Disclaimer: wie immer

Tausend Dank für eure reviews an boesmatz (cooler Name), Mina Harker Wilhemina Murray, Persephone Lupin und Sveni!

Ihr würdet einen Menschen (nämlich mich) sehr glücklich machen, wenn ihr dieser Geschichte treu bleibt!

9. Kapitel: Überraschungen

Draco Malfoy beäugte mit gemischten Gefühlen die reglose Gestalt seines ehemaligen Hauslehrers, die wie ein Bündel achtlos hingeworfener Lumpen auf dem kalten Steinboden lag. Früher hatte diesem Mann sein ganzer Respekt gegolten. In dem Wissen, niemals eine derartige Perfektion bei der Tränkezubereitung zu erreichen, hatte er seinen Unterricht gebannt verfolgt. Er hatte ihn als Leiter und Mentor von Slytherin zu schätzen gelernt. Und er hatte die offensichtliche Bevorzugung durch den Freund seines Vaters genossen. Es schien ihm auch heute noch schwer nachvollziehbar, dass dieser Mann wie eine doppelzüngige Schlange die Werte, für die sein Vater stand, hintertrieben haben sollte. Voldemort zu verraten, den selbst sein Vater in einem unvorsichtigen Moment als „schlammblütigen Emporkömmling"bezeichnet hatte, war eine Sache. Aber die Achtung eines Lucius Malfoy mit Füßen zu treten – das war ein unverzeihlicher Fehler gewesen!

Während seiner Schulzeit hatte Draco mehr Zeit mit Snape verbracht, als mit seiner eigenen Familie. So manche private Lektion in den Geheimnissen des Tränkebrauens hatte so etwas wie eine Vater-Sohn-Beziehung entstehen lassen. Mit der nötigen Distanz, versteht sich.

Und nun lag dieser Mann, hilflos wie ein kleines Kind, außerordentlich verwundbar, zu seinen Füßen. Wehrlos den Rachegefühlen seines ehemaligen Verbündeten ausgesetzt. Verräter hin oder her – das hatte er nicht verdient!

Draco schluckte und räusperte sich, bevor er sich an seinen Vater wandte: „Muss er da liegen? Es ist so kalt hier drin ..."

„Was ... ?"Lucius Malfoy sah irritiert auf. Er ließ den länglichen, gelblich-weißen Gegenstand, den er von allen Seiten betrachtet hatte, sinken und drehte sich seinem Sohn zu. Als er dessen Blick auf den Boden folgte, antwortete er beiläufig: „Ach, du meinst meinen Mitbewohner! Natürlich kann er da liegen. Ist doch besser, im Liegen zu schlafen, als im Sitzen." Kopfschüttelnd widmete er sich wieder dem Objekt in seinen Händen.

Draco starrte auf den Rücken seines Vaters, der halblaut weiter auf ihn einredete. „Du verbringst zu viel Zeit mit deiner Mutter, Draco. Dem Dunklen Lord hätte das nicht gefallen."

Der Dunkle Lord! wiederholte Draco abfällig in Gedanken. Die Ära Voldemorts war unwiderruflich vorbei! Zeit, sein eigenes Leben aufzubauen. Wenn nur nicht sein Vater ein solcher Stolperstein wäre!

Eine politische Laufbahn war ihm, trotz des guten Leumundes seiner zukünftigen Schwiegereltern, der Parkinsons, wahrscheinlich für immer verwehrt. So blieb ihm zur Zeit nur noch, die mehr oder weniger guten Handelsbeziehungen, die schon seit Vater gepflegt hatte, weiter auszubauen. Besonders der illegale Handel mit Todesser-Relikten, wie Masken, verbotenen Tränken oder auch kleine Truhen mit den angeblich sterblichen Überresten Voldemorts blühten nach dessen Tod und der Zerschlagung seiner Anhängerschaft . Ein besonderer Renner waren magische Gase, die, mit einem einfachen Spruch zu handhaben, die Form des Dunklen Mals annehmen konnten, in jeglicher Größe. Was diese Art von Geschäften betraf, da ebnete der Name Malfoy noch immer viele Wege! Dracos neuestes „Projekt"waren funkelnde Glasbehälter, in denen er die „Seelen der Geküssten"verkaufen wollte. Wenn man die Phiolen öffnete, schrie und kreischte es grauenvoll daraus. Nur leider explodierte das Glas nach einmaligem Gebrauch und der Inhalt ergoss sich in einer klebrigen, braunen Masse über den, der dumm genug gewesen war, es zu öffnen. Aber sein „Lieferant" arbeitete hektisch an einer Verbesserung, nicht zuletzt, weil er ihm unter Androhung schlimmer Folgen ein Ultimatum gesetzt hatte.

Die Gedankenflüge zu den „Seelenimitaten"brachten Draco wieder zu der leblos-wirkenden Hülle des Zaubertränkemeisters zurück. Zögernd bückte er sich und berührte den Professor an der Schulter, um ihn ein wenig herum zu drehen. Erschrocken wich er zurück, als er plötzlich in Snapes geöffnete Augen blickte, deren schwarze Gründe ihn zu verschlingen drohten.

Er atmete scharf ein und sah flüchtig, dass sein Vater noch immer in die Untersuchung des Satyr-Knochens vertieft war. Er streckte erneut seine Hände nach dem Professor aus und versuchte, ihn vorsichtig in eine sitzende Position zu heben, um ihn besser zu dem alten Lehnstuhl herüberziehen zu können. Wenngleich der Körper Snapes nur noch aus Haut und Knochen zu bestehen schien, war dies sehr mühsam und er ächzte leise. Sein Zauberstab lag drüben auf dem Tisch bei seinem Vater und er wagte nicht, ihn jetzt zu holen. Snapes Kopf fiel nach vorn auf die Brust und Draco gewahrte die rötliche Färbung getrockneten Blutes an seinem Hinterkopf.

„Habt ihr Neuigkeiten von deiner Tante?" Die Stimme seines Vaters riss ihn aus seiner Betrachtung.

„Äh .... nein", antwortete er dem Rücken seines Erzeugers. „Aber wahrscheinlich hält sie sich im Moment irgendwo im Norden auf ...."

„Bella wird immer besser im Legen falscher Fährten", meinte Lucius nur. Doch dann hob er ruckartig den Kopf. „Verflucht!"Seine Stimme war mit einem Mal laut und klang sehr wütend. Draco erstarrte. Sein Vater wirbelte herum und im Nu war die Atmosphäre erfüllt von seinem knisternden Zorn. „Verflucht, Draco, das ist eine Fälschung!"

Er hob den Arm und schleuderte seinem Sohn gleichzeitig mit seinen Worten den Knochen entgegen. Draco konnte dem Flugobjekt im letzten Moment ausweichen und dieser knallte an die Wand hinter ihm, wo er zerbrach und sich in kleinen, schimmernden Splittern auf dem Boden verteilte.

„Was machst du da?"Nun stand Lucius wutentbrannt direkt vor ihm. Seine Hand schnellte vor und fasste in Snapes lange schwarze Haare. Ein heftiger Ruck – und der ehemalige Todesser entglitt Dracos Griff und landete erneut unsanft auf dem harten Stein. Nun trafen die zornfunkelnden Augen die seines Sohnes, der ein wenig zurückgewichen war.

„Verflucht!" wiederholte er ein drittes Mal. „Mercantire hat dich reingelegt! Das ist kein echter Satyr-Knochen. Eine schlechte Fälschung. Ist denn niemand außer mir in dieser Familie in der Lage, die Dinge zufriedenstellend zu erledigen?"

„Es ... tut mir leid", stotterte Draco. Lucius ballte die Hände zu Fäusten, öffnete sie dann wieder und umklammerte den Oberarm seines Sohnes. Als er zu ihm sprach, war das mit erzwungener Ruhe, doch noch immer blitzten seine Augen. „In kurzer Zeit will ich mit der Zubereitung des Trankes beginnen, Junge, und ich will, verdammt noch mal, dass alle Zutaten vorhanden sind, hörst du?" Draco nickte. Lucius wies mit der anderen Hand auf die Überreste des vermeintlichen Satyr-Knochens. „Du bringst diese Teile zu Mercantire und sagst ihm, so verfahre ich mit seinen Knochen, wenn er dir nicht unverzüglich einen echten bringt!"

Draco nickte erneut mit zusammengebissenen Zähnen und machte sich daran, die einzelnen Stücke der zerborstenen Fälschung aufzusammeln. Er sah sich suchend in dem Kellergewölbe um, ging dann mit schnellen Schritten auf den Lehnstuhl zu, bückte sich und holte ein zerknülltes Blatt Papier darunter hervor. Er strich es glatt, legte die Einzelteile hinein und faltete es wieder zusammen.

„Und Draco ..."Lucius Stimme ließ ihn den Kopf heben. Sein Vater lächelte nun wieder, doch das Lächeln erreichte nicht seine Augen. „... enttäusch´ mich nicht noch einmal!"


„Harry, endlich bist du da! Wo warst du denn? Wir versuchen schon länger, dich zu erreichen! Oh, hallo Luna ...." Erst jetzt bemerkte Hermine, dass Harry nicht allein gekommen war und als er demonstrativ Lunas Hand ergriff, schob Hermine den verdutzten Ron rasch zur Seite und zischte ihm zu: „Sag bloß nichts!"

Ron wiederum wisperte zurück, als er der kleinen Gruppe folgte: „Seit wann sind sie denn zusammen?"

Hermine zuckte als Antwort mit den Schultern und bugsierte Harry und Luna hinüber auf die Couch, während sie gleichzeitig aufzählte, wie oft und auf welche Art sie und Ron versucht hatten, ihn zu erreichen. Als die beiden endlich Platz genommen hatten, fragte sie erneut: „Wo bist du nur gewesen, Harry?"

„Ich ... äh... war bei Luna", kam die ein wenig zögerliche Erklärung.

„Oh ...", sagte Hermine.

„Ah ...", sagte Ron.

„Ja ...", sagte Luna.

Hermine nickte und lächelte in Lunas Richtung, zwinkerte Harry zu, und dann wurde ihre Mine wieder ernst. Und sie schilderte in knappen Worten den Grund ihrer fieberhaften Suche nach ihrem Freund.

Es war unmöglich zu sagen, welche Mitteilung die größere Überraschung hervorgerufen hatte: die von Snapes unerklärlichem Abhandenkommen oder das Zusammenkommen von Harry, dem Jungen mit der Narbe und Loony, dem Mädchen mit dem Tick.

Luna schließlich durchbrach die mit Unglauben gefüllte Stille. „Ich werde am besten eine Suchanzeige im Quibbler veröffentlichen." Ihre Augen rollten, als sie über die Worte nachdachte. „Großer schwarzer Zauberer vermisst. Besondere Auffälligkeiten: lange Hakennase und völlige Orientierungslosigkeit..."

„Wenn Snape tatsächlich entführt wurde, wird das wenig nützen", unterbrach Harry sie sanft. Dann fragte er, an Ron und Hermine gewandt: „Und ihr seid sicher, dass jemand hier eingedrungen ist?"

„Natürlich", antwortete Ron mit einiger Ungeduld in seiner Stimme. „Hermines Mutter ist doch dabei verletzt worden."

„Habt ihr irgendeinen Verdacht?"

Beide schüttelten den Kopf. Wieder herrschte Schweigen. Dann brachte Harry die Frage auf, die sich schon jeder von ihnen gestellt hatte: „Ein ehemaliger Todesser vielleicht, der sich an ihm rächen will?"

„Es sind doch schon fast alle in Azkaban..."

„Lucius Malfoy nicht!"

„Der würde doch nicht ein solches Risiko eingehen."

„Vielleicht hat es jemand für ihn erledigt? Was, zum Beispiel, hatte Draco auf eurer Hochzeit verloren?"

„ ... die Stimmung verderben?", fragte Hermine halbherzig.

„Es stimmt, er zeigte auffälliges Interesse für den Professor ...", warf Ron ein.

Luna befestigte umständlich eine reichlich zerrupft wirkende Asternblüte in einer Strähne ihres Haares. „Hm, vielleicht wollte er nur sehen, ob von ihm wirklich keine neuen Zaubertrankrezepte mehr zu erwarten sind, so hohl wie er ...."

„Diese Bemerkungen kannst du dir sparen", fuhr Ron sie an und erhob sich gleichzeitig.

„Was ist denn los mit dir?"fragte Harry mit einem entschuldigenden Seitenblick zu Luna.

„Was los ist?"kam die gereizte Antwort. „Die Sache ist verdammt ernst. Und ich denke, dass ihre kindischen Kommentare absolut unangemessen sind!"

Ihre kindischen Kommentare sind absolut unangemessen´, echote es in Harrys Kopf. Das war doch nicht Ron! So hatte er noch nie gesprochen. Offensichtlich nahm ihn die Sache mit Snape mehr mit, als es den Anschein hatte, Harry sah ein wenig irritiert zu Hermine herüber und ihr Gesichtsausdruck verstärkte seine Verwirrung. Sie wirkte höchst besorgt, gleichzeitig auch erschüttert, und vor allem war sie darum bemüht, beide Gefühle hinter einem schiefen Lächeln zu verbergen. Irgendetwas stimmte doch nicht!

„Äh, Ron", sagte Hermine jetzt, „ ... das war doch nicht so gemeint. Komm, setz dich wieder!"

Doch Ron blieb hartnäckig stehen und starrte aus dem Fenster. Harry betrachtete nachdenklich seinen Hinterkopf und äußerte einen weiteren Gedanken, bemüht, die aufgetretene Spannung zu ignorieren. „Was ist, wenn er ... tot ist?"

„Er ist nicht tot", antwortete sein Freund ruhig.

„Und was macht dich so sicher?"

Doch Ron ging nicht darauf ein, sondern sagte stattdessen:„Da kommt eine Eule", Er öffnete das Fenster, um sie herein zu lassen. Er kannte sie nicht. Mit einem Blick auf Hermine, die neben ihn getreten war, löste er das Pergament von ihrem Bein und entrollte es. „Von Professor Kernheim", meinte er und begann zu lesen. Als er den Kopf wieder hob, war er sehr blass und seine Sommersprossen stachen wie Fieberflecken aus seinem Gesicht hervor. „Serpius Snape..."flüsterte er.

Hermine nahm ihm den Brief aus der Hand und las nun selbst: Ich habe Professor Khouzami kontaktiert und als ich ihm den Namen unseres bedauernswerten Kollegen nannte, teilte er mir mit, dass er vor vielen Jahren einmal mit einem gewissen Serpius Snape zu tun hatte. Die Umstände dieses Zusammentreffens waren ein wenig delikat, darum will ich auch hier nicht weiter darauf eingehen, doch ging es dabei um eine Pflanze, die für uns vielleicht von Bedeutung sein könnte. Alles Weitere bei unserer Zusammenkunft, auf die ich schon sehr gespannt bin. Ignatius-Karl Kernheim.´

Hermine ließ die Nachricht sinken. „Wir müssen ihm mitteilen, dass Professor Snape nicht mehr hier ist."

Luna war aufgestanden. „Professor Kernheim? Etwa der Ignatius Kernheim ...?"

Nun erhob sich auch Harry und trat auf seine Freunde zu. „Kann mir vielleicht jemand sagen, was hier eigentlich los ist ... ?"

t.b.c.


Mina: Wie du siehst, kommt Draco tatsächlich ins Grübeln. Naja, zumindest denkt er nach!

Persephone: Ich stell mir Snape so ähnlich wie in einem Wachkoma vor, bis auf die Tatsache, dass er bewegungsfähig und noch zu den Dingen in der Lage ist, die für diese Geschichte nötig sind (g). In meiner Vorstellung reagiert sein Körper natürlich auf die Schmerzen, doch die Schaltzentrale, in der alle Nervenbahnen zusammen laufen, ist ja lahmgelegt. So kann er nicht wirklich nachempfinden, dass es Schmerz ist, was er fühlt, es zumindest nicht lokalisieren oder artikulieren. Das kommt dann eher Ron zu, der merkt, dass etwas nicht stimmt, aber nicht wirklich die Ursache spürt. Sagen wir so: Snapes Körper sendet die Signale und Ron empfängt sie. Ein bisschen konfus? Nun, is´ halt meine Sichtweise...

Und nicht nur für Werwölfe ist der Vollmond interessant ...

Bis bald, ihr Lieben, und vergesst nicht: meldet euch einfach, wenn ihr noch lest!