Kapitel 13

Er spürte die weiche Unterlage und hörte das ungeordnete Chaos aus Hunderten von flüsternden Stimmen um sich. Müde öffnete er die Augen und nahm verschwommen den Schein einer Kerze wahr, deren Schatten an den Wänden tanzten.

Seine Sehstärke und das Hörvermögen setzten nur langsam wieder ein, doch mit jeder Sekunde wurde er sich sicherer, dass die vielen Stimmen nur einen Einzige war. Und je weiter seine Empfindungsfähigkeit zunahm, desto stärker spürte er die fast vergessenen Schmerzen.

Durch zusammengepresste Zähne zog er scharf die Luft ein.

„Beweg dich nicht – du bist verletzt!", sagte Jemand an seiner Seite. Harry wandte seinen Kopf zur Seite und stöhnte unter Kopfschmerzen laut auf.

„Was..." Mehr brachte Harry nicht heraus, wobei er sich über dieses eine Wort schon wunderte. Er hustete, um seine Luftröhre wieder frei zu bekommen. Hatte Sky ihn nicht mit dem Schweigezauber belegt?

„Was passiert ist? Ich hab keine Ahnung, welcher Zauber auf dir lag, aber als wir, Sirius und ich, bei dir ankamen, lagst du am Boden und hast deine Hände an deinen Hals gelegt, als versuchest du mehr Luft in deine Lungen zu bekommen, als möglich war."

„Ihr habt mich doch von den Fessel befreit, oder nicht?", fragte Harry unsicher mit heiserer Stimme.

James schüttelte den Kopf. „Welche Fesseln?"

„Hat Sirius etwas gemacht? Wo ist er überhaupt?" So weit es sein Zustand zuließ drehte Harry den Kopf zur Seite, um sich umzusehen. Doch er bereute es sofort, als hämmernde Schmerzen hinter den Schläfen einsetzten.

„Sirius ist zum Schloss, um den Schulleiter zu benachrichtigen. Du-weißt-schon-wer hat ihn nicht in seiner Animagusgestallt gesehen und wird ihn auch nicht erkennen. Wir sind hier übrigens in der Heulenden Hütte."

„Wie lange ist er schon weg?" Sorge schwang in seiner Stimme.

„Ich weiß nicht. Vielleicht zehn Minuten." Erfolglos versuchte James seine Stimme neutral klingen zu lassen.

Vorsichtig versuchte Harry sich aufzurichten, als James ihn am Arm zurückhielt. „Hörst du das?", flüsterte er.

Harry lauschte und glaubte Schritte im unteren Teil des Hauses zu identifizieren.

„Warte hier! Beweg dich nicht!", wisperte James. Er verschwand aus Harrys Blick und schlich offensichtlich die Treppe hinunter. Der sprichwörtlich am Bett gefesselte Junge horchte mit geschlossenen Augen und hörte nach wenigen Minuten definitiv Stimmen, die näher kam.

„Minerva, du und Alestor, ihr werdet die beiden Jungen sofort ins Schloss geleiten und zu Cathendra Astell bringen", hörte er den Schulleiter.

„Harry kann sich nicht bewegen, Professor! Und sie dürfen ihn auch nicht bewegen, er hat Schmerzen", warf James besorgt ein.

„Ist schon gut, Mister Potter", beruhigte McGonagall ihn, „Wir werden ihn schonend transportieren können."

Endlich traten sie in den Raum und Harry konnte den Schulleiter, die Hauslehrerin Gryffindors, den Hauslehrer Slytherins und James erkennen. Die Frau trat sofort mit sorgenvoller Miene auf ihn zu.

„Harry, was hat er mit dir gemacht?"

„Irgendeinen Zauber, ich kannte ihn nicht. Ich glaube, er hieß ,Pneumonia'!"

Sie wurde blass und Harry konnte sehen, dass Mad Eye und Dumbledore sich vielsagende Blicke zuwarfen.

Die Frau wandte sich an James. „Was haben du oder Sirius getan, damit es aufhört? Woher kannten Sie beide diesen Spruch?"

„Sirius und ich haben gar nicht getan. Als wir zu der Lichtung kamen, lag er halbbewusstlos auf der Erde und rang nach Luft."

„Harry, hast du –"

„Ich konnte gar nichts tun. Meine Hände waren gefesselt, ich hatte keinen Zauberstab und außerdem war meine Stimme weg."

Die Lehrer schienen einen Augenblick zu überlegen.

„Wir müssen dich ruhig stellen für den Transport. Deine Muskeln würden keinerlei Belastungen standhalten und das wird vermutlich auch noch für einige Stunden vielleicht Tage halten." Sie zückte ihren Zauberstab und richtete ihn auf den Jungen. „Stupor!"

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Hunderte von Stimmen schlugen ihm dröhnend entgegen, als er wieder erwachte. Er versuchte einzuordnen, wo er ich befand. Im Krankenflügel? Dann war hier aber ganz schön was los.

Müde öffnete er die Augen und sah sofort Dutzende von Gesichtern.

„Du bist in der großen Halle", antwortete Jemand auf seine stumme Frage. Vorsichtig bewegte Harry den Kopf zur Seite. In der gesamten Halle lagen vereinzelnd Kinder in Schlafsäcken, doch die meisten saßen in Gruppen beieinander und unterhielten sich. Neben seinem ,Lager' saßen James, Sirius, Remus und Peter. Außer dem Werwolf spielten sie ruhig Karten und unterhielten sich.

„Die ganzen Schlafsäle wurden evakuiert und hier hergebacht. Außer uns, weiß keiner was hier wirklich vorgeht, aber sie haben alle Angst. Die meisten Lehrer sind hier und er Rest durchsucht das Schloss. Heilerin Astell hat gesagt, sie kann gegen deine Schmerzen nichts machen, das geht in ein paar Tagen von selbst weg", klärte James ihn auf. „Wie fühlst du dich?"

„Ziemlich fertig...", antwortete Harry ehrlich.

„Hey, Harry!", rief eine Mädchenstimme aus einem anderen Teil des Raumes. Harry erkannte sie und bemerkte gleichzeitig, dass James' Augen zu funkeln begannen.

„Hi, Lily", grüßte er freundlich. Sie ging neben seinem Lager in die Hocke und warf den Rumtreibern einen warnenden Blick zu, sie gefälligst in Ruhe zu lassen. Ihre smaragdfarbenen Augen schauten besorg. „Du siehst mitgenommen aus. Ist bei dir alles in Ordnung? Du befindest dich wirklich in schlechter Gesellschaft!"

Harry lächelte leicht. „Ja, ich weiß. Die bringen nur Ärger."

Wer hat hier wen denn wo reingezogen?", fragte Sirius grinsend, schaute ihn jedoch nicht an, sondern legte eine Spielkarte in die Mitte der Runde. James schien offensichtlich nicht sehr konzentriert, denn Peter musste ihn drei Mal auffordern endlich seinen Zug zu tun.

„Was ist los, James?", fragte Sirius ungeduldig.

Er scharrte Lily und Harry abwechselnd an. Seine Antwort war nur ein Flüstern, so dass nur sein Sohn sie verstand.

„Die Augen..." Dann war James blick plötzlich nur noch auf Harry fixiert. „Ist sie..."

Stumm nickte Harry und sein Blick sagte dem Älteren deutlich, er solle jetzt bloß die Klappe halten. James schluckte deutlich und schmiss dann die Karten auf den Boden vor sich. „Ich gebe auf!", sagte er bestimmt, lehnte sich zurück und blies sich angespannt eine Haarsträhne aus der Stirn. Seine Freunde musterten ihn skeptisch, teilten aber dann die Karten erneut auf und spielten weiter.

„Wie spät ist es eigentlich?", fragte Harry.

Lily sah auf ihre Uhr. „Halb Fünf Uhr morgens."

„Und wann wurden die Schüler hierher gebracht?"

„Kurz nach dreiundzwanzig Uhr. Die meisten haben versucht zu schlafen, aber fast keiner hat es geschafft. Keiner weiß, was los ist! Alle haben Angst." Ihr nervöser Blick sagte beiden Jungen, dass auch sie von diesem Gefühl nicht ausgeschlossen war. Etwas unsicher legte James seine Hand auf ihre zierliche Schulter.

„Keine Angst, wird schon nichts passierten", sagte er immer noch unsicher und wartete auf ihre Reaktion, doch sie lächelte.

„Danke, aber ich glaube nicht daran. Es muss etwas wirklich schlimmes passiert sein, wenn selbst die Lehrer so nervös sind."

„Wo ist eigentlich Sky?", fragte Harry unschuldig.

Lily sah sich kurz um. „Weiß nicht, hab ihn noch nicht gesehen!", meinte sie unbekümmert. „Vermutlich durchsucht er das Schloss."

„Hi, Lily, möchtest du mich nicht vorstellen?" Ein hellblondes Mädchen mit klaren, blauen Augen und freundlichem, rundem Gesicht erschien hinter Lily und lächelte fröhlich.

„Oh, sicher. Lea, das ist Harry McDougal. Harry, das ist Leatitia Lovegood." Vor Überraschung klappe Harry beinahe der Mund auf. Das sollte Lunas Mutter sein? Sie schien ein genaues Gegenteil sein. Lea war groß, etwas pummelig und schien über allen Maßen aufgeweckt zu sein. Während Luna klein, dürr und über allen Maßen verträumt war.

„Hi Harry!"

„Hallo Lea", erwiderte er den Gruß tonlos und bemerkte, dass das Mädchen unauffällig zu Remus schielte, der noch immer apathisch auf seine Füße starrte.

„Darf ich mitspielen", fragte sie Sirius neugierig. Der 17-jährige nickte und sie setzte sich fröhlich neben Remus.

Die nächsten Stunden bis zum Mittag vergingen für Harry in einer Art Dämmerzustand. Die Schüler beschäftigten sich und die Nervosität nahm allmählich ab. Die meisten verfielen für wenige Stunden in einen unruhigen Schlaf. Die Heilerin Astell schaute alle zwei Stunde mal nach Harry und Jahrgänge hatten sie mehr oder weniger in Gruppen zusammengesetzt. Harry stellte verwundert fest, dass es erstaunlich wenig Streit gab, dafür, dass die vier Häuser schon vierzehn Stunden zusammengefurcht auf relativ kleinem Raum lebten.

Vanessa, Snape und die anderen Slytherins seines Jahrgangs waren gekommen, aber nicht lange geblieben, da sie die Anwesenheit der Gryffindores nicht sonderlich schätzten, doch am frühen Nachmittag bekam er erneuten Besuch einer Schlange. Regulus Black kam skeptisch näher.

„Hi McDougal, wieso kommst du nicht zu uns Slytherins?", fragte er neugierig.

Sirius antwortete ihm, ohne ihn anzusehen. „Wenn du es hier nicht aushältst, dann verschinde einfach wieder, Regulus!", sagte er kalt.

„Ich hab nicht dich gefragt!", zischte der Jüngere ebenso angriffslustig zurück. „Und außerdem würde ich nie freiwillig länger in deiner Nähe bleiben als unbedingt nötig!"

„Dann sind wir ausnahmsweise mal einer Meinung oder glaubst du, ich bin von zu Hause ausgezogen, weil ich dich einfach zu sehr liebe?", fragte er rhetorisch.

Regulus warf ihm einen wütenden Blick zu, bevor er offensichtlich beschloss seinen Bruder einfach zu ignorieren. „Wenn du Lust hast, kannst du jederzeit zu uns rüberkommen, McDougal", sagte er anschließend und verschwand wieder.

„Er ist dein Bruder, oder Sirius?", fragte er neugierig.

Sirius nickte und seufzte. „Leider."

„Ich müsst euch ja regelrecht hassen, warum?"

„Regulus lässt sich ziemlich leicht beeinflussen. Bevor ich nach Hogwarts gekommen bin, verstanden wir uns total gut, aber meine Eltern müssen ihm wohl sehr zugesetzt haben, dass er nicht auch nach Gryffindor kommt. Als ich dann ihm dritten Jahr war und er auf die Schule gekommen ist, wurde er immer schlimmer..."

„Ist eigentlich schade, dass du so mit deinem Bruder verfeindet bist. Ich hab keine Geschwister, aber wenn ich welche hätte, fände ich so eine Beziehung nicht Akzeptabel!", meinte Harry ernst. „Vielleicht solltest du einmal mit ihm reden."

Sirius lächelte bitter. „Ich glaub nicht, dass das sehr viel ändern würde – dafür ist sein Hass schon viel zu fortgeschritten!"

„Vielleicht... würde es ihm helfen", meinte Harry unsicher. Sirius zog misstrauisch die Stirn in Falten.

„Was meinst du?"

„Vielleicht... gerät er auf die schiefe Bahn?" Seine Stimme war mehr als unschuldig.

Sirius beugte über ihn, so dass seine Lippen beinahe Harrys Ohrmuscheln gerührten und nur er ihn hören konnte. „Was wird mit ihm passieren, Harry?", fragte er beinahe ängstlich.

„Kümmere dich einfach ein bisschen mehr um ihn und es wird nie passieren", erwiderte Harry ernst. Sirius zögerte, sah dann jedoch ein, dass er nicht mehr aus den anderen herauskriegen würde und lehnte sich wieder aus seinen Platz zurück.

Stunden später wurde das Abendessen auf die selbe Weise verteilt wie auch schon die anderen Speisen – jeder holte sich seinen eigenen Teller ab. Für Harry tat dies James.

Je mehr Zeit verging, umso entspannter wurden Lehrer und Schüler. Sky fehlte den ganzen Tag über, doch keinem Schüler fiel es wirklich auf, da keine Lehrer die ganze Zeit anwesend war. Astell kontrollierte Harrys Zustand noch einige Male, und testete seine Reflexe, die sich langsam besserten.

Die verzauberte Decke wurde immer dunkler und schließlich zogen sich die Schüler immer mehr in ihren Decken zurück, während Harry nicht mehr schlafen konnte, da er von Natur aus sehr aktiv war und schon den ganzen Tag ans Bett gefesselt war.

Mit vorsichtigen Übungen versuchte er seine Beine wenigstens etwas zu bewegen.

„Tut's noch weh?", fragte James gähnend.

„Es geht. Sie sind betäubt solange ich sie ruhig halte, aber wenn ich sie bewege schmerzt es als hätte ich wochenlang Krämpfe gehabt. Astell sagt, sie sind in eine paar Tagen wieder einigermaßen in Ordnung."

„Brauchst du noch irgendetwas, weil sonst leg ich mich auch auf die Ohren."

Harry lächelte ehrlich. „Ruh dich aus, ich brauch nichts."

James nickte erleichtert und zog die Decke bis zu den Ohren über sich. Selbst die leisen Gespräche verstummten nach und nach und Ruhe kehrte in die überfüllte Halle ein. Die Lichter wurden gelöscht und die ersten Schnarchgeräusche wurden lauter, doch Harry konnte nicht schlafen. Die Lehrer gingen durch die Reihen der Schüler, doch irgendwann fiel dem Goldjungen auf, dass sich vergleichsweise wenig Aufsichtspersonen hier befanden, sollten Sky und Voldemort angreifen.

Kurz vor Mitternacht hörte er schwere, rennende Schritte, die sich auf dem Flur befanden. Im nächsten Moment wurde die Tür laut aufgerissen und eine große, dunkle Person stürmte den Raum. Mit einen unüberhörbaren Krachen landete die Tür an der Wand und der Mann trat mit rasselnden Atem näher an die Lehrer, die ihre Zauberstäbe gezückt hielten.

„Kinder, steht jetzt langsam auf und bewegt euch auf die Lehrertische zu!", befahl Professor McGonagall ruhig, doch die Schüler sprangen wie von der Tarantel gestochen auf die Beine und brachten sich in Sicherheit. Da Harry sich nicht in unmittelbarer Nähe befand, stand er auch nicht auf, sondern blieb mit den Rumtreibern wo er war.

„Sky, legen Sie ihren Zauberstab nieder!", sagte McGonagall kalt.

„Ich... ich wurde angegriffen", stammelte der Mann und hätte Harry nicht gewusst, dass der er log, so hätte er ihm geglaubt. Die Haare des Mannes hangen ihm wirr vor den Augen, die Kleidung war verrissen und an seiner Brust klebt verschmiertes Blut.

„Das kannst du deiner Großmutter erzählen!", rief Sirius und Peter starrte ihn für seinen Mut schockiert an.

„Seihen Sie ruhig, Mister Black", fauchte seine Hauslehrerin.

„Sie verstehen nicht, Minerva, er hat meine Familie in seiner Gewalt, ich habe mich gegen ihn gestellt, weil er jeden von uns töten würde, auch wenn ich ihm helfe, aber... aber ich konnte ihn nicht überwältigen... Er ist aus dem Schloss geflohen..." Scheinbar vollkommen erschöpft sank er in die Knie. „Bitte... Albus muss mir helfen, meine Familie zu schützen... Ich werde alles dafür tun... Bitte, Minerva, rufe ihn! Ich flehe dich an!"

Harry war mehr als schockiert, als er die Tränen sah, die die Wangen des Hünen hinabliefen, doch konnte er diesen Mann, der es zugelassen hätte, dass Voldemort ihn töten wollte, wirklich trauen...


Danke an Sweet-Dreams2, Severina35, banduan, GefallenerEngel, hbt3, Roh-Diamant, kathleen potter, Kissymouse, auxia, napoleonischer machtzwerg, xeulchenx, VamHex, Sherry, Mona, Siria, TheSnitch, milva, SelphieLeBlanc

Ja, ich weiß, das Kapitel ist gähnend langweilig, aber solche Gespräche etc. gehören eben dazu und ohne solche langweilige, wären auch die spannenden nicht mehr ganz so spannend „am kopf kratz" War das jetzt logisch?