Disclaimer: immer dasselbe!
Vielen lieben Dank für eure reviews an:
Mina Harker Wilhemina Murray: Ich will euch wirklich nicht foltern, sondern nur unterhalten! Ich freue mich sehr, dass du so gespannt bist!
Mrs N. Snape: Ich finde Malfoy auch ziemlich fies, kann aber wirklich nicht garantieren, dass Severus bald gefunden wird (ich denke eher nicht!) Schön, dass es dir weiterhin gefällt!
Persephone Lupin: Deine Worte gehen runter wie Honig. Tja, ich überlege tatsächlich, die Geschichte im Sande verlaufen zu lassen. Aber das Konzept steht und wenn ich so liebenswürdig ermuntert werde, muss ich wohl weitermachen, oder...? Und nochmals dicke Umarmung für deinen kleinen Lese-Tipp! Eine Eule mit Arifilias aromatischen Apfelküchlein ist schon unterwegs .... Sei meiner Dankbarkeit versichert!!
8. Kapitel: Willkommen daheim!
Hermine bemühte ein Lächeln auf ihre Lippen, als sie Professor Kernheims Zimmer betrat, nachdem dieser wenige Minuten zuvor signalisiert hatte, dass Ron erwacht war und sie sehen wollte. Und tatsächlich – da saß er auf dem breiten Bett, das Haar zersaust, den Kopf in die Hände gestützt. Als er sie bemerkte, stand er langsam auf und zwang sich ebenfalls zu einem ziemlich schiefen Grinsen, das jedoch seine Anspannung nicht überspielen konnte. „Hey,,,,", flüsterte Hermine. Ron zog sie an sich und sie ließ es zu, dass er sein Gesicht in ihrem Haar verbarg.
‚Das gefällt dem Tränkemeister!´ flüsterte eine feine, aber gehässige Stimme in ihrem Kopf und unwillkürlich löste sie sich aus der Umarmung.
„Weißt .... weißt du Bescheid?", fragte Ron vorsichtig.
Hermine konnte nur nicken.
„Ich .... wollte dich damit nicht ... beunruhigen..."
„Hast du es schon länger gewusst?"
„Nicht wirklich! Nur .... vermutet ...."
Hermine schwieg. So viele Fragen lagen ihr auf der Zunge, doch sie war im Moment nicht in der Lage, auch nur eine einzige davon zu stellen. Zu stark war der Eindruck, den Professor Kernheims Worte hinterlassen hatten und zu verwirrend ihre eigenen Gedanken! Auf die Frage Madam Pomfreys, ob sich das Geschehene wieder rückgängig machen ließe, hatte Professor Kernheim ehrlich geantwortet: „Bei meinem derzeitigen Wissensstand kann ich nur sagen: nein! Doch bin ich Jemand, der sich immer wieder gern eines Besseren belehren lässt. Es ist in jedem Fall unerlässlich, dass ich mir Professor Snape persönlich ansehe. Nur leider muss ich nächste Woche meine Vortragsreihe hier in London beenden .... „
„Kommen Sie doch am Wochenende zu uns", hatte Hermine rasch eingeworfen, „Wenn Ihr Zeitplan es zulässt. Ich ... ich mache ein ganz gutes Irish Stew, ich meine,... wenn es nicht zu viel Mühe macht..."
„Oh, seien Sie versichert, ich habe auch ein sehr großes wissenschaftliches Interesse an diesem Fall", hatte der Professor lächelnd geantwortet und seinen schmalen, in Leder gebundenen Terminkalender studiert, in dem man kleine, bewegliche Abbilder seiner selbst bei den unterschiedlichsten Tätigkeiten beobachten konnte. Nach einem leichten Tip mit dem Zauberstab auf die bis dato unbewegliche Figur neben dem angestrebten Zeitpunkt, hatte diese sofort eine sitzende Position eingenommen und zu essen begonnen, während auf einem goldenen Türschild dahinter die Worte „Mr und Mrs Weasley"zu erkennen gewesen waren.
Als er und Madam Pomfrey schließlich wieder zu ihnen stießen (sie hatten dem jungen Paar einige private Minuten zugestanden), wirkte die Medihexe noch immer sehr bedrückt und die Blicke, die sie Ron schenkte, waren voll Mitgefühl. Und da diesem die Verlegenheit bis in die Nasenspitze anzusehen war, kamen alle in stummer Übereinkunft zu dem Entschluss, die Untersuchung für heute zu beenden.
Professor Kernheim schlug Ron zum Abschied väterlich auf die Schulter: „Nur Mut, junger Mann, Ich wäre nicht Ignatius-Karl Kernheim, wenn mich der hoffnungsloseste Fall nicht zu Höchstleistungen anspornen würde ..." Er versprach, bis zum Wochenende jede freie Minute zum Studium geeigneter Literatur zu nutzen und einen in London ansässigen Kollegen zu Rate zu ziehen. „Ein Araber, brillianter Kopf ...."
Da Ron kläglich zugab, im Moment nicht genug Energie zum Apparieren zu haben und der Vorrat an hoteleigenem Flohpulver just in diesem Moment erschöpft war, schlug Hermine, noch bevor Nachschub von der Rezeption geordert werden konnte, vor: „Lass uns doch einfach zu Fuß gehen. Ich glaube, frische Luft kann uns nicht schaden. Und es scheint draußen trocken zu sein...."
Dabei blieb es dann und nach einer schnellen, recht einsilbigen Verabschiedung verließen sie das „Barn Owl Inn" und traten hinaus in die kühle Abendluft.
Sie gingen eine Weile schweigend nebeneinander her. Von Zeit zu Zeit berührten sich ihre Hände und schließlich umklammerte Ron Hermines Finger, als fände er dadurch mehr Halt. Ein blasser Halbmond mühte sich vergebens, mit seinem schwachen Schein die Lichter des abendlichen Londons zu übermalen. Doch auch die dunklen Nachtwolken taten ihr Übriges, um diesen guten Vorsatz im Keim zu ersticken.
„Du sagst ja gar nichts ..." Rons Stimme war leise.
„Hm ...." Normalerweise war so ein „Hm" von Hermine der Beginn einer äußerst durchdachten, wortreichen Belehrung, doch sie blieb stumm.
„Hermine ...."
„Ron, es tut mir leid – ich will dir helfen, aber ... ich muss das alles erst mal verarbeiten."
„Verstehe!" Er ließ ihre Hand los und beschleunigte seine Schritte.
Doch Hermine zog an seinem Ärmel und hinderte ihn so am Weitergehen. „Ron, entschuldige, aber .... aber – ich muss ja nun jeder Zeit damit rechnen, dass du mir vielleicht Punkte abziehst, wenn ich das Essen anbrennen lasse." Sie wusste selbst, dass ihr Lachen aufgesetzt klang.
„Echt witzig! Kannst du dir vielleicht vorstellen, wie es mir geht?"
Hermine blitzte ihn vorwurfsvoll an. „Warum hast du mir denn nie etwas gesagt? Das hätte so manches Verhalten von dir erklärt! Aber nein, du hast es ja nicht nötig, mir etwas anzuvertrauen!"
Na bitte! Schon fingen sie an zu streiten, obwohl es das Letzte war, was sie jetzt brauchten.
Ron jedoch blieb mit einem Mal stehen und sein eben noch aufgeflammter Ärger schien verpufft wie eine Kerze im Wind. „Ich konnte dir nichts davon erzählen, weil ...."er stockte und begutachtete betreten seine Fußspitzen.
„Weil...?"
„Weil .... Snape .... seine Träume ...", schon wieder brach er ab und sah dabei so verloren aus, dass auch Hermines Wut im Nu verraucht war.
„Ja...? Ron, sprich mit mir!"
„Er .... hat Schreckliches erlebt .... als Kind .... und auch später. Ich hätte nie gedacht ..."
„So schlimm?"
„Schlimmer...."
„Und du träumst das?"
„Ja, aber wohl nur die Dinge, die bei ... ihm einen starken Eindruck hinterlassen haben. Manche wiederholen sich ständig." Er wollte in diesem Moment nicht erzählen, dass es lange nicht mehr nur die Träume waren, die sich seiner bemächtigt hatten, sondern dass mittlerweile sein ganzes Ich von Snape durchzogen war, so dass er sich manchmal dabei ertappte, nicht mehr zu wissen, welche Gedanken Snapes waren und welche die seinen!
„Zum Beispiel?"fragte Hermine jetzt angespannt.
Sag es nicht! Das war unverkennbar Snape.
Warum nicht? hielt sein eigener Gryffindor-Charakter dagegen. Ich habe ihr sonst immer alles erzählt. Ich lasse mir nichts vorschreiben!
„Zum Beispiel die Narben in seinem Nacken, dieses seltsame Muster, über das du dich immer so gewundert hast... Ich weiß, woher sie stammen..." Und er beschrieb in hastigen, abgehackten Worten den immer wieder kehrenden Albtraum.
Hermine war verständlicherweise entsetzt. „Das ist ja grauenvoll! Der Arme!"
Da hast du´s ! schimpfte Snape in ihm. Ich brauche kein Mitleid!
„Und die auf dem Rücken? Diese Streifen?", bohrte Hermine gnadenlos weiter.
„Weiß nicht! Waren wohl nicht beeindruckend genug ...."
„Und die Brandmale?"
„V-Voldemort!"
„Und sein Vater .... hat der .... ?"
Neugieriges Weibsbild! fluchte der Tränkemeister in Rons Kopf.
„Hermine, bitte! Ich bin völlig fertig, können wir das nicht auf morgen verschieben?"
„Okay, entschuldige, natürlich ... wir sind auch gleich da. Was hast du?"
Ein besorgter Blick traf Ron, der soeben seine Hand an die linke Wange geführt hatte und sie dort einen Moment lang verharren ließ, während seine Augen einen Ausdruck plötzlicher Verwirrung zeigten.
„Alles klar?" Hermine blieb vorsichtshalber stehen.
„Äh .... ja .... nur Zahnschmerzen, glaub´ ich."
„Wir fragen gleich einmal Mum, ja?"
„Hermine!" Ron hinderte sie am Weitergehen. Seine Zahnschmerzen waren offenbar so schnell verschwunden, wie sie gekommen waren. „Kein Wort zu deiner Mutter über das, was du heute Abend erfahren hast, ja? Und auch zu keinem anderen!"
„Natürlich nicht, solange du nicht willst!"
Sie hatten endlich das unauffällige kleine Reihenhaus erreicht, in dem die Grangers eine Wohnung im oberen Stockwerk für ihre Tochter gemietet hatten. Verwundert registrierte Hermine, dass alle Fenster hell erleuchtet waren. Das sah ihrer eher sparsamen Mutter gar nicht ähnlich! Ein dumpfes Gefühl der Vorahnung beschlich sie, während sie die ächzenden Holzstufen des engen Treppenhauses hinaufstiegen. Sie berührte kaum die Klinke an der Wohnungstür, als diese schon aufgerissen wurde. Irritiert starrte sie in die angstvoll geweiteten Augen ihrer Mutter.
„Hermine, Ron! Gut, dass ihr endlich da seid!" Hastig sah Phoebe Granger den Gang entlang und zerrte ihre Tochter förmlich in die Wohnung. Hermine betrachtete überrascht die aufgewühlte Erscheinung ihrer Mutter. Das volle, braune Haar, das sie ihrer Tochter vererbt hatte, schien sich komplett aus der Spange im Nacken gelöst zu haben und hing nun in ungeordneten Strähnen in ihr unnatürlich blasses Gesicht.
„Hermine, Kind, es ist etwas Schreckliches passiert! Die Kr .... der ... der Professor ist weg!"
Zum zweiten Mal an diesem Abend rang Hermine um ihre Fassung. „Was sagst du da? Das kann doch nicht sein! Hast du auch richtig nachgesehen?" Hermine schüttelte erst ungläubig den Kopf und dann den Arm ihrer Mutter, wie um sie wieder zu Bewusstsein zu bringen. Erst jetzt fiel ihr auf, dass sie eine Schulter schützend zurückzog , als hätte sie Schmerzen. Hermines Erschütterung wandelte sich in Sorge.
„Mum, was ist mit deiner Schulter?"
„Ich bin gestürzt. ... Jemand war hier drin, Hermine, in der Wohnung ... und als ich zu mir kam ... war ER verschwunden!"
Hermine sah zu Ron und ihre Blicke trafen sich. Ron löste sich plötzlich aus seiner Erstarrung und stürzte in das nächstliegende Zimmer. Hermine drehte sich wieder zu ihrer Mutter herum. „Jemand war hier? Hast du ihn erkennen können?"
„Es waren zwei und ich habe sie nicht erkannt. Nur zwei dunkle Umrisse. Aber ... aber ich glaube, sie .... sie waren aus deiner .... Welt, Hermine! Ich sah ein grelles Licht und dann nichts mehr! Und dann war der Professor verschwunden!"
Ron kam zurück und sagte atemlos: „Es stimmt! Er ist nicht da!"
Hermine holte tief Luft und strich sich mit einer heftigen Bewegung durch das Haar . „Komm, Mum," meinte sie schließlich, „ich will mir deine Schulter ansehen! Und dann erzählst du alles noch mal der Reihe nach!" Obwohl ihre Stimme ruhig klang, zitterte sie innerlich. Doch sie wollte auf keinen Fall ihre Mutter noch weiter beunruhigen. Sie setzten sich im Wohnzimmer auf das Sofa und während Hermine mit dem Zauberstab langsam über die verletzte Schulter ihrer Mutter fuhr, wiederholte diese das Erlebte ein weiteres Mal.
Ron ging derweil unruhig auf und ab, biss sich auf die Lippen, und schlug seinen Zauberstab abwechselnd auf die Oberschenkel und die linke Handfläche.
„Es ist nur eine Prellung, Mum. Ich glaub´, das krieg´ ich hin. RON!"
Hatte Hermine eben noch gebannt den Schilderungen ihrer Mutter zugehört, so starrte sie jetzt nicht weniger gebannt auf Ron, der leise aufgestöhnt hatte und sich mitten in der Bewegung zusammenkrümmte, als würde ein stechender Schmerz seine Eingeweide durchziehen.
Ron sog scharf die Luft ein. Ein unbekanntes Gefühl durchflutete seinen Körper. Nicht wirklich schmerzhaft, aber so, als ob sein Gehirn elektrische Ströme durch seine Adern jagte, die die Organe erfassten und jede noch so winzige Zelle in Alarmstellung hielten. Selbst die feinen Härchen auf seiner Haut hatten sich steil aufgerichtet und obwohl er keine körperlichen Schmerzen litt, signalisierten alle Nervenbahnen dasselbe: eine allumfassende Qual! Es dauerte eine kleine Ewigkeit, vielleicht ein oder zwei Minuten, dann war es vorbei, so unvorbereitet, wie es gekommen war und mit einem leichten Schauder richtete er sich langsam wieder auf.
„Was war das?" fragte Hermine alarmiert. Beide Frauen sahen ihn entgeistert an.
„Nur .... Bauchschmerzen, ... die Muscheln heute Abend..."stammelte er, doch der Blick, den er Hermine zuwarf, war vielsagend. Diese verstand die Warnung und wandte sich wieder ihrer Mutter zu.
„Also...pass auf, Mum, ich werde dir die Schulter wieder richten. Keine Sorge, es tut nicht weh." Sie hob erneut den Zauberstab und murmelte ein paar Worte, doch beobachtete sie Ron, der sich nun gesetzt hatte und mit den Fingern nervös auf die Tischplatte klopfte, weiterhin aus den Augenwinkeln.
„Macht ihr euch denn keine Sorgen um .... um ...Professor Snape?"fragte Phoebe Granger einigermaßen erstaunt, nachdem sie mit einem dankbaren Nicken zu ihrer Tochter die wieder genesene Schulter versuchsweise vor- und zurückgerollt hatte.
„Natürlich!" erwiderte Hermine hastig und erhob sich. „Aber ich bin sicher, es gibt eine einfache Erklärung. Vielleicht Jemand aus dem Hospital, in dem Sev ... Professor Snape bis vor Kurzem war und die dich, Mum, für einen Eindringling hielten.... Ähm, ich mach´ dir jetzt eine schöne Tasse Tee und dann bringen wir dich nach Hause! Hilfst du mir, Ron?"
„Klar!" Ron war so schnell aufgesprungen, dass er beinahe das halbleere Glas Butterbier seiner Schwiegermutter umstieß. Sie fing es aber noch rechtzeitig auf und sah ihm kopfschüttelnd hinterher.
„Wer kann das gewesen sein?" flüsterte Hermine Ron, der leise die Tür hinter ihnen schloss, zu, während sie lauter als normal mit dem Teegeschirr klapperte.
„Ich habe absolut keine Ahnung!"
„Überlegen wir mal, wer könnte etwas von ihm wollen?"
„Feinde hat er wohl genug. Ich frag mich, was sie mit ihm vorhaben ..."
„Er ist doch eigentlich zu nichts zu gebrauchen, oder? Aber wenn jemand vorhätte, ihn zu ... töten, hätte er es doch gleich hier getan! - Weiß ER es nicht?"
„Wer?" Ron starrte Hermine mit gerunzelter Stirn an.
Hermine verhielt einen Moment in ihrer lautstarken Tee-Zubereitungszeremonie und wirkte ein wenig unsicher, als sie ihm einen kurzen Seitenblick zuwarf und dann zu der blaugemusterten Tasse in ihrer Hand sprach: „Na, ER, S-Snape....in ... in...dir..!"
Rons Augen weiteten sich, doch sie konnte nicht sagen, ob als Reaktion auf ihre verwegene Frage oder auf das, was sich in seinem Innern abspielte, denn im selben Augenblick krümmte er sich wie vorhin im Wohnzimmer, öffnete den Mund zu einem stummen Schrei und umklammerte krampfhaft die Lehne eines Küchenstuhls.
„Mein Gott.." Sie war sofort bei ihm, umfasste seinen angespannten Körper und flüsterte beruhigend auf ihn ein, bis er sich endlich kraftlos auf den Stuhl fallen ließ und mehrmals tief Luft holte.
„Was ist das, Ron?" Hermine kniete nun vor ihm, hielt seine Hände und bemühte sich – sich ihrer Pflicht als angehende Heilerin bewusst – ruhig zu bleiben.
Ron holte nochmals tief Atem, legte seinen Kopf in den Nacken und ließ ihn wieder vornüber hängen. „Ich glaube", meinte er dann mit flacher Stimme, „ich glaube, jemand fügt ihm in diesem Moment ziemliche Schmerzen zu ...."
„Kinder, ich hab´s mir überlegt!"
Ihr Köpfe flogen herum und starrten erschrocken auf Hermines Mutter, die unbemerkt in die Küche getreten war. Hermine erhob sich schnell und lächelte.
„Der Tee ist gleich soweit, Mum"
„Nein, Liebes, ich möchte keinen Tee, du machst ihn sowieso immer zu stark. Nein, ich werde jetzt nach Hause fahren. Sag nichts, ich bin ganz bestimmt in der Lage dazu! Dann könnt ihr in Ruhe überlegen, was zu tun ist."
Da Ron und Hermine wussten, dass sie genau das brauchten, war ihr Widerstand auch eher harmlos. Doch Mrs Phoebe Granger musste sich zuerst noch einmal einer genauen Untersuchung unterziehen, bis Hermine sicher sein konnte, dass ihr Zustand wirklich stabil war. Dann umarmten sie einander und Hermine hatte das Gefühl, als ob der Abschied ihrer Mutter eher einer kleinen Flucht ähnelte.
„Was tun wir jetzt?" fragte Ron, nachdem sie in die Küche zurückgekehrt war. Er wirkte müde. Auch Hermine fühlte sich vollkommen erschöpft von den Ereignissen dieses Abends. Sie ließ sich auf den Stuhl Ron gegenüber fallen und seufzte tief.
„Weißt du, ich glaube, wir sollten Harry einweihen ...."
- - - - - - -
„Nun sind wir ganz allein", hauchte Lucius Malfoy leise an Snapes Ohr, nachdem Frau und Sohn sie kurz zuvor verlassen hatten, beide augenscheinlich nicht wirklich fähig, den Triumph, den er verspürte, zu teilen. Narzissa war schon immer ein wenig mimosenhaft gewesen, zu versnobt, um sich für weniger angenehme Dinge zu interessieren. Luxus, Ansehen, Macht – ja, das war es, was sie wollte, doch war sie nie bereit gewesen, ihren Preis dafür zu zahlen, das hatte sie lieber ihm überlassen.
Und Draco – Lucius beschloss, sich später noch Gedanken über seinen Sohn zu machen. Jetzt erst einmal .... Severus.
Sanft pustete er seinem ehemaligen Verbündeten in das Ohr, dann richtete er sich lächelnd auf und zwinkerte ihm verschwörerisch zu: „Nicht wahr, alter Freund, du verrätst ja nicht, was wir so treiben?!"
Leise lachend ging er zu einem der alten Regale an der Wand und holte etwas daraus hervor. Es war ein Buch mit dunklem Einband und als er es mit ein paar kräftigen Schlägen vom Staub befreite, konnte man die dunkelbraune Seide darunter erkennen. Er blätterte ein wenig darin herum, verharrte auf einer Seite, hob den Kopf und schickte ein hinterhältiges Grinsen in Snapes Richtung.
„Ich habe versucht, mir die lange Wartezeit bis zu deiner Ankunft ein wenig zu vertreiben, Severus. Viel gibt es ja leider nicht mehr hier, was Einem Zerstreuung bringen könnte, doch nach langem Suchen bin ich tatsächlich fündig geworden! Sieh hier, in irgendeiner Nische dieser öden Unterkunft habe ich doch noch ein Buch entdeckt. Wenn du es wünschst, kann ich dir ein wenig daraus vorlesen. Du siehst, ich bin ein guter Gastgeber ..."
Er lehnte sich an den Tisch unter den Regalen und kreuzte die Beine. „Mal sehen ..."Seine Augen flogen über die Zeilen, dann räusperte er sich und begann im zuckenden Licht der magischen Fackeln zu lesen, wobei seine Stimme von einer seltsam hohen, ein wenig wehleidigen Tonlage verzerrt wurde: „Ich ertrage es nicht mehr. Seine Kälte und Grausamkeit erfüllt unser Leben und vergiftet unsere Seelen. Gestern hat er den Jungen die ganze Nacht draußen an den Stein gebunden, weil er ihm nicht geantwortet hat und es war doch so bitterlich kalt. Ich habe sein Wimmern durch das Heulen des Sturms gehört, aber ich konnte ihm nicht helfen. Meine Furcht war größer als meine Mutterliebe – eines Tages wird er mich dafür hassen ...."
Lucius hielt inne und betrachtete das Gesicht seines „Gastes" und ein bedauerndes Seufzen entwich seinen, im falschen Mitgefühl geschürzten, Lippen. „Höchst tragisch, nicht wahr? Aah ... und hier: Er hat die Lungenentzündung tatsächlich überstanden. Sicherlich hat er die unterschiedlichsten Tränke an ihm versucht, denn der letzte Spross der ach so altehrwürdigen Familie stirbt doch nicht an einer Krankheit, die sein eigener Vater zu verantworten hat! Der Junge ist erstaunlich zäh, vielleicht ist doch etwas von diesem Mann in ihm! Auch bemerke ich, dass die Blicke, mit denen er seinen Vater verfolgt, zunehmend erfüllt sind mit dunklen Gefühlen. Ich glaube, er ist anders als ich und eines Tages wird er vielleicht ein gewaltiges Desaster heraufbeschwören ..."An dieser Stelle brach Lucius erneut ab. „Uuh, wie dramatisch", höhnte er, blätterte die Seiten um und las dann: „Taedium vitae – das steht wie ein drohendes Menetekel über Allem, was ich tue, denke, fühle! Ich bin es so leid ...na, jetzt wird es aber langweilig – da steht immer nur das Gleiche..."
Lucius packte eine der Seiten, riss sie mit einer einzigen Bewegung heraus, knüllte sie zusammen und schleuderte das unförmige Knäuel auf Snape. Es traf ihn an der Stirn, dann rutschte es mit kleinen, hüpfenden Bewegungen dessen Brust herab und blieb in seinem Schoß liegen.
„Genau ins Schwarze", lachte Lucius, langte nach dem Weinglas hinter ihm und nahm einen kräftigen Schluck. Sein Blick wanderte hinauf zu dem schmalen Gitterfenster an der Wand. „Schau, Severus, der Mond beleuchtet unser Beisammensein. Obwohl er ziemlich blass zu sein scheint, heute Nacht. Komm her und sieh ihn dir an!"Seine Stimme nahm an Schärfe zu. „Du willst nicht gehorchen? Noch immer der alte Freigeist? IMPERIO! - Na siehst du, geht doch!"
Lucius klopfte dem Zauberer, der nun direkt vor ihm stand freundschaftlich auf die Schulter. Dann fuhr er fort, weiter auf ihn einzureden: „Siehst du den Mond, Severus? Noch ein paar Tage, dann ist Vollmond. Dann ist deine große Stunde gekommen und auch meine!"
Er schien plötzlich in Gedanken versunken und den Bruchteil einer Sekunde lang blitzte ein teuflischer Hass in seinen Augen auf. „Zeit, schlafen zu gehen, mein Freund", zischte er und hob den Zauberstab, überlegte es sich aber anders, legte den Stab auf den Tisch und stieß dann mit geballter Kraft gegen die Schultern des vor ihm Stehenden. Snape geriet ins Stolpern und verlor das Gleichgewicht. Unfähig, seine Gliedmaßen einigermaßen koordiniert zu bewegen, stürzte er und sein Körper schlug mit einem dumpfen Geräusch auf dem harten Steinfußboden des Kellergewölbes auf.
Lucius trat neben ihn und sah auf ihn herab, während das fahle Mondlicht seine Züge in ein kaltes Licht tauchte. „Süße Träume, Severus Snape", zischte er, „... und willkommen daheim!"
t.b.c.
