Ein ganz dickes Dankeschön für eure lieben reviews. Ihr habt mich wirklich glücklich gemacht !!

Persephone Lupin: Hi! Deine Frage wird im folgenden Kapitel beantwortet. Und was Draco betrifft – mal schauen, wie er noch in´s Spiel kommt ...

MelinaLupin: Seid ihr verwandt? Ich hoffe, du hast nicht schon nach dem zweiten Kapitel aufgehört! Trotzdem vielen Dank für deine Meldung!

Sveni: Wie lieb von dir, dich so über die Fortsetzung zu freuen! Ich freue mich unheimlich über deine review und hoffe, du bleibst dabei! Wer Serpius Snape ist, wird bald verraten, aber könnt ihr euch das nicht denken ...?

boesmatz3413: Bitte sehr, da ist die Fortsetzung! Zwar gibt es keine diffizilen Fremdwörter, aber dafür was Lateinisches (g)! Hoffe, du bleibst der Geschichte weiter treu!

NoelMcKey: Dankeschön! Wenn du dabei bleibst, wirst du sehen, dass es für Severus nicht immer so traurig bleibt ...

Mina: Hi, auch dir kann ich nur sagen, dass Serpius´ Beziehung zu Severus bald aufgeklärt wird. Und Luna sorgt tatsächlich für ein wenig Aufklärung (oder aber Verwirrung).

Mrs. N. Snape: Wenn du das folgende Kapitel liest, wirst du Bescheid wissen! Und ich verspreche, jetzt wieder schneller zu sein mit dem updaten.

Also, dann geht´s jetzt weiter ....

Kapitel 10: Noch mehr Geheimnisse

Harrys Frage schien von den schweren Vorhängen und dem bunten Flickenteppich unter seinen Füßen geschluckt worden zu sein, denn sie blieb unbeantwortet. Stattdessen tauschten Ron und Hermine einen Blick, der alle anderen ausschloss. Etwas, das Harry nur allzu gut kannte. Und das ihn ziemlich verärgert reagieren ließ. „Vorsicht Privatsphäre!"grummelte er.

Ron hob den Kopf. „Ach", seine Stimme hatte einen säuerlichen Unterton – er erinnerte Harry an die eingelegten Essiggurken von Petunia Dursley. die niemals die rechte Zusammensetzung für die Marinade gefunden und darum immer einen bitteren Nachgeschmack bei den Opfern dieser fragwürdigen Gaumenfreude hinterlassen hatte. „ ... Das musst du grad sagen ..."

Wie gewohnt, versuchte Hermine zu vermitteln. „Sollten wir nicht vielleicht ...?"fragte sie Ron, doch dessen ungestümes „Nein!"ließ sie den Satz nicht zu Ende sprechen.

Sie standen alle vier am Fenster und beobachteten mit den unterschiedlichsten Gedanken die etwas plumpe Tanzeinlage, die Prof. Kernheims Eule auf der Fensterbank vollführte, als sie in einer für ihresgleichen ungewohnten Behändigkeit versuchte, die von Hermine darauf verteilten Kekskrümel schnellstmöglich aufzupicken. Ron verfolgte die Bewegungen des Vogels ohne jede erkennbare Regung. Er hatte den Rücken gegen den kalten Stein der Fensterbank gelehnt und schien nicht gewillt, diesen Platz in der nächsten Zeit zu verlassen. Harry musterte sein Profil und begann, an der Unterlippe zu nagen. Hermine drehte und wendete das Pergament in ihren Händen, als würde sich auf wundersame Weise die Lösung all ihrer Probleme daraus erschließen.

„Ihr habt Kontakt zu Professor Kernheim aufgenommen?"fragte Luna nun ein zweites Mal in ureigenster Gelassenheit. „Warum?"

„Nun, wir ... äh .... Mme Pomfrey wollte mich zu einem seiner Vorträge einladen und ...",stammelte Hermine.

Ron drehte sich ganz langsam zu Luna um und schenkte ihr einen Blick aus blauen Eiskristallen. „Warum? - Gibt es tatsächlich etwas, für das du keine Erklärung hast?"

Sein Sarkasmus führte bei Luna zu einem eher unüblichen Maß an Sprachlosigkeit. Sie erwiderte seinen Blick mit weit aufgerissenen Augen. Dann jedoch runzelte sie die Stirn, legte den Kopf ein wenig schief und wirkte mit einem Mal sehr nachdenklich.

Ron verschränkte die Arme vor der Brust und beugte sich weiter vor, um ihr zuzuflüstern: „Nimm es einfach hin, dass du manche Dinge niemals gewahr werden wirst ...."

„Das reicht jetzt, Ron. Bist du durchgeknallt, oder was?"Harry packte Ron heftiger als gewollt an der Schulter und zog ihn von Luna zurück.

Ebenso heftig befreite sich Ron aus diesem Griff und funkelte ihn an. „Ich bin durchaus Herr meiner Sinne!"

Ich bin durchaus Herr meiner Sinne!"äffte Harry ihn nach. „Ich glaub´ eher, deine Sinne tun im Moment nur das, was sie wollen!"

„DU... !"

Augenblicklich fühlte Ron etwas durch seine Venen kriechen. Eine konzentrierte Mixtur aus den giftigsten Elementen menschlicher Emotionen: Bitterkeit, Hass und Zorn vereinten sich zu einem hochdosierten Gebräu, das sich in Bruchteilen von Sekunden in seinem Körper ausbreitete, seinen Verstand lähmte und seine Glieder eigenmächtig handeln ließ. Potter, so anmaßend und doch vielgeliebt, so unvollkommen wie die Tränke eines Neville Longbottom und doch bewundert von allen – wie konnte er es wagen .... ?

„Ron!" kreischte Hermine irgendwo in weiter Ferne, Hände griffen nach ihm, zerrten an ihm herum, und durch den roten Schleier, der seinen Kopf vernebelte, drang langsam das Gesicht von Harry mit ungläubig geweiteten Augen - und seine Hände um dessen Hals! Sein Sichtfeld wurde schlagartig klarer, der Nebel verflüchtigte sich, das Brodeln in seinen Blutbahnen verebbte. Seine Hände lösten ihren Griff und entsetzt starrte er auf seine zu Klauen gekrümmten Finger. Er hörte Keuchen. Es war sein eigenes. Harry hustete leise, Hermine und Luna hingen noch immer an seinen Oberarmen.

„Ron, hör auf, bisst du verrückt geworden? Hör auf!" Hermine atmete ebenso schwer wie er selbst.

Was hatte er getan? Der Hexenkessel in ihm war explodiert und der unheilbringende Schwall dunkler Gefühle hatte ihn mit sich gezogen! So etwas hätte niemals geschehen dürfen. Beinahe hätte er Harry ....! Merlin!

Du musst dich wehren, verdammt! beschwor er das Durcheinander in seinen Gedanken. Denk nach, denk nach! Du bist Ron, Ron Weasley. .. Bill und Fleur leben in Frankreich ... sie erwarten ein Kind ... Fred und George eröffnen bald eine Filiale in Dublin ... England hat im Sommer die Quidditch-Weltmeisterschaft gewonnen ... Viktor Krum war schon nach 3 Minuten wegen Unpässlichkeit ausgeschieden ... Ha! und nur du weißt, dass es etwas mit dem kleinen Wiedersehenstrank zu tun hat, zu dem du ihn eingeladen hast .... weiter, was sonst kannst nur du wissen? ... Hermine wünscht sich ein magisches Bücherregal mit automatischer Rotation und integrierter Katalogisierung... sie bekommt es zu Weihnachten...

Ein unnützes Fest vorgegaukelter Harmonie...

Nein, nein! ... zu Weihnachten strickt Mum einen Strampelanzug für ihr erstes Enkelkind ... wir sind alle im Fuchsbau ...sogar Percy will kommen ... und Harry ...

Potter, der kleine Prinz ....

Nein! Harry, mein Freund, mein bester Freund!

Potter kennt sicher keine Freunde, nur Bewunderer...!

„NEIN!" Ron presste beide Fäuste gegen die Schläfen merkte nicht, dass er laut schrie, „LASS MICH ENDLICH IN RUHE!"

Harry und Luna wichen zurück, auch Hermine nahm ihre Hand von ihm. Alle starrten ihn an.

„Verdammt, warum glotzt ihr so?"Ron atmete hastig. Er spürte, dass er zitterte und obwohl seine Worte ihn Lügen straften, wusste er warum. Er hatte etwas preisgegeben, das eigentlich verborgen bleiben sollte. Er war nicht dagegen angekommen. Der Schatten des Tränkemeisters hatte zum ersten Mal nicht nur seine Träume und Gedanken bestimmt, sondern auch sein Handeln. Er war groß und mächtig geworden, beanspruchte mehr Raum denn je und er – Ron – schien außerstande, gegen die Inbesitznahme seiner Persönlichkeit zu revoltieren. Er fühlte sich unendlich verloren ...

Er schlug die Hände vor das Gesicht und stand einfach nur da, unfähig, Hermine und seinen Freunden in die Augen zu sehen.

Hermine spürte ihr Herz wild klopfen. Das war eindeutig Ron, der dort zusammen gesunken wie nach einem Marathonlauf gegen den Fenstersims lehnte... .Und doch war er es nicht ...! Der Hass, der so eindringlich gewesen war, konnte nicht seinen Ursprung in dem durchaus leidenschaftlichen, jedoch lammfrommen Gefährten ihrer Vergangenheit und hoffentlich auch Zukunft haben! Nein, niemals wäre Ron fähig, so abgrundtief zu hassen. Und ganz bestimmt nicht Harry! Diese Aura dunkler Gefühle hatte immer nur Professor Snape begleitet. Aber hatte Snape sich in den vergangenen Jahren nie die Blöße gegeben, seine Kontrolle Harry gegenüber vollends zu verlieren, so hatte die Symbiose mit Rons Temperament ein äußerst erschreckendes Ergebnis gezeigt. Allem Anschein nach war der Tränkemeister in Ron immer dominanter geworden. War der Ron, den sie kannte, für immer verloren?

Hermine schloss die Augen bei dem Gedanken an diese unheilvollen Aussichten. „Ach Ron", seufzte sie unglücklich, „Ron ..."

Harry, dessen Hand noch an seiner Kehle ruhte, schwieg und wartete mit zusammengepressten Lippen. Luna sah abwechselnd auf ihn und auf Ron.

„Ich glaube, wir schulden euch eine Erklärung", sagte Hermine schließlich mit einer plötzlichen Bestimmtheit und sie schaute Ron dabei unverwandt an. Doch der reagierte nicht, stand einfach weiter da und verbarg sein Gesicht hinter dem Schutz seiner Hände.

Erst als Hermine diese mit leichter Gewalt nach unten zwang, löste sich seine Starre ein wenig und er ließ sich von ihr wie ein kleines Kind zu einem der Sessel führen. Dann winkte sie Harry und Luna, ihnen zu folgen.

„Du hast Recht, Harry,"begann sie nach einer kurzen Pause, die erfüllt war von unsicheren Blicken, leisem Räuspern und gespannter Erwartung. „ Ron ist wirklich nicht mehr Herr seiner Sinne´, wie du vielleicht gemerkt hast."Während sie sprach, ließ sie Ron, der den Kopf gesenkt hatte, nicht aus den Augen. „ Es ... ähm ... erhebt noch jemand Anspruch darauf. Jemand, den ihr gut kennt ..."

Und so teilten noch zwei weitere Menschen ein Geheimnis, das eigentlich nie jemanden zu Ohren hätte kommen sollen und das doch allmählich eine öffentliche Angelegenheit zu werden schien. Harrys Gesicht spiegelte die unterschiedlichsten Gefühle wider, während Hermine erzählte. Ungläubiges Kopfschütteln wechselte mit ehrlichem Entsetzen, Skepsis mit freundschaftlicher Anteilnahme. Ron schwieg. Er hatte die Lippen zusammen gepresst und wippte mit den Füßen auf und ab. Als Hermine endlich fertig war, fixierte er Harry mit einem Blick, der einen Eisberg zum Schmelzen gebracht hätte. Es war ganz still im Raum, bis auf das leise Flügelschlagen von Professor Kernheims Eule, die ebenfalls wirkte, als hätte es ihr die Stimme verschlagen. Harry schluckte die Bemerkung, die ihm auf der Zunge lag, herunter und brachte nur ein völlig perplexes „Wow" zustande. Ihm war mit einem Mal, als leuchteten Snapes stechende Augen aus den sonst so offenen seines Freundes und so beließ er es für den Moment dabei, ihn aus den Augenwinkeln fasziniert zu betrachten.

Luna ,dagegen, reagierte mal wieder anders, als erwartet. Sie lächelte Ron ohne eine Spur von Häme an und sagte verträumt: „Ich hab´s gewusst."

Nun war ihr die Aufmerksamkeit aller gewiss. Selbst Ron wandte seinen Feuer speienden Blick von Harry ab, der sich verstohlen den von angestrengter Zurückhaltung verkrampften Nacken rieb, und seine angespannten Gesichtszüge lösten sich in Verblüffung auf.

„WAS hast du gewusst?"

„Ich wusste, dass Fawkes sich im Verbotenen Wald aufhielt."

„Woher ... ?"

„Wie kommst du ....?"

„Warum hast du dann nichts davon gesagt?"

Luna wickelte eine blumengeschmückte Locke um ihren Finger und schaute zu Professor Kernheims Eule hinüber, die, nun da das Gespräch wieder in Gang gekommen war, laut flatternd ihre bisher ergebnislose Suche nach weiteren Keksen fortsetzte.

„Wer hätte mir denn geglaubt .... ?"

„Sag endlich, woher du das wusstest!"verlangte Ron und seine Augen fingen schon wieder an, bedrohlich zu glimmen.

„Ich weiß es von Mum,"kam die freundliche Entgegnung von Luna.

Hermine verdrehte die Augen, Ron schnaubte und Harry sah sie nur an.

Doch bevor etwaige verletzende Bemerkungen folgen konnten, fuhr Luna in einem Ton fort, der ihren Worten zwar den Anstrich harmlosen Geplauders verlieh, sie aber trotzdem nicht ihre Wirkung verfehlen ließ: „Meine Mum hatte immer eine ganz besondere Beziehung zum Mond. Darum hat sie mir den Namen Luna gegeben, sie liebte den Mond. Und darum kann ich ihr immer noch nahe sein, obwohl sie tot ist. Wir haben immer wieder Kontakt miteinander. Bei Vollmond!"

Sie machte eine Pause und sah kurz zu Harry auf, der wie gebannt an ihren Lippen hing.

„Sie gehörte, ebenso wie Sirius, zu denen, für die eine Halbexistenz als Geist niemals in Frage gekommen wäre. Das war ihr zu ...profan. Jeden Monat, bei Vollmond, schlüpft ihre Seele in die Gestalt irgendeines Lebewesens. Ich weiß nie, wie sie mir erscheint, aber sie kommt immer! Letzten Monat kam sie als Nachtfalter, ich hab sie erst kurz vorm Morgengrauen entdeckt .... Nun, dadurch erfuhr ich, dass der Geist von Direktor Dumbledore auf ähnliche Weise verfährt. Nur, dass er immer den Körper von Fawkes wählt. In dieser Nacht, in der das mit dir geschehen ist, Ron, muss Vollmond gewesen sein .... !"

Die Unglaublichkeit ihrer Worte war beinahe fühlbar. Sie wehte wie eine großer luftiger Schleier über ihnen allen und hüllte sie schließlich in atemloses Staunen. Dies scheint die Nacht der Offenbarungen zu werden, dachte Hermine in einem Anflug von Galgenhumor.

„Luna", flüsterte Harry endlich und seine Stimme war nicht viel mehr als ein Krächzen, „Warum hast du mir nichts davon gesagt?"

„Sirius hat diese Art der Existenz nicht gewählt, Harry", antwortete sie bekümmert. „Ich weiß nicht, warum. Aber das mit Mum und mir – das war immer unser Geheimnis! Selbst mein Dad weiß nichts davon, es würde ihn zu sehr mitnehmen. Vielleicht wusste das auch Sirius. Der Mensch, mit dem man Kontakt aufnimmt, muss stark genug sein, um den Tod zu akzeptieren .... denn auch unsere gelegentlichen Zusammenkünfte ändern nichts an der Tatsache, dass Mums Tod unwiderruflich ist ..."

„Contra vim mortis non est medicamen in hortis#...." Ron bewegte kaum die Lippen bei diesen Worten, und starrte gedankenverloren in die sternenklare Nacht hinter den dunklen Fensterscheiben.

„Wow", entfuhr es Harry erneut und im selben Moment zeigte Rons Gesicht einen Ausdruck absoluter Verwirrung.

„Ich, ich...meinte", stotterte er und hörte auf zu reden, denn er war sich nicht mehr sicher, was er da gerade gemeint hatte. Er sandte einen hilfesuchenden Blick zu Hermine, die ihm sofort zur Seite stand.

„Ja ... das stimmt, gegen den Tod ist nach wie vor kein Kraut gewachsen ... !"

„Ron", fragte Harry vorsichtig. „Kannst du jetzt auch den Stärkungstrank perfekt?"

„Kann ich nicht!"biss Ron zurück und Harry überlegte, wer ihm geantwortet hatte. Die Worte entsprachen sicherlich Rons Wissenstand, aber die Art wie er sie gebellt hatte, erinnerten doch sehr an Snape. Es brannte Harry in der Seele, mehr über die Zwiespältigkeit seines Freundes zu erfahren, doch der drohende Blick ließ keinen Zweifel an seinem Absender aufkommen und so hielt er vorerst den Mund.

Sie saßen noch lange zusammen an diesem Abend. Ron verfiel für den Rest der Zeit in dumpfes Schweigen, krampfhaft bemüht, nicht noch mehr von seinem inneren Schlachtfeld zu offenbaren. Harry und Luna überspielten angestrengt ihre Neugier, wohl wissend, dass momentan keine guter Zeitpunkt für allzu viele Fragen war. Sie konzentrierten sich auf die aktuelle Situation, Professor Snapes Verschwinden betreffend und schoben alles Weitere erst einmal in den Hintergrund. Zusammen mit Hermine überlegten sie, redeten und planten, brachten Vermutungen auf und verwarfen sie wieder. Sie stellten haarsträubende Strategien auf und änderten sie nur Sekunden später, bis sie schließlich wieder da angekommen waren, wo sie angefangen hatten: es gab keine Anhaltspunkte, wer Snape entführt haben könnte und warum.

Unter anderen Umständen hätte Harry sich wenig um Snapes rätselhaftes Verschwinden und sein weiteres Schicksal geschert. Doch aus den letzten Stunden konnte er schließen, dass Ron, oder besser: Snapes Seele, nichts unversucht lassen würde, um wieder in die Nähe ihrer ursprünglichen Behausung zu gelangen.

Ron erschien ihm nun in einem diffusen, schwer zu durchschauenden Licht. Beherrschte er jetzt vielleicht sogar die Kunst der Okklumentik? Fühlte und dachte er wirklich wie der schmierige Mistkerl, der Snape einmal war? Verstand er jetzt dessen unergründlichen Hass auf ihn?

Und – konnten sie weiterhin Freunde sein?

Irgendwann gegen Mitternacht gähnte Ron demonstrativ und auch allen anderen war die Müdigkeit anzusehen, bis auf Luna, die immer noch so wirkte, als könne sie nichts erschüttern. Dennoch reagierte sie auf Harrys Wink und erhob sich, um sich zu verabschieden. Sie ließ sich nicht davon beirren, eine Anzeige in den „Quibbler" zu setzen. Harry wollte das Ministerium informieren und Hermine schon morgen Kontakt mit dem St. Mungo aufnehmen. Stillschweigend waren die drei übereingekommen, Ron so wenig wie möglich zu belasten. Irgendwie hatten sie alle das Gefühl, dass er einem Vulkan kurz vor der Eruption ähnelte und sicher momentan mehr Schaden als Nutzen anrichten würde. Und erstaunlicherweise beklagte Ron sich nicht.

- - -

„Warum ist kein einziges Portrait zu sehen?" fragte Bellatrix Lestrange beiläufig während sie mit flüchtigen Blicken die hellen, quadratischen Flecken an den Wänden musterte. Narzissa, die ihre Schwester zügig durch das Gewirr der langen dunklen Gänge führte, blieb nicht einmal stehen, als sie antwortete: „Vielleicht alles verkauft, was weiß ich!" och Bella überhörte den leicht gereizten Ton und ließ weiterhin neugierig ihre Augen wandern. Diese nahmen die wenig einladende Umgebung wahr: die spärlichen, wenngleich kostbaren Einrichtungsgegenstände, vereinzelte mattgoldene Leuchter, die edlen, doch von den gefräßigen, unliebsameren Bewohnern eines Hauses durchlöcherten Teppiche und Wandbehänge. Huschendes Getier überall, das von Zeit zu Zeit kleine Staubwolken aufwirbelte, in den Ecken riesige Spinnennetze, die eine ungefähre Ahnung von der Größe ihrer Erbauer vermittelten. Und durch alles zog eine unangenehme Feuchtigkeit, die bis auf die Knochen drang. Das war nur noch das Skelett einer menschlichen Unterkunft.

„Offensichtlich ist dieses Haus mehr als tot!"plauderte sie auf ihre Schwester ein, die jedoch ihre Schritte nur beschleunigte. „Nicht einmal Geister sind willkommen. Ein wenig wie Askaban! Aber ein perfekter Unterschlupf. Lucius ist genial!"

„Danke für die Blumen, Schwägerin!"Lucius Malfoy löste sich aus den Schatten und kam mit ausgestreckten Armen auf die beiden Frauen zu. „Du siehst ... gut aus, Bella", säuselte er und Narzissa rümpfte abfällig die Nase. Das war die Lüge des Jahrhunderts! Nachdem die lange Haft in Azkaban ihrer Schwester die Schönheit geraubt hatte, trug ihr ansonsten maskenhaftes Gesicht, nach den vergangenen zwei Jahren des ständigen Versteckspiels, nun noch weitere tiefe Linien. Nur die Augen vermittelten wie zwei Grablichter in der Reglosigkeit ihrer Züge einen Eindruck von dem Feuer, das noch immer in ihr brannte.

„Danke, dass du mir Zuflucht gewährst, mein Lieber", meinte Bellatrix gerade.

„Nicht nur das, teuerste Bella! Du bist auch prädestiniert, meinem kleinen Geniestreich – in aller Unbescheidenheit – beizuwohnen. Denn du wirst sehen, dass ich nun endlich das Werk vollendet habe, das unser Meister so kontinuierlich weiter entwickelt hat und das durch seinen bedauernswerten Tod nie zu seiner Perfektion gelangen konnte."

„Ist das wahr? Du hast den Trank der Unverwundbarkeit fertig gestellt?" Bellatrix´ Worten war der Zweifel deutlich anzuhören.

„ Ich werde ihn binnen kurzer Zeit fertig stellen, so ist es. Und nur der Zufall hat mir das letzte, aber entscheidende Detail verraten. Denn nur der Zufall hat mich diese verlassenen Mauern hier zu meinem Versteck erwählen lassen. Und hier ...", er breitete in einer allumfassenden Geste die Hände aus, „ ... bin ich auf die letzte noch fehlende Zutat gestoßen. Aber davon später, meine Liebe. Komm, ich führe dich zu unserem Freund!"

„Wo ist er?"Bellas Augen flackerten.

Lucius lächelte zur Antwort und bot ihr den Arm. Narzissa folgte den beiden in einigem Abstand. In diesem Moment empfand sie die Verachtung für ihre Schwester besonders stark. Bellatrix war immer ungestüm gewesen, unüberlegt, ohne die für das Leben so notwendige Cleverness. Ihre wilde Impulsivität hatte ihr Leben zerstört und sie schließlich zu einer hörigen Dienerin Voldemorts werden lassen, der es geschickt verstanden hatte, ihr ungezügeltes Temperament für sich und seine Zwecke zu nutzen. Bella war sich für Nichts zu schade gewesen. Es wurde gemunkelt, dass der Dunkle Lord sie sogar auf den Giftmischer angesetzt hatte, um sich seiner sicher zu sein. In wie weit Bellas Koketterien mit Snape von Erfolg gekrönt waren, konnte wohl nur dieser persönlich sagen! Und das würde ja nun wohl niemand mehr erfahren ...

- - -

„Ist er tot?" fragte Bella beim Anblick des reglosen Körpers.

„Aber nein", antwortete Lucius gedehnt, trat näher und gab dem hilflosen Zauberer einen Tritt in die Seite. Snapes Lider flatterten und gaben schließlich die schwarze Leere seiner Augen frei.

Bella stieß einen kurzen, überraschten Schrei aus und kniete sich langsam nieder, um Snape besser betrachten zu können. „Bei Merlin, das ist unglaublich, Lucius!"

„Oh, das ist leider nicht mein Werk. In diesem Zustand ist er eher zufällig, obwohl ich damals genau wusste, dass Dementoren in der Nähe sind. Er ist ja gleich zu mir gekommen, nachdem Draco meine Botschaft ausgerichtet hatte. Ich denke, er hat schon geahnt, dass Lupin längst tot war, denn er bedrohte mich, statt auf mein Angebot einzugehen. Ich wollte ihm Informationen über Wölfchens Aufenthaltsort liefern gegen seine Zusicherung, mich zu decken. Die ganze Aktion schien schlecht für mich zu laufen, doch glücklicherweise kam dieser rothaarige Weasley-Trottel aus dem Nichts dazu und vermasselte ihm die Sache. Und als dann noch der Dementor auftauchte und sich über ihn hermachte, konnte ich sein Pech kaum fassen!"

Bellatrix schenkte Lucius einen amüsierten Blick, wandte sich dann aber wieder Snape zu. „Severus, mein Giftmischer," flüsterte sie heiser „...du siehst ein wenig mitgenommen aus!" Ihre Stimme sollte wohl neckend klingen, doch hörte sie sich für Narzissa eher wie das erwartungsvolle Krächzen eines Aasgeiers beim Anblick einer verendenden Kreatur an. „Du hast doch immer soviel Wert auf Sorgfalt gelegt und nun schau dich an!" Sie strich mit einem langen Finger spielerisch über seine Brust und beugte sich noch weiter herab, war ihm nun ganz nahe. Dann öffneten sich ihre Lippen und die Spitze ihrer Zunge tänzelte in kreisenden Bewegungen über Snapes Halsbeuge, die rote Spur an seinem Kinn, seine Mundwinkel. „Erinnerst du dich an mich?"

„Bella, du bist ekelhaft", stieß Narzissa angewidert hervor.

Ihre Schwester warf den Kopf in den Nacken und lachte, ein lautes, hallendes irres Lachen – ohne jede Freude.

Nach einem Blick auf ihren Mann, der unter halb geschlossenen Lidern die Szene belustigt beobachtete, drehte Narzissa sich schnaubend um und floh aus der Gegenwart von Wahnsinn und Rachsucht.

„Ja, geh nur, mein Engel", rief Bella hinterher. „Du hast dir ja nie die Finger schmutzig gemacht ..."

„Sie beruhigt sich schon wieder", meinte Lucius lächelnd und berührte seine Schwägerin an der Schulter. „Komm jetzt, Bella! Ich werde dich nun in das letzte, endlich gelüftete Geheimnis unserer zukünftigen Macht einweihen ..."

t.b.c

#lat. : Gegen die Gewalt des Todes wächst kein (Heil)Kraut in den Gärten