Kapitel 11

Am nächsten Morgen stellte Harry erleichtert fest, dass seine Kopfschmerzen deutlich nachgelassen hatten, doch ein nervtötendes Pochen hinter seinen Schläfen wollte nicht vergehen. Auch nach dem Duschen, Zähneputzen und Anziehen dröhnte es noch immer in seinem Kopf. Nach dem erfolglosen Versuch seine Haare zu zähmen macht er sich gemeinsam mit Severus, Max und Kevin auf zum Frühstück.

„Das war ne verdammt anstrengende Woche", meinte Max seufzend. „Zum Glück haben wir heute schon Freitag und am Nachmittag keinen Unterricht."

„Haben wir heute bei dem neuen Lehrer... ähm... Sky?", fragte Harry.

„Jepp, in den ersten beiden Stunden."

„Ihr habt fünf Stunden DADA in einer Woche?", wunderte sich Harry.

Kevin zuckte mit den Schultern. „Ist dieses Jahr neu eingeführt worden."

Sie erreichten die Große Halle bald und ließen sich zum Frühstücken am Slytherintisch nieder. Als einer der Letzten traten James und Sirius dem Mahl bei. Die Augen von Vater und Sohn trafen sich und der Gryffindor hob zum Gruße die Hand, Harry erwiderte die Geste.

Zehn Minuten später standen die Gryffindor- und Slytherinsechsklässler vom dem Klassenraum Sebastian Skys. Harry ließ Max, Kevin, Snape und Vanessa mit ihrer Mädchenclique links liegen und gesellte sich zu James.

Sirius grinste als er Harry auf sich zukommen sah und der Slytherin wusste auf Anhieb, dass James ihm von dem Gespräch erzählt hatte. Peter hingegen schien es nicht willkommen zu heißen eine der Schlangen in seiner Nähe zu wissen.

„Hi", begrüßte Harry sie. „Ist Remus immer noch im Krankenflügel?"

Sirius nickte. „Ihm geht's noch nicht besser. Dumbledore hat davon geredet, dass Remus die Schule verlassen möchte."

„Vielleicht sollte Severus mal mit ihm reden", schlug Harry vor.

„Sicher", meinte Sirius, „Damit Remus auf jeden Fall die Schule wechselt! Sniefelus macht ihm nur Vorwürfe!"

Harry zog nachdenklich die Stirn in Falten. „Ich glaube nicht, dass Severus das tun wird..."

„Ach, komm, du kennst ihn gerade mal vier Tage", warf Sirius ihm vor.

„Ich kenn ihn in meiner... Ich kenn ihn schon länger – sicher, er ist ein Arsch, aber er würde Remus nicht noch mehr Vorwürfe machen."

„Du bist ganz schon gutgläubig", meinte James leicht lächelnd.

Harry zuckte mit den Schultern. „Vielleicht."

„Apropos gutgläubig, ich denke, dass du ganz okay bist. Also, hast du Lust heut Nacht mitzukommen?", fragte Sirius ihn.

„Wohin?"

„Zum Wildhüter. Er geht heute Nacht in den Wald", erklärte Sirius. „Er darf uns nicht sehen, aber wenn er dort ist, und uns irgendetwas passiert, wissen wir, dass wir im Notfall Hilfe haben werden."

„Hagrid? Der Halbriese?"

Die Jungs nickten und so stimmte Harry nach kurzem Bedenken zu. Dann gesellte er sich wieder zu Severus und Co.

Nach einigen Minuten wurde die Tür zum Klassenraum von innen geöffnet und die Schüler so eingelassen. Neugierig auf Sebastian Sky trat Harry mit den Slytherins ein.

Am Pult stand der Hüne und blickte auf die Sechzehn- und Siebzehnjährigen hinunter. Erst als alle auf ihren Plätzen saßen sprach er. Die raue und dunkle Stimme löste wieder die gekannte Gänsehaut aus, doch seltsamerweise beruhigte sie ihn und vor allem seine Kopfschmerzen, die von Minuten zu Minute abnahmen.

Sky ging die Anwesenheitsliste durch und stellte dadurch fest, dass nur Remus fehlte. Er blickte einige Minuten schweigend in die Klasse, dann blieb seine Blick an Harry hängen.

„McDougal", sprach er langsam, „deine Eltern waren meine Klassenkameraden. Sie gingen allerdings nach Slytherin, wenn ich mich nicht irre. Ich habe gehört, deiner Mutter geht es in letzter Zeit nicht gut, ist das wahr?"

Harry nickte langsam, obwohl er in Wirklichkeit keine Ahnung hatte.

„Sie soll Krebs haben."

Abermals nickte Harry und langsam wurde er nervös. Wenn dieser Sky nicht langsam mit der Fragerei aufhörte, konnten das für ihn ernsthafte Probleme bedeuten.

„Wie ist doch gleich ihr Vorname?"

Doch die Antwort musste Harry vorläufig nicht geben.

„Professor Sky", hörte er Sirius' Stimme aus den hinteren Reihen, „könnten Sie uns vielleicht einen kurzen Überblick über die Themen dieses Jahres geben?"

„Black, richtig?", fragte er nochmals nach. Sirius bestätigte es.

„Deine Eltern waren ebenfalls in Slytherin, richtig? Wenn auch etwas älter als ich."

Die Stunde zog sich in die Länge während Sky sich mit den Eltern der Schüler beschäftigte und die Themen erläuterte, die es zu behandeln galten.

Irgendwann hatten sich die Kopfschmerzen wieder eingeschlichen und mit ihnen läutete die Schulklingel. Die nächsten beiden Stunden Pflege magischer Geschöpfe mit den Ravenclaws bei Aberforth Dumbledore nahten heran.

Der Professor verteilte großzügig Punkte und wirkte so fröhlich wie eh und je. Harry fragte sich wie dieser Mann einmal zum Wirt eines verkommenen Gasthauses werden würde.

„Kommen wir nun zu den Letifolds." Harry horchte auf. „Professor Devel hat den Slytherins dieser Klasse ja eindrucksvoll bewiesen, wie man einen Letifold nicht aufhalten kann. Keine Angst, wir werden keinen in diese Klasse bringen!" Setzte er hinzu, als er die erschrockenen Gesichter bemerkte.

„Doch wir haben einen unter uns, der diesen Wesen in seiner Biographie schon weit vor euch anderen begegnete, nicht wahr Harry?"

„Ich bin vorher noch nie einem von ihnen begegnet", stellte Harry sofort richtig.

„Oh, das wundert mich, wieso beherrscht du dann einen gestaltlichen Patronus?"

„Dementoren", erklärte Harry kurz. Und um der Antwort weiter auszuweichen setzte er hinzu: „Sie haben dieses Leichentuch doch wieder eingefangen, oder?"

Aberforth bejahte und setzte den Unterricht fort, ohne Harrys Antwort noch weiter zu hinterfragen.

Als sich die Gruppe von Slytherins später zum Mittagessen in die Große Halle begab legte jemand von unter einen Arm um seine Schultern. Im nächsten Moment spürte der einen warmen Atem in seinem Nacken.

„Heute Nacht um halb elf in der Eingangshalle", flüsterte Sirius ihm zu. „Lass dich nicht erwischen und komm pünktlich." Dann zwinkerte er seinem Patenkind noch zu und war im nächsten Augenblick wieder in der Menge verschwunden.

Am Nachmittag hatten sie keinen Unterricht, so dass er mit den Jungs aus seinem Zimmer im Gemeinschaftsraum saß und irgendein Kartenspiel spiele, während er das unaufhörliche Gerede von Vanessa über sich ergehen ließ. Am frühen Abend kam Mandy auf die hervorragende Idee ihn etwas durch das Schloss zu führen. Nach dem Abendessen legte er sich relativ früh schlafen, stellte seinen Wecker auf viertel nach zehn und legte ihn unter sein Kopfkissen, damit er nicht den ganzen Schlafsaal wecken musste. Er brauchte dringend ein paar Stunden Schlaf...

Genau um zweiundzwanzig Uhr fünfzehn riss ihn der Wecker aus dem Reich der Träume in die Realität zurück. Der Blick auf die Betten zeigte ihm, dass Max und Kevin sich ebenfalls hingelegt hatten, doch von Severus fehlte jede Spur.

Harry zog sich dunkle Kleidung an und versuchte möglichst leise zur Tür zu gelangen. Doch als er in den Gemeinschaftsraum eintrat, bemerkte er, dass noch halb Slytherin auf den Beinen war. Unauffällig wollte er sich aus dem Raum stehlen, als ein Junge ihn ansprach.

„Hey, McDougal, alles klar? Siehst blass aus!", kommentierte er etwas besorgt. Harry erkannte ihn als Regulus Black wieder.

„Kopfschmerzen", nuschelte er verschlafen.

„Wo willst ihn hin? In die Küche? Darf ich mit dir kommen?"

„Ich muss ein bisschen an die frische Luft und wenn sie uns beide erwischen, regnet es vermutlich ziemlich viele Punktabzüge. Tschau Regulus."

„Bis später", meinte der Kleine etwas enttäuscht.

Um ziemlich genau zwei Minuten nach der vereinbarten Zeit, erreichte Harry die Eingangshalle ohne, dass ihn jemand gesehen hatte, so dachte er zumindest...

„James?", flüsterte er, „Sirius?"

Im nächsten Moment wurde er von hinten gepackt und an die kalte Steinwand gepresst. Etwas Kühles wurde über ihn geworfen und ihm ersten Moment war Harry viel zu geschockt um irgendetwas zu tun oder gar um Hilfe zu rufen.

Eine Sekunde später betrat Alastor „Mad Eye" Moody die Halle von der gegenüberliegenden Seite. Harry drehte seinen Kopf um wenige Zentimeter und er erkannte James, der sich ebenfalls angestrengt an die Wand presste und – genau wie er selbst – vom Tarnumhang verhüllt wurde. Er hatte den Zeigefinger auf die Lippen gelegt und signalisierte ihm so ruhig zu bleiben. Harry nickte verstehend.

Es vergingen nervenaufreibende Minuten bis der Lehrer den Raum durchquert hatte. Leise entfernte James den Umhang, packte Harry am Oberarm und zog ihn stumm mit sich auf die Eingangstür zu.

Wenige Minuten später standen sie im Freien und Harry stellte enttäuscht fest, dass seine Kopfschmerzen nicht nachließen, im Gegenteil – sie steigerten sich sogar.

„Danke", sagte Harry. „Wo ist Sirius?"

„Ist schon vorgegangen, wollte noch eine rauchen, ehe es losgeht."

„Sirius raucht?", fragte Harry entsetzt.

„Ja, schon seit zwei Jahren", meine James und aus seiner Stimme sprach Missbilligung.

„Und Peter?"

„Peter bei so etwas mitnehmen? Da können wir auch gleich zur Mittagszeit nackt durch die Große Halle rennen, das wäre genauso unauffällig."

Harry lachte. „Aber den Mädels würde diese Möglichkeit sicher besser gefallen."

James grinste schelmisch. „Vermutlich."

„Sicher würde ihnen das", meinte Sirius, der aus dem Dunkeln auf sie zutrat, „Wer kann schon einem nackten Sirius Black widerstehen?" Er schmiss die noch glühende Zigarette auf den Boden und trat sie aus. Eine letzte Wolke aus Rauch entkam seinen Lippen. „Dann wollen wir mal."

„Was haben wir eigentlich jetzt vor?", fragte Harry flüsternd, während sie schnell auf den Rand des Waldes zueilten.

„Im Verbotenen Wald existieren Ruinen, die seit Jahren keiner mehr betreten hat. Dort gibt es allerlei merkwürdige Konstruktionen. Ist wirklich interessant. Wir gehen da etwas alle zwei Monate mal hin", klärte ihn James auf

„Ist mir nicht aufgefallen."

„Du bist ja auch noch keine zwei Monate hier", erklärte Sirius ihm grinsend.

Harry verdrehte die Augen. „Ich meine die Ruinen."

James grinste. „Bin beeindruckt... meine Sohn setzte die Tradition als Gefahrensucher also fort."

Harry stöhnte genervt. „Ich suche die Gefahr nicht, meistens findet die mich von ganz alleine!"

„Wie oft warst du drin, im Wald mein ich?", fragte James weiter.

„Oft genug, um mir vorgenommen zu haben, nie wieder freiwillig hineinzugehen", meinte er tonlos. Kurz vor den ersten Bäumen seufzte Harry resigniert. „In diesem Sinne: Los geht's!"

Seine Kopfschmerzen nahmen mit jedem der Schritte zu. Er hatte große Lust einfach umzukehren und ins Bett und gehen, aber wie oft bot sich ihm schon die Gelegenheit mit seinem toten Vater und ebenfalls toten Paten solch einen Trip zu unternehmen?

Sie waren noch nicht sehr weit gekommen, als Sirius plötzlich stehen blieb. Harry nahm an, dass seine Hundeinstinkte ihn gewarnt hatten.

„Ich hör etwas... jemanden... Kommt auf uns zu." Er verwandelte sich in einen Hund, scheinbar aus Reflex, denn in der nächsten Sekunde wurde er wieder ein Mensch. „Hab ich ganz vergessen, du bist ja gar kein Animagus", flüsterte er zu Harry.

„Schon in Ordnung, verwandelt euch! Ich kann nicht rausgeschmissen werden und wenn doch, ist es eh egal – in einer Woche bin ich wieder weg!", meinte Harry schulterzuckend.

Die Jungs hörten Hagrid nach seinem Saurüden rufen.

Sirius kam seiner Aufforderung nach, wohingegen James ihm erst noch einen sorgenden Blick zuwarf, sich dann schließlich doch verwandelte. „Versucht ihn ein bisschen abzulenken!", flüsterte Harry.

Der Hund und der Hirsch tauchten lautlos in dem Unterholz ab, während Harry langsam rückwärts stolperte und versuchte bei seiner Flucht möglichst ruhig zu sein. Er konnte bald die Umrisse der Person sehen, die näher kam und machte sie sofort als Hagrid aus.

Ein brechender Ast direkt hinter ihm, ließ ihn herum fahren. Vor ihm stand ein Riese von Mann, nicht so groß wie Hagrid, aber doch für einen Menschen – riesig. Der Zauberstab dieses Mannes war genau zwischen seine Augen gerichtet und Harry konnte sie nicht dazu überreden, dann Blick in das Gesicht der Person zu heben, doch das brauchte er auch nicht – vor ihm stand Sebastian Sky.

Silencio!", flüsterte der Hüne mit dunkler Stimme.

Harrys Augen weiteten sich vor Schreck. Wieso belegte der Mann ihn mit einem Zauber? Wieso reichte es nicht, wenn er ihm Punkte abzog und ins Schloss zurückbrachte. Was hatte dieser Kerl vor?

„Wenn du dich ruhig verhältst, werde ich dich, die beiden Jungs und den Wildhüter nicht töten... vorläufig. Hast du verstanden?", fragte Sky flüsternd.

Harry nickte angespannt und warf einen Blick über seine Schulter zu James und Sirius. Er richtete sein Blick zu spät wieder auf seinen Lehrer und konnte nicht mehr verhindern, dass sich dünne Schüre aus dem Zauberstab um seine Handgelenke legten.

Was sollte das? Entsetzt sah er Sky in die Augen, doch dort konnte er nur Gleichgültigkeit sehen. Die Fesseln legten sich stramm an seine Haut. Was hatte der Mann bloß vor? Was wollte er mit ihm?

Sky packte ihn grob am Arm und zog ihn hinter sich her, bedacht drauf, so wenig Geräusche von sich zu geben, wie irgend möglich. Der Griff des Mannes war hart und schmerzhaft, doch Harry wehrte sich nicht.

Je weiter sie gingen, desto stärker wurden seine Kopfschmerzen und plötzlich kam Harry ein absurder Gedanke: Wollte Sky ihn zu Voldemort bringen? Doch das war vollkommen unmöglich, Sky war ein Auror, der schon vielen Todessern nach Azkaban verholfen hatte.

Harry riss sich los, doch schon im nächsten Augenblick hatte Sky seinen Zauberstab wieder auf ihn gerichtet. Der Junge wusste sowieso nicht, wo er war, geschweige denn wie er wieder ins Schloss zurückkäme.

„Okay, ich löse den Schweigezauber jetzt kurz von dir – wenn du schreist, töte ich dich!"

Harry nickte verstehend und Sky nahm den Zauber von ihm.

„Was soll das, wo bringen Sie mich hin?", fragte Harry und registrierte, dass Panik in seiner Stimme mitschwang.

„Du weißt es doch, Harry!"

„S-sie sind Auror, haben sogar einen Orden des Merlins. Wieso arbeiten Sie mit Voldemort zusammen?"

„Ich arbeite nicht mit ihm zusammen, ich arbeite für ihn!"

„Oh, welch eine Unterschied!", meinte Harry sarkastisch.

„Wo ist dein Zauberstab?"

Harry antwortete nicht, so dass Sky kurz seinen Umhang und die Hose abklopft und die hölzerne Waffe schnell fand.

„Sie sind verrückt, wenn Sie glauben, dass Sie damit durchkommen!", zischte Harry.

Silencio!"

Sky packte ihn mit noch festerem Griff am Arm und zog ihn weiter mit sich. Harry betete währenddessen, dass James und Sirius denken würden, er wäre ins Schloss zurückgegangen. Hoffentlich würde sie ebenfalls wieder in ihre Betten klettern, schließlich hatte Voldemort allen Grund auch James töten, denn der würde ihm in Zukunft einige Male in die Quere kommen und vor allem, hatte er in dieser Zeit sein Gesicht gesehen.

Harry wusste nicht, wie weit sie gelaufen waren, doch schließlich erreichten sie eine Lichtung, die vom abnehmenden Mond geleuchtete wurde. Er sah Niemanden, doch seine Kopfschmerzen sagten ihm, dass Voldemort in der Nähe war...


So, und wieder ein neues Kapitel von mir, aber gewöhnt euch besser nicht an diese Geschwindigkeit -"

Ich weiß, ein ganz mieser Cliff, aber was erwartet ihr anders von mir?

Ich fand eure Vermutungen hinsichtlich Sebastian Sky übrigens sehr lustig und wie ihr seht, ist er NICHT Voldemort! Wird noch ausgeklärt, keine Sorge.

Danke an Cecelina, auxia, Vroni, kathleen potter (extra-Dank für diesen megalangen Kommi) , Kiina, xXtImeIsStoPpiNgXx, Lara-Lynx, Quizer, Severina35, Annie (Jepp, hat er), GefallenerEngel, TheSnitch, Sweet-Dreams2 (Hey, nicht diese FF hier lesen – an deine ransetzten und schreiben! #g#)