zu bewegen. Wie sehr hoffte Harry, den Ausdruck auf dem Gesicht seines Vaters sehen zu können.
„W-w-wieso hast du nichts gesagt?" James' Stimme zitterte so sehr, dass Harry ihn kaum verstand. „Wieso bist du mir aus dem Weg gegangen? Was passiert mit mir?!"
James hatte Angst, Angst vor dem, was ihm in der Zukunft wiederfahren würde. Seine Stimme war nur ein Flüstern. „Was passiert mit mir?", fragte er noch einmal.
„Wir müssen Severus finden. Lass uns einen Lehrer suchen!", lenkte Harry tonlos ab.
Plötzlich spürte er, dass jemand ihn herumwirbelte und mit dem Rücken gegen einen Baumstamm drückte. „WAS PASSIERT MIT MIR?!", rief James und packte ihn am Kragen.
„Lass mich los! Ich dachte wirklich du wärst vernünftiger als Sirius."
„ICH WILL WISSEN, WAS MIT MIR PASSIERT!"
„UND VON MIR WIRST DU ES GANZ SICHER NICHT ERFAHREN..." Harry riss sich los, trat an dem Baum vorbei zurück und stolperte über irgendetwas. Er verlor das Gleichgewicht und landete auf dem Boden im Blattwerk.
Denn plötzlich hörten beide eine Gebrüllgeflüster, das näher kam.
„James? Peter? James?", rief Sirius und kam näher durch das Unterholz. „Habt ihr Remus und Sniefelus gefunden?"
„Nein", antwortete James sofort, ohne den Blick von Harry zu nehmen.
Sirius trat sofort näher an Harry heran und zog ihn wieder auf die Füße. „Alles klar bei dir?"
„Ja... wenn ich davon absehe, dass ich erst mal blind bin."
„Was?"
„Ich kann nichts sehen –"
„Mir ist schon klar, dass blind bedeutet, dass man nichts sehen –"
„Könntet ihr bitte mal aufhören mit diesem Mist?", fragte James ungeduldig. „Wir müssen wirklich einen Lehrer holen."
„Wir fliegen, wenn wir das tun!", meinte Sirius sofort.
„Nein, wartet!", mischte Harry sich ein. „Sucht Peter und verschwindet hier, ich hol einen Lehrer. Die können mich rausschmeißen, ich bin eh in einer Woche wieder weg."
„Gehst du zurück? Kannst du überhaupt zurück?", fragte James unsicher. Nur langsam kehrte Harrys Augenlicht zurück. Er konnte schemenhaft zwei Personen erkennen, die vor ihm standen.
Harry nickte nur, während er erkannte, dass Sirius misstrauisch von einem zum anderen schaute. „Worüber redet ihr?"
„Erklär ich dir nachher, jetzt lass uns erst mal Peter finden!", lenkte James ab.
Sirius zögerte nur kurz. „Okay, kein Problem – gib mir zwei Minuten."
„Wenn du Peter so schnell finden kannst, wieso dann nicht Remus und Severus?"
„Werwölfe haben in Vollmondnächten keinen Eigengeruch", erklärte Sirius, als wäre es die natürlichste Sache der Welt.
„Und Severus? Der wird doch wohl einen haben."
„Als Hund hat er ihn noch nie gerochen, also kennt er ihn nicht", erklärte James. „Ähm.. schaffst du den Weg zu Schloss? Wegen deinen Augen, mein ich.."
Harry nickte. Beide Jungs verwandelten sich und verschwanden im Unterholz, während Harry sich in Richtung Schloss aufmachte. Er durchquerte die Eingangshalle und rannte auf Dumbledores Büro zu. Dort angekommen, wusste er das Passwort natürlich nicht und begann laut um Hilfe zu rufen.
Zwei Minuten später stand er vor dem Schulleiter, der in einem gestreiften Pyjama etwas verschlafen in seinem Sessel saß und sich ruhig die Geschichte von Harry angehört hatte. James, Peter und Sirius hatte Harry nicht erwähnt.
„Mister Snape hat Mister Lupin also von dir weggelockt und du hast ihn nicht mehr gesehen?"
Harry nickte.
„Und Voldemort auch nicht?"
Wieder ein Nicken.
„Ähm.. Harry, ich denke du weißt, wie unglaublich das für mich klingt."
„Ja, Professor, aber wenn sie nicht nach Severus suchen, dann wird er vielleicht –"
„Harry, ich werde nach ihm suchen lassen... warte hier!", befahl er und verschwand aus dem Raum. Erst zehn Minuten später kehrte er zurück.
„Voldemort hat mit dir gesprochen, was genau hat er gesagt über sich selbst und was dieser Zeitsprung für euch als Personen und Individuen bedeutet."
„So wie ich es verstanden hab, muss er hier jetzt wohl doppelt Leben, als junger und als älterer Voldemort."
„Und wenn ihr in eure Zeit zurückkehrt?"
„Er hat gesagt, dass er dort ebenfalls doppelt existieren würde, es sei denn ich töte ihn hier.. in dieser Zeit. Das bedeutet, ich würde ebenfalls zwei Mal existieren, wenn ich zurückkomme. A-aber wie ist das möglich?"
Dumbledore seufzte vor Resignation. „Lass mich versuchen, es dir zu erklären. Du und Voldemort ihr bildet jetzt praktisch ein eigenes Universum. Nichts vom dem, was du kennst, muss so stattfinden, wie du es erlebt hast. Voldemort wird Tom viel lehren und erklären aus der Zukunft. Es wird sich viel verändern. Vielleicht versuchte er nicht einmal dich zu töten... Fest für die Zukunft steht nur, dass du in einer Woche nach Hause musst und sich alles geändert haben kann..."
Harry seufzte „Also hat es rein gar nichts gebracht, dass ich geschwiegen habe?"
Dumbledore nickte und lehnte sich zurück. „Es wird sich sehr viel verändert haben. Vielleicht möchtest du mir jetzt doch etwas über deine Zukunft sagen."
Harry überlegte. „Ich.. ich bin Waise, meine Eltern, James und Lily, sind tot, das wissen Sie ja. Sie sind gestorben, um mir das Leben zu retten. Meine Mutter hat mir einen magischen Schutz durch ihre Liebe hinterlassen und als Voldemort mich töten wollte, prallte der Zauber zurück und seine Macht wurde gebrochen. Das würde alles in einer Prophezeiung vorhergesagt und es hätte auch einen Freund von mir treffen können – Neville Longbottom, dessen Eltern so lange gefoltert wurden, bis sie den Verstand verloren. Ich bin bei Verwandten aufgewachsen bis zu meinem elften –"
„Was genau wurde in dieser Prophezeiung gesagt?"
Harry zögerte nur kurz. „Der Eine mit der Macht, den Dunklen Lord zu besiegen, naht heran ... jenen geboren, die ihm drei Mal die Stirn geboten haben, geboren, wenn der siebte Monat stirbt ... und der Dunkle Lord wird Ihn als sich ebenbürtig kennzeichnen, aber Er wird eine Macht besitzen, die der Dunkle Lord nicht kennt ... und der Eine muss von der Hand des Anderen sterben, denn keiner kann leben, während der Andere überlebt ... der Eine mit der Macht, den Dunklen Lord zu besiegen, wird geboren werden, wenn der siebte Monat stirbt ..."
Harry hatte diese Zeilen nur ein einziges Mal gehört, doch sie hatten sich in seiner Seele eingebrannt.
„Vielleicht bin ich es auch gar nicht, vielleicht werden meine Eltern mehr als drei Mal dem Lord die Stirn bieten müssen – heute musste James.." Er brach ab, als er erkannte, dass Dumbledore davon nichts wusste, doch der Schulleiter hatte nicht auf seine Wort geachtet und schien in seinen Gedanken versunken zu sein.
„Harry, der Voldemort, den du kennst, hat dich gezeichnet, es ist geschehnen, egal, was noch kommen mag.. Wann bist du geboren?", fragte Dumbledore ruhig.
„Am einunddreißigsten Juli neunzehnhundertachtzig. Ein Jahr später, an Halloween, starben meine Eltern."
„Erzähl weiter von dem, was passiert ist!", forderte Dumbledore ihn auf.
Und Harry erzählt alles. Alles, was er erlebt hatte und auch nur im entferntesten mit Voldemort zutun hatte, doch als er an der Stelle angelangt war, wo Sirius sterben würde, hielt er inne. Musste sich sammeln und seine Stimme wurde trocken, emotions- und tonlos.
Er erzählte von dem Traum, wie er sich in die Falle hatte locken lassen und Hermine ihn gewarnte. Schilderte den Raum, in dem die Prophezeiung aufbewahrt wurde und berichtete, welche Todesser dort gewesen waren. Die Stelle, als Sirius von Lestrangs Fluch getroffen in den Torbogen fiel, erzählte er sehr schnell.
„Und dann bist du ein halbes Jahr später hierher gekommen?", fragte Dumbledore ruhig.
„Ja.. wenn auch nicht ganz freiwillig."
Inzwischen erkannte Harry seine Umgebung genauer. Nur ein leichter milchigtrüber Schleier behinderte seine Sicht noch.
„Was ist mit Severus?", fragte Harry. „Wissen Sie, ob man ihn gefunden hat?"
„Ich fürchte nicht, sie hätten mir Bescheid gegeben..." Der Schulleiter seufzte. „Du solltest in deinen Schlafsaal gehen und dich etwas hin–"
Die Tür wurde aufgerissen. Vor Anstrengung keuchend stand Professor Devel im Rahmen. Sie warf Harry einen kurzen Blick zu.
„Professor, wir haben Snape gefunden!"
Der Direktor erhob sich. „Ist er verletzt?"
„Wie geht es ihm?", fragte Harry, während er von seinem Sessel aufsprang.
„Er... er wurde gebissen!"
; - - ; /
Danke an silverwolfe, Jeanca, YanisTamiem, vero, Fee-der-Nacht, TigereYe, ina, Tolotos, Alex, vroni, Severina, Cosma, nemo, Thorin, lula, kathleen potter, VamHex, Kara, nochmals Tolotos ;), Snitch, Sam Black, auxia, Eile, nici, Fidi-1, sunny, Fidi
1. Ich bin froh, dass mir dieses Kapitel wirklich gut von der Hand
gegangen ist und ich bin damit zufrieden. Kann außerdem voller Stolz mitteilen,
dass ich das nächste C bereits angefangen habe -
2. Das mit dem Rufen eines Werwolfes: Jeder Mensch kein einen Werwolf rufen,
dazu ist es nicht nötig im Rudel angenommen zu werden...
3. Lily wird noch öfter auftauchen, keine Sorge.
4. Ich werdet mich wahrscheinlich killen, für das, was ich mit Sev gemacht hab.
Tja, der Arme ist jetzt ein Werwolf... Und mal sehen, wie Harry ihn trösten
wird (Nein, mit nichts shlashigem!)
5. Ich weiß nicht, wann Voldemort an die Macht gekommen ist, aber in dieser
Story ist er gerade dabei sie an sich zu reißen... Und das mit dem Schutz: Ich
denke, dass zu Harrys Zeiten ein wesentlich höherer Schutz nötig ist, aber
darüber lässt sich streiten ;)
