Disclaimer: s. Kap. 1
Dank euch von Herzen, Persephone, Mina, Sveni, Noel McKey, boesmatz und Angel1291 für die lieben reviews!! Da hab ich mich gleich mit dem nächsten Kap beeilt ...
13. Kapitel: Snape´s Crest
„Haben Sie nicht zu viele Hoffnungen bei den Weasleys geweckt, Professor?" fragte Madame Pomfrey vorsichtig, nachdem sie gemeinsam mit dem Schweizer mittels Flohpulver in das Zimmer im „Barn Owl Inn" zurückgekehrt war . „Ich meine, die Extraktion der Seele – das ist doch ein Wagnis mit unabsehbaren Folgen! Bedenken Sie: die verbotene dunkle Magie! Wenn das Ministerium ...."
„Liebe Madame Pomfrey, ich habe von einer Möglichkeit gesprochen. Und beim Anblick des jungen Mr. Weasley scheint mir beinahe jedes Mittel recht, um ihn aus seiner unglücklichen Lage zu befreien." Ignatius Kernheim schüttelte gemächlich ein paar Ascherückstände von seinem Reiseumhang.
„Aber ... wir brauchen doch Sev ... Professor Snapes Körper, oder? Sie wollen doch nicht die arme Seele auf ewig im Universum umherirren lassen! Bei allen guten Geistern!" Allein die Vorstellung reichte, um Madam Pomfreys Sorgenfalten ein gutes Stück tiefer zu graben.
„Das sicher nicht! Erwähnte der junge Mr. Potter nicht eine Sondereinheit des Ministeriums, die sich bereits mit diesem Fall beschäftigt?"
„Ja, doch bezweifle ich die nötige Einsicht dieses Auroren-Teams hinsichtlich der Dringlichkeit ihrer Aktionen. Es geht ja nur um ... um...". Madam Pomfreys Stimme versagte und ihre Augen glänzten wässrig.
„Kopf hoch, meine Liebe! Ich habe meinen Aufenthalt hier in London um einige Tage verlängert. Diese Geschichte ist einfach zu spektakulär, auch vom wissenschaftlichen Standpunkt aus gesehen. Und ich hoffe mit Ihnen allen, dass sich Professor Snapes Schicksal alsbald aufklären wird!"
„Ihr Wort ihn Merlins Ohr, Professor", murmelte Madam Pomfrey mit einem flehenden Augenaufschlag.
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„Was hältst du davon?" fragte auch Harry skeptisch, nachdem er und Luna vor dem windschiefen, kleinen Cottage, das Luna derzeit bewohnte, appariert waren.
„Was meinst du?" gab Luna unschuldig zurück.
„Na, diese komische Mondflamme. Glaubst du wirklich, damit kann man Snapes Seele einfach so aus Ron herausziehen wie ... na, wie eine Alraune aus Professor Sprouts Gewächshaus? Stell dir vor, die schreit auch so ... !"
Luna antwortete nicht gleich, sondern musterte stattdessen das Spiel der dunklen Wolken, die über den fast kreisrunden Mond flogen.
„Hm, ich halte das durchaus für möglich ..." erwiderte sie, ohne Harrys flachen Scherz überhaupt zu beachten.
„Und wenn Rons Seele stattdessen seinen Körper verlässt? Und Snape für immer drinbleibt? Oder beide Seelen verflüchtigen sich und Ron bleibt als leere Hülle zurück? Und wenn es tatsächlich gelänge, die richtige Seele zu extrahieren – was machen wir mir ihr, wenn Snape nie gefunden wird?"
„Das ist tatsächlich ein Problem ...", stimmte Luna ihm nachdenklich zu.
„Wir können sie ja schlecht in einem Glasbehälter auffangen und dann vielleicht im Ministerium aufstellen, beschriftet mit den Worten: dies ist die Seele eines Slytherin, die einst Zuflucht suchte in einem tapferen Gryffindor, der ... „
„Harry!"
Harry wurde sofort ernst. „Tschuldigung, hast ja Recht! Der arme Ron ... findest du nicht auch, dass er dem Professor immer ähnlicher sieht? Also, wie er mich vorhin angestarrt hat ..."
„Ich glaub, dass ist nur seine Verzweiflung ..."
Nun schwieg auch Harry in Gedanken versunken, bis er schließlich meinte: „Wenn man bedenkt, wie lange er das schon mit sich rumträgt. Und ich hab nie etwas gemerkt ..."
„Das hat doch nicht mal Hermine."
Sie standen mittlerweile vor der hellblau gestrichenen Holztür mit den eigenwilligen Muschelintarsien, als Luna die Hand hob und damit Harry ganz sanft von einem Weitergehen abhielt.
„Harry, du kannst heute nicht mitkommen", sagte sie bestimmt. „Morgen ist Vollmond und ich habe noch einige Vorbereitungen zu treffen – du weißt schon, wegen Mum! Gute Nacht!"
Sie hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen, verschwand im Haus und ließ einen ziemlich überrumpelten Harry in der Dunkelheit zurück.
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„Taedium vitae ..." Rons geflüsterte Worte ließen die Kerze auf dem Tisch in ihrem Windhauch flackern. Immer wieder strich er über das zerknitterte Pergament. Seine Finger malten die dünnen Buchstaben nach, zaudernd und vorsichtig, so als wolle er ihnen nicht weh tun.
ER hat ihr wehgetan ...
Sogar im rauen Stein der Mauern hat sie ihr Glaubensbekenntnis verewigt ...
„Aber wie kann Malfoy ... ?"fragte Ron leise in die Stille der Küche. Alle waren gegangen. Die unablässige Redeflut des Abends rauschte noch immer in seinen Ohren, wie ein Dauerregen, den man nach langer Zeit nicht mehr richtig wahrnahm. Er hatte sich kaum mehr an den Gesprächen beteiligt. Und er hatte niemanden auf seine Entdeckung aufmerksam gemacht. Es war einfach zu abwegig! Oder .... ?
Das ist IHRE Schrift... Du musst gehen, um sicher zu sein!
„Ich muss gehen. Ich muss sicher sein ...", wiederholte Ron müde. Sein Kopf schmerzte. Das Pochen hinter seiner Stirn hatte sich in den letzten Stunden verstärkt, die Stimme in seinem Innern war immer eindringlicher geworden. Er schob das Pergament von sich und rieb sich die vor Müdigkeit schmerzenden Augen. Eine weitere schlaflose Nacht ...
Geh! Du musst sicher sein ... ! drängelte es in ihm.
„Das ist doch Unsinn!" Wütend stand Ron auf und reckte sich. Mit einem letzten Blick auf den Tisch verließ er schließlich die Küche. Vor der Schlafzimmertür blieb er zögernd stehen, öffnete sie dann vorsichtig. Hermine lag schlafend in den Kissen, ihr Haar schimmerte wie dunkles Gold. Ein Arm war suchend auf dem leeren Platz daneben ausgestreckt und die Finger zuckten leicht. Ihr Anblick versetzte ihm einen kleinen Stich und erfüllte ihn mit einer unerklärlichen Trauer. Sie schien so weit weg, wie in einer anderen Welt ...
Leise verschloss er die Tür und begab sich in Snapes Zimmer, um sich seufzend auf dem unberührten Bett nieder zu lassen.
Taedium vitae .... Malfoy ... Mondflamme ....
Ein Stück schwarzen Stoffes auf dem Stuhl am Fenster fesselte Rons Aufmerksamkeit. Snapes Umhang. Ihm war plötzlich kalt. Und er war hungrig. Hatte er denn nichts gegessen heute Abend? Er stand auf, ging hinüber zu dem Stuhl und legte sich den schweren Stoff um die Schultern.
Mondflamme .... Malfoy ....
Draußen dämmerte bereits der neue Tag. Die frühen Strahlen der Morgensonne rissen rötliche Wunden in den Nachthimmel.
Wunden ... Mondflamme ... Malfoy ...
Der Trank der Unverwundbarkeit! Da ist der Zusammenhang!
Du musst gehen!
Ron hüllte sich in den Umhang wie in ein zweite Haut. Er fand keine Argumente mehr, keine Möglichkeit zur Gegenwehr. Er war machtlos.
Er schloss die Augen und tauchte tief in sich hinein. Verschwommene Bilder nahmen langsam Konturen an; er erkannte ein riesiges graues Herrenhaus, kalter grob behauener Stein, vereinzelte zuckende Lichter in den hohen schmalen Fenstern, wispernde Baumwipfel, die vor den Mauern zu fliehen schienen, noch mehr Bäume, überall - Snapes Crest!
Geh!
Er holte tief Luft, richtete sich auf und mit fest zusammengepressten Lidern machte er sich bereit, um zu apparieren ...
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Mit einem leisen Zischen öffnete Ron die Augen. Das Apparieren war anstrengend gewesen, da er nicht wirklich wusste, wo er landen würde. Zwischenzeitlich hatte er das Gefühl gehabt, sein Körper wäre in alle Himmelsrichtungen auseinander gezogen worden. Vorsichtig unterzog er seine Glieder einer oberflächlichen Prüfung und stellte erleichtert fest, dass alles an Ort und Stelle war. Dann hob er den Kopf und sah sich ein wenig unschlüssig um. Die Sonne war nun aufgegangen, doch die Luft um ihn herum war kalt. Zu beiden Seiten erstreckten sich einige Hügelkämme, bewachsen mit ausgedehnten Wäldern. Zehn Fuß vor ihm war ein leicht verbeultes Ortsschild in den Boden gerammt, auf dem er nur mit Mühe die Worte „Hope´s End" entziffern konnte. Er konnte sich ein Auflachen nicht verkneifen. Passender Name! In einiger Entfernung machte er die Dächer eines noch verschlafenen kleinen Muggel-Ortes aus, die sich Schutz suchend an diesem kalten Spätherbstmorgen aneinander drängten.
Er stieß mehrere kleine Atemwölkchen aus und schlug schließlich den schmalen Schotterweg zu seiner Rechten ein, der sich nach kurzer Zeit im Dunkel einer Tannenschonung verlor. Er tat dies, ohne darüber nachzudenken. Seine Beine trugen ihn in diese Richtung und der Rest seiner Gliedmaßen folgte gehorsam. Mechanisch setzte er einen Fuß vor den anderen.
Er fühlte sich wie eine dieser Puppen aus einem Muggel-Theaterstück, das er als Kind einmal zufällig beobachtet hatte. Es war ein kleine Straßenbühne gewesen, direkt neben dem Bahnhof. Charlie hatte damals sein Buch für Verwandlungen zu Hause vergessen und Mum und er hatten vor dem Bahnhof gewartet. Es war ein lustiges Stück, mit einer Prinzessin und einem bösen Zauberer (eine lächerliche Figur in einem voluminösen, sternenübersäten Kleid). Leider hatte er das Ende nicht mehr mitbekommen, da Mum ihn schließlich ungeduldig weggezerrt hatte. Aber er hatte noch einen Blick hinter die Bühne erhaschen können und gesehen, dass dort ein Mann stand, dessen Hände in den Figuren verschwanden und der sie so zum Leben erweckte.
Hatte nicht auch Snape seine imaginäre Hand nach ihm ausgestreckt und ließ ihn so agieren, wie er es wollte?
Er hätte durchaus ein gutes Stück weiter oben apparieren können. Es dauerte noch, bis die unsichtbare Mauer aus Schutzflüchen begann. Doch der lange Weg, der jetzt noch vor ihm lag, gab ihm ein wenig Zeit, das Unvermeidliche hinauszuzögern.
Je weiter er in den Wald eindrang, desto weniger einladend schien dieser zu werden. Einen Weg gab es schon lange nicht mehr, mehrmals stolperte er über umherliegende Äste und einmal wäre er sogar fast gestürzt. Auch schienen die Geräusche, die vorhin noch von Zeit zu Zeit den Morgen durchdrungen hatten, wie das Krächzen eines Raben oder das ferne Bellen eines Hundes, verstummt. Nur noch das Flüstern der Baumwipfel und das leise Rascheln der Blätter unter seinen Füßen begleitete ihn.
Plötzlich hatte er das Gefühl, nicht mehr weiter zu können. Eine imaginäre Wand hielt ihn davon ab. Ein Schutzfluch! Er überlegte kurz und sein Alter Ego servierte ihm prompt die Lösung.
„Utere viribus tuis", flüsterte er und das gestaltlose Hindernis schien sich zu öffnen und ihn durchzulassen.
Weiter – tiefer in das dunkle Grün der Tannen und das Graubraun der nackten Laubbäume...
Endlich fühlte er, dass sein Ziel ganz nahe war. Er befand sich auf einer kleinen Lichtung; zu seiner Linken glänzte das sumpfige Wasser eines Weihers, rechts von ihm fiel das Gelände in einem steilen Abhang in eine Art Schlucht; doch wiederum kam er nicht voran – der letzte Schutzzauber. Er zögerte und sah sich noch einmal um. Über ihm hatte die Sonne bereits ihren Zenit überschritten. So lange war er unterwegs gewesen? Mit einem Mal machte sich eine leichte Erschöpfung bemerkbar. Er war durstig und so hungrig, als hätte er seit mehreren Tagen nichts gegessen.
Geh!
Ein Moment der Besinnung – dann murmelte er den erforderlichen Spruch, um den Bann zu lösen.
Langsam schlich er weiter, vorbei an den knorrigen Stämmen der uralten Bäume, durch dichtes Gestrüpp und mannshohe Farne, bis sich das Dickicht lichtete und auf einem weitläufigen Areal ein imposantes Bauwerk in den Himmel ragte.
„Alle Achtung!", stieß Ron aus und suchte Halt an dem Stamm einer von Efeu umrankten Eiche, während sein Blick die grauen Mauern hinaufkroch und an den teilweise blinden Fenstern hängen blieb. Vollkommene Stille verlieh dem Bild vor ihm einen Hauch von Unwirklichkeit.
„Und jetzt?" flüsterte er.
Doch die Stimme in seinem Innern war verstummt.
Mist! fluchte Ron und lauschte tief in sich hinein. Doch da war nichts außer seinem eigenen klopfenden Herzen und einem dicken Kloß im Hals. Nein – da war noch etwas anderes. Etwas, das außerhalb seiner eigenen Angst fühlbar war: eine Art wütende Trauer. Und Verzweiflung ....
„Na schön, na schön ..." grollte er und ein Ruck ging durch seinen Körper, als er den Zauberstab zog und fest umklammerte. Dann machte er einen vorsichtigen Schritt nach vorne. Dann noch einen...
Was war das?
Blitzschnell verschwand er hinter der dicken Eiche und starrte atemlos in die Richtung, aus der er das Knacken vernommen hatte.
Da war Jemand!
Eine Gestalt löste sich aus den Bäumen im Hintergrund und eilte auf das Herrenhaus zu, in eine schwingende Robe gehüllt. Langes blondes Haar fiel auf den Rücken herab und Ron riss überrascht die Augen auf. Er kannte die Frau, hatte sie ein paar Mal aus nächster Nähe gesehen. Ein schmales, blasiertes Gesicht aus dem nie der Ausdruck der Verachtung gewichen war: Narzissa Malfoy!
Also doch! Malfoy!
Die Frau verschwand irgendwo hinter den Mauern und lange Zeit war nichts mehr zu sehen oder zu hören, doch Ron wagte sich nicht aus seinem Versteck hervor. Er hatte das Gesicht an die raue Rinde gelehnt und wartete, ohne zu wissen, worauf. Ein trüber Dunst breitete sich langsam über den Himmel aus und ließ die Sonne verblassen.
Noch immer war es still wie auf einem Friedhof.
Er zog den Umhang enger um sich und es wurde ihm bewusst, dass es Snapes Umhang war, den er trug. Und er erinnerte sich daran, warum er hier war ...
Und mit dem Mut der Verzweiflung stieß er sich endlich von seinem schützenden Versteck ab und wagte erneut einen Vorstoß auf das wenig einladende Herrenhaus zu, von dem er nicht wusste, was ihn dort erwartete. Zunächst schlug er die Richtung ein, die Narzissa Malfoy gegangen war, dann aber wandte er sich nach rechts, und schlich, gut verborgen durch das verwilderte Gebüsch, an der Längsseite des Gebäudes vorbei. Mit erhobenem Zauberstab tastete er sich langsam und geduckt an den hoch aufragenden Mauern entlang, bemüht, jedes Geräusch zu vermeiden. Endlich stand er vor einem breiten Eingangsportal. Zwei umeinander gewundene Schlangen bildeten einen Türklopfer von beeindruckender Größe. Das Symbol wiederholte sich auf dem bronzefarbenen Griff, dem die Zeit eine dunkle Patina verliehen hatte.
Was soll ich tun? fragte er in sich hinein, doch es kam keine Antwort.
Dann hob er die freie Hand, ließ sie Stück um Stück auf den Türgriff zuwandern und drückte diesen ganz langsam nach unten. Die Tür war unverschlossen.
Und mit einem erstaunlich leisen Ächzen öffnete sie sich, um ihn im Schoß der dunklen Mauern willkommen zu heißen ....
t.b.c.
Na, wie wär´s mit ein wenig Feedback, dann schreib ich schnell weiter, denn die nächsten Kapitel machen mir viel Spaß!!!
